Wolfram Pfreundschuh (14.05.2010)

 

Die entfesselte Währung – der Zusammenbruch der Kreditwirtschaft 

 

Die Politik ist ganz offensichtlich panisch geworden. Über Nacht werden fundamentale Grundlagen des EU-Vertrags gekippt, ohne dass die üblichen parlamentarischen Absprachen vorbereitet werden konnten. Folgenschwere Staatsbürgschaften in noch nie da gewesenem Ausmaß wurden vergeben, die Währungen absichern sollen, die selbst deckungslos geworden waren. Wieder kursiert dieser dubiose Begriff von der großen Rettung, unlängst Rettungsschirm, jetzt Rettungsnetz. Rettung rundum, Schirm von oben - jetzt Netz von unten. Die Finanzjongleure, die ihr Luftsprünge so gerne auf dem Hochseil machen, verlassen sich mal wieder auf die Staaten, die sie retten, wenn das Geturne mal daneben geht. Ihre Kreditrisiken, das wussten sie schon immer, können sie ja nicht wirklich tragen, weil sie wenig wirklich zahlungsfähiges Geld haben. Sie vertrauen auf das System und machen systemische Defizite. Werden die Kredite, die sie den schwachen Euroländer gewährt hatten, nicht pünktlich abbezahlt, dann geht ihr Wert genauso in die Knie wie die damit gehaltene Währung dieser Länder. In der Eurozone stehen alleine von daher insgesamt 1.282 Milliarden Euro reale Staatsverschuldungen auf dem Spiel (Quelle: EU-Komminssion).

Doch niemand glaubt mehr so recht daran, dass die jetzt zugesagten 750 Milliarden Euro auf Dauer das System retten können, indem sie das Verschuldungsproblem der Schwachen wirklich lösen. Sie verlängern lediglich das Poblem, denn das Rettungsmaterial hat die selbe Substanz, wie das zu rettende, nämlich die eines bloßen Zahlungsversprechens das selbst den Retter in den Abgrund zieht, wenn es denn wahr gemacht werden sollte. Der ganze Finanzmarkt besteht ja vor allem aus Zahlungsversprechen, die durch eben solche gedeckt werden. Und man weiß es schon im Kleinen: Kredite, die selbst nur durch Kredite gedeckt sind, gehen zwangsläufig über die realen Verhältnisse hinaus.

Man erinnert sich daher jetzt auch wieder an Thailand, das 1997 durch einen einzigen Spekulanten, nämlich George Soros, fast über Nacht mehr als die Hälfte seines Geldwerts eingebüßt hatte. Der kassierte dabei 4 Milliarden Dollar Gewinn, weil er gewusst hatte, dass die thailändische Währung, der Bath, nicht mehr hinreichend sicher war, nachdem er von der Dollarwährung abgekoppelt worden war. Ist ein Währungsabsturz wahrscheinlich, dann kann man daran verdienen und ihn zugleich beschleunigen, indem man z.B. der unsicheren Währung selbst eine große Geldsummen entzieht, indem man die noch funktionierende Währung in eine sichere Fremdwährung eintauscht und damit mit Aktien auf den Niedergang der schwachen Währung mit Leerverkäufen spekuliert oder eine Kreditversicherung in solcher Währung abschließt.

Dass Derartiges jetzt mehreren schwachen Ländern im Euroraum blüht und deren Banken niedermacht und damit der Euro insgesamt aufgelöchert wird, musste nun befürchtet werden, weil sich entsprechende Kapitalbewegungen abzeichneten. Das war wohl die Grundlage für den Eilbeschluss des entsprechenden Gremiums im Europaparlament. Aber Kredit bleibt Zahlungsversprechen und faul bleibt faul. Tragend ist lediglich eine Hoffnung, dass es besser werden könnte – vielleicht, irgendwann, es ist lediglich ein Gezeter um Zeit im Glauben an eine bessere. Doch soll hierdurch jetzt Ruhe herrschen. Und die herrscht zumindest durch Gestik. Das gigantische Kapitalversprechen der Euroländer, das lediglich den Finanzmarktinteressen folgt und sie mal eben kurz beruhigt, soll nun als ganz große Politik verkauft werden, um die Bürgen, die Bürger der Geber- und Nehmerstaaten auch noch auf entsprechende Opfer vorzubereiten. Doch wenn Westerwelle dann plötzlich für einen starken Staat einstehen und Frau Merkel den „Primat der Politik“ durchsetzen will, dann ist das eine Lachnummer und man sollte sich wundern, wie und warum hier plötzlich die Rollen verdreht werden. „Es geht um den Schutz unseres Geldes“ sagt Merkel. Tatsächlich aber bedroht solche Politik selbst die Währung, die sie zu schützen vorgibt. Die Pfeiler der EU-Notenbank stürzen ein, wenn man damit dem deckungslosen Kredithandel Tür und Tor öffnet und jede Bank animiert, nicht mehr so genau hinzusehen, um ihr überschüssiges Geld durch mehr oder weniger faule Kredite in die Zirkulation zu werfen.

Aber die Überdimensionierung des Finanzkapitals, das inzwischen in einer Summe von 600 Billionen Dollar (so Professor Gerke in der ARD) um die Erde kreist, lässt alle erzittern und hat dann auch Frau Merkel veranlasst, ihre neuen Erkenntnisse über uralte Tatsachen im Bundestag neu zu formatieren: „Es geht um nicht mehr und nicht hat weniger, als um die Zukunft Europas“ – und damit meint sie das europäische Bankkapital. Man habe einen „Fehler“ in der Konstruktion der EU zu korrigieren, denn die Währungsunion funktioniere eben nicht ohne Wirtschaftsunion. Und die verlangt Zugriff auf die wirtschaftliche Basis. Man müsse da jetzt harte Regeln aufstellen und die Finanzpolitik, die Löhne und Agrarprodukte unter allgemeinen Wachstumsbestimmungen bewerten und beeinflussen. Aha! Wir sind also auf dem Weg zum Totalitarismus des vereinigten europäischen Kapitals, das in alle Wirtschaftsbereiche noch tiefer vordringen will, als es dies bisher schon betreibt.

Aber eigentlich gibt es ja Geld in Hülle und Fülle – nein, eigentlich nur in Hülle. Die Fülle, also frisches Geld aus der Warenzirkulation, das es erneuern könnte, fehlt allerorten, weil viele Kredite nicht unbedingt ihr Geld wert sind. Das ist der Knackpunkt. Aber gerade an dem Geld, das hier helfen soll, am Geld Europas, das hier versprochen wurde, also am Euro als reales Zahlungsmittel, fehlt es inzwischen bereits überall. Nicht nur in den Lohntüten, nicht nur in den Sozialkassen, nicht nur in den Steuereinnahmen, sondern auch in den Kassen der kommunalen Selbsterhaltung, in den Kassen der Länder und Kommunen, die nicht mehr in der Lage sind, die gesetzlich gebotene Anzahl der Kitas bereit zu stellen, die Schulen und Altersheime zu sanieren, die Krankenhäuser zu finanzieren, die Schwimmbäder, Museen und Theater zu erhalten und ihre Parkanlagen, Straßen und Wege adäquat zu pflegen. Wer das „Geld zu schützen“ will, wie Frau Merkel, der täte weit besser, hier Geld in Umlauf zu bringen und Altersrenten und Sozialhilfesätze zu erhöhen, denn hier wäre der reale Geldumlauf, der Umlauf von Geld als Zahlungsmittel. Wer an diese Funktion des Geldes glaubt, für den wäre diese Zirkulation zumindest volkswirtschaftlich weit erfolgreicher, würde wirtschaftlich sinnvolle Arbeit finanzieren, Arbeitsplätze schaffen, Billiglöhne überflüssig machen und die Reproduktion der Infrastrukturen, also die tatsächlichen Staatsaufgaben, absichern.

Aber darum geht es längst nicht mehr. Geld als Zahlungsmittel stellt inzwischen eine Belastung der Kapitalwirtschaft dar, weil es als dieses reale Mittel, als Mittel der Realwirtschaft, die von Investitionen und Warenabsatz abhängt, weitgehend unrentabel geworden ist, nicht genug erwirtschaften kann, wie es zur Deckung der gigantischen Kapitalmasse nötig hätte. Die realen Umsätze belaufen sich weltweit maximal auf 48 Billionen Dollar, sind also ein verschwindender Teil des zirkulierenden Finanzkapitals von 600 Billionen Dollar. Man braucht aber das frische Geld als Schmiermittel des Geldumlaufs und muss es also als Urquelle eines jeglichen Finanzwesens voraussetzen. Letztres sollen die Staaten garantieren, damit es als Weltmacht funktionieren kann. Und das ist das eigentliche Problem, das die Globalisierung mit sich gebracht hat: Die Verselbständigung der Finanzmärkte steht gegen die Lebensverhältnisse der Menschen überhaupt und soll dennoch durch diese verbürgt werden. Und diese Bürgschaft verpflichtet nicht nur die bestehende und nächsten Generationen zum ewigen Schuldner, sondern betreibt selbst auch schon die Aufzehrung der letzten Substanzen menschlicher Existenz, indem das Finanzkapital auf den internationalen Devisenmärkten selbst gegen deren Wertsubstanz spekuliert und daher die Finanzpolitik der Länder, also die Vermittlung ihrer Tauschwerte, die Bewertung ihrer Produkte, unmittelbar bestimmt.

Das Finanzkapital bestimmt die Wertverhältnisse, aus denen es hervorgegangen ist. Und wie das möglich ist und was das mit diesen Verhältnissen auch wirklich zu tun hat, darum soll heute gehen. Es wird sich zeigen, dass der „entfesselte Kapitalismus“ nichts anderes ist als die logische Konsequenz des Kapitalismus selbst, der seine Schranken nur noch überwinden kann, indem er die Währungssysteme selbst entfesselt. Und die „entfesselte Währung“ ist es, was der Finanzmarkt nutzt und  zum Diktat einer weltweiten Staatsverschuldung forttreibt. Jeder kann sich ihrer bedienen, wenn er das Geld hierfür hat.

Um das Ineinandergreifen der Finanzspekulation mit dem Devisenhandel zu verstehen, ist es nötig, die Funktionen des Geldes selbst zu verstehen. Fangen wir heute daher mal ganz von vorne mit dem Geld als Zahlungsmittel an.

Geld als Zahlungsmittel

Geld ist erst mal relativ einfach zu verstehen, wenn man es als reines Zahlungsmittel ansieht. Man bekommt es, wenn man etwas verkauft (z.B. seine Arbeitskraft oder seinen Plunder) und gibt es aus, wenn man etwas einkauft (z.B. Lebensmittel, Energie, Dienstleistungen). Geld ist also etwas, das bei Kauf und Verkauf ein probates Tauschmittel zu sein scheint, weil es beim Warentausch die ausgetauschten Mengen aufeinander bezieht, indem es ihre Werte vergleicht und ausgleicht. Als Maß dieser Werte stellt Geld eine Grundeinheit aller quantitativen Beziehungen dar, welche die Güter in ihrer bloßen Existenz als Ware haben. Im einzelnen müssen sie von Menschen gekauft werden, um deren einzelne Bedürfnisse zu befriedigen, allgemein aber bestehen sie nur als Menge eines gesellschaftlichen Produkts, als Ansammlung von Waren, die auf dem Markt lediglich als das reine Quantum ihrer Erzeugung gelten, als eine Wertgröße, die sich aus der Arbeitszeit bemisst, die ihre Herstellung in einer Gesellschaft mit den zeitgemäßen Produktionsmitteln entspricht, als durchschnittliche Arbeitszeit, die bei gegebener Produktivität einer Gesellschaft nötig ist, um sie herzustellen. Weil und solange die Produkte einer Gesellschaft, einer Region oder eines Landes oder Kontinents oder der ganzen Welt, nur auf einem Warenmarkt in Beziehung treten, beziehen sie sich einzeln auf menschliche Notwendigkeiten des Selbsterhalts oder dem Vergnügen, allgemein stellen sie den Reichtum einer Aufhäufung von Arbeitsprodukte als Werte für den Austausch dar. Alles muss in solcher Beziehung getauscht werden, Sachen, Ideen, Grund und Boden, Energie und Kraft usw., weil es auf dem Markt im Durchschnitt seines Entstehungsaufwands bewertet werden muss, um sich als solche Beziehung zu realisieren.

Aber schon in dieser einfachen Form besteht Geld nur dadurch als Zahlungsmittel, dass es allgemein als Repräsentant der Warenwerte existiert und selbst Wert verkörpert, also selbst als eine Sache zur Verfügung steht, die sich bereits im Vergleich mit vielen Waren bemessen ließ und so ihr eigenes Wertmaß bekommen hat. Von daher ist die Masse der als Geld bestehenden Werte erst mal gleich der durch Waren existenten Werte und muss daher zuvor gegen Ware getauscht sein, um seinen Wert zu erhalten. Im Geld existiert jede Ware zum zweiten Mal, als ein zweites Produkt, das nur Wert darstellt und nur dazu taugt, einen Tausch wertgerecht zu vollziehen, damit eine andere Ware durch Abkauf in den privaten Gebrauch verschwinden kann. Die Ware hat sich im Geld wertmäßig also verdoppelt.

Damit Geld entstehen kann, muss es also immer erst mal Ware gewesen sein, die dann in Geldform verbleibt, wenn sie im einfachen Austausch nicht im Gebrauch verschwindet, wenn sie also für den Tausch als Geld festgehalten werden kann, z.B. als Gold, oder Öl oder Schmuck oder Gummibärchen usw. Den Geldwert gibt es also nicht als ewige Bestimmung, sondern nur in Relation zu allen anderen Waren im zeitlichen Rahmen ihrer Existenz auf dem Markt. Gibt es dort zu viele Waren, dann müssen möglichst viele Waren verkauft werden, also in Geld übergehen, weil sonst der Markt stockt, er also deflationiert. Gibt es zu viel Geld, dann müssen Waren zugefügt werden, weil sonst das Geld einen Wert darstellt, den es auf dem Markt nicht gibt, es also wertlos wird und inflationiert.

Wert hat also eine Ware nicht durch sich selbst, sondern nur relativ zu andren Waren, je nachdem, wie sich ihr Preis ausmachen lässt, wie sie als Anteil an gesellschaftlicher Arbeit gemessen und zugleich sich als Produkt durch Abkauf vom Markt weg in den privaten Gebrauch realisieren kann. Der Prozess der Wertanpassung an die Geldmengen geschieht über die Preisbildung darüber, dass Preise bestimmen, ob Waren gekauft werden oder ihr Dasein als Ware aufgeben müssen, also entweder verfallen oder zur Geldform tauglich sind, weil sie z.B. anderweitig, also auf anderen Märkten gegen Geld oder Gold eingetauscht werden können. Im Geld bestimmt sich von seinem allgemeinen Dasein her, dass es für die Waren nicht nur deren Wert ausdrückt, sondern dass es zugleich ihren Preis bemisst, mit welchem sie sinnvollerweise noch auf dem Markt verbleiben können. Von daher ist Geld nicht nur Maß ihrer Werte, sondern auch Maßstab der Preise.

Wie gesagt kann man mit Geld einen Kauf oder einen Verkauf vermitteln. Doch das Geld verhält sich hierbei völlig gegensinnig. Beim Kauf dient es als Wertmaß, dient der Frage, wie viel ich von einer Ware mit meinem Geld erwerben kann, wie umfangreich ich also meine Nachfrage befriedigen kann. Es ist die Frage nach der Relation der einzelnen Ware auf ihr gesellschaftliches Dasein als Wertding, auf ihren allgemeinen Wert. Beim Verkauf meiner Ware dient Geld als Maßstab der Preise, also der Frage, wie viel Geld ich verlangen kann, um meine Ware los zu werden. Dies hängt ab von der Geldmenge, die auf dem Markt existiert, also davon, was Geld insgesamt wert ist, welchen Arbeitsaufwand es repräsentiert, den niemand kennt, und wie sich der Geldwert als Preis auf meinen Warenbesitz beziehen lässt, welches Preisschild ich ihm daher anhängen kann, ohne absurd zu sein. In der Hand seines individuellen Besitzers hat eine Sache einen Wert, der einzig eine Wertgröße, eine konkret verausgabte Arbeitszeit, darstellt, und zugleich einen Preis, der lediglich den anteiligen Wert des Geldes der gesamten Wertmenge ausdrückt, ohne dass es hierfür eine real bestimmbare Menge, also lediglich ein Marktgeschehen von bestimmtem Umfang gibt. Einkauf und Verkauf gelingen bruchlos so weit, wie die Preise der Waren ihrer Wertgröße entsprechen, wie weit also ihr individuelles Dasein als einzelner Privatbesitz ihrem gesellschaftlichen Dasein als Geldform während ihrer Existenz auf dem Warenmarkt zukommen.

Das ist im Grunde alles, was man vom Geld begriffen haben muss, um die Sache mit dem Geld zu verstehen: Geld drückt als ein besonderes Zahlungsmittel den Wert einer Ware aus, die relativ zum Wert andrer Ware ist. Und es wirkt zugleich als ein allgemeines Zahlungsmittel, indem es als Maßstab der Preise fungiert, der sich aus seinem allgemeinen Wertsein ergibt. Wichtig ist, sich zu merken, dass Geld aus der Produktion von Waren entsteht, also nur durch ihre leibhaftige Erzeugung Wert hat – eben weil es sich letztlich nur im Tausch von Arbeitsprodukten bewähren kann, weil es also die Menschen in einer Waren produzierenden Gesellschaft unbedingt benötigen, um Leben zu können, gleich, ob sie sich damit nur Fast Food für ihre Pausenmahlzeit oder Sonnenergie für ihren Biobauernhof oder ein Lederpolster für ihren Mercedes kaufen. Aber schon diese einfachen Bestimmungen von Geld haben schwerwiegende Folgen. - Die erste ist, dass sich Wirtschaftswachstum nur als Wertwachstum entfalten kann.

Wirtschaftswachstum als Wertwachstum

Wer Geld besitzt, ohne es für seinen Lebensunterhalt verausgaben zu müssen, wer also Geld über dessen Wert hinaus besitzt, ist im privaten Besitz eines gesellschaftlichen Faustpfandes, das ihm gesellschaftliche Macht verleiht, womit er sich kaufen kann, was ihm beliebt. Er kann sich damit also alles beschaffen, was ihm dienlich wenn auch ihm völlig fremd ist, ein völlig anderes Leben ist oder einem völlig fremden Leben entspringt. Aber Geld verschafft ihm keine Bereicherung durch eine wirkliche Beziehung auf dieses fremde Leben, sondern eine Bereicherung durch dessen Wert, also durch das, was es an Wertzuwachs in der Hand des Geldbesitzers erbringt, was die Einverleibung dieses fremden Lebens ihm dienlich macht und wodurch er auch das werden kann, was er selbst als Mensch nicht ist, was er aber gesellschaftlich durch seinen Geldbesitz darstellen kann.

„Was durch das Geld für mich ist, was ich zahlen, d. h., was das Geld kaufen kann, das bin ich, der Besitzer des Geldes selbst. So groß die Kraft des Geldes, so groß ist meine Kraft. Die Eigenschaften des Geldes sind meine - seines Besitzers - Eigenschaften und Wesenskräfte. Das, was ich bin und vermag, ist also keineswegs durch meine Individualität bestimmt. Ich bin häßlich, aber ich kann mir die schönste Frau kaufen. Also bin ich nicht häßlich, denn die Wirkung der Häßlichkeit, ihre abschreckende Kraft ist durch das Geld vernichtet. Ich - meiner Individualität nach - bin lahm, aber das Geld verschafft mir 24 Füße; ich bin also nicht lahm; ich bin ein schlechter, unehrlicher, gewissenloser, geistloser Mensch, aber das Geld ist geehrt, also auch sein Besitzer. Das Geld ist das höchste Gut, also ist sein Besitzer gut, das Geld überhebt mich überdem der Mühe, unehrlich zu sein; ich werde also als ehrlich präsumiert; ich bin geistlos, aber das Geld ist der wirkliche Geist aller Dinge, wie sollte sein Besitzer geistlos sein?... Ich, der durch das Geld alles, wonach ein menschliches Herz sich sehnt, vermag, besitze ich nicht alle menschlichen Vermögen? Verwandelt also mein Geld nicht alle meine Unvermögen in ihr Gegenteil?" (MEW 40, S. 564f)

Das Vermögen des Geldbesitzers vermehrt über seinen Lebensunterhalt im weitesten Sinne hinaus also vor allem das, was er nur gesellschaftlich formell, aber durch sich selbst nicht ist, was fremdes Leben in einer nun toten Form, als vermehrte Verfügung über dieses Leben ausmacht, als Macht einer fremden Wesenskraft sich verwirklicht. Aus dieser heraus erweitert sich das Leben im Geldbesitz daher nur formell, eben als Verfügungsmacht, als potenzierter Privatbesitz. Und in dieser Form erstirbt die unmittelbare Lebenswirklichkeit zu einer Abstraktion, zu einem abstrakten Quantum des Lebens, welches nurmehr als Quantum abstrakter Arbeit, als Geldmenge, wachsen kann, indem sich die Menschen wechselseitig ihrer auch als eine ihnen fremde Wesenskraft bedienen, soweit sie hierdurch eben über mehr verfügen als über ihre konkreten eigenen und gesellschaftlichen Lebenskräfte. Hierzu noch mal Marx:

„Jeder sucht eine fremde Wesenskraft über den andern zu schaffen, um darin die Befriedigung seines eigenen eigennützigen Bedürfnisses zu finden. Mit der Masse der Gegenstände wächst daher das Reich der fremden Wesen, denen der Mensch unterjocht ist, und jedes neue Produkt ist eine neue Potenz des wechselseitigen Betrugs und der wechselseitigen Ausplünderung. Der Mensch wird umso ärmer als Mensch, er bedarf umso mehr des Geldes, um sich des feindlichen Wesens zu bemächtigen, und die Macht seines Geldes fällt gerade im umgekehrten Verhältnis als die Masse der Produktion, das heißt seine Bedürftigkeit wächst, wie die Macht des Geldes zunimmt. Das Bedürfnis des Geldes ist daher das wahre, von der Nationalökonomie produzierte Bedürfnis und das einzige Bedürfnis, das sie produziert. Die Quantität des Geldes wird immer mehr seine einzige mächtige Eigenschaft; wie es alles Wesen auf seine Abstraktion reduziert, so reduziert es sich in seiner eigenen Bewegung als quantitatives Wesen. Die Maßlosigkeit und Unmäßigkeit wird sein wahres Maß.“ (Marx-Engels-Werke Bd.40, S. 547 bis 548)

Was aber kann Geld als dieses „Maß der Maßlosigkeit“ dann eigentlich sein? Wir hatten ausgeschlossen, dass auf Dauer ein Mehr an Geld als wirklicher, von den Warenwerten unterschiedener Wert vorhanden sein kann, weil es dann nicht mehr Maßstab der Preise wäre. In der wirklichen Wirtschaft würde Geld in dem Maß wertlos, wie es keine Warenwerte darstellt, also auch in dem Maß, in welchem dem Markt Waren entzogen werden. Doch das findet ja ständig statt. Dem entzogenen Warenwert muss immer wieder neuer zugefügt werden, soll der Geldwert stabil bleiben und also darf auch der allgemeine Standard der Produktivität nicht sinken. Die reine Geldform, die rein quantitative Bestimmtheit des allgemeinen Wertseins der Waren, muss immer wieder auf die ihm vorausgesetzten Inhalte zurückgreifen, muss sich qualitativ am Leben halten, Gebrauchwerte für sich finden, um sich eintauschen zu können. Um als Geldbesitzer den Geldwert zu halten, um also auch wirklich Wertbesitzer zu bleiben, ist es ihm nötig, eine Arbeitskraft einzukaufen, welche den Wert schafft, der zum Erhalt des Wertbestandes nötig ist. Und diese lässt sich nur kaufen, wenn und weil er über das verfügt, was sie nicht besitzt, um durch ihre Kraft ihr Leben auch erhalten zu können: Die Logistik der Warenproduktion, Produktionsmittel im weitesten Sinn des Wortes, z.B. Maschinen, Vorräte, Energie, Gebäude, Kommunikationsmittel, technologische Intelligenz und Kundschaft. Die Warengesellschaft erhält die Menschen alleine durch Privatbesitz und hält sie daher von ihren Produktionsmittel entzweit, die als Besitz in fremder Hand sind. Weil und solange diese Gesellschaft auf der Trennung der Menschen von ihren Arbeitsmitteln beruht, also auf der Teilung von Arbeit überhaupt, existieren diese auch in gegensinnigen Klassen und müssen sich der realen Abstraktion ihrer Beziehungen beugen, der Geldform, welche ihre Trennung bestimmt und aufrecht erhält, zweierlei Lebensformen in ihrer ausschließlichen und einander ausschließenden Beziehung hält.

Indem der Geldbesitzer durch sein Geld die Materialien der Arbeit und menschliche Arbeitskraft einkauft, kauft er die Fähigkeit ein, eine Produktmenge zu erzeugen, wie sie ihm zu einem bestimmten Termin mit den aktuell verfügbaren Produktionsmittel möglich ist. Die Produktionsmittel verschleißen mit der Arbeit und gehen Stück um Stück in die Produkte ein; die Arbeitskraft aber erneuert sich selbst, weil sie lebendig ist. Der Geldbesitzer verfügt also nicht wirklich über diese Kraft, denn die gehört zu einem Menschen und kann von diesem nicht getrennt werden – wohl aber unterstützt werden durch Maschinenkraft, durch Technologie, eben durch die Entwicklung der Produktionsmittel. Er verfügt über diese Produktionsmittel auf der einen Seite und über ein bestimmtes Quantum an Lebenszeit der von ihm abhängigen Menschen auf der anderen Seite, in der sie sich verdingen, um sich unter diesen Bedingungen am Leben erhalten zu können. Die Maschinen sind materieller Bestandteil der Produktion und des Produkts, die ohne Rücksicht auf ihren Verbrauch angeschafft und angewandt werden, weil ihr Wert sich im Produkt weiter vermittelt. Aber die Arbeitskraft produziert in einer bestimmten Zeitspanne, die nichts mit dem Verbrauch an Maschinen zu tun hat, eine bestimmte Menge an Produkten. Die Produktion kostet dem Geldbesitzer nur, was zur Erneuerung seiner Produktionsmittel und was zum Leben der Menschen hinreicht, die er beschäftigt. Und die produzieren etwas, was als Resultat des Arbeitsprozesses weit über diese Kosten hinaus reicht, eine Produktmenge, die nicht nur zur Reproduktion der beteiligten Menschen reicht und nicht nur zum Ersatz des Verschleißes seiner Maschinen und dem Erhalt seiner Anlagen, sondern darüber hinaus auch ein Mehrprodukt darstellt. Der Geldbesitzer benutzt sowohl die Arbeit als auch seine Produktionsmittel, um sich durch Mehrprodukte zu bereichern und diese zu verwerten, indem er sie auf den Markt wirft. Was der Geldbesitzer durch die Produkte, über die er verfügt, dann entweder im Luxus seines Lebens verbraucht oder zur Steigerung seiner Produktivität verwenden oder als Produktwert verkaufen kann, ist ein Mehrprodukt, das aus unbezahlter Arbeit erworben ist und das auf dem Warenmarkt zu reinem Geld wird. Dessen Wert ist daher Mehrwert, ein Geldüberschuss auf der einen Seite, der zunächst dem Warenüberschuss auf der anderen entspricht.

Das Kapital besteht also zunächst nur als Wertfom eines Mehrprodukts, das sich in gleichem Maße auch nur als Wert erhält, wie es seinen Geldwert sowohl auf dem Warenmarkt wie auch in der Produktionsstätte immer wieder erneuern kann, um seinen Kapitalwert zu halten. Beständig ist seine Produktivität allerdings dadurch in Frage gestellt, dass auch andere sie nutzen und durch bessere Produktivität die Marktpreise bestimmen, wenn sie hierbei einen stärkeren Maßstab der Preise besitzen. Durch die gesellschaftliche Macht der Produktivität verändert sich mit der Produktivität also immer wieder der Geldwert in der Preisbildung und damit seine Rückbeziehung auf die Produktionsverhältnisse. Und diese Veränderung bewirkt die eigentümliche Konkurrenz in der Preisbildung. Um sich gegen andere mächtig zu halten muss jeder Kapitalbesitzer immer mehr Wert bilden, als sein Besitz schon darstellt. Geld wird immer wieder nur deshalb zu mehr Geld, weil eine Entwicklungsstufe des Mehrwerts sich mit jedem Kapitalumschlag auf ein neu erweitertes Wertsein einstellt. Somit akkumuliert sich Kapital und häuft sich nicht nur als Warenkapital, sondern auch als Potenz der Produktivität auf - zunächst einmal unmittelbar durch Erweiterung der Produktion durch Technologie, Gebäude, Programme usw. zugleich aber auch durch die Erweiterung des Warenmarktes, der dem Geldwert des Mehrprodukts immer wieder von neuem auf erweiterter Stufenleiter der Produktion entsprechen muss. Der Zwang zur Erweiterung der Märkte ist daher an und für sich maßlos.

Die Notwendigkeit, hierfür Geld in der Zirkulation zu haben geht bei diesem Wachstum aber immer wieder über die Reservefonts hinaus, welche das zum Ausgleich von Wechselfällen festgehaltene Geld enthalten. Durch Kredite aber können Geldsummen als „Vorschüsse auf unverkaufte Ware“ erworben werden, deren Geldwert wiederum auf Vorwegnahme einer Wertsteigerung des Geldes beruht. Diese bemisst sich an der durchschnittlichen Profitrate, die als Leitzinssatz für Kredite von den Staatsbanken bzw. der Eurobank festgeschrieben wird. Diese Profitrate resultiert aus der Mehrwertrate, der Wertsteigerung, welche durch die Anwendung der Arbeitskraft erfolgt, und drückt den realisierbaren Wert der Profite als Überschuss über die Kosten (den Preis) der Produktion aus, der durch die Anwendung des gesamten vorgeschossenen Kapitals im Produktpreis zu erzielen ist.

Der Kapitalvorschuss durch Kredit erzwingt eine Produktion, die nach dem Maß der Profiterwartung verlaufen muss, und zwar einer beständig erneuerten Profiterwartung, da ansonsten die Produktion zum Erliegen käme. Sie wird zu einem allgemeinen Wachstum gezwungen, dem das Einzelkapital auf Dauer nicht folgen kann. Es muss immer wieder für große Investitionen oder Korrekturen Kredite aufnehmen. Das Kreditwesen wird zu einer eigenständigen allgemeinen Sphäre der Kapitalverwertung und verhält sich allgemein je nach Stand der durchschnittlichen Profitrate zu jedem einzelnen Kapital und nimmt den Profit anteilig als Zins vorweg. Zum eigentlichen Kapitalisten werden daher die Kreditgeber, also vor allem die Banken und Aktionäre.

Doch der Zwang zu einem beständigen Wertwachstum stellt ein Problem dar, das in der Geldform selbst steckt: Sie kann nur Wert darstellen, wenn sie auch Wert enthält, wenn also alle Produkte auch in einen ihren Werten entsprechende Geldform übergehen, also preisadäquat abverkauft werden können. Die durchschnittliche Profitrate stellt jedoch immer nur den Wert vergangener Produktion dar, ist der Überschuss des wirklich realisierten Produktpreises zum Kostpreis im Verhältnis zum gesamten angewandten Kapital. Die Mehrwertrate aber drückt das Verhältnis von unbezahlter zu bezahlter Arbeit aus, also des Mehrwerts zum Wert des Selbsterhalts (variables Kapital) der Menschen. Und die Konzentration und Entwicklung der Produktionsmittel enthält hohe Kosten, Werte aus konzentrierter vergangener Arbeit, unbezahlter Arbeit, tote Arbeit, die wertsteigernd eingesetzt werden soll. Und gerade deshalb effektiviert sie die Ausbeutung durch Intensivierung der Arbeit, erzeugt immer mehr Produkte bei bleibenden oder sogar sinkenden Reallöhnen, und soll sich von daher rentieren. Da somit aber der Wert der Arbeitskraft die Geldwerte nicht bezahlen kann, welche das vorhandene Warenkapital auftürmt, kann sich der Geldwert der Produkte auf Dauer nicht in adäquaten Preisen realisieren und es scheitert die Verwertung des Mehrwerts zunehmend und immer wieder an der Realisierbarkeit der Produktion im Produktabsatz (Warenverkauf). Die Profitrate sinkt. Man könnte sagen: Sie sinkt, weil die Preisbildung von der wachsenden Produktivät bedrängt wird.

"Die zunehmende Tendenz der allgemeinen Profitrate zum Sinken ist also nur ein der kapitalistischen Produktionsweise eigentümlicher Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit." (Marx-Engels-Werke Bd.25, S. 251)

Weil die formalen Bestimmungen der Wertform immer wieder auf ihre organische Inhalte und Zusammensetzungen zugreifen müssen, verwirklicht sich im Kapitalismus der Widerspruch zwischen dieser Formbestimmtheit und ihren Inhalten stetig und stellt sich in den Verwertungskrisen als Unrealisierbarkeit der produktiven Wertmasse auf der einen Seite ebenso dar, wie andererseits auch in der physischen Ausstattung der Produktionsmittel eine Grenze der Verwertbarkeit menschlicher Arbeitskraft angelegt ist. Die quantitative Entfaltung des einen Moments der Produkivität kontert mit der qualitativen Entfaltung des anderen.

Wäre eine natürliche Reduktion der menschlichen Arbeit analog zur Bereicherung der Gesellschaft durch eine gesellschaftlich verträglichen Arbeit möglich, so gäbe es die Phänomene dieses Widerspruchs nicht: Die immer wieder aufziehende Krise mit einer immer wieder nachfolgenden Wertvernichtung der Geldwerte. Aber durch die Wertfom des Mehrprodukts steht diese Entwicklung Kopf: Die Mehrwertrate, das Verhältnis von Mehrwert zum variablen Kapital, also die Ausbeutungsrate, kann nicht analog zum hierfür nötigen Profit pro Gesamtkapital wachsen. Der Gesamtwert des angewandten Kapitals nimmt daher relativ zum wachsenden Preis der Produktion, dem Produktionspreis, ab, weil der Wert der zirkulierenden Waren nicht in entsprechenden Geldwerten im Warenabsatz dargestellt werden kann. Das Problem zeigt sich in der Verbilligung von Geld, also einer schlechteren Verzinsung. An diesem Problem scheitert immer wieder die einfache Kapitalwirtschaft, die Bewirtschaftung des "realen Kapitals", des Warenkapitals und begründet die Wertentwicklung des vom Warenmarkt abgehobenen, des reinen Mehrwerts als Finanzkapital.

Entwertung des realen Kapitals durch dessen Verwertung auf dem Finanzmarkt

Der Finanzmarkt besteht aus einem Verhältnis von Krediten, die z.B. in Form von Wertpapieren, Staatsanleihen, Währungen, Aktien oder Wechsel gehandelt werden. Der Handel selbst wäre sinnlos, wenn er nichts einbringen würde, wenn also aus dem Handel mit Wertpapieren kein spezieller Mehrwert angeeignet werden könnte. Diese Papiere bemessen daher ihren Wert selbst, indem sie zu einem Preis gehandelt werden, in welchem sie nachgefragt sind, durch welchen also das eine Papier, das keinen Gewinn seines Kapitaleinsatzes verspricht, Wert verliert und das, welches auf Gewinn spekulierbar ist, Wert gewinnt - soviel Wert eben, wie es Wertunterschiede in der Kapitalverwertug gibt. Für das Marktgeschehen insgesamt wäre dies zunächst, wie auch allgemein behauptet, eine "Nullnummer" der Verwertungslage, denn der Wert der Papiere erbringt so noch keinen zusätzlichen Mehrwert für die Finanzkapitalisten als Ganzes, als Klasse für sich. Der Handel mit Wertpapieren sichert erst mal nur den allgemeinen Bestand des Finanzkapitals, indem es Vor- und Nachteile von Spekulationen, also die Gesamtheit ihrer Risiken, zum Ausgleich bringt, also vergleichbar mit Wetten ist. Der Handel lohnt sich für den einzelnen Spekulanten, sofern er selbst Kaptalverwerter ist, schon durch den Ausgleich der Gegensätze der subjektiven Einschätzungen von Kapitalinvestitionen, die im Einzelfall über die Zinserwartungen hinausreichen oder auch unter sie fallen können. Es nutzen daher auch die verschiedenen Einzelkapitalisten des Waren produzierenden Kapitals diesen Wertausgleich allgemein, um durch Beteiligung am Finanzkapital ihres Konkurrenten ihr eigenes Risiko zu mindern. Indem der Wertverlust des einen Kapitals durch den Wertanstieg des Konkurrenten im eigenen Konto ausgeglichen werden kann, existiert auf dem Finanzmarkt des Aktienkapitals das Kapital als selbständigen Wertgröße, die zwar aus der Verwertung der Produktion, also aus der Anwendung von Arbeitskraft und Produktionsmittel ausgeschwitzt worden war, ihre Herkunft aber zugleich völlig abgestreift hat. Das Finanzkapital fungiert nun als Klasse für sich, wird zu einer Blutsbrüderschaft der Werterwartungen. Seine Papiere stützen einander und bemessen auch an einander Verwertungsperspektiven, die auf einen speziellen Gewinn über den Zins hinaus spekulieren lassen und die Verwertbarkeit jedweder Marktsituation für sich ins Auge fassen. Und von daher gleichen sie eben nicht nur aus, sondern sortieren das Investiment und bestimmen vor allem und allgemein das Kreditverhalten selbst.

Aber auch das Geld der Kredite muss erst mal erworben sein und kann letztlich nur erworben werden durch die Produktion von Waren - wenn auch erst im Nachhinein der Kreditfinanzierung. Der reine Zins geht dann lediglich passiv als Geldbetrag für einen zu erwartenden Geldertrag in die Produktion ein, um das potenzielle Warenkapital als gewachsenen Geldwert zu verwerten. Von daher wird der Profit nur zu einem bestimmten Anteil an die Bank weitergegeben, ohne dass jenseits der Produktion zusätzlicher Geldwert entstanden wäre - und so ist es auch oft, wenn das Kapital nur um seinen Selbsterhalt kämpft. Um aber die Produktion von Warenkapital als Quelle der Geldvermehrung wirklich zu reinem Geldkapital, zu einem Finanzkapital auf eigenem Markt zu bestimmen, muss diese Produktion selbst durch Geld bestimmt werden, das sich vom stofflichen Umfang des Warenkapitals ablöst. Finanzkapital setzt Geld daher vor allem dort ein, wo Werterwartungen über die durchschnittliche Profitrate hinaus möglich sind und wo durch Beschleunigungen der Warenzirkulation Wert im Zeitverhältnis der Verkäufe gewonnen wird (z.B. Verkehrswerte von Grund und Boden durch Absatzverdichtung, Einsatz von Computersysteme im Aktienhandel, Synergieerträge durch Kapitalverschmelzungen, verminderte Aufwände für Kommunikation und Transport usw.). Finanzkapital spekuliert also immer darauf, dass Profite, die unterdurchschnittlich sind, entweder mittels Merktbeschleunigung aufgewertet werden können, - oder entwertet werden, damit bestimmte Profite gefördert werden, die überdurchschnittlich sind, weil sie selbst schon an der "Front des Fortschritts" stehen. Über das Streben nach Entwertung spekulativ uninteressanter Anlagen und der Überbewertung spekulativ hochinteressanter Wertanlagen entsteht auf diese Weise ein umfangreicher Geldhandel über die einfachen Kredite hinaus, die ja lediglich Zinsen erbringen würden, weil sie risikolos sind. Der "Gewinn aus Risiko" erscheint dem Spekulation daher als Gewinn aus seiner Finanzpolitik, seiner Intelligenz. Tatsächlich aber ist es der Gewinn aus der Reduktion kapitalistischer Konkurrenz, also dem Unnötigwerden des Risikos, das ja sowieso nur ein Phänomen der Konkurrenz ist.

In den Zeiten, wo die Kapitalverwertug boomt, wird daher sehr viel mehr in die Spekulation investiert, als sie erfüllen kann. Es enstehen Blasen voller Fiktionen, die mit vielem real erwirtschafteten Geld gefüllt werden. Auf Dauer aber wird dies wertlos, wenn die Blasen zerplatzen, weil sich die Profite nicht mehr realisieren lassen. Kredite in Investitionskapital lohnen sich dann nicht mehr, weil das aus Finanzkapital ersprießende Warenkapital mit dem Fall der Profitrate selbst billiger, also unsicher geworden ist. Wenn also die Profitrate sinkt, sinken auch die Zinsen und so bieten die Aktien als Kredit auf das Finanzkapital wiederum eine bessere Verwertung. Und das schließt den Kreis von Finanzblase und ihrem Zerplatzen zur Erneuerung des Finanzkapitals bis zum nächsten Knall. Dem Geldeinsatz in das Finanzkapital geht es also hierdurch nicht mehr um Erhalt und die Entwicklung der bestehenden Verwertungsbedingungen des Warenkapitals, der im einfachen Warenumschlag des produktiven Kapitals noch gegeben wäre, sondern allein um die Optimierung einer überdurchschnittlichen Ausbeutung von Mensch und Natur, die sich nurmehr an Geldausschüttungen im Zweck der Beschleunigung der Verwertung überhaupt orientiert.

Das Wertwachstum steht nun im Prinzip einer tabula rasa. Der Ausgleich der Gewinne und Verluste in der Konkurrenz der Einzelkapitale, der es nützt und wodurch es seine eigenständige Existenz hat, findet eine neue Gewinnerwartung in der Lotterie um die Lebensbedigungen der Menschen. Sein Preis bemisst lediglich die Synergie des Kapitals selbst, - nicht die, welche in dessen Produktivität entsteht, sondern die, welche dessen Verwertungspotenzial für den Finanzmarkt wachsen lässt. Der Finanzmarkt schweißt die Kapitalistenklasse in der allgemeinen Rendite ihrer Risiken zusammen, indem es eine eigene Kapitalform zirkulieren lässt, ein Finanzkapital, welches gibt und nimmt, was aus der Erwartung nach Lage einer gegenwärtigen Profitrate für die Zukunft möglich scheint. Es sind Kredite im Interesse einer Verwertung durch Niedergang des Minerwertigen Kapitaleinsatzes. Die angewachsene Warenmasse verfügt hierdurch über eine gedeckte Geldmenge, die zwar nicht mehr real gedeckt ist, die aber nicht inflationieren muss, weil sie vom Finanzmarkt aufgesogen wird. Als Handel mit Risiko stellt das Finanzkapital einen neuen Pol des Verhältnisses der Kapitalverwertung dar. Auch Wertverluste können nun rentabel werden, wenn sie als Anfang einer Erneuerung von Wertwachstum hergenommen werden können, denn von tief unten kann Wert ja auch wiederum leichter nach oben kommen. Und umgekehrt kann ein Wertverfall in Zukunft durch Preisspekulation auf einen zukünftigen Aktiendeal mit einer "vorgestreckten Aktie" das Finanzkapital bereichern. Darauf spekulieren z.B. Leerverkäufe, also Aktien, die erst dann bezahlt werden, wenn ein hierfür spekulierter Termin eingetroffen ist. Wette ist eben Wette in jeder Hinsicht, also auch auf Preise und Verwertungslagen zu bestimmten Terminen.

So verhilft jede Verwertungskrise selbst schon der Spekulation, weil durch ihren Druck auf die Profitrate, also durch die zunehmende Masse des Geldkapitals Geld billig wird. Hierdurch kann sich die Erneuerung des Wertwachstums durch billige Kredite dann wiederum fiktiv begründen, z.B. durch Kredite zu einem niedrigen Zinssatz, also durch Geld, das im Interesse der Nationalwirtschaften und ihrer Währungspolitik potenziell unterwertig verliehen wird und potenziell überwertig in Aktien angelegt werden kann. Solch fiktives Kapital schließt den Finanzmarkt in seinem selbst gemachten Himmel zusammen. Es macht heute den weitaus größten Teil des Aktienkapitals aus und beruht oft aus mehrfacher Kreditierung, also der Kreditierung von Krediten durch Kredite, die sich nur durch hohe Gewinnerwartungen im Aktienhandel begründen lassen und entsprechenden Druck auf jede Produktion machen.

Jenseits der Finanzmärkte, also in den wirklichen Wertverhältnissen des Risikokapitals, werden die Lebenssubstanzen von Mensch und Natur zur Verwertung um jeden Preis gerodet. Es hat eine Umkehrung der Produktivität stattgefunden. Nicht mehr ihre Fortentwicklung und die entsprechende Erweiterung der Märkte ist Gegenstand des Kapitaleinsatzes, sondern die Spekulation auf Geldentwertung selbst. Das Verwertungsprinzip hat sich in sein Gegenteil verkehrt und stellt allgemein daher ein Problem heraus, welches schon im Geld als Kapital zwischen der Lebensform der Menschen und der Geldform der Produktion steckt und angedeutet war mit dem Widerspruch des Kapitalismus, der zwischen Produktionsmitteln und Produktionsverhältnissen angelegt ist.

„Das Mittel - unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte - gerät in fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwertung des vorhandenen Kapitals.

Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein historisches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwickeln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie zugleich der beständige Widerspruch zwischen dieser ihrer historischen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen.“ (MEW 25, 260)

Geld erbringt nur mehr Geld, solange Menschen unbezahlte Arbeit abgeben. Und unbezahlt arbeiten sie einen entsprechenden Anteil ihrer Arbeitszeit, solange ihre Arbeitskraft auf Nutzungszeit gekauft werden kann, solange eben, wie das Mehrprodukt der Arbeit aus der privaten Nutzung einer gesellschaftlich verfügbaren Kraft gewonnen und ebenso privat veräußert wird, solange also die Produkte nicht durch die Kraft einer Gesellschaft erzeugt werden.

Wenn die Produkte als Waren getauscht werden, also Wertform haben, dann entsteht das Problem, wie das Wachstum einer Gesellschaft sich überhaupt gestaltet, was also aus dem Mehrprodukt wird, das nicht von den Menschen bestimmt werden kann. Das reine Wertwachstum kann nur quantitativ bestimmt sein. Und das bestimmt daher auch die Produktion quantitativ zu einem Wachstum schlechthin, was immer es auch sonst sei. Es muss lediglich mehr Wert haben, als zur Produktion eingebracht wird. Wo die Mehrwertrate sich nicht in der Profitrate verwirklichen kann, weil diese tendenziell sinkt, muss zu ihrer Steigerung angetrieben werden, muss übe den Finanzmarkt die Auspressung der Arbeit intensiviert werden - und das in steter Zunahme. Daher muss alles beschleunigt werden, die Umschlagzeiten des Kapitals immer öfter, die Produktionsmittel immer intensiver, ihr Durchsatz immer schneller. Der Fortschritt heißt immer wieder Wertwachstum und verlangt immer wieder Wertwachstum. Jede Produktion und jede Dienstleistung muss rationalisiert, effektiviert werden, um die Mehrproduktion zu optimieren, dem das Wertwachstum entnommen wird, um wiederum zu erweiterter Wertbildung verwendet zu werden.

Das Finanzwesen und die Banken

Der Finanzmarkt beruht auf der Wachstumserwartung der Verwertungsindustrie, die nun selbst von Produken spricht, Geldprodukte eben. Sie handelt zwar auch mit Zahlungsversprechen oder –erwartungen, welche als Vorschüsse auf unverkaufte Waren mit realem Geldkapital erworben werden und Zinsen erbringen. Aber ihr „Produkt“ entsteht durch Einfluss auf die Risiken der Produktion. Man nennt die terminlich festgelegten Zahlungsversprechen Wechsel und diese bilden die Grundlage eines Kreditwesens, das durch Aktien- und Devisenhandel betrieben wird. Der Finanzmarkt besteht in dieser selbständigen Form aus dem Handel mit Wechsel und Wechselkursen, also Währungen. Er beruht also darauf, dass die Risiken des Kapitalismus selbst zur Handelsware werden, indem der Überfluss an Mehrwert zum Diktat über die Produktionsverhältnisse eingesetzt wird.

Finanzkapital vernichtet die hierfür unrentable Produktion, entzieht zunehmend also auch die Reproduktion der Menschen der Produktion von Mehrwert, macht sie arbeitslos, soweit es die Technologie vermag, und betreibt zugleich eine systematische Überproduktion, um in einer ungeheuren Warenmasse das Risiko des Kapitals zu mindern. Die Menschen, welche den Mehrwert schaffen, werden nicht nur vom Kapital beherrscht, sondern zugleich zu dessen Krisenbewältigung angetrieben, sortiert, einverleibt oder ausgestoßen. Arme werden immer ärmer, und zugleich wird ihre letztliche Überlebensgarantie, also der Staat, durch Verschuldung immer ärmer. Und Reiche werden immer reicher, weil ihr Vermögen ausgesondertes Luxusvermögen ist, das keinen gesellschaftlichen Sinn mehr hat, sofern es nicht dazu dient, Geld zu vermehren und seinen Unsinn zu potenzieren. Die gesellschaftliche Produktion von Unsinn ist ist ein altes Problem, das immer wieder neu aufkommt, wenn die produzierte Wertmasse zerfällt, weil sie unrealisierbar geworden ist, aber zugleich eine völlig verselbständigte Geldmenge dem gegenübersteht, die sich durch nichts mehr eintauschen lässt und durch nichts beschäftigt ist.

Marx beschreibt das im Kapital III:

"Mit dem Fall der Profitrate wächst das Kapitalminimum, das in der Hand des einzelnen Kapitalisten zur produktiven Anwendung der Arbeit erheischt ist; erheischt sowohl zu ihrer Exploitation überhaupt, als dazu, daß die angewandte Arbeitszeit die zur Produktion der Waren notwendige Arbeitszeit sei, daß sie den Durchschnitt der zur Produktion der Waren gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit nicht überschreite. Und gleichzeitig wächst die Konzentration, weil jenseits gewisser Grenzen großes Kapital mit kleiner Profitrate rascher akkumuliert als kleines mit großer. Diese wachsende Konzentration führt ihrerseits wieder auf einer gewissen Höhe einen neuen Fall der Profitrate herbei. Die Masse der kleinen zersplitterten Kapitale wird dadurch auf die Bahn der Abenteuer gedrängt:

Spekulation, Kreditschwindel, Aktienschwindel, Krisen. Die sog. Plethora [krankhafte Überfüllung] des Kapitals bezieht sich immer wesentlich auf die Plethora von Kapital, für das der Fall der Profitrate nicht durch seine Masse aufgewogen wird - und dies sind immer die neu sich bildenden frischen Kapitalableger - oder auf die Plethora, welche diese, für sich selbst zur eignen Aktion unfähigen Kapitale den Leitern der großen Geschäftszweige in der Form des Kredits zur Verfügung stellt. Diese Plethora des Kapitals erwächst aus denselben Umständen, die eine relative Überbevölkerung (Arbeitslosigkeit) hervorrufen, und ist daher eine diese letztre ergänzende Erscheinung, obgleich beide auf entgegengesetzten Polen stehn, unbeschäftigtes Kapital auf der einen und unbeschäftigte Arbeiterbevölkerung auf der andren Seite." (Marx-Engels-Werke Bd.25, S. 261)

Dieser Gegensatz von Kapitalüberfluss auf der einen Seite und seine Verwendung zum Ausgleich der schwindenden Profitrate auf der anderen Seite, macht letztlich den Geldwert der Aktien aus. Als Kreditware macht sie dabei nichts anderes, als dass sie aus überschüssigem Modergeld wieder durch An- und Verkauf permanent frisches Geld in ihre Finanzwelt einzieht, indem sie durch Spekulation Geldgeber lockt.

Die Reproduktion der Menschen, welche immer noch die Bedingung jeglicher Werterzeugung ist, wird dem Staat in dem Maße übertragen, wie die Wertverwertung des Finanzkapitals sich von der Realwirtschaft ablöst und sich hiergegen erhebt. Der Staat wird zum unmittelbaren Dienstleister des Finanzkapitals, indem er immer wieder funktionale Produktionsverhältnisse als Produktionsbedingung des Kapitals zur Verfügung stellt. Aber auch wenn er sich durch Staatsanleihen selbst Kapital für den Systemerhalt besorgt, so wird sein Geldwert, also seine Währung doch auch immer abhängiger von dem Maßstab der Preise, die durch das Finanzkapital bestimmt sind. Letztlich aber wird er auch seine Staatsanleihen früher oder später nur durch das Finanzkapital finanzieren können, sobald dieses mächtiger als das nationale Kapital selbst wird, sobald es also globalisiert ist. Dann unterliegt auch der Staat den Preisbestimmungen des Risikohandels mit Wertpapieren.

„Der Marktwert dieser Papiere ist zum Teil spekulativ, da er nicht nur durch die wirkliche Einnahme, sondern durch die erwartete, vorweg berechnete bestimmt ist. ...  In Zeiten einer Klemme im Geldmarkt werden diese Wertpapiere also doppelt im Preise fallen; erstens, weil der Zinsfuß steigt, und zweitens, weil sie massenhaft auf den Markt geworfen werden, um sie in Geld zu realisieren. Dieser Preisfall findet statt unabhängig davon, ob der Ertrag, den diese Papiere ihrem Besitzer sichern, konstant ist, wie bei den Staatseffekten, oder ob die Verwertung des wirklichen Kapitals, das sie repräsentieren, wie bei industriellen Unternehmungen, möglicherweise durch die Störung des Reproduktionsprozesses mit betroffen wird. Im letztern Fall tritt nur zu der erwähnten Entwertung noch eine weitere hinzu.“ (MEW 25, 485-486)

Aktien werden zwar in einer bestimmten Wertsumme vergeben, die das Kapital zum Erhalt und Wachstum seiner Profite benötigt, aber sie steigern ihren Wert nur durch die Verfügung über den hierbei erwirtschafteten Überschuss an Geldkapital und dessen Weiterverkauf. Von daher verbergen sie eine reale Geldinflation, aber nicht in Geldform, sondern durch Spekulation, die immer wieder Blasen erzeugt, die zerplatzen müssen und von daher die Geldentwertung betreiben, die tatsächlich nötig ist. Aber das Platzen dieser Blasen selbst ist schmerzhaft für das Fianzkapital, wenn es diese nicht durch die Entwertung realer Vermögen weitergeben kann. Es versucht daher, durch Kreditverschleuderung aln neue Existenzwerte heranzukommen, die dann z.B. bei Immobilienverkäufe oder Rentenanlagen die Einzahler und Gläubiger ins Unglück stürzen (vergl. z.B. die Immobilienkrise in den USA und Spanien und die Bankangriffe auf Altersversorgungen).

Die Verwertung der Währung oder die Globalisierung der Finanzmärkte

Die weltweite Entwicklung der Finanzmärkte ist schon über 200 Jahre alt und ihre Krisen wurden schon im Kapital III S. 420 ff von Marx und Engels am Beispiel der englischen Handelsgeschichte in China und Indien in den Jahren zwischen 1845 und 1847 und schließlich erneut 1857 fast genauso beschrieben, wie sie sich heute und immer wieder ebenso vollziehen. Die Globalisierung hat den Prozess zwar totalisiert und per Hedgefonts in den Devisenmarkt fortgetrieben, nicht aber seinen Verlauf wesentlich geändert. Aktien sind eben nichts anderes als eine verselbständigte Form des Kredits als reiner Titel, ein riskant gehandelter Schuldschein, dessen Umsetzung nicht gewiss ist. Und diese Ungewissheit macht seinen Handelswert des Risikos aus. Marx beschreibt das so:

„Auch da, wo der Schuldschein - das Wertpapier - nicht wie bei den Staatsschulden rein illusorisches Kapital vorstellt, ist der Kapitalwert dieses Papiers rein illusorisch. Man hat vorhin gesehn, wie das Kreditwesen assoziiertes Kapital erzeugt. Die Papiere gelten als Eigentumstitel, die dies Kapital vorstellen. Die Aktien von Eisenbahn-, Bergwerks-, Schiffahrts- etc. Gesellschaften stellen wirkliches Kapital vor, nämlich das in diesen Unternehmungen angelegte und fungierende Kapital oder die Geldsumme, welche von den Teilhabern vorgeschossen ist, um als Kapital in solchen Unternehmungen verausgabt zu werden. Wobei keineswegs ausgeschlossen ist, daß sie auch bloßen Schwindel vorstellen. Aber dies Kapital existiert nicht doppelt, einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel, der Aktien, und das andre Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende Kapital. Es existiert nur in jener letztern Form, und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel, pro rata, auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert. A mag diesen Titel an B, und B ihn an C verkaufen. Diese Transaktionen ändern nichts an der Natur der Sache. A oder B hat dann seinen Titel in Kapital, aber C sein Kapital in einen bloßen Eigentumstitel auf den von dem Aktienkapital zu erwartenden Mehrwert verwandelt.

Die selbständige Bewegung des Werts dieser Eigentumstitel, nicht nur der Staatseffekten, sondern auch der Aktien, bestätigt den Schein, als bildeten sie wirkliches Kapital neben dem Kapital oder dem Anspruch, worauf sie möglicherweise Titel sind. Sie werden nämlich zu Waren, deren Preis eine eigentümliche Bewegung und Festsetzung hat. Ihr Marktwert erhält eine von ihrem Nominalwert verschiedne Bestimmung, ohne daß sich der Wert (wenn auch die Verwertung) des wirklichen Kapitals änderte.“  (MEW 25, 485)

Weil die Ungewissheit den Handelswert der Aktien ausmacht, ist das Streben des Finanzhandels einzig und allein, sich in eine ungewisse Welt risikofreudig einzulassen und sich so schnell wie möglich Gewissheit über den Effekt des Kapitaleintrags zu verschaffen, bzw. ihn selbst durch eigene Stimme zu befördern oder sich durch fremde Märkte Absicherung zu erwerben. Das Streben der Finanzjongleure hat daher zur Grundlage, dass sie in keiner Weise Konsequenzen tragen für die realen Folgen ihres Tuns, dass sie aber letztlich alles bestimmen können, was getan wird. Alle Finanzgeschäfte sind Geschäfte um einen Mehrwert, dessen Realisierungsprobleme den Handel bestimmen. Solange es diesen Mehrwert getrennt von jeglichem Mehrprodukt gibt, wird sich der Finanzmarkt auch nicht wesentlich ändern lassen.

Der Irrsinn des Wertwachstums

Während der Produktionsstandard permanent wächst muss bei stetigem Wertwachstum umgekehrt alles, was den Menschen bleibt, minimiert werden. Es ist grotesk, dass ausgerechnet das, was die Menschen weiterbringen kann, sich gegen sie verhält; einfach weil es Wert hat, aber für das Kapital nur als Maßstab der Preise seine Verwertungsproblem kontern soll. Arbeitslöhne und Arbeitszeiten werden nicht verbessert sondern umgekehrt noch weiter bedrängt, weil der Fall der Profitrate das Kapital bedrängt. Es müssen eben immer mehr Waren in einem Wertmaß erzeugt werden, das über den Selbsterhalt des Kapitals als Mehrwert heraus wächst, aber den Menschen nicht gehören darf, weil sie sonst für den Ausbeutungsprozess ihrer Arbeit entzogen wären, das Kapital also an ihnen scheitern müsste. Es ist der Irrsinn, den wir längst kennen: Je mehr die Märkte sich ausweiten, je intensiver die Nutzung der Produktionsmittel ist, die Produktmenge sich vergrößert und zum Teil sogar auch verbilligt, desto weniger bleibt den Menschen zur Ausbildung ihres Lebens, zur Fortbildung ihres Lebenspotenzials und den Mußen ihrer Freizeit übrig, weil die Verwertung ihrer Werte in der Finanzwirtschaft ihr Zahlungsmittel zum Erhalt ihres Lebensstandards, also ihre Löhne als ihr Geld relativ entwertet, z.B. durch Verlängerung ihrer Lebens- und Wochenarbeitszeit. Wiewohl Fortschritte der Industrie und Kommunikation immer weniger persönlichen Aufwand der Menschen erfordert, weitet sich der Zwang zur Arbeit - nur um das Wertwachstum zu garantieren - permanent aus, ergreift ihre verbliebene Privatsphäre und Lebensstruktur, verlangt Mehrfachbeschäftigung mit Billiglohn und Hetze auch noch im familiären Tun und Lassen.

Es ist immer noch der alte Teufelskreis des Kapitals, der die Geschichte beherrscht: Der Mehrwert entspringt der unbezahlten Arbeit der Menschen und wird also nicht durch Arbeitslöhne gedeckt. Die Produkte, die auf dem Markt sowohl Mehrwert, Technologie wie auch Lebensmittel transportieren, können auf Dauer nicht alle abgesetzt werden. Das macht die Absatzkrisen aus, welche der kapitalistischen Produktion in regelmäßigen Intervallen folgen. Die produzierten Waren können nicht alle gekauft werden, weil sie von den Menschen mit den Löhnen, die sie erhalten, nicht bezahlt werden können.

"Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde." (Karl Marx, MEW, Bd. 25, S. 501).

Es kommt noch hinzu, dass das Kapital selbst auch an die natürliche Grenze einer Nachfrage nach seinen Produkten kommt. Soviel Mehrwert es seinem Trieb folgend produzieren muss, soviel Produktion kann es auf Dauer gar nicht wirklich geben. Immer mehr überschüssige Produkte würden, weil sie nur faule Ladenhüter wären und dennoch Wert, also verausgabte Arbeit darstellten, als unrealisierbare Preisgestaltungen dem Geldwert der Märkte einen Wert entziehen, alle Arbeit und also alle Produkte zunehmend verbilligen und also die Profitrate schließlich ganz zum Verschwinden bringen. Immer mehr Produktwerbung soll animieren, immer mächtigere Agenturen verdienen alleine durch die Vermittlung von Absatzpotenzial, denn die große Gefahr des Kapitalismus ist der Absturz der Warenproduktion überhaupt, der Absturz des Wertes, der sich als finale Geldentwertung ereignet, als Inflation. Das ist das Ende jedweder Verwertbarkeit von Geld.

Die Aufwertung des verlorenen Kapitals durch Staatsverschuldung

Die Globalisation des Kapitals ist im Grunde nur eine Globalisation des Finanzmarktes und die Konzentration der Warenproduktion und des Warenmarktes auf seinen Zweck, die Wertmasse zu sichern, die auf jedweden Kapitaleinsatz auf dem Globus lauert. Aber die Werte des Finanzmarktes betreiben im Wesentlichen keine Produktion, aus welcher zusätzlicher, inzwischen unrentabel gewordener Wert entstünde, sondern entziehen ihr beständig Wert durch reinen Besitz an den Lebenssubstanzen der Menschen, die ihren Preis jenseits der Produktion bestimmen, die also entweder nur Rechtstitel darstellen (z.B. Lizenzen, Grundeigentum, Rohstoffe) oder deren Produktionswert amortisiert ist und lediglich die Verfügbarkeit ihren Preis ausmacht (z.B. Mieten, Kabelnetze usw.). Dieser Wertentzug durch die Marktpotenz der Preisbestimmung gewinnt im Preisdiktat ihren wirklichen Wert durch Wertentzug aus der Produktion. Die Produktion selbst ist in den Dienst dieser Macht gestellt. Die Menschen arbeiten längst zum größten Teil nur noch für Miete, Kommunikation, Energie und Verwaltung. Der poduzierte Wert der Waren stellt von daher immer schon entwertete Produkte dar, die zwar Mehrprodukte sein mögen, aber keinen Mehrwert mehr realisieren können, außer durch Export. Im Inland entwickelt sich daher nurmehr der Wertentzug.

Es ist paradox: Wo die Verwertung von Waren keinen Mehrwert verwirklicht, da muss der Mehrwert in eine Negativverwertung geraten: Die Produktion selbst wird unrentabel, die Strukturen verfallen und der Lebenserhalt geht an die Substanz. Um überhaupt ihre Verhältnisse zu reproduzieren, muss Produktion in Gang gehalten werden – wenn auch nur, um die Geldverwertung wieder potenziell wieder beleben zu können. Diese Notwendigkeit stellt sich dar als Staatsverschuldung, welche durch unrealisierte Warenwerte, also durch unrealisierbare Arbeit entsteht, während die sozialen Bedingungen und Strukturen der kapitalistischen Produktion weiterhin aufrecht erhalten werden müssen. Und je umfangreicher die Mehrwertproduktion jenseits der realen Arbeit zur Reproduktion und der – wenn auch unbezahlten - Arbeit für Mehrprodukte verläuft, desto größer sind die Anforderungen an den Staat, die allgemeinen Verhältnisse der Verwertung jenseits ihrer wirklichen Rückführung an die Menschen, also jenseits der realen Produkte in Gang zu halten. Von daher ist die Staatsverschuldung ein wichtiges produktives Element der Wertverwertung, auch wenn sie nur ermöglicht, eine für die Menschen sinnlos gewordene Produktion aufrecht zu erhalten.

„Die öffentliche Schuld wird einer der energischsten Hebel der ... Akkumulation. Wie mit dem Schlag der Wünschelrute begabt sie das unproduktive Geld mit Zeugungskraft und verwandelt es so in Kapital, ohne dass es dazu nötig hätte, sich der von industrieller und selbst wucherischer Anlage unzertrennlichen Mühwaltung und Gefahr auszusetzen.

Die Staatsgläubiger geben in Wirklichkeit nichts, denn die geliehene Summe wird in öffentliche leicht übertragbare Schuldscheine verwandelt, die in ihren Händen fortfungieren, ganz als wären sie ebenso viel Bargeld. ... Es hat die Staatsschuld die Aktiengesellschaften, den Handel mit käuflichen Effekten aller Art, die Agiotage emporgebracht, in einem Wort: das Börsenspiel und die moderne Bankokratie.“ (Marx-Engels-Werke Bd.23, S. 782 bis 783)

Indem sich der Staat von Aktionären, Banken oder durch Staatspapiere Geld zuführt, stellt sich nun ein an und für sich negativer Wert in den Bilanzen der Gläubiger positiv dar – je tiefer die Verschuldung desto wertvoller für den Finanzmarkt. Um also zu verhindern, dass der Geldwert schmilzt, muss Wert jenseits der Warenwelt in dieser eigenen Sphäre dargestellt werden. Sie bestimmt sich nicht mehr auf dem Warenmarkt, sondern  in einer Marktposition zwischen den Polen der Geldfunktionen, zwischen dem Geld als Wertmaß und dem Geld als Maßstab der Preise, also zwischen Einkauf und Verkauf im Geldhandel, durch eine Zahlungsweise, die nicht auf wirklich vorhandenen Waren gründet sondern auf Kredite und Renten. Es ist daher das Bankenwesen der Finanzwirtschaft, welches nicht nur als selbständige Wertform des Mehrwerts entstanden war, sondern diese auch wirklich wieder produktiv für sich umsetzt, weil ohne diese die kapitalistische Wirtschaftsform längst zusammengebrochen wäre. Durch Staatsverschuldung erzeugt das vernichtete Kapital im Finanzmarkt immer wieder das vernichtende Kapital, das auf jede Schwächung der Geldwerte, auf Währungsverluste spekuliert.

Die Entwicklung einer Illusion und die Realität einer Utopie

Es wird nun aber weiter an der Vorstellung gebastelt, dass die Staatsverschuldung ein hohes Interesse verfolgt, weil dadurch Geld zu sichern sei, indem man es durch Kredit mit guten Konditionen und Verwertungsbedingungen durch erweiterte Staatsverschuldung vorstreckt. Natürlich will man sich da jetzt auch gegen die kapitalistischen Massenvernichter stellen und ihre Transaktionen besteuern, vielleicht sogar die Börsenumsatzsteuer, die von Helmut Kohl abgeschafft worden war, wieder einführen. Zwar nicht so arg, weil sonst das Kapital abwandert, aber doch soweit, dass der Steuerzahler sich wieder beruhigt. Im Design klingt das ja auch vom Standpunkt der Geldmenge plausibel, die durch Steuer wieder anteilig etwas vergrößert wird. Es ändert aber nichts an der Sache, weil auf dem Finanzmarkt überhaupt zuviel Geld vorhanden ist, das sich dort vermehrt, weil und sofern also der Geldmenge auch dann keine wirklich vorhandene Warenmenge gegenübersteht, wenn solches Geld rüber kommt. Weil Kapital also auch dann weiterhin auf der Basis von Kapitalfiktionen, also als kreditiertes Aktienkapital zirkuliert, kann es das Geld nur inflationieren, sobald es aus den Sphären der Kapitalfiktionen wieder in die Warenwelt und ihre Produktion zurückkommt. Es ist eine Illussion zu glauben, dass damit das Problem mit dem Finanzmarkt zu lösen sei.

Es ist eben nicht nur das Problem einer Wirtschaftsunion, die sich am Euro festmacht; es ist das Problem der Währungen überhaupt, die vom Finanzmarkt verwertet werden, wie es ihm beliebt und der Staatsverschuldungen, die er bedient. Ob mit einem ungeheuerlichen Bürgschaftsversprechen die Nationalbanken gesichert werden oder nicht, das wird keinerlei Garantie auf Währungssicherheit schaffen. Es wird lediglich die Währungen aufweichen, wenn solche Sicherheiten beansprucht werden. Das weiß man ja auch allerorten. Solche Währung ist dann nicht mehr verwertbar, und sie entwertet zugleich die Währungen, die sie tragen müssen. Es ist ein unendlicher Kreislauf ohne irgendein eindeutiges Ziel, aber mit permanentem Substanzverlust und Zerstörungspotenzial.

Die Geschichte ist nicht mehr umkehrbar. Die Finanzmärkte werden weiterhin nicht nur die schwächeren Staaten aussaugen, sondern zugleich die Staatsverschuldungen allgemein durch die Finanzierung ihrer Verwerfungen vertiefen, weil sie eben aus dem Verfall des Kapitalismus ihre besten Geschäfte machen können. Das Finanzkapital entwickelt sich in einem gigantischen Verschuldungsprinzip der Welt, deren einziger und ausschließlicher Gläubiger, also ihr Lehnsherr es sein will. Permanenter Geldentwertung auf der einen Seite wird mit dem Preisdiktat des reinen Privatbesitzrechts entgegnet, z.B. per Mietrecht oder per Staatsschuld. Der Kapitalismus erwirbt sich eine Feudalstruktur, welche sich aus Strukturen bestimmt, die immer weniger Warenkapital repräsentieren, dafür aber immer größere Besitztümer an reinen Kapitalformationen, die ihr Wertsein längst abgewirtschaftet haben, repräsentieren. Mieten, Agenturen, Energieträger, Lizenzen, Dienstleistungen, Kommunikation, Programme, Kulturveranstaltungen usw. werden immer größere Wirtschaftsmacht erhalten, weil ihre Benutzung Mehrwert in Reinform realisiert – vorausgesetzt, die Löhne und Arbeitszeiten reichen für dessen Finanzierung hin und die Exportwirtschaft ist in der Lage, das nötige Wertwachstum fremder Länder zu importieren, es ihnen also weiterhin in möglichst großem Umfang zu entziehen.

Die Geschichte wird immer schlechter für die Menschen werden, wenn sie sich nicht wirtschaftlich und politisch hiergegen verhalten. Natürlich müssen sie sich in diesen Verhältnissen auch weiterhin erhalten können, müssen um bessere Arbeitszeiten und Löhne und Krankenkasse, Rente usw. kämpfen. Aber die Kraft gegen diese Verhältnisse kommt wo anders her. Es muss die Richtung der gesellschaftlichen Kräfte umgekehrt werden. Man muss nicht nur um Arbeitsplätze kämpfen, sondern vor allem mehr Freizeit für alle fordern, dann gibt es Arbeitsplätze wie von selbst. Man muss nicht nur um bessere Löhne kämpfen, sondern zugleich eigene Arbeitswelten schaffen und einfordern, die sich der Verwertung und Substanzvernichtung entziehen. Man muss nicht für die Schulden des Staates, des Landes und der Kommunen aufkommen, wie sie in Steuern und Sozialkosten weitergereicht werden, denn diese Schulden stellen eine Enteignung der schon durch Arbeit erbrachten Werte dar. Man muss alle Formationen des Kapitals, worin es als Gläubiger auftritt, generell bestreiken, damit die Verschuldung zum Anlass einer politischen Verhaltensänderung wird. Weder alternative Konzepte noch Verbesserungen innerhalb der herrschenden Institutionen und Formationen werden die Menschen weiter bringen. Die Menschen selbst sind längst schon weiter, wenn sie ihre Verhältnisse auch wirklich für ihr Leben nutzen, ihre Anlagen, Informations- und Kommunikationsmittel sich auch wirklich zu eigen machen, ihre Arbeitsmittel in ihren Kommunen vergesellschaften, und ihre Lebensgrundlagen selbst verwalten und entscheiden. Es müssen lediglich die Perversionen der bestehenden Verhältnisse umgekehrt werden, damit sie den Mitteln ihrer Zeit entsprechend leben können. Es muss eine Wirtschaftsform eingeführt werden, die Verwertung und Enteignung nicht zulässt (vergl. z.B. Vertragswirtschaft).

Letztlich stellt die momentane Situation ein gutes Potenzial zur Umkehrung der kapitalistischen Abwärtsspirale dar, wenn es gelingt, das Kapital selbst zum Teufel zu jagen. Es ist ja selbst extrem geschwächt, weil die Macht des Finanzkapitals immer größer wird, von dem es in seinem ganzen Anlagevermögen bestimmt wird. Potenziell kann daher auch das angewandte Kapital sich von der Seite des Warenkapitals gegen das Finanzkapital stellen und seine Geldform naturalisieren, seine Industrie umwidmen und sich selbst in die Arbeitswelt versetzen. Der Widerstand der Menschen wird sich also nur auf die Feudalisierung des Kapitals konzentrieren müssen, um sich daran zu entwickeln und immer mehr Menschen einzubeziehen, nicht nur Arbeiter und Dienstleister, sondern auch Unternehmer, Politiker, Arbeitslose, Junge und Alte und Randständige. Er wird jenseits der Kapitalisierung der Lebensstrukturen in den Kommunen und Länder beginnen, wenn er sich an einem Standpunkt des lebendigen Menschen und seiner Kultur in Land und Region und Kommune ausrichtet und sich gegen die Kultur der Barbarei, gegen die Kultur des Kapitals stellt. Von daher wird solcher Widerstand zwangsläufig zu einer internationalen Beziehung, zur Bewegungsform einer globalen Kulturentwicklung werden, indem diese an die Stelle des globalen Kapitals tritt.