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Rubrik Philosophie: Rechter Nietzsche im Bauch eines linken trojanischen Pferds

von Detlef Hartmann

Erschienen: 2003
Eine Antwort auf Seiber und andere, die in linke Diskussionen Nietzsche als Philosoph der Subjektivität einbringen. Hartmann zeigt in dem schier unendlichen Zitatenschatz, den Nietzsche hinterlassen hat, die Linie seiner Philosophie, die zugleich Kunst sein muss und seine Kunst, die Philosophie sein will: Das Genie der Vorsehung mit Absicht. Seine Wirkungskraft ist daher sehr hintersinnig und muss auch als Dichtung in seinen Zusammenhang gestellt und als Zusammenhang der Dichtung überführt werden, denn bei Nietzsche ist Wahrheit und Lüge explizit untrennbar. Die Relativierung des Wahrheitsverständnises wird neuerdings mehrfach in psychologischer Absicht betont (vergl. Foucault). Bei Nietzsche wird dies noch begründet. Er weist sich in der Philosophie der Verstellung selbst aus. Und er sagt auch warum. Wahrheit ist relativ, weil sie einem anderen Prinzip unterliegt, das für Nietzsche und Nachfolger das höchste Prinzip der Natur ist, absoluter Ursprung des Lebens: Der Wille zur Macht.
'Wille zur Macht in der Vernichtung der Mißrathenen und Entarteten. Die Vernichtungspropaganda ... liegt in der Logik des Willenskonzepts. Sie ist auch im Härtegrad nicht außergewöhnlich und taucht im Fluß der Werke häufig auf. Ein Beispiel für die poetische Einbettung der Vernichtungspropaganda aus der Zarathustra-Phase, die manchem als eine Frühform des Goebbel´schen Zynismus erscheinen mag: 'Rosenfest. Nacht an der Brücke. Zarathustra glücklich darüber, daß der Kampf der Stände vorüber ist...'heißt es einleitend in einem gedankenstrategischen Aufriß Regieanweisung, um fortzufahren:'... Seine Lehren waren bisher nur an die zukünftige Herrscher-Kaste gerichtet. Diese Herren der Erde sollen nun Gott ersetzen. Sie geben den Niedrigsten die Anwartschaft auf Glück, nicht sich. Sie erlösen die Mißrathenen durch die Lehre vom 'schnellen Tode'..' Und, mehr propagandistisch: 'Es bedarf einer Lehre, stark genug, um züchtend zu wirken: stärkend für die Starken, lähmend und zerbrechend für die Weltmüden. Die Vernichtung der verfallenden Rassen.' Und über das Eingangszitat hinaus unter der Überschrift 'Die große Politik (und damit zugleich korrespondierend mit anderen Feldern der 'Großen Politik'): 'Erster Satz: die große Politik...will eine Macht schaffen, stark genug, die Menschheit als Ganzes und Höheres zu züchten, mit schonungsloser Härte gegen das Entartende und Parasitische am Leben ... Zweiter Satz: eine Partei des Lebens schaffen..-sie macht unerbittlich mit allem Entarteten und Parasitischem ein Ende'. (Hartmann)

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