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Rubrik Kultur: Skizzen zur politischen Kultur des Kapitals

von W. Pfreundschuh

Erschienen: 07.05.2016
"Der Mensch erkennt sich nur im Menschen" spricht Goethe. Ohne Menschen, in der Abwesenheit jeglicher menschlichen Beziehung sind die Menschen nichts. Aber in der Ödnis der Geldverhältnisse, in ihrer gesellschaftlichen Leere können Menschen auch Menschen benutzen, um sich durch Einverleibung ihrer Lebenskraft in der Beziehung auf sich selbst zu füllen, zu bereichern und zu überhöhen. In den zwischenmenschlichen Beziehungen findet daher auch die Verleiblichung einer Kultur statt, die sich zwischen Selbstveredelung und Selbstverwertung aufspaltet. Die Edlen leben nicht nur durch ihr Geldvermögen anders als jene, die sich um ihre bloße Selbsterhaltung kümmern müssen. Sie leben auch in einer anderen Kultur. Immer deutlicher wird die Einheit ihrer geldwertigen und kulturellen Existenz, die Armut und Reichtum in doppelt bestimmter Form, also materiell wie kulturell gegensinnig verteilt und auch faktisch sich in der Abschirmung der Vermögenden als Kultur der Reichen einerseits vom Unvermögen der Armut als der Kultur der Armut andererseits formiert. Was den einen zur Szene ihrer Selbstgefühle wird, verstärkt die Not der anderen, die sich nurmehr selbst erfahren können, weil sie vom Kult der anderen zwangsläufig ausgegrenzt sind. So stellt sich das Wertverhältnis nicht nur in der Existenzform der menschlichen Gesellschaft dar, sondern auch in ihnen selbst, im kulturellen Gehalt ihrer Beziehung auf sich und Ihresgleichen.

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