"Die Produktion ist nicht trennbar von dem Akt des Produzierens wie bei allen dienstleistenden Künstlern, Rednern, Schauspielern, Lehrern, Ärzten, Pfaffen etc. Kulturarbeit ist Sinnbildung, Arbeit in und an der Kultur, Arbeit nicht um des Nutzens willen, sondern durch die Wahrnehmungstätigkeit der Menschen bestimmt, durch das Verhältnis, in welchem sich Eindrücke ausdrücken, in welchem also Empfindungen zu einem Gefühl werden, zu einer Beziehung in der Wahrnehmung selbst und von daher auch in der Selbstwahrnehmung, wie sie sich in einem Verhältnis der Selbstgefühle äußert. Es sind die Kulturarbeiter, welche dies ermöglichen, indem sie die Möglichkeiten einer entsprechenden Ereignisproduktion schaffen und betreuen (z.B. als Künstler, Grafiker, Designer, Filmemacher, Bühnenarbeiter) wie sie in ihrer Gesellschaft im Allgemeinen existiert und als Institution des Staats vermittelt werden (siehe z.B. Familie, Ausbildung, Altersvorsorge, Reproduktion, Medien, Kommunalwirtschaft, Umweltschutz, Kulturgeschichte, Kommunikation, Bildung, Unterhaltung, Vereinswesen, Generationen, Religion, usw.). Ursprünglich geht es in der Kultur um die zwischenmenschlichen Regungen, die Menschen durch den Sinn für ihre Sachen und den Ereignissen ihres Lebens haben und erzeugen. Auch wenn diese nützlich sein können und von daher als Gebrauchsgüter in die Warenzirkulation eintreten, so macht ihre Gebrauchseigenschaft dennoch nicht ihre Kultur aus - sie ist hierfür nicht wesentlich, also nur Umstand oder Beiwerk, wiewohl sie dem vorausgesetzt ist. Ein Ding das wesentlich Kulturgut, z.B. schön sein soll und hierfür erzeugt wird, wird sich im Tausch wertmäßig nicht ökonomisch richtig darstellen lassen. So kann ein Buch als Gebrauchsgut überall mit üblichem Marktpreis zu haben sein. Sobald aber seine besondere Bearbeitung, seine geistige Form oder seine Schönheit zu einer wesentlichen Bestimmung der Einzigartigkeit wird, stellt es zu seinem ökonomischen Wert auch einen Kulturwert dar und kann durch den Markt nicht vollständig bewertet werden (dergl. alle Kunstgegenstände, Bildungsangebote, Ereignisse, Betreuungen, Beziehungen usw.). Zwar gibt es auch für Produkte der Kulturarbeit einen Markt, wenn massenhaftes Interesse für die Besonderheiten zum Allgemeingut entwickelt wird (z.B. Tourismus, Musealmarkt, Kult- und Reliquiengeschäfte, Kunsthandel usw.). Es verwirklicht sich jedoch darin überwiegend nicht der ökonomische Wert als Quantum abstrakt menschlicher Arbeit, sondern die Verdingung von Kulturwerten zu Feudalwerten (siehe Feudalkapitalismus), die sie als Kulturbesitz durch ihre Einzigartigkeit bekommen, wo diese allgemein verlangt wird, also für die Menschen einzigartig ist, weil sie ein Bedürfnis nach Einzigartigkeit befriedigen (siehe Selbstgefühl). So zerstört dieser Markt seiner Tendenz nach die Kultur, die er nutzt, weil er sie in der Masse vernutzt, ohne ihre Indidividualität auf ihre Gesellschaftichkeit zurückzubeziehen, ohne also auf die Menschen kulturell zurückzukommen (im Unterschied zum einfachen Lebensmittel, zum Mittel der Reproduktion). Von daher verhält sich Kulturarbeit in einer bestimmten Gesellschaft substanziell umgekehrt wie die nutzbringende Arbeit, weil sie Subjektivität verallgemeinert, während jene den Nutzen einer Sache schon unter gesellschaftlich wirksamen Bedingungen erzeugt (siehe Gebrauchswert). In ihrer Allgemeinheit stellt Kultur den Sinn menschlicher Kulturmacht dar. der so lange verselbständigt bleibt, also nur als abstrakt menschlicher Sinn gegenständlich sein kann, wie er getrennt von seiner gesellschaftlichen Erzeugung existiert, weil seine Erzeugung einen schon hiervon abgetrennten gesellschaftlichen Raum hat. Sie wird als besondere Allgemeinheit veräußert, existiert als ein gesellschaftlich bedingtes Produkt, das seine Ausschließlichkeit, seine individualisierte Subjetivität darstellt, die von daher auch einen ausschliesslichen Gebrauchswert hat. Es war die Religion und die Kunst, welche die Kulturgüter als Schmuck zur "Marktreife" gebracht hatten. Nirgendwo ist Geld besser gesichert, als durch Kulturgüter. Geld war bis zum Beginn der Globalisierung noch durch Gold gesichert (siehe Bretton Wood), nicht nur weil für dessen Bergung und Herstellung ein hohes Arbeitsquantum aufgewendet werden musste und es von daher zur Darstellung ökonomischer Werte besonders tauglich war (hierzu hätte seinerzeit auch Salz oder Seide genügt), sondern weil es zugleich das wichtigste Marerial für Schmuck, für die Darstellung von Einzigartigkeit allgemein darstellt. Kapital hat hierin seinen einzig über seinen bloßen Geldwert hinaus wirklich bleibenden Schatz - alles andere, wie z.B. Maschinen, Know-How usw. vergeht im Wertmaßstab selbst). Nicht zufällig hat sich Kultur zuerst als religiöser Brauch und als Mittel hierfür, später als Brauch schlechthin herausgestellt - nicht, um die Verkehrsformen zu regeln, sondern um ihre Sinnlichkeit für sich auszudrücken, die Lebensform abstrakt menschlicher Zusammenhänge zu äußern, weil und solange sie den Menschen äußerlich sind. Kulturarbeit ist wesentlich die Arbeit am sinnlichen und geistigen Lebenszusammenhang der Menschen, wie er für sich und jenseits der Gebrauchsgüter ist, Produkt kultureller Subjektivität, Erzeugungsakt eines Kultursubjekts. Sie ist letztlich die Arbeit, die unmittelbar subjektiv ist und in der Abtrennung vom objektiven Lebenszusammenhang sich in selber Getrenntheit reflektiert, sich als Leben erkennen und verwirklichen muss, das an seiner Gegenstandslosigkeit leidet. Sie ist Erkenntnistätigkeit in allen Formen und Gestaltungen zwischenmenschlicher Verhältnisse: Geschlechtsarbeit, Beziehungsarbeit, Gestaltungsarbeit, Veranstaltungsarbeit, Medienarbeit usw.. Darin geht es nicht um die Form von Kommuniklation, Beziehung, Gestaltung usw. sondern um ihren Sinn. Jede Frau, jeder Mann, jedes Kind ist davon betroffen, steht in gleicher Weise vor den Gewalten, die sie in der Begütigung der Wahrnehmung wahrhaben und Objekte von dem sind, was an ihnen damit wahrgemacht wird. In der Kulturarbeit wird menschliche Bezogenheit herausgestellt und darin gegen die Isolation gearbeitet, welche allgemeines Kulturinteresse der Hochkultur ist, die sich als Absicht darin durchsetzt, dass Kulturangebote ihre Konsumenten (Kulturkonsum) beieindrucken (Eindruck) und sich Kraft ihrer Täuschung durch die Allgemeinheit öffentlicher Wahrnehmung menschlichem Lebensausdruck entgegenstellen, ihn nutzen und als seelisches Allgemeingut verwerten. Diese Verwertung von Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung ist zugleich ihre Entleibung, die sich als Körperkult ausbreitet und sich in vielfältiger Gestalt von ästhetischem Willen als allgemeine gesellschaftliche Existenz abstrakt menschlicher Sinnlichkeit über den Menschen hält und erhält und erweitert.. Da solche Kulturbeziehung vorwiegende menschliche Beziehung in reichen Nationen ist, wird sie nur dort wirklich allgemein. Aber dort kann sich die Öffentlichkeit und jeder einzelne Mensch ihrem Eindruck und ihrem Kult nicht entziehen. Die Formen dieser Beziehungen erweisen sich in dieser Arbeit bestimmt durch die Existenzform der Menschen in einer Dienstleistungsgesellschaft, welche auf den Verhältnissen des Geldes (das ist das Kapitalverhältnis für sich) gründet. Konkreter besteht Kulturarbeit als Beziehungsarbeit gegen die Beeindruckung der Liebe, in der Verarbeitung von menschlichen Beziehnungen (z.B. durch Literatur, bildhafte Gestaltung, Musik usw.), in der Herstellung von Ereignissen für zwischenmenschliche Erfahrung (Ereignisproduktion) und Bearbeitung seelischer und sozialer Not in zwischenmenschlichen Verhältnissen. Diese Arbeit ist die Erkenntnisleistung, welche Zusammenhänge zwischen den Menschen verwirklicht, hervorbringt, verändert, verdichtet oder bestätigt, wie sie sich sowohl in ihren Empfindungen, wie auch in ihren Gefühlen bewegen. Sie vollzieht in zwischenmenschlichen Beziehungen menschliche Erkenntnis, die sich auch wiederum in ihrer Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung zurück vermittelt. Sie ist die Heraussetzung und Erneuerung menschlicher Erkenntnis in der bürgerlichen Kultur, die den Menschen in seiner Gesamtheit erkennbar erhält und menschliche Erkenntnisse entwickelt, welche bürgerliche Kultur bekämpft und darin aufhebt, dass sie zur Erkenntnis des weltweiten Kapitalismus als Barbarei fder Menschheit wird. Solche Erkenntnis bliebe gebrochen, wenn sie in den Wahrnehmungen, die Menschen von einander und unter sich in dieser Kultur, also in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen haben (siehe Logik der Kultur), nicht umsetzen zu einem Bewusstsein der Notwendigkeit, alle Beziehungen der Menschen auf dieser Welt zu dem Reichtum zu bringen, der in fremder Hand in der Form von Geld und Kapital gegeben ist. Dies verlangt den Kampf gegen die Kulturverhältnisse innerhalb des Kapitals der reichen Nationen wie die Herstellung weltweiter Verbindung im Kampf gegen das Kapital überhaupt. Dieser kann natürlich auch nur geführt werden, wenn der Sinn und Inhalt der Gesellschaften als gegenständliche Beziehung der Menschen zum Tragen kommt. Hierbei müssen also auch die Verhältnisse hergestellt werden, die schon jetzt für die Menschen gegeben sind, wenn sie sich auf ihr wesentliches Leben besinnen und dessen fremdbestimmte Form abstreifen (siehe Sozialismus). |