Kulturkritik-Sendung vom 12. 10. 2007 auf Radio Lora


Widerstandskultur 4:
- Kann Arbeitslosigkeit bekämpft werden, wenn man Angst davor hat?

Zeitdauer: 60 Minuten - Datenumfang ca. 50 MB

Der Inhalt der Sendung ist oft eine Kürzung des entsprechenden Artikels (siehe unten).
Dort sind zudem auch die verwendeten Begriffe nachzuschlagen.


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Themenkatalog der gesamten Sendungsreihe:

http://kulturkritik.net/was_tun/rundtisch/index.html

Anmoderation:

Arbeitslosigkeit ist heute wieder das Schreckgespenst Nummer eins, das alles bestimmt, was zwischen Arbeit und Kapital ausgehandelt wird. Dass Krisen des Kapitalismus durch vermehrte Arbeitslosigkeit bei sinkendem Lohnniveau zu Tage treten, hat schon eine lange Geschichte. Sie ist bisher allerdings noch nie damit zum Ende gekommen, dass das Kapital sich zu einer zeitgemäßen Umorganisation der Zeitverteilung der Arbeit hätte entschließen können, etwa gleich kurze Arbeitszeiten für alle Menschen die auch alle daran je nach dem einzelnen Vermögen beteiligt sind und durch den Reichtum, den sie produzieren, ein reichhaltiges Leben haben und anteilig entwickeln können. Das ist ganz offensichtlich niemals sein Anliegen, so sozial und verantwortlich für die wirtschaftliche Entwicklung es sich auch geben mag. Ihm kommt Arbeitslosigkeit in Krisenzeiten immer sehr recht. Nicht umsonst hat Karl Marx die Arbeitslosen als die Reservearmee des Kapitals bezeichnet. Ihm dient sie in vollem Ausmaß als Bedrohungspotenzial, mit dem Arbeitszeiten und Arbeitslöhne zu erzielen sind, die inzwischen sogar öfter wieder unter die Regenerationsfähigkeit und das Selbsterhaltungsniveau der Menschen gehen. Je länger und billiger die Arbeit derer erbracht wird, die noch in Lohn stehen, desto mehr Wert ist aus ihrer Arbeit zu ziehen und desto eher scheint es dem Kapital, hierdurch seine beständig wiederkehrenden Verwertungskrisen überwinden zu können. Hinzu kommt die Potenzierung des Angebots an Arbeitskräften auf dem Weltmarkt, das sich in den letzten 15 Jahren vervierfacht hat.

Menschen gelten dem Kapital nur als Zugesel seiner Verwertungslage, denn die ist immer öfter wieder schlecht und kann zugleich nie gut genug sein. Die Lage der Menschen steht auf diese Weise in umgekehrten Verhältnis zu ihr: Je mehr Wert zur Verwertung angelegt und aufgehäuft wird, desto ärmer und armseliger wird ihr Leben, desto verbreiteter ihre Existenzangst und Arbeitslosigkeit und desto knapper ihre Lebensressourcen und ihr Arbeitslohn.

Der sprunghafte Anstieg der Produktivität der Arbeit wirkt sich deshalb nicht aus im Sinne einer menschlichen Wirtschaft, eben als Ausnutzung der Effizienz ihrer Technologie zur Verknappung der menschlichen Arbeitszeit, der Wochenarbeitszeit wie auch der Lebensarbeitszeit. Im Gegenteil: Sie wird zum politischen Mittel des Kapitals, sich wieder stark zu machen gegen die Menschen, die von ihm abhängig sind. Es nimmt die Prekarisierung der Randgruppen und die Machtkonzentrationen der Eliten wieder rapide zu.

Die Gewerkschaften scheinen nur noch schier ausweglose Verteilungs- und Verteidigungskämpfe um Löhne und gegen die Ausweitung von Billiglohn zu führen. Die Telekom-Belegschaft hatte insgesamt 11 Wochen gestreikt und schließlich zum Resultat, dass die Wochenarbeitszeit um 3,5 Stunden erhöht wurde und eine Lohnminderung um 6,5% erfolgte. Die Zugführer wollen nach 10jährigem Stillhalten um eine Anpassung der Löhne streiken, damit die derzeit unterbezahlten Lockführer mit einem Durchschnittsgehalt von 1.900 Euro brutto wenigstens ca. 250 Euro mehr zum Selbsterhalt bekommen (das entspricht 32% Lohnerhöhung). Ihr Chef, Herr Mehdorn, bekommt im Jahr mehr als 3 Millionen Euro. Und dennoch sind die beiden entsprechenden Gewerkschaften, die Transnet und die GDL gespalten, ob sie sich nicht lieber mit 4,5% Lohnerhöhung zufrieden geben wollen – so die Transnet - oder an einer Forderung nach ca. 32% Lohnerhöhung festhalten – so die GDL. Forderungen nach Reduzierung der Arbeitszeit treten gar nicht mehr auf. Es geht fast nur noch um den Selbsterhalt der Beschäftigten als solche und vielleicht auch um den Selbsterhalt der Gewerkschaften überhaupt. Die Reduzierung der Arbeitsplätze bei der Bahn um 180.000 Stellen wird ohne Konsequenzen hingenommen. Was ist da los mit den Gewerkschaften? Kann Arbeitslosigkeit bekämpft werden, wenn man Angst davor hat?

Diese Frage diskutierte ich unter anderem im Studio EineWeltHaus mit Menschen aus verschiedenen Gruppierungen, Horst Schubert von ver.di, Harald Winkler von der Sozialistischen Alternative, Renate Börger von Attac, Eckard Thiel vom Radio EineWeltHaus und von der Kulturkritik München.



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