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MEW 23: Kapital Band I - Der Produktionsprozess des Kapitals
Abschn. 1: Ware und Geld
Kap. 3: Das Geld und die Warenzirkulation - Abs. 3


3.3 Geld

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 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/23:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/23 | Kommentar 3/23 | Zusammenfassung 3/23


Geld ist als Ware mit dem spezifischen Gebrauchswert des Zirkulationsmittels (W - G - W) die allgemeine Ware als Kaufmittel, als allein adäquates Dasein des zirkulierenden Tauschwerts (G - W - G).

 Textstelle 3/23:  (Linkadresse)

"Die Ware, welche als Wertmaß und daher auch, leiblich oder durch Stellvertreter, als Zirkulationsmittel funktioniert, ist Geld. Gold (resp. Silber) ist daher Geld. Als Geld funktioniert es, einerseits wo es in seiner goldnen (resp. silbernen) Leiblichkeit erscheinen muß, daher als Geldware, also weder bloß ideell, wie im Wertmaß, noch repräsentationsfähig, wie im Zirkulationsmittel; andrerseits wo seine Funktion, ob es selbe nun in eigner Person oder durch Stellvertreter vollziehe, es als alleinige Wertgestalt oder allein adäquates Dasein des Tauschwerts allen andren Waren als bloßen Gebrauchswerten gegenüber fixiert." (MEW 23, S. 143 f)

 Kommentar 3/23:  (Linkadresse)

Geld ist jetzt ein vollständig entwickeltes Zirkulationsmittel, das nicht nur den Verkauf, also ware zu Geld (W - G) und nicht nur Geld zu Ware (G - W) macht, sondern beides in sich vereint - wenn auch als widersprüchliche Einheit der Kauf- und Verkaufsakte. Es dient beidem in einem als alleiniges Mittel des ganzen Tauschverhältnisses, worin es den Tauschakt am häufigsten vollzieht, also darin allgemein bleibt, während die Waren kommen und gehen. Im Geld existiert das allgemeine Maß für alle Produkte, weil es als Maß der Werte nun auch Maßstab der Preise geworden ist, als Wertmaß selbst auch dessen jeweilige Tauschwerte bestimmt, ja nach Masse, die es auf dem Markt hat.

Von daher ist die ursprüngliche Beziehung von Ware zu Ware, die durch den Tauschwert, also Geld allgemein vermittelt (W - G - W) ist, nun eigentlich eine Beziehung des Geldes zu sich über Ware vermittelt (G - W - W). Um diese Umkehrung geht es im Folgenden.

 Zusammenfassung 3/23:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Geld muss seinen Widerspruch als reelles Zahlungsmittel zwischen den Waren und seinem Dasein als ideelles Wertmaß über alle Tauschakte hinweg darin auflösen, dass es als allgemeines Kaufmittel gültig wird und alle Waren aufeinander auch wirklich beziehen kann.

3.3.a Schatzbildung

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 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/24:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/24 | Kommentar 3/24 | Zusammenfassung 3/24


Die im Geld existierende Getrenntheit von Verkauf und Kauf lässt Geld als allgemeines Kaufmittel zu einem Geldüberschuss werden, wo es von einem Verkäufer festgehalten werden kann, also gesellschaftlichen Reichtum für sich darstellen kann.

 Textstelle 3/24:  (Linkadresse)

"Der kontinuierliche Kreislauf der zwei entgegengesetzten Warenmetamorphosen oder der flüssige Umschlag von Verkauf und Kauf erscheint im rastlosen Umlauf des Geldes oder seiner Funktion als perpetuum mobile der Zirkulation. Es wird immobilisiert, oder verwandelt sich, wie Boisguillebert sagt, aus meuble in immeuble, aus Münze in Geld, sobald die Metamorphosenreihe unterbrochen, der Verkauf nicht durch nachfolgenden Kauf ergänzt wird.

Mit der ersten Entwicklung der Warenzirkulation selbst entwickelt sich die Notwendigkeit und die Leidenschaft, das Produkt der ersten Metamorphose, die verwandelte Gestalt der Ware oder ihre Goldpuppe festzuhalten. Ware wird verkauft, nicht um Ware zu kaufen, sondern um Warenform durch Geldform zu ersetzen. Aus bloßer Vermittlung des Stoffwechsels wird dieser Formwechsel zum Selbstzweck. Die entäußerte Gestalt der Ware wird verhindert, als ihre absolut veräußerliche Gestalt oder nur verschwindende Geldform zu funktionieren. Das Geld versteinert damit zum Schatz, und der Warenverkäufer wird Schatzbilder.

Grade in den Anfängen der Warenzirkulation verwandelt sich nur der Überschuß an Gebrauchswerten in Geld. Gold und Silber werden so von selbst zu gesellschaftlichen Ausdrücken des Überflusses oder des Reichtums." (MEW 23, S. 144)

 Kommentar 3/24:  (Linkadresse)

Arbeit, die "mehr abwirft", als zum unmittelbaren Erhalt der arbeitenden Menschen nötig ist, verhält sich auf dem Markt als Reichtum, der dort in einer Geldform festgehalten wird, die Waren repräsentiert, die nicht gekauft worden sind. Von daher wird Geld zu einem Schatz, der aufgehäuft ist, um potenziell vernutzt zu werden, also erst wieder in die Welt der Arbeit und Bedürfnisse zurückkommt, wo er ein Wachstum der Bedürfnisse ermöglichen kann. Aus der im Geld veräußerlichte Form der Ware wird "ihre absolut veräußerliche Gestalt", um als "nur verschwindende Geldform zu funktionieren" (MEW 23, S. 144)

 Zusammenfassung 3/24:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Der gesellschaftliche Reichtum hat nun seine erste bürgerliche Form, die Geldform gefunden, in welcher sich das über das Notwendige hinaus entwickelte Produkt als gesellschaftlich Gemachtes, als zur Sache gewordene Naturmacht, selbständig verhält.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/25:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/25 | Kommentar 3/25 | Zusammenfassung 3/25


Das Material der Schatzbildung ist die Natur, der eingeborene Organismus, der die Grundlage aller gesellschaftlichen Notwendigkeiten beinhaltet, die im gesellschaftlichen Reichtum aufgehoben sind.

 Textstelle 3/25:  (Linkadresse)

"Mit mehr entwickelter Warenproduktion muß jeder Warenproduzent sich den nervus rerum, das "gesellschaftliche Faustpfand" sichern. Seine Bedürfnisse erneuern sich unaufhörlich und gebieten unaufhörlichen Kauf fremder Ware, während Produktion und Verkauf seiner eignen Ware Zeit kosten und von Zufällen abhängen. Um zu kaufen, ohne zu verkaufen, muß er vorher verkauft haben, ohne zu kaufen. Diese Operation, auf allgemeiner Stufenleiter ausgeführt, scheint sich selbst zu widersprechen. An ihren Produktionsquellen jedoch tauschen sich die edlen Metalle direkt mit andren Waren aus. Es findet hier Verkauf (auf Seite der Warenbesitzer) ohne Kauf (auf Seite der Gold- und Silberbesitzer) statt. Und spätere Verkäufe ohne nachfolgende Käufe vermitteln bloß die weitere Verteilung der edlen Metalle unter alle Warenbesitzer." (MEW 23, S. 145)

 Kommentar 3/25:  (Linkadresse)

Was auf dem Markt kommt, ist immer ein Produkt, das seiner Quelle aus Arbeit und Natur entnommen ist. Dafür standen zunächst auch die wertmäßig am besten komprimierten Edelmetalle. Im Grunde sind es alle Bodenschätze, die als Rohstoff der Arbeit aller Wertbildung zu Grunde leigen. Sie aufzuhäufen bedeutet Macht über die Notwendigkeit, Freiheit, welche sich auch in der Zukunft, also im Fortgang der Geschichte bewährt, weil sie sich über das Risiko der Märkte auch erheben kann. Das war der Grund, warum z.B. die Inder im 17. und 18. Jahrhundert ihre Schätze vor der Welt behütet haben, indem sie diese vergruben.

"Grade in den Anfängen der Warenzirkulation verwandelt sich nur der Überschuß an Gebrauchswerten in Geld. Gold und Silber werden so von selbst zu gesellschaftlichen Ausdrücken des Überflusses oder des Reichtums. Diese naive Form der Schatzbildung verewigt sich bei Völkern, wo der traditionellen und auf Selbstbedarf gerichteten Produktionsweise ein fest abgeschloßner Kreis von Bedürfnissen entspricht. So bei den Asiaten, namentlich den Indern. Vanderlint, der die Warenpreise durch die Masse des in einem Land befindliche Goldes und Silbers bestimmt wähnt, fragt sich, warum die indische Waren so wohlfeil? Antwort: Weil die Inder das Geld vergraben." (MEW 23, S. 144 f)

 Zusammenfassung 3/25:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Das ursprünglichste Material und auch Produkt ist die angeeignete Natur. Sie ist daher auch die erste Quelle, an der sich der Wert seiner Form versichern kann, auf die der Wert rekurriert, und die Einbringungsarbeit der Rohstoffe ist die hintergründigste Arbeit, mit der Wert auf dem Markt als allgemeines Mittel zu verstetigen ist.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/26:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/26 | Kommentar 3/26 | Zusammenfassung 3/26


Geld ist die Gesellschaftsform des Privateigentums, das allgemeine Eigentum des vereinzelten Reichtums und daher die ausschließliche Form des gesellschaftlichen Reichtums seines Besitzers, ist also ausgeschlossener Besitz.

 Textstelle 3/26:  (Linkadresse)

"Das Geld ist ... ein äußerlich Ding, das Privateigentum eines jeden werden kann. Die gesellschaftliche Macht wird so zur Privatmacht der Privatperson. ... Die Ware als Gebrauchswert befriedigt ein besondres Bedürfnis und bildet ein besondres Element des stofflichen Reichtums. Aber der Wert der Ware mißt den Grad ihrer Attraktionskraft auf alle Elemente des stofflichen Reichtums, daher den gesellschaftlichen Reichtum ihres Besitzers. Dem barbarisch einfachen Warenbesitzer, selbst einem westeuropäischen Bauer, ist der Wert unzertrennlich von der Wertform, Vermehrung des Gold- und Silberschatzes daher Wertvermehrung." (MEW 23, S. 146 f) 

 Kommentar 3/26:  (Linkadresse)

Soweit Geld als Schatz festgehalten kann, soweit es also als Wert eines reinen Mehrprodukts in der Hand eines Geldbesitzers verbleibt, stellt es eine Privatmacht nur als Kaufmittel dar, die als bloße Vermehrung der Warenwelt auch nur reiner Geldbesitz ist, also aus der Vielfältigkeit seiner Beziehungen zur Warenwelt jedweder Eintauschbarkeit harrt. Es ist die Allgemeinmacht des Käufers, der allerdings erst in die Gesellschaft zurückkomt, wenn er sein Geld anwendet, das Mehrprodukt auch wertmäßig veräußert. Kein Geld der Welt bleibt für sich wertvoll, wenn es nur aufgehäuft bleibt, weil es den Warenkreislauf stocken würde; aber es ist wertvoll, solange es einem Mehrprodukt entspricht, das potenziell in die Warenzirkulation zurückkommen kann. Von daher bewegt sich der Geldwert auf der "Kippe" zwischen der Warenwelt, eröffnet wine widersprückliche Beziehung auf sie: Geld strebt nach Vermehrung, erfordert aber zugleich die Selbstaufgabe des Geldbesitzes durch Geldausgabe, durch Kauf, der seinen Wert nicht übereignen soll. Es ist also Privateigentum, das nach Gesellschaft sucht, die seine Macht vermehrt ohne dass sie sich verliert, dass also Geld in die Gesellschaft gegeben wird, um Geldbesitz zu vermehren, um nicht wertlos zu werden.

 Zusammenfassung 3/26:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Seinem Inhalt nach, also als Formbestimmung der Wertform, ist Geld selbst die algemeine und ausschließliche Form des Privateigentums, weil es in seinem Vermögen alle gesellschaftlichen Beziehungen versammelt, die ein Mensch zur Hand haben kann.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/27:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/27 | Kommentar 3/27 | Zusammenfassung 3/27


Seiner Form nach ist Geld schrankenlos, seinem Inhalt nach aber immer beschränkt durch die Erzeugnisse auf dem Warenmarkt. Es ist objektive Allseitigkeit des Besitzes nur solange, wie seiner Lebensform subjektiv entsagt wird.

 Textstelle 3/27:  (Linkadresse)

"Der Trieb der Schatzbildung ist von Natur maßlos. Qualitativ oder seiner Form nach ist das Geld schrankenlos, d.h. allgemeiner Repräsentant des stofflichen Reichtums, weil in jede Ware unmittelbar umsetzbar. Aber zugleich ist jede wirkliche Geldsumme quantitativ beschränkt, daher auch nur Kaufmittel von beschränkter Wirkung. Dieser Widerspruch zwischen der quantitativen Schranke und der qualitativen Schrankenlosigkeit des Geldes treibt den Schatzbildner stets zurück zur Sisyphusarbeit der Akkumulation. ...

Um das Gold als Geld festzuhalten und daher als Element der Schatzbildung, muß es verhindert werden zu zirkulieren oder als Kaufmittel sich in Genußmittel aufzulösen. Der Schatzbildner opfert daher dem Goldfetisch seine Fleischeslust. Er macht Ernst mit dem Evangelium der Entsagung. Andrerseits kann er der Zirkulation nur in Geld entziehn, war er ihr in Ware gibt. Je mehr er produziert, desto mehr kann er verkaufen. Arbeitsamkeit, Sparsamkeit und Geiz bilden daher seine Kardinaltugenden, viel verkaufen, wenig kaufen, die Summe seiner politischen Ökonomie." (MEW 23, S. 147) 

 Kommentar 3/27:  (Linkadresse)

Geld als bloße Form für sich ist maßlos und hat seine Funktion als Maß der Werte darin als allgemeines Kaufmittel aufgehoben, solange es nur als dieses fungiert. Es erhält sich als reiner Geldbesitz allein durch Entsagung an der Teilnahme des gesellschaftlichen Stoffwechsels. Als Zahlungsmittel könnte es sich in dieser Form nur als rein ästhetische Form einer bestimmten Kultur (z.B. Kunstwerk, Sammlerobjekt) fixieren und von daher sein Wertpotienzial ideell erhalten; ein Grund, warum z.B. Banken Kunst erwerben, deren Wert mit der Zeit durch die Prominenz einer Authentizität auch einen ästhetischen Mehrwert als Kulturgut erzielt.

"Neben der unmittelbaren Form des Schatzes läuft seine ästhetische Form, der Besitz von Gold- und Silberwaren. Er wächst mit dem Reichtum der bürgerlichen Gesellschaft. "Soyons riches ou paraissons riches." <"Laßt uns reich sein oder reich erscheinen"> (Diderot.) Es bildet sich so teils ein stets ausgedehnterer Markt für Gold und Silber, unabhängig von ihren Geldfunktionen, teils eine latente Zufuhrquelle des Geldes, die namentlich in gesellschaftlichen Sturmperioden fließt." (MEW 23, S. 147 f) 

Geld ist in seinem beidseitigen Beziehungspotenzial ein Schatzreservoir, das vor allem als ein "Zwischenspeicher" der Zirkulation fungiert und zum Ausgleich ihrer Wertschwankungen auch nötig ist.

"Man hat gesehn, wie mit den beständigen Schwankungen der Warenzirkulation in Umfang, Preisen und Geschwindigkeit die Umlaufsmasse des Geldes rastlos ebbt und flutet. Sie muß also der Kontraktion und Expansion fähig sein. Bald muß Geld als Münze attrahiert, bald Münze als Geld repelliert werden. Damit die wirklich umlaufende Geldmasse dem Sättigungsgrad der Zirkulationssphäre stets entspreche, muß das in einem Lande befindliche Gold- oder Silberquantum größer sein als das in Münzfunktion begriffene. Diese Bedingung wird erfüllt durch die Schatzform des Geldes. Die Schatzreservoirs dienen zugleich als Abfuhr- und Zufuhrkanäle des zirkulierenden Geldes, welches seine Umlaufskanäle daher nie überfüllt." (MEW 23, S. 148) 

 Zusammenfassung 3/27:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die Geldform bleibt für sich im Widerspruch ihrer Form zu ihrem Inhalt, weil sie für ihre schrankenlose Allseitigkeit nur eintreten kann, wenn sie dem Menschen subjektiv Entsagung abverlangt, also verlangt, dass er sich für seinen Geldreichtum dem Reichtum der für ihn wirklich "brauchbaren" Warenwelt entziehen muss.

3.3.b Zahlungsmittel

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 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/28:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/28 | Kommentar 3/28 | Zusammenfassung 3/28


In seiner Selbständigkeit als reines Zahlungsmittel wurde Geld zum Kaufmittel dadurch, dass man im Glauben an seinen Wert damit bezahlen kann, ohne einen Gebrauchswert oder Tauschwert zu realisieren, sodass der Verkäufer zum Gläubiger, und der Käufer zum Schuldner gegenüber dem Geldwert wird.

 Textstelle 3/28:  (Linkadresse)

"In der bisher betrachteten unmittelbaren Form der Warenzirkulation war dieselbe Wertgröße stets doppelt vorhanden, Waren auf dem einen Pol, Geld auf dem Gegenpol. Die Warenbesitzer traten daher nur in Kontakt als Repräsentanten wechselseitig vorhandner Äquivalente. Mit der Entwicklung der Warenzirkulation entwickeln sich jedoch Verhältnisse, wodurch die Veräußerung der Ware von der Realisierung ihres Preises zeitlich getrennt wird. ...

Der eine Warenbesitzer kann daher als Verkäufer auftreten, bevor der andre als Käufer. Bei steter Wiederkehr derselben Transaktionen unter denselben Personen regeln sich die Verkaufsbedingungen der Waren nach ihren Produktionsbedingungen. Andrerseits wird die Benutzung gewisser Warenarten, z.B. eines Hauses, für einen bestimmten Zeitraum verkauft. Erst nach Ablauf des Termins hat der Käufer den Gebrauchswert der Ware wirklich erhalten. Er kauft sie daher, bevor er sie zahlt. Der eine Warenbesitzer verkauft vorhandne Ware, der andre kauft als bloßer Repräsentant von Geld oder als Repräsentant von künftigem Gelde. Der Verkäufer wird Gläubiger, der Käufer Schuldner. Da die Metamorphose der Ware oder die Entwicklung ihrer Wertform sich hier verändert, erhält auch das Geld eine andre Funktion. Es wird Zahlungsmittel." (MEW 23, S. 148 f) 

 Kommentar 3/28:  (Linkadresse)

Geld wird erst zum wirklich selbständigen Wertträger durch seine Bewährung im Geldumlauf, an die jeder Marktteilnehmer auch an das Zahlungsmittel Geld glauben kann, wenn es stetig als Kaufmittel funktioniert. Da es für den Käufer wie für den Verkäufer ein anerkanntes Maß der Wertbemessung sein muss, kann es auch erst als Geld wirklich funktionieren, sobald und solange die Preisbildung seinem Wert entspricht.

Doch dies ist auch die Problematik seines Widerspruchs: Geld als Mittler, als Kaufmittel, kann das Auseinanderfallen von Preis und Wert nicht verhindern. Was als Preis den Verkauf bestimmt, kann nicht immer seinem Wert als Zahlungsmittel entsprechen. Notwendig fällt dies schon beim Wert der Arbeitskraft auseinander, wie wir später sehen werden. Marx bezieht sich darauf besonders deutlich in den Grundrisen:

„Insofern Kauf und Verkauf, die beiden wesentlichen Momente der Zirkulation, gleichgültig gegeneinander sind, in Raum und Zeit getrennt, brauchen sie keineswegs zusammenzufallen. Ihre Gleichgültigkeit kann zur Befestigung und scheinbaren Selbständigkeit des einen gegen das andere fortgehen. (So dass einer nur kauft, ohne zu verkaufen – Warenhortung –, oder dass einer nur verkauft, ohne zu kaufen – Geldhortung, Schatzbildung.)

Indem Kauf und Verkauf aber beide wesentlich Momente eines Ganzen bilden (der Warenproduzent verkauft seine Ware, um mit dem Geld andere Ware zu kaufen, die seine Bedürfnisse befriedigt), muss ein Moment eintreten, wo die selbständige Gestalt gewaltsam gebrochen und die innere Einheit äußerlich durch eine gewaltsame Explosion hergestellt wird.

So liegt schon in der Bestimmung des Geldes als Mittler, in dem Auseinanderfallen des Austauschs in zwei Akte, der Keim der Krisen ...“ (K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42, S. 128.)

 Zusammenfassung 3/28:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Um Kaufmittel zu sein, muss sich Geld als Glaubensinhalt des Marktes bewähren, indem es seine ideellen Beziehungen als Maßstab der Preise auch reell bewahrheitet, indem es also auch die Preise so bestimmt, wie sie seiner Funktion dienlich sind.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/29:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/29 | Kommentar 3/29 | Zusammenfassung 3/29


Geld wird zum Selbstzweck durch seine Fähigkeit, sich über alle Warenbeziehungen in seinem Wert gleichzubleiben, also Wertmaß, Kaufmittel und Schatz in einem für sich zu sein, soweit der Geldumlauf stabil ist.

 Textstelle 3/29:  (Linkadresse)

"Das Geld funktioniert jetzt erstens als Wertmaß in der Preisbestimmung der verkauften Ware. Ihr kontraktlich festgesetzter Preis mißt die Obligation des Käufers, d.h. die Geldsumme, die er an bestimmtem Zeittermin schuldet. Es funktioniert zweitens als ideelles Kaufmittel. Obgleich es nur im Geldversprechen des Käufers existiert, bewirkt es den Händewechsel der Ware. Erst am fälligen Zahlungstermin tritt das Zahlungsmittel wirklich in Zirkulation, d.h. geht aus der Hand des Käufers in die des Verkäufers über. Das Zirkulationsmittel verwandelte sich in Schatz, weil der Zirkulationsprozeß mit der ersten Phase abbrach oder die verwandelte Gestalt der Ware der Zirkulation entzogen wurde. Das Zahlungsmittel tritt in die Zirkulation hinein, aber nachdem die Ware bereits aus ihr ausgetreten ist. Das Geld vermittelt nicht mehr den Prozeß. Es schließt ihn selbständig ab, als absolutes Dasein des Tauschwerts oder allgemeine Ware. Der Verkäufer verwandelte Ware in Geld, um ein Bedürfnis durch das Geld zu befriedigen, der Schatzbildner, um die Ware in Geldform zu präservieren, der schuldige Käufer, um zahlen zu können. Zahlt er nicht, so finden Zwangsverkäufe seiner Habe statt. Die Wertgestalt der Ware, Geld, wird also jetzt zum Selbstzweck des Verkaufs durch eine den Verhältnissen des Zirkulationsprozesses selbst entspringende, gesellschaftliche Notwendigkeit." (MEW 23, S. 150) 

 Kommentar 3/29:  (Linkadresse)

Geld hat den Zweck bekommen, als Mittel des Verkaufs selbständig zu fungieren und dabei seinen eigenen Zweck, seine Selbsterhaltung zu erfüllen. Es kann zwar weiterhin nur in der ständigen Bewegung als Zirkulationsmittel als Mittel des Verkaufs fungieren, aber es tut dies nun wesentlich für sich, um sowohl Schatz und Wertmaß, also eigenmächtig zu sein. Mit eigener Macht erfüllt es zwar seine Existenzbedingungen, bestimmt sie aber auch dadurch, dass diese sich in seinem Zweck veräußern. Somit wird Geld zum Inhalt aller Existenzbestimmungen.

 Zusammenfassung 3/29:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Geld wird eine "zum Selbstzweck des Verkaufs entspringende, gesellschaftliche Notwendigkeit" dadurch, dass es den Schatz, den es sichert, auch in der Zirkulation absichert. Es müssen hierfür alle Zahlungsvorgänge selbst schon abgeschlossen Form bekommen, also alles schon einmal bezahlt sein, was auch wieder bezahlt werden soll.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/30:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/30 | Kommentar 3/30 | Zusammenfassung 3/30


Der ganze Zusammenhang der Warktwirtschaft besteht als fertig vorhandener gesellschaftlicher Zusammenhang im Geld, das als Geldmasse herrscht, und nur von dem Vermögen seiner Umlaufgeschwindigkeit abhängig ist, dem Zeitabstand der Zahlungstermine und der Masse der Gläubiger.

 Textstelle 3/30:  (Linkadresse)

"Der Käufer verwandelt Geld zurück in Ware, bevor er Ware in Geld verwandelt hat, oder vollzieht die zweite Warenmetamorphose vor der ersten. Die Ware des Verkäufers zirkuliert, realisiert ihren Preis aber nur in einem privatrechtlichen Titel auf Geld. Sie verwandelt sich in Gebrauchswert, bevor sie sich in Geld verwandelt hat. Die Vollziehung ihrer ersten Metamorphose folgt erst nachträglich.

In jedem bestimmten Zeitabschnitt des Zirkulationsprozesses repräsentieren die fälligen Obligationen die Preissumme der Waren, deren Verkauf sie hervorrief. Die zur Realisierung dieser Preissumme nötige Geldmasse hängt zunächst ab von der Umlaufsgeschwindigkeit der Zahlungsmittel. Sie ist bedingt durch zwei Umstände: die Verkettung der Verhältnisse von Gläubiger und Schuldner, so daß A, der Geld von seinem Schuldner B erhält, es an seinen Gläubiger C fortzahlt usw. - und die Zeitlänge zwischen den verschiednen Zahlungsterminen. Die prozessierende Kette von Zahlungen oder nachträglichen ersten Metamorphosen unterscheidet sich wesentlich von der früher betrachteten Verschlingung der Metamorphosenreihen. Im Umlauf des Zirkulationsmittels wird der Zusammenhang zwischen Verkäufern und Käufern nicht nur ausgedrückt. Der Zusammenhang selbst entsteht erst in und mit dem Geldumlauf. Dagegen drückt die Bewegung des Zahlungsmittels einen schon vor ihr fertig vorhandnen gesellschaftlichen Zusammenhang aus." (MEW 23, S. 150 f) 

 Kommentar 3/30:  (Linkadresse)

Geld stellt ein Vermögen dar, weil es alle Umstände der Warenmärkte bestimmt und zum Subjekt ihrer Notwendigkeiten geworden ist. Als dieses bestärkt es sich durch die Häufigkeit seiner Wirkung, also in der Umlaufgeschwindigkeit und der Masse der von ihm Abhängigen. Dadurch wird der Geldbesitzer, also der Käufer, im Allgemeinen durch das Geld bestärkt und der Verkäufer zu einer hiervon abhängigen Einzelheit.

 Zusammenfassung 3/30:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Mit zunehmender Umlaufgeschwindigkeit und Masse der Gläubiger wird Geld zu einem eigenständigen Schatz nur durch die Gleichzeitigleit von Verkäufen und Käufen. Von daher verhalten sich alle Menschen in einer Warengesellschaft nur noch in der Notwendigkeit, Geld jederzeit verfügbar zu haben, weil sie damit bezahlen müssen, wenn sie kaufen wollen und kaufen müssen um Leben zu können.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/31:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/31 | Kommentar 3/31 | Zusammenfassung 3/31


Das reelle Zahlungsmittel Geld wird zu einem verschwindenden Teil der Geldzirkulation, weil sich die Zahlungen allgemein mit zunehmender Dichte auf dessen Fähigkeit reduzieren, alle Beziehungen in seiner Funktion als Zahlungsmittel auf den Zweck des Kaufens zu konzentrieren und im Buchgeld als Schuld allgemein zu saldieren.

Weil mit der Konzentration des Zahlungsausgleichs von Schuldverpflichtungen die Bilanz der zirkulierenden Zahlungsmittel immer kleiner wird, wird auch die Münzgestalt des Geldes zunehmend überflüssig. In der Dichte der Konfrontation von Schuldforderungen wird diese zunehmend aufgehoben und durch "Buchgeld" ersetzt.

 Textstelle 3/31:  (Linkadresse)

"Gleichzeitigkeit und Nebeneinander der Verkäufe beschränken den Ersatz der Münzmasse durch Umlaufsgeschwindigkeit. Sie bilden umgekehrt einen neuen Hebel in der Ökonomie der Zahlungsmittel. Mit der Konzentration der Zahlungen an demselben Platz entwickeln sich naturwüchsig eigne Anstalten und Methoden ihrer Ausgleichung. So z.B. die Virements im mittelaltrigen Lyon. Die Schuldforderungen von A an B, B an C, C an A usw. brauchen bloß konfrontiert zu werden, um sich wechselseitig bis zu einem gewissen Belauf als positive und negative Größen aufzuheben. So bleibt nur eine Schuldbilanz zu saldieren. Je massenhafter die Konzentration der Zahlungen, desto kleiner relativ die Bilanz, also die Masse der zirkulierenden Zahlungsmittel." (MEW 23, S. 151) 

 Kommentar 3/31:  (Linkadresse)

Geld verliert seine sinnfällige Münzgestalt als Kaufmittel in dem Maß, wie sich die Zahlungsvorgänge verdichten und sich die Bilanz der Zahlungsableiche von Schuldverpflichungen innerhalb der Schuldner gegenüber dem realen gesellschaftlichen Zahlungsmittel aufheben. Es "wäscht" eine Schuld die andere, indem eine reell beglichen hat, was die andere reell ersetzen kann. Und weil damit das gesellschaftliche Zahlungsmittel für alle letztlich gleichen Wert darstellt, kann dieser auch nur ideell im Buchgeld abgeglichen werden kann, also vom einzelnen Zahlungsvorgang "am selben Platz" unabhängig werden. Die Nationalbanken werden zur Institution der Schuldverwaltung, kann also Geld in die Zirkulation werfen, das allgemein als Soll gebucht wird und im einzelnen lediglich den Zahlungsausgleichen dient.

 Zusammenfassung 3/31:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Das Tauschverhältnis hat sich dadurch reell umgekehrt, indem Geld seine einzige Realität geworden ist. Alle Menschen stehen ihm selbst als Schuldner gegenüber, weil sie es besitzen müssen und zu seinem Erwerb verpflichtet sind, das sie zugleich zu bilden haben durch ihren Beitrag zu seiner Bildung, durch Arbeit. Nur weil das eine vorausgesetzt war und doch gleichzeitig ist und das andere Folge war und auch gleichzeitig ist, kann Geld seinen Wert halten.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/32:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/32 | Kommentar 3/32 | Zusammenfassung 3/32


Geld macht alle Menschen zu Schuldnern an ihrer gesellschaftlichen Vermittlung und erzeugt in ihnen die Ohnmacht, die Geld mächtig werden lässt, zur Macht des Geldbesitzers, zur allgemeinen Macht des Käufers über den Verkäufer.

Als Zahlungsmittel und zugleich ursprünglich vermittelnde Form des Stoffwechsels wird Geld zur bloßen Inkarnation der gesellschaftlichen Arbeit, das Schuldversprechen zum Arbeitsversprechen, weil dies seine letztliche Grundlage reflektiert, die alleine über die Krisen der Geldversprechungen erhaben ist.

 Textstelle 3/32:  (Linkadresse)

"Die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel schließt einen unvermittelten Widerspruch ein. Soweit sich die Zahlungen ausgleichen, funktioniert es nur ideell als Rechengeld oder Maß der Werte. Soweit wirkliche Zahlung zu verrichten, tritt es nicht als Zirkulationsmittel auf, als nur verschwindende und vermittelnde Form des Stoffwechsels, sondern als die individuelle Inkarnation der gesellschaftlichen Arbeit, selbständiges Dasein des Tauschwerts, absolute Ware. Dieser Widerspruch eklatiert in dem Moment der Produktions- und Handelskrisen, der Geldkrise heißt. Sie ereignet sich nur, wo die prozessierende Kette der Zahlungen und ein künstliches System ihrer Ausgleichung völlig entwickelt sind. Mit allgemeineren Störungen dieses Mechanismus, woher sie immer entspringen mögen, schlägt das Geld plötzlich und unvermittelt um aus der nur ideellen Gestalt des Rechengeldes in hartes Geld. Es wird unersetzlich durch profane Waren. Der Gebrauchswert der Ware wird wertlos, und ihr Wert verschwindet vor seiner eignen Wertform. Eben noch erklärte der Bürger in prosperitätstrunknem Aufklärungsdünkel das Geld für leeren Wahn. Nur die Ware ist Geld. Nur das Geld ist Ware! gellt's jetzt über den Weltmarkt. Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit seine Seele nach Geld, dem einzigen Reichtum. In der Krise wird der Gegensatz zwischen der Ware und ihrer Wertgestalt, dem Geld, bis zum absoluten Widerspruch gesteigert. Die Erscheinungsform des Geldes ist hier daher auch gleichgültig. Die Geldhungersnot bleibt dieselbe, ob in Gold oder Kreditgeld, Banknoten etwa, zu zahlen ist." (MEW 23, S. 151 f) 

 Kommentar 3/32:  (Linkadresse)

Geldkrisen stellen den Schein der funktionalen Warenwelt bloß, da sie ihr ideelles wie reelles Wertsein als bloßes Verprechen aufgelöst finden, wenn das Rechengeld und das harte Geld inkomensurabel wird, keine sie begründende Waren zur Realisierung seines Wertes mehr auffinden und "frisches Geld" nur durch Arbeit, also jenseits der Geldzirkulation entstehen kann.

 Zusammenfassung 3/32:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Geld kann sich selbst nicht als Wert erhalten, wenn es als bloßes Kaufmittel fungiert. Es ist darin innerhalb der Waren- und Geldzirkulation negativ bestimmt, verliert also seinen Wert, wenn dieser nicht jenseits der Zirklulationssphäre immer wieder erzeugt wird. Geld hat Arbeit umso nötiger, je mehr es sich gegen sie verselbständigt.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/33:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/33 | Kommentar 3/33 | Zusammenfassung 3/33


Geld ist zum einen bereits erbrachter Wert, zum anderen nachholender Wert. Es repräsentiert Waren, die der Zirkulation, nicht aber der Preissumme, welche Geld darstellt, entzogen sind und repräsentiert zugleich Waren, die erst zukünftig ihren Wert realisieren können. Als reine Preissumme ist es Gläubigerwert und Schuldnerwert in einem.

Geld wirkt als Maß der Werte, sofern es zum Einkauf (G-W) verwendet wird, und als Massstab der Preise, sofern es zum Verkauf (W-G) dient. Als beides in einem, als bloße Preissumme ist Geld als selbständiges nicht reell begründetes Zahlungsmittel, vor allem aber ein Schuldzertifikat: Kreditgeld. Was dabei mächtig bleibt ist im Allgemeinen eben der Käufer, der die Rolle des Kreditgebers einnimmt.

 Textstelle 3/33:  (Linkadresse)

"Es läuft Geld um, das der Zirkulation längst entzogne Waren repräsentiert. Es laufen Waren um, deren Geldäquivalent erst in der Zukunft erscheint. Andrerseits sind die jeden Tag kontrahierten und die denselben Tag fälligen Zahlungen durchaus inkommensurable Größen.

Das Kreditgeld entspringt unmittelbar aus der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, indem Schuldzertifikate für die verkauften Waren selbst wieder zur Übertragung der Schuldforderungen zirkulieren. Andrerseits, wie sich das Kreditwesen ausdehnt, so die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel. Als solches erhält es eigne Existenzformen, worin es die Sphäre der großen Handelstransaktionen behaust, während die Gold- oder Silbermünze hauptsächlich in die Sphäre des Kleinhandels zurückgedrängt wird." (MEW 23, S. 153) 

 Kommentar 3/33:  (Linkadresse)

Geld besteht aus einer Kette von Zahlungsverpflichtungen, denen es keinen realen Wert mehr gegenüberstellt, weil es einerseits eine vergangene Preisrealisierung, andererseits eine zukünftige Wertbildung repräsentiert:

"Betrachten wir nun die Gesamtsumme des in einem gegebnen Zeitabschnitt umlaufenden Geldes, so ist sie, bei gegebner Umlaufsgeschwindigkeit der Zirkulations- und Zahlungsmittel, gleich der Summe der zu realisierenden Warenpreise plus der Summe der fälligen Zahlungen, minus der sich ausgleichenden Zahlungen, minus endlich der Anzahl Umläufe, worin dasselbe Geldstück abwechselnd bald als Zirkulations-, bald als Zahlungsmittel funktioniert. Z.B. der Bauer verkauft sein Getreide für 2 Pfd.St., die so als Zirkulationsmittel dienen. Am Verfalltag zahlt er damit Leinwand, die ihm der Weber geliefert hat. Dieselben 2 Pfd.St. funktionieren jetzt als Zahlungsmittel. Der Weber kauft nun eine Bibel gegen bar - sie funktionieren von neuem als Zirkulationsmittel - usw. Selbst Preise, Geschwindigkeit des Geldumlaufs und Ökonomie der Zahlungen gegeben, decken sich daher nicht länger die während einer Periode, eines Tags z.B., umlaufende Geldmasse und zirkulierende Warenmasse." (MEW 23, S. 153) 

 Zusammenfassung 3/33:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Geld vermittelt zwischen Vergangenheit und Zukunft, ohne gegenwärtig wirklichen Wert zu haben. Von daher bestimmt es alle Lebensverhältnisse aus vergangenem Wert um zukünftigen Wert zu gewährleisten. Von daher bestimmt es sich in seiner Notwendigkeit als ein sich selbst begründendes Verwertungsprinzip.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/34:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/34 | Kommentar 3/34 | Zusammenfassung 3/34


Geld hat die Gewähr seiner Zertifikation letztlich aus dem Recht, das über den Lebensraum der Kulturen gegeben ist, kann also selbst zum reinen Besitzrecht über Land und Steuern werden.

 Textstelle 3/34:  (Linkadresse)

"Bei gewissem Höhegrad und Umfang der Warenproduktion greift die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel über die Sphäre der Warenzirkulation hinaus. Es wird die allgemeine Ware der Kontrakte. Renten, Steuern usw. verwandeln sich aus Naturallieferungen in Geldzahlungen. Wie sehr diese Umwandlung durch die Gesamtgestalt des Produktionsprozesses bedingt wird, beweist z.B. der zweimal gescheiterte Versuch des römischen Kaiserreichs, alle Abgaben in Geld zu erheben. Das ungeheure Elend des französischen Landvolks unter Ludwig XIV., das Boisguillebert, Marschall Vauban usw. so beredt denunzieren, war nicht nur der Steuerhöhe geschuldet, sondern auch der Verwandlung von Naturalsteuer in Geldsteuer. Wenn andrerseits die Naturalform der Grundrente, in Asien zugleich das Hauptelement der Staatssteuer, dort auf Produktionsverhältnissen beruht, welche sich mit der Unwandelbarkeit von Naturverhältnissen reproduzieren, erhält jene Zahlungsform rückwirkend die alte Produktionsform. Sie bildet eines der Selbsterhaltungsgeheimnisse des türkischen Reichs. Zieht der durch Europa aufoktroyierte auswärtige Handel in Japan die Verwandlung von Naturalrente in Geldrente nach sich, so ist es um seine musterhafte Agrikultur geschehn. Ihre engen ökonomischen Existenzbedingungen werden sich auflösen." (MEW 23, S. 154 f) 

 Kommentar 3/34:  (Linkadresse)

Geld wird zum Stellvertreter aller gesellschaftlichen Natur, wenn es als Zahlungsmittel die Naturalformen als allgemeine Ware der Kontrakte selbst besetzt. Darin lösen sich die ökonomischen Existenzbedingungen auf (siehe Feudalkaptalismus).

 Zusammenfassung 3/34:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die einzige sichere Gewähr für die Gegenwärtigkeit von Geldwerten ist der Raum, der auch jenseits von Vergangenheit und Zukunft notwendige Existenzform ist. Die politischen Grenzziehungen sind damit die letztliche Existenzsicherheit der Geldwerte, gleich, ob sie sich zwischen Kulturen, Staaten, Grundstücken usw. befinden. Der Raum ist das letzte natürliche Faustpfand der Geldverwertung.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/35:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/35 | Kommentar 3/35 | Zusammenfassung 3/35


Geld wird durch seine Fähigkeit, sich als Zahlungsmittel höchster Gewähr durch Naturbesitz zu akkumulieren, selbst zum Reservefonds aller Zahlungsmittel und macht von daher die reelle Schatzbildung unnötig.

 Textstelle 3/35:  (Linkadresse)

"In jedem Land setzen sich gewisse allgemeine Zahlungstermine fest. Sie beruhn teilweis, von andren Zirkelläufen der Reproduktion abgesehn, auf den an Wechsel der Jahreszeit gebundnen Naturbedingungen der Produktion. Sie regeln ebenso Zahlungen, die nicht direkt der Warenzirkulation entspringen, wie Steuern, Renten usw. Die Geldmasse, die zu diesen über die ganze Oberfläche der Gesellschaft zersplitterten Zahlungen an gewissen Tagen des Jahres erheischt ist, verursacht periodische, aber ganz oberflächliche Perturbationen in der Ökonomie der Zahlungsmittel.

Aus dem Gesetz über die Umlaufsgeschwindigkeit der Zahlungsmittel folgt, daß für alle periodischen Zahlungen, welches immer ihre Quelle, die notwendige Masse der Zahlungsmittel in geradem Verhältnis zur Länge der Zahlungsperioden steht.

Die Entwicklung des Geldes als Zahlungsmittel ernötigt Geldakkumulationen für die Verfalltermine der geschuldeten Summen. Während die Schatzbildung als selbständige Bereicherungsform verschwindet mit dem Fortschritt der bürgerlichen Gesellschaft, wächst sie umgekehrt mit demselben in der Form von Reservefonds der Zahlungsmittel." (MEW 23, S. 155 f) 

 Kommentar 3/35:  (Linkadresse)

Was die Schatzbildung real zu erreichen suchte als reelle Naturaneignung in Goldform erreicht das zum absoluten Zahlungsmittel gewordene Geld als Aneignungsmacht über Natur, als Naturbesitz. Naturbesitz ist die letzte Wertgestalt des Geldes - nicht seine Grundgestalt, nicht Wertgestalt selbst, wie das die Physiokraten sehen, sondern abstrakteste Wertform überhaupt, die letzte Bedingung der Wertbildung,.

 Zusammenfassung 3/35:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Als letztes Äquivalent der Geldform dient die Naturalform des Raumes, welcher das Quantum der Produktionsstoffe, der Ressourcen an Rohstoffen und Arbeitskräften bestimmt.

3.3.c Weltgeld

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 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/36:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/36 | Kommentar 3/36 | Zusammenfassung 3/36


Weltweit wird Geld zum Wertmaß nach Maßgabe des Stoffwechsels zwischen verschiedenen Nationen, wodurch es als Zahlungsmittel kein lokaler Maßstab mehr sein kann und deshalb unmittelbar zu einem allgemeinen Kaufmittel und damit absolut gesellschaftliche Materiatur des Reichtums überhaupt wird.

Geld wird als ausschließliches Kaufmittel zum unmittelbar materiellen Übertragungsmittel des Reichtums der Länder als Maßverhältnis ihrer Handelsbilanzen.

 Textstelle 3/36:  (Linkadresse)

"In der innern Zirkulationssphäre kann nur eine Ware zum Wertmaß und daher als Geld dienen. Auf dem Weltmarkt herrscht doppeltes Wertmaß, Gold und Silber.

Das Weltgeld funktioniert als allgemeines Zahlungsmittel, allgemeines Kaufmittel und absolut gesellschaftliche Materiatur des Reichtums überhaupt (universal wealth). Die Funktion als Zahlungsmittel, zur Ausgleichung internationaler Bilanzen, herrscht vor. Daher das Losungswort des Merkantilsystems - Handelsbilanz! Zum internationalen Kaufmittel dienen Gold und Silber wesentlich, sooft das herkömmliche Gleichgewicht des Stoffwechsels zwischen verschiednen Nationen plötzlich gestört wird. Endlich als absolut gesellschaftliche Materiatur des Reichtums, wo es sich weder um Kauf noch Zahlung handelt, sondern um Übertragung des Reichtums von einem Land zum andren, und wo diese Übertragung in Warenform entweder durch die Konjunkturen des Warenmarkts oder den zu erfüllenden Zweck selbst ausgeschlossen wird." (MEW 23, S. 157) 

 Kommentar 3/36:  (Linkadresse)

Was innerhalb der Nationen als Wertmaß dienen kann, wird außerhalb zu einem Verhältnismaß des Stoffwechsels, der Rohstoffe und Arbeitskräfte, die Reichtum bilden, mit dem gehandelt wird. Dieser kann an verschiedenen Rohstoffen oder Edelmetallen gemessen werden, da lediglich deren stoffliche Form das Maß darstellt.

"Mit dem Austritt aus der innern Zirkulationssphäre streift das Geld die dort aufschießenden Lokalformen von Maßstab der Preise, Münze, Scheidemünze und Wertzeichen, wieder ab und fällt in die ursprüngliche Barrenform der edlen Metalle zurück. Im Welthandel entfalten die Waren ihren Wert universell. Ihre selbständige Wertgestalt tritt ihnen daher hier auch gegenüber als Weltgeld. Erst auf dem Weltmarkt funktioniert das Geld in vollem Umfang als die Ware, deren Naturalform zugleich unmittelbar gesellschaftliche Verwirklichungsform der menschlichen Arbeit in abstracto ist. Seine Daseinsweise wird seinem Begriff adäquat." (MEW 23, S. 156) 

 Zusammenfassung 3/36:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Über allen Raum hinaus stellt sich im Weltgeld schließlich die "gesellschaftliche Verwirklichungsform der menschlichen Arbeit in abstracto" heraus. Das Weltgeld ist die Wertform des Werts schlechthin.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/37:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/37 | Kommentar 3/37 | Zusammenfassung 3/37


Für die Weltmarktszirkulation benötigt Geld einen Reservefonds wieder als leibhaftige Ware, also besonders als Bodenschätze und Edelmetalle oder auch in Form von universalisierten Arbeitskräften (Humankapital).

 Textstelle 3/37:  (Linkadresse)

"Wie für seine innere Zirkulation, braucht jedes Land für die Weltmarktszirkulation einen Reservefonds. Die Funktionen der Schätze entspringen also teils aus der Funktion des Geldes als inneres Zirkulations- und Zahlungsmittel, teils aus seiner Funktion als Weltgeld. In der letzteren Rolle ist stets die wirkliche Geldware, leibhaftes Gold und Silber, erheischt, weswegen James Steuart Gold und Silber, im Unterschied von ihren nur lokalen Stellvertretern, ausdrücklich als money of the world <Weltgeld> charakterisiert." (MEW 23, S. 158 f)

 Kommentar 3/37:  (Linkadresse)

Im Warenhandel des Merkantilsystems wird Wert weltweit dadurch universell, dass das stoffliche Dasein der Produkte unmittelbare Verwirklichungsform abstrakt menschlicher Arbeit ist, also unmittelbar als Stoff selbst nur in der Abstraktion von dem Reichtum anderer Länder, ihren Bodenschätzen und Arbeitskräften hergenommen wird. Was dort 12 Arbeitsstunden oder 95% der Ölreserven der Welt ist, wird national nur als Produkt bewertet, das die lokalen Arbeitskräfte und Ressourcen ersetzt.

 Zusammenfassung 3/37:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die Rückbeziehung des Weltgeldes auf seine Natur ist die Beziehung auf die Bodenschätze und Arbeitskräfte der Welt. Nutur und Arbeit sind die wahren Bedingungen der Wertproduktion.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/38:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/38 | Kommentar 3/38 | Zusammenfassung 3/38


Die nationalen Zirkulationssphären fangen die Rohstoffströme der Welt auf und schatzen sie als eigene Währungssicherheit auf, die auf den nationalen Warenmärkten nach Bedarf in die stoffliche Zirkulation eingeht, um die Wechselkurse zum Vorteil auf dem Weltmarkt zu bestimmen.

 Textstelle 3/38:  (Linkadresse)

"Die Bewegung des Gold- und Silberstroms ist eine doppelte. Einerseits wälzt er sich von seinen Quellen über den ganzen Weltmarkt, wo er von den verschiednen nationalen Zirkulationssphären in verschiednem Umfang abgefangen wird, um in ihre inneren Umlaufskanäle einzugehn, verschlissene Gold- und Silbermünzen zu ersetzen, das Material von Luxuswaren zu liefern und zu Schätzen zu erstarren. Diese erste Bewegung ist vermittelt durch direkten Austausch der in Waren realisierten Nationalarbeiten mit der in edlen Metallen realisierten Arbeit der Gold und Silber produzierenden Länder. Andrerseits laufen Gold und Silber fortwährend hin und her zwischen den verschiednen nationalen Zirkulationssphären, eine Bewegung, die den unaufhörlichen Oszillationen des Wechselkurses folgt." (MEW 23, S. 159)

 Kommentar 3/38:  (Linkadresse)

Der Weltmarkt wird in der weltweit wirksamen Geldform des Weltgeldes nun selbst zur Quelle von Werten aus Natur und Arbeit. Billigarbeit und Raubbau an Bodenschätzen dienen zum Ausgleich und Druck der Werterzeugung und Wertzirkulation auf den nationalen Märkten und gleicht zugleich auch die Wertdifferenzen der Wechselkurse zugunsten eigener Produktivität aus. Auf diese Weise lässt sich durch Billigwaren- und Rohstoffimporte der nationale Produktionswert erhöhen, da ein Teil der Warenwerte durch importierten Wertausgleich verbilligt werden kann. Preise fallen dann, während ihre Werte wachsen können.

International wird die Geldbewegung nach den Bedürfnissen der Nationalmärkte bestimmt, die durch den Wert der Produkte wachsen, indem sie die Preise auf dem Weltmarkt drücken und also durch den international gehandelten Produktwert Geldwert gewinnen, indem sie verbilligt, also auf niederem nationalen Preisniveau verkauft werden können. "Das Geld verteilt sich auf die Nationen nach ihren Bedürfnissen ... indem es immer durch die Produkte angezogen wird. (Le Trosne, l.c.p. 916.) (zitiert nach Marx MEW 23, S. 159). Wenn wir uns darüber wundern, dass eine Textilarbeiterin in Bangladesh mit 28 Euro im Monat - wenn zwar extrem elendig, aber immerhin doch noch - leben kann und "froh ist" überhaupt noch Arbeit zu haben, so liegt das daran, dass die gesamten Produktwerte ihres Landes, vor allem Unterkunft und Essen, ausgebeutet werden, indem ihre Aneignung niedrig bleibt, während die exportierten Produkte im Exportland Wert einbringen, der nur dort entsteht, weil er durch Nahrung, Unterkunft usw. in den Reproduktionskreislauf der Arbeit des Importlandes eingeht.

 Zusammenfassung 3/38:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Geld verteilt sich über die Welt international durch das Bedürfnis nach Produktionsmaterialien, die es überall aufsucht, wo sie zu finden sind, - je schwindender sein nationaler Wert, desto internationaler seine Suchbewegungen.


 MEW23 - Abschn. 1 - Kap.3 - Thema 3/39:  (Alles zu K.3 | Linkadresse)
Textstelle 3/39 | Kommentar 3/39 | Zusammenfassung 3/39


Der Welthandel wird zum Verhältnis unterschiedlicher Kulturen, von denen durch das Weltgeld die unentwickelteren zum Stofflieferanten der entwickelteren bestimmt werden, deren Vielfalt bedienen und selbst zunehmend zur Monokultur werden.

 Textstelle 3/39:  (Linkadresse)

"Länder entwickelter bürgerlicher Produktion beschränken die in Bankreservoirs massenhaft konzentrierten Schätze auf das zu ihren spezifischen Funktionen erheischte Minimum. Mit gewisser Ausnahme zeigt auffallendes Überfüllen der Schatzreservoirs über ihr Durchschnittsniveau Stockung der Warenzirkulation an oder unterbrochenen Fluß der Warenmetamorphose" (MEW 23, S. 160)

 Kommentar 3/39:  (Linkadresse)

Die entwickeltere Produktion bestimmt die unentwickeltere dadurch, dass sie deren Reichtum in ihren Bankreservoirs inländisch verwertet nach Maßgabe der inneren Wertverhältnisse. Der Welthandel gleicht die nationalen Probleme des Geldverhältnisses, also der Währung aus: Zuviel nationales Geld kann durch Importe naturalisiert, Inflation abgewehrt werden. Zuwenig nationales Geld wird durch Exporte aufgewertet, die Geldmengen aus dem Ausland einführt. Doch die Entwicklung dieser Verhältnisse ist wie die des Geldes überhaupt immer einseitig: Der Käufer erfährt Macht, der Verkäufer Ohnmacht. Von daher werden die unentwickelten Länder immer mehr zum Lieferanten der entwickelteren. Weil sie nurmehr als stoffliches Dasein von Reichtum selbst Material des Handels sind, werden sie zu Monokulturen, wenn sie die universaleren Kulturen bedienen müssen, um an Geld zu gelangen, das sie haben müssen, um hierfür existieren zu können.

"Geld ist nur das Fett des Staatskörpers, weshalb zuviel davon ebenso seine Beweglichkeit behindert, wie zu wenig ihn krank macht ... wie Fett die Bewegung der Muskeln geschmeidig macht, fehlende Nahrungsmittel ersetzt, Unebenheiten ausfüllt und den Körper verschönt, so erleichtert das Geld die Bewegungen des Staates, bringt, wenn Teuerung im Inlande, vom Auslande Lebensmittel herein, begleicht Schuldenrechnungen ... und verschönt das Ganze; allerdings", ironisch abschließend, "ganz besonders die einzelnen Personen, die viel davon haben." (W. Petty, "Political anatomy of Ireland", p. 14, 15.)" (zitiwert nach Marx MEW 23, S. 160, Fußnote 111)

Die Basis des Handels bilden die Naturalformen, welche weltweit anerkannt sind z.B. wieder ursprünglich in Barrenformen von Edelmetallen oder Barrel Öl oder anderen Naturalien gehandelt werden. Bis 1971 (Kündigung der Verträge von Bretton-Woods) waren es vor allem Silber und Gold.

 Zusammenfassung 3/39:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die Entwicklung der Welt bleibt letztlich durch die Stoffe der Arbeit bestimmt und lässt die Wertform zum Maßstab der kulturellen Entwicklung werden, der Bildung von Monokulturen auf der Seite der Geldabhängigen und zum Weltbürgertum der Geldbesitzer.

 Gesamte Zusammenfassung Kap.3 Abs.3 (Linkadresse | Nächste)

Das Resultat der Entwicklung des Geldverhältnisses ist eine Geldmacht, in welcher der gesellschaftliche Reichtum der Menschen ihnen als ihr Sozialprodukt nun wirklich in einer gesellschaftliche Formation gegenübersteht, gegen die sie als Einzelwesen Schuldner sind, weshalb sie etwas hierfür erbringen müssen, um an ihr abstraktes Gemeinwesen zu gelangen. Weil das Geld, mit dem sie bezahlen zugleich das Geld ist, das sie erarbeitet haben, können die Menschen ihren Anteil an dem, was sie erarbeitet haben, nur erwerben, wenn sie auch arbeiten, um es zu bekommen. Der gesellschaftliche Reichtum, der als Warensammlung erscheint, erweist sich jetzt als gesellschaftliches Faustpfand, für das sie ihm übereignet wurden. Wer Geld besitzt, kann an der gesellschaftlichen Entwicklung teilhaben, andere können nur arbeiten, um dabei zu sein, um überhaupt die Mittel ihres Stoffwechsels teuer zugebilligt zu bekommen. Geldbesitz ist dabei, zur gesellschaftlichen Herrschaftsform zu werden.

 


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