Familienaufstellungen sind aus theoretischen Vorstellungen der Gestaltpsychologie heraus entwickelt worden und heute vor allem Bestandteil der therapeutischen Praxis der systemischen Psychologie. Sie will eine Skulptur der familiären Beziehungen erzeugen, die auf den Gefühlszusammenhang familiärer Beziehungen und ihrem Familiensinn zurückgreift, um die psychischen Probleme, die in zwischenmenschlichen Verhältnissen auftreten, daraus abzuleiten und durch die Herstellung von entsprechenden Ereignissen vermittelst der Art und Weise der Aufstellung von Personen wie ein Abbild der familiären Verhältnisse zu vergegenwärtigen. Fremde Menschen, die sich in eine solche Familienaufstellung begeben, weil dabei jeder mal als Stellverterter und einmal als Betroffener auftritt, werden hierbei von dem Gruppenmitglied, das sich hiermit auseinandersetzt, als Objekt seines Körpergedächtnisses in seiner familiären Sinnbildung und der darin erinnerten familiären Rollen und Erwartungen so im Raum aufgestellt, wie dieses seine Gefühle zu seiner Familiengeschichte her bildhaft erinnert und für sich schon positioniert hat. Alleine aus den so gebildeten Positionen ergehen phänomenologische Dispositionen der Selbstgefühle, die darmit auftreten, wie nämlich diese Menschen als Stellvertreter familiärer Persönlichkeiten nach Anweisung des Betroffenen wahrgenommen, zugewendet, abgewendet, beiseite gestellt usw. wurden. Aus dieser objektiven Disposition werden Gefühle wach, die zum Stoff einer Selbstreflexion werden. Es können hierbei Erkenntnisse aus dem Leben der Familie gewonnen werden, weil die Betroffenen erstmals wirklich davor gestellt werden, dass räumliche Beziehungen körperlicher Anwesenheiten tasächlich Sinn formulieren können, auch wenn dieser nur abstrakt vergegenwärtigt ist. Das Wiedererkennen von Beziehungen in diesem abstrakten Sinn, die in einer Art Familienskulptur vergegenwärtigt und zu einem Ereignis gebracht werden, hat unter dieser Bedingung eine äußerst verdichtete Emotionalität, die nicht unbedingt wahr sein muss und überhaupt nur abstrakt wahr sein kann, aber immerhin auch die Abstraktionen von Wahrheiten zur Positionierung der Beziehungen in diesen Ereignissen veräußert. Nicht was sie sind, spielt hier die zentrale Rolle, sondern wie sie inszeniert sind, wie sie sich aus dem Drehbuch eines emotionalisierten Geschehens als eine dramatischen Situation darstellen lassen. Eine Theorie hierfür wäre unnötig. Von der psychologischen Substanz her handelt es sich um eine relative simple Konstruktion (siehe auch Konstruktivismus), die allerdings sehr komplexe und tiefe Gefühle hervorrufen kann. Wieweit die Familienaufstellung ihrem Anspruch als psychotherapeutische Anwendung gewachsen ist, hängt daher wohl sehr von der Empathie des Therapeuten oder der Therapeutin zu dem ab, was die Menschen darin vorbringen und erkennen können. Sie konfrontieren das betreffende Familienmitglied mit dem von ihr ausgesuchten Stellvertreter ihrer Familienbeziehungen und ermöglichen damit die subjektive Artikulation der Gefühle in den rein formell als objektive Gefühle an Menschen dargestellten familiären Beziehungen, die sich an ihre Geschichte so erinnern, wie sie diese im Gedächtnis haben und für die sie zumindest eine formale Gegenwärtigkeit erfahren, die sie sonst vermeiden und daher "vom Bauch her" auch in einer Art und Weise reflektieren können, wie sie es nicht gewohnt sind. Der einstige katholische Missionar und Jünger von Martin Heidegger, nämlich der "Psychoanalytiker" ohne psychoanalytische Ausbildung Bert Hellinger hatte diese Familienaufstellung zu einer gigantischen Show in Minutenauftritte aufgepäppt, durch die er wie ein amerikanischer Pastor Erweckungsveranstaltung inszeniert hatte, die vor allem ihm und seinem Einkommen nützlich waren. Besonders in Massenveranstaltungen ist die Wirkung der Darstellung bislang nur isoliert erfahrener familiärer Gestaltungen enorm, weil sie die Magie von Massenpsychologie mit einem Massengefühl vollzieht und schon im Minutentakt "Erkenntnisse" entstehen lässt, deren "Wahrheit" sich nur aus der abstrakten Zuordnung in der Personifikation allgemein objektiver Dispositionen ergibt, also aus dem ergibt, was die Menschen im Grunde schon vor ihrer Familienaufstellung für sich wissen und lediglich in einer dementsprechenden Allgemeinheit und Masse in der Darstellung ihres Selbstgefühls erfahren. Es ist lediglich das Ereignis und dessen situative Bedingtheit, die sich hier darstellt und natürlich auch noch durch die Wunderkraft ihrer Objektivität esoterisch unterlegen lässt.
|