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MEW 23: Kapital Band I - Der Produktionsprozess des Kapitals
Abschn. 2: Die Verwandlung von Geld in Kapital
Kap. 4: Verwandlung von Geld in Kapital - Abs. 3


4.3 Kauf und Verkauf der Arbeitskraft

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 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/16:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/16 | Kommentar 4/16 | Zusammenfassung 4/16


Geld kann nur Kapital sein, wenn es als Kaufmittel und Zahlungsmittel zugleich auf dem Markt auftritt. Von daher muss es sich als Wertmaß zugleich als Maßstab der Preise, als Wertträger zugleich als Preisbildner verhalten können.

Der Geldbesitzer wird als Kapitalist zum Besitzer des Wertmaßes, das Geld enthält, indem er die Naturalform der Werterzeugung, die Arbeitskraft einkauft. Der Preis der Arbeitskraft geht aus der Wertsumme der Lebensmittel, die sie zu ihrem Erhalt benötigt, also verbraucht, in sie ein. Ihrer Natur entsprechend kann sie zugleich Werte schaffen, indem sie Gebrauchswerte schafft. Sie selbst ist also Wert bildend und Gebrauchswert bildend in Einem und hat einen Wert und hat einen Preis. Doch der Preis bezieht sich auf ihre Reproduktion (als ihren Verbrauch), der Wert auf ihre Arbeit (als Arbeitskraft), auf die Produkte, die sie hervorbringt.

 Textstelle 4/16:  (Linkadresse)

"Die Wertverändrung des Geldes, das sich in Kapital verwandeln soll, kann nicht an diesem Geld selbst vorgehn, denn als Kaufmittel und als Zahlungsmittel realisiert es nur den Preis der Ware, die es kauft oder zahlt, während es, in seiner eignen Form verharrend, zum Petrefakt von gleichbleibender Wertgröße erstarrt. Ebensowenig kann die Veränderung aus dem zweiten Zirkulationsakt, dem Wiederverkauf der Ware, entspringen, denn dieser Akt verwandelt die Ware bloß aus der Naturalform zurück in die Geldform. Die Veränderung muß sich also zutragen mit der Ware, die im ersten Akt G - W gekauft wird, aber nicht mit ihrem Wert, denn es werden Äquivalente ausgetauscht, die Ware wird zu ihrem Werte bezahlt. Die Veränderung kann also nur entspringen aus ihrem Gebrauchswert als solchem, d.h. aus ihrem Verbrauch. Um aus dem Verbrauch einer Ware Wert herauszuziehn, müßte unser Geldbesitzer so glücklich sein, innerhalb der Zirkulationssphäre, auf dem Markt, eine Ware zu entdecken, deren Gebrauchswert selbst die eigentümliche Beschaffenheit besäße, Quelle von Wert zu sein, deren wirklicher Verbrauch also selbst Vergegenständlichung von Arbeit wäre, daher Wertschöpfung. Und der Geldbesitzer findet auf dem Markt eine solche spezifische Ware vor - das Arbeitsvermögen oder die Arbeitskraft.

Unter Arbeitskraft oder Arbeitsvermögen verstehen wir den Inbegriff der physischen und geistigen Fähigkeiten, die in der Leiblichkeit, der lebendigen Persönlichkeit eines Menschen existieren und die er in Bewegung setzt, sooft er Gebrauchswerte irgendeiner Art produziert." (MEW 23, S. 181 f)

 Kommentar 4/16:  (Linkadresse)

Der Geldwert für sich wäre eine sich selbst verzehrende Wertgestalt, wenn er sich nicht selbst verwirklichen würde. Sie wäre von daher im Wertverfall begriffen. Im Kapital greift der Geldwert auf die natürlichen Inhalte zurück, die ihm geschichtlich vorausgesetzt sind, um für die Zukunft diese als Wertgestalt für sich zu gewinnen. Die Arbeit war immer die prdukltbildende Kraft der Menschen, die jetzt als wertbildende Kraft im Zweck der Geldverwertung aufgegriffen wird. Im Unterschied zu den Arbeitsmitteln und Rohstoffe, die hierfür auch nötig sind, ist nur sie sowohl Subjekt wie Objekt der Wertbildung, weil sie produziert, was sie auch zum großen Teil konsumiert (Maschinen kaufen keine Maschinen). Während die Arbeitsmittel Stück um Stück konstant in das Produkt eingehen (verschleißen) und damit ihren Wert verlieren, benötigt die Arbeitskraft Tag für Tag immer wieder neue Produkte, um sich zu erhalten, und ist daher auch ständig gezwungen, sich zu erneuern, um ihren Wert und Preis auf dem Markt zu erfahren.

Das Verwertungsinteresse des Kapitals hatte sich aus dem Geldverhältnis als notwendiges Interesse des Geldwerts ergeben, der im Kapital sowohl als Wertträger, als auch als Preisbildner auftritt, als Wertbildner, indem es Geld in die Arbeit vorstreckt, als Preisbildner, indem es die Wertsumme des Geldes nutzt, um die Menschen, die sich ihr gegenüber wie Schuldner verhalten müssen, die etwas zu erbringen haben, um am Geldverhältnis teilzuhaben, als Arbeitskräfte "entlohnt".

 Zusammenfassung 4/16:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Das natürliche Subjekt der Arbeit wird zum Objekt des Kapitals, weil es mit seiner Reproduktion zugleich Wertbildner für das Kapital ist. Indem das Kapital das Verwertungsinteresse des Geldes nun auch selbst verwirklicht, wird es zu einem wirklichen Subjekt aller Warenverhältnisse, weil sich in seinem Geldbesitz alle Naturmacht vergegenständlicht, alle natürlichen Objekte zur Formation einer Objektivation des Verwertungsinteresses werden, zur quasi selbsttätigen Form eines Subjekts einer Produktion, die nurmehr Wertform haben kann, weil alle Naturalformen auf ihre Natur zurückgeworfen, produktiv konsumiert werden, um als Wertform Bestand und Fortbestand, also beständige Fortentwicklung zu haben


 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/17:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/17 | Kommentar 4/17 | Zusammenfassung 4/17


Der Besitzer der Arbeitkraft, welche zur Werterzeugung befähigt ist, tritt auf dem Warenmarkt selbst als ein dem Geldbesitzer ebenbürtiger Warenbesitzer auf, wobei dieser aber nur Käufer, jener nur Verkäufer ist.

 Textstelle 4/17:  (Linkadresse)

"Damit ... der Geldbesitzer die Arbeitskraft als Ware auf dem Markt vorfinde, müssen verschiedne Bedingungen erfüllt sein. Der Warenaustausch schließt an und für sich keine andren Abhängigkeitsverhältnisse ein als die aus seiner eignen Natur entspringenden. Unter dieser Voraussetzung kann die Arbeitskraft als Ware nur auf dem Markt erscheinen, sofern und weil sie von ihrem eignen Besitzer, der Person, deren Arbeitskraft sie ist, als Ware feilgeboten oder verkauft wird. Damit ihr Besitzer sie als Ware verkaufe, muß er über sie verfügen können, also freier Eigentümer seines Arbeitsvermögens, seiner Person sein. Er und der Geldbesitzer begegnen sich auf dem Markt und treten in Verhältnis zueinander als ebenbürtige Warenbesitzer, nur dadurch unterschieden, daß der eine Käufer, der andre Verkäufer, beide also juristisch gleiche Personen sind. Die Fortdauer dieses Verhältnisses erheischt, daß der Eigentümer der Arbeitskraft sie stets nur für bestimmte Zeit verkaufe, denn verkauft er sie in Bausch und Bogen, ein für allemal, so verkauft er sich selbst, verwandelt sich aus einem Freien in einen Sklaven, aus einem Warenbesitzer in eine Ware. Er als Person muß sich beständig zu seiner Arbeitskraft als seinem Eigentum und daher seiner eignen Ware verhalten, und das kann er nur, soweit er sie dem Käufer stets nur vorübergehend, für einen bestimmten Zeittermin, zur Verfügung stellt, zum Verbrauch überläßt, also durch ihre Veräußerung nicht auf sein Eigentum an ihr verzichtet." (MEW 23, S. 181 f)

 Kommentar 4/17:  (Linkadresse)

Warenbesitzer existieren durch ihren Warenbesitz. Die Freiheit des Warenbesitzes hat sich aus der Leibeigenschaft des Feudalsystems gegen dieses herausgebildet. Gleich, was die Menschen nötig haben: Auf dem Markt treten sie sich frei und gleich gegenüber, spekulieren auf diesen oder jenen Vorteil, der sich aus dieser Bindungslosigkeit ergeben hat. Auch wenn sie vielleicht subjektiv auf das spekulieren, was jedem zu seiner Existenz objektiv nötig ist, um in diesem Verhältnis wirksam zu sein, können sie doch nur sein, was ihr Besitz an Wert auf dem Markt darstellt, der in ihrer Beziehung zum Preis ihrer Waren wird. Der einzig wirkliche Unterschied in der Beziehung von Geldbesitzer und Besitzer der Arbeitskraft ist der, dass erstrer nur als Käufer, letztre nur als Verkäuferin auftritt. Um die Wertgröße, die hierbei verhandelt wird, kann es jetzt allerdings keine andere Quelle geben, als die Arbeitskraft selbst und entspricht daher ihrer Arbeitszeit, deren Aushandlung den gesellschaftlichen Durchschnitt der Wertgröße ergibt.

 Zusammenfassung 4/17:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Der ursprünglichste Unterschied von Arbeit und Kapital ist ihre jeweils einseitige Existenzform auf den Märkten, wonach Arbeit nur über die Rolle des Verkäufers, Kapital nur über die Rolle des Käufers Wertmaß und Preisbildner sein kann. Als Subjekt aller Wertform bestimmt es die Objektivität aller Naturalformen und wird nun auch als herrschendes Kaufmittel zum Subjekt der Natur der Arbeit.


 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/18:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/18 | Kommentar 4/18 | Zusammenfassung 4/18


Die Bedingung der Ausschließlichkeit von Kauf auf der einen und Verkauf auf der anderen Seite ist die Besitzlosigkeit der Arbeitskraft und der Besitz an Produktionsmittel des Geldbesitzers.

 Textstelle 4/18:  (Linkadresse)

"Die zweite wesentliche Bedingung, damit der Geldbesitzer die Arbeitskraft auf dem Markt als Ware vorfinde, ist die, daß ihr Besitzer, statt Waren verkaufen zu können, worin sich seine Arbeit vergegenständlicht hat, vielmehr seine Arbeitskraft selbst, die nur in seiner lebendigen Leiblichkeit existiert, als Ware feilbieten muß.

Damit jemand von seiner Arbeitskraft unterschiedne Waren verkaufe, muß er natürlich Produktionsmittel besitzen, z.B. Rohstoffe, Arbeitsinstrumente usw. Er kann keine Stiefel machen ohne Leder. Er bedarf außerdem Lebensmittel. Niemand, selbst kein Zukunftsmusikant, kann von Produkten der Zukunft zehren, also auch nicht von Gebrauchswerten, deren Produktion noch unfertig, und wie am ersten Tage seiner Erscheinung auf der Erdbühne, muß der Mensch noch jeden Tag konsumieren, bevor und während er produziert. Werden die Produkte als Waren produziert, so müssen sie verkauft werden, nachdem sie produziert sind, und können die Bedürfnisse des Produzenten erst nach dem Verkauf befriedigen. Zur Produktionszeit kommt die für den Verkauf nötige Zeit hinzu." (MEW 23, S. 183)

 Kommentar 4/18:  (Linkadresse)

"Wie am ersten Tage seiner Erscheinung auf der Erdbühne, muß der Mensch noch jeden Tag konsumieren" und hat sich aus den Rohstoffen der Natur durch Arbeit mit Arbeitsinstrumenten schon immer alle zum Leben nötigen Dinge geschaffen. Aber erst durch die Warenform wurde die Reproduktion des menschlichen Lebens von dessen Produktion geschieden, um in der Trennung, der Teilung der Arbeit und ihrem Selbsterhalt, über eine Tauschbeziehung wieder zusammen zu kommen. Die Produktion von Waren setzt ihren Verkauf nach Produktion voraus, um die Bedürfnisse des Produzenten zu befriedigen, um also auf den Menschen zurück zu kommen. Nicht das Bedürfnis kann sich also in der Arbeit verwirklichen, sondern der Warenhandel, der mit einem Verkauf beginnt, um mit einem Kauf zu enden. Das Produkt muss da sein, bevor es dem Bedürfnis zugeführt werden kann, sein Sinn stellt sich erst nach dem Tausch für den Menschen wirklich heraus, auch wenn in die Arbeit selbst vielerlei Vorschau eingegangen sein mag. Die Wirklichkeit der gesellschaftlichen Beziehung von Arbeit und Bedürfnis entsteht erst nach dem Austausch getrennter Vorgänge, nach dem vollzogenen Resultat der Wechselseitigkeit der voneinander getrennten Welten von Arbeit und Bedürfnis, wobei die Bedürfnisse der Menschen dem Hort der Besitzlosigkeit, ihre Arbeit der Macht der Besitzbildung zugeführt wird. Ihr gesellschaftlicher Inhalt muss durch Arbeit erkauft werden, weil Geld längst alle Menschen zu seinen Schuldnern bestimmt hat.

"Geld und Ware sind nicht von vornherein Kapital, so wenig wie Produktions- und Lebensmittel. Sie bedürfen der Verwandlung in Kapital. Diese Verwandlung selbst aber kann nur unter bestimmten Umständen vorgehen, die sich dahin zu­sammenspitzen: Zweierlei sehr verschiedene Sorten von Warenbesitzern müssen sich gegenüber und in Kontakt treten, einerseits Eigner von Geld, Produktions- und Lebensmitteln, denen es gilt, die von ihnen besessene Wertsumme zu verwerten durch Ankauf fremder Arbeitskraft; andererseits freie Arbeiter, Verkäufer der eigenen Arbeitskraft und daher Verkäufer von Arbeit. Freie Arbeiter in dem Doppelsinn, dass sie weder selbst unmittelbar zu den Produktionsmitteln gehören, wie Sklaven, Leibeigene usw., noch auch die Produktionsmittel ihnen gehören, wie beim selbstwirtschaftenden Bauern usw., sie davon vielmehr frei, los und le­dig sind.

Mit dieser Polarisation des Warenmarkts sind die Grundbedingungen der kapita­lis­tischen Produktion gegeben.

Das Kapitalverhältnis setzt die Scheidung zwischen Arbeitern und dem Eigentum an den Verwirklichungsbedingungen der Arbeit voraus. Sobald die kapitalistische Produktion einmal auf eigenen Füßen steht, erhält sie nicht nur jene Scheidung, sondern reproduziert sie auf stets wachsender Stufenleiter.“ (MEW 23, S. 742)

 Zusammenfassung 4/18:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die Arbeitskraft ist der Besitz des arbeitenden Menschen, der sich durch Lebensmittel immer wieder erneuern muss, um das zu bleiben, was er ist. Mit der Erzeugung seiner Lebensmitel produziert sie im täglichen Verbrauch ihrer Kraft ihre Besitzlosigkeit, die zugleich durch die Verfügung über die Produkte das Kapital soweit bereichert, ihren Besitz vermehrt, wie es daraus Mehrwert gewinnt.


 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/19:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/19 | Kommentar 4/19 | Zusammenfassung 4/19


Die Teilung der Arbeit hat die Subsistenzmittel der Produzenten von ihrem Gebrauch abgetrennt, die Scheidung zwischen Gebrauchswert und Tauschwert so entwickelt, dass kein Produzent mehr unmittelbar von seiner Arbeit leben und keine Lebensform mehr unmittelbar von den Inhalten menschlicher Bedürfnisse bestimmt sein kann.

Kapitalismus besteht aus der abstrakten Vermittlung von Arbeit und Bedürfnis, die sich in der Trennung durch das Verhältnis von Wert und Preis der Arbeit entwickelt. Er ist daher bei aller Produktivität, die er entfaltet, zugleich durch seine Wertform beschränkt, die immer einen Preis haben muss, bevor sie wirklich sein kann. Zwischen Wert und Preis der Arbeit entfalten sich alle Widersprüche, die dieser Gesellschaftsform inne wohnen.

 Textstelle 4/19:  (Linkadresse)

"Zur Verwandlung von Geld in Kapital muß der Geldbesitzer also den freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei in dem Doppelsinn, daß er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, daß er andrerseits andre Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen.

Die Frage, warum dieser freie Arbeiter ihm in der Zirkulationssphäre gegenübertritt, interessiert den Geldbesitzer nicht, der den Arbeitsmarkt als eine besondre Abteilung des Warenmarkts vorfindet. Und einstweilen interessiert sie uns ebensowenig. Wir halten theoretisch an der Tatsache fest, wie der Geldbesitzer praktisch. Eins jedoch ist klar. Die Natur produziert nicht auf der einen Seite Geld- oder Warenbesitzer und auf der andren bloße Besitzer der eignen Arbeitskräfte. Dies Verhältnis ist kein naturgeschichtliches und ebensowenig ein gesellschaftliches, das allen Geschichtsperioden gemein wäre. Es ist offenbar selbst das Resultat einer vorhergegangenen historischen Entwicklung, das Produkt vieler ökonomischen Umwälzungen, des Untergangs einer ganzen Reihe älterer Formationen der gesellschaftlichen Produktion.

Auch die ökonomischen Kategorien, die wir früher betrachtet, tragen ihre geschichtliche Spur. Im Dasein des Produkts als Ware sind bestimmte historische Bedingungen eingehüllt. Um Ware zu werden, darf das Produkt nicht als unmittelbares Subsistenzmittel für den Produzenten selbst produziert werden. Hätten wir weiter geforscht: Unter welchen Umständen nehmen alle oder nimmt auch nur die Mehrzahl der Produkte die Form der Ware an, so hätte sich gefunden, daß dies nur auf Grundlage einer ganz spezifischen, der kapitalistischen Produktionsweise, geschieht. Eine solche Untersuchung lag jedoch der Analyse der Ware fern. Warenproduktion und Warenzirkulation können stattfinden, obgleich die weit überwiegende Produktenmasse, unmittelbar auf den Selbstbedarf gerichtet, sich nicht in Ware verwandelt, der gesellschaftliche Produktionsprozeß also noch lange nicht in seiner ganzen Breite und Tiefe vom Tauschwert beherrscht ist. Die Darstellung des Produkts als Ware bedingt eine so weit entwickelte Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft, daß die Scheidung zwischen Gebrauchswert und Tauschwert, die im unmittelbaren Tauschhandel erst beginnt, bereits vollzogen ist. Eine solche Entwicklungsstufe ist aber den geschichtlich verschiedensten ökonomischen Gesellschaftsformationen gemein.

Oder betrachten wir das Geld, so setzt es eine gewisse Höhe des Warenaustausches voraus. Die besondren Geldformen, bloßes Warenäquivalent oder Zirkulationsmittel oder Zahlungsmittel, Schatz und Weltgeld, deuten, je nach dem verschiednen Umfang und dem relativen Vorwiegen einer oder der andren Funktion, auf sehr verschiedne Stufen des gesellschaftlichen Produktionsprozesses. Dennoch genügt erfahrungsmäßig eine relativ schwach entwickelte Warenzirkulation zur Bildung aller dieser Formen. Anders mit dem Kapital. Seine historischen Existenzbedingungen sind durchaus nicht da mit der Waren- und Geldzirkulation. Es entsteht nur, wo der Besitzer von Produktions- und Lebensmitteln den freien Arbeiter als Verkäufer seiner Arbeitskraft auf dem Markt vorfindet, und diese eine historische Bedingung umschließt eine Weltgeschichte. Das Kapital kündigt daher von vornherein eine Epoche des gesellschaftlichen Produktionsprozesses an." (MEW 23, S. 183 f)

 Kommentar 4/19:  (Linkadresse)

Während Gebrauchswerte während des Arbeitsprozesses erzeugt und als Arbeitskraft genutzt werden, verwirklicht sich ihr gesellschaftlicher Zusammenhang nur in einer gegensätzlichen Beziehung auf Geld, das dem einen nötig, dem anderen Maß seiner Bereicherung ist. Als Besitzer von Produktions- und Lebensmitteln hat er das Nötige zu Händen, wodurch er vom organischen Leben der Menschen, welche arbeiten müssen um leben zu können, absehen kann. Diese Abstraktion allerding erzeugt die Ohnmacht der Arbeit und produziert als Herrschaft der abstrakt menschlichen Arbeit über die konkrete Lebenswelt der Arbeiter die logische Tendenz einer Selbstaufhebung des gesellschatlichen Lebensverhältnisses, welche nach der Aufhebung des Kapitalismus zu einer Epoche des gesellschaftlichen Produktionsprozesses verlangt.

 Zusammenfassung 4/19:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Zwischen dem Wert der Arbeit und dem des Kapitals entzweit sich der Bezug auf die menschliche Wirklichkeit und impliziert gegensinnige Interessen, wobei innerhalb des Kapitalismus das lebendige Interesse der Arbeit dem Interesse der im Kapitalbesitz angeeigneten Arbeit, der toten Arbeit, durch ihre Wertform unterliegt, wiewohl sie deren subjektiver Inhalt ist.


 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/20:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/20 | Kommentar 4/20 | Zusammenfassung 4/20


Die Arbeitsteilung verselbständigt sich im Wert der Arbeitskraft, welche keine vollständige gesellschaftiche Beziehung enthält, sondern nurmehr den Wert, der zur Erhaltung ihres Besitzers notwendigen Lebensmittel ist.

 Textstelle 4/20:  (Linkadresse)

"Der Wert der Arbeitskraft, gleich dem jeder andren Ware, ist bestimmt durch die zur Produktion, also auch Reproduktion, dieses spezifischen Artikels notwendige Arbeitszeit. So sie Wert, repräsentiert die Arbeitskraft selbst nur ein bestimmtes Quantum in ihr vergegenständlichter gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit. Die Arbeitskraft existiert nur als Anlage des lebendigen Individuums. Ihre Produktion setzt also seine Existenz voraus. Die Existenz des Individuums gegeben, besteht die Produktion der Arbeitskraft in seiner eignen Reproduktion oder Erhaltung. Zu seiner Erhaltung bedarf das lebendige Individuum einer gewissen Summe von Lebensmitteln. Die zur Produktion der Arbeitskraft notwendige Arbeitszeit löst sich also auf in die zur Produktion dieser Lebensmittel notwendige Arbeitszeit, oder der Wert der Arbeitskraft ist der Wert der zur Erhaltung ihres Besitzers notwendigen Lebensmittel. Die Arbeitskraft verwirklicht sich jedoch nur durch ihre Äußerung, betätigt sich nur in der Arbeit. Durch ihre Betätigung, die Arbeit, wird aber ein bestimmtes Quantum von menschlichem Muskel, Nerv, Hirn usw. verausgabt, das wieder ersetzt werden muß. Diese vermehrte Ausgabe bedingt eine vermehrte Einnahme. Wenn der Eigentümer der Arbeitskraft heute gearbeitet hat, muß er denselben Prozeß morgen unter denselben Bedingungen von Kraft und Gesundheit wiederholen können. Die Summe der Lebensmittel muß also hinreichen, das arbeitende Individuum als arbeitendes Individuum in seinem normalen Lebenszustand zu erhalten. Die natürlichen Bedürfnisse selbst, wie Nahrung, Kleidung, Heizung, Wohnung usw., sind verschieden je nach den klimatischen und andren natürlichen Eigentümlichkeiten eines Landes. Andrerseits ist der Umfang sog. notwendiger Bedürfnisse, wie die Art ihrer Befriedigung, selbst ein historisches Produkt und hängt daher großenteils von der Kulturstufe eines Landes, unter andrem auch wesentlich davon ab, unter welchen Bedingungen, und daher mit welchen Gewohnheiten und Lebensansprüchen die Klasse der freien Arbeiter sich gebildet hat. Im Gegensatz zu den andren Waren enthält also die Wertbestimmung der Arbeitskraft ein historisches und moralisches Element. Für ein bestimmtes Land, zu einer bestimmten Periode jedoch, ist der Durchschnitts-Umkreis der notwendigen Lebensmittel gegeben. ...

Der Wert der Arbeitskraft löst sich auf in den Wert einer bestimmten Summe von Lebensmitteln. Er wechselt daher auch mit dem Wert dieser Lebensmittel, d.h. der Größe der zu ihrer Produktion erheischten Arbeitszeit. ...

Die letzte Grenze oder Minimalgrenze des Werts der Arbeitskraft wird gebildet durch den Wert einer Warenmasse, ohne deren tägliche Zufuhr der Träger der Arbeitskraft, der Mensch, seinen Lebensprozeß nicht erneuern kann, also durch den Wert der physisch unentbehrlichen Lebensmittel. Sinkt der Preis der Arbeitskraft auf diese Minimum, so sinkt er unter ihren Wert, denn sie kann sich so nur in verkümmerter Form erhalten und entwickeln. Der Wert jeder Ware ist aber bestimmt durch die Arbeitszeit, erfordert, um sie in normaler Güte zu liefern." (MEW 23, S. 184 f)

 Kommentar 4/20:  (Linkadresse)

Der Wert der Arbeitskraft hat die Größe der zu ihrer Produktion bzw. ihrer Reproduktion notwendige durchschnittlichen gesellschaftlichen Arbeitszeit und entspricht dem "Wert der physisch unentbehrlichen Lebensmittel". Sie beschränkt sich also auf den Wert der Selbsterhaltung ihres Besitzers, der Privatform, mit der er mit seiner Arbeitskraft auf den Markt tritt. Die gesellschaftliche Möglichkeit, die Wertgröße, die sie schaffen kann, spielt hierfür keine Rolle. Das Arbeitsprodukt kann nur der Wert sein, den der Käufer der Arbeitskraft, also der Kapitalist, in Warenform als Mehrwert behält.

 Zusammenfassung 4/20:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die Trennung von Arbeit und Kapital hat ergeben, dass die Arbeitskraft ihre Wertgröße an der Wertgröße ihrer privaten Subsistenz, der Wertgröße ihrer Lebensmittel, gesellschaftlich erfährt, ihr Selbsterhalt also nur bleiben kann, was er ist, während sie für das gesellschaftliche arbeitet, was sich als Privatbesitz des Kapitals fortentwickelt.


 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/21:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/21 | Kommentar 4/21 | Zusammenfassung 4/21


Das Geld des Käufers der Arbeitskraft, des Kapitalisten, funktioniert nicht als Kaufmittel, sondern als Zahlungsmittel, während der Verkäufer, der Arbeiter, die Überlassung seiner Kraft kreditieren muss, um den Kauf seiner Kraft als Wert verwirklicht zu bekommen.

Da durch das Geldverhältnis der Verkauf der Arbeitskraft vor ihren Kauf gestellt ist, ihr Preis also durch den Wert der Lebensmittel schon feststeht, bevor sie benutzt wird, sie aber erst nach Gebrauch bezahlt wird, funktioniert das Geld des Käufers nur als Zahlungsversprechen, das Geld als Zahlungsmittel vorhält, während der Verkäufer, der Arbeiter, nicht das Kaufmittel erhält, sondern die Überlassung seiner Kraft kreditieren muss. Während der Kapitalist in seinen Einkäufen von Arbeit, Rohstoff und Maschinen Geld gegen Ware einsetzt, muss der Arbeiter Ware gegen Geldversprechen liefern.

 Textstelle 4/21:  (Linkadresse)

"Die eigentümliche Natur dieser spezifischen Ware, der Arbeitskraft, bringt es mit sich, daß mit der Abschließung des Kontrakts zwischen Käufer und Verkäufer ihr Gebrauchswert noch nicht wirklich in die Hand des Käufers übergegangen ist. Ihr Wert, gleich dem jeder andren Ware, war bestimmt, bevor sie in die Zirkulation trat, denn ein bestimmtes Quantum gesellschaftlicher Arbeit ward zur Produktion der Arbeitskraft verausgabt, aber ihr Gebrauchswert besteht erst in der nachträglichen Kraftäußerung. Die Veräußerung der Kraft und ihre wirkliche Äußerung, d.h. ihr Dasein als Gebrauchswert, fallen daher der Zeit nach auseinander. Bei solchen Waren aber, wo die formelle Veräußerung des Gebrauchswerts durch den Verkauf und seine wirkliche Überlassung an den Käufer der Zeit nach auseinanderfallen, funktioniert das Geld des Käufers meist als Zahlungsmittel. In allen Ländern kapitalistischer Produktionsweise wird die Arbeitskraft erst gezahlt, nachdem sie bereits während des im Kaufkontrakt festgesetzten Termins funktioniert hat, z.B. am Ende jeder Woche. Überall schießt daher der Arbeiter dem Kapitalisten den Gebrauchswert der Arbeitskraft vor; er läßt sie vom Käufer konsumieren, bevor er ihrem Preis bezahlt erhält, überall kreditiert daher der Arbeiter dem Kapitalisten. Daß dies Kreditieren kein leerer Wahn ist, zeigt nicht nur der gelegentliche Verlust des kreditierten Lohns beim Bankrott des Kapitalisten, sondern auch eine Reihe mehr nachhaltiger Wirkungen. Indes ändert es an der Natur des Warenaustausches selbst nichts, ob das Geld als Kaufmittel oder als Zahlungsmittel funktioniert. Der Preis der Arbeitskraft ist kontraktlich festgesetzt, obgleich er erst hinterher realisiert wird, wie der Mietpreis eines Hauses. Die Arbeitskraft ist verkauft, obgleich sie erst hinterher bezahlt wird. Für die reine Auffassung des Verhältnisses ist es jedoch nützlich, einstweilen vorauszusetzen, daß der Besitzer der Arbeitskraft mit ihrem Verkauf jedesmal auch sogleich den kontraktlich stipulierten Preis erhält." (MEW 23, S. 188)

 Kommentar 4/21:  (Linkadresse)

Die gesellschaftliche Macht des Geldes wird nun als Gewalt der Verwertungsmacht über den Verkäufer der Arbeitskraft dadurch wirksam, dass er verkaufen muss, ohne den Wert zu erhalten, den seine Arbeitskraft erbingt, und dass er daher auch nur den Preis erhält, der vor ihrem Gebrauch schon gegeben war. Die Arbeiter müssen ihre Arbeitskraft vorleisten, bevor sie bezahlt werden, damit das Kapital die Wertdifferenz als Mehrwert für sich behalten kann, die ihre Anwendung bewirkt. Von daher fallen nun Preis der Arbeit und ihr Wert auch wirklich auseinander in zwei Hände, die sich gesellschaftlich als einzelne private Warenbesitzer gegenüberstehen, während sie allgemein jeweils den Wert ihrer Reproduktion für sich behalten. Es werden Waren produziert, die Mehrwert darstellen, der aber nicht zu den Arbeitskräften zurückkommen kann, weil deren Preis sich aus einer "versetzten" Lebensmittelproduktion ermittelt. Die Arbeitskräfte konsumieren also den Wert, der der ihrer Arbeit entstanden war, um nach ihrer Arbeit den Wert in der zirkulierenden Warenmenge vorfinden, den sie darüber hinaus erzeugt haben. Dieser gehört jedoch dem Verkäufer dieser Waren, dem Kapitalisten.

 Zusammenfassung 4/21:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Das Schuldverhältnis, in welches das Geld die Menschen gesellschaftlich gestellt hat, wird im Arbeitsverhältnis verkehrt zu einem Gläubigerverhalten der Arbeiter, die Gebrauchswerte vorschießen müssen, um an Geld für ihre Lebensmittel zu gelangen. Daraus erklärt sich die "freie Existenz" des Werts, den die Arbeit liefert, seine reine Selbständigkeit in der Kapitalform. Die Beziehung G-W (Geld - Ware) kann unterbrochen werden, bevor sie in die Beziehung W'-G' (mehr Ware - mehr Geld) übergeht und gewinnt so die Umschlagszeit der Mehrwertbildung.


 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/22:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/22 | Kommentar 4/22 | Zusammenfassung 4/22


Die Arbeitskraft wird selbst konsumiert, während sie für ihren Selbsterhalt produziert, und produziert daher nicht nur für sich, sondern zugleich Werte, die als neue Waren auf dem Markt erscheinen.

Unter der Verfügung des Kapitals, dem Besitzer von Rohstoffen, Arbeitsmittel und eines Arbeitsvertrags, der ihn über die Arbeitskraft verfügen lässt, werden alle Werte privatisiert. Während der Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft der Produktionsprozeß von Ware und von Mehrwert ist, ist der Konsumtionsprozess des Kapitals die Verwertung des hieraus eingebrachten Mehrwerts.

 Textstelle 4/22:  (Linkadresse)

"Wir kennen nun die Art und Weise der Bestimmung des Werts, welcher dem Besitzer dieser eigentümlichen Ware, der Arbeitskraft, vom Geldbesitzer gezahlt wird. Der Gebrauchswert, den letztrer seinerseits im Austausch erhält, zeigt sich erst im wirklichen Verbrauch, im Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft. Alle zu diesem Prozeß nötigen Dinge, wie Rohmaterial usw., kauft der Geldbesitzer auf dem Warenmarkt und zahlt sie zum vollen Preis. Der Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft ist zugleich der Produktionsprozeß von Ware und von Mehrwert. Die Konsumtion der Arbeitskraft, gleich der Konsumtion jeder andren Ware, vollzieht sich außerhalb des Markts oder der Zirkulationssphäre. Diese geräuschvolle, auf der Oberfläche hausende und aller Augen zugängliche Sphäre verlassen wir daher, zusammen mit Geldbesitzer und Arbeitskraftbesitzer, um beiden nachzufolgen in die verborgne Stätte der Produktion, an deren Schwelle zu lesen steht: No admittance except on business. <Eintritt nur in Geschäftsangelegenheiten.> Hier wird sich zeigen, nicht nur wie das Kapital produziert, sondern auch wie man es selbst produziert, das Kapital. Das Geheimnis der Plusmacherei muß sich endlich enthüllen." (MEW 23, S. 189 f)

 Kommentar 4/22:  (Linkadresse)

Der Gebrauchswert der Arbeitskraft unterscheidet sich vom Gebrauchswert der Dinge, die sie herstellt darin, dass ihr Gebrauch nicht produktförmig geliefert wird, sondern wie eine produktive Dienstleistung während des Gebrauchs und jenseits der Märkte aufgezehrt wird. Von daher entsteht das, was auf den Märkten als Mehr an Wert kursiert, nicht durch den Handel auf diesen mit dem Gebrauchswert der Arbeitskraft, sondern entsteht aus einem Mehr an Waren, das sich im Gebrauch der Arbeitskraft jenseits der Märkte bildet. Wie überall ist der Gebrauch der gehandelten Waren privat und so tritt auch der Gebrauch der Arbeitskraft nur als Privatverhältnis auf, das allerdings auf dem Markt eine ganz besondere Wirkung hat, weil die Arbeitskraft nicht wirklich verbraucht wird, sondern sich täglich auch privat regeneriert, nachdem sich ihr Gebrauch gesellschaftlich vollzogen hat. Was sie gesellschaftlich bewirkt, erscheint wie überall auf dem Markt als Produkt. Aber was sie in ihrer Arbeit reproduziert, das reproduziert sie für sich und für das Kapital während ihrer Produktion für dieses, also während ihrer produktiven Konsumtion.

 Zusammenfassung 4/22:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Der Mehrwert, der sich als ein Mehr an Waren nach vollzogener Produktion auf dem Markt darstellt, erscheint nicht als Geld in der Hand des produzierenden Kapitals, sondern als ein Mehrprodukt in der Hand des handelnden Kapitals, das durch Verkauf in Geld verwandelt werden kann, soweit dieser auch gelingt, soweit er also auch Mehrwert realisiert, soweit also, wie die Produkte auch wirklich abverkauft werden können.


 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/23:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/23 | Kommentar 4/23 | Zusammenfassung 4/23


Was im Tauschverhältnis gesellschaftlich erscheint, ist nurmehr ideell, während sich in den Privatsphären der Nutzungsverhältnisse reelle gesellschaftliche Macht zwischen Kapital und Arbeit gegeneinander entwickelt.

Ideologie wird zur Bewusstseinsformation einer im Privaten verborgenen Gewalt eines gesellschaftlichen Verhältnisses von Warenbesitzern, die sich frei und gleich erscheinen, während sie die Macht ihrer Besitztümer gegeneinander wirken lassen. Ihre Wirklichkeit ist zugleich ideell, unwirklich für sie und in ihrem Bewusstsein bloße Vorstellung.

 Textstelle 4/23:  (Linkadresse)

"Die Sphäre der Zirkulation oder des Warenaustausches, innerhalb deren Schranken Kauf und Verkauf der Arbeitskraft sich bewegt, war in der Tat ein wahres Eden der angebornen Menschenrechte. Was allein hier herrscht, ist Freiheit, Gleichheit, Eigentum und Bentham. Freiheit! Denn Käufer und Verkäufer einer Ware, z.B. der Arbeitskraft, sind nur durch ihren freien Willen bestimmt. Sie kontrahieren als freie, rechtlich ebenbürtige Personen. Der Kontrakt ist das Endresultat, worin sich ihre Willen einen gemeinsamen Rechtsausdruck geben. Gleichheit! Denn sie beziehen sich nur als Warenbesitzer aufeinander und tauschen Äquivalent für Äquivalent. Eigentum! Denn jeder verfügt nur über das Seine. Bentham! Denn jedem von den beiden ist es nur um sich zu tun. Die einzige Macht, die sie zusammen und in ein Verhältnis bringt, ist die ihres Eigennutzes, ihres Sondervorteils, ihrer Privatinteressen. Und eben weil so jeder nur für sich und keiner für den andren kehrt, vollbringen alle, infolge einer prästabilierten Harmonie der Dinge oder unter den Auspizien einer allpfiffigen Vorsehung, nur das Werk ihres wechselseitigen Vorteils, des Gemeinnutzens, des Gesamtinteresses.

Beim Scheiden von dieser Sphäre der einfachen Zirkulation oder des Warenaustausches, woraus der Freihändler vulgaris Anschauungen, Begriffe und Maßstab für sein Urteil über die Gesellschaft des Kapitals und der Lohnarbeit entlehnt, verwandelt sich, so scheint es, schon in etwas die Physiognomie unsrer dramatis personae. Der ehemalige Geldbesitzer schreitet voran als Kapitalist, der Arbeitskraftbesitzer folgt ihm nach als sein Arbeiter; der eine bedeutungsvoll schmunzelnd und geschäftseifrig, der andre scheu, widerstrebsam, wie jemand, der seine eigne Haut zu Markt getragen und nun nichts andres zu erwarten hat als die - Gerberei." (MEW 23, S. 189 f)

 Kommentar 4/23:  (Linkadresse)

Die Zirkulation der Waren erscheint als ideales Verhältnis von Menschen, sofern sie von der Produktion ihres Lebens und ihrer Lebensmittel absehen. Die Bürger haben als Warenbesitzer jenseits der Pruduktionsstätten ihrer Besitztümer das Menschrecht für sich zu genießen, soweit sich der Warenhandel auch durch seine Geldvermittlung selbständig bewegt. Lediglich der Inhalt ihrer Beziehungen steht hiergegen, macht aus dem netten Miteinander schlagartig ein bis zur Existenzbedrohung wirkendes Gegeneinander, sobald ihre Existenz als arbeitende Menschen hinzukommt. Das Verhältnis von Arbeit und Kapital ist nun entwickelt als Verhältnis von Produktion und Zirkulation, in welchem zirkulär und wchselseitig erscheint, was stationär zwischen Macht und Ohnmacht der Arbeitsverhältnisse erzeugt wird.

 Zusammenfassung 4/23:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die Lebensvorstellungen der bürgerlichen Gesellschaft enstehen von ihrer wirklichen Basis getrennt, weil sich die Warenzirkulation vom Produktionsprozess der Waren abgelöst hat und eine eigen Welt des Scheins sich hier umgekehrt auf ihr gesellschaftliches Leben bezieht, als es privat für sie auch wirklich ist. Allein in der Privatheit des Warenbesitzes tritt die Macht des Kapitals gegen die Arbeit auf und nur dort wird deren Ohnmacht auch erzeugt und verwendet. Um dies zu negieren und weil sie ihrem zirkulären Sein auch entsprechen, erscheinen diese Verhältnisse dem Bewusstsein in der Zirkulationsebene notwendig verkehrt, solange sie nicht von ihm gedanklich durchdrungen werden.

 Gesamte Zusammenfassung Kap.4 Abs.3 (Linkadresse | Nächste)

Mit dem Kauf und Verkauf der Ware Arbeitskraft hat sich die Sphäre der Produktion und die der Zirkulation der Waren getrennt und tritt nun in das Verwertungsverhältnis als Beziehung von ideellem und reellen Gehalt eines Schuldverhältnisses ein, in welchem zunächst der Besitzer der Arbeitskraft seinen Besitz vorschießen muss, damit das Kapital produzieren kann. Dies allerdings steht im Verhältnis zum Vorschuss des Kapitals, das dieses einsetzt, um die Stoffe der Produktion auch zu bearbeiten. von daher wirkt die Arbeitskraft wie ein notwendiger Stoff des Produktionsverhältnisses, in welchem ein Mehr an Produkten entsteht, die sich bald auch als ein Mehr an Geldwert darstellen wird.

 


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