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Rubrik Psychiatrie: Arbeit am Wahnsinn

von W. Pfreundschuh

Erschienen: 1979
Dieser Bericht einer Betreuung im Therapeutischen Club e.V. München aus den 70ger Jahren ist die umfangreiche Darstellung der Geschichte eines Wahnsinns aus einer gänzlich anderen Sicht, als der, die sich in den üblichen Leidens-, Therapie- und Helfergeschichten oder in den den metaphysischen Gedankenkreisläufen der etablierten Krankheitstheorien ausdrückt.
Wolfram Pfreundschuh setzt sich hierin mit seiner Tätigkeit als Psychologe konkret auseinander. Er schildert seine Gedanken zu dem, was er als Psychologe und Mensch tut, wie er Wahnsinn zu begreifen versucht und er konzentriert sich auf die Fragen und Gedanken, mit denen er sich einem Menschen nähert, den er zunächst nicht versteht. Die Frau hört Stimmen, fühlt sich verfolgt und wurde von der Psychiatrie als hoffnungsloser Fall einer chronischen Schizophrenie abgeschrieben. Sie war mit Pillen so voll gepumpt, dass sie schon mehrere Selbsttötungsversuche hinter sich hatte.
Doch sie hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, und Pfreundschuh auch nicht den Glauben, dass sich Wahnsinn begreifen lässt. Was sich unmittelbar nicht erkennen lässt, wird im Begreifen der Zusammenhänge zum Bestandteil der Welt, in der alle Menschen leben. Diese Erkenntnis ist weit folgenschwerer, als die Betulichkeit mit der Verrücktheit, die allerorten seit der Zeit entstanden ist, von der dieser Text handelt. Von da her lässt sich vor allem auch verstehen, welche Lebenszusammenhänge der Wahnsinn erschließt und was den Menschen entgeht, wenn sie ihn von sich abtrennen, sei es in Angst oder aus Spaß an der Verrücktheit.
Es soll keine Erfolgstory sein, aber eine Geschichte, die durch die darin herausgearbeite Lebensvielfalt Hoffnung macht, dass sich jedes Leben beständig ändert und ändern lässt, wenn die Bedingungen hierfür gegeben sind.

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