Wolfram Pfreundschuh (11.7.2014)

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Zur politischen Kultur des Feudalkapitalismus
3. Teil: Der Algorithmus, der die Welt beherrscht

Es gibt viele Mechanismen und Funktionen, die das menschliche Leben nicht nur erleichtern, sondern es auch bereichern, weil sie dessen Möglichkeiten und Freiheiten ausweiten und die Arbeit der Menschen verbessern und ihre Bedürfnisse immer vielfältiger und differenzierter werden lassen. Aus den Lebensverhältnissen der Tiere haben sich die Menschen nicht durch eine höhere oder bessere Gewalt gegenüber ihrer Natur hervorgetan, nicht durch soziale Standards oder höhere Bewusstseinsformen, sondern durch ihre Intelligenz, mit der sie ihre natürlichen Grundlagen selbst in die Zusammenhänge entwickelten, die ihnen zugute kamen. Sie stellten natürliche Beziehungen für sich selbst her und setzten sie auch in ihrer ihnen eigenen Art und Weise neu zusammen, damit sie in einer übermächtigen Natur überhaupt leben konnten und die Naturgewalten zu beherrschen lernten. Gerade weil die Natur ihre Lebensquelle und von daher immer gewaltiger als sie ist, mussten sie durch ihre Intelligenz mächtig werden, um als Mensch existieren zu können. So wurden sie selbst zu einer Naturmacht, bildeten durch ihr gesellschaftliches Zusammenwirken einen menschlichen Reichtum, der ihre Kultur zu einem Lebensverhältnis werden ließ, das ihr Leben sachlich und menschlich ausmacht.

Es war ihr Wissen über die Zusammenhänge und Funktionsweisen der Natur, worin sich die Fähigkeiten und Eigenschaften ihrer Arbeit vergegenständlichten und fortbildeten. In den Gegenständen ihres Lebens genossen sie die Produkte ihrer Erkenntnisse über die Elemente und Kräfte der Natur und erfuhren in ihrem Reichtum den Sinn und Nutzen ihrer Geschichte ↓(1). Ihre Bedürfnisse entwickelten sich mit dem Nutzen ihrer Produktivkraft und diese entwickelte sich mit der Intelligenz ihrer Bedürfnisse. Es entwickelten sich die Sinne für ihre Gegenstände mit der Reichhaltigkeit ihrer Kultur. Sie schufen sich selbst ein immer wirtschaftlicheres Kraftverhältnis in ihren Produktionsmitteln, das weit über die natürliche Kraft der Menschen hinauswuchs. Die Synergie ihrer Arbeit wurde menschlich, weil ihre Funktionen durch ihre Lebensinteressen bestimmt waren. Ihre Beziehungen untereinander wuchsen im Zusammenwirken ihrer Arbeit und in der Befriedigung ihrer Bedürfnisse, und sie machten ihre Geschichte durch die Ergänzung ihrer sinnlich wie geistig unterschiedlichen Beiträge. Die Geschichte der menschlichen Gesellschaft gründet auf einem Reichtum, in welchem der Stand der Entwicklung ihrer Lebens- und Arbeitsmitteln gegenständlich ist. Jede ihrer Geschichtsepochen resultierte aus den Umwälzungen in der Entwicklung der Produktionsmittel, war immer eine Revolutionierung ihrer gesellschaftlichen Zusammenhänge durch die Revolutionierung ihrer Arbeitsformen durch einen Entwicklungssprung in der Wirtschaftlichkeit ihrer Werkzeuge.

Die erste industrielle Revolution begann mit einer Maschine, welche die Dampfkraft so umsetzen konnte, dass ihre Bewegungsabläufe die Arbeit der Menschen in völlig neue Dimensionen von Kraft und Zeitaufwand brachte und damit nicht nur diese sondern ihre ganze gesellschaftliche Form völlig veränderte. Die Dampfmaschine konnte die eigene Bewegung durch ein System aneinander gekoppelter Ventile steuern, wodurch die Dampfkraft so kanalisiert wurde, dass bisher menschenunmögliche Kraftaufwendungen angewandt werden konnten und die praktische Arbeit der Menschen wesentlich leichter und schneller erledigt wurden. Es waren Algorithmen, welche die Steuerung der Ventile durch ihr genau ausgemessenes Hebelwerk betrieben, den Zeitpunkt der Öffnung oder Schließung ihres Durchsatzes so einrichteten, dass eine optimale Nutzung dieser Kraft möglich war. Das Industriezeitalter war geboren und die Berechnung der Arbeitsleistung pro Mensch und Produkt wurde zu ihrer allgemeinen wirtschaftliche Funktionseinheit.

Ein Algorithmus ist die theoretisch formulierte Form eines immer wiederkehrenden Prozesses, eines Kreislaufes, dessen Wirkungesverhältnisse und Schaltungen durch ihre Formel reproduzierbar gemacht werden können, wobei allerdings von dessen Antrieben, seinem Kraft- und Energieaufwand abzusehen ist. Es geht dabei lediglich um den Betrieb dieser Kräfte, um die Leitungen ihrer Wege, durch die ihre Wirkung optimiert und produktiv eingesetzt werden kann. Von daher ist ein Algorithmus das Kernelement wirtschaftlicher Reflexionen. Er gründet auf einer Abstraktionskraft des Verstandes, die eine Funktion auf eine andere bezieht und darin bestimmte Regeln befolgt und im Resultat als Fortschritt im Lebensstandard der Menschen zurückkommt. Diese Regeln müssen der wirtschaftlichen Funktion ihrer Anwendung entsprechen, also in dem Sinne funktionieren können, wie sie die menschliche Arbeit erleichtert, ihren Aufwand reduziert. In den immer komplexer werdenden Maschinen pflanzt sich daher auch die Abstraktionskraft einer Funktion fort, die eine Verwendung jedweder Kraft für die verschiedensten Zwecke ermöglicht, sich selbst einregeln, indem sie unter bestimmten Bedingung selbst Entscheidungen fällen, wie sie von allgemeinen wirtschaftlichen Vorgaben zu verallgemeinern waren. Es entstanden selbsttätige Regelwerke, Automaten, welche die Manufakturen der Handwerke durch Großantriebe und kybernetische Interaktionen in industrielle Produktionsanlagen verwandelten. Das macht Sinn, soweit diese Entwicklung auch bei den Menschen ankommt, sie von aufwendiger Arbeit befreit und ihre Bedürfnisse befruchtet, ihre Sinnbildung bereichert.

Doch in der bürgerlichen Gesellschaft bestimmt sich jede gesellschaftliche Entwicklung durch ihre Privatform, durch die Teilung der Arbeit in unzählige Privatarbeiten, durch die gesellschaftliche Isolation der Erzeuger und Verbraucher, die nur auf den Märkten über das gesellschaftliche Mittel des Warentauschs, dem Geld, vermittelt sind, ihre Arbeit nur durch Geld entlohnt und nur durch Geld angeeignet werden kann. Geld war aus dem Schatten des Warentauschs hervorgetreten, indem es allgemein hierfür nützlich wurde, weil es sich der einzelnen Wertform der Ware und ihrem konkreten Nutzen, ihrem Gebrauchswert, entziehen und sie dennoch vermitteln konnte. Die gesellschaftliche Entwicklung der Arbeit wurde daher zu einer gesellschaftlichen Entwicklung des Geldes. Und damit wurden auch Nutzen und Sinn der Arbeit voneinander getrennt und in verschiedene Lebensräume zwischen Arbeitsstätte und Konsum aufgeteilt. Arbeit musste nicht mehr unbedingt sinnvoll sein und Konsum nicht unbedingt Sinn bildend. Der Aufwand der Gesellschaft zur Erzeugung ihrer Produkte und die Kultur ihrer sinnlichen Beziehungen entfernten sich voneinander und bildeten zwei getrennte Welten. Sinn hatte, was körperlich ansehnlich war. Und nützlich war, was einfach durch sich selbst funktionierte und Geld einbrachte. Was ansehnlich machte und Geld vermehren konnte erscheint dann unmittelbar fortschrittlich und die Algorithmen die das ermöglichen, sind von daher durch sich selbst schon erfolgreich. Geld führte zusammen, was die isolierten Gebräuche und Welten trennte und von daher ist man auch in der allgemeinen Auftrennung der Lebensbeziehungen weiter gekommen und hat das Wirtschaftswachstum durch das Geldwachstum bestimmt. Das Wertwachstum des Geldes verlangte zunächst auch die Ausdehnung der Märkte, einen Reichtum an Gebrauchswerten, so dass es mit seiner Anreicherung zugleich die sinnlichen Beziehungen der Menschen bereicherte, allerdings eben auch nur im Sinne seines Geldwachstums, also durch den Ertrag, den Geld auf den Märkten erzielen konnte.

Der Geldvermehrung hätte aber immer nur eine Produktvermehrung entsprechen können, wäre es als bloßes Zahlungsmittel für das vermehrt worden,was an Gütern auf dem Markt anzutreffen war. Nur dadurch, dass es als Vorschuss für eine Produktion eingesetzt wurde, die durch ihren Nutzen für den Geldbesitzer ihn bereicherte, indem es es in produktive Maschinen investiert wurde und die Lebenskosten der Arbeitskräfte für seine Produktion bezahlte, konnte sich das Zahlungsmittel nicht nur auf den Warenmärkten vermehren, sondern sich auch über den Zahlungsverkehr selbst mächtig machen. Dadurch, dass es Investitionen in Arbeitskräfte und Maschinen finanzieren konnte, die mehr einbrachten, als sie kosteten, war es im Nachhinein der Produktion mehr Wert als zuvor. Die Kosten für die Produktion, der Preis der Arbeit, und der Wert ihrer Produkte waren somit aufgeteilt in den Wert der Produktion und den Wert der Produkte, in den Arbeitsmarkt und den Warenmarkt. Der Kapitalvorschuss brachte also soviel Mehrwert ein, wie der damit produzierte Wert über die Lebenskosten der Arbeiter und die Amortisation der Technologie hinausreichte. So war die Produktion für diesen Mehrwert eben auch zur reellen Grundlage des Wertwachstums geworden. Und besonders die Entwicklung der Technologie trug dazu bei, dass man mit immer weniger Arbeitsaufwand immer mehr produzieren, also durch Kapitaleinsatz in die technologische Entwicklung viel Geld machen konnte.

Es bedurfte indes relativ weniger technologisch geschulter Menschen, um die Automatisierung und Beschleunigung der Produktionsmittel voranzutreiben, um ihre Effizienz zu verbessern und durch neue Algorithmen weiter zu entwickeln. Die Arbeit der einzelnen kompakten Intelligenz muss nicht ihrer Anwendung und Verwertung entsprechen. Sie ist immer wertvoll. Von einer zweiten industriellen Revolution sprach man daher, als die Algorithmen selbst zu Maschinen wurden, als der Schaltautomatismus durch phototechnologische Fortschritte selbst immateriell wurde, als elektronische Schablone in der Form von Chips mit geringstem Kraft- und Materialaufwand beliebig oft kopiert werden konnten und in den verschiedensten Computern die unterschiedlichsten Funktionen beherrschte. Deren Universalität in der Wirkung auf die Arbeit benötigte relativ zu ihrem Arbeitsaufwand verschwindend wenig gesellschaftlicher Mittel. Der Verschleiß der Automaten steht in keinem relevanten Verhältnis zu ihrer Produktivität. Der Kapitalvorschuss hierfür wurde pro Anwendung durchschnittlich so gering, dass man ihn vernachlässigen könnte, wäre die Gesellschaft in der Lage, den Aufwand zur Entwicklung der Technologie und Infrastruktur sinnvoll zu organisieren, aufzuteilen und die notwendigen Materialien zu bevorraten. Sein Wert pro Produkt wäre so minimal, dass seine eigentliche Produktion lediglich aus der Reproduktion der Menschen zu finanzieren gewesen wäre. Das Geld hätte alleine den Wert der menschlichen Arbeit, den Selbsterhalt der Menschen zu begleichen, wären ihre Produkte nicht weiterhin nur auf dem Markt zu haben. Doch als gesellschaftliches Mittel jedweder Beziehung und Entwicklung, als Maß der Werte und Maßstab der Preise behielt das Geld seine Verwertungsmacht und wurde selbst zum Objekt einer Spekulation auf den Geldwert selbst, auf Währungen und Eigentumstitel.

Die Realökonomie, die auf dem Verhältnis von werthaltigem Konstanten Kapital und den Lebenskosten der Menschen gründete, unterlag immer umfassender der Finanzmacht, die der Mehrwert vor allem auf den Kapitalmärkten darstellte. Mit der Globalisierung des Kapitals hat sich diese Macht allgemein durchgesetzt und die Arbeit der Menschen weltweit beliebig austauschbar gemacht. Ihr Selbsterhaltungswert konnte in den einzelnen Nationen auf das niederste Niveau gedrückt werden, während durch den Kapitalmacht der Finanzmärkte die Staaten selbst politisch gebeugt wurden, nur um ihre Wertlage auf dem Weltmarkt noch halten zu können. In den ärmeren Ländern wurden die Menschen zu Lohnsklaven, in den reicheren zu Dienstleistern, die ihre Löhne vor allem an Nutzungsgebühren (Lizenzen, Miete, Steuern und Pacht) abzuführen hatten und damit dem Geldkapital einen Mehrwert im Nachhinein der Produktion, eine Grundrendite einbringen sollen. Der Lohnempfänger in den Dienstleistungsgesellschaften wurde partiell zum Partner für das Wertwachstum, soweit er vom Wohlstand seiner Nation zehren konnte und der Arbeitslose wurde gesellschaftlich abgestraft, zum psychologischen Zaunpfahl, mit dem das Kapital jeden Menschen zu bedrohen verstand, um seine Arbeitsstelle wie eine Trophäe vorzuführen und um billige Löhne auszuhandeln.

Inzwischen spricht man von einer dritten industriellen Revolution: Einem gesellschaftlichen Umbruch durch Kommunikationstechnologien, wodurch die hierarchischen Strukturen in horizontale gewandelt und damit eine dezentrale Gesellschaft überhaupt ermöglicht würde. Jeremy Rifkin z.B. befindet, dass "das Zusammentreffen von Internettechnologie und erneuerbaren Energien zu einer Umstrukturierung der zwischenmenschlichen Beziehungen von vertikal zu lateral" zur Folge habe. Das Adjektiv „lateral“ soll das Merkmal einer Gesellschaft sein, in der die Menschen Seite an Seite leben, gleichberechtigt, auf gegenseitige Hilfe angewiesen, sich in ständigem Austausch entwickeln. ↓(2).

Von der bürgerlichen Gesellschaft der Menschen
zum Zwischenmenschen einer feudalen Wertegemeinschaft

In der Partnerschaft mit dem Wertwachstum scheint es einen Wohlstand zu geben, der nicht unbedingt verdient werden muss, weil das Geld ja auch eine ihm zu eigen scheinende ungeahnte gesellschaftliche Kraft entwickelt. In diesem relativen Wohlstand erscheint es als eine eigenständige Lebensgrundlage, die jeder haben kann, wenn er sich nur an der Wertschöpfung beteiligt, wenn er das Geld, das er über das Lebensnotwendige hinaus besitzt, eben auch richtig anlegt. In dieser Welt des Geldes wird das Leben zwar bequemer, aber auch leerer und einfältiger. Die Hoffnung auf zwischenmenschlichen Ausgleich durch einen technisch ermöglichten kommunikativen Fortschritt gründet darauf, dass die Menschen sich auf diese Weise besser aufeinander beziehen und verständigen und durch ihr zwischenmenschliches Erleben bereichern können. Das erweckte die Vorstellung, dass sich dadurch die Gegensätze ihrer Lebens- und Arbeitswelten, ihres Arbeitslebens und ihrer Konsumwelten irgendwie versöhnen ließen, dass sich also die Menschen durch die zwischenmenschliche Kommunikation nicht nur näher kommen, sondern sich dabei über ihre existenziellen Gegensätze und Kämpfe hinweg persönlicher begegnen und hierdurch eine menschliche Gemeinschaft personaler Beziehungen gegen die objektiven Bedingungen ihrer Märkte entwickelt werden könnte. Mit der Globalisierung des Kapitals verfestigte sich die Ideologie des Feihandels, der die Klassenkämpfe übewunden haben will: Der Neolibealismus.

Dass die Welt der Menschen nicht mehr durch objektive Widersprüche, sondern nur noch aus persönlichen Verhältnissen, aus zwischenmenschlichen Beziehungen bestehen soll, unterstellt, dass es wirklich eine Zwischenmenschlichkeit gibt, die ohne Bedingung selbst sich verwirklicht und verweltlicht, dass die Gegenwärtigkeit der sprachlichen Beziehungen über die Bedingungen der Konkurrenzen und Notlagen hinweghelfen und sich darin auch auflösen lassen. Doch gerade ohne diese Bedingungen werden solche Beziehungen selbst bedingungslos. Wer sich zwischenmenschlich vergemeinschaftet gerät in eine andere Abhängigkeit, die nicht minder total ist, als die existenzielle, weil er oder sie sich selbst als Mensch auch existenziell nützlich und verfügbar halten, im Zwischenmenschlichen stimmig sein muss. Solange es keine wirklichen gesellschaftlichen Beziehungen gibt, worin die Menschen nicht nur durch ihre Person, sondern durch ihre Arbeit und Lebensäußerung, durch ihre gegenständliche Lebenswelt und Genussfähigkeit, durch ihre gesellschaftliche Wirklichkeit menschlich verbunden sind, müssen sie ihre Gesellschaft durch eine Lebensgemeinschaft ersetzen, in der ihre persönlichen Eigenarten selbst zur Sache werden, zu einem Gegenstand ihrer Selbstwahrnehmung, der für deren Sinn und Zweck nutzbar sein muss. Solange es keine gesellschaftliche Wirklichkeit gibt, worin sowohl der wirtschaftliche Nutzen, als auch der Sinn der Menschen füreinander wie für ihre Sache eine gesellschaftliche Existenz hat, ist der zwischenmenschliche Ausgleich, den sie suchen, nichts anderes als die Flucht in eine gesellschaftslose Gemeinschaft, in der sie sich als Objekte wechselseitig nutzen, füreinander Objekt sind, wo sie ihre Subjektivität suchen, sich also in Objekt-Objekt-Beziehungen entwickeln und sich ihre Subjektivität wechselseitig durch die Objektivität ihrer Gemeinschaft einverleiben und in der Entwicklung ihrer Selbstbezogenheit auch streitig machen.

Geschichte tritt hierbei nur noch als Ereignis im Leben der Menschen auf und die Ereignisse werden zum Event eines kommunikativen Fortschritts, der sich so konstruiert, dass er dem Möglichen dient und das Notwendige aus sich heraussetzt. Alles muss dann dem Nutzen eines Zusammenhangs dienen, in welchem jede Wahrnehmung als Selbstwahrnehmung des zwischenmenschlichen Erlebens zurückkommt, jede Erkenntnis, ihre Liebe zueinander und zu ihren Sachen schon darin aufgehoben ist, dass sie in diesem Erleben schon geborgen ist, wenn man ihren Sinn zu verbergen versteht. Im zwischenmenschlichen Erleben produzieren die Menschen eine Lebenswelt, worin sie sich frei erscheinen können, weil sie sich darin geborgen fühlen, solange sie sich einander gegen andere Lebenswelten und für sich versichern können.

Doch in solcher Freiheit vollziehen sie auch nur deren Bestimmung. Wo Leben nur noch Erlebnis sein kann, wo es nur für sich auftreten kann, muss es für sich stimmig gemacht werden, muss es stimmen, weil es einer gesellschaftlichen Isolation entspringt, worin die wirkliche Existenz der Menschen dadurch überwunden sein soll, dass sie zwischenmenschlich aufgehoben wird. Doch solche Zwischenmenschlichkeit kann nur aus sich selbst schöpfen, kann selbst nur Grund und Folge ihrer Gemeinschaft sein. Jeder Moment erscheint darin als etwas allgemeines, jeder Augenblick geschichtlich. Das geschichtliche Kontinuum ihrer Beziehungen, ihre wirkliche Sinnbildung, ist darin unerkennbar an die abstrakte Form des Zusammentreffens von Menschen zwischen Menschen abgegeben, an die Dichte von persönlichen Anwesenheiten, durch welche sie füreinander nur sinnlich sein können, wenn sie ihre Sinnlichkeit auch jeder für sich und damit gegen den anderen zu nutzen verstehen. Was sie füreinander darin an Sinn bilden, existiert nach wie vor in der Konkurrenz zu anderen Menschen, betreibt nach wie vor die Entwicklung eines Nutzens, der die Getrenntheiten ihrer Lebenswelten insgesamt bestärkt, weil sie weiterhin im Maß der Dichte ihrer Begegnungen ihr Leben wechselseitig vernutzen und "unter der Hand" voneinander isolieren.

Wo Menschen in eine Gemeinschaft flüchten müssen, die nicht zugleich Gesellschaft sein kann, gleichen sie sich an, um zumindest füreinander stimmig und in Stimmung zu sein. Doch in der Angleichung sind sie nicht mehr wahrnehmbar, weder für sich noch für andere. Sie vergleichen sich im Allgemeinen, weil sie sich nur durch ihre Besonderheit hiergegen als Mensch wahrnehmen, eben auch nur als etwas Besonders wirklich wahrgenommen werden können. Im Vergleich erst entsteht ihre Egozentrik, ihre besondere Persönlichkeit, denn was sie darin vermitteln, können sie nicht wirklich durch sich sein, und was sie hierdurch bekommen, ist der besondere Sinn, den sie für sich haben, nur um im Vergleich zu bestehen, mit anderen gleich zu sein. Vergleichen kann man eben nur das Verschiedene, und das wird sich daher auch selbst gleich, weil es sich darin auch wirklich aufhebt. Die Menschen gleichen sich dadurch an, dass sie einander allgemein nützlich sind, indem sie etwas Besonderes sind, dadurch also, dass sie in ihrer Besonderheit gegeneinander konkurrieren, sich voneinander abstoßen, um sich in ihrem Vergleich zu produzieren, sich dadurch veredeln, dass sie ihren Selbstwert durch ihr wechselseitiges Selbsterleben bestärken und vermehren.

Es ist wie auf dem Warenmarkt: Gerade was sie besonders anmacht, was ihr zwischenmenschliches Erleben reizvoll sein lässt, reduziert sich schnell auf die Gewohnheit, die sich einstellt, sobald es sich im Selbstgefühl erschöpft hat. Das Gefühl für sich muss ständig neu erworben werden, um in Beziehung zu sein. Die Menschen müssen um diese konkurrieren, um sich nicht minderwertig zu fühlen, eben um ihren Selbstwert zu erhalten, müssen sich behaupten, um durch ihre Selbstbehauptung auch wieder ein Gefühl für sich zu bekommen. Es werden solche Selbstgefühle alleine durch eine zwischenmenschliche Kommunikationsform gehalten, in der die Menschen allgegenwärtig, als bloßes Selbsterleben in Raum und Zeit, also in leeren Selbstverständlichkeiten aufgehoben sind, in der alles wie Selbstverwirklichung erscheinen kann, was sich aus den Verhältnissen isolierter Selbstbestimmung ergibt, was also lediglich vergemeinschaftete Egozentrik ist, die ausschließlich ihre Selbstveredelung zu betreiben sucht. Was sie dabei vielleicht als ihre Lebensplanung in zwischenmenschlicher Geborgenheit ansehen ist nichts anderes als der Versuch, dem Sog einer gesellschaftlichen Nichtigkeit zu entkommen, Selbstwert als private Persönlichkeit zu bilden, wo der gesellschaftliche Mensch durch seine existenziellen Verhältnisse praktisch entwertet ist, weil seine Arbeit mit zunehmender Automation immer wertloser wird.

Was ihm wirklich nützen könnte wird zu einer ihm fremden Macht, der vor allem er nützlich, ihr dienstbar sein muss, um an ihrem Wachstum gesellschaftlich teilhaben, um überhaupt in solcher Gesellschaft existieren zu können. Was ihn entlasten könnte wird zur Last einer Pflicht, durch deren Erfüllung er sich am Leben hält, ohne sein Leben zu bereichern. Der Reichtum an Geld stellt eine Verarmung des Lebens dar. Die Verwertung von Geld potenziert dessen gesellschaftliches Monopol, den in ihrer Vielfalt beliebige Nutzbarkeiten, und die allgemeinen Nützlichkeiten des Geldes, die Macht der Austauschbarkeit von allem, vereinseitigen seine Lebensmöglichkeiten, weil sie ihn gesellschaftlich gleichgültig werden lassen. Sein Leben, sein Leib und sein Geist, werden vom Verwertungszwang des Geldes beherrscht und zwingen auch ihn, seine zwischenmenschliche Existenz hierfür verfügbar zu halten, sich dem allgemeinen Konsum des Lebens leiblich verfügbar zu machen und durch seine Einverleibungen in einen ihm fremden Nutzen sein sinnliches Leben zu entfremden. Die Verhältnisse darin werden immer übersinnlicher und kulthaft, zu Körperkult, ästhetischer Macht, Gefühlsmasse, Religion und Gesinnung. Die abstrakte Sinnbildung in der Kultur Kultur wird allgemein gültig und beherrscht wie Geld alle sinnliche Formationen, wird zum Gemeinschaftskult, zur Staatsreligion, zur Staatskultur, zu Nationalismus und Rassismus, weil darin alle Menschen in einer Gesellschaft eingehegt werden, worin ihnen ihre eigene Gemeinschaftlichkeiten im Zweck einer Kultur des Ganzen nur noch funktional ist, ihre sinnliche Entfaltung in die Gemeinschaftsmacht ihres Versagens, ihre Bereicherung zu ihrem Mangel eingeregelt werden und ihr Leben für einen Menschenpark hergerichtet und umzäunt wird. Gesellschaft wird darin zu einer Konsumgemeinschaft einer unerreichten und unerreichbaren Güte, welche den Menschen durch die Prominenz eines auserwählten Kulturbürgertums oder einer sportlichen Avantgarde vorgehalten wird. In den Kultstätten totaler Events, auf den Bühnen und Bildschirmen führt sich die Avantgarde eines lebenswerten Lebens auf, in den Arenen eines totalisierten Körperfetischismus werden Leistungen zur Kunst, die ihre Produzenten krank aber sehr reich macht, und in den politischen Szenarien werden die Forderungen nach einem gelingenden Leben zur allein seligmachenden Gnade eines bewusstlosen Aktionismus. Allem ist immerhin gemein, dass damit die Disziplinierung von Menschen durch ein abgehobenes Erleben gesichert und solche Sicherheit zur gesellschaftlichen Institution, zu einer allgemeinen Kulturmacht werden kann, die den gesellschaftliche Mensch pflichtschuldig macht, weil sein Leben gerade hierdurch immer unsicherer wird.

So herrschen die Fiktionen sowohl kulturell im Zwischenmenschlichen, wie auch ökonomisch in den Brutstätten des Geldes. Der Wert des Geldes wird immer fiktiver, weil es immer weniger reale Beziehung vermitteln kann, weil auch das Mehrprodukt immer wertloser wird und Mehrwert sich vor allem nur noch in der Macht der Eigentumstitel, im Privatrecht des Eigentums fixiert und sich in die Vorschüsse in eine unerreichbaren Zukunft verlagert und hierdurch die Lebenszeit der Menschen durch Staatsverschuldungen schon jetzt abkassiert, die dafür in ferneren Zeiten arbeiten sollen. Mit der so genannten Globalisierung des Kapitals hat sich die Gegenwart der Menschen, die Gegenwärtigkeit ihrer Beziehungen und Verhältnisse in die bloße Vorstellung einer wirklichen Realisierung dessen, was einfach nicht vorhanden ist, weil es nicht mehr wirklich sein kann, zu einem Glaubensverhältnis entwickelt. Das Zwischenmenschliche erscheint wie eine übermenschliche Notwendigkeit des Lebens, der Zwischenmensch ist zu einem persönlich auftretenden Übermenschen, zu einem großen Bruder in allen Fragen des Lebens geworden. Und es hat sich der Geldbesitz als bloßes Kreditsystem, als Schuldgeldsystem weit über seine realen Beziehungen hinaus entwickelt, sich selbst zur Kulturmacht entwickelt, der zunehmend auch die Staaten und ihre Regelwerke subsumiert sind. Der Druck auf die Staaten und der Staaten auf ihre Bevölkerung wurde zum Brennpunkt einer Negativverwertung ↓(3), die aus dem Mangel entstanden war, dass im Maß der Entwertung der Arbeit auch der Konsum entwertet wird und anwachsen müsste ↓(4), um die allgemeine gesellschaftliche Vermittlung, die Mitte der Gesellschaft, das Geld noch in Wert zu halten.

Die ungeheuere Verschuldung, welche im Lebenskreislauf der Menschen durch die gesellschaftlichen Probleme der entwerteten Wertproduktion entsteht, kann nicht mehr durch ein gesellschaftliches Wachstum beglichen werden. Der sogenannte Generationenvertrag, der die Rentensysteme bestimmt, kehrt sich ins sein Gegenteil ↓(5); die Generationen werden selbst zum Träger einer Utopie, dass die Zukunft bringen soll, was schon die Gegenwart nur noch vernutzen kann ↓(6). Und das ist ihre Falle: Es macht die Menschen abhängig von der Funktion des Ganzen, des Systems als solches, worin sich der als Glaube an das System, an eine unbestimmte aber mächtige Zukunft, der Glaube an ein gigantisches Zahlungsversprechen vorstellt. Die Menschen sollen ihre Lebenskraft und Lebenszeit für den Erhalt des allgemeinen Machtmittels eines Schuldgeldsystems ↓(7), eines Feudalkapitals abtreten, für das Nichtungspotenzial einer Geschichtslosigkeit des Geldes arbeiten, um seinen Anachronismus zu unterhalten.

Die Nachteile der bürgerlichen Gesellschaft, die unbedingte sachliche Abhängigkeit und Unterworfenheit der Existenz, mag zwar überwunden erscheinen, soweit man selbst über ihr Verkehrsmittel und Wunderzeug Geld verfügt ↓(8). Aber die menschlichen Beziehungen vertiefen sich zugleich in einer persönlichen Bringschuld, welche der gesellschaftlichen Verschuldung der Staaten in nichts nachsteht. Das liegt an der Beziehungsform eines verselbständigten Nutzens selbst, die eben dadurch herrscht, dass sie keinen gesellschaftlichen Sinn hat, dass also der Nutzen durch einander und der Sinn für einander von einander getrennt ist. Solche Kultur vergemeinschaftet zwar die Menschen im Zweck ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen, stellt diese aber auch selbst in eine wirtschaftliche Kalkulation: Was bringen sie mir, was hab ich davon, wie effektiv sind sie für mein Weiterkommen? War in der bürgerlichen Gesellschaft noch Wirtschaft als sachliches Verhältnis getrennt vom Sinn ihrer Kultur, so fällt nun beides in der Kulturform ihrer Zwischenmenschlichkeit zusammen. Das Schuldverhältnis des Kapitalismus, die Abhängigkeit der Menschen vom Kapitalvorschuss zu ihrer Lebensproduktion, hat sich von der gesellschaftlichen Sache in die Gemeinschaftlichkeit der Zwischenmenschen versachlicht, sich in sie hineingetrieben, weil und sofern sie diese und damit sich selbst immer wieder neu zu ihrer Sache machen kann. Was dereinst höchsten in der bürgerlichen Kleinfamilie aufgetreten war, wird zur Großformation einer ganzen Kultur, zur politischen Kultur eines Schuldverhältnisses, in welcher Kultur selbst zu einem politischen Medium wird, in der jeder angehalten ist, sich den Gegebenheiten der gesellschaftlichen Verhältnisse in der abstrakten Kulturgemeinschaft ihrer Bürger zu beugen.

Die Willkür der Nutzung und die Kür des Besitzstands

Ein Nutzen kann ja für alles gut sein und kommt daher immer leicht an bei dem, für den etwas nützlich ist. Doch es ist eine sinnliche Beziehung, in welcher sich der Nutzen verhält. Wer die besseren Mittel, zum Beispiel eine bessere Maschine, die besseren Beziehungen oder besser angepasste Fähigkeiten hat, wird aus dem Nutzen mehr beziehen, sich bereichern, wo andere ärmer bleiben oder sogar ärmer werden, weil sie eine Sache, einen Menschen oder ein Verhältnis nur mangelhaft nutzen können und in ihrer Unterlegenheit schnell selbst als Objekt der allgemeinen Nutzung ausgenutzt werden. Eine Nutzung unterstellt immer ein Machtverhältnis, die Position, worin sich der Nutzer das Benutzte aneignet:

"Herrschaft und Benutzung ist ein Begriff" (Marx in Marx-Engels-Werke Bd.1, S. 339)

Es handelt sich dabei immer um Eigentum, weil darin Eigenes vergegenständlcht sein muss, um genutzt und also angeeignet zu werden. Der Produzent hiervon sagt mit Recht, es sei sein Eigenes, weil er darin seine Eigenschaften und Eigenheiten nutzbar gemacht hat. Doch seine Eigenschaften sind nicht so individuell gebildet, wie es ihm erscheint. Sie sind selbst ein geschichtliches Produkt, worin sich seine gesellschaftlichen Beziehungen, deren Bildung und Geschichte darstellen und sich wiederum in ihren Produkten äußern. Deren Aneignung scheidet die Machtverhältnisse und vertieft sie, wenn in diesen Verhältnissen die Beherrschung und Versachlichung einer Beziehung betrieben, sie also ausgenützt. wird, ihr Nutznießer sich von ihrer Erzeugung getrennt hat. Er nutzt Eigenschaften dieser Beziehung, die er für sich braucht und verbraucht. Er benutzt ihr Wesen, dessen Entstehung sich zum Vergehen wendet, indem es seine Bildung in den bloßen Eigenschaften ihrer Gegenstände übereignet, die Synergie seiner Geschichte im Verbrauch auflößt, .verwesen lässt. Das Ganze ihrer Substanz wird um das ärmer, was aus seinem sinnlichen Zusammenhang genommen und aufgezehrt wird. Aber das ist ja gerade auch das gute Recht des Gebrauchens: In der Anwendung wird jede Beziehung verbraucht und muss sich erneuern, um fortzubestehen. Ganz gleich, ob sie geistig, materiell oder kulturell ist: Sie bildet sich um in eine Gewohnheit, in der sie sich selbst verbildet, ihre Enstehung auflöst und in der Gewohnheit der Gebräuche aufgehoben wird. Sie wird wesentlich reduziert auf das, was sich in ihrer Geschichte bewährt hat, was darin produziert worden war, um auch konsumiert zu werden. Jeder Lebensstandard hat seine Geschichte und die Geschichte besteht auch darin fort, soweit sich dieser Standard halten, also immer wieder auch erneuern lässt.

In der Verselbständigung hiervon, im Begriff der Nützlichkeit, wendet sich ihr Sinn in einen Verlust, weil er nur für den Nutznießer einen Gewinn darstellt. Für sich, also isoliert von seinen sinnlichen Verhältnissen genommen, sieht man eben davon ab, wie etwas entstanden ist, weil es so scheint, als ob der wechselseitige Nutzen allgemein gut zu sei, weil er in der Wechselseitigkeit eben auch ein Gewinn für alle sein kann, wenn das Genommene auch wieder von irgend woher gegeben wird. Nützlichkeit erscheint dann selbstverständlich, einfach und allgemein bedingungslos und unbedingt. Aber woher wird genommen, was hierfür gegeben erscheinen soll? In der Abgetrenntheit von seinem Sinn betreibt der Nutzen immer eine Verselbständigung in der Beziehung und den Verhältnissen der Menschen, da im Nutzen für sich immer auch Macht für sich entsteht, eine Selbstgerechtigkeit, die wie selbstverständlich gegeben erscheint ↓(9).

Man ist sich leicht darüber einig, dass etwas gut ist, wenn es hilft, wenn es nützlich ist, denn was nützlich ist, das können wir auch gut gebrauchen. In jeder nützlichen Beziehung vollzieht sich aber nicht nur die Besonderheit einer nützlichen Beziehung, die sinnvoll ist, sondern auch die Allgemeinheit des Gebrauchens und Verbrauchens, also auch des Entstehens und Vergehens ihrer Gegenstände. Und darin versteckt sich in der bisherigen Geschichte noch immer ein Widerspruch, der in der Trennung von Erzeugung und Verbrauch der gesellschaftlichen Güter verläuft, in der Trennung von Arbeit und Bedürfnis sich verhält. Die Bildung nützlicher Dinge geschieht durch den gesellschaftlich gebildeten Sinn der Menschen für ihre Gegenstände, für Menschen wie Sachen. In ihnen vergegenständlichen und erzeugen sie nicht nur individuelle, sondern auch ihre gesellschaftliche Eigenschaften, die sie für ihr Leben erfinden oder nötig haben und sie verarbeiten die Eigenschaften natürlicher Stoffe so, dass sie für die Menschen nützlich sind, weil darin ihre Lebenskultur sich darstellt, der Sinn, den sie in und durch ihr Leben gefunden und gebildet haben. Aber mit deren Gebrauch und Vernutzung, mit deren Konsum kehrt dieser Sinn zu den Menschen nur so zurück, wie sie darüber verfügen können. Und das ist es wiederum, woraus sich der Sinn der Menschen für ihre Dinge in der Entwicklung ihrer Bedürfnisse fortbildet, sich ihre Eigenschaften differenzieren und in die gesellschaftliche Sinnbildung, in ihrer Kultur fortgeführt wird. Die Fortbildung eines Nutzens kann und soll also durchaus etwas Gutes oder ein Gut, ein Ganzes vieler Eigenschaften hervorbringen, wenn er im Zusammenhang seiner Eigenschaften sinnvoll bleibt. Die Geschichte der Arbeit, die Entwicklung ihrer Produktivkraft beweist das zur Genüge.

Aber in der Trennung von Sinn und Nutzen, in ihrer Entfremdung wird über das Eigentum der Menschen durch dessen Nutzung verfügt. Und in der Verfügung der Nutzer über die Erzeuger, zergeht der Sinn im Konsum und der Nutzen in der Arbeit. Im Konsum erscheint nur passiv, was in der Arbeit aktiv ist. Im Konsum ist objektiv, was in der Arbeit subjektiv ist, in der Arbeit subjektiv, was in ihrem Konsum immer mächtiger wird und ihre Objektivität bestimmt. In der Trennung verkehren sich die Gegensätze. Hiergegen selbständig verbleibt der Fortschritt ihrer Beziehung im bloßen Sinn des Habens, in der Notwendigkeit der Arbeit und in der Sucht nach Produkten, die man einfach haben muss. Arbeit in der Trennung von ihrem Sinn erzeugt sinnlosen Nutzen und nützt nur einer unsinnigen Konsumtion, betreibt einen Aufwand für Nichts, um sich in der Nichtigkeit sinnloser Produkte zu ergehen, sich ihr zu überlassen. Und mit der Erzeugung eines solchen Reichtums wird zugleich ein ungeheurer Mangel produziert, ein Verlangen, die sinnliche Nichtigkeit der so entstandenen Lebensverhältnisse, die Gegebenheiten einer völlig abstrakt gewordenen, einer entsinnlichten Gesellschaft zu überwinden. Es entstehen dabei Werte, die das Getrennte verbinden müssen und daher einen abstrakten Sinn für sich haben sollen, ohne in ihrer Beziehungsform selbst wirklich sinnlich zu sein. Sie verallgemeinern, was nicht wirklich ist und abstrahieren das Wirkliche in ihren Werten zu Geld, Ideologie oder kulturelle Lebenswertigkeiten. Das Leben in diesen Verhältnissen ist von seiner eigenen Abstraktion, vom abstrakt Allgemeinen seiner Wirklichkeit beherrscht, die es selbst und damit seine wirkliche Geschichte unwirklich macht. Und eine unwirkliche Geschichte mit vielerlei Wirkungen auf das Leben hervortreibt, weil darin der Nutzen der Produktion zum Herrschaftsmittel einer Kultur der Entfremdung wird ↓(10).

Es gibt vieles im menschlichen Leben, was nicht nützlich ist, was sogar schlecht wird, wenn es nützlich sein soll. Das sind vor allem kulturelle Angelegenheiten. Oskar Wilde hatte gesagt, "Kunst kann nicht nützlich sein". Und zwischenmenschliche Beziehungen, worin die Menschen nur im Nutzen sich zueinander verhalten, nur Nutzobjekte füreinander sind, werden alles zerstören, was ihre Liebe zu einander - auch die Menschenliebe überhaupt - hervorbringen kann. Die Arbeit hat viele Ursprünge im menschlichen Leben, entsteht aus vielerlei Bedürfnissen und Interessen und Beziehungen. Aber nur nutzbringende Arbeit ist für die Wirtschaft von Interesse; nur sie kann auf ihre Effektivität, auf die Minimalisierung ihres Aufwands hin betrachtet und ausgerichtet werden. Für diese Arbeit wäre man dumm, wenn man nicht die Fortschritte der Technologie zu ihrer Minimierung nutzen würde. Ein Künstler jedoch, der seine Arbeit auf einen Nutzen, also auf eine bestimmte Wirkung hin ausrichtet, wird bald seine Kunst verlieren und wegen seiner Effekthascherei aus seiner Arbeit herausfallen, höchstens selbst zum Effekt einer Eventkultur werden, um diese schließlich zu bestärken.

Aber auch die Nützlichkeit selbst hat viele Seiten und ist immer abhängig von Zeit und Raum - eben gerade weil sie den Kern des wirtschaftlichen Denkens ausmacht. Was einem Menschen nützt, ist heute dies und morgen das, jetzt diese Eigenschaft und dieser Geschmack, morgen etwas anderes. Dem Einen nützt, was dem anderen schadet und auch schon in der Marktwirtschaft hat die Freiheit der Menschen in dieser Willkürlichkeit ihren Sinn, sich so zu entwickeln, dass durch sie bestimmt ist, was hierfür nützlich ist. Doch wird diese Freiheit schnell auch im wahrsten Sinne des Wortes in ihr Gegenteil verkehrt, wo der Nutzen des Einen dem Anderen schadet, wo der Nutzen allgemein mächtiger ist als für den Einzelnen. Wenn es einen Nutzen für alles gibt, einen allgemeinen Nutzen, durch den jede beliebige Beziehung sich vermittelt, so kann dies nur noch ein allgemeines Herrschaftsmittel sein, das dem alles möglich macht, der dieses besitzt, das ihm die Macht seiner Willkür verleiht, die für den Einzelnen Ohnmacht bedeutet, wo er sich dem zu unterwerfen hat.

Wir machen nicht Geschichte, wir leben in ihr, sind ihre geschichtlichen Subjekte und zugleich dadurch objektiv, dass wir uns geschichtlich äußern und vergegenständlichen (siehe hierzu Historischer Materialismus). Es gibt keine nützliche Geschichte und also auch keine Geschichte der Nützlichkeit. Hierüber gibt es aber viele Irrtümer, besonders den, dass im Nutzen sich der Fortschritt der Menschen bilden und verbinden würde, z.B. als so genannter Realsozialismus dem Kapitalismus voraus sei, weil er eine solidarische Ökonomie begründen könne. Diese Hoffnung ist nicht neu. Sie begründet ja schließlich auch schon immer dessen Idelogie. Schon seit Adam Smithbeflügelt sie die Vorstellung von der Entwicklung der Marktwirtschaft hin zu einer gesellschaftlichen Veränderung durch die Solidarität der Bürger im Nutzen der Dinge, die durch die bloße Ablösung der vertikalen Mächte ihrer Verfügung zu beschränken sei und auf Dauer dadurch ausgeschaltet werden könne, dass durch horizontale Verhältnisse in gemeinschaftlichem Nutzen "auf Augenhöhe" - heute nennt man das Peer-to-Peer-Ökonomie - die Marktwirtschaft aufgehoben werden könne. Sie geht darin auf, dass Reproduktion als maßgeblich für die Produktion angesehen wird, als Chance, die gesellschaftliche Entwicklung durch den gemeinschaftlichen Willen der Beteiligten, also durch einen politischen Willen der Gemeinschaft zu ihrer Reproduktion, zur Reproduktion ihres Gemeinsinns zu bestimmen, aus dem Vergangenen etwas gutes Neues in der Alternative zum Bestehenden zu gestalten, durch das individuelle Beitragen der Vielen zu einer besseren Gesellschaft die alte zu Überweinden, ohne die Gestalten der Vergangenheit in der Gegenwart aufzulösen und zu bekämpfen. Das war schon auch der Standpunkt der Frühsozialisten im 19. Jahrhundert, der romantische Standpunkt einer Gemeinschaft guter Menschen, die ihre Gesellschaft wie eine bäuerliche Allmende begreifen. "Eigentum ist Diebstahl" (Proudhon) war ihre Parole. Und das ist und bleibt der Standpunkt der Armut, die sich gegen die Macht ihrer Vernutzung behaupten will. Aber gerade dadurch, dass sie von dem aus dem allgemeinen Nutzen längst schon gebildeten Reichtum absieht, und von einem konkreten Nutzen in seiner individuellen Beziehung träumt dient sie ihm inniglich und unterwirft sich der allgemeinen Vernutzungslogik durch ihre vermeintliche Kritik an dieser. Denn in dieser Logik kann nur entstehen, was durch sein Vergehen Wert hat↓ (11).

Immerhin erscheint auf dieser Ebene alles trivial: Wer nimmt, der muss auch geben. Doch was im Verhalten des Einzelnen zum Einzelnen durchaus Fortschritt bedeuten kann, soweit es sich ergänzt, kann die hieraus bestimmte Gemeinschaft durch die in ihrem abstrakten Zweck abgelöste Allgemeinheit auch nur zu einem Prinzip der Funktionalität werden, welcher die Menschen unterworfen bleiben. Jedes einzelne Nehmen erzwingt in dieser abstrakten Allgemeinheit des Gebens eine bloße Botsmäßigkeit, ein Gebot, im Prinzip eines abstrakten Nutzens auch zu funktionieren. Um Nützliches hieraus zu beziehen, genügt kein einzelner Beitrag zu einem Nutzen, weil dieser nicht als Ergänzung zu eine gesellschaftllichen Sache kommt, sondern lediglich als Ergänzung in der Nutzung von Sachen und Menschen, also in der intensivierten Beherrschung der Nutzbarkeiten (siehe z.B. Commonismus).

Und diese Vorstellung ist auch schon überall weit verbreitet, wo die zwischenmenschliche Kommunikation der Selbstwahrnehmung allerlei Informationen und Erlebnisse beschert. Um Nützliches zu bekommen, muss man sich auch nur ganz allgemein in der Nützlichkeit für sie übereignen (z.B. durch Daten für Facebook, Google), um aus einer ebensolchen Übereignung durch andere Menschen auch Nutzen zu beziehen. Aber in der Allgemeinheit des Übereigneten kehrt sich der Vorteil dann folgerichtig in den inneren Zwang einer eigentumslosen Gemeinschaft, in der alles Eigene aufgehoben sein soll, obwohl es nicht mehr als eigenschaftliche Beziehung existieren kann. Als Existenzzwang verallgemeinert sich, was dessen innere Gewalt ist, weil dies nicht als eine konkrete Notwendigkeit auftritt, sondern ganz getrennt hiervon als bloß abstrakte Vernunft, als Vernunft der Abstraktion, in der sich das Notwendige in seiner Allgemeinheit verselbständigt hat. Not tritt nicht mehr wirklich auf, erzeugt aber durch ihre Abwesenheit eine sehr viel wesentlichere Not im einzelnen, weil es sich auf sie verlassen hat und zugleich von ihr verlassen ist (siehe Facebook etc.). Die Isolation der Teile fügt sich in einem Himmel der Erwartungen zusammen, an den jeder glauben muss, um an seinen Nutzen für die Gemeinschaft auch glauben zu können. Man muss keine Sache mehr besitzen, um Nutzen zu haben, man ist nützlich, indem man sich selbst versachlicht, sich zur Sache einer allgemeinen Funktionalität macht, wie es auch jede Sekte von ihren Mitgliedern einfordert↓(12).

Die Ideologie vom ewigen Nutzen und der Funktionalismus seiner Verwertung

Mit dem Internet trat etwas gänzlich neues ins Bewusstsein der Menschen: Ein hoch qualifizierter Dienstleistungsbetrieb, der viele seiner Angebote unentgeltlich lieferte. Wer sie nutzte musste meist nur seine Identität durch Angabe seiner Mailadresse hinterlassen. Er oder sie konnte meist auch überall mitreden, fast unentgeltlich per Mail oder Kommentar kommunizieren und eine Flut von Information beziehen und sich in allen Bereichen des vorhandenen Wissens bilden und fortbilden. Es war zweifellos äußerst nützlich, auch wenn das informelle Netz eine eigene Art und Weise der Zusammenhänge erzeugte. Der einzelne Nutzer wurde inhaltlich durch deren Fülle erschlagen und musste in die Suchfunktionen der angebotenen Verknüpfungen und in die damit verbundene Ordnung des Systeme als solches vertrauen. Sehr viele haben sich dem auch überlassen und ihr Wissen auf seinen informellen Gehalt, also auf seine bloße Form oder irgendeine Gewissheit reduziert. Es wurde zur Formbestimmung des Bewusstseins, dessen wirkliches Sein hierin selbst nur relativ erschien, relativ zu einer Masse an Information.

Allerdings hatte dies auch seine reale Kehrseite. Anstelle einer wirklichen Beziehung zu seinen Verhältnissen erlebte der Benutzer eine Beziehung, in der er alles Erdenkliche und Denkbare schon vorfand und die Bedürfnisse seines Bewusstseins hierauf einrichtete. Er konnte sich in ihnen schnell verallgemeinert verstehen und verstand sich daher auch selbst immer allgemeiner. Seine wirklichen Verhältnisse traten in visueller und sprachlicher Form dieser Allgemeinheit so mächtig verwandelt und wandelbar auf, dass sich das Bewusstsein dem anglich und jede Distanz in seiner Wirklichkeit, jedwedes kritisches Verhältnis hierzu verlor. Alle Menschen wurden virtuelle Geschwister und verhielten sich auch wie Kinder oft in ihren wirklichen Verhältnissen.

Außerdem wurde von jedem, der das Internet nutzte, sein Verhalten insgeheim analysiert und Anbietern auf den Märkten zur Verfügung gestellt. Die politische Ausspähung von Bewusstseinsinhalten und Bewegungsprofilen wurde natürlich mit allgemeinen Legitimationswerkzeug, der Terrorismusgefahr begründet. Sehr folgenreich in den wirklichen Verhältnissen wurde aber dann doch eher die Ausspähung der inneren Verhältnisse der teilnehmenden Personen, die sich mit ihrer wechselseitigen Auskunftsbereitschaft potenzierte und manchmal auch ihre persönliche Existenz zerstörte. Die Ausspähung des Kaufverhaltens beschleunigte den Warenumsatz enorm. Manchmal kam es dazu, dass das aus dem Kaufverhalten im Internet bezogene Wissen seiner Verwirklichung in realen Verhältnissen weit voraus war. So beschwerte sich zum Beispiel ein amerikanischer Vater bei einem Anbieter von Artikel zur Mutterschaft, dass seine 16jährige Tochter von ihm schon behelligt und stimuliert würde. Der Vater wusste noch nicht, was der Händler wusste. Sie war tatsächlich schon schwanger. Mit Recht kann ein der Gründer von Google behaupten, dass man dort längst weiß, was der Anwender demnächst tun wird, weil sich das aus der Logik seiner Verhältnisse und seines Verhaltens geradewegs ergibt. Das ist fast so effektiv, als könnte man die Lottozahlen schon wissen, bevor man seinen Schein abgibt.

Tatsächlich hat sich mit der Entwicklung der Kommunikationstechnologie einiges geändert, nicht weil die Sprache auch immer schon den Verstand befördern würde ↓(13), sondern weil die Verständigung selbst versachlicht wurde ↓(14). Alles ist mit jedem Menschen kommunizierbar geworden, weil Kommunikation selbst zu einer grenzenlose Sache geworden ist, weil ihre Mittel als Werbemittel existieren für eine Welt, die um ihre Konsumenten, um den Absatz ihrer Produkte kämpft, von den es immer öfter zu viele gibt, und immer weniger Menschen, die sie sich leisten können oder wollen ↓(15). Solche Kommunikation besteht aus bloßer Information und Manipulation, soll die Trennung von Sinn und Nutzen überbrücken, indem sie deren Einheit behauptet und vorstellt, weil sie durch ihre Anreize die Verwertung der Produktion durch die Anreicherung eines informellen Nutzens antreiben soll. Das kulturelle Leben der Menschen ist zu ihrem Medium geworden, um ein Wertwachstum in Gang zu halten, das anders nicht mehr zu erhalten ist. Die Lebensmittel selbst werden nämlich immer wertloser, je billiger die Arbeit wird, je weniger Lohn bezahlt wird und je automatisierter sie hergestellt werden. Und wenn sie hergestellt sind und nicht abgekauft werden, werden sie auch sinnlos und nicht mehr für die Menschen nützlich. In der Verselbständigung der Konsumtion stellt sich dar, dass die Produktion selbst nicht wirklich für die Menschen ist, dass ihr Leben ein bloßes Mittel des Verwertungszwangs des Kapitals ist, das jetzt auf die Bedürfnisse der Menschen übergreifen und sie selbst vernutzen soll, für die es eigentlich nützlich sein sollte.

Nicht nur das Bedürfnis und die Arbeitskraft der Menschen steht im Fokus des Kapitals. Das Leben der Menschen selbst und das ihrer Natur ist zum Mittel des Wertwachstums geworden. Es ist der Zwang einer abstrakten Allgemeinheit, der den Lebensprozess entzweit und seine Verhältnisse entleert, der Zwang einer abstrakten Vermittlung, die schon das Geld vollzieht und die das Kapital in allen Konsequenzen nutzt und fortentwickelt. In der Entzweiung fallen die notwendigen Verbindungen aus, wenn sie nicht auf irgendeiner Ebene in einer anderen Form funktional zusammengehalten werden. Jeder Nutzen verbraucht sich, gleich ob er geistig oder materiell ist, wo er ohne Sinnbildung seinen Sinn verliert, nurmehr einen ihm äußerlichen Zweck veräußert. Im Wissen um seine Funktion, in der Technik der Manipulation von Mensch und Natur oder im Algorithmus einer Maschine lässt er sich beliebig wiederholen. Hierin verbraucht sich der Stoff, der Sinn, den er haben kann, denn hier zehrt er ihn auf Dauer und dauerhaft auf, wird sein Zweck zur bloßen Gewohnheit und verliert darin seine Substanz. Er wird zu einem Selbstzweck, der sich durch seine Alltäglichkeit bestätigt, der sie Dinge entsinnlicht und gerade dadurch von sich abhängig machte, als bloße Funktion an Bedeutung gewinnt, was er an Sinn verliert. Die Natur der Verhältnisse gibt es zurück: Was ihr in der Zerteilung ihrer Sinne entzogen wird, erscheint als Notwendigkeit, das Entzweite durch Masse zu gewinnen. Und wo das Notwendige zum Gebrechen wird, muss es im Zweck einer abstrakten Ganzheit formell bestärkt werden, damit es noch funktionieren kann. Da werden die Inhalte immer gleichgültiger, ihr sinnlicher Gehalt immer abstrakter, nur um die Lebensnot zu bewältigen, die in der Widersprüchlichkeit ihrer Verwertung immer wieder neu entsteht ↓(16).

Den Wert als solchen gibt es nicht wirklich. Man kann ihn nicht besitzen ↓(17). Im Kapitalismus ist man nicht reich und mächtig, weil man Geld, Güter und Luxus besitzt, sondern weil man seinen Besitz zur Anwendung für die Vermehrung von Geld nutzen kann. Es ist also nicht so, dass die Geldgier der Menschen, ihre Profitsucht die Verwertung bestimmt. Die mögen sie haben oder nicht. Mit Geld kann man immerhin für eine Weile ganz gut wenn auch ziemlich öde leben, indem man es einfach nur ausgibt, es verbraucht und also schnell wieder arm ist. Der Zwang zur Verwertung von Geld steckt in ihm selbst, weil es letztlich nur einen ideellen Reichtum, einen unwirklichen Reichtum darstellt. Der Zwang zur Verwertung von allem, was ist, entsteht durch den Geldwert selbst, der tatsächlich ja nur in den Preisen der Waren auftritt, die beständig gegeneinander konkurrieren heute wertvoll erscheinen lassen, was morgen wertlos ist ↓(18). Es ist riskant, Geld zu besitzen ohne es zu verwerten, Was man hat, wird mit der Zeitdauer, worin es festgehalten wird, durch die Konkurrenz der Preise immer wertloser. Wer es nicht anwendet, fällt aus dem Markt, weil man Wert nicht wirklich besitzen kann, weil es sich im Konsum entwertet und daher immer wieder der Produktion neuer Gebrauchswerte bedarf..

Doch auch die Produktion selbst wird mit dem Lauf der Zeit immer wertloser. Mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, mit der stetig fortschreitenden technologischen Intelligenz, wird Arbeit für die Menschen an sich immer wirtschaftlicher. Aber obwohl auch die Agenturen des Kapitals davon zehren, wenn ihnen die sogenannte Rationalisierungen ihrer Produktion kurzfristige Marktvorteile schaffen, so sind sie hierdurch doch zugleich ganz wesentlich bedroht. Mit dem Wirtschaftswachstum der Arbeitsmittel, mit der Aufwandsersparnis der Verwertungsagenten, wird alleine schon zum Erhalt der Verwertung ein Wertzuwachs nötig, der den Menschen mehr zumutet, als Technologie ihnen an Arbeit abnimmt ↓(19). Mit jeder besseren Funktionalität der Produktionsmittel wird ihre Arbeit wertloser und würde sie tendenziell von ihrem Aufwand befreien, wäre die Wertproduktion, die bloße Geldschöpfung, nicht das höchste Interesse an ihrer gesellschaftlichen Arbeitsform. Die Produktion der Lebensmittel wird billiger und der Wert, den die dafür bezahlte der Arbeitskraft bei gleicher Arbeitsdauer produziert, größer. Doch solcher Mehrwert beruht auf der Entwertung der Produkte für den Arbeitsmenschen. Mit dem Fallen der Produktpreise, der Lebenskosten, konnte der Mehrwert zwar relativ anwachsen. Es wurde aber das Geld zugleich zum Medium seiner Entwertung auf den Warenmärkten ↓(20). Der Wertzuwachs des Kapitals wird zum Zuwachs an Unsinnigkeiten für die Menschen, zu einer Produktmasse, die sich nicht in der Geldzirkulation auf den Warenmärkten verwerten ließ, und deshalb im Umlauf des Geldes auf den Kapitalmärkten sich durch den Wert seiner potentiellen Anlagemöglichkeiten, eben als Kreditkapital, als Schuldgeld in Wert halten und anwachsen konnte. Indem die überproduzierten Produkte vernichtet wurden, wurde dessen Wert vermehrt und der Geldwert zugleich an seine Untergrenze getrieben, an die Grenze der Selbsterhaltung der Menschen, an den Wert ihrer Reproduktion. Je weniger Wert sie darstellte, desto mehr Wert konnte das Kreditkapital aufhäufen, allerdings nur soweit, wie der Kreditbedarf auch anwuchs. Und das ist der Pferdefuß des Kapitalismus. Die Pleiten der Banken in den Krisenzeiten des Verwertungsprinzips sind immer die systemischen Alarmzeichen einer unsinnig gewordenen Produktionsweise.

Nur der Staat kann da eingreifen, indem er durch Staatsanleihen das Kapital in Wert hält, in Anleihen, die als Schuldenlast den Menschen zusätzlich aufgebürdet wird, sozusagen als Enteignung von hinten, als politische Enteignung der Staatsbürger. Weil ihre Lebenshaltungskosten wertloser wurden, so argumentierten die Systemtheoretiker des Kapitalismus, allen voran Mainard Keynes, könne man ja auch diesen Ausgleich durch Steuern von ihnen verlangen. Das Kapital wurde überhaupt nur noch in diesem Funktionalismus einer fortschreitenden Verwertung gesehen, so als ob der Unsinn dieses Wertwachstums kein Ende habe. Durch Regulation der Ausgleichsmechanismen der Werterhaltung durch den staatspolitischen Ausgleich ihrer Defizite, durch ein "deficit spending", sollte Mehrwert praktisch endlos regulierbar sein.

Aber man kann diesen Unsinn nicht wirklich regulieren, weil seine Regulation nur seine unsinnige Macht bestärken kann. Wertloses Geld wird damit nicht werthaltiger, wenn das umlaufende Kapital Mehrwert darstellt. Im Gegenteil: Je mehr es in seiner Anwendung hiervon bestimmt wird um ein Wirtschaftswachstum zu befördern, desto geringer werden die Einkünfte aus seiner Realisierung. Das Wertwachstum bewirkt zunehmend die Zerstörung seiner eigenen Bedingungen, der Kaufkraft des Geldes schlechthin. Der Markt selbst regelt das, indem er immer mehr Arbeitsplätze zerstören muss, um die werthaltende Profitrate der Geldanwendungen überhaupt im Durchschnitt, in ihrer Durchschnittsprofitrate zu halten. Die Produktion von Mehrwert verlangt einen wilden Überschuss im Verbrauch von Stoff und Arbeit, der sich gesellschaftlich in seinem Durchschnitt wieder entwertet, und nur durch weitere Mehrwertproduktion Wert bleiben und wiederum anwachsen kann. Der Kapitalismus ist zum Hamsterrad einer Geschichte geworden, des Beschleunigung Schwindel erregend und zugleich völlig sinnlos ist. Es besteht im Vertrauen um die Verwertbarkeit von allem und jedem, und wo das nicht gelingt, muss das Sozialsystem, der Staat, eingreifen, um seinen Zusammenbruch aufzuhalten. Er bezieht Mehrwert aus der Selbsterhaltung der Menschen, aus ihren Löhnen und schließlich aus den Lebensverhältnissen ihrer Zukunft, indem er diese durch Staatsverschuldung verpfändet.

Aber der Staat selbst bekommt ein Problem durch seine Verschuldungspolitik, und er kann das auf Dauer nicht lösen, weil immer weniger Wirtschaftswachstum möglich ist, je unsinniger das Wertwachstum wird, je weniger Menschen an solchen Wirtschaftskreisläufen teilhaben können, je weniger sie verdienen und je weniger Steuern sie tragen können. Er muss seine Zahlungsversprechen entweder durch die Ausbeutung anderer Staaten ausgleichen oder in eine ungewisse Zukunft verlegen, den nachfolgenden Generationen überantworten. In jedem Fall wird das System zur Last der Menschen überhaupt. Was die Arbeit der Menschen entlastet, vermehrt ihre Existenzangst. Was ihre Arbeit entwertet, beschleunigt die Umschlagzeit ihrer Verwertung, was Beruhigung sein könnte, wird zur Hektik und Nervosität ihres Lebensalltags. Und nicht nur die Produzenten waren hiervon betroffen, sondern auch die Konsumenten und selbst die Kapitaleigner ↓(21). Was schnell und in hoher Zahl entstanden war, muss auch schnell und immer schneller produziert und verzehrt werden, um neuer Verwertung Platz zu machen, um das zirkulierende Geld in Wert zu halten.

Unter dieser Formbestimmung der Arbeit werden eben auch ihre Besitzer nur dann schnell reich, wenn sie konkurrenzfähig bleiben, fallen aber umso schneller auch aus dem Markt heraus, wenn sie mit ihrer Produktion nicht dem Wertwachstum folgen können, das der Markt ihnen abverlangt. Ihre Existenz wurde immer riskanter. Die von ihnen abhängigen Menschen wurden oft und zahlreich um ihre Arbeit gebracht, - nicht weil diese Automaten die menschliche Arbeit vereinfachten und optimierten, sondern weil die Besitzer dieser Werkstätten davon profitierten, wenn die Arbeit weniger aufwendig war, wenn weniger Menschen mehr Produkte herstellen konnten, wenn also die Produktion selbst wirtschaftlicher wurde. Ihr Profit ist jedoch durch die Konkurrenzverhältnisse nur kurzzeitig im Übergang einer älteren Produktionsweise zur neueren, ist der Extraprofit des wirtschaftlichen Fortschritts, der die Durchschnittsprofitrate übertölpelt. Das wachsende Risiko ihrer Entwicklung kann hierdurch immer nur übergangsweise entlastet werden. Und es macht ihre Geschichte aus, dass sie mehr Umsatz nötig haben müssen, wenn ihre Produkte durch das Wirtschaftswachstum wertloser wurden ↓(22). Alles, was unter solchen Bedingungen reich macht, betreibt letztlich die Verarmung von Mensch und Natur.

Der Reduktionismus des Systems als Prinzip: Verarmung durch die Verwertung der Armut

Aus unserer Schulzeit kennen wir Funktionen als funktionierende Beziehungen in direkten oder umgekehrten Proportionen. Es dreht sich dabei um Relationen, die als Abhängigkeiten in qualitativ bestimmten Verhältnissen quantitativ formalisierbar sind. Sie stehen für Inhalte, die nur in Proportionen erfasst werden, weil darauf die Aufmerksamkeit gerichtet sein soll. Der proportionale Standpunkt ist dabei allerdings nicht nur eine Ideologie, sondern entspricht durchaus einer Welt, worin die Proportionen der Lebensmittel für das Lebensverhältnis der Menschen bestimmend ist (siehe Realabstraktion), worin die Proportionen in der Beziehung und im Austausch der Sachen ihre Aneignung bestimmt. Marx hat das als herrschendes Prinzip einer Tauschwert produzierenden Gesellschaft beschrieben:

"Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen, ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives.“ (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 50f.)

Der Nutzen als Bedingung eines jeden Tauschverhältnisses beinhaltet Vergänglichkeit auf der einen Seite durch den Verbrauch, durch die Vernutzung der Dinge. Auf der anderen existiert eine Ware nicht als dies vergängliche Ding, sondern als ein Ding, das zugleich einen Tauschwert hat, der sich beim Tausch an allen anderen Tauschwerten relativiert. Gesellschaftlich besteht die Ware nur durch ihre Relativität, durch die Relationen ihrer Tauschwerte auf dem Markt. Ein Ding als Ware hat seinen Wert überhaupt nur durch die beständige Allgemeinheit des Kaufens und Verkaufens, in welchem Produktion und Konsumtion bestimmt sind. Es existiert gesellschaftlich überhaupt nur durch den fortwährenden Händewechsel, durch den stetigen Wechsel der Existenzform überhaupt, der Stetigkeit des Abbruchs seiner Existenz und seiner Verwertung, um seine erneuere Existenz zu fordern. Wo Ware als Besitz festgehalten wird, stellt sie ein Risiko für ihren Wert dar, weil sie nur in den Verhältnissen des Warentauschs ihren Wert erhält, in ihrer Vernutzung ihn jedoch immer wieder verliert, sich dem Markt und damit der Warenwelt entzieht, sodass also auch die Welt der Waren an Wert verliert, wenn sie nicht erneuert wird. Wer sie besitzt, muss sie tauschen, um seine permanente Verunsicherung durch die Erneuerung ihrer Austauschbarkeit zu beheben. Der Warentausch verlangt die fortwährende Wiederherstellung eines Werts, durch den sich überhaupt alle gesellschaftlichen Verhältnisse existent halten, im Wesentlichen also ihre Existenz durch ihre Austauschbarkeit erhalten ↓(23). Das ließ auch Goethe schon den Teufel sagen: "So ist denn alles was besteht, wert, dass es zugrunde geht" (Faust I). Es ist ein teuflisches Prinzip. Und Marx hat dieses als das wesentliche Prinzip der Marktwirtschaft analysiert. Es herrscht allein durch die beständige Vernichtung seiner Güte, seiner Gebrauchsgüter, durch die seligmachende Gnade der Funktion seiner Nützlichkeit überhaupt. Eine Ware ist ein Ding, das in möglichst kurzer Zeit vom Markt verschwinden muss, um neuer Ware Platz zu machen, um viel Wert zu realisieren Ihre gesellschaftliche Existenz ist kurz und in großer Masse so nötig wie auch vergänglich. Wird sie schnell gewechselt, so wird damit auch schnelles Geld verdient. Ex und Hopp. Und vor allem billig! Ihr Wert entsteht nur durch ihre ihren Untergang, ihr Preis nur durch ihren schnellen Händewechsel. Sie wird erzeugt, um zu vergehen, ihre Vergangenheit fällt ihrer Gegenwart zum Opfer. Nur das allgemeine Tauschmittel, das Geld kann dies ausdrücken und in Gang halten ↓(24).

In seiner gegensätzlichen Vermittlung zwischen vergangener Erzeugung und gegenwärtigem Gebrauch hat Geld seine zwei Seiten: als Kaufmittel ist es ein Maßstab der Vergangenheit, Wertmaß, als Zahlungsmittel trägt und bestärkt es den gegenwärtigen Nutzen, als Kaufmittel verwirklicht sich in ihm die Produktion, der Wert der Waren, als Zahlungsmittel hält es sie in Zirkulation für den Konsumenten. Die gegenwärtige Existenz ihrer Gebrauchswerte drückt sich quantitativ in ihren Preisen, ihre Zeugung aus der Vergangenheit, ihre Herkunft in ihren Werten aus. Die Konkurrenz der Preise reduziert alles auf die Zeitdauer ihrer Existenz, ihres Werdens und Vergehens. So zumindest war es im Zeitalter der sogenannten Realökonomie, in der bürgerlichen Gesellschaft, worin noch der Warenhandel auch den Geldhandel begründet hatte.

So ist es zwar im Grunde auch heute noch ↓(25), allerdings unter einem umgekehrten Vorzeichen. Mit der Verselbständigung der Finanzmärkte durch die Unterwerfung der nationalen Währungen unter das Weltkapital, durch die sogenannte Globalisierung, hat Geld seine Gegenwärtigkeit eingebüßt. Die Produktivkraft hatte sich dahin entwickelt, dass die Produkte immer wertloser wurden. Geld funktioniert inzwischen zu einem immer geringeren Anteil als Zahlungsmittel und zum weitaus größeren Teil als Kaufmittel. Zwischen Wirtschaftswachstum und Wertwachstum, zwischen Zins (Warenhandelskapital) und Risiko (Spekulation) vermittelt der Glaube an eine Zahlungsverbindlichkeit, deren reale Grundlage durch ein nur noch vorgestelltes Wertwachstum schwindet. Geld stellt daher in einem immer größeren Ausmaß nur noch Zahlungsversprechen dar. Es ist eigentlich der bloße Glaube an das Geld, der die wirtschaftlichen Verhältnisse noch verbindet. Aber weil die Wirtschaft nicht einfach nur eine Glaubensgemeinschaft sein kann, werden jene Marktteilnehmer immer wichtiger, über deren Zahlungsverbindlichkeiten leichter zu verfügen ist. Und das sind nicht die Reichen.

Die Beherrschung der Armut und die Erzeugung von Armut ist zum Wesenskern unserer derzeitigen gesellschaftlichen Verhältnisse geworden. Und die vollzieht sich mit einer Geldschöpfung durch fiktive Wertsummen, durch eine Produktion, die noch nicht existiert. Sie existiert im Glauben an eine Zukunft, welche die Gegenwart zu bestimmen hat. Der Kapitalismus entwickelt sich zu einem Schuldgeldsystem, das die Währungsträger, die Nationalstaaten auf die Ebene von Geldeintreiber stellt, die ihre Bürgen unter Arbeitszwang und Sparzwang setzt, nur um der Gewalt der Gläubigermacht ihrer Verschuldung zu folgen. Sie werden selbst gewalttätig - nur um ein irrsinniges Weltverhältnis des Geldes als System von absurd gewordenen Zahlungsverpflichtungen zu erhalten. Die bisherigen Grundlagen der Währungsverhältnisse werden Stück um Stück zersetzt. Neue Handelsabkommen verwerfen fast stillschweigend alle bisherigen Garantien der Nationalstaaten auf körperliche Unversehrtheit und öffentlicher Justiz. Die Gewaltenteilung wird brüchig. In die EU werden Nationen (wie z.B. Griechenland, Kroatien und Lettland) aufgenommen, die nur noch mit ihrer Armut glänzen können, die weder eine angepasste Produktivität noch eine entsprechende Beschäftigungslage vorzuweisen haben. Das Verwertungssystem ist durch seine eigene Wertlosigkeit in Panik geraten. Die Preise für den Geldhandel auf den Warenmärkten, die Zinsen, sind auf unterstem Niveau angelangt, um die Preise des Glaubens, den Börsenindex der Investoren, den Aktienhandel noch auf Kurs zu halten. Die Welt steht im Konkurs und setzt auf die Gewalt, die durch Schuldverpflichtungen freigelassen werden kann.

Das kann zwar die Widersprüche des Kapitalismus nicht auflösen. Aber es verlängert sie in die Menschen. Die Armut der einen wird totalisiert durch Sparzwänge und politische Abhängigkeiten. Der Reichtum der anderen muss seine Geldschätze in Produktivkapital umwandeln. Wer Geld aufgespart hat, muss sein Sparverhalten ändern und so wandern die Betroffenen von verzinslichen Geldanlagen für ihre Lebensvorsorge massenhaft ab in die Aktienmärkte, um sich schließlich selbst ausbeuten, ihre eigene Lebenslage durch deren Profitrate zu bestimmen, nur um ihren Geldwert in irgendeinem Schwung zu halten, in der Gier nach frischem Geld ihr Leben zu verbrauchen. Sie werden selbst zum Objekt der Begierde, ihr Lebensraum und ihre Fähigkeiten werden selbst unmittelbar der Nutznießung der Spekulation überstellt. Die Werbung hat sie längst im Griff, inzwischen auch die Abhörsysteme der politischen Institutionen. Der "gläserne Mensch" nutzt die Angebote im Internet wie auch die Google-Smart-Watch. Das allgemeine Schnüffeln in den Privatsphären dient nur dem einen Zweck, die Zukunftserwartungen, die politischen Tendenzen des Kaufverhaltens und dessen mögliche Widerstände gegen den sogenannten Mainstreams kalkulieren zu können. Hiernach werden schließlich die politischen Disziplinen mit den Herrschaftsmitteln der politischen Ökonomie, vor allem der Einrichtungen des Staates, der Banken und der Wirtschaftsverbände, ausgestattet.

Das Kleine wird für das große Ganze in dem Maßstab immer bedeutungsvoller, wie es durch die Algorithmen der Computertechnologie erfasst werden kann. Im Großen und Kleinen werden durch automatisierte Bewertungen Entscheidungen in Sekundenbruchteilen gefällt. Der schnellere Chip entscheidet oft darüber, wer im Kampf um die immer kleiner gewordenen Einzelerlöse das Verwertungsklima zugunsten großer Marktvorteile entschieden wird. Die Funktionen des Geldhandels lassen sich zumindest in ihren Tendenzen durch entsprechende Computerprogramme algorithmisch erfassen und werden tausendfach installiert, um dem schnelleren Anwender Vorteile zu verschaffen, die auf den Geldmärkten in barer Münze zurückkommen. Denn "Frischgeld", sprich: optimierte Ausbeutung der Abhängigen, ist alles, was wirklich zählt. Es geht um die allgemeine Vertiefung ihrer Abhängigkeiten vom Geld, dem Existenzwert der sogenannten Arbeitnehmer, die als Staatsbürger zugleich Schuldner geworden sind. Hierauf wird alle Entwicklung reduziert, weil der Geldwert selbst schon die Reduktion des Lebens auf seinen abstraktesten Nutzen betreibt, den Nutzen der allgemeinen Austauschbarkeit, welche die allgemeinste Lebenstäuschung ist, weil sie letztlich jeden Sinn im Leben der Menschen auflöst.

Der Nutzen des Geldes erscheint allgewaltig, doch er ist zugleich auch nur eine Fiktion. Die Ideologie vom ewigen Nutzen hat nur eine Wahrheit: Den Funktionalismus des Geldes. Mit ihm lassen sich Beziehungen und Zusammenhänge herstellen, die es ohne Geld nicht geben würde. Seine Entwicklung ist lediglich die Entwicklung seiner Funktion, und seine Funktion beruht auf der Austauschbarkeit aller Lebensverhältnisse. Wem es um Geld geht, dem geht es um das Geldsystem, und das ist das System schlechthin, in welchem jede Verbesserung seiner Funktionalität zugleich eine Verstärkung der Ausbeutung seiner Lebensverhältnisse mit sich bringt. Inzwischen sorgt man sich darum. Die Systemtheorien beweisen das zu Genüge. Für sich genommen ist dieser Funktionalismus nicht nur Ideologie, sondern die Methode der Ideologie selbst. Es ist der Überbegriff eines beständigen Wechsels, der allgemein in die Anpassung an die Brauchbarkeit eines Ganzen münden soll, das als solches abwesend ist und hinter dem Rücken der Beteiligten wirkt. Es ist eine System von Beziehungen und Schaltungen, die sich nicht aus einem Sinn der Zusammenhänge ergeben, wohl aber dem Zweck einer Ganzheit seines Nutzens folgen, der nur aus dem Algorithmus seiner Formbestimmung, im abstrakt allgemeinen Nutzen der Zusammenhänge besteht. Und dieser ist funktional eindeutig, in Wirklichkeit aber drückt er die Entfremdung der Verhältnisse vom Leben der Menschen aus. Was ihnen nützlich ist, zwingt sie selbst, auch nützlich zu sein und wo sie Sinn für sich haben und verspüren, wird ihnen dieser durch seine Funktionalität schnell entwendet. Es müsste eine Welt ohne Menschen sein, in der das auf Dauer gelingen würde. Doch die Menschen gibt es immer noch. Und ihre Sachen ebenso.

Eine unendliche Geschichte ist tödlich, weil der Tod selbst die Unendlichkeit ist

Die Menschen haben die tollsten Erfindungen zustande gebracht, um ihr Leben zu bereichern, doch haben sie es noch nicht geschafft, die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen aufzuhalten. Und sie werden es nicht schaffen, solange sie nicht ihre Wirtschaftsform ändern, den Verwertungszwang des Geldes, die Produktion von Mehrwert weltweit aufzuheben und die Reproduktion wie auch das Mehrprodukt der Arbeit in den Lebenszusammenhang der Menschen zurückzuführen. Die Märkte können ihn nur reduzieren und plündern und weltweite Verwerfungen durch den gegensinnigen Status der Vernutzung von Mensch und Natur hervorbringen. Die Freihandelsverträge werden das totalisieren und die Sinnfragen werden immer mehr zu Glaubenskriegen, Religionen zur Waffe ohnmächtig gemachter Menschen.

Rein theoretisch gesagt ist die Rückwendung der Geschichte hin zu den Menschen nicht besonders schwierig. Es klingt natürlich einfach, aber es muss auch einfach zu sagen sein. Alle Bedingungen hierfür existieren bereits. Es wäre nur nötig, den Tauschhandel in die Beziehungsform einer gesellschaftliche Synergie zu wenden, in eine Ergänzungswirtschaft, die das Verschiedene als Bereicherung des ganzen Verhältnisses erkennt und anerkennt und nicht mehr gezwungen ist, es auf die Einfalt seiner Äquivalente (siehe Äquivalentform), auf die Gleichgültigkeit gegen das Leben schlechthin zu reduzieren. Der Reduktionismus des Äquivalententauschs hat sich durch die Funktionalität der Geldverwertung inzwischen zur Bedrohung des Lebens überhaupt entwickelt ↓(26).

Deutlicher denn je treten deren Phänomene zutage: Die Natur der Lebensmittel und Bodenschätze und Wetter wird im Nutzen für das Wertwachstum denaturiert, mit Mitteln und Maßnahmen durchsetzt, die ein absurdes Wachstum durchsetzt, wodurch das Lebendige in eine tödlichen Stringenz versetzt ist. Es ist nicht die Verknappung der Ressourcen, welche die Welt bedroht, nicht die vermeintliche Überbevölkerung und auch nicht die Wetterlage als solche. Es ist die Vereinseitigung und Plünderung der Ressourcen durch ihren Wert für das Kapital, die Beschleunigung des Wachstums für einen Warenhandel, der nur noch von seinem Umsatz pro Zeit abhängig ist, und durch die Verbilligung der Produktionskosten die Wetten auf die Vermehrung von Geldwert anreizt, auch wenn dieser zunehmend nur noch dadurch anwächst, dass er die Lebensbedingungen selbst zugrunde richtet. Wer Geld besitzt, fürchtet nurmehr die Entwertung des Geldes dadurch, das es nicht mehr einsetzbar ist, keine Anwendung findet. Sein Interesse ist, das Geldsystem überhaupt, das System als Ganzes in Gang zu halten. Und er wird mit wachsenden Verlusten immer mehr auf ein Wertwachstum setzen, das sich aus der Wirtschaft heraus verselbständigt hat, weil und solange die Wirtschaft ihre Produkte nur als Menge anerkennt, als eine Warenmasse auf den Märkten der Welt, die als Wertmasse die Menschen zwingt, dafür zu arbeiten, um an ihr teilhaben zu können, um ihre Entwertung als Mensch zu überleben. Und es ist der Druck dieser Wertmasse, der Druck auf die Existenz der Menschen, sich in Wert zu halten, die Konkurrenz um einen für sie unsinnigen Lebensstandard, die den einzelnen Produzenten erschlägt, wenn er seine Verwertungslage nicht erreicht, wenn er nicht durch seine Kraft der Beschleunigung seiner Arbeit und damit dem unstillbaren Verlangen des Mehrwerts dienstbar ist. Darin prozessiert das, wovon man absehen muss, um ihm zu genügen, eben das, was einen Wert schafft, der allein die Vorstellungen, die das Kapital für sich und von sich hat, bedient ↓(26a). Der Verwertungsdruck funktioniert wie ein Algorithmus, indem er die Geldverhältnisse zu ihrer optimalen Nutzung austariert, hier mal durch die Zins- und Währungspolitik, dort mal als Wette auf den Finanzmärkten. Er unterwirft sich die Wirklichkeit der Menschen, indem er seine politische Gewalt, die Macht seiner Eigentumstitel verfestigt auch wenn darin überhaupt nichts mehr Eigenes existiert. Und das ist seine Verfügungsmacht über die Existenz der ganzen Menschheit. Die Menschen müssen von ihrem wirklichen Leben absehen, nur um sich in der Konkurrenz ihrer Verwertung zu erhalten. Sie müssen mehr Wert produzieren, nur um das dadurch erzeugte Risiko ihrer Existenz zu mildern ↓(27).

Aber das Ganze existiert nicht in einer Geschichte des Lebens, auch nicht in den Schuldverpflichtungen hierfür, sondern vor allem im Glauben an seine Werthaltigkeit. Es ist aber ein Wert, den es gar nicht wirklich geben kann, weil er verbraucht ist, bevor er gebildet wird. Es ist der Wert einer vergangenen Arbeit, einer toten Arbeit, die die lebendige und das Leben schlechthin bestimmt. Es ist der Mehrwert, der in seiner Geldform über die Entwicklung der Gesellschaft hinausschießt, über ihre Mehrproduktion hinweg einen Wert in seinen Fiktionen festhalten muss, damit das ganze Verwertungssystem nicht in sich zusammenbricht. Es ist das Wertwachstum der Fiktionen, das nicht mehr bei den Menschen als Fortschritt ihre Lebensstandards ankommt, sondern sich lediglich in den Schuldverhältnissen auf den Geldmärkten beständig anreichern muss, um sich in Wert zu halten und zu vermehren, den Menschen frisches Geld entzieht, um das tote zu bewirtschaften. Es ist der Wert der Schulden, der längst verbraucht ist und nur dazu dienlich ist, die Menschen überhaupt pflichtschuldig zu halten. Das Schuldsystem betreibt die schlechte Unendlichkeit von einem Fortschritt, der nur als Rückschritt existieren kann, als Entwicklung, welche die Substanzen des Lebens aufzehrt, nur um zu begleichen, was längst beglichen war, produziert und verbraucht ohne seinen Sinn gesellschaftlich wahr zu machen ↓(28).

Das Tote, das das Leben bestimmt, befördert den Tod im Leben, indem es die Sinnzusammenhänge seiner Natur zerstört. Nicht nur in der Zerstörung gesellschaftlicher Sinnzusammenhänge treibt es sich fort. Die allgemeinste Lebensbedingung, die Natur als solche ist ihm ausgeliefert. Die Masse der kleinen Störungen entwickeln sich zu einer Vernichtungsmasse auf alle Naturprozesse. Die Mittel, die eingesetzt werden, um die Natur wieder funktional zu machen, vernichten die Möglichkeiten ihrer Erholung. Das fortschreitende Waldsterben und Bienensterben bedroht den Fortbestand der ganzen Menschheit. Schon Albert Einstein hatte die Logik dieses Prozesses erkannt und davor gewarnt: Wenn die Bienen gestorben sind, wird auch die Menschheit sterben, denn dann ist der Naturzusammenhang der Fruchtfolge und Befruchtung, die Natur der Früchte zerstört und kein Kunststoff der Welt kann das ersetzen, weil er selbst ein Produkt hieraus ist. Dass es bis dahin nicht mehr all zu weit ist, zeigen auch schon Filme wie zum Beispiel "Geheimnisse des Bienensterbens" (auf ARTE, 6.6.14 9:50) oder "Bitterer Honig". Der Eingriff in das Wesen von Mensch und Natur zerstört nicht nur ihre stofflichen Lebensbedingungen, sondern vor allem auch ihre Intelligenz, das Bestreben, aus der natürlichen Vielfalt und Wechselseitigkeit verschiedenster Potenziale Neues zu gestalten, Geschichte entstehen zu lassen und fortzuführen. Die Verbindungen, die in ihrer Fortbildung einander ergänzen, ihre Welt bereichern können, werden ergriffen von einer Existenz, in der sie gleichgültig gemacht werden, gleich gelten sollen, um gegeneinander konkurrieren zu können, nicht für ihr Leben, sondern nur, um ihre Konkurrenzverhältnisse zu überleben. Aus Intelligenz wird Dummheit, wo sie sich den Gegebenheiten unterwirft, sich in die notwendig erscheinenden Zwänge der Existenz einfügt, nur um sie als das zu erhalten, was sie längst schon waren. Was als Wertwachstum auftritt, ist die Reduktion der Wirtschaft auf das, was sie durch die Wertverhältnisse der Marktwirtschaft nicht wirklich sein kann. Es ist die permanente Entwirklichung des Wirtschaftswachstums, das eigentlich die Verbesserung der Arbeitsverhältnisse für die Menschen, die Reduktion ihrer Aufwände für eine sinnvolle Nutzung ihrer Produkte wäre.

Die Geschichte geht immer weiter, auch wenn sie tödlich ist ↓(29). Seit über 300 Jahren hat die die bürgerliche Gesellschaft zum Kapitalismus entwickelt und ist in einem kapitalistischen Feudalsystem angelangt. Seitdem erfüllt sie ihre Verwertungslogik und dreht sich im Zeitgeschehen manchmal auch unmerklich zwischen Prosperität und Krisen in einem Kreis, der in seiner Logik und langfristig ein Teufelskreis ist. Und der wird nicht durch einen Knall in sich zusammenbrechen. Er wird aber das verfolgen, was in ihm steckt, sich in ihm bewegt. Und das lässt sich letztlich in der Kurzform zusammenfassen: Was der Wert an Wert gewinnt, das entzieht sich den Lebenszusammenhängen der Welt, wird zu einer leeren Abstraktion, die als fremde Macht sich gegen das Leben überhaupt wendet, teils in ökonomischer Form als Verlust an Lebensqualität, teils als kulturelle Macht im Machtbedarf einer egozentrischen Expansion, persönlicher und nationaler Herrschaftsbedürfnisse.

Es ist nicht das Geld, wie wir es uns vielleicht als Zahlungsmittel, als Ausgleich für verschiedene Lebensaufwendungen vorstellen: Es ist das Geld, das im Grunde nur als eine Idealisierung funktioniert, als Idee einer quantitativen Substanz ihrer Beziehungen, die sich aus dem Durchschnitt der aufgewendeten Arbeitszeiten ergeben. Aber diesen Durchschnitt gibt es nicht wirklich an einem einzelnen Ding, er resultiert aus einer Wertsumme im Nachhinein der Produktion und hängt zugleich davon ab, wie viele Produkte auch gekauft werden, wieweit sich also ihr Wert realisiert.. Ein Aufwand mag Zeit brauchen und durchschnittliche Arbeitszeit darstellen, aber der Mensch braucht ihn nur, wenn und weil er Sinn macht. Aufwände können daher eigentlich nur qualitativ aufeinander bezogen, in politischen Verpflichtungen ausgehandelt werden. In der bloßen Aufhäufung zergeht ihre Wirklichkeit und vergesellschaftet die politische Macht einer Ökonomie, die nicht Reichtum für die Menschen bildet, sondern nur dem politischen Eigentum nützt, dem Privateigentum an der Erde, der Arbeit und dem Leben überhaupt.

Rein strukturell ist das relativ leicht zu stoppen, indem die Gesetze aufgehoben werden, die solches Eigentum privatisieren und seiner gesellschaftlichen Herkunft entziehen: das Eigentum an Wohnraum, den der Besitzer nicht zum Leben braucht, das Eigentum an Produktionsanlagen, die nicht den Reichtum der Menschen sondern den Geldbesitz der Besitzer vermehrt und dem Besitz an Grund und Boden, der nicht in seiner Natur gesellschaftlich zur Sinnbildung der Menschen verarbeitet wird, sondern die Vernutzung und Zerstörung ihrer Natur und ihrer Bedürfnisse betreibt. Es ist die politische Form der Ökonomie aufzuheben, also die Politik der Rechtsprechung zu vergesellschaften, sie in die Lebensräume der Menschen zurückzuführen, damit sie ihr Leben in ihren Kommunen und Regionen und deren internationalen Netzwerken nicht nur ideell sondern auch wirklich herauszubilden können (siehe internationale Kommunalwirtschaft).

Das verlangt die Organisation eines Widerstands der Menschen, durch die ihre Lebenszusammenhänge sich hiergegen entwickeln können, Schritt um Schritt sich der Macht des Geldes, der Macht der Abstraktion entziehen und durch das Leben füllen, das ihnen permanent entzogen wird, mit dem Lebensreichtum, den sie in Wahrheit längst schon Tag für Tag erzeugen. Eine wesentlichste Schwierigkeit besteht darin, die Löcher adäquat zu füllen, welche die abstrakten Formationen frei legen, wenn sie sich in Auflösung befinden. Es geht dabei um eine organisierte Subversion der Privatformationen dieser Gesellschaft, wie sie schon an vielen Stellen anzutreffen ist. Der Weg dorthin geht über die Zusammenführung von Sinn und Nutzen bis sie eine gesellschaftliche Einheit darstellt, die auch ihre bisherige gesellschaftliche, also politische Form nicht mehr nötig hat. Der Kampf gegen diese Form kann daher nicht selbst nur formell sein. Er ist zugleich dadurch zu führen, dass der gesellschaftliche Nutzen der Produktion unmittelbar Sinn für die Menschen macht, dass nicht die politische Ökonomie an der Macht bleibt, sondern eine ökonomische Politik in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung der Menschen entsteht.

 

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↑(1) "Der Mensch verliert sich nur dann nicht in seinem Gegenstand, wenn dieser ihm als menschlicher Gegenstand oder gegenständlicher Mensch wird. Dies ist nur möglich, indem er ihm als gesellschaftlicher Gegenstand und er selbst sich als gesellschaftliches Wesen, wie die Gesellschaft als Wesen für ihn in diesem Gegenstand wird. Indem daher überall einerseits dem Menschen in der Gesellschaft die gegenständliche Wirklichkeit als Wirklichkeit der menschlichen Wesenskräfte, als menschliche Wirklichkeit und darum als Wirklichkeit seiner eignen Wesenskräfte wird, werden ihm alle Gegenstände als die Vergegenständlichung seiner selbst, als die seine Individualität bestätigenden und verwirklichenden Gegenstände, als seine Gegenstände, d.h. Gegenstand wird er selbst. Wie sie ihm als seine werden, das hängt von der Natur des Gegenstandes und der Natur der ihr entsprechenden Wesenskraft ab; denn eben die Bestimmtheit dieses Verhältnisses bildet die besondere, wirkliche Weise der Bejahung. Dem Auge wird ein Gegenstand anders als dem Ohr, und der Gegenstand des Auges ist ein andrer als der des Ohrs. Die Eigentümlichkeit jeder Wesenskraft ist grade ihr eigentümliches Wesen, also auch die eigentümliche Weise ihrer Vergegenständlichung, ihres gegenständlich-wirklichen, lebendigen Seins. Nicht nur im Denken, ||VIII| sondern mit allen Sinnen wird daher der Mensch in der gegenständlichen Welt bejaht.

Andrerseits: Subjektiv gefasst: Wie erst die Musik den musikalischen Sinn des Menschen erweckt, wie für das unmusikalische Ohr die schönste Musik keinen Sinn hat, [kein] Gegenstand ist, weil mein Gegenstand nur die Bestätigung einer meiner Wesenskräfte sein kann, also nur so für mich sein kann, wie meine Wesenskraft als subjektive Fähigkeit für sich ist, weil der Sinn eines Gegenstandes für mich (nur Sinn für einen ihm entsprechenden Sinn hat) grade so weit geht, als mein Sinn geht, darum sind die Sinne des gesellschaftlichen Menschen andre Sinne wie die des ungesellschaftlichen; erst durch den gegenständlich entfalteten Reichtum des menschlichen Wesens wird der Reichtum der subjektiven menschlichen Sinnlichkeit, wird ein musikalisches Ohr, ein Auge für die Schönheit der Form, kurz, werden erst menschlicher Genüsse fähige Sinne, Sinne, welche als menschliche Wesenskräfte sich bestätigen, teils erst ausgebildet, teils erst erzeugt. Denn nicht nur die 5 Sinne, sondern auch die sogenannten geistigen Sinne, die praktischen Sinne (Wille, Liebe etc.), mit einem Wort der menschliche Sinn, die Menschlichkeit der Sinne wird erst durch das Dasein seines Gegenstandes, durch die vermenschlichte Natur. Die Bildung der 5 Sinne ist eine Arbeit der ganzen bisherigen Weltgeschichte." (MEW 40, S. 541*f)

↑(2) Jeremy Rifkin verwendet für "das, was sich verändert und verändern muss - in Deutschland rascher als etwa in den Vereinigten Staaten -, den Begriff der „Dritten Industriellen Revolution....

Er findet, dass „das Zusammentreffen von Internettechnologie und erneuerbaren Energien zu einer Umstrukturierung der zwischenmenschlichen Beziehungen von vertikal zu lateral“ führen müsse. Beides zusammen, dezentrale Energieerzeugung und dezentrale Kommunikation, beenden das Ölzeitalter, das geprägt war von riesigen Konzernen, von mächtigen Lobbys, von Hierarchien, von Befehlsketten.

Das Adjektiv „lateral“ ist in den meisten deutschen Wörterbüchern nicht zu finden. Aber es soll ja auch etwas Kommendes bezeichnen: eine Gesellschaft, in der die Menschen Seite an Seite leben, gleichberechtigt, auf gegenseitige Hilfe angewiesen, in ständigem Austausch. Dass Rifkin dabei zu sehr im Abstrakten bliebe, kann man ihm nicht vorwerfen. Für ihn soll die revolutionierte Gesellschaft auf fünf „Säulen“ stehen. Gemeint sind im Einzelnen: „der Umstieg auf erneuerbare Energien; die Umwandlung des Baubestands in Mikrokraftwerke, die die erneuerbaren Energien vor Ort erzeugen; der Einsatz von Wasserstoff- und anderen Energiespeichern in allen Gebäuden sowie an den Knotenpunkten dieser Infrastruktur zur Speicherung von unregelmäßiger Energie; die Nutzung der Internettechnologie, um das Stromnetz auf jedem Kontinent in ein Energy-Sharing-Netz (Intergrid) zu verwandeln; die Umstellung der Transportflotten auf Steckdosen- und Brennstoffzellenfahrzeuge, die Strom über ein intelligentes und interaktives kontinentales Stromnetz kaufen und verkaufen können“." (FAZ "Ein Weg, der Hoffnung wecken kann" vom 19.9.2011)

↑(3) "Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde." (MEW 25, Seite 501)

↑(4) Wertwachstum wurde zum Konsumwachstum, die reale Produktion zu dessen Nebenwirkung. Die Dienstleistung der Informationstechnologie wurde auf diese Weise zu einem selbständigen Agenturgeschäft und damit zum höchsten Verwertungsfaktor für den Verwertungszwang. Allein der Geldwert ist bedroht, weil er von den Fiktionen, die auf den Aktienmärkten bewegt werden, immer mehr beherrscht wird. Der Leitzins der EZB ist auf 0,15% abgestürzt, um den Geldwert auf seinem Minimum zu halten, um also nicht in die Rezession zu fallen. Das fürchten sie alle. Es steigert insgesamt das Risiko der Kredite und lässt die Aktienwerte aufblähen, bis sie früher oder später wieder wie Seifenblasen zerplatzen. Das einzig sichere, das sind die Renten. So war ja schon lange die Rede. Und so werden insgeheim die Rentenmärkte längst an die Geldmärkte der Banken abgetreten. Dort fließt nun das Geld der Zukunft, das niemand mehr in seinem Wert überschauen kann. Wer Geld für sich sparen will, wird es verlieren, weil es der Staat schon längst ausgegeben hat. Der Kapitalismus hat sich gegen seine eigenen Grundlagen verkehrt: Das Wertwachstum tritt nicht mehr als Wachstum der Märkte, sondern als in der Verschuldung der Menschen auf und das Konsumwachstum mit all seinen Folgen wird zu seiner einzigen realen Wertform. Um das diese Neubestimmung zu verdeutlichen und zu kommunizieren muss man den Kapitalismus auch anders bezeichnen: Feudalkapitalismus. Er funktioniert als Kapitalismus und Feudalismus zugleich, als ein gigantisches Schuldverhältnis, das dem Diktat des Kapitals weiterhin folgt. Und das frisst nun alles auf, was in seine Verfügung gelangt. Es herrscht nicht mehr durch Einkauf und Verzehr, sondern durch bloße Gewalt, durch Staatsgewalt, die im Recht des Gläubigers gegen seine Schuldner handelt. Und das sind die eigene Bürgen des Staats - ein Widersinn in sich.

↑(5) "Die öffentliche Schuld wird einer der energischsten Hebel der ursprünglichen Akkumulation. Wie mit dem Schlag der Wünschelrute begabt sie das unproduktive Geld mit Zeugungskraft und verwandelt es so in Kapital, ohne dass es dazu nötig hätte, sich der von industrieller und selbst wucherischen Anlage unzertrennlichen Mühwaltung und Gefahr auszusetzen. ...

Aber auch abgesehen von der so geschaffenen Klasse müßiger Rentner und von dem improvisierten Reichtum der zwischen Regierung und Nation die Mittler spielenden Finanziers ... hat die Staatsschuld die Aktiengesellschaften, den Handel mit käuflichen Effekten aller Art, die Agiotage (Gründergewinn von Aktiengesellschaften) emporgebracht, in einem Wort: das Börsenspiel und die moderne Bankokratie." (Karl Marx, Kapital I, MEW 23, 782f).",

↑(6) Das verlangt eine praktisch grenzenlose Beschleunigung der Produktionszeiten und der Abnahme der Produkte, der Konsumtion. Zugleich wurde die Arbeitslosigkeit durch das gigantische Wachstum der Produktivität zu einem realökonomischen Problem, da von der sogenannten Realökonomie in absehbarer Zeit nur noch 20% der Bevölkerung überhaupt beschäftigt werden können.

"20 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung würden im kommenden [im 21.] Jahrhundert ausreichen, um die Weltwirtschaft in Schwung zu halten. "Mehr Arbeitskraft wird nicht gebraucht", meint Magnat Washington SyCip. Ein Fünftel aller Arbeitssuchenden werde genügen, um alle Waren zu produzieren und die hochwertigen Dienstleistungen zu erbringen, die sich die Weltgesellschaft leisten könne. Diese 20 Prozent werden damit aktiv am Leben, Verdienen und Konsumieren teilnehmen - egal, in welchem Land." (S. 12 f "Die Globalisierungsfalle" von Hans-Peter Martin und Harald Schumann)

Um eine permanente Negativverwertung aufrecht zu erhalten, müssen die Dienstleister selbst in die Sucht zu einer Konsumtion von unsinnigen Produkten getrieben werden, die dennoch die Gebühren für ihre Lebenshaltung bezahlen konnten. Mehrwert lässt sich so auch durch Lohnabzug für diese Kosten realisieren. Das Programm basiert auf Staatsverschuldung und Sparzwang, auf einem Schuldgeldsystem, das schier unendlich zu sein verspricht, soweit immer mehr Menschen konsumsüchtig werden können. Und so frohlockte man schon in den 90ger Jahren mit einem Programm, welches das Potenzial einer permanenten Konsumsteigerung haben sollte: Das Tittytainment. So nannte das der alte Haudegen Briezmski, ein ehemaliger Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy Carter. Die Menschen sollten an den Titten des Kapitals zum ewigen Konsum regredieren.

↑(7) "Da die Staatsschuld ihren Rückhalt in den Staatseinkünften hat, die die jährlichen Zins- usw. Zahlungen decken müssen, so wurde das moderne Steuersystem notwendige Ergänzung des Systems der Nationalanleihen. Die Anleihen befähigen die Regierung, außerordentliche Ausgaben zu bestreiten, ohne dass der Steuerzahler es sofort fühlt, aber sie erfordern doch für die Folge erhöhte Steuern. Andererseits zwingt die durch Anhäufung nacheinander eingegangener Schulden verursachte Steuererhöhung die Regierung, bei neuen außerordentlichen Ausgaben stets neue Anleihen aufzunehmen. Die modernen Staatsfinanzen, deren Drehungsachse die Steuern auf die notwendigsten Lebensmittel (also deren Verteuerung) bilden, trägt daher in sich selbst den Keim automatischer Progression. Die Überbesteuerung ist nicht ein Zwischenfall, sondern vielmehr Prinzip. ...
Der zerstörende Einfluss, den es auf die Lage der Lohnarbeiter ausübt, geht uns hier jedoch weniger an als die durch es bedingte gewaltsame Enteignung des Bauern, des Handwerkers, kurz aller Bestandteile der kleinen Mittelklasse." (Karl Marx, Kapital I, MEW 23, 784).",

↑(8) Waren die sozialen Funktionen ursprünglich noch an die wirklichen Arbeits- und Lebensverhältnisse gebunden, so werden sie in ihrer bedingungslosen Selbstbestimmtheit zu einem Funktionalismus, dem die Menschen sowohl sachlich wie zwischenmenschlich unterworfen sind. Man mag das als Fortschritt ansehen, wenn man darin irgend einen Nutzen feststellen kann, einen Nutzen, der so willkürlich aufgeht wie er auch abgeht und damit einen Anschein von einer unbeschränkten, einer unendlichen Nützlichkeit bekommt. Aber es macht gerade diese abstrakte Nützlichkeit jede Beziehung zu einer unbedingten, jedes Verhältnis zu einem Notwendigen, ohne dass hierin die Not noch wirklich auftreten kann, die dahinter steht, die man wahr hat, ohne sie wahrzunehmen. Alle Reflexion hierüber wird zu einer Ideologie von Funktionalität, die sich jenseits jeglicher Wirklichkeit auf eine Systematik bezieht, die niemand mehr wirklich bestimmen oder kontrollieren kann. Mit dieser Ideologie des Funktionalismus, der auch theoretisch im Konstruktivismus definiert und durch die Systemtheorien ausgeführt wird, müssen wir uns daher auch befassen.

↑(9) Nur wo gesellschaftliche Entscheidungen für die Menschen sinnvoll und zugleich nützlich sind, wo politische Beschlussfassungen ihre Leben ergänzen und weiterbringen, kann es auch menschliche Geschichte in ihrer Lebenswirklichkeit geben. Der Nutzen ohne Sinn kann nur als Autorität bestehen, als Autorität einer Gemeinschaft, die ihren Gemeinsinn als Abstraktes Sollen gegen die einzelnen richtet, um als Ganzes zu bestehen, als ein Ganzes ohne Sinn füreinander, als Verein, dessen dem äußerlichen Zweck das Tun und Lassen der Menschen bestimmt. Aber dies vollzieht sich in seiner Abstraktion vom wirklichen Leben der Menschen, in der Allgemeinheit der Reduzierung ihres Lebens auf das abstrakt Allgemeine ihrer Verhältnisse. Weil der Nutzen nur im Ganzen Sinn haben kann, in der sinnvollen Ergänzung nützlicher Beziehungen seinen gesellschaftliche Sinn erfährt und realisiert, können sich menschliche Beziehungen auch nur in ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit entwickeln.

Nutzen an sich gibt es nicht. Es ist eine Illusion des Bürgertums, die auch schon Karl Marx als Grundlage bürgerlicher Beziehungen beschrieben hat, die in der Zerteilung ihrer Entstehung (siehe Teilung der Arbeit) sich als Beziehung von Objekten verwirklichen muss, welche die Menschen sich selbst unterwirft, sie in Objekt-Objekt-Verhältnisse stellt, worin sie auch nur als Objekte subjektiv sein können. Und er beschreibt, woraus diese objektive Subjektivität des Nutzens schon in der "Maskerade der Sprache", der Kommunikation selbst besteht:

"Die Maskerade in der Sprache hat nur dann einen Sinn, wenn sie der unbewußte oder bewußte Ausdruck einer wirklichen Maskerade ist. In diesem Falle hat das Nützlichkeitsverhältnis einen ganz bestimmten Sinn, nämlich den, daß ich mir dadurch nütze, daß ich einem Andern Abbruch tue. In diesem Falle ist ferner der Nutzen, den ich aus einem Verhältnisse ziehe, diesem Verhältnisse überhaupt fremd, wie wir ... beim Vermögen sahen, daß von jedem Vermögen ein ihm fremdes Produkt verlangt wird, eine Beziehung, die durch die gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmt ist - und diese ist eben die Nützlichkeitsbeziehung. Dies Alles ist wirklich bei dem Bourgeois der Fall. Ihm gilt nur ein Verhältnis um seiner selbst willen, das Exploitationsverhältnis; alle andern Verhältnisse gelten ihm nur so weit, als er sie unter dies eine Verhältnis subsumieren kann, und selbst wo ihm Verhältnisse vorkommen, die sich dem Exploitationsverhältnis nicht direkt unterordnen lassen, subordiniert er sie ihm wenigstens in der Illusion. Der materielle Ausdruck dieses Nutzens ist das Geld, der Repräsentant der Werte aller Dinge, Menschen und gesellschaftlichen Verhältnisse." (MEW 3, S. 394 f).

↑(10) „Jedes Produkt ist ein Köder, womit man das Wesen des andern, sein Geld, an sich locken will, jedes wirkliche oder mögliche Bedürfnis ist eine Schwachheit, die die Fliege an die Leimstange heranführen wird – allgemeine Ausbeutung des gemeinschaftlichen menschlichen Wesens, wie jede Unvollkommenheit des Menschen ein Band mit dem Himmel ist, eine Seite, wo sein Herz dem Priester zugänglich; jede Not ist eine Gelegenheit, um unter dem liebenswürdigsten Schein zum Nachbarn zu treten und ihm zu sagen: Lieber Freund, ich gebe dir, was dir nötig ist; aber du kennst die Conditio sine qua non; du weißt, mit welcher Tinte du dich mir zu verschreiben hast; ich prelle dich, indem ich dir einen Genuß verschaffe“ (MEW 40, Seite 547)

↑(11) Der Nutzen der Dinge ist als Gebrauchswert die Bedingung eines jeden Tauschverhältnisses. Er beinhaltet Vergänglichkeit auf der einen Seite durch den Verbrauch, durch die Vernutzung der Dinge. Auf der anderen existiert eine Ware nicht als dies vergängliche Ding, sondern als ein Ding, das zugleich einen Tauschwert hat, der sich beim Tausch an allen anderen Tauschwerten relativiert. Gesellschaftlich besteht die Ware nur durch ihre Relativität, durch die Relationen ihrer Tauschwerte auf dem Markt und daher durch den Nutzen des Geldes. Durch die beständige Allgemeinheit des Kaufens und Verkaufens, in welchem ihre Produktion und ihr Verzehr bestimmt sind, ist ein Ding überhaupt nur Ware und hat nur darin seinen Wert. Es existiert gesellsc haftlich überhaupt nur durch den fortwährenden Händewechsel, beim stetigen Wechsel überhaupt, der Stetigkeit des Abbruchs seiner Existenz und seiner Verwertung. Das ließ auch Goethe schon den Teufel sagen: "So ist denn alles was besteht, wert, dass es zugrunde gaht" (Faust I). Es ist ein teuflisches Prinzip. Und Marx hat ihn darin zitiert und dieses als das wesentliche Prinzip der Marktwirtschaft analysiert. Es herrscht allein durch seine Güte, durch die seligmachende Gnade der Funktion seiner Nützlichkeit. Eine Ware ist ein Ding, das in möglichst kurzer Zeit vom Markt verschwinden muss, um neuer Ware Platz zu machen, um viel Wert zu realisieren Ihre gesellschaftliche Existenz ist kurz undin großer Masse. Schnell gewechselt ist viel verdient. Ex und Hopop. Und vor allem billig!. Wert und Peis. Vergangenheit und Gegenwart.

↑(12) "Teils zeigt sich diese Entfremdung, indem die Raffinierung der Bedürfnisse und ihrer Mittel auf der einen Seite die viehische Verwildrung, vollständige, rohe, abstrakte Einfachheit des Bedürfnisses auf der andren Seite produziert; oder vielmehr nur sich selbst in seiner gegenteiligen Bedeutung wiedergebiert. …

Keiner seiner Sinne existiert mehr, nicht nur nicht in seiner menschlichen Weise, sondern in einer unmenschlichen, darum selbst nicht einmal tierischen Weise. Die rohsten Weisen (und Instrumente) der menschlichen Arbeit kehren wieder, wie die Tretmühle der römischen Sklaven zur Produktionsweise, Daseinsweise vieler englischen Arbeiter geworden ist. Nicht nur, daß der Mensch keine menschlichen Bedürfnisse hat, selbst die tierischen Bedürfnisse hören auf. …

Der Wilde, das Tier hat doch das Bedürfnis der Jagd, der Bewegung etc., der Geselligkeit. - Die Vereinfachung der Maschine, der Arbeit wird dazu benutzt, um den erst werdenden Menschen, den ganz unausgebildeten Menschen - das Kind - zum Arbeiter zu machen, wie der Arbeiter ein verwahrlostes Kind geworden ist. Die Maschine bequemt sich der Schwäche des Menschen, um den schwachen Menschen zur Maschine zu machen." (MEW 40, S. 548)

↑(13) Es war eben nicht die Kommunikation selbst, die den kommunikativen Fortschritt begründet hatte. Wer jeden Tag immer nur das Gleiche zu sagen hat, diesselb Beziehung einfach immer nur wiederholt, nur zu sich nimmt, was er schon kennt, weil seine Gewohnheit ihn beruhigt, der wird den Sinn für das verlieren, wovon er lebt. Wer alles mit Geld erwerben kann, wird es nicht mehr wirklich genießen können. Wenn es in der Sinnlildung nicht reichhaltiger wird, zerteilt der Nutzen, den es hat, die Sinne seiner Natur, die sich in ihm vereinen, zerteilen sich die Zusammenhänge, durch die es überhaupt Wirkung hat, zu einer bloß äußerlichen Funktion. Und darin entfremdet sich seine Natur. Er wird in der bloßen Wiederholung zu einer Form für sich, zu einer Formel, die in ihrer Wiederholung nur fremde Zwecke vermehrt, sich von sich selbst abstösst, indem sie sich verallgemeinert, Zerteilung produziert wo sie Vermehrung schafft.

↑(14) In der bloßen Kommunikation wird daher der Nutzen der Sprache selbständig gegen den Sinn seiner gesellschaftlichen Herkunft gewendet, wird zu einer Sprache, die ausspricht was sein soll, was aber nicht sein kann, was selbst nur eine Idee, eine Vorstellung von dem ist, was hiergegen Wirkung verschafft, was unzerbrechlich erscheinen soll, weil es längst gebrochen ist, was in das Große und Ganze eingefügt werden soll, das nicht mehr ganz wirklich ist aber wirklich ganz erscheinen muss - eben um auch als gebrochenes Ganzes fügsam zu werden. So kann man damit getrost weiterkommen, mit reden, mit interpretieren, auf jedem Fall dabei sein, ohne wirklich zu begreifen, was in Wirklichkeit geschieht. Was öffentlich gemacht wird, wird damit zugleich verborgen. Und das funktioniert immer, wo ein Unheil herrscht, wo etwas nicht stimmen kann, weil es nur sein darf, wenn es stimmig gemacht wird. Sprache selbst wird ideologisch, zum Medium des Funktionalismus, dem sie selbst Folge leistet.

↑(15) Die Konzerne der Werbeagenturen konnten eine ungeheuere Nachfrage und ein Preispotenzial bilanzieren, das überhaupt nur aus Dienstleistung ohne reale Produktion bestand. Es war ihr fiktives Kapital das sich nur als Preis von Absatzkalkulationen darstellte. Sie finanzierten den Aufbau des Internet und dessen Betrieb macht heute ein Vielfaches von dem aus, was noch real produzierte Werte darstellen kann. Ihre Leistung bestand nicht nur aus der Beschleunigung der Umsätze, sondern vor allem der Kapitalumschläge und der Minimalisierung ihrer Produktionszeiten, wodurch tatsächlich auch Mehrwert zu erzeugen ist, auch wenn der nur noch in Spekulationen auf den Aktienmärkten zirkuliert

Die Medien der Kommunikation kosten daher fast nichts, sodass jeder mit jedem das kommunizieren kann, was er in einer Kultur zu vermiteln hat, die ihre Sache nicht mehr nötig hat und deshalb alles verständig macht, versachlicht, was keinen Verstand braucht. Wo sich die Menschen am wenigsten zu sagen haben, wird am meisten geredet, weil es gleichgültig ist, weil Sprache selbst nur noch den Glauben vermittelt, dass alles im Großen und Ganzen gleich gut ist oder gut wird, wenn man nur dran glaubt. So können auch Worte und Bilder nützlich werden, weil prominent wird, was bloßes Erleben begeistert, was im zwischenmenschlichen Erlebnis wahrgehabt wird und allein schon aus der bloßen Wahrnehmung heraus schon verstanden sein solll, weil es vielleicht lustig oder spannend ist, vielleicht betörend, zumindest aber ihr eine Identität verleiht, die sie in ihrem Gegenstand nicht mehr finden kann. Da begeistert schon auch, was seinen Geist längst verlassen hat. Und weil es in diesem Sinn vor allem für die Kommunikation nützlich ist, verliert sich darin der Sinn, den es hatte, bevor es zum Medium des Erlebens geworden war. Alles was nütz, bekommt seine Funktion. Die Sprache selbst wird funktionalisiert, indem sie in allen Facetten bebildert wird, ihre Wahrnehmungen schon sinnbldlich beherrscht, bevor sie zu einer Erkenntnis gelangen kann, ihre Erregung auflöst und beruhigt. Wahrnehmung stellt sich vor alle Erkenntnis, indem sie vorstellt, was ihre Wahrheit unkenntlich macht.. Was nicht wirklich wahr sein soll wird vertauscht in Worte und Begriffe, die es erträglich machen, wo es nicht zuträglich ist. Um zu funktionieren ändert sich die Sprache selbst. Anglizismen sollen Betroffenheit umgehen. Wer cool ist, steht drüber. Derweil haben die Sozialpsychologen entdeckt, dass coole Kinder weitaus mehr Kränkungen, Ängste und Widersprüche in sich rumtragen, als uncoole.

↑(16) Nicht was der Grund einer nützlichen Anwendung ausmacht, seine Wirtschaftlichkeit, vermehrt sich in solchen Verhältnissen, sondern lediglich ihre Verwertung. Im Selbstzweck verselbständigt sich nicht nur seine Funktion; sie verliert auch ihren Sinn. Seine Erfinder werden von ihren Produkten überholt, seine Produktivität zur Macht der Gewohnheit einer Entleerung: Verödung. Wertwachstum tritt an die Stelle von Wirtschafttswachstum und frisst auf, was dafür nützlich ist, schafft Vereinseitigung, wo seine Anwendung vervielfacht wird. Es ist wider seine Natur, wird zu einer Kultur, die sich sinnlos macht: Zu einer Monokultur, die alleine ihrer Verwertung dienlich ist und für die alles gut ist, was ihre Einseitigkeit bestärkt.

Es ist nur die Natur der Bedürfnisse, die hierin verödet, sondern die Lebensproduktion selbst. Ihre Zerstörung geht schleichend voran. Die Reduktion der Natur auf eine massenhafte Vernutzung für ihre Vewertung zeigt schon lange ihre Wunden und wird zu einer Katastrophe, die alles ergreift. Doch es ist keine Naturkatastrophe, das weiß man inzwischen schon. Die bloße Vervielfachung des Ertrags pro Naturstoff und Erzeuger belastet nicht nur, sie macht krank, weil sie Mensch und Natur kränkt. Sie ist nicht nur eine Last, etwa eine Belastung der Umwelt, sondern ein innere Störung, die immer tiefer greift, indem sie die Zusammenhänge der Natur durch ihre Eingriffe manipuliert und ihr natürliches Wachstum durch den Zweck des Wertwachstums verkrüppelt. Die Agrarwirtschaft unter Verwertungszwang erzeugt hinfällige Produkte. Die Erdboden selbst wird durch den künstlich aufgepuschten Anbau von Getreide und Früchte und durch den grenzenlosen Abbau der Rohstoffe denaturiert. Durch Eingriffe wie Genmanipulation und Pestizite wird die Immunresistenz allgemein geschwächt, durch vereinseitigte Lebensformen der Stoffwechsel überhaupt entsubstantiviert

Unter den Formbestimmungen der bürgerlichen Gesellschaft war schon immer jeder Fortschritt zugeich negativ bestimmt, weil er nur über Konkurrenzverhältnisse vergesellschaftet wird. Eine Erfindung, die den Nutzen optimiert und damit die Wirtschaftlichkeit der Gebrauchswerte und Produktionsmittel erhöht, geht in den Lebensstandard ein und wird dort schnell zur Gewohnheit des Alltags, der damit aber nicht unbedingt reichhaltiger wurde. Im Gegenteil:

"Die viel größeren Kosten, womit überhaupt ein auf neuen Erfindungen beruhender Betrieb betrieben wird, verglichen mit den späteren, auf seinen Ruinen, seinen Überresten, aufsteigenden Unternehmen. Dies geht so weit, dass die ersten Unternehmer meist Bankrott machen und erst die späteren, in deren Hand Gebäude, Maschinerie etc. billiger kommen, florieren. Es ist daher meist die wertloseste und miserabelste Sorte von Geldkapitalisten, die aus allen neuen Entwicklungen der allgemeinen Arbeit des menschlichen Geistes und ihrer gesellschaftlichen Anwendung durch kombinierte Arbeit den größten Profit zieht." (MEW 25, Seite 113*f)

↑(17) "Man hat gesehn, daß die Geldform nur der an einer Ware festhaftende Reflex der Beziehungen aller andren Waren. Daß Geld Ware ist, ist also nur eine Entdeckung für den, der von seiner fertigen Gestalt ausgeht, um sie hinterher zu analysieren. Der Austauschprozeß gibt der Ware, die er in Geld verwandelt, nicht ihren Wert, sondern ihre spezifische Wertform. Die Verwechslung beider Bestimmungen verleitete dazu, den Wert von Gold und Silber für imaginär zu halten.Weil Geld in bestimmten Funktionen durch bloße Zeichen seiner selbst ersetzt werden kann, entsprang der andre Irrtum, es sei ein bloßes Zeichen. Andrerseits lag darin die Ahnung, daß die Geldform des Dings ihm selbst äußerlich und bloß Erscheinungsform dahinter versteckter menschlicher Verhältnisse. In diesem Sinn wäre jede Ware ein Zeichen, weil als Wert nur sachliche Hülle der auf sie verausgabten menschlichen Arbeit.Indem man aber die gesellschaftlichen Charaktere, welche Sachen, oder die sachlichen Charaktere, welche gesellschaftliche Bestimmungen der Arbeit auf Grundlage einer bestimmten Produktionsweise erhalten, für bloße Zeichen, erklärt man sie zugleich für willkürliches Reflexionsprodukt der Menschen." (MEW 23, S.105)

↑(18) "Die Möglichkeit ... der Abweichung des Preises von der Wertgröße, liegt ... in der Preisform selbst. Es ist dies kein Mangel dieser Form, sondern macht sie umgekehrt zur adäquaten Form einer Produktionsweise, worin sich die Regel nur als blindwirkendes Durchschnittsgesetz der Regellosigkeit durchsetzen kann." (Karl Marx, MEW 23, 117).

↑(19) Die bisherigen kleinen Mittelstände, die kleinen Industriellen, Kaufleute und Rentiers, die Handwerker und Bauern, alle diese Klassen fallen ins Proletariat hinab, teils dadurch, daß ihr kleines Kapital für den Betrieb der großen Industrie nicht ausreicht und der Konkurrenz mit den größeren Kapitalisten erliegt, teils dadurch, daß ihre Geschicklichkeit von neuen Produktionsweisen entwertet wird. So rekrutiert sich das Proletariat aus allen Klassen der Bevölkerung." (MEW 4, Seite 469)

↑(20) "Soweit der Wert der Arbeitskraft steigt, weil der Wert der zu ihrer Reproduktion nötigen Lebensmittel steigt, oder umgekehrt fällt, weil der Wert dieser Lebensmittel fällt – und Wertsteigerung und Entwertung des variablen Kapitals drücken weiter nichts aus als diese beiden Fälle –, so entspricht ... Fallen des Mehrwerts dieser Wertsteigerung und Wachsen des Mehrwerts dieser Entwertung." (Karl Marx, MEW 25, 124).

↑(21) Die Geldbesitzer mussten immer schon Geld vorschießen, um den wirtschaftliche Fortschritt an Profit einzulösen. Ihr Reichtum entstand immer erst auf den Märkten, wo die Produkte gegen Geld getauscht wurden. Die Arbeitsleute mussten ihre Kraft vorschießen, um sich durch deren Lohn ernähren zu können. Sie hatten nur die Nutzung ihrer Kraft zu verkaufen und wurden dabei selbst zu einem bloßen Teil der Kapital bildenden Maschinerie. Mit dem Weberaufstand zeigte sich die Spaltung der Besitzformationen im Elend der Abhängigen und im Reichtum der Besitzer unmittelbar an den Arbeitstätten. Maschinen wurden zu Konkurrenten der Menschen, die ihnen naturgemäß immer unterlagen, weil sie nicht über sie verfügen konnten. Oft war Maschinenstürmerei ihre Reaktion. Sie zerstörten die Maschinen, von denen sie glaubten, dass sie ihre Existenz bedrohten, weil sie die Aneignungsrechte ihrer Produkte als höhere Rechte, als göttlich bestimmtes Lebenrecht ansahen. Doch gegen den gesellschaftlichen Fortschritt der Automation konnten sie nicht ankommen. Es war immer das allgemeine Verhältnis, die gesellschaftliche Form, in der die Geschichte der Arbeit sich verwirklichte. Wer als Einzelner eine Funktion bekämpft, die ihm eigentlich nützen könnte, wäre er von ihr nicht isoliert, der bekämpft immer auch sich selbst, weil er sich im Allgemeinen verliert. Nur im gesellschaftlichen Zusammenhalt, in der Gewissheit über die Zusammenhänge ihrer Kraft, können Menschen die Allgemeinform ihrer Gesellschaft verändern. Der Aufstand der Einzelnen verliert sich in der Geschichte, wo er im Allgemeinen nichts bewirkt. Er zersplittert im Maß seiner Erregung, wo ihm das Bewusstsein darüber fehlt, was er gesellschaftlich zu bewirken vermag.

↑(22) "Jede neue Erfindung, welche es ermöglicht, in einer Stunde zu produzieren, was bisher in zwei Stunden produziert wurde, entwertet alle gleichartigen Produkte, die sich auf dem Markt befinden. Die Konkurrenz zwingt den Produzenten, das Produkt von zwei Stunden ebenso billig zu verkaufen wie das Produkt einer Stunde." (Karl Marx, Elend der Philosophie, MEW 4, 94).

↑(23) "Als allgemeine Form des Reichtums steht [dem Geld] die ganze Welt der wirklichen Reichtümer gegenüber. Es ist die reine Abstraktion derselben, - daher so festgehalten bloße Einbildung. Wo der Reichtum in ganz materieller, handgreiflicher Form als solcher zu existieren scheint, hat er seine Existenz bloß in meinem Kopf, ist ein reines Hirngespinst. (Midas). Andrerseits, als materieller Repräsentant des allgemeinen Reichtums wird es bloß verwirklicht, indem es wieder in Zirkulation geworfen, gegen die einzelnen besondren Weisen des Reichtums verschwindet. In der Zirkulation bleibt es als Zirkulationsmittel; aber für das aufhäufende Individuum geht es verloren, und dies Verschwinden ist die einzig mögliche Weise, es als Reichtum zu versichern. Die Auflösung des Aufgespeicherten in einzelnen Genüssen ist seine Verwirklichung. Es kann nun wieder von andren einzelnen aufgespeichert werden, aber dann fängt derselbe Prozeß von neuem an. Ich kann sein Sein für mich nur wirklich setzen, indem ich es als bloßes Sein für andre hingebe. Will ich es festhalten, so verdunstet es unter der Hand in ein bloßes Gespenst des wirklichen Reichtums. Ferner: Das Vermehren desselben durch seine Aufhäufung, daß seine eigne Quantität das Maß seines Werts ist, zeigt sich wieder als falsch.
Wenn die andren Reichtümer sich nicht aufhäufen, so verliert es selbst seinen Wert in dem Maß, in dem es aufgehäuft wird. Was als seine Vermehrung erscheint, ist in der Tat seine Abnahme. Seine Selbständigkeit ist nur Schein; seine Unabhängigkeit von der Zirkulation besteht nur in Rücksicht auf sie, als Abhängigkeit von ihr. Es gibt vor, allgemeine Ware zu sein, aber ihrer natürlichen Besonderheit wegen ist es wieder eine besondre Ware, deren Wert sowohl von Nachfrage und Zufuhr abhängt als er wechselt mit seinen spezifischen Produktionskosten. Und da es selbst in Gold und Silber sich inkarniert, wird es in jeder wirklichen Form einseitig; so daß, wenn das eine als Geld - das andre als besondre Ware und vice versa erscheint, und so jedes in beiden Bestimmungen erscheint. Als der absolut sichre, ganz von meiner Individualität unabhängige Reichtum, ist es zugleich als das mir ganz äußerliche, das absolut unsichre, das durch jeden Zufall von mir getrennt werden kann. Ebenso die ganz widersprechenden Bestimmungen desselben als Maß, Zirkulationsmittel, und Geld als solches. Endlich in der letzten Bestimmung widerspricht es sich noch, weil es den Wert als solchen repräsentieren soll; in der Tat aber nur ein identisches Quantum von veränderlichem Wert repräsentiert." (MEW 42, S. 160)

↑(24) "Die Quantität des Geldes wird immer mehr seine einzige mächtige Eigenschaft; wie es alles Wesen auf seine Abstraktion reduziert, so reduziert es sich in seiner eigenen Bewegung als quantitatives Wesen. Die Maßlosigkeit und Unmäßigkeit wird sein wahres Maß. …

Das Privateigentum weiß das rohe Bedürfnis nicht zum menschlichen Bedürfnis zu machen; sein Idealismus ist die Einbildung, die Willkür, die Laune, und ein Eunuche schmeichelt nicht niederträchtiger seinem Despoten und sucht durch keine infameren Mittel seine abgestumpfte Genußfähigkeit zu irritieren, um sich selbst eine Gunst zu erschleichen, wie der Industrieeunuche, der Produzent, um sich Silberpfennige zu erschleichen, aus der Tasche des christlich geliebten Nachbarn die Goldvögel herauszulocken, … sich seinen verworfensten Einfällen fügt, den Kuppler zwischen ihm und seinem Bedürfnis spielt, krankhafte Gelüste in ihm erregt, jede Schwachheit ihm ablauert, um dann das Handgeld für diesen Liebesdienst zu verlangen." (MEW 40, Seite 547)

↑(25) Die tiefste Niedertracht des Kapitalismus steckt darin, dass die Menschen auf ihre Not verwiesen werden, um sie in eine Verwertungsmacht zu zwingen, sie zu verarmen, um sie an ihre Armut zu fesseln. Denn in der Armut verliert sich jede Kraft, auch die Kraft zummWiderstand.

"Der Sinn, den die Produktion in bezug auf die Reichen hat, zeigt sich offenbart in dem Sinne, den sie für die Armen hat; nach oben ist die Äußerung immer fein, versteckt, zweideutig, Schein, nach unten hin grob, gradheraus, offenherzig, Wesen. Das rohe Bedürfnis des Arbeiters ist eine viel größere Quelle des Gewinns als das feine des Reichen. Die Kellerwohnungen in London bringen ihren Vermietern mehr ein als die Paläste, d.h., sie sind in bezug auf ihn ein größrer Reichtum, also, um nationalökonomisch zu sprechen, ein größrer gesellschaftlicher Reichtum. – Und wie die Industrie auf die Verfeinerung der Bedürfnisse, ebensosehr spekuliert sie auf ihre Roheit, aber auf ihre künstlich hervorgebrachte Roheit, deren wahrer Genuß daher die Selbstbetäubung ist, diese scheinbare Befriedigung des Bedürfnisses, diese Zivilisation innerhalb der rohen Barbarei des Bedürfnisses." (MEW 40, Seite 551)

↑(26) Die Automation der Arbeit wäre ein ungeheuer Fortschritt der Menscheit, hätte er sich nicht durch den Verwertungsdruck der Märkte längst schon in sein Gegenteil verkehrt. Weil nur die menschliche Arbeit wertbildend sein kann, weil menschliche Arbeit nicht durch den gesellschaftlichen Sinn ihres Nutzens, durch die Synergie ihrer Ergänzungen, ihrer Reichtum bildende Kraft sich entwickeln kann, muss die Konkurrenz auf allen Märkten mit dem Wachstum der Produktivität verschärft werden. Der Irrsinn dieser Konkurrenz besteht darin, dass sie über ihren Lebensstandard, dem Durchschnitt der Lebensverhältnisse hinausschießen muss, nur um schließlich auf den Durchschnitt ihres Erfolgs zurückzufallen, auf eine Wertlage, die nicht den gesellschaftlichen Sinn und Zweck der Menschen, sondern lediglich das Quantum ihres Verwertungsniveaus befördert. Das war schon vor der Globalisierung durch die schon mit der Marktwirtschaft gegeben und wurde schließlich durch ihren Freihandel über die Schützzölle der Staaten hinweg totalisiert. Alle Algorithmen der Produktivität werden nämlich nur von einem einzigen Agorithmus beherrscht: dem Algorithmus ihrer Vermarktung, der Durchschnittsbildung ihrer gesellschaftlichen Verwertung, der Reduktion ihres Entfaltungspotenzials auf das, was den bestehenden Geldwert sichert und vermehrt. Im Durchschnitt wird jeder Fortschritt auf seine Vergangenheit reduziert, die Reichhaltigkeit der Beziehungen zur Vernutzung ihrer Vielfalt bestimmt.

↑(26a) Es ist nicht einfach nur eine Vorstellung, die verkehrt ist und auch nicht die Vernunft der Abstraktion, die Gedankenabstraktion, in der sich ein allgemeines Verhalten und dessen Verhältnisse darstellt. Unnützliches ist unnötog. Es ist die substanzielle Not, die entsteht, wenn diese Verhältnisse nicht erfült, nicht gefüllt werden. Ihre Nützlichkeit hängt nicht in der Luft. Die Natur der Sache, ihre Eigenschaften, sind nicht nur brauchbar, sondern zugleich natürliche Bedingung des Stofffwechsels. In ihrer bloßen Funktion für einen Nutzen herrscht die Gegenwart eines Mangels als Naturgewalt, wenn diese nicht erfüllt wird. In jeder Gesellschaft, gleich welcher Form, müssen die Dinge zum Leben der Menschen existieren. Als Gebrauchsgüter müssen sie für die Menschen da sein, um auch wirklich nützlich sein zu können, um zu funktionieren. Doch als isolierte Dinge, wie sie auf den Markt kommen, um in die Gesellschaft zu gelangen, um als Ware zu funktionieren, werden sie zu einer verselbständigten Naturgewalt, weil in solchen Verhältnissen die Menschen auch von der Naturmacht ihres gesellschaftlichen Verhältnisses getrennt sind. Es ist das Isolierte, das im Warentausch zur Ohnmacht gezwungen ist, weil und solange seine gesellschaftliche Vermittlung vor allem diese Isolation vermittelt, ihren natürlichen gesellschaftlichen Zusammenhang durch eine in der gesellschaftlichen Form ihrer Vermittlung erwirkte Trennung bezwingt. Das Ganze scheint nur durch Partikularitäten zu bestehen und das Partikulare besteht zugleich in einer ganzen Ohnmacht des Einzelnen. Was die gesellschafftliche Macht der Menschen wäre, wird zur Ohnmacht der Individuen, die nicht anders können, als für diese Gesellschaft nützlich, ihr dienstbar zu sein wie für eine Herrschaft, die sie dazu zwingt. Es ist ein uraltes Prinzip: "Teile und herrsche". Doch es ist nur die Herrschaft einer Abstraktion im Allgemeinen, das abstrakt Allgemeine einer Gesellschaft, die nichtwirklich als menschliche Gesellschaft existieren kann, solange die Menschen für den Markt arbeiten und ihr Leben über den Markt vermitteln.

↑(27) Diese Realabstraktion ist die Grundlage der Marktwirtschaft, ist das abstrakt Allgemeine, das die wirklichen Verhältnisse nicht nur regelt, sondern darin auch immer wieder den Beziehungen der Menschen und ihrer Natur, den Sinn entzieht, den sie zur Verwertung erzeugen müssen, nur im dabei zu bleiben, um damit existieren zu können. Gesetze mögen das im Einzelfall noch eindämmen, im Allgemeinen aber können sie es nicht aufhalten, wenn sie nicht die Marktwirtschaft selbst aufhalten, wenn sie nicht Konkurrenz und Wertwachstum, letztlich also die Verwertung von Geld unmöglich machen. Momentan müssen wir auch an den aktuellen Entwicklungen des sogenannten Freihandels erkennen, der diesen Kampf totalisiert, dass die zwischen den USA und Europa, letztlich dem Rest der Welt, in Entwicklung befindlichen Verträge, den Freihandelsabkommen (siehe hierzu z.B. TTIP, TISA oder CETA) überhaupt nur dem nützlich sind, was den Mehrwert befördert, indem die die Sorge um den Erhalt und das Fortkommen des Lebens kriminalisieren und ihre Ausschaltung zu einer wirtschatspolitischen Geheimsache machen.

↑(28) Es ist eine schlechte Unendlichkeit, die der Verwertungszwang erzeugt. Es erscheint so, als ob die Entwicklungen des Fortschritts, der Technologie und der Menschehit, die sogenannte Überbevölkerung, sprich: Arbeitslosigkeit, ihn nötig machen würden. In Wahrheit ist aber er es, der sich aus den immer größer werdenden Absatzproblemen auf den Weltmärkten von der Geschichte der Menschheit und ihres Stoffwechsels mit der Natur entfernt hat. Die Zerstörungskraft des Wertwachstums selbst erzeugt die Kosten, welche durch die Absurditäten des Mehrwerts mit sich bringen, die Zerstörung der Sinnzusammenhänge, die immer mehr Kosten zum Erhalt des Ganzen einfordern, zum Erhalt der Infrastrukturen, der Sozialvorsorge und der Banken, des Geldsystems überhaupt. Der Niedergang der synergetischen Prozesse soll durch die Totatlisierung der quanitativen ausgeglichen werden. Doch das ist die niederträchtigste Farce, die sich die Ideologen der Verwertung einfallen lassen. Die Natur selbst reicht nicht mehr aus, um das beizubringen, was dem Wertwachstum nötig ist, die Konsumtionsfähigkeit der Bevölkerung kommt mit den Zwängen des Wertwachstums nicht mehr mit. Staatsverschuldungen sollen das tragen, doch gerade Verschuldungen verlangen eine erhöhte Mehrproduktion gerade dort, wo die wirtschaftliche Krise zu einer Sinnkrise geworden ist.

↑(29) Alles wird in die eine Funktionalität der Abtötung gestellt, nur damit das Geld als allgemeines Verkehrsmittel seiner Besitzer noch seinen Wert halten kann, dass irgendwann die Zahlungsversprechen und ihre Verzinsung eingelöst werden können, die einer weltweiten Verschuldung im Maß eines Vielfachen der Weltproduktion entspricht. Das geht tatsächlich nicht ohne die Barbarisierung der Welt, wie sie Marx angesichts der Verwertung von Geld vorausgesagt hat, wenn die Menschen diesem Prinzip nicht endlich den Boden entziehen.