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MEW 23: Kapital Band I - Der Produktionsprozess des Kapitals
Abschn. 3: Die Produktion des absoluten Mehrwerts
Kap. 7: Die Rate des Mehrwerts - Abs. 2


7.2 Darstellung des Produktenwerts in proportionellen Teilen des Produkts

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 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.7 - Thema 7/6:  (Alles zu K.7 | Linkadresse)
Textstelle 7/6 | Kommentar 7/6 | Zusammenfassung 7/6


Das Arbeitsprodukt besteht nicht nur aus unmittelbar aufgebrachter Arbeit sondern stofflich auch aus einem Wert, der zugleich und ununterscheidbar konstantes Kapital und Mehrwert darstellt. Die Wertmasse, die das Produkt schon aus vergangener Arbeit konstant fortträgt, wird durch aktuelle Arbeit vermehrt und erscheint in einem Produkt, das seinen Wert nur als aktuellen Preis realisieren kann und sowohl notwendige Arbeit zum Selbsterhalt darstellt als auch Mehrarbeit als Mehrprodukt.

 Textstelle 7/6:  (Linkadresse)

"Kehren wir nun zum Beispiel zurück, das uns zeigte, wie der Kapitalist aus Geld Kapital macht. Die notwendige Arbeit seines Spinners betrug 6 Stunden, die Mehrarbeit desgleichen, der Exploitationsgrad der Arbeitskraft daher 100%.

Das Produkt des zwölfstündigen Arbeitstags sind 20 Pfd. Garn zum Wert von 30 sh. Nicht weniger als 8/10 dieses Garnwerts (24 sh.) sind gebildet durch den nur wieder erscheinenden Wert der verzehrten Produktionsmittel (20 Pfd. Baumwolle zu 20 sh., Spindel usw. zu 4 sh.) oder bestehn aus konstantem Kapital. Die übrigen 2/10 sind der während des Spinnprozesses entstandne Neuwert von 6 sh., wovon eine Hälfte den vorgeschoßnen Tageswert der Arbeitskraft ersetzt oder das variable Kapital und die andre Hälfte einen Mehrwert von 3 sh. bildet. Der Gesamtwert der 20 Pfd. Garn ist also folgendermaßen zusammengesetzt:

Garnwert von 30 sh. = 24 sh. (c) + 3 sh. (v) + 3 sh (m).

Da dieser Gesamtwert sich in dem Gesamtprodukt von 20 Pfd. Garn darstellt, müssen auch die verschiednen Wertelemente in proportionellen Teilen des Produkts darstellbar sein.

Existiert ein Garnwert von 30 sh. in 20 Pfd. Garn, so 8/10 dieses Werts, oder sein konstanter Teil von 24 sh. in 8/10 des Produkts, oder in 16 Pfd. Garn. Davon stellen 13 1/3 Pfd. den Wert des Rohmaterial dar, der versponnenen Baumwolle zu 20 sh. und 2 2/3 Pfd. den Wert der verzehrten Hilfsstoffe und Arbeitsmittel, Spindel usw. zu 4 sh.

13 1/3 Pfund Garn stellen also alle im Gesamtprodukt vom 20 Pfd. Garn versponnene Baumwolle vor, das Rohmaterial des Gesamtprodukts, aber auch weiter nichts. In ihnen stecken zwar nur 13 1/3 Pfd. Baumwolle zum Wert von 13 1/3 sh., aber ihr zusätzlicher Wert von 6 2/3 sh. bildet ein Äquivalent für die in den andren 6 2/3 Pfd. Garn versponnene Baumwolle. Es ist, als ob letztren die Wolle ausgerupft und alle Wolle des Gesamtprodukts in 13 1/3 Pfd. Garn zusammengestopft wäre. Sie enthalten dagegen jetzt kein Atom des Werts der verbrauchten Hilfsstoffe und Arbeitsmittel noch des im Spinnprozeß geschaffnen Neuwerts.

Ebenso stellen weitre 2 2/3 Pfd. Garn, worin der Rest des konstanten Kapitals (= 4 sh.) steckt, nichts dar außer dem Wert der im Gesamtprodukt von 20 Pfd. Garn vernutzten Hilfsstoffe und Arbeitsmittel.

Acht Zehntel des Produkts, oder 16 Pfd. Garn, obgleich leiblich, als Gebrauchswert betrachtet, als Garn, ebensosehr Gebilde der Spinnarbeit wie die restierenden Produktteile, enthalten daher in diesem Zusammenhang keine Spinnarbeit, keine während des Spinnprozesses selbst eingesaugte Arbeit. Es ist, als ob sie sich ohne Spinnen in Garn verwandelt hätten und als wäre ihre Garngestalt reiner Lug und Trug. In der Tat, wenn der Kapitalist sie verkauft zu 24 sh. und damit seine Produktionsmittel zurückkauft, zeigt sich, daß 16 Pfd. Garn - nur verkleidete Baumwolle, Spindel, Kohle usw. sind.

Umgekehrt stellen die übrigbleibenden 8/10 des Produkts oder 4 Pfd. Garn jetzt nichts dar außer dem im zwölfstündigen Spinnprozeß produzierten Neuwert von 6 sh. Was vom Wert der vernutzten Rohmaterialien und Arbeitsmittel in ihnen steckte, ward bereits ausgeweidet und den ersten 16 Pfd. Garn einverleibt. Die in 20 Pfd. Garn verkörperte Spinnarbeit ist konzentriert auf 2/10 des Produkts. Es ist, als ob der Spinner 4 Pfd. Garn in der Luft gewirkt oder in Baumwolle und mit Spindeln, die ohne Zutat menschlicher Arbeit, von Natur vorhanden, dem Produkt keinen Wert zusetzen.

Von den 4 Pfd. Garn, worin so das ganze Wertprodukt des täglichen Spinnprozesses existiert, stellt die eine Hälfte nur den Ersatzwert der vernutzten Arbeitskraft dar, also das variable Kapital von 3 sh., die andren 2 Pfd. Garn nur den Mehrwert von 3 sh.

Da 12 Arbeitsstunden des Spinners sich in 6 sh. vergegenständlichen, sind im Garnwert von 30 sh. 60 Arbeitsstunden vergegenständlicht. Sie existieren in 20 Pfd. Garn, wovon 8/10 oder 16 Pfd. die Materiatur von 48 vor dem Spinnprozeß vergangnen Arbeitsstunden sind, nämlich der in den Produktionsmitteln des Garns vergegenständlichten Arbeit, 2/10 oder 4 Pfd. dagegen die Materiatur der im Spinnprozeß selbst verausgabten 12 Arbeitsstunden.

Früher sahen wir, daß der Garnwert gleich der Summe des in seiner Produktion erzeugten Neuwerts plus der bereits in seinen Produktionsmitteln präexistierenden Werte ist. Jetzt hat sich gezeigt, wie die funktionell oder begrifflich verschiednen Bestandteile des Produktenwerts in proportionellen Teilen des Produkts selbst darstellbar sind.

Diese Zerfällung des Produkts - des Resultats des Produktionsprozesses - in ein Quantum Produkt, das nur die in den Produktionsmitteln enthaltne Arbeit oder den konstanten Kapitalteil, ein andres Quantum, das nur die im Produktionsprozeß zugesetzte notwendige Arbeit oder den variablen Kapitalteil, und ein letztes Quantum Produkt, das nur die im selben Prozeß zugesetzte Mehrarbeit oder den Mehrwert darstellt, ist ebenso einfach als wichtig, wie ihre spätre Anwendung auf verwickelte und noch ungelöste Probleme zeigen wird." (MEW 23, S. 234)

 Kommentar 7/6:  (Linkadresse)

Wiederholen wir die Rechnung mit geläufigeren Einheiten: Der Produktwert von 200 kg Garn habe nach 10 Stunden Arbeit im Verkauf 400 Euro gebracht, wovon 100 den Garn und 20 den Maschinenverschleiß und 80 Euro die Gebäude- und Verwaltungskosten ersetzen, also zusammen 200 Euro konstantes Kapital übertragen. 100 Euro entfalle auf Lohn und 100 stelle den "Gewinn" dar. Der Garnwert ist dann 400 Euro = 200 (c) + 100 (v) + 100 (m).

Der Rohstoff von 200 kg Garn im Wert von 100 Euro geht zusammen mit dem Maschinenverschleiß und Gebäude-/Verwaltungskosten im Wert von 100 Euro auf das Produkt über, sodass man umgekehrt sagen kann, dass die Hälfte der Rohstoffmenge von 200 kg Garn, also der Wert von 100 kg Garn darin aufgewogen sind.

Die Zerfällung der Produktmenge lässt sich somit auch in unterschiedlichen Quanta des Produkts darstellen, die einerseits ihrem Erstehungspreis entsprechen, zugleich aber hiervon unterschiedene Wertquanten als Produktquanten sind: Vom Produktwert her gerechnet stellen 100 kg Garn ein Aquivalent der Produktionsmaterialien dar, weitere 100 kg Garn erscheinen als Mehrprodukt der in einem Tag angewandten Arbeitskraft. Die Produktionsmittel erscheinen nun als nötiger Anteil der Produktion, die übrige Produktmenge als "Gewinn". Im Quantum der Produkte erscheinen die Produktionsfaktoren als eingebrachte Wertmenge, einmal als der Wert der Produktionsmittel (c), einmal als Wert der zugesetzten Arbeit (v) und einmal als Produkt der Mehrarbeit, als Mehrprodukt.

 Zusammenfassung 7/6:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Das Resultat der Produktion ist eine Produktmenge, die einmal die Produktionsanlagen und Rohstoffe enthalten und erhalten, und eine Arbeitsmenge darstellen, welche die Arbeitskraft erhält und ein Mehrprodukt, welches als Produkt einer Mehrarbeit erscheint.


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.7 - Thema 7/7:  (Alles zu K.7 | Linkadresse)
Textstelle 7/7 | Kommentar 7/7 | Zusammenfassung 7/7


Das konstante Kapital stellt sich im Produkt nicht nur als gegenwärtige, sondern auch als zeitlich bedingte Wertmasse dar, deren Anteil am Produktwert mit komplexerer Zusammensetzung des Kapitals anwächst und den Schein verstärkt, dass alles im selben Moment gebildet wird, was als Produkt entsteht.

 Textstelle 7/7:  (Linkadresse)

"Wir betrachteten eben das Gesamtprodukt als fertiges Resultat des zwölfstündigen Arbeitstags. Wir können es aber auch in seinem Entstehungsprozeß begleiten und dennoch die Teilprodukte als funktionell unterschiedne Produktenteile darstellen.

Der Spinner produziert in 12 Stunden 20 Pfd. Garn, daher in einer Stunde 1 2/3 und in 8 Stunden 13 1/3 Pfd., also ein Teilprodukt vom Gesamtwert der Baumwolle, die während des ganzen Arbeitstags versponnen wird. In derselben Art und Weise ist das Teilprodukt der folgenden Stunde und 36 Minuten = 2 2/3 Pfd. Garn und stellt daher den Wert der während der 12 Arbeitsstunden vernutzten Arbeitsmittel dar. Ebenso produziert der Spinner in der folgenden Stunde und 12 Minuten 2 Pfd. Garn = 3 sh., ein Produktenwert gleich dem ganzen Wertprodukt, das er in 6 Stunden notwendiger Arbeit schafft. Endlich produziert er in den letzten 6/5 Stunden ebenfalls 2 Pfd. Garn, deren Wert gleich dem durch seine halbtägige Mehrarbeit erzeugten Mehrwert. Diese Art Berechnung dient dem englischen Fabrikanten zum Hausgebrauch, und er wird z.B. sagen, daß er in den ersten 8 Stunden oder 2/3 des Arbeitstags seine Baumwolle herausschlägt usw. Man sieht, die Formel ist richtig, in der Tat nur die erste Formel, übersetzt aus dem Raum, wo die Teile des Produkts fertig nebeneinander liegen, in die Zeit, wo sie aufeinander folgen. Die Formel kann aber auch von sehr barbarischen Vorstellungen begleitet sein, namentlich in Köpfen, die ebenso praktisch im Verwertungsprozeß interessiert sind, als sie ein Interesse haben, ihn theoretisch mißzuverstehn. So kann sich eingebildet werden, daß unser Spinner z.B. in den ersten 8 Stunden seines Arbeitstags den Wert der Baumwolle, in der folgenden Stunde und 36 Minuten den Wert der verzehrten Arbeitsmittel, in der folgenden Stunde und 12 Minuten den Wert des Arbeitslohns produziert oder ersetzt, und nur die vielberühmte "letzte Stunde" dem Fabrikherrn, der Produktion von Mehrwert widmet. Dem Spinner wird so das doppelte Wunder aufgebürdet, Baumwolle, Spindel, Dampfmaschine, Kohle, Öl usw. in demselben Augenblick zu produzieren, wo er mit ihnen spinnt, und aus einem Arbeitstag von gegebnem Intensitätsgrad fünf solcher Tage zu machen. In unsrem Fall nämlich erfordert die Produktion des Rohmaterials und der Arbeitsmittel 24/6 = 4 zwölfstündige Arbeitstage und ihre Verwandlung in Garn einen andren zwölfstündigen Arbeitstag. Daß die Raubgier solche Wunder glaubt und nie den doktrinären Sykophanten mißt, der sie beweist, zeige nun ein Beispiel von historischer Berühmtheit." (MEW 23, S. 236)

 Kommentar 7/7:  (Linkadresse)

Die konkrete Produktion hat unterschiedliche Produktionsmomente, die in unterschiedlichen Zeitabschnitten darstellbar sind. So kann in Zeiteinheiten dargestellt werden, wieviel Aufwand der jeweilige Produktionsakt mit einem bestimmten Produktionszweck verbindet. Doch das so hergesellte "Nacheinander der Produktionsschrtte" wird schnell zu einem "Übereinander", wenn der Wert nicht als Produkt des Marktes, sondern unmittelbar als natürliche Form der Produktion angesehen wird.

Von daher betrachtet gehen auch die Wertquellen der Rohstoffe, soweit sie schon Arbeit enthalten, also keine reine Natur sind, in ihrem Wertquantum unter. Im Produkt erscheinen sie nur als aktueller Kostpreis, der schon in Folge mehrerer Produktionsprozesse vielerlei Arbeit aufgehäuft darstellen kann und auch schon verschiedene Mehrproduktionen mit sich gebracht hatte. Der Gesamtwert wird aber nur im Gesamtpreis der Produkte als Waren auf dem Markt ausgeglichen, was immer an Variationen der Wertverwertung darin schon eingegangen sein mögen. Wie auch immer: Lediglich der tatsächliche aktuelle Verlauf zählt bei der Ermittlung von Kosten und Preis, und der Wert, der dabei übertragen wird, kann nur hieraus berechnet sein, auch wenn das Konstante Kapital insgesamt schon komplexe Verwertungsgeschichten durchlaufen hat und von daher auch schon eine sehr große Wertmasse im Hintergrund darstellt. Wir werden später (im 3. Band des Kapital) sehen, dass dies sich zu einem schweren Problem im Verhältnis von Mehrwertrate (m/v) und Profitrate (m/(c+v)) entwickeln wird.

 Zusammenfassung 7/7:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Man kann die unterschiedlichen Produktionsmomente auch in unterschiedlichen Zeitabschnitten formulieren und die Zeitmenge in Produktmengen darstellen, die unterschiedliche Werte haben. Wer den Verwertungsprozeß missverstehen will, der lässt dann die Wertgröße als natürliche Menge erscheinen und macht aus den Momenten der Produktion ein "gerechtes Zeitverhältnis", das den Anschein vervollständigt, dass der Wert eine konkrete Zeiteinheit sei, die schon im Arbeitsprozess realisiert wäre.

 Gesamte Zusammenfassung Kap.7 Abs.2 (Linkadresse | Nächste)

Produktionszeit und Produktmengen stehen in unterschiedlichem Bestimmungsverhältnis, das unterschiedlichen Wertsubstanzen entspringt: Der notwendigen Arbeitszeit auf der einen Seite zum Erhalt der Arbeitskraft und der notwendigen Produktmenge andererseits zum Erhalt des Kapitals. Nur aus letztrem entspringt die Fortbestimmung des ganzen Kaptalverhältnisses als Mehrwert pro Arbeitszeit.

 


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