Mit Kulturkampf ist ein Kampf innerhalb einer Kultur oder zwischen verschiedenen Kulturen gemeint, der als politischer Kampf geführt wird, oft auf der Grundlage ökonomischer Auseinandersetzungen eines Ausbeutungsverhältnisses oder auch direkt zu ihrer Verschleierung (siehe Kampf der Kulturen). Am bekanntesten wurde der Begriff durch Bismarcks Abweisung kirchlicher Einflüsse auf den Beamtenapparat und die Einrichtungen des Staates, die eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Papst Pius IX in den 1870ger Jahren nach sich zog. Die Folge war die weitgehende Abschottung der staatlichen Bildungs- und Fürsorgeeinrichtungen gegen die Interessen der Kirche, die Einführung der zivilen Trauung und die Aufhebung der staatlichen Bezuschussung der Kirchenfinanzierung (Brotkorbgesetzt), letztlich die Voraussetzung zur Entwicklung eines Sozialstaates. Die materielle Produktion einer Realökonomie folgt den dem entsprechenden Lebensbedingungen der Menschen in ihren Beziehungen der unterschiedlichen Klassen (siehe Klassengegensatz). In einer politischen Kultur der Existenzverwertung (siehe Existenzwert) werden sie selbst zu Lebensumständen, indem sie den ganz eigentümlichen Klassencharakter einer Kultur befördern, die sich mit der Selbstverwertung der kulturellen Persönlichkeiten entwickelt und deren Selbstwert objektiviert, zum Maß der kulturellen Bedeutung macht. Sie setzt sich über die Ereignisproduktion ihrer Medien allgemein durch und verschafft einem Kulturbürgertum die Scheinwelt seiner Selbstverwirklichung als Ästhetik seiner Selbstwahrnehmiung, die jegliches Selbstbewusstsein ersetzt und eine ohnmächtige Selbstwahrnehmiung erzeugt, und die vor allem Unterwerfung mit sich bringt und Widerstand schon im Keim ersteckt. Durch die darin bestimmten Lebensumstände wird ohnmächtige Wahrnehmung zur Selbstbestärkung einer Kulturelite genutzt, "wertlose Kultur" ausgegrenzt (siehe kulturelle Ausgrenzung) und eine politische Gesellschaftform zur politischen Kultur des Geldbesitzes verselbständigt. Die kulturell bestimmten Klassen verhalten sich nicht als allgemein gesellschaftliche Klassen, sondern nur innerhalb des Geldwertes und seiner Verwertung, wodurch alles Leben an seinem Potenzial für den Geldverbrauch einer Geldverwertung, also an den Umsätzen der Geldzirkulation bemessen und durch diese kontroliert wird. Hier zählt das Potenzial des Geldbesitzes für die Sicherung des Geldwerts der Währung und ihrer Kaufkraft, also das Regulativ der Politik des Nationalstaats für das Vermögen einer Nation, die er in der Konkurrenz der Nationalstaaten erhalten können und von daher auch jegliche Form der Kreditversicherung unterstützen muss. Das stellt ihn objektiv gegen seine Bevölkerung und verlangt einen zunehmend anwachsenden Einfluss auf deren Lebensumstände, die er für seine Zwecke instrumentalisiert. Kulturkämpfe gab es aber schon im Mittelalter, besonders als Missionierungskämpfe (Kreuzzüge). War dort der Kampf noch durch Glaubenskrieg um die Herrschaft des rechten Glaubens unmittelbar auch ein Kampf um weltliche Herrschaft, so ist es heute eher umgekehrt: Weltliche Interessen um politische Einflussbereiche werden durch die Behauptung von Kulturbedrohung durch andere Lebensweisen mystifiziert. Im Kulturkampf erscheinen ökonomische Interessen als seelische Gewalten der bürgerlichen Kultur. Darin suchen die Mächtigen die Legitimation ihrer Gewaltanwendung (gegen das Böse), die Ohnmächtigen die Legitimation der Rückbeziehung (Abweisung von Fremdheit, in welcher ihnen ihre Selbstentfremdung erscheint). Die weltweite Beziehung der ökonomischen Ausbeutung, die kein personales oder nationales Verhältnis mehr kennt (siehe transnationale Konzerne), treibt den internationalen Klassenkampf in abstrakte Absichten (z.B. der Aktienmärkte), deren Verwirklichung vor allem als Kulturunterschiede von Reichtum und Armut erkennbar sind, wie sie im Verhältnis der Grundrente erzeugt werden. So erscheint er auch als Kampf der Kulturen und entfaltet sich darin als Ideologie des Kapitals von der besseren Kultur und als Ideologie des Elends im religiösen Erlösungsfanatismus. Weil und solange der ökonomischen Macht keine eigene Ökonomie und deren bestimmtes Interesse entgegestellt wird oder werden kann, verharrt die Politik in der Verschleierung der ökonomischen Gegensätze zu Kulturgegensätzen und dient insofern von allen Seiten direkt (z.B. als Militäreinsatz gegen "das Böse") oder indirekt (z.B. als Terrorismus) der globalen Macht des Kapitals zur Selbstrechtfertigung aggressiver Politik um die Verwertung von Bodenschätzen (siehe auch Ressourcen). In diesem Kampf ist Kulturkampf eine (neuere) Form des Klassenkampfes zwischen Ländern, die in ihrem wirtschaftlichen Verhalten gegensinnig bestimmt sind: In einem Kulturverhältnis, in welchem die Kulturen sich als um ihren jeweiligen Wert kämpfenden Kapitalwirtschaften verhalten müssen, hat dieses Verhältnis einen Klassencharakter, der dem von Kapital und Arbeit analog ist (siehe Klassenkampf) im Kampf der Länder, welche Technologie exportieren gegen Länder, die Naturprodukte exportieren. Erstre bestehen in sich als wechselseitiges Machtverhältnis, als Dienstverhältnis der Selbsterzeugung jenseits produktiver Notwendigkeiten (siehe Dienstleistungsgesellschaft), letztre als Überlebensverhältnis durch Selbstausbeutung (siehe z.B. Peru). Es entstehen in diesem Gegensatz unter der Behauptung der besonderen Rechtfertigung einer Kultur gegen die andere nurmehr reaktionäre Entwicklung (Krieg, Rassismus, Terror, Faschismus), sofern die Menschen nicht ihre Lebensproduktion aus eigener Kraft durchdringen und in dieser bewusste Beziehungen eingehen. Wieweit der Kulturkampf überwunden werden kann ist eine Frage der Verständigung hierüber. Durch die Kommunikationsindustrie abstrahiert sich die Kultur allerdings auch gegen sich selbst (siehe abtrakt menschlicher Sinn). Diese betreibt die Automation der Verständigung, durch die ihre Produktivkraft die gesellschaftlichen Verhältnisse von sich abhängig macht, die Sprache und Bildung ihrer Produktionsweise unterworfen, ihr Bild von der Bildung prominent wird und also eine ausschließliche kulturelle Bedeutung bekommt. Gerade weil sie die Menschen nur bedient, also als Dienstleistung auftritt, trägt sie zugleich zum kulturellen Zusammenschluss der Produktion, zur eigenständigen Späre kultivierter Abstraktionen bei. Von daher wird sie zum Maßstab einer Kultur, in welcher die ökonomischen Bedingungen selbst zum Kulturgut ihrer Gesellschaft werden, dem Zweck der politischen Ökonomie dadurch nützlich sind, dass sie deren kulturelle Substanzen verwertet (siehe hierzu auch Tittytainment). Dieser Nutzen macht Kultur, welche die Subjektivität einer jeden Gesellschaft ist, unter den Bedingungen des Geldbesitzes selbst zu einem politischen Medium, zum Mittel ihrer zwischenmenschlicher Verhältnisse und ist somit in der Lage, ökonomische Bedingungen zu einem objektiven Maß der persönlichen Identität werden zu lassen, sie dazu zu bringen, ihre Selbstachtung gegen ihre Selbstverwertung auszutauschen (siehe Täuschung). |