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Rubrik Philosophie: Menschenbilder - Die reale Gewalt eines Mythos

von Markus Hoffmann

Erschienen: 10.05.2013
Mit der Rigidität der sozialen Alltagsprobleme, dem Funktionalitätsanspruch der politischen Ökonomie an die Menschen und dem wirtschaftlichen Einfluss der Pharmaindustrie ist das Bedürfnis nach einer breiten Pathologisierung von alltäglichen Leidenszuständen sowie von natürlichen Anpassungs- und Alterungsprozessen verstärkt worden. Zum Beispiel werden jetzt schon Depressionen bei Trauerreaktionen nach über 3 Wochen über einen Todesfall hinaus diagnostiziert. Jede Störung kann praktisch unbegründet ausgeschaltet werden. Mit der Diagnose ADHS und entsprechender Medikation können auch nur kurzzeitig unruhige Schulkinder still gemacht und für ihr Leben gelabelt werden.
Wo sich Leben nicht mehr von selbst verstehen lässt, weil es vor allem den Bedingungen der Marktwirtschaft gehorchen und dem Wertwachstums nutzbar sein muss, werden die Definitionen für das, was es sein soll, in immer totaleren Menschenbildern verfestigt, die dafür stehen, was als normal und was als krank gelten soll.
Wir fragen uns heute: Wie krank ist dieses Definieren selbst? Wie krank die Gesellschaft, in der es durchgesetzt wird? Wie krank die Medizin, die Pädagogik, die Psychologie, die danach Menschen an diese Definitionen anzupassen, zu medikamentieren, zu erziehen oder auch einzusperren hat? Welches Menschenbild hat hier die Funktion welcher Heilungsvorstellung eingenommen, um als gesellschaftliche Heilsvorstellung auch durchgesetzt zu werden?

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