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Rubrik Was tun: Sozialwirtschaft als Alternative zur Kapitalwirtschaft

von Horst Müller

Erschienen: 1998
Angesichts der verheerenden Logik des Kapitalismus mit der im System angelegten Zerstörung des Lebens - der Natur, der Arbeit, wie auch der sozialen Reproduktion überhaupt - stellt sich die 'eigentliche Frage unserer Zeit: Kann es eine Reproduktionsordnung jenseits der waren- und kapitalwirtschaftlichen Monokultur geben, welche die Emanzipation jener anderen Arten der Tätigkeit fördert?
Der wirtschaftliche Prozeß sollte doch so organisiert sein, daß das gesamte gesellschaftliche Arbeitsvermögen mit den überreichlich vorhandenen Produktionsmitteln zusammenkommt, um eine befriedigende gesellschaftliche Güter- und Lebensproduktion ohne die Krämpfe und Krisen der Kapitalwirtschaft zu gewährleisten.' (Horst Müller)
Horst Müller stellt sein ökonomisches Modell vor, das er Sozialwirtschaft nennt. Er unterscheidet eine Sphäre der sozialen und individuellen Reproduktion als eine 'Abteilung' gesellschaftlich notwendiger und nützlicher Arbeit gegenüber der Sphäre der industriellen Warenproduktion, die eine andere 'Abteilung' der Wertproduktion bildet. Beide Abteilungen werden ähnlich wie bei der klassischen Marxschen Analyse der Reproduktionsschemata aufeinander bezogen.
Horst Müller schreibt hierzu: 'Dabei ergeben sich überraschende Schlußfolgerungen hinsichtlich des Wertbildungsprozesses, der ökonomischen Funktionen des Staates und der Steuern für den notwendigen ökonomischen Transfer zwischen den Abteilungen sowie bezüglich einer implementierbaren neuen ökonomischen Rationalität, die mit dem Verwertungszwang des Kapitals bricht.
Beispielsweise könnte das Instrument einer neuartigen Sozialwertsteuer wie ein gesamtökonomischer Verrechnungsschlüssel dazu führen, daß die gesellschaftlichen Reproduktionskosten als bewußte Rechengröße (für Verkehr, Bildung, Gesundheit, Ernährung) zur Geltung kommen und der Gesamtwirtschaftskreislauf mitsamt der industriewirtschaftlichen Produktions- und Marktsphäre ohne Arbeitslosigkeit und Konjunkturstockungen funktioniert.
Ich suche mit solchen Überlegungen die herkömmlichen Kritik der politischen Ökonomie zu überschreiten und stütze mich dabei auf wirtschaftsgeschichtliche Wandlungen wie die Steigerung der Arbeitsproduktivität durch Automation, die gewaltig angewachsene Staats- oder Sozialquote sowie auf einen Emanzipationsprozeß sozialreproduktiver Tätigkeiten.'
Das ist ein interessantes Denkmodell, das allerdings davon ausgeht, dass die industrielle Warenproduktion unter dieser Bedingung auch funktionieren kann.

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