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Rubrik Politik: Das Pfeifer-Dossier

von Franz Schandl

Erschienen: 3.10.2003
Franz Schandl dokumentiert die anti-antisemitische Interpretation eines Artikels von ihm, der zunächst nur eine Glosse über den US-Kanditaten Arnold Schwarzenegger war. Die Bemerkung über eine Spende Schwarzeneggers an eine jüdische Organisation geriet zu einer unglaublichen Konfrontation mit dem wohlbekannten linken Journalisten Pfeifer, der darin einen 'Antisemitismus aus dem Bauch' erkennen wollte.
Wir kennen den Zweck, den Gebrauch und die Vernutzung des Antisemitismusvorwurfs schon von Gremlizas KONKRET und den 'Antideutschen' zur Genüge. Dort war er noch eine Art adornitische Inquisition, die seinem Imperativ, 'so zu handeln, dass Ausschwitz nicht sich wiederhole' gehorchte. Die Folgsamkeit unter diesem Negativgebot reichte schließlich hin bis zum Freibrief für die weltmachtpolitische Kriegsinszenierung der US-Politik (siehe hierzu 'Paranoia über alles').
Doch inzwischen scheint das Bedürfnis nach einer inquisitorischen Position für einen zur Esoterik geronnenen Kampfbegriff auch Journalisten und Intellektuelle zu überwältigen: Der Antisemitismus wird nicht mehr diskutiert und den Menschen in ihrem Verhalten oder Reden nachgewiesen oder gar auf seinen Grund hin verfolgt; er wird wie ein Sprachbazillus behandelt, der für psychologische Entblößung oder einfach auch nur als Unterstellung überall hervorgeholt wird, wo es Bemerkungen über Israel, Judentum oder auch nur über jüdische Einrichtungen gibt. Offenbar geht es nicht mehr um Ziele, Entwicklungen und Bewusstsein, sondern um Denkverbote, Drohgebärden, und Beschuldigungen, die eher dem zu Gesicht stehen, der nicht mehr begründen kann, was er will, der aber seine Desolation sich nicht eingestehen kann, weil er sein Wollen dann vielleicht selbst korrigieren müsste. Der Antisemitusmusvorwurf ist zwar ideologiekritisch immer notwendig, wo er den Verhalt trifft, aber als Begriff im Dienste solcher Selbsttäuschung wird er selbst reaktionär und besonders hinterhältig, weil er nichts eröffnet, sondern sich selbst verfinstert und daher auch zunehmend Interessen anhängt, die im Dunkel bleiben.
Wie Sebastian Haffner in seinem Buch 'Erinnerungen eines Deutschen' beobachtet hat, so ist es auch hier: In einer Zeit der Verwirrung und Irritation steht plötzlich und schlagartig die Judenverfolgung auf der Tagesordnung, um das Chaos der Wirklichkeiten beiseite zu drängen, klare Feindbilder zu erzeugen und den gelähmten Alltag neu zu bestimmen. Die 'Judenfrage' war schon immer eine Frage der Politik und nicht der Kritik. Sie kann jedem polischen Willen nützlich sein, ob einem rechten oder einem linken, denn sie macht sie zur Frage politischer Selbstbegründung im Ausfluss von Kulturgegensätzen und ist in jedem Fall und von jeder Seite her rassistisch. Sie ist die Absurdität des politischen Verstandes selbst.
Um zu wirklicher Kritik an den Verhältnissen zurückzufinden, die im Vorwurf nur noch boße Metapher sind, sollte daran gearbeitet werden, den ideologischen Umgang mit der Geschichte der Juden und der Deutschen in jeder Hinsicht aufzudecken und den kulturkämpferischen Positionen entgegenzutreten, so dass aus Ideologiekritik Kulturkritik werde. Hierfür bietet dieses Dossier viel Material.

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