<== zurückblättern | Zur Übersicht über die Themen von Kapitel 5 | weiterblättern ==>


MEW 23: Kapital Band I - Der Produktionsprozess des Kapitals
Abschn. 3: Die Produktion des absoluten Mehrwerts
Kap. 5: Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß - Abs. 2


5.2 Verwertungsprozeß

Im Verzeichnis lokalisieren | im Original lesen


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.5 - Thema 5/8:  (Alles zu K.5 | Linkadresse)
Textstelle 5/8 | Kommentar 5/8 | Zusammenfassung 5/8


Wie der Gebrauchswert verhält sich auch der Arbeitsprozess niemals um seiner selbst willen, sondern immer in der Verhältnisform der Gesellschaft, die ihn nötig hat. Von daher ist unter der Bedingung der Warenproduktion der Produktionsprozeß auch ein Wertbildungsprozeß, unter der Bedingung des Kapitals ein Mehrwert schaffender Prozess.

 Textstelle 5/8:  (Linkadresse)

"Das Produkt - das Eigentum des Kapitalisten - ist ein Gebrauchswert, Garn, Stiefel usw. Aber obgleich Stiefel z.B. gewissermaßen die Basis des gesellschaftlichen Fortschritts bilden und unser Kapitalist ein entschiedner Fortschrittsmann ist, fabriziert er die Stiefel nicht ihrer selbst wegen. Der Gebrauchswert ist überhaupt nicht das Ding qu'on aime pour lui-même <das man um seiner selbst willen liebt> in der Warenproduktion. Gebrauchswerte werden hier überhaupt nur produziert, weil und sofern sie materielles Substrat, Träger des Tauschwerts sind. Und unsrem Kapitalisten handelt es sich um zweierlei. Erstens will er einen Gebrauchswert produzieren, der einen Tauschwert hat, einen zum Verkauf bestimmten Artikel, eine Ware. Und zweitens will er eine Ware produzieren, deren Wert höher als die Wertsumme der zu ihrer Produktion erheischten Waren, der Produktionsmittel und der Arbeitskraft, für die er sein gutes Geld auf dem Warenmarkt vorschoß. Er will nicht nur einen Gebrauchswert produzieren, sondern eine Ware, nicht nur Gebrauchswert, sondern Wert, und nicht nur Wert, sondern auch Mehrwert.

In der Tat, da es sich hier um Warenproduktion handelt, haben wir bisher offenbar nur eine Seite des Prozesses betrachtet. Wie die Ware selbst Einheit von Gebrauchswert und Wert, muß ihr Produktionsprozeß Einheit von Arbeitsprozeß und Wertbildungsprozeß sein.

Betrachten wir den Produktionsprozeß nun auch als Wertbildungsprozeß." (MEW 23, S. 200 f)

 Kommentar 5/8:  (Linkadresse)

Was allgemein nötig ist, gibt es nur als Notwendigkeit einer Gesellschaft, also auch in der Form, die sie hat. Darin erscheint nicht nur die Arbeit, also die Form der Produktion und der Produkte wie naturgegeben, sondern auch ihr Zweck: Die Bildung von Mehrwert.

 Zusammenfassung 5/8:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Das wirtschaftliche Verhältnis der Arbeit ist in einer Waren produzierenden Gesellschaft immer der Verwertungsprozess des Geldes als Kapital der Produktion im Zweck der Bildung von Mehrwert.


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.5 - Thema 5/9:  (Alles zu K.5 | Linkadresse)
Textstelle 5/9 | Kommentar 5/9 | Zusammenfassung 5/9


Die im Produkt vergegenständlichte Arbeit besteht aus dem Wert der Arbeitsmittel, die als Kosten in die Produktion eingehen, und der Anwendungszeit der Arbeitskraft.

 Textstelle 5/9:  (Linkadresse)

"Wir wissen, daß der Wert jeder Ware bestimmt ist durch das Quantum der in ihrem Gebrauchswert materialisierten Arbeit, durch die zu ihrer Produktion gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit. Dies gilt auch für das Produkt, das sich unsrem Kapitalisten als Resultat des Arbeitsprozesses ergab. Es ist also zunächst die in diesem Produkt vergegenständlichte Arbeit zu berechnen.

Es sei z.B. Garn.

Zur Herstellung des Garns war zuerst sein Rohmaterial nötig, z.B. 10 Pfund Baumwolle. Was der Wert der Baumwolle, ist nicht erst zu untersuchen, denn der Kapitalist hat sie auf dem Markt zu ihrem Wert, z.B. zu 10 sh. gekauft. In dem Preise der Baumwolle ist die zu ihrer Produktion erheischte Arbeit schon als allgemein gesellschaftliche Arbeit dargestellt. Wir wollen ferner annehmen, daß die in der Verarbeitung der Baumwolle verzehrte Spindelmasse, die uns alle andren aufgewandten Arbeitsmittel repräsentiert, einen Wert von 2 sh. besitzt. Ist eine Goldmasse von 12 sh. das Produkt von 24 Arbeitsstunden oder zwei Arbeitstagen, so folgt zunächst, daß im Garn zwei Arbeitstage vergegenständlicht sind.

Der Umstand, daß die Baumwolle ihre Form verändert hat und die aufgezehrte Spindelmasse ganz verschwunden ist, darf nicht beirren. Nach dem allgemeinen Wertgesetz sind z.B. 10 Pfund Garn ein Äquivalent für 10 Pfund Baumwolle und 1/4 Spindel, wenn der Wert von 40 Pfund Garn = dem Wert von 40 Pfund Baumwolle + dem Wert einer ganzen Spindel, d.h., wenn dieselbe Arbeitszeit erfordert ist, um beide Seiten dieser Gleichung zu produzieren. In diesem Fall stellt sich dieselbe Arbeitszeit das eine Mal in dem Gebrauchswert Garn, das andre Mal in den Gebrauchswerten Baumwolle und Spindel dar. Der Wert ist also gleichgültig dagegen, ob er in Garn, Spindel oder Baumwolle erscheint. Daß Spindel und Baumwolle, statt ruhig nebeneinander zu liegen, im Spinnprozesse eine Verbindung eingehn, welche ihre Gebrauchsformen verändert, sie in Garn Verwandelt, berührt ihren Wert ebensowenig, als wenn sie durch einfachen Austausch gegen ein Äquivalent von Garn umgesetzt worden wären.

Die zur Produktion der Baumwolle erheischte Arbeitszeit ist Teil der zur Produktion des Garns, dessen Rohmaterial sie bildet, erheischten Arbeitszeit und deshalb im Garn enthalten. Ebenso verhält es sich mit der Arbeitszeit, die zur Produktion der Spindelmasse erheischt ist, ohne deren Verschleiß oder Konsum die Baumwolle nicht versponnen werden kann.

Soweit also der Wert des Garns, die zu seiner Herstellung erheischte Arbeitszeit, in Betrachtung kommt, können die verschiednen besondren, der Zeit und dem Raum nach getrennten Arbeitsprozesse, die durchlaufen werden müssen, um die Baumwolle selbst und die vernutzte Spindelmasse zu produzieren, endlich aus Baumwolle und Spindel Garn zu machen, als verschiedne aufeinander folgende Phasen eines und desselben Arbeitsprozesses betrachtet werden. Alle im Garn enthaltne Arbeit ist vergangne Arbeit. Daß die zur Produktion seiner Bildungselemente erheischte Arbeitszeit früher vergangen ist, im Plusquamperfektum steht, dagegen die zum Schlußprozeß, dem Spinnen, unmittelbar verwandte Arbeit dem Präsens näher, im Perfektum steht, ist ein durchaus gleichgültiger Umstand. Ist eine bestimmte Masse Arbeit, z.B. von 30 Arbeitstagen, zum Bau eines Hauses nötig, so ändert es nichts am Gesamtquantum der dem Hause einverleibten Arbeitszeit, daß der 30. Arbeitstag 29 Tage später in die Produktion einging als der erste Arbeitstag. Und so kann die im Arbeitsmaterial und Arbeitsmittel enthaltne Arbeitszeit ganz so betrachtet werden, als wäre sie nur in einem früheren Stadium des Spinnprozesses verausgabt worden, vor der zuletzt unter der Form des Spinnens zugesetzten Arbeit.

Die Werte der Produktionsmittel, der Baumwolle und der Spindel, ausgedrückt in dem Preise von 12 sh., bilden also Bestandteile des Garnwerts oder des Werts des Produkts.

Nur sind zwei Bedingungen zu erfüllen. Einmal müssen Baumwolle und Spindel wirklich zur Produktion eines Gebrauchswerts gedient haben. Es muß in unsrem Fall Garn aus ihnen geworden sein. Welcher Gebrauchswert ihn trägt, ist dem Wert gleichgültig, aber ein Gebrauchswert muß ihn tragen. Zweitens ist vorausgesetzt, daß nur die unter den gegebnen gesellschaftlichen Produktionsbedingungen notwendige Arbeitszeit verwandt wurde. Wäre also nur 1 Pfund Baumwolle nötig, um 1 Pfund Garn zu spinnen, so darf nur 1 Pfund Baumwolle verzehrt sein in der Bildung von 1 Pfund Garn. Ebenso verhält es sich mit der Spindel. Hat der Kapitalist die Phantasie, goldne statt eiserner Spindeln anzuwenden, so zählt im Garnwert dennoch nur die gesellschaftlich notwendige Arbeit, d.h. die zur Produktion eiserner Spindeln notwendige Arbeitszeit.

Wir wissen jetzt, welchen Teil des Garnwerts die Produktionsmittel, Baumwolle und Spindel, bilden. Er ist gleiche 12 sh. oder die Materiatur von zwei Arbeitstagen. Es handelt sich also nun um den Wertteil, welchen die Arbeit des Spinners selbst der Baumwolle zusetzt." (MEW 23, S. 201 ff)

 Kommentar 5/9:  (Linkadresse)

Jede neue Produktion setzt den Wert der Arbeitsmittel als gegeben voraus und impliziert damit zweierlei: Produkte in der gesellschaftlich durchschnittlichen Gegebenheit, also Gebrauchswerte, die auch wirklich im gesellschaftlichen Zweck des Gebrauchs bewährte Werte darstellen, und eine Produktion dieser Gebrauchswerte, die ihren Zeitaufwand im gesellschaftlichen Durchschnitt bewältigen konnte. Was immer ihr Preis sein mag; nur ihr Wert entscheidet über das Notwendige der Produktionsbedingung, dem Verwertungsprozess. Und wie der Wert der Arbeitsmittel ist der Produktion auch der Preis der Arbeitskraft vorausgesetzt. Was diese zum Leben nötig hat, ist aus der Vergangenheit ebenso schon vor der Produktion ermittelt, wie die durchschnittlichen Kosten der Rohstoffe und der Werkzeuge, die darin verschleißen. Doch gehen diese in das Produkt als Anteil ihres Preises über, während die Arbeitskraft auch ihren Wert überträgt, der sich aus ihrem Gebrauch bildet.

 Zusammenfassung 5/9:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Der Geldbesitz des Kapitals bezieht sich auf die Arbeitsmittel über deren Preis auf ihren Wert, auf die Arbeitskraft aber unmittelbar auf ihren Wert, weil sie die einzige Ware ist, die ihren Wert nicht darstellt, sondern produziert. Die Tatsache, dass sie natürlich lebende Menschen unterstellt, verlangt lediglich, diese durch den Lebensmittel zu erhalten, also die Lebensmittel aus vergangener Arbeit in ihren Erhalt zu investieren. Der Wert, den sie bildet, ist ihrer geistigen und physischen Fähigkeit geschuldet, die sich in hrer Arbeit gänzlich unabhängig von ihrer Reproduktion äußern.


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.5 - Thema 5/10:  (Alles zu K.5 | Linkadresse)
Textstelle 5/10 | Kommentar 5/10 | Zusammenfassung 5/10


Die grundlegende Identität aller Arbeit zur Warenproduktion besteht alleine darin, dass sie Wert enthält, dass also reine Quantität von Arbeitszeit in sie eingeht, bevor qualitativ sinnvolle Arbeitsprodukte ihr entsprießen.

 Textstelle 5/10:  (Linkadresse)

"Wir haben diese Arbeit jetzt von einem ganz andren Gesichtspunkte zu betrachten, als während des Arbeitsprozesses. Dort handelte es sich um die zweckmäßige Tätigkeit, Baumwolle in Garn zu verwandeln. Je zweckmäßiger die Arbeit, desto besser das Garn, alle andren Umstände als gleichbleibend vorausgesetzt. Die Arbeit des Spinners war spezifisch verschieden von andren produktiven Arbeiten, und die Verschiedenheit offenbarte sich subjektiv und objektiv, im besondren Zweck des Spinnens, seiner besondren Operationsweise, der besondren Natur seiner Produktionsmittel, dem besondren Gebrauchswert seines Produkts. Baumwolle und Spindel dienen als Lebensmittel der Spinnarbeit, aber man kann mit ihnen keine gezogenen Kanonen machen. Sofern die Arbeit des Spinners dagegen wertbildend ist, d.h. Wertquelle, ist sie durchaus nicht verschieden von der Arbeit des Kanonenbohrers, oder, was uns hier näher liegt, von den in den Produktionsmitteln des Garns verwirklichten Arbeiten des Baumwollpflanzers und des Spindelmachers. Nur wegen dieser Identität können Baumwollpflanzen, Spindelmachen und Spinnen bloß quantitativ verschiedne Teile desselben Gesamtwerts, des Garnwerts, bilden. Es handelt sich hier nicht mehr um die Qualität, die Beschaffenheit und den Inhalt der Arbeit, sondern nur noch um ihre Quantität. Diese ist einfach zu zählen. Wir nehmen an, daß die Spinnarbeit einfache Arbeit, gesellschaftliche Durchschnittsarbeit ist. Man wird später sehn, daß die gegenteilige Annahme nichts an der Sache ändert.

Während des Arbeitsprozesses setzt sich die Arbeit beständig aus der Form der Unruhe in die des Seins, aus der Form der Bewegung in die der Gegenständlichkeit um. Am Ende einer Stunde ist die Spinnbewegung in einem gewissen Quantum Garn dargestellt, also ein bestimmtes Quantum Arbeit, eine Arbeitsstunde, in der Baumwolle vergegenständlicht. Wir sagen Arbeitsstunde, d.h. die Verausgabung der Lebenskraft des Spinners während einer Stunde, denn die Spinnarbeit gilt hier nur, soweit sie Verausgabung von Arbeitskraft, nicht soweit sie die spezifische Arbeit des Spinnens ist." (MEW 23, S. 203 f)

 Kommentar 5/10:  (Linkadresse)

Nicht die Qualität, die Beschaffenheit und der Inhalt der Arbeit, macht die kapitalistische Produlktion aus, sondern die reine Quantität ihres Wertes, den sie reproduziert und produziert in einem. Von daher macht ausschließlich die Verausgabung von menschlicher Arbeitskraft schlechthin ihre Entwicklung, sei es in der Produktion selbst oder in ihrer Vorbereitung (Wissensbildung, Organisation) und Nachsorge (Verwaltung, Dienstleistung, Sozialfürsorge). Nicht stofflicher Reichtum, nicht Erfindungsreichtum und Technologie, nicht Bevölkerungswachstum und Wirtschaftsraum bilden die Substanz ihrer Entwicklung, sondern allein, was dies alles zur Nutzung der menschlichen Arbeitskraft mit sich bringt, was es selbst als Teilhabe der Produktion an Wertbildung befördert und zum Teil als Arbeit auch selbst an Wert hat und bildet.

 Zusammenfassung 5/10:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Werkzeuge sind notwendige Mittel der Produktion; ihr Wert geht in sie ein, indem sie sich hierfür verbrauchen. Aber nicht Maschinen oder Inventar, nicht Gebrauchsgüter und Konsumtion befördern die Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft. Alleine die menschliche Arbeitskraft erzeugt in ihrer Bewegung für die Wertbildung den Fortschritt der Verwertung von Geld, weil nur Arbeit auch die Konsumtion nötig hat, für die sie die Produkte schafft. Nur Menschen kaufen Waren und verkaufen ihre Kraft. Und nur ihre Kraft pro Anwendungszeit, ihre Bewegungsform, ist in der bürgerlichen Gesellschaft der Maßstab jeder Entwicklung.


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.5 - Thema 5/11:  (Alles zu K.5 | Linkadresse)
Textstelle 5/11 | Kommentar 5/11 | Zusammenfassung 5/11


Während die Produkte durch Arbeit sich vermehren und ihre Produktion beliebige, nur an der physischen Form der Arbeit begrenzte Ausmaße annehmen kann, verwandelt die Wirtschaftsform der Wertproduktion jedes Produkt lediglich in die Daseinsform einer Zeitgröße der gesellschaftlich durschnittlich notwendigen Arbeit, der es seine Entstehung verdankt.

 Textstelle 5/11:  (Linkadresse)

"Es ist nun entscheidend wichtig, daß während der Dauer des Prozesses, d.h. der Verwandlung von Baumwolle in Garn, nur die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit verzehrt wird. Müssen unter normalen, d.h. durchschnittlichen gesellschaftlichen Produktionsbedingungen, a Pfund Baumwolle während einer Arbeitsstunde in b Pfund Garn verwandelt sein, so gilt nur der Arbeitstag als Arbeitstag von 12 Stunden, der 12 x a Pfund Baumwolle in 12 x b Pfund Garn verwandelt. Denn nur die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zählt als wertbildend.

Wie die Arbeit selbst, so erscheint hier auch Rohmaterial und Produkt in einem ganz andren Licht als vom Standpunkt des eigentlichen Arbeitsprozesses. Das Rohmaterial gilt hier nur als Aufsauger eines bestimmten Quantums Arbeit. Durch diese Aufsaugung verwandelt es sich in der Tat in Garn, weil die Arbeitskraft in der Form der Spinnerei verausgabt und ihm zugesetzt wurde. Aber das Produkt, das Garn, ist jetzt nur noch Gradmesser der von der Baumwolle eingesaugten Arbeit. Wird in einer Stunde 12/3 Pfund Baumwolle versponnen oder in 12/3 Pfund Garn verwandelt, so zeigen 10 Pfund Garn 6 eingesaugte Arbeitsstunden an. Bestimmte und erfahrungsmäßig festgestellte Quanta Produkt stellen jetzt nichts dar als bestimmte Quanta Arbeit, bestimmte Masse festgeronnener Arbeitszeit. Sie sind nur noch Materiatur von einer Stunde, zwei Stunden, einem Tag gesellschaftlicher Arbeit.

Daß die Arbeit grade Spinnarbeit, ihr Material Baumwolle und ihr Produkt Garn, wird hier ebenso gleichgültig, als daß der Arbeitsgegenstand selbst schon Produkt, also Rohmaterial ist. Wäre der Arbeiter, statt in der Spinnerei, in der Kohlengrube beschäftigt, so wäre der Arbeitsgegenstand, die Kohle, von Natur vorhanden. Dennoch stellte ein bestimmtes Quantum aus dem Bett losgebrochener Kohle, z.B. ein Zentner, ein bestimmtes Quantum aufgesaugter Arbeit dar." (MEW 23, S. 204)

 Kommentar 5/11:  (Linkadresse)

Nicht das stoffliche Dasein der Arbeit in einer bestimmten Produktmenge macht ihren Wert aus, sondern die darin eingebundene Arbeitsmenge, die darin vergegenständlichte gesellschaftich notwendige Arbeitszeit. Das stoffliche Volumen der Produktion und auch ihrer Arbeitsmittel und Rohstoffe sind gesellschaftlich nur ersprießlich, soweit sie Mengen aus menschlicher Arbeit in die Produkte transportieren. Die Arbeitszeit von Maschinen, also ihre Laufzeiten, spielen dabei nur soweit eine Rolle, wie sie ihren Verschleiß und damit den Verbrauch der Maschine als Produkt vergangener menschlicher Arbeit erhöhen.

 Zusammenfassung 5/11:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

In den warenförmigen Produkten stellt sich zwar allerlei Gebrauchwert zum privaten Verbrauch dar; gesellschaftlich aber ist es immer nur immer nur ihr Wert, der ihr wirtschaftlicher Inhalt und Zweck ist. Von daher sind die Produkte der so bestimmten Arbeit gesellschaftlich immer nur die Daseinsform einer Zeitgröße der gesellschaftlich durschnittlich notwendigen Arbeit. Der Trieb des Geldes, Mehrwert zu bilden, wird daher zwangsläufig zu einem Trieb, permanent menschliche Arbeit in Gang zu setzen, welche die Wertbildung aber zugleich durch ihren Reduktionismus auf den gesellschaftlichen Durchschnitt beschränkt: Rationalisiert. Dieser Gegensatz macht die Widersprüchlichkeit der kapitalistischen Entwicklung zwischen dem Wirtschaftswachstum und Wertwachstum aus und ist auch die Grundlage ihrer Krisen.


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.5 - Thema 5/12:  (Alles zu K.5 | Linkadresse)
Textstelle 5/12 | Kommentar 5/12 | Zusammenfassung 5/12


Der Besitz der Produkte in der Hand des Kapitalisten ist das Resultat des einfachen kapitalistischen Produktionsprozesses. Doch nicht ihr Erzeugerpreis hat sie bewirkt, sondern das Zusammenwirken von Gebrauchsgüter des Kapitals, der Arbeitskraft, der Technologie und der Rohstoffe, die für den Warenmarkt eine bestimmte Warenmenge abwerfen, die dort wiederum so erstanden wird, wie es ihr Wert als Maßstab der Preise ermöglicht.

 Textstelle 5/12:  (Linkadresse)

"Beim Verkauf der Arbeitskraft ward unterstellt, daß ihr Tageswert = 3 sh., und in den letztren 6 Arbeitsstunden verkörpert sind, dies Arbeitsquantum also erheischt ist, um die Durchschnittssumme der täglichen Lebensmittel des Arbeiters zu produzieren. Verwandelt unser Spinner nun während einer Arbeitsstunde 12/3 Pfund Baumwolle im 12/3 Pfund Garn (12), so in 6 Stunden 10 Pfund Baumwolle in 10 Pfund Garn. Während der Dauer des Spinnprozesses saugt die Baumwolle also 6 Arbeitsstunden ein. Dieselbe Arbeitszeit stellt sich in einem Goldquantum von 3 sh. dar. Der Baumwolle wird also durch das Spinnen selbst ein Wert von 3 sh. zugesetzt.

Sehn wir uns nun den Gesamtwert des Produkts, der 10 Pfund Garn, an. In ihnen sind 21/2 Arbeitstage vergegenständlicht, 2 Tage enthalten in Baumwolle und Spindelmasse, 1/2 Tag Arbeit eingesaugt während des Spinnprozesses. Dieselbe Arbeitszeit stellt sich in einer Goldmasse von 15 sh. dar. Der dem Wert der 10 Pfund Garn adäquate Preis beträgt also 15 sh., der Preis eines Pfundes Garn 1 sh. 6 d. ...

An und für sich ist dies Resultat nicht befremdlich. Der Wert eines Pfund Garn ist 1 sh. 6 d., und für 10 Pfund Garn müßte unser Kapitalist daher auf dem Warenmarkt 15 sh. zahlen. Ob er sein Privathaus fertig auf dem Markt kauft oder es selbst bauen läßt, keine dieser Operationen wird das im Erwerb des Hauses ausgelegte Geld vermehren.

Der Kapitalist, der in der Vulgärökonomie Bescheid weiß, sagt vielleicht, er haben sein Geld mit der Absicht vorgeschossen, mehr Geld daraus zu machen. Der Weg zur Hölle ist jedoch mit guten Absichten gepflastert, und er konnte ebensogut der Absicht sein, Geld zu machen, ohne zu produzieren. Er droht. Man werde ihn nicht wieder ertappen. Künftig werde er die Ware fertig auf dem Markt kaufen, statt sie selbst zu fabrizieren. Wenn aber alle seine Brüder Kapitalisten desgleichen tun, wo soll er Ware auf dem Markt finden? Und Geld kann er nicht essen. Er katechisiert. Man soll seine Abstinenz bedenken. ... Er muß beileibe nicht in die Rolle des Schatzbildners zurückfallen, der uns zeigte, was bei der Asketik herauskommt. Außerdem, wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren. Welches immer das Verdienst seiner Entsagung, es ist nichts da, um sie extra zu zahlen, da der Wert des Produkts, der aus dem Prozeß herauskommt, nur gleich der Summe der hineingeworfenen Warenwerte. Er beruhige sich also dabei, daß Tugend Lohn. Statt dessen wird er zudringlich. Das Garn ist ihm unnütz. Er hat es für den Verkauf produziert. ....

Er selbst ist ein praktischer Mann, der zwar nicht immer bedenkt, was er außerhalb des Geschäfts sagt, aber stets weiß, was er im Geschäft tut." (MEW 23, S. 205 ff)

 Kommentar 5/12:  (Linkadresse)

Es wird für die kapitalistische Produktion Geld vorgeschossen, um den Preis der Produktionsfaktoren zu bezahlen. Doch es wurde für den Verkauf produziert. Zwischen Einkauf der Produktionsmittel und dem Verkauf der Produkte liegt der Produktionsakt, der die Dinge in ihrer Nützlicheit verwandelt, um sie als neue Gebrauchswerte auf dem Markt anzubieten. Aus ihrer Nützlichkeit für den Arbeitsprozess ist ein Nutzen für die Konsumtion der Menschen geworden, die auf dem Warenmarkt nach Angeboten fragen, die "sich leisten können", also Nachfrage erzeugen.

 Zusammenfassung 5/12:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Das Wertwachstum ensteht nicht unmittelbar aus der Warenproduktion, sondern aus der Nutzung der Warenproduktion zur Geldproduktion, der Vermittlung der Produktion durch das Interesse an der Wertsteigerung des Geldbesitzes.


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.5 - Thema 5/13:  (Alles zu K.5 | Linkadresse)
Textstelle 5/13 | Kommentar 5/13 | Zusammenfassung 5/13


Der Tauschwert der Arbeitskarft ist der Preis, den ihr Lebenserhalt kostet; ihr Gebrauchswert ist die Bildung des Werts der Produkte, die das Kapital auf den Markt bringt. Was gesellschaftlich der Preis der Arbeitskraft, und was privatim ihr Wert für das Kapital, fällt unter der Bedingung seiner Produktionsform auseinander.

 Textstelle 5/13:  (Linkadresse)

"Sehn wir näher zu. Der Tageswert der Arbeitskraft betrug 3 sh., weil in ihr selbst ein halber Arbeitstag vergegenständlicht ist, d.h. weil die täglich zur Produktion der Arbeitskraft nötigen Lebensmittel einen halben Arbeitstag kosten. Aber die vergangne Arbeit, die in der Arbeitskraft steckt, und die lebendige Arbeit, die sie leisten kann, ihre täglichen Erhaltungskosten und ihre tägliche Verausgabung, sind zwei ganz verschiedne Größen. Die erstere bestimmt ihren Tauschwert, die andre bildet ihren Gebrauchswert. Daß ein halber Arbeitstag nötig, um ihn während 24 Stunden am Leben zu erhalten, hindert den Arbeiter keineswegs, einen ganzen Tag zu arbeiten. Der Wert der Arbeitskraft und ihre Verwertung im Arbeitsprozeß sind also zwei verschiedne Größen. Diese Wertdifferenz hatte der Kapitalist im Auge, als er die Arbeitskraft kaufte. Ihre nützliche Eigenschaft, Garn oder Stiefel zu machen, war nur eine conditio sine qua non, weil Arbeit in nützlicher Form verausgabt werden muß, um Wert zu bilden. Was aber entschied, war spezifische Gebrauchswert dieser Ware, Quelle von Wert zu sein und von mehr Wert, als sie selbst hat. Dies ist der spezifische Dienst, den der Kapitalist von ihr erwartet. Und er verfährt dabei den ewigen Gesetzen des Warenaustausches gemäß. In der Tat, der Verkäufer der Arbeitskraft, wie der Verkäufer jeder andren Ware, realisiert ihren Tauschwert und veräußert ihren Gebrauchswert. Er kann den einen nicht erhalten, ohne den andren wegzugeben. Der Gebrauchswert der Arbeitskraft, die Arbeit selbst, gehört ebensowenig ihrem Verkäufer, wie der Gebrauchswert des verkauften Öls dem Ölhändler. Der Geldbesitzer hat den Tageswert der Arbeitskraft gezahlt; ihm gehört daher ihr Gebrauch während des Tages, die tagelange Arbeit. Der Umstand, daß die tägliche Erhaltung der Arbeitskraft nur einen halben Arbeitstag kostet, obgleich die Arbeitskraft einen ganzen Tag wirken, arbeiten kann, daß daher der Wert, den ihr Gebrauch während eines Tags schafft, doppelt so groß ist als ihr eigner Tageswert, ist ein besondres Glück für den Käufer, aber durchaus kein Unrecht gegen den Verkäufer." (MEW 23, S. 207 f)

 Kommentar 5/13:  (Linkadresse)

Die Verausgabung von menschlicher Arbeitskraft ist wertbildend, die Erhaltungskosten für sie Wert aufbrauchend, der durch vergangene Arbeit erzeugt wurde. Der arbeitende Mensch erhält zum einen Wert, den er bereits erzeugt hatte, um zum anderen Wert zu bilden, der diesen Wert durch neue Produktformen ersetzt und darüber hinaus auch noch Mehrwert schafft, weil er Produkte erzeugt, die mehr Arbeit ernthalten als die Arbeit, die zu seiner Reproduktion allein nötig wäre. So ist der Preis der Arbeitskraft etwas völlig anderes, als der Wert, den ihr Gebrauchswert für das Kapital hat. Durch die Gleichsetzung von Wert und Preis der Arbeitskraft, die dem entspricht, was Warentausch ja ausmacht, entsteht ein objektives Zwangsverhältnis, die "conditio sine qua non" des Verwertungsprozesses. Käufer und Verkäufer der Arbeitskraft stehen sich in dieser Bedingung als Träger unterschiedener Wertsubstanzen gegenüber, wiewohl Wertsubstanz quantitativ nur eines ist: Arbeitszeit. Doch deren Bestimmung zur Reproduktion der Arbeitskraft wirkt gänzlich entgegengesetzt zu der Herstellung von Produkten für den Markt. Ihre Verwertung ist also die kapitalistische Einheit der produktiven Konsumtion der Arbeitskraft.

 Zusammenfassung 5/13:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Der Preis der Arbeitskraft und der Wert, den ihr Gebrauch nach Abzug ihrer Reproduktionskosten dem Kapital bildet, erzeugt einen Gegensatz der Lebensbedingungen von Menschen, der sich als Klassengegensatz verwirklicht.


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.5 - Thema 5/14:  (Alles zu K.5 | Linkadresse)
Textstelle 5/14 | Kommentar 5/14 | Zusammenfassung 5/14


Durch den im Verwertungsprozess vereinigten Gegensatz der Lebensbedingung von Menschen, dem Klassengegensatz der kapitalistischen Produktionsweise, wird der Gegensatz von Preis und Wert der Arbeitskraft zum Äquivalententausch eines Ausbeutungsverhältnisses.

 Textstelle 5/14:  (Linkadresse)

"Unser Kapitalist hat den Kasus, der ihn lachen macht, vorgesehn. Der Arbeiter findet daher in der Werkstätte die nötigen Produktionsmittel nicht nur für einen sechsstündigen, sondern für einen zwölfstündigen Arbeitsprozeß. Saugten 10 Pfund Baumwolle 6 Arbeitsstunden ein und verwandelten sich in 10 Pfund Garn, so werden 20 Pfund Baumwolle 12 Arbeitsstunden einsaugen und in 20 Pfund Garn verwandelt. Betrachten wir das Produkt des verlängerten Arbeitsprozesses. In den 20 Pfund Garn sind jetzt 5 Arbeitstage vergegenständlicht, 4 in der verzehrten Baumwoll- und Spindelmasse, 1 von der Baumwolle eingesaugt während des Spinnprozesses. Der Goldausdruck von 5 Arbeitstagen ist aber 30 sh. oder 1 Pfd.St. 10 sh. Dies also der Preis der 20 Pfund Garn. Das Pfund Garn kostet nach wie vor 1 sh. 6 d. Aber die Wertsumme der in den Prozeß geworfenen Waren betrug 27 sh. Der Wert des Garns beträgt 30 sh. Der Wert des Produkts ist um 1/9 gewachsen über den zu seiner Produktion vorgeschoßnen Wert. So haben sich 27 sh. in 30 sh. verwandelt. Sie haben einen Mehrwert von 3 sh. gesetzt. Das Kunststück ist endlich gelungen. Geld ist in Kapital verwandelt.

Alle Bedingungen des Problems sind gelöst und die Gesetze des Warenaustausches in keiner Weise verletzt. Äquivalent wurde gegen Äquivalent ausgetauscht. Der Kapitalist zahlte als Käufer jede Ware zu ihrem Wert, Baumwolle, Spindelmasse, Arbeitskraft. Er tat dann, was jeder andre Käufer von Waren tut. Er konsumierte ihren Gebrauchswert. Der Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft, der zugleich Produktionsprozeß der Ware, ergab ein Produkt von 20 Pfund Garn mit einem Wert von 30 sh. Der Kapitalist kehrt nun zum Markt zurück und verkauft Ware, nachdem er Ware gekauft hat. Er verkauft das Pfund Garn zu 1 sh. 6 d., keinen Deut über oder unter seinem Wert. Und doch zieht er 3 sh. mehr aus der Zirkulation heraus, als er ursprünglich in sie hineinwarf. Dieser ganze Verlauf, die Verwandlung seines Geldes in Kapital, geht in der Zirkulationssphäre vor und geht nicht in ihr vor. Durch die Vermittlung der Zirkulation, weil bedingt durch den Kauf der Arbeitskraft auf dem Warenmarkt. Nicht in der Zirkulation, denn sie leitet nur den Verwertungsprozeß ein, der sich in der Produktionssphäre zuträgt. Und so ist "tout pour le mieux dans le meilleur des mondes possibles" <"Alles ist auf Beste bestellt in der besten der möglichen Welten">

Indem der Kapitalist Geld in Waren verwandelt, die als Stoffbildner eines neuen Produkts oder als Faktoren des Arbeitsprozesses dienen, indem er ihrer toten Gegenständlichkeit lebendige Arbeitskraft einverleibt, verwandelt er Wert, vergangne, vergegenständlichte, tote Arbeit in Kapital, sich selbst verwertenden Wert, ein beseeltes Ungeheuer, das zu "arbeiten" beginnt, als hätt' es Lieb' im Leibe." (MEW 23, S. 208 f)

 Kommentar 5/14:  (Linkadresse)

Die Verwandlung von Geld in Waren lässt den Kapitalisten selbst zum "Stoffbildner eines neuen Produkts" werden, der die Faktoren des Arbeitsprozesses beherrscht und in deren "toten Gegenständlichkeit lebendige Arbeitskraft" einverleibt, also lebende Arbeit der toten Arbeit unterwirft. Hierauf gründet, dass "tote Arbeit in Kapital, sich selbst verwertenden Wert" wird und in diesem Kreislauf sich selbst als Subjekt der Arbeitsform auch substanziell fortbestimmen kann.

 Zusammenfassung 5/14:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Ausbeutung ist die Einverleibung eines Nutzens, der jenseits seiner Verwirklichung aufgebraucht wird, der also dem entzogen wird, der ihn bietet. Jedes Verhältnis, welches solche Einverleibung betreibt, ist ein Ausbeutungsverhältnis, weil es von fremder Lebenssubstanz zehrt und in sich aufbraucht, was anderen entzogen ist.


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.5 - Thema 5/15:  (Alles zu K.5 | Linkadresse)
Textstelle 5/15 | Kommentar 5/15 | Zusammenfassung 5/15


Der Arbeitsprozess, der seiner Natur zufolge qualitativ ist, wird vom Verwertungsprozess bestimmt, der seiner Natur entsprechend nur quantitativ, nur Arbeitszeit sein kann. Die qualitative Grenze solcher Produktionsform liegt lediglich im gesellschaftlichen Bedarf, während ihr bloß quantitativ bestimmter Zweck sie unendlich antreibt.

 Textstelle 5/15:  (Linkadresse)

"Vergleichen wir nun Wertbildungsprozeß und Verwertungsprozeß, so ist der Verwertungsprozeß nichts als ein über einen gewissen Punkt hinaus verlängerter Wertbildungsprozeß. Dauert der letztre nur bis zu dem Punkt, wo der vom Kapital gezahlte Wert der Arbeitskraft durch ein neues Äquivalent ersetzt ist, so ist er einfacher Wertbildungsprozeß. Dauert der Wertbildungsprozeß über diesen Punkt hinaus, so wird er Verwertungsprozeß.

Vergleichen wir ferner den Wertbildungsprozeß mit dem Arbeitsprozeß, so besteht der letztre in der nützlichen Arbeit, die Gebrauchswerte produziert. Die Bewegung wird hier qualitativ betrachtet, in ihrer besondren Art und Weise, nach Zweck und Inhalt. Derselbe Arbeitsprozeß stellt sich im Wertbildungsprozeß nur von seiner quantitativen Seite dar. Es handelt sich nur noch um die Zeit, welche die Arbeit zu ihrer Operation braucht, oder um die Dauer, während deren die Arbeitskraft nützlich verausgabt wird. Hier gelten auch die Waren, die in den Arbeitsprozeß eingehn, nicht mehr als funktionell bestimmte, stoffliche Faktoren der zweckmäßig wirkenden Arbeitskraft. Sie zählen nur noch als bestimmte Quanta vergegenständlichter Arbeit. Ob in den Produktionsmittel enthalten oder durch die Arbeitskraft zugesetzt, die Arbeit zählt nur noch nach ihrem Zeitmaß. Sie beträgt so viel Stunden, Tage usw.

Sie zählt jedoch nur, soweit die zur Produktion des Gebrauchswerts verbrauchte Zeit gesellschaftlich notwendig ist. Es umfaßt dies Verschiednes. Die Arbeitskraft muß unter normalen Bedingungen funktionieren. Ist die Spinnmaschine das gesellschaftlich herrschende Arbeitsmittel für die Spinnerei, so darf dem Arbeiter nicht ein Spinnrad in die Hand gegeben werden. Statt Baumwolle von normaler Güte muß er nicht Schund erhalten, der jeden Augenblick reißt. In beiden Fällen würde er mehr als die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zur Produktion eines Pfundes Garn verbrauchen, diese überschüssige Zeit aber nicht Wert oder Geld bilden. Der normale Charakter der gegenständlichen Arbeitsfaktoren hängt jedoch nicht vom Arbeiter, sondern vom Kapitalisten ab. Fernere Bedingung ist der normale Charakter der Arbeitskraft selbst. In dem Fach, worin sie verwandt wird, muß sie das herrschende Durchschnittsmaß von Geschick, Fertigkeit und Raschheit besitzen. Aber unser Kapitalist kaufte auf dem Arbeitsmarkt Arbeitskraft von normaler Güte. Diese Kraft muß in dem gewöhnlichen Durchschnittsmaß der Anstrengung, mit dem gesellschaftlich üblichen Grad von Intensität verausgabt werden. Darüber wacht der Kapitalist ebenso ängstlich, als daß keine Zeit ohne Arbeit vergeudet wird. Er hat die Arbeitskraft für bestimmte Zeitfrist gekauft. Er hält darauf, das Seine zu haben. Er will nicht bestohlen sein. Endlich - und hierfür hat derselbe Herr einen eignen code pénal <ein eignes Strafgesetzbuch> - darf kein zweckwidriger Konsum von Rohmaterial und Arbeitsmitteln stattfinden, weil vergeudetes Material oder Arbeitsmittel überflüssig verausgabte Quanta vergegenständlichter Arbeit darstellen, also nicht zählen und nicht in das Produkt der Wertbildung eingehn." (MEW 23, S. 209 f)

 Kommentar 5/15:  (Linkadresse)

Der Wertbildungsprozess saugt alle Naturalien, Produktionsanlagen, Rohstoffe und Arbeitskraft auf, die ihm im Zweck seiner Selbstverwertung als Mittel gereichen und verfügbar sind, um Wertdinge in Warenform auf den Markt zu werfen, um also einen Mehrwert, ein höheres Wertquantum durch den Verkauf dieser Dinge zu verwirklichen. Dabei wird das natürliche Quantum der Dinge nur zur Darstellung eines Werttquantums der in sie eingehenden Arbeit verwendet. Ihre Natur wird verbraucht, um Wert zu gewinnen.

 Zusammenfassung 5/15:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Natur wird in der kapitalistischen Produktion nur verbraucht, um Wert zu erzeugen und zu vermehren, der jenseits aller Natur nur in der Abstraktion hiervon realisiert wird, Realabstraktion ist.


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.5 - Thema 5/16:  (Alles zu K.5 | Linkadresse)
Textstelle 5/16 | Kommentar 5/16 | Zusammenfassung 5/16


Hatte der Warentausch ursprünglich die Einheit von Arbeitsprozeß und Wertbildungsprozeß zum Zweck, so ist nun die kapitalistische Form der Warenproduktion zwangsläufig zur Einheit von Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß geworden.

 Textstelle 5/16:  (Linkadresse)

"Man sieht: der früher aus der Analyse der Ware gewonnene Unterschied zwischen der Arbeit, soweit sie Gebrauchswert, und derselben Arbeit, soweit sie Wert schafft, hat sich jetzt als Unterscheidung der verschiednen Seiten des Produktionsprozesses dargestellt.

Als Einheit von Arbeitsprozeß und Wertbildungsprozeß ist der Produktionsprozeß Produktionsprozeß von Waren; als Einheit von Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß ist er kapitalistischer Produktionsprozeß, kapitalistische Form der Warenproduktion.

Es wurde früher bemerkt, daß es für den Verwertungsprozeß durchaus gleichgültig, ob die vom Kapitalisten angeeignete Arbeit einfache, gesellschaftliche Durchschnittsarbeit oder kompliziertere Arbeit, Arbeit von höherem spezifischen Gewicht ist. Die Arbeit, die als höhere, kompliziertere Arbeit gegenüber der gesellschaftlichen Durchschnittsarbeit gilt, ist die Äußerung einer Arbeitskraft, worin höhere Bildungskosten eingehn, deren Produktion mehr Arbeitszeit kostet und die daher einen höheren Wert hat als die einfache Arbeitskraft. Ist der Wert dieser Kraft höher, so äußert sie sich daher auch in höherer Arbeit und vergegenständlicht sich daher, in denselben Zeiträumen, in verhältnismäßig höheren Werten. Welches jedoch immer der Gradunterschied zwischen Spinnarbeit und Juwelierarbeit, die Portion Arbeit, wodurch der Juwelenarbeiter nur den Wert seiner eignen Arbeitskraft ersetzt, unterscheidet sich qualitativ in keiner Weise von der zusätzlichen Portion Arbeit, wodurch er Mehrwert schafft. Nach wie vor kommt der Mehrwert nur heraus durch einen quantitativen Überschuß von Arbeit, durch die verlängerte Dauer desselben Arbeitsprozesses, in dem einen Fall Prozeß der Garnproduktion, in dem andren Fall Prozeß der Juwelenproduktion.

Andrerseits muß in jedem Wertbildungsprozeß die höhere Arbeit stets auf gesellschaftliche Durchschnittsarbeit reduziert werden, z.B. ein Tag höherer Arbeit auf x Tage einfacher Arbeit. Man erspart also eine überflüssige Operation und vereinfacht die Analyse durch die Annahme, daß der vom Kapital verwandte Arbeiter einfache gesellschaftliche Durchschnittsarbeit verrichtet." (MEW 23, S. 211 f)

 Kommentar 5/16:  (Linkadresse)

Arbeit zur Wertbildung durch Gebrauchswerte hat sich nun selbst verkehrt in eine Arbeit zur Erzeugung von Mehrwert, in der alle Naturalien der Arbeit untergehen. Sie werden produziert und verbraucht nicht um Waren über ihren Wert aufeinander zu beziehen, sondern um ihren Wert zu einem Zweck zu vernutzen, der über ihren Gebrauch und Verzehr verläuft, nur um mehr Wert daraus zu ziehen. Die gesellschaftlichen Durchschnittsarbeit wird zum Maßstab sowohl der Reproduktion der Bedingungen, der Ingredenzien der Arbeit, als auch der Mehrwertbildung. Nicht die Übervorteilung, der einzelne Profit, macht die Enwicklung des Kapitalismus aus, sondern das durchschnittliche Verhältnis von Arbeit und Wertgestalt, von Wert und Preis.

 Zusammenfassung 5/16:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Der Verwertungsprozess hatte sich aus dem einfachen Warentausch durch den Trieb des Geldes zwangsläufig entwickelt, das fortwährend seine Wertrepräsentanz erneuern muss, um werthaltig zu bleiben und von daher selbst die Wertproduktion bestimmen musste. Als Kapital vollzieht sich nur, was im Geld als immmanenter Mangel schon angelegt ist: Es bedarf permanent neuer Produkte, um als Geld dienen zu können, um also die Menschen als Schuldner an seiner Gesellschaftfsorm zu halten - jetzt vor allem als Arbeitskräfte.

 Gesamte Zusammenfassung Kap.5 Abs.2 (Linkadresse | Nächste)

Der Verwertungsprozess der Arbeit verbraucht alle ihre organischen Bestandteile im Zweck der Wertproduktion, also im Zweck einer Bewirtschaftung nicht von Arbeit, sondern von Arbeitszeit, die der Wertbestimmung nun folgen muss, anstatt lediglich eine Daseinsmenge des Arbeitsprozesses zu sein. Die Zeit bestimmt daher alle organischen Substanzen und die Verhältnisse der Menschen. Doch diese sind es, welche alleine Wert bilden können. Von daher hat sich ein Widerspruch der Bestimmungen der Arbeit ergeben, der als Zeitdruck das beherrscht, was die Lebensverhältnisse der Menschen zum Inhalt haben. Wie sie ihr Leben gestalten, das wird von der Zeitform ihrer Produktivität gestaltet.

 


<== zurückblättern | Zur Übersicht über die Themen von Kapitel 5 | weiterblättern ==>