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MEW 23: Kapital Band I - Der Produktionsprozess des Kapitals
Abschn. 3: Die Produktion des absoluten Mehrwerts
Kap. 8: Der Arbeitstag - Abs. 1


8. Kap. Der Arbeitstag

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8.1 Die Grenzen des Arbeitstags

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 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.8 - Thema 8/1:  (Alles zu K.8 | Linkadresse)
Textstelle 8/1 | Kommentar 8/1 | Zusammenfassung 8/1


Der Arbeitstag ist bestimmt durch die zur Reproduktion der arbeitenden Menschen nötigen, also der notwendigen Arbeitszeit und variabel in seiner Gesamtlänge, in welcher auch das Mehrprodukt gebildet wird, lediglich beschränkt durch physische und kulturelle Notwendigkeiten und Bedürfnisse.

 Textstelle 8/1:  (Linkadresse)

"Wir gingen von der Voraussetzung aus, daß die Arbeitskraft zu ihrem Werte gekauft und verkauft wird. Ihr Wert, wie der jeder andren Ware, wird bestimmt durch die zu ihrer Produktion nötige Arbeitszeit. Erheischt also die Produktion der durchschnittlichen täglichen Lebensmittel des Arbeiters 6 Stunden, so muß er im Durchschnitt 6 Stunden per Tag arbeiten, um seine Arbeitskraft täglich zu produzieren oder den in ihrem Verkauf erhaltnen Wert zu reproduzieren. Der notwendige Teil seines Arbeitstags beträgt dann 6 Stunden und ist daher, unter sonst gleichbleibenden Umständen, eine gegebne Größe. Aber damit ist die Größe des Arbeitstags selbst noch nicht gegeben.

Nehmen wir an, die Linie a___b stelle die Dauer oder Länge der notwendigen Arbeitszeit vor, sage 6 Stunden. Je nachdem die Arbeit über a b um 1, 3 oder 6 Stunden usw. verlängert wird, erhalten wir ... drei verschiedne Arbeitstage von 7, 9 und 12 Stunden vorstellen [a___b __c]. Die Verlängrungslinie b c stellt die Länge der Mehrarbeit vor. Da der Arbeitstag = a b + b c oder a c ist, variiert er mit der variablen Größe b c. Da a b gegeben ist, kann das Verhältnis von b c zu a b stets gemessen werden. Er beträgt in Arbeitstag I 1/6, in Arbeitstag II 3/6 und in Arbeitstag III 6/6 von a b. Da ferner die Proportion (Mehrarbeitszeit)/(Notwendige Arbeitszeit) die Rate des Mehrwerts bestimmt, ist letztre gegeben durch jenes Verhältnis. Sie beträgt in den drei verschiednen Arbeitstagen respektive 162/3, 50 und 100%. Umgekehrt würde die Rate des Mehrwerts allein uns nicht die Größe des Arbeitstags geben. Wäre sie z.B. gleich 100%, so könnte der Arbeitstag 8-, 10-, 12stündig usw. sein. Sie würde anzeigen, daß die zwei Bestandteile des Arbeitstags, notwendige Arbeit und Mehrarbeit, gleich groß sind, aber nicht, wie groß jeder dieser Teile.

Der Arbeitstag ist also keine konstante, sondern eine variable Größe. Einer seiner Teile ist zwar bestimmt durch die zur beständigen Reproduktion des Arbeiters selbst erheischte Arbeitszeit, aber seine Gesamtgröße wechselt mit der Länge oder Dauer der Mehrarbeit. Der Arbeitstag ist daher bestimmbar, aber an und für sich unbestimmt.

Obgleich nun der Arbeitstag keine feste, sondern eine fließende Größe ist, kann er andrerseits nur innerhalb gewisser Schranken variieren. Seine Minimalschranke ist jedoch unbestimmbar. Allerdings, setzen wir die Verlängerungslinie b c, oder die Mehrarbeit, = 0, so erhalten wir eine Minimalschranke, nämlich den Teil des Tags, den der Arbeiter notwendig zu seiner Selbsterhaltung arbeiten muß. Auf Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise kann die notwendige Arbeit aber immer nur einen Teil seines Arbeitstages bilden, der Arbeitstag sich also nie auf dies Minimum verkürzen. Dagegen besitzt der Arbeitstag eine Maximalschranke. Er ist über eine gewisse Grenze hinaus nicht verlängerbar. Diese Maximalschranke ist doppelt bestimmt. Einmal durch die physische Schranke der Arbeitskraft. Ein Mensch kann während des natürlichen Tags von 24 Stunden nur ein bestimmtes Quantum Lebenskraft verausgaben. So kann ein Pferd tagaus, tagein nur 8 Stunden arbeiten. Während eines Teils des Tags muß die Kraft ruhen, schlafen, während eines andren Teils hat der Mensch andre physische Bedürfnisse zu befriedigen, sich zu nähren, reinigen, kleiden usw. Außer dieser rein physischen Schranke stößt die Verlängrung des Arbeitstags auf moralische Schranken. Der Arbeiter braucht Zeit zur Befriedigung geistiger und sozialer Bedürfnisse, deren Umfang und Zahl durch den allgemeinen Kulturzustand bestimmt sind. Die Variation des Arbeitstags bewegt sich daher innerhalb physischer und sozialer Schranken. Beide Schranken sind aber sehr elastischer Natur und erlauben den größten Spielraum. So finden wir Arbeitstage von 8, 10, 12, 14, 16, 18 Stunden, also von der verschiedensten Länge." (MEW 23, S. 245)

 Kommentar 8/1:  (Linkadresse)

Der Arbeitstag, für den der Preis der Arbeitskraft, ihr Lohn, bezahlt wird, hat eine Länge, die nicht nur ihre Reproduktion, den Wert ihres Lebensunterhalts begleicht, sondern auch eine Mehrarbeit für das ganze Kapitalverhältnis enthält. Da das konstante Kapital ins Produkt übertragen wird und damit die Wiederherstellung seiner Existenz von selbst schon gegeben ist und sich wertmäßig im Einkauf der Rohstoffe, Maschinen, Dienstleistungen usw. mit dem Produktverkauf verrechnet, bleibt dem Kapital in der Produktform ein Wert, der unbezahlt ist, der also keinen Preis hat. Von daher ist der Lohn immer unter dem Produktwert und bildet als Reproduktionswert der Arbeitskraft zusammen mit dem weitervermittelten Wert vergangener Arbeit, dem konstanten Kapital einen Produktwert, der auch Mehrwert darstellt. Sieht man vom konstanten Kapital, das hier nur als Rechengröße fungiert ab, so lässt sich der Produktwert als Verhältnis der Reproduktion der Arbeiter und der des Kapitals auffassen, wobei zu bedenken ist, dass letztres sich nach dem Produktionsprozess sich als Konstantes Kapital mit Mehrpodukt wiederfindet, und also sich über den Produktionsprozess hinaus erhalten kann und zugleich auch als Anteil des Mehrprodukts Mehrwert bildet. Während sich das Kapital also nicht nur reproduziert, sondern seinen Wert auch bereichert durch einen ;Mehrwert wiederfindet, kann sich die Arbeitskraft nur soweit ernähren, dass sie für den nächsten Tag arbeitsfähig ist. Im Verhältnis zu sich muss sie sich nur um ihren Preis auf dem Arbeitsmarkt bemühen, in welchem ihr Reproduktionswert zeitgemäß an den Wert ihrer Lebensmittel angepasst sein muss. Ihr Anteil ist in der Preisform variabel und es spielt keine große Rolle, wie weit dieses Verhältnis gestiegen oder gefallen ist. Steigen die Löhne, so steigen in der Regel auch die Produktpreise und Lohn und Kosten halten sich weiterhin die Waage, solange die Arbeitszeiten unverändert sind. Nur darin drückt sich ihr Wert unmittelbar aus. Das Verhältnis der Arbeitszeiten bleibt auch bei unterschiedlichem Lohnniveau insgesamt unverändert als Verhältnis der Anteile aus bezahlter und unbezahlter Arbeit.

 Zusammenfassung 8/1:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die Arbeitszeit des Werts der Arbeitskraft und des Mehrwerts lässt sich als Wertquantum in zwei Tagesabschnitten darstellen, als Formen von zweierlei Wertbeziehungen, einerseits der Reproduktionszeit der Arbeitskraft und andererseits der Zeitdauer des Mehrwerts. Der Preis der Arbeitskraft, ihr Lohn, finanziert nur ihren erstren Zeitabschnitt, der Wert ihrer Mehrarbeit, ihr Mehrwert, beruht auf dem zweiten, auf der Zeitdauer unbezahlter Arbeit, die dem Kapital gehört.


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.8 - Thema 8/2:  (Alles zu K.8 | Linkadresse)
Textstelle 8/2 | Kommentar 8/2 | Zusammenfassung 8/2


Der Arbeitskraft ist das Geld des Kapitals zum privaten Selberhalt, dem Kapital ist die Reproduktion seiner gesellschaftlichen Verwertungsmacht existenznotwendig. Die gegensinnige Beziehung von Privatform und Gesellschaftsform wird hierbei zum Maß der Gestaltung des Arbeitstages, der als gemeiner Titel des Privatrechts gleichförmig ist. Die gesellschaftliche Substanz der Arbeit ist dem Kapital völlig äußerlich und Schranke seines Verwertungstriebs, während es sie als Gebrauchswert für sich auszehrt.

 Textstelle 8/2:  (Linkadresse)

"Der Kapitalist hat die Arbeitskraft zu ihrem Tageswert gekauft. Ihm gehört ihr Gebrauchswert während eines Arbeitstags. Er hat also das Recht erlangt, den Arbeiter während eines Tags für sich arbeiten zu lassen. Aber was ist ein Arbeitstag? Jedenfalls weniger als ein natürlicher Lebenstag. Um wieviel? Der Kapitalist hat seine eigne Ansicht über dies ultima Thule, die notwendige Schranke des Arbeitstags. Als Kapitalist ist er nur personifiziertes Kapital. Seine Seele ist die Kapitalseele. Das Kapital hat aber einen einzigen Lebenstrieb, den Trieb, sich zu verwerten, Mehrwert zu schaffen, mit seinem konstanten Teil, den Produktionsmitteln, die größtmögliche Masse Mehrarbeit einzusaugen. Das Kapital ist verstorbne Arbeit, die sich nur vampyrmäßig belebt durch Einsaugung lebendiger Arbeit und um so mehr lebt, je mehr sie davon einsaugt. Die Zeit, während deren der Arbeiter arbeitet, ist die Zeit, während deren der Kapitalist die von ihm gekaufte Arbeitskraft konsumiert. Konsumiert der Arbeiter seine disponible Zeit für sich selbst, so bestiehlt er den Kapitalisten." (MEW 23, S. 247 f.)

 Kommentar 8/2:  (Linkadresse)

Geld war in seiner Funktion, Wert darzustellen und anzueigen, noch durch die Werte der Warenwelt begrenzt. Als Kapital gehorcht es seinem Trieb, Geld zu vermehren, um als Geld auch existent zu bleiben, um seinen Wert nicht zu verlieren. Weil es in seiner Funktion die einzige gesellschaftlichen Allgemeinform hat, eben als allgemeiner Funktionsträger auch die allgemeine Wertsubstanz bewegt, ist sein Bestreben unbeschränkt. Es sucht daher möglichst viel Mehrarbeit zu erzielen, um möglichst viel Mehrwert einzutreiben. Gerade weil es nur vergangene, tote Arbeit substanziell enthält, muss es sich wie ein Vampir durch lebendige Arbeit ernähren. Und es hat das Recht dadurch, dass es als Privateigentum sich auf die Arbeitskraft bezieht, die sich auch nur auf ein Privateigentum bezieht, das ihre Arbeitskraft an Wert hat, Geld. Doch beide haben in ihrer jeweiligen Privatform gegensätzliche Wertsubstanzen: wo der Geldbesitzer die Arbeitskraft in ihrer gesellschaftlichen Entwicklung benutzt und sich aus ihrer gesellschaftlichen Lage Mehrwert bezieht, bezieht die Arbeitskraft sich aus ihrer gesellschaftlichen Lage nur das Mittel zu ihrer privaten Subsistenz und bleibt damit immer das, was sie schon war.

 Zusammenfassung 8/2:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die tote Arbeit lebt in der lebendigen einerseits als Anwendung vergangener Werte, die sie aufbraucht, fort, kann sich aber selbst nur durch die Verwirklichung eines ihr äußerlichen Verwertungstriebs so erneuern, dass sie Mehrwert im Arbeitsprozesses bildet, der in der Form eines Mehrprodukts auf den Markt kommt. Das Verhältnis von toter und lebendiger Arbeit macht wertmäßig die Anteile des Arbeitstages als unterschiedliche Zeitdauer ihrer Anwendung durch das Kapital aus.


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.8 - Thema 8/3:  (Alles zu K.8 | Linkadresse)
Textstelle 8/3 | Kommentar 8/3 | Zusammenfassung 8/3


Was im Warentausch zwischen Kapital und Arbeit als Gerechtigkeit eines Tauschverhältnisses sich behaupten lässt, ist in der Wirklichkeit der lebendigen Arbeit die Ausbeutung der arbeitenden Menschen durch die Preisgestaltung ihrer Arbeitskraft, die Herrschaft der toten Arbeit als Verwertungsmacht über die lebendige Arbeit.

 Textstelle 8/3:  (Linkadresse)

"Der Kapitalist beruft sich also auf das Gesetz des Warenaustausches. Er, wie jeder andre Käufer, sucht den größtmöglichen Nutzen aus dem Gebrauchswert seiner Ware herauszuschlagen. Plötzlich aber erhebt sich die Stimme des Arbeiters, die im Sturm und Drang des Produktionsprozesses verstummt war:

Die Ware, die ich dir verkauft habe, unterscheidet sich von dem andren Warenpöbel dadurch, daß ihr Gebrauch Wert schafft und größren Wert als sie selbst kostet. Dies war der Grund, warum du sie kauftest. Was auf deiner Seite als Verwertung von Kapital erscheint, ist auf meiner Seite überschüssige Verausgabung von Arbeitskraft. Du und ich kennen auf dem Marktplatz nur ein Gesetz, das des Warenaustausches. Und der Konsum der Ware gehört nicht dem Verkäufer, der sie veräußert, sondern dem Käufer, der sie erwirbt. Dir gehört daher der Gebrauch meiner täglichen Arbeitskraft. Aber vermittelst ihres täglichen Verkaufspreises muß ich sie täglich reproduzieren und daher von neuem verkaufen können. Abgesehn von dem natürlichen Verschleiß durch Alter usw., muß ich fähig sein, morgen mit demselben Normalzustand von Kraft, Gesundheit und Frische zu arbeiten, wie heute. Du predigst mir beständig das Evangelium der "Sparsamkeit" und "Enthaltung". Nun gut! Ich will wie ein vernünftiger, sparsamer Wirt mein einziges Vermögen, die Arbeitskraft, haushalten und mich jeder tollen Verschwendung derselben enthalten. Ich will täglich nur soviel von ihr flüssig machen, in Bewegung, in Arbeit umsetzen, als sich mit ihrer Normaldauer und gesunden Entwicklung verträgt. Durch maßlose Verlängrung des Arbeitstags kannst du in einem Tage ein größres Quantum meiner Arbeitskraft flüssig machen, als ich in drei Tagen ersetzen kann. Was du so an Arbeit gewinnst, verliere ich an Arbeitssubstanz. Die Benutzung meiner Arbeitskraft und die Beraubung derselben sind ganz verschiedne Dinge. Wenn die Durchschnittsperiode, die ein Durchschnittsarbeiter bei vernünftigem Arbeitsmaß leben kann, 30 Jahre beträgt, ist der Wert meiner Arbeitskraft, den du mir einen Tag in den andren zahlst, 1/365 x 30 oder 1/10950 ihres Gesamtwerts. Konsumierst du sie aber in 10 Jahren, so zahlst du mir täglich 1/10950 statt 1/3650 ihres Gesamtwerts, also nur 1/3 ihres Tageswerts, und stiehlst mir daher täglich 2/3 des Werts meiner Ware. Du zahlst mir eintägige Arbeitskraft, wo du dreitägige verbrauchst. Das ist wider unsren Vertrag und das Gesetz des Warenaustausches. Ich verlange also einen Arbeitstag von normaler Länge, und ich verlange ihn ohne Appell an dein Herz, denn in Geldsachen hört die Gemütlichkeit auf. Du magst ein Musterbürger sein, vielleicht Mitglied des Vereins zur Abschaffung der Tierquälerei und obendrein im Geruch der Heiligkeit stehn, aber dem Ding, das du mir gegenüber repräsentierst, schlägt kein Herz in seiner Brust. Was darin zu pochen scheint, ist mein eigner Herzschlag. Ich verlange den Normalarbeitstag, weil ich den Wert meiner Ware verlange, wie jeder andre Verkäufer." (MEW 23, S. 248 f)

 Kommentar 8/3:  (Linkadresse)

Im Warentausch zwischen Arbeitskraft und Geld besteht jeder Wert aus dem, was er an Herstellungszeit gesellschaftlich durchschnittlich benötigt, gleich, welches Subjekt ihn tauschen will und wofür sein Herz schlägt. Doch der Wert der Arbeit steht hier nicht zum Tausch, sondern nur der Wert der Privatexistenz der Arbeitskraft. So ist deren Tausch wie jeder andere soweit gerecht, wie darin Werte in gleichem Wertmaß, also dem Wert der Arbeit als Arbeitszeit der Reproduktion der Arbeitskraft ausgetauscht wird. Zugleich aber bezieht sich Geld gesellschaftich als Form verganener Arbeit auf den Lohn, und bezieht damit als tote Arbeit ihre Macht auf die lebendige durch deren gesellschaftliche Ohnmacht, die sie scheinbar durch sich selbst, durch ihre Privatexistenz hat: Sie muss Geld verdienen, um Leben zu können.

 Zusammenfassung 8/3:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Vergangene Arbeit hat als Kapital eine gesellschaftliche Funktion, wohingegen die gegenwärtige Arbeitskraft nur aufgrund ihrer Privatform hiergegen ohnmächtig auf dem Markt feilgeboten wird. Die Wirklichkeit ihres Warentauschs offenbart die Unwirklichkeit iher gesellschaftlichen Bezogenheit.


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.8 - Thema 8/4:  (Alles zu K.8 | Linkadresse)
Textstelle 8/4 | Kommentar 8/4 | Zusammenfassung 8/4


Der Vertrag für den Austausch zwischen Kapital und Arbeit behandelt nur den Reproduktionspreis der Arbeitskraft. Der Kampf um die Schranken des Arbeitstags ist ein rein politisches Gewaltverhältnis, Klassenkampf, den die Kapitalisten entscheiden, solange die Arbeiterklasse die Privatform ihrer Existenz nicht durchbricht, nur um ihren Preis, ihren Lohn kämpft.

 Textstelle 8/4:  (Linkadresse)

"Man sieht: Von ganz elastischen Schranken abgesehn, ergibt sich aus der Natur des Warenaustausches selbst keine Grenze des Arbeitstags, also keine Grenze der Mehrarbeit. Der Kapitalist behauptet sein Recht als Käufer, wenn er den Arbeitstag so lang als möglich und womöglich aus einem Arbeitstag zwei zu machen sucht. Andrerseits schließt die spezifische Natur der verkauften Ware eine Schranke ihres Konsums durch den Käufer ein, und der Arbeiter behauptet sein Recht als Verkäufer, wenn er den Arbeitstag auf eine bestimmte Normalgröße beschränken will. Es findet hier also eine Antinomie statt, Recht wider Recht, beide gleichmäßig durch das Gesetz des Warenaustausches besiegelt. Zwischen gleichen Rechten entscheidet die Gewalt. Und so stellt sich in der Geschichte der kapitalistischen Produktion die Normierung des Arbeitstags als Kampf um die Schranken des Arbeitstags dar - ein Kampf zwischen dem Gesamtkapitalisten, d.h. der Klasse der Kapitalisten, und dem Gesamtarbeiter, oder der Arbeiterklasse." (MEW 23, S. 249)

 Kommentar 8/4:  (Linkadresse)

Aus der Natur des Warentauschs ergibt sich keine gleiche Wertposition, weil hier nicht Sache durch Sache, sondern Lebensverhältnisse selbst in gegensätzlichen Formen, in einer gesellschaftlichen und einer provaten Form gegenüber stehen. Weil das Kapital beides in einem verfügt, also mittels der gesellschaftlichen Position des Geldbesitzes privat über dessen Verwertung verfügen kann, bestimmt es die ihm anteilige Länge des Arbeitstags, also die Anwendungsdauer der Mehrwert bildenden Arbeit, durch seine gesellschaftliche Gewalt. Diese hängt nur von ihren politischen Beziehungen ab, ist reine Funktion der politischen Ökonomie, wie sie im Geld angelegt war und im Kapital zu eigener Wirklichkeit geworden ist.

 Zusammenfassung 8/4:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die Arbeitskraft ist durch die politische Gewalt des Kapitals zu einer gesellschaftlichen Klasse geworden, die einer anderen Klasse, nämlich der des Kapitals, unterworfen ist, solange sie ihre Privatform nicht durchbricht. Von daher ist der Klassenkampf immer ein politischer Kampf, der sich um die Ökonomie des Kapitals dreht.

 Gesamte Zusammenfassung Kap.8 Abs.1 (Linkadresse | Nächste)

Die Arbeiterklasse ist ökonomisch durch die Wertbeziehung der Reproduktion von Arbeitskraft auf das Kapital bestimmt, welches sich auch selbst durch ihre Anwendung reproduziert, also durch die Arbeit nicht nur sie, sondern auch ein Anteil des konstanten Kapotals ersetzt wird. Aber aus ihrer Reproduktion bezieht das Kapital zugleich Mehrwert. Dieses Verhältnis von Reproduktionszeit der Arbeit und Produktionszeit des Mehrprodukts lässt sich als unterschiedliche Anteile an der Arbeitszeit eines Tages darstellen. Ökonomisch sind die Preise darin ausgeglichen, nicht aber ihr Wert. Die Arbeit steht als Ganzes unter der Gewalt des Kapitals in der politischen Bestimmung ihrer Arbeitszeit, der Länge ihres Arbeitstags. Der Mehrwert realisiert sich erst im Verkauf des Mehrprodukts auf dem Markt und erscheint somit nicht als Produkt einer politischen Gewalt, sondern als Neuwert von Waren.

 


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