Buchstabe Bew Im Kontext

Bewährung, Bewahrheitung

In der Lebenspraxis bewahrheitet sich das meiste von selbst. Es ist unmöglich und unnötig, zu bestreiten, dass etwas z.B. ein Tisch und nicht Stuhl sei. Wer einen Tisch als Stuhl ansieht, hat einfach vielerlei Mühe und arbeit sich an seiner Begrifflichkeit ab, ohne damit zu eigener Geschichte zu kommen; er müht sich an seiner Unwahrheit ab, bis er sich darin abfindet, was Tisch und was Stuhl ist.

Was wahr ist, kann nicht bestritten werden, ohne dabei umgangen zu werden. Ein beliebiger Umgang damit, bringt Unglück, z.B. dass ein Labor in die Luft fliegt, wenn mit chemischen Stoffen anders umgegangen wird, als es sein muss, - eben weil sie sind, was sie sind. Glück setzt Gelingen voraus, liegt also auch daran, Sachen und Verhältnisse als das zu begreifen, was sie sind. Ein Umgang, der sich nur als Täuschung bewahrheiten kann, wird immer enttäuscht. Es bewährt sich eine Wahrheit im Seienden als dessen Sein. Das ist nicht nur so im positiven Sinn, sondern auch in dessen Negation, in der Vernichtung (siehe Vernichtungslogik).

Wie es sich sinnlich bewahrheit, so auch die Aussagen hierüber. Ob sie wahr oder unwahr sind, bewahrt sich in der Sprache selbst, braucht keine Logik als Prothese für die Urteilskraft oder Vernunft als Glaube an die ewige Einheit der menschlichen Selbstbewährung (siehe Kategorischer Imperativ). Die konkreten Verhältnisse selbst bewahrheiten Glaubenssätze, indem sie diese als Abstraktion erweisen und ihren Sinn zerstören - leider oft als mächtige Enttäuschung.

s.a.

=> Beweis

=> Wahrheit

Bewegung

"Bewegung ist Leben" (Leonardo da Vinci)

Bewegung ist das Fortschreiten eines Seins, das Inbeziehung-Treten der Sinne vermittelst ihrer Kraft, die in einer bestimmten Zeit einen bestimmten Weg bewältigt. Die Überwindung eines Weges ist eine Veränderung von Wirklichkeit in einer bestimmten Zeit. Die Tätigkeit, welche als Kraft in dieser Zeit aufgewandt wird, macht die Arbeit aus, durch welche die Bewegung vollzogen wird, das Fortschreiten (siehe Progression) einer bestimmten Geschichte.

In der Abstraktion von den Bestimmungen konkreter Zeit und Kraft wird Arbeit selbst abstrakt. Daher ist die abstrakt menschliche Arbeit die Begriffssubstanz der Verhältnisse, worin hiervon abgesehen wird: Den Verhältnissen des Werts. Und die durchschnittliche gesellschaftliche Arbeitszeit macht aus selbem Grund die Wertgröße aus.

Bewegung erzeugt Veränderung, die auch als ein Wechsel des Energiezustandes im Laufe der Geschichte im Leben der Menschen begriffen werden kann, als zugeführte Energie, welche die bestehende verändert hat. Dies ist, wovon die Esoterik in ihrem geschichtslosen Energiebegriff abstrahiert.

s.a.

=> Zeit

=> Kraft

=> Weg

Beweis

Ein Beweis kann sich immer nur auf die Fragestellung beziehen, die ihm vorausgesetzt ist und deren Wahrheit zu erweisen ist. Es gibt daher keinen allgemeinen Wahrheitsbeweis. Die Wahrheit ist im Beweis so relativ, wie die Frage, deren Antwort in einem Beweisverfahren überprüft wird. Man kann je nach dieser auf verschiedenen Ebenen Beweis führen, z.B. statistisch, sinnhaft, esotherisch. Manchem statistischen Beweis gingen z.B. esotherische Erwiesenheiten voraus (z.B. Wünschelrutengehen). Auch die Medizin kennt viele Nachweise von geistig intuitivem Wissen z.B. in der Diagnostik und Medikation überlieferter oder wilder Verfahrensweisen. Darin kann im Unterschied zu rein naturwissenschaftlichen Verfahren weit mehr Wissen enthalten sein, wenn Geistiges als natürlich und Natur begeistert erfahren wird. Rein statistisch können sich auch jederzeit völlig gegensinnige Aussagen beweisen lassen (z.B. ist Psyche endogen, angeboren und vererbt oder sozial erworben?), weil Grund und Folge dort wie Ursache und Wirkung erfasst werden (statistisch oder auch physiologisch lässt sich daher jede Behauptung, dass Stoffwechselüberhöhungen oder hormonelle Überaktivität der Grund für "Geisteskrankheiten" seien, immer beweisen, weil diese bei einem erregten Menschen auch immer anzutreffen sind, wie sich auch die ganze Entwicklung eines Menschen in Geist und Körper gleichsinnig oder gegensinnig beweisen lassen - je nach Begründung von Ursache und Wirkung).

s.a.

=> Wissenschaft

=> Wahrheit

Bewertung

Was etwas einem Menschen bedeutet, kann nicht bewertet werden; es ist seine bestimmte, sinnhafte Beziehung, die er dazu hat und die seine Empfindung ausmacht. Im Unterschied hierzu erkundet eine Bewertung das Maß einer Güte, die Quantifizierung einer bestimmten Qualität, die eine Sache, ein Ereignis oder ein Mensch oder Tier nicht nur für einen Menschen, sondern allgemein und gesellschaftlich hat. Bewertung setzt ein Verhälznis voraus, worin dieses Wert hat, z.B. als Benotung eines Schülers im Verhältnis zum Lehrstoff und den Leistungen seiner Mitschüler. Es geht also immer um eine Beurteilung dessen, als was dies gesellschaftlich gelten soll. Die Schwierigkeit einer Bewertung liegt darin, wie die Qualität, welche dem Urteil zugrunde liegt, zu bestimmen ist. Diese allein macht das Prinzip aus, wonach bewertet wird.

Ist ein bewertendes Prinzip einmal eingeführt, so entwickelt es auch schnell eine selbständige Wirklichkeit. Die bewerteten Beziehungen gehen darin unter und die wertende Substanz erzeugt Verhältnisse, die sich nur aus ihrem Substrat ergeben. So mag z.B. der Sport für die Menschen noch Wettkampf um Fahigkeiten sein; im Prinzip verwirklichen sich aber nur Zahlenwerte im Vergleich der Zeiten oder Punkte, und die Fähigkeiten richten sich nur hiernach aus. Was ein Vorsprung von einer Hundertstelsekunde über die Fähigkeiten eines Skifahrers aussagt sei dahingestellt. Jedenfalls sagt er aus, mit wieviel Todesmut er sich auf die Rennbedingungen einlässt und wieweit er von sich absehen kann.

Bewertung erzeugt ein Urteil über etwas nach dem Maß von etwas anderem, wie es hierfür gut ist. Das andere kann stofflich (z.B. Gold), Leib und Leben oder auch rein geistig sein (z.B. Gott, Ethik). Wie immer es für sich begründet sein mag, wesentlich für die Bewertung ist der Grund, warum es hierfür als Maß dient, welche Qualität es also für die Beziehungen formuliert, die es bewertet. Warum kann man durch Gold z.B. einen Stuhl bewerten, also meinen, er sei so und soviel Gold wert? Wie kann man durch Leib und Leben z.B. Besitz bewerten, also einen Diebstahl durch so und soviel Freiheitsentzug sühnen? Was ist ungeborenes Leben wert? Was lässt das Urteil zu, wann es dem kranken Leben unterordnet werden kann, ihm dienlich sein muss oder kann?

All diese Fragen sind nicht wirklich zu beantworten und zum Teil geradezu absurd. Das zeigt das grundsätzliche Unvermögen einer Bewertung deutlich, das sich notwendig gleichgültig zu jedem bestimmten Sein verhält. Es wird lediglich aufgelöst durch etwas Drittes, welches dem Verhältnis des Bewertens in einer bestimmten Art und Weise entspricht, ihm eine Form bietet und von daher, also ihm äußerlich, seine Güte formulieren soll als Maß einer Formbestimmung, z.B. aus einer praktischen Notwendigkeit aus dem Leiden von Menschen heraus, aus einer sozialen Bedeutsamkeit oder einer Moral, entweder negativ, also ausschließend und abweisend (z.B. Verhinderung von Euthanasie), oder positiv, also maßgebend als Qualität, um welche die Bewertung kreist (z.B. Menschlichkeit). In beiden Fällen kann die Bewertungsgrundlage niemals konkret sein, also nichts sein, was wirkliches Maß setzt, was das Maß in sich trägt wie z.B. ein Liter Milch ein Liter an Milch ist. Die Bewertungsgrundlagen sind immer subjektiv und geschichtlich, ihre Zuordnung mehr oder weniger willkürlich, je nachdem, was sie für den Erfolg oder Misserfolg einer Geschichte taugen - aber auch dies selbst ist schon wieder "Ansichtssache".

Bewertung beruht erst mal auf einer Gedankenabstraktion als ein Urteil aus einem abstrakten Sinn heraus, ein Urteil ohne Teil und Ganzes, ohne Grund. Es wäre sonst objektiv, Erklärung, begriffene Ganzheit von Zusammenhängen (siehe Begriff), die - ohne Bewertung - selbst nur konkret sein können. Solches Urteil unterstellt ein Subjekt, das durch seine eigene Unbegründbarkeit in der Lage ist, Wert zu beurteilen. Dies kann nur ein Subjekt sein, welches von jeder Begründung, also von allem absieht, was mit dem bewerteten Objekt zu tun hat. Es ist ein abstraktes Subjekt, das sich hinter der Bewertung als Vorstellung einer Urteilskraft (z.B. Vernunft), als Ideologie oder einer anderen Gedankenabstraktion versteckt. In ihr wird subjektives Urteil objektiv durch den Wert, den etwas bekommt, und der sich als Wille vermittelt, dass es auch so sein soll, wie es bewertet ist. Es kann Wert niemals für sich selbst oder durch sich haben und ist daher existente Form des Urteils, solange es sich nicht an ihm selbst unsinnig macht. Es mag ein Gott in der Beurteilung des Lebens aparten Sinn für die Menschenliebe stiften, wenn er über Gut und Böse zu befinden versteht; - nimmt bei den wirklichen Menschen die Notwendigkeit zur Sünde überhand, so wird der Gottesglaube Unsinn.

Umgekehrt besteht eine Bewertung objektiv als Realabstraktion in einem Wertverhältnis, solange darin gesellschaftliche Notwendigkeiten vermittelt sind, gleichgültig, wie dies subjektiv beurteilt wird. Wenn und weil Wert die Produkte gesellschaftlich notwendiger Arbeiten abstrakt aufeinander bezieht (siehe abstarkt menschliche Arbeit), setzt er sich "mit Naturgewalt" auch gegen den Willen der Menschen durch. Er bestimmt die Verhältnisse der Menschen, indem er ihre Lebensmittel als Wertform zur Gesellschaft bringt (siehe Formbestimmung), so dass ihnen ihr gesellschaftliches Verhältnis als Verhältnis ihrer Sachen erscheinen (siehe Warenfetischismus). Was an den Waren, welche die Wertform dieser Sachen sind, bewertet ist, ist nur scheinbar durch die Menschen bestimmt (z.B. als Preis). Darin drückt sich immer die Realabstraktion der Vermittlung von menschlicher Tätigkeit aus, auch wenn dabei und darüber zu verhandeln ist.

Wo subjektive und objektive Bewertung zusammenfällt ist der Kreis geschlossen. Gut ist, was gefällt, auch wenn schlecht ist, was Gefallen macht. Was in der Trennung von Bewertungen noch unterscheidbar war, ist dann die Gültigkeit einer Welt, die Menschen einfach nur Leben können müssen, um darin zum Leben zu kommen, auch wenn es der leibhaftige Tod ist. Allgemein besteht eine Bewertung als Geltung und Gültigkeit von ökonomischen Werten (Geld), kulturellen Werten (Seele) und rechtlichen Werten (Wille) fort.

s.a.

=> Wert

=> Werturteil

=> Moral

Von der Kritik der politischen Kultur zur Kritik der politischen Ökonomie:
Werturteil, Wert, Wertsubstanz, Wertgröße, Wertwachstum

Themenabend
"Leitkultur, Patriotismus und kulturelle Werte"

Siehe hierzu auch Patriotismus, Leitkultur, Wertediskussion und so weiter ...

"Zum Verhältnis von ökonomischen und kulturellen Werten und zur Entstehung des Faschismus überhaupt"

Bewusstsein

»Unser Wahlspruch muß also sein: Reform des Bewußtseins nicht durch Dogmen, sondern durch Analysierung des mystischen, sich selbst unklaren Bewußtseins, trete es nun religiös oder politisch auf. Es wird sich dann zeigen, daß die Welt längst den Traum von einer Sache besitzt, von der sie nur das Bewußtsein besitzen muß, um sie wirklich zu besitzen. Es wird sich zeigen, daß es sich nicht um einen großen Gedankenstrich zwischen Vergangenheit und Zukunft handelt, sondern um die Vollziehung der Gedanken der Vergangenheit. Es wird sich endlich zeigen, daß die Menschheit keine neue Arbeit beginnt, sondern mit Bewußtsein ihre alte Arbeit zustande bringt.« (MEB I, S. 346).

Bewusstsein ist nicht Wissen des Seins, sondern wissendes Sein, Gewissheit im Seienden als Seinsgewissheit. In der Gewissheit wird der Mensch seiner selbst mächtig, streift seine Ohnmacht ab, die ihm in der Erscheinung der Welt als Notwendigkeit dieser Welt auferlegt ist (sieh notwendiger Schein). Dass er denken muss, was nicht sein kann, erschließt aus der Selbstevidenz des Denkens, dass es Dinge gibt, die für sich etwas sind, was sie nicht für ihn sein können. So setzt Bewusstsein die Erkenntnis eines Undings als seine Bedingtheit voraus und kehrt die objektive Unterworfenheit der Menschen unter solche Bedingungen zu einem Wissen, das sich zur Objektivität verhalten kann.

Unmittelbares Bewusstsein ist praktisches Bewusstsein, greifbares Wissen, das keinen Begriff hat. Es hat die Stufe einer allgemeinen Gewissheit als Wissen ob der Sache, wie sie ihm erscheint (siehe auch Schein). Aber solche Allgemeinheit ist ein Widerspruch in sich: Solange sich sich der Mensch durch seine Sache allgemein vergewissert, kann er sich nicht selbst gewiss sein. Solange er sich nur im Bezug auf sie denkt, solange er sich durch sie denkt, solange er sich also nur so weiß, wie ihm seine Sache erscheint, unterliegt dieses Bewusstsein dem sachlichen Verhältnis, widerspiegelt es sich im Verhältnis der Sachen (Widerspiegelungstheorie) und verbleibt am Dasein der Sachen fixiert (siehe auch Verdinglichung). Diese gelten solchem praktischen, weil unmittelbaren Bewusstsein als Gewinn wie Verlust seiner selbst, Kult seiner Selbstvermittlung, Fetische seines Lebens, die ihm das erbringen, was es ihnen gibt. Solches Bewusstsein unterliegt dem Warenfetisch, ist in sich verkehrtes Bewusstsein, zirkuläres Bewusstsein.

Dagegen ist theoretisches Bewusstsein das Wissen einer Vorstellung, einer Idee, welche seinem Gegenstand inne ist, ohne dass gewiss ist, dass sich darin sein Begriff vermittelt. Wieweit Idee und Gegebenheit sich als Wesen und Erscheinung eines Begriffs erkennen lassen, wird sich in der Aufhebung des praktischen Bewusstseins durch das theoretische erweisen.

"Das Bewußtsein kann nie etwas andres sein als das bewußte Sein, und das Sein der Menschen ist ihr wirklicher Lebensprozeß.“ (MEW 3, S. 26).

Dem Bewusstsein ist das Streben des Menschen zu einer menschlichen Identität mit menschlichem Sein inne. Dies macht Bewusstsein zu einem Wissen der Emanzipation. Sie ist die Einheit des Bewusstseins mit sich als theoretische und praktische Beziehung zur Welt und seinem Gegenstand in der Erkenntnis und Praxis seines menschlichen, weil vom Menschen kommenden Wesens. Nicht Ideologielkritik allein und nicht Wissen des Faktischen (siehe Gegebenheit). Daher muss Bewusstsein in diese Form gebracht werden, die mit ihrem Inhalt zusammenfällt, dem wirklichen Sein als wirklich sein des Menschen. Ideologiekritik muss sich in der Analyse der Wirklichkeit aufheben, will sie nicht eine Form der Anpassung sein.

"Die ... Forderung, das Bewußtsein zu verändern, läuft auf die Forderung hinaus, das Bestehende anders zu interpretieren, d.h. es vermittels einer anderen Interpretation anzuerkennen.“ (MEW 3 S.20)

Bewusstsein ist erst wirkliches Bewusstsein als Wissen menschlicher Wirklichkeit, also als das Resultat einer Selbstverständigung (Philosophie) über das eigene Sein. Es macht die eigenen Gewissheiten zu einem Wissen und verlangt als Wahrheit seiner Rückbeziehung zugleich ein Wissen über diese Gewissheiten, ein Wissen über Zusammenhänge, die auch eine Wahrheit haben, die nicht unmittelbar gewiss ist.

Es gibt zwar keine Wahrheit des Seins (siehe Ontologie), aber es gibt eine Wahrheit der Erkenntnis darin. Wahrheit ist die Einheit der Erkenntnis im Sein mit ihrem Gegenstand. In Wahrheit ist alles eins. Das Unwahre gibt es nicht (siehe Kritik an Adorno).Das Resultat der Erkenntnis ist das bewusste Sein als Bewusstsein.

Bewusstsein entsteht daher aus der Beziehung von Mensch und Sache, ist als Bewusstsein der Sache zugleich Selbstbewusstsein der Menschen und besteht immer auch nur als dieses beidseitige Wissen: Es ist wissendes Selbstbewusstsein. Als Wissen trägt es die Inhalte des Seins und ist hierin bestimmt, als Selbstwusstsein ist es das Wissen seiner selbst in der Welt, also Reflexion, welche die Vorstellungen des Bewusstseins von sich und der Welt reformiert, aus dem "unglücklichen Bewusstsein ein Bewusstsein des Unglücks" (Marx) werden lässt, welches es wirklich, also in seiner Wirklichkeit leidet (siehe Leiden).

"Die Reform des Bewußtseins besteht nur darin, daß man die Welt ihr eigenes Bewußtsein innewerden läßt, daß man sie aus dem Traum über sich selbst aufweckt, daß man ihre eigenen Aktionen ihr erklärt. Unser ganzer Zweck kann in nichts anderem bestehn.... als daß die religiösen und politischen Fragen in die selbstbewußte menschliche Form gebracht werden."(MEB I, S. 346).

Niemals kann Bewusstsein ein Spiegel der Welt im Menschen sein (siehe Widerspiegelungstheorie). Er wäre darin wesenlos, ein bloßes Ding, das bestenfalls funktionieren kann. Als solches wird Bewusstsein in positivistischen Varianten der Wissensbildung verstanden (siehe Widerspiegelungstheorien, Skinner, Pawlow). Dies allerdings entspricht auch dem Bedürfnis einer konsumatorischen Selbstwahrnehmung, wie sie in modernen Dienstleistungsgesellschaften en voge ist.

"Hatte die materialistische Kritik der Gesellschaft dem Idealismus einst entgegengehalten, daß nicht das Bewußtsein das Sein, sondern das Sein das Bewußtsein bestimme, daß die Wahrheit über die Gesellschaft nicht in ihren idealistischen Vorstellungen, sondern in ihrer Wirtschaft zu finden sei, so hat das zeitgemäße Selbstbewußtsein solchen Idealismus mittlerweile abgeworfen. Sie beurteilen ihr eigenes Selbst nach ihrem Marktwert und lernen, was sie sind, aus dem, wie es ihnen in der kapitalistischen Wirtschaft ergeht. Ihr Schicksal, und wäre es das traurigste, ist ihnen nicht äußerlich, sie erkennnen es an." (Horkheimer/Adorno)

s.a.

=> Selbstbewusstsein

=> Ideologie

zitatup5b1a1 Bewusstsein bei Marx
zitatup2 Selbstbewusstsein bei Hegel (Marx)

 

Bezichtigung

Bezichtigung ist die Beziehung eines Vorwurfs, der den hiervon Betroffenen Erziehen soll und auch manchmal Züchtigung nach sich ziert. Er unterstellt immer eien Moral, welche als Pflicht gegen Menschen gewendet wird, als allgemein behauptete Notwendigkeit, der die Menschen unterworfen sein sollen. Ethische Auffassungen lassen sich nur unter der Sebstaufgabe jeder Ethik als Bezichtigung verwenden.

 

Beziehung

Beziehung meint als wissenschaftlicher Begriff eine objektive Relation innerhalb einer Menge, deren Teile dadurch aufeinander bezogen sind, dass ihre Teilmengen definiert werden. Dies unterstellt eine Substanz, welche innerhalb eines Ganzen, einer Totalität, unterscheidbar ist und von daher unterschiedliche Positionen mit unterschiedlichen Quanten einnehmen kann.

Im Lauf der 60ger Jahre hat der Begriff vor allem eine subjektive Bedeutung bekommen, als die Sprache einen objektiven Begriff für Liebe oder Freundschaft nötig hatte, der zugleich subjektiv verwendbar ist. In der Ablösung von festen Verbindungen innerhalb der Existenzen (z.B. der ökonomisch bestimmten Haushalte) war ein existenzialistischer Begriff nötig geworden, welcher die Verbundenheit von Menschen formulieren konnte, die sich ohne wirkliche Not und Notwendigkeit begegnen. Freundschaft, Liebe und Sexualität lösten sich aus der Dimension von Wirtschaft und Geschlecht (Antibaby-Pille) und wurden zu einer rein zwischenmenschlichen Anziehung.

Subjektiv begriffen entsteht eine Beziehung, wenn jemand oder etwas anziehend ist und hierdurch Verlangen nach einem Zusammenkommen erweckt. Im Zusammensein verwirklicht sich die Beziehung, das heißt: Sie stiftet Inhalte, die ohne dieses Zusammentreten nicht sind. Beziehung ist dadurch geworden, dass sich Unterschiedenes zu einem Inhalt zusammengefunden hat, der ohne die Beziehung nicht existiert, zum Teil eines Ganzen geworden ist, das vor der Beziehung nichts war, ein Inhalt, der neu da ist, ein Wesen, das in der Begegnung entstanden ist und wirklich und praktisch besteht. Anwesenheit ist daher auch zum einen eine notwendige Form der Beziehung, die bei Abwesenheit nur in der Form des Entzugs herrscht. Die aufeinander Bezogenen ziehen einander an, weil sie ohne einander nicht mehr in diesem Wesen ganz sind, ohne das Andere nur unwirkliche, also wirkungslose Beziehung haben. Von daher ist eine Beziehung dem Inhalt nach Identität einer Gegenwärtigkeit, die unwirklich, also bloß symbiotisch wird, wenn sie sich nicht wirklich, sich nicht als praktisches Verhältnis gestaltet, sich also nicht zu verhalten versteht.

Beziehung ist demnach der Inhalt eines jeden Verhältnisses, der Sinn, in welchem es da ist. Sie besteht in der Bestimmung, die ein Subjekt auf ein Objekt hat durch seine Äußerung und Verwirklichung in ihm und die Erkenntnis dieser Wirklichkeit als Inhalt und Rückbezug auf sich vermittelst Verhalten, Tätigkeit, Wahrnehmung, Arbeit usw. In der Beziehung sind Subjekt und Objekt unentwegt im Wechsel, also ingesamt in ihrer Subjektivität objektiv. Darin ist also subjektiver wie objektiver, aktiver wie passiver Inhalt, Bestimmung und Bestimmtheit in einem: Ich beziehe mich, also bin ich bezogen. Dies ist gleich mit der Feststellung, dass ich mich auch beziehe, worin ich bezogen bin. Ich bin als Produzent einer Beziehung immer auch Konsument, der sich in seinen Bedürfnissen verwirklicht, wie er zugleich in seinem Produkt wirklich ist.

Die Anziehung selbst ist nicht durch Beziehung erzeugt, sondern ihr unmittelbares Sein, wie auch der Entzug ihr nicht äußerlich ist (auch wenn er von außen gesehen notwendig sein kann, wenn z.B. eine Beziehung aus objektiven Erwägungen abgebrochen werden muss). Beziehung ist also im Grund eine identische Ebene zwischen Subjekten, die sich wechselseitig als Objekt nehmen und darin zu einem Verhältnis kommen. Nur die Erziehung ist eine herausgesetzte Beziehung, eine ausschließliche Beziehung enes Subjekts auf ein Objekt, die auf einer gegenständlichen Notwendigkeit (Fähigkeiten, Bildung, Wissen) gründet (die allerdings in der bürgerlichen Kultur als subjektive Notwendigkeit vollzogen wird).

Jede Beziehung ist ein Unglück, wenn der Bezug nur aktiv oder nur passiv ist. Es ist eine Beziehung, der widersprochen wird, wo sie sich verwirklicht und also ist sie im Widerspruch. Sie ist negierte Beziehung, also eine Beziehung, die nicht sein kann, weil sie eine bloße Position ist, die sich zugleich negiert, gleichgültige Beziehung ist. Nicht von ungefähr wurden in den 60ger Jahren Liebesverhältnisse zunehmend mit "Beziehung" bezeichnet: Dies wurde zum Terminus Technikus im Umgang mit den Problemen der Liebe, in welchem ohne sonderliches Bewusstsein eingegangen war, dass die Liebe zunehmend nur noch zwischenmenschlich war und zu sein hatte, dass sie sich also zunehmend nur noch in zwischenmenschlichen Beziehungen bildete und entwickelte.

Wo eine Beziehung gleichgültig ist, aber dennoch fortbesteht, ist sie formbestimmt, hat sie einen anderen Grund als ihren identischen Inhalt. Solche Beziehung hat keine Identität, sondern hat Mittel, in denen und durch die sie sich identifiziert, und zwar beides in einem. Sie ist eine doppelte Beziehung, die im Mittel und der Vermittlung ihr Sein hat: Gleichgültige Beziehung als vermittelte Beziehung. Sie kann nur als ein Verhältnis existieren, in welchem ihr Inhalt im Anderssein bestimmt ist (z.B. im Warentausch zwischen Gebrauchswert und Tauschwert). Wenn die Menschen sich in ihrer Beziehung vollständig verlassen und sich nur in ihren Mitteln vermitteln, so ist ihnen ihr Verhältnis außerlich vermittelt in Sachen, durch die sie bestimmt werden, indem sie sich darin bestimmen (siehe Warenfetischismus). Sie bestimmen sich selbst durch ein äußeres Mittel. Das Mittel, das hierfür allgemein gilt, ist Geld und die abstrakte Beziehung ist das Verhältnis im Geldbesitz. Innerhalb der bürgerlichen Kultur bestehen solche Beziehungen als abstrakt sinnliche Beziehungen (siehe Körperfetischismus).

zitatup5a1a1a Beziehung zwischen Produktion und Konsumtion