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333. Die Staatskultur eines Menschenparks

In einer entwickelten Gesellschaft mit hoher Produktivkraft entstehen kulturtaatliche Verhältnisse vor allem durch Wirtschaftskrisen, die sich nicht innerhalb der geschichtlichen Produktionsverhältnisse mehr auflösen lassen und eine unauflösbare wirtschaftliche und soziale Verelendung zur Folge haben, wenn das Wirtschaftswachstum nicht mehr durch sein Wertwachstum zu decken ist und wirtschaftliche Gewalt nötig hat, um das Privatrecht, die Rechtsform des Privateigentums aufrecht zu erhalten. Von daher kann sich auch auf der Basis einer Marktwirtschaft ein Kulturstaat durch eine politisch eingesetzte Kultur, durch die Kulturalisierung der sozial und natürlich aufscheinenden wirtschaftlichen Notwendigkeiten entwickeln (siehe z.B. Faschismus, Nationalsozialismus).

Wo eine Gesellschaft zerstört ist oder sich zu zerstören droht, geraten die Reste ihrer Identität, ihrer kulturellen Eigenschaften stellvertetend für ihre Wirklichkeit zu einem Bündnis, das für die Staatsgewalt zur finalen Substanz ihrer Macht wird. Ein Kulturstaat ist ein Staat, dessen Gewalt als Kulturmacht einer bestimmten Sittlichkeit in der Notwendigkeit ihres bloßen Überlebens formiert ist (z.B. einer Religion, einer Gesinnung, einem ästhetischen Willen oder dergleichen). Von daher gründet diese Gewalt auf einem kulturalisierten Recht als Maß, deren Substanz nurmehr in einer höheren Gewalt, der Gewalt eines abstrakt allgemeinen Heils zu finden bliebe, als Erwartung einer Zukunft, die in dieser Welt versprochen wird, von der sie nicht sein kann, aber an die man zu Glauben hat, um überhaupt sich in seinem Leben noch einzufinden. Diese Gewalt der Glaubensmacht, muss sich zwar sachlich, wirtschaftlich und politisch durchsetzten, kann sich aber nicht wirklich aus ihrer Not begründen. In einer wirklichen Notgemeinschaft wäre das Notwendige notwendig staatenlos.

Aber der auf einer solchen Kultur des Glaubens gegründete Staat bildete sich schon in feudalisierten wirtschaftlichen Verhältnissen, wo der Glaube noch menschlich verbindlich sein konnte. In einem modernen Feudalismus, im Feudalkapitalismus entsteht sie aus einem gesellschaftlichen Verhältnis der Staatskultur, das eine Staatsverschuldung über eine Kulturalisierung der Finanzpolitik gesellschaftlich an seine Bürgerinnen und Bürger vermittelt, indem es die Naturmacht seiner bürgerlichen Institutionen kulturell substituiert und zu einer besondere Form der Staatsgewalt umsetzt. Die Kultur ist darin das gesellschaftlich vermittelnde Medium (z.B. als staatlich arrangierte Eventkultur), das als Gewalt eines abstrakten Gemeinwesens für das sogenannte Gemeinwohl eingesetzt wird und die Bevölkerung zu einem Volk macht, das politisch wie ein Gattungswesen funktionieren soll. Dies kann durch politische, militärische oder wirtschaftliche Potenzen durchgesetzt werden, auch durch die Wählermeinung in einer repräsentativen Demokratie, deren wirtschaftliche Grundlagen sich ausgesetzt haben.

Ein Kulturstaat entwickelt sich letztlich aus dem Edelmut einer Staatskultur, die sich als ein Staatswesen behauptet, das die Wirtschaftsleistung seines Wertwachstums zu einer zivilisatorischen Kraft ideologisiert hat und sich als Macht einer hochentwickelten Kultur darstellt und popularisiert. Im Grunde werden damit die Prinzipien einer Kultursteuerung zur Legitimation staatlicher Macht genutzt, also als sittlich begründete Demokratie einer kulturbestimmte Wählermeinung entwickelt und durch einen kulturalisierten Populismus erzeugt (z.B. mittels einer bestimmte Religion oder einem völkischen Rassismus) und zu seiner Erhaltung und Entfaltung betrieben. Doch diese Entfaltung het System und folgt dem, was aus der Zwischenmenschlichkeit der Bevölkerung schon gegeben ist und aus ihr auch entnommen wird. Hierin hat sich jenseits der Marktwirtschaft eine Kultur des Kapitalas entwickelt, die immer komperativer geworden ist.

Bildungsbürger verständigen sich über ihre Vorstellungen vom Leben in ihrer Gemeinde (siehe auch Gemeingut) über Symbole und Bräuche aus ihren je einzelnen Geschichten, die sich über den Imperativ ihrer Gemeinschaft vergesellschaft (siehe hierzu auch Kategorischer Imperativ). Sie beziehen sich über die Gegebenheiten ihres Verstandes, der sich über ihre Lebensumstände erhebt und diese nach den Lebenswerten ihrer Bildung zu regeln erstrebt (siehe auch Avantgardismus). was sie darin zusammenführt und zusammenhält sind die Ereignisse, die sich durch die Regelungen ihrer Aktionen und ihrer darin eingesetzten Optimaten vergesellschaften.

Ein Menschenpark ist daher das Arrangement des Lebensraums einer vergemeinschafteten Ereignisproduktion, eine Bildungsgemeinschaft der Selbstoptimierung, worin die zwischenmenschlichen Verhältnisse als gesellschaftliches Lebensverhältnis einer ausschließlichen Gemeinschaft von Menschen eingehegt und verwaltet wird. In hierdurch sinnlos gewordenen zwischenmenschlichen Verhältnissen wird eine Ereignisproduktion eingerichtet, wodurch die einbezogenen Menschen in Vereinen und Netzwerken sportlich oder als "Gamer" ihre Selbstoptimierung gesellschaftlich totalisieren können. Ziel ihrer Vereinigung ist die Erzeugung und Bildung einer sozialen Struktur derSelbstoptimierung ihrer isolierten – und also abstrakt gewordenen – persönlichen Leidenschaften, deren subjektive Objektivität sich in einen objektiven Subjektivismus kehrt und verselbständigt. Dadurch wird diese Form der Leidenschaften zu einer gemeinen Gesinnung extrem politisiert (siehe auch autoritärer Charakter).

Für die zwischenmenschlichen Verhältnisse war die Kultur des Kapitals eine ausschließliche Leidensform, indem sie zunächst für das Zwischenmenschliche sich als nutzbar erwiesen hatte, indem sie die Isolation der Wahrnehmung durch Selbstgefühle bereicherte, die somit auch in diesem Sinne zu nutzen waren, um dann Beziehungswelten zu bilden, worin sich Menschen in der Geborgenheit ihrer Lebensräume leiden konnten und ihr Leiden zu tragen verstanden, indem sie in ihrer Selbstbehauptung verschmolzen - schließich aber an ihrer symbiotischen Selbstbehauptung verrückt wurden, weil sie darin ihren Sinn für sich, die Grundlage ihrer Selbstachtung verlieren mussten.

Nun müssen sie das Mittel und Maß des Überlebens in einer Welt finden, die für die Menschen keinen wirklichen Sinn mehr hat und worin sie daher ihren Sinn durch bloßes Verallgemeinern ihres Selbsterlebens finden, ihn praktisch als ihr abstraktes Lebensbündnis für sich und andere, für eine abstrakte Gemeinschaft "erfinden" und ihn durch ihre Selbstlosgkeit zur Kulturmacht ihrer selbst errichten. Hier haben sie ihre Kultur dann so objektiv, dass ihnen darin ihr im Grunde sinnlos gewordenes Sein selbst als ihr allgemeines, weil allen gemeines Dasein erscheint, ihre isolierten Befindlichkeiten ais ausschließlicher Befund erfasst werden und ihre bloße Kommunikation, ihre Sprache selbst schon zu einem wesentlichen Sinn der zwischenmenschlichen Beziehungen wird. So können sich die Menschen als unmittelbare allgemeine Persönlichkeiten ihrer Kultur, als kulturpolitische Subjekte gelten, die ihren Sinn durch ihre Person nun auch schon wirklich für sich finden und empfinden und sich darin auch begründet verstehen können.

Nicht von Ungefähr setzen hierauf alle rechte Philosophien das an, worin sich das Sein selbst schon unmittelbar als Bewusstsein formulieren lassen soll, um schließlich hieraus Forderungen an ein anderes Bewusstsein als eine allgemeine Gesinnung zu erwachsen, die aus der Veränderung des Bewusstseins bruchlos eine Veränderung der Welt beziehen wollen. So entsteht Art und Abart als fundamentaler Gegensatz, wie er schon in der Fundamentalontologie bei Martin Heidegger zwischenden dem Seienden und seinem Wesen als ewige Existenznotwendigkeit der "Existenzialien" zu verstehen ist, die nur in lichter Erkentnis aufgehen könne. Der Weg dahin erscheint daher leicht gängig, auch wenn damit die tiefsten Abgründe überwunden werden, denn in solchen Allgemeinheiten sind die isolierten Einzelheiten nicht wirrklich aufgehoben. Im Gegenteil: je unergründlicher Ihr Zusammenhang, desto tiefer und grasser und mächtiger werden die Selbstbezogenheiten, die sich nun selbst schon im Einzelnen allgemein verstehen können. Hier finden sie endlich die Dichte und Masse, in der sie zu einer allgemeinen gesellschaftlichen Macht werden.

Indem ein Kulturstaat sich aus der Kulturbestimmung einer Nation bildet und qua Wählermeinung sich beschließt und seine politischen Entscheidungen begründet, begründet er zugleich seine Politik durch diese Kultur. Sofern diese zur vollständigen Bestimmung eines Staates wird, (z.B. als religiös begründetes Staatswesen, Königreich, Faschismus usw.), verhält sich der Kulturstaat schließlich als Staatskultur und wird darin zu einem totalen Staat, weil er alle Momente des Gemeinwesens unter sich vereinigt - allerdings im Gegensatz zum internationalen Kapital, das ihm durch seine Verschuldungen zum äußeren Feind geworden ist. Zugleich befördert er dieses aber auch durch Befolgung seiner Auflagen, die durch die Wirtschaftsformationen des Kapitals ermächtigt sind - solange der Kapitalismus noch erhalten werden soll. Der Kulturstaat bietet sich so als Schnittmarke zwischen kapitalkonformer Politik und rechter Revolution an, die das Kapital sich unterwerfen will, als Formation eines verselbständigten politischen Willens zu installieren sucht, dem es unterstellt werden soll.

Mit einem Kulturstaat ist also in einer Staatsform Kultur und Ökonomie in eins gesetzt und wird als eine Allgemeinheit vollzogen, in welcher ökonomische Allgemeininteressen als kulturelle Allgemeininteressen ausgegeben und durchgesetzt werden. Zur Begründung eines Kulturstaats ist in Demokratien die mengenmäßige Zustimmung der Bevölkerung Voraussetzung. Diese ergeht besonders intensiv aus einer Willensbildung, die sich in kulturellen Zerstörungsprozessen in Krisenzeiten der bürgerlichen Gesellschaft geradezu aufdrängt. Gegen die abstrakt nur wahrgenommenen "Mächte des Untergangs" (vergl. hierzu Spengler) entsteht eine bürgerliche Notwendigkeit, Kultur zu sichern, und das heißt: sie zu beherrschen und als Herrschaftsmittel wahrzunehmen und gegen die vermeintlichen "Feinde der Kultur" zu wenden. Die Abwendung dieser abstrakten Feinde wird durch Rassismus und Antisemitismus begründet und vollzogen.

Sich selbst gilt der Kulturstaat als institutionel bereinigtes und geregeltes Kulturverhältnis in Staatsform, das sich sittlich als Verwirklichung eines allgemeinen Menschrechts auszuweisen sucht und sich als Form einer allgemeingültigen menschlichen Identität ausgibt. Das verlangt die Bestimmung des Staates aus einer von den "Feinden des Menschenrechts" bereinigten Staatszugehörigkeit und verlangt von daher die Sortierung der Menschen nach Maßgabe seiner politischen Selbstbestimmung. Hierzu werden alle Mittel der Kultur, z.B. besonders Kunst, Medien, Propaganda in den Allgemeinzweck des Kulturstaats, unter seinen ästhetischen Willen gestellt. Die Propaganda für diesen Staat besteht vor allem aus seiner politischen Selbstgerechtigkeit und stellt alle kulturellen Institutionen und die Eventkultur der Regionen und Kommunen in deren Zweck. So sollen z.B. Kunst, Sport und Bildung für diesen Zweck anreizen und den Reiz des allgemein gereinigten Menschsein mit der Verallgemeinerung des Edelmuts seiner Kultureliten artikulieren. Sie wird staatlich gut unterstützt, sofern sie deren ästhetischen Willen entspricht. Hierdurch kann sich dieser zu einem übermenschlichen Willen entwickeln, wo er als Machtmittel der repräsentativen Demokratie erfolgreich genutzt wird.

Der Kulturstaat verallgemeinert so die Ästhetik seiner selbst zu einer staatlichen Institution eines abstrakten politischen Willens und bezieht daraus seine wesentlichen Vermittlungskräfte, während er selbst natürlich wesentlich politisch und ökonomisch bestimmt bleibt. Er bedient sich aber der Selbsttäuschung, welcher die Menschen in einer politischen Kultur erliegen und ist von daher der Inbegriff dieser Kultur der Selbsttäuschung als politisches Gemeinwesen ohne unmittelbar menschlichen Inhalt. Das kann sich nur gegen die Bevölkerung umsetzen und ist das Instrument, das Volk, das ihn durch die Krise ihrer Lebensbedingungen ermächtigt hat, durch eine übermenschlich begründete Gewalt zu disziplinieren.

Indem durch die Gleichschaltung aller kulturellen Bedeutungen eine "Volkskultur", eine wirklich allgemeine kulturelle Abstraktion im Begriffszusammenhang eines abtrakten Subjekts, eines "Volks" enstanden ist, wurde ein Gemeinwesen begründet, das als Kulturwesen zugleich ein politisches Wesen ist, das also auch Staatswesen sein kann. Was es der Möglichkeit nach ist, wird es notwendig dadurch, dass die Selbstwahrnehmung der Menschen sich dieser Allgemeinheit gegenüber nicht mehr behaupten kann, dass sie jegliche Selbstgewissheit im Allgemeinen aufgeben muss, weil es keine kulturelle Allgemeinheit mehr gibt und sie von daher selbst zur Fremdwahrnehmung vom Standpunkt eines allgemeinen Subjekts getrieben wird.

Auf der anderen Seite, auf der Seite des politischen Staats, ist in einer repräsentativen Demokratie die Differenziertheit der Meinungsbildung als Wählermeinung das Maß der Einflussnahme der Bürger auf politische Entscheidungen, soweit sie überhaupt eine Wirkung jenseits der politischen Ökonomie und ihres Sachzwangs haben können. Je komplexer und undurchsichtiger die sozialen, politischen und ökonomischen Verhältnisse werden, desto abstrakter wird auch die Meinungsbildung. Die kulturellen Differenzierungen, die Staat und Kultur noch auseinandergehalten hatten, verlieren sich in dem Verlangen nach einer ursprünglich scheinendenden Identität, nach einem übermenschlichen Subjekt, einer Menschenführung, einem großen Bruder oder dem prominenten Partner. Was sich in der politischen Kultur als Notwendigkeit eines allgemeinen abstrakten Subjekts ausentwickelt hat, vereint sich jetzt vermittelst der Abstraktion der Meinungsbildung im gemeinen der Nation: Die abstrakte Subjektivität der Kultur fällt mit der abstrakten Objektivität des Staates zusammen. Das objektive Subjet stellt sich als übermenschliche Persönlichkeit des Staates dar, der sich nun auf der nationalen Kultur begründet. Die Vielfalt der Lebensverhältnisse wird in diesem Prozess auf die schlichte Einfalt des Kulturstaats gebracht.

Die Menschen verlangen nur deshalb nach einer solchen abstrakten Einheit, weil sie sich weder ökonomisch noch kulturell mit ihrem Leben identifizieren können, weil sie als Mensch einer solchen Kultur nun wirklich überflüssig geworden sind und sich lediglich in ihrer Überflüssigkeit durch ihre Verfestigung als politischer Bürger, durch ihre freiwillige Fixation als Staatsbürger sich eines politischen Sollens befleißigen können, das weder Sinn noch Nutzen für sie hat. Ihre gesellschaftliche Wirklichkeit ist daher für sie vollständig unwirklich geworden - sowohl aus der Unmöglichkeit der Gesellschaft, dem einzelnen Menschen überhaupt noch sinnvoll zu begegnen, als auch aus der zwischenmenschlichen Beziehung der vereinzelten Menschen heraus, die sich in ihren Geselligkeiten durch die Dichte ihres Selbsterlebens selbst entwirklicht hat. Die allgemeine Selbstlosigkeit wird hierdurch zum Prinzip: Alles Selbsterleben, das den Selbstwert aufleben ließ, wird zum Fremderleben, worin er jetzt untergeht, weil er in einer Gesellschaft lebt, worin sich jeder Mensch nur noch selbst unter dem Wert seiner Gesellschaftlichkeit, wie sie wirklich für und durch ihn ist, also gesellschaftlich minderwerig erleben kann. Die Gemeinkultur wird in dem Maße zum Maß aller Minderwertigkeiten, wie sich das Gemeinwesen darin aufzuwerten versteht. Kultur als solche wird auf diese Weise "überflüssig" und zum bloßen Medium der Politik. Sie selbst verliert ihren Wert durch ihre Institutionalisierung im politischen Allgemeinwesen. Dieses subsumiert die Kultur unter seine Verwertungsinteressen, wodurch es politisch und kulturell vollständig zu einem wirklich äußerlichen Gemeinwesen wird, das im allgemeinen Wesen menschlicher Selbstentfremdung aufgeht. Die Selbsttäuschung der Wahrnehmung, wie sie in der politischen Kultur angelegt war, wird nun zu einer allgemeinen kulturellen Wirklichkeit, zu einer wirklichen Kulturmacht des politischen Gemeinwesens, das sich damit gegen die Menschen und zugleich an sie wendet.

Darin verliert sich im Prinzip jede Subjektivität in einer Objektivierung, in welcher die Menschen durch sich selbst objektiv bestimmt erscheinen. Ihr objektives Kulturwesen wird zu ihrem wirklich veräußerten Allgemeinwesen, zu einem Wesen, wovon sie als Individuen nun auch wirklich beherrscht werden. Alle Formen, welche sie zur Vermittlung ihrer Individualität haben, werden nun selbst zur Allgemeinform ihrer Kultur, von der sie nur noch als Objekte bestimmmt sind, gleich, ob sie sich mit ihr identifizieren oder auch nicht. Diese institutionalisiert sich nicht aus ihrer Einzelheit, sondern aus ihrem politischen Allgemeinwesen und ist von daher vollständig politisch, wiewohl sie von kulturellen Interessen auch vollständig bestimmt ist: vollständig politische Kulturmacht. Diese wird aus dem Befinden der Selbstwahrnehmung als Reaktion auf die Mängel des allgemeinen Kulturverhältnisses heraus allgemein begründet und vernittelt sich daher auch über die politischen Formen der Ökonomie durch die repräsentative Demokratie, wie sie als politische Staatsform des Kapitalismus gegeben ist. Die Staatskultur wird zum Kulturstaat, Staatsgewalt zur Kulturmacht. Mit Kultur und Staat als solches hat dies aber nichts mehr zu tun. Es ist eine rein ästhetische Form hiervon, die vollständige Objektivierung der Selbstwahrnehmung zur politischen Macht eines politischen Willens.

Gerade weil sich der Staat nicht mehr wirklich aus seinem sozialen und ökonomischen Zweck heraus begründen kann, weil er eben nur noch als Gläubiger wie Schuldner des Finanzkapitals existent ist, bleibt ihm seine politische Funktion allein in einer rein völkischen Ästhetik, als Allgemeinform des ästhetischen Willens. Hierzu muss er nicht nur als Hort allgemeinmenschlicher Gesinnnung auftreten, die sich im Prinzip der Heilserwartung zum Übermenschen, zu einer übermenschlichen Selbstermächtigung entwickelt hatte, sondern zugleich auch wirklich völkischen Sinn stiften, worin die Menschen selbst ihren Willen als ihr Sollen unter allgemeinen ästhetischen Bestimmungen zu finden haben.

Was bisher staatskulturelle Äußerungen waren, wie z.B. Volkssport oder Volkszirkus, das wird nun selbst völkisch bestimmt und organisiert. Der Zweck des Kulturstaates ist nicht eine einfache Selbstbestätigung des Staats als Kulturwesen. Im Gegenteil: Sein kulturelles Unwesen tritt nun in einer Kulturstiftung ausdrücklich hervor als Gemeinwesen der Ausbeutung menschlicher Selbstwahrnehmung durch eine Elite von Kulturfunktionären, welche die Menschen dahin treiben, sich als das anzusehen, was sie sein sollen. Das ist der wirkliche Kern eines jeden Rassismus, dem letztlichen Kulturwerkzeug eines unmenschlichen Gemeinwesens, das nun erst seine Wirkung allgemein entfalten kann.

Die Menschen sind durch ihr kulturelles Verhältnis nun doppelt negiert: Sie sind nichts für sich und zugleich auch nichts außer sich. Sie sind gedoppeltes Nichts und können nur in ihrer politischen Form sich allgemein einfinden. Sie schließen sich in der Wahrnehmung ihrer Kultur gegenseitig aus und bilden darin ihr allgemeines Kulturwesen zu einem Staatswesen aus, zu einem Kulturstaat, worin sich ihre Selbstwahrnehmung allgemein aufheben muss, weil die Menschen darin im Grunde überflüssig geworden sind, numehr als dessen Funktionäre funktionieren.

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333.1 Der Amazonas des Warenhandelskapitals (Das unendliche Erlebnis)

War die "Volksgesundheit" bisher noch Reflexion, die sowohl wirtschaftliche wie auch kulturelle Strebungen enthalten hatte, wird nun das körperliche Erleben selbst in einem Zweck bestimmt, der vor allem die Unterwerfung der Menschen unter eine Staatskultur betreibt. Die Menschen werden darin "mit Haut und Haar" politisiert, ihre Körperlichkeit zur Natur des Staatswesens. Das ist ökonomisch wie kulturell durch die Krisen erforderlich, welche die Gesellschaft durchziehen. Durch die Pflege des Körpers wird zugleich das Körperliche der ganzen Gesellschaft behandelt, ein höherer Wert erwirklicht, der den realen Körper zu seinem Objekt gemacht hat. Damit wird sowohl der Aufwand für die Gesunderhaltung minimiert, als auch der Kulturwert der ästhetischen Reinheit im Allgemeinen vollzogen, der alles, was bisher körperlich war, in den Dienst einer allgemeinen Körperästhetik genommen. Doch körperlich sind in dieser Kultur ja nur die zwischenmenschlichen Erfahrungen und Erlebnisse. Und die waren im Einzelnen nur von minderem kulturellen Wert.

Was die Menschen in ihrer Kultur erlebt hatten, bricht sich in einer unendlichen Kette von Kulturversagen, also in der Unmöglichkeit, sinnvolle Lebenszusammenhänge ohne äußeren Druck aufrecht zu erhalten. Das Kulturerleben geht im Allgemeinen nicht mehr auf. Es geht unter in dem politischen Zweck, dass die Staatsethik zur körperlichen Ästhetik, zur Naturalisierung der Selbstwahrnehmung wird. Die Menschen sollen in ihrer Unterworfenheit am Staatsganzen, das jetzt als kulturalisierte Naturmacht erscheint, beteiligt werden als Menschen, die sich in ihrer Unterwerfung selbst verwirklichen, ihre Selbstunterwerfung verwirklichen, indem sie sich selbst verwerfen, um wirklich unterworfen sein zu können, ihrer Verworfenheit dienstbar zu sein.

Dies geschieht meist auch durch gegenseittige Denunziation, durch Anschwärzen und Verleumden der Nachbarn, die sich aus dem Allgemeinen Kulturkörper der Volksgemeinschaft noch herauswagen.

Das körperliche Selbsterleben der Menschen wird nun durch allerlei Körperästhtik bestimmt. Der Staat selbst stellt sich als kultivierter Volkskörper dar, der gepflegt sein will und muss. Verwerflich, wer sich da nicht rein hält. Die Reinheit selbst wird zum Staatsprinzip einer Staatskultur, in welcher sich nichts anderes mehr verwirklichen kann als ein allgemeiner ästhetischer Wille.

Die körperliche Minderwertigkeit des allgemeinen Selbstgefühls entsteht durch das allgemein entäußerte Selbsterleben in den Medien und Arenen der Gesellschaft. Dies begründet eine kulturelle Körpermacht der Allgemeinwahrnehmung.

333.1.1 Die Technologie einer allgemeinen Selbstdisziplinierung (Die Volkserziehung des Kreditwesens)

Es ist nicht der Staat als solcher, der sich um die körperliche Ertüchtigung schert. Es ist zunächst eine kulturelle Notwendigkeit, die Bewegung im Stillstand verlangt. Die kulturelle Lähmung, welche Menschen in der von ihnen exekutierten Selbstlosigkeit entwickeln, schafft nicht nur "gesundheitliche Probleme", sondern hat auch eine gesellschaftliche Verdrossenheit zur Folge, die sich auch als Politikverdrossenheit und schließlich als Staatsverdrossenheit auswirkt. Mit den gesellschaftlich virulenten Krisen herrscht auch in den zwischenmenschlichen Verhältnissen ein sublimer Entzug an Verbundenheit, an subjektiver Begeisterung für die größeren Zusammenhänge ihres Lebens. So ermangelt es der Bevölkerung an Kraft, durch die sie die herrschende Kultur zu bestärken hätten. Das politische Interesse ist nicht nur durch die Undurchsichtigkeit der politischen Aktivitäten blockiert, sondern auch durch die entsprechene Geistlosigkeit gelähmt, die keine politische Begeisterung mehr aufkommen lässt. Nicht nur die Menschen, auch die politischen Aktivitäten der staalichen Institutionen erweisen sich gemessen an ihren Aufgaben immer erfolgloser und also auch immer überflüssiger. Im Grunde heißt daher das kulturpolitische Programm hiergegen immer noch Ansporn eines jeden, "Kraft durch Freude" (KdF): Volkssport.

Der Volkssport soll die politische Impotenz des Staates ersetzen. Er wird daher erst durch die verallgemeinerte Individualität des Ansporns zu einer kulturellen Negation des Staatswesens, zu einem staatspolitischen Kulturinteresse. Der Staat wehrt sich darin gegen seine "Überflüssigkeit", die er in den Krisen des Kapitals und in seiner Verschuldung gegenüber dem Finanzkapital offenbahrt und die in Wahrheit immer als Verpflichtung der Staatsbürger der gegenwärtigen und zukünftigen Generationen existiert. Um sich im "Volk" einverleibt zu regenerieren wird das geschmähte Leben nun zur Lebensbereinigung befördert und der Staat zum Agent der Lebensertüchtigung. Ob ideologisch ausgesprochen oder nur institutionell verwaltet ist dabei gleich; zentral wird die Maßnahme, über die der Staat in das körperliche Leben der Menschen eingreifen kann, in der er also den Menschen vermittelt, dass ihr Körper ein Teil des "Volksganzen", Volkskörper ist.

Der Staat nutzt gegen das Siechtum seiner Politik nun natürlich die Gelegenheit, der Bevölkerung nun durch sportliche Ertüchtigung einen Sinn zu vermitteln, der in ihrem beruflichen oder familiären Lebensalltag nicht mehr geäußert wird: Der Sinn für die eigene Tätigkeit. Der kulturelle Alltag wird von einem Interesse zum kulturpolitischen Ausgleich bestimmt, die Sportarenen zum Schauplatz raffinierter sportlicher Leistungen, an denen sich eine Kulturgemeinschaft entwickelt, die oft auch "über die Stränge" haut. Immerhin kommt darin eine Verbundenheit auf, die nichs mit dem wirklichen Leben der Menschen zu tun hat, wohl aber dieses ausfüllt mit Kämpfen um Leistung, Erfolg und Geschichtlichkeit. Die Tabellen der sportlichen Erfolge erscheinen dann wie eine Sinnerfüllung eines Wettkampfs, der auch der wirtschaftlichen Konkurrenz der Wertproduktion einen abstrakten Sinn verleiht. So kann die Vereinigung des individuellen und des gesellschaftlichen Ansporns tatsächlich einen Erfolg vermitteln, der auch Kultur und Staat in ihrer körperlichen Darstellung zusammenführt.

Diese "Volkskörperschaft" mag sich mit den Selbstgefühlen der Menschen decken oder nicht, sie wird schon rein formell zu einer hervorragenden Institution der Lebensverwaltung des Staates werden, in der sich die Bürgerinnen und Bürger als dem unterworfene Kulturobjekte, als Moment einer kulturellen Ermangelung wahrnehmen müssen. Der staatlich bestimmte Volkssport verwirklicht sich daher besonders intim im Ansporn der körperlichen Leistungsfähigkeit, im Leistungssport.

333.1.2 Die Depersonalisierung der Menschen

Rein kulturell verstanden erscheint Leistungssport zunächst unsinnig: Warum sollen Menschen in ihrer Hochkultur, die doch schon eine so intensive körperöiche Ästhetik entwickelt hat, nochmal zusätzlich auf eine eigenständige Form der körperlichen Leistung gebracht werden? Reicht es nicht, dass man sich schön und gut fühlt, dass alles Selbstgefühl darin bereits aufgehoben ist?

Es geht hierbei eben nicht mehr um ein Selbstgefühl; eher um sein Gegenteil: Um ein Körpergefühl der Selbstlosigkeit. Angespornt durch die institutionelle Macht ihrer Gesellschaft wird das Selbsterleben im Fremderleben integriert. Der Leistungssport bietet die hervorragende Möglichkeit der politischen Körperkultur zu einem grundlegenden Moment der Staatskultur zu werden, deren Ziel die allgemeine Ertüchigung zu fremd bestimmter Leistung ist. Diese kann allerdings nicht nur privat betrieben werden; sie muss auch zur Schau geboten werden, an welcher jeder einzelne Mensch zumindest als Kulturkonsument mit seiner Wahrnehmung Anteil an der allgemeinen körperlichen Ertüchtigung hat.

Schon im eigentlichen Wortsinn kommt Sport von Sporn und meint angespornte Körpertätigkeit zu einem Zweck (z.B. Gesundheit, Gemeinschaftsleben, Ertüchtigung, seelische Reinhaltung oder Bereinigung, Suchterleben durch Hormonausschüttung usw.), der das Angespornte zum Äußersten bringt, zu einer veräußerten Körperlichkeit, die sich im und durch den Narzissmus des Sportlers und seiner Persönlichkeit gewinnt (siehe auch narzisstische Persönlichkeit). Der sportgestählte Körper wird zu einem kulturellen Maßstab einer Gemeinschaft, die ihren Gemeinsinn in unzähligen Sportvereinen und Veranstaltungen kultiviert und schließlich in den Sportarenen sich mit den Interessen der Staatskultur identifiziert und so auch wesentlich bei deren Übergang in einen Kulturstaat tragend ist. Der individuelle Körper tritt in dessen Arenen als allgemeiner Körper auf, der dem Massengefühl des Narzissmus wie ein Volkskörper verfügbar erscheint, jedenfalls als Maßstab einer allgemeinen Gesinnung kulturmächtig wird.

Sport entwickelt sich aus dem Spiel und will auch Spiel sein, das sich in strengster körperlicher Anstrengung äußert. Aber damit wird er zum Medium einer Eventkultur, die es auf das Äußerste der Darstellung von Körper und Sinn absieht. Er verlangt eine äußerste Selbstlosigkeit für einen Selbstgewinn in einer Kulturform der Macht und ist von daher ideal für die Darstellung der Körperform von einem Sinn, der Selbstwert bildet und zugleich über seine Sinnlichkeit hinweg nur körperlich wird, den Körper über seine Selbstwahrnehmung hinweg überhöht, seine Empfindung brüskiert, um seine Fähigkeiten zu kultivieren und diese als eigene Kultur in einem Regelwerk der Selbstverwertung zu veräußern.

Als Subjekt dieser Kultur ist der Sportler oder die Sportlerin nur relativ, in der Leistung für sich gegen andere zugleich von einem Maß der Selbstverwertung von Fähigkeiten objektiv bestimmt. Absolut für die Gesamtverwertung erscheint im Allgemeinen dann z.B. der Verein, die Lokalität oder die Nation (siehe Kulturstaat). Was sich im einzelnen Selbstwert bildet ist hiergegen nur momenthaft. Entscheidend wird der Kult, die Arena und die darin formatierte Gemeinschaft.

Tatsächlich bewährt sich im Sport eine Geschicklichkeit, die in der Freizeit jenseits der Arbeitszeit als besondere Fähigkeit zwischenmenschliche Anerkennung einbringt, die im Unterschied zu einer sozialen Leistung als persönliche Leistung ausgezeichnet wird, oft auch als Leistung einer damit politisch bestimmten Persönlichkeit, einer Nation, die damit auch ihre kulturelle Selbstdarstellung bestärkt.

333.1.3 Die Kultur der allgemeinen Veräußerung

Die sportliche Darbietung In den Arenen bieten nicht nur den sportlichen Wettkampf der einzelnen Leistungen angespornter Körper. Vielmehr wird deren Wahrnehmung selbst zum Erlebnis fremder Körperwelten. Vor allem auch über die Medien wird hierdurch eine Gemeinschaft der Leidenschaften vermittelt, die im Einzelnen nichts mehr mit Körper und Sport zu tun hat, allgemein aber sehr wohl gerade durch ihre Begeisterung auch sinnliche Beziehungen auf die Staatskultur zur Folge hat. Mögen diese anfangs auch nur aus beigefütterten Reizen bestehen, so werden sie bald selbst zur Ausdruckform einer gemeinen Körperwelt, die auch ohne Körper auskommt. Der Wettkampf als solcher wird zum Glanzstück einer Kultur, in der es schon im Lebensalltag um "Sein oder Nichtsein" geht. Früher waren es die Gladiatoren, an denen sich das Volk in seiner Überlebensfähigkeit bestärkt fühlen konnte - auch und gerade wenn diese zu Tode kamen. Der Körper selbst wird dabei bedeutungslos. Auch die Leistungssportler verstümmeln Anteile ihres Körpers, bevor sie ihre besondere Leistungsfähigkeit vorführen und zum Erfolg bringen können. Was den wahren Anreiz ausmacht ist das Überleben in einer übermenschlichen Belastungssituation. Die Gemeinschaft darin bewahrheit ihre absolute Ausschließlichkeit derer, die darin obsiegen. Sie wird zur Lebensgemeinschaft eines ausgeschlossenenen Überlebens, der Sieg über alle Konkurrenzlagen und Vernichtungsgefühle. Von daher war Gemeinschaft von Staat und Bevölkerung, die völkische Verbrüderung, schon immer durch "Brot und Spiele" gewährt und zum intensivsten Performator der Staatskultur.

Sind die Wettkämpfer in den Arenen noch voller Kraft und wirklicher Leidenschaft, so können ihre Akklamateure ruhig fett im Sessel hängen, ihre Chips futtern und ihr Bier konsumieren; es ändert sich nichts an ihrem Körperleben. Der Rausch verläuft in einer Gefühlsgemeinschaft, in welcher sich der durch die Begeisterung übermächtig gewordene Geist des Kampfes zu einer Volksseele des vergemeinschafteten Selbsterlebens ausbildet.

In den Arenen des Sports wird Kultur dadurch befriedet, dass die Menschen in diesem entfremdeten Selbsterleben zugleich sich als das Fremde erleben, das sie leiden und das sie hier mitleiden können. Im Grunde ist es das darin aufgehobene Mitleid mit derm Sportler oder der Sportlerin, das sie teilhaben lässt an dem Geschick und den Fähigkeiten, die hier ihre Veranstaltung dadurch finden, dass sie als zeitgeschichtliche Gegenwart aufgeführt und prominent gemacht werden. Was ein körperlicher Mangel für den Einzelnen ist, was seine Unfähigkeiten ihn leiden lassen, erscheint darin aufgehoben, seine Isolation überwunden und eine eigene Gesellschaft als Institution gegründet. Diese Gesellschaft verkörperlichter Optimierung erscheint gegen die einzene Existenz übermenschlich, weil darin die Prominenz eines übermäßigen Körpers aufgeführt wird.

Im Wiedererkennen ihres eigenen Leidens, das hier professionell aufgehoben erscheint, erkennen die Menschen hierin die Aufhebung ihrer Überflüssigkeit, erscheinen sie sich selbst prominent in den sportlichen Bewertungen oder ihrer Fähigkeit, an solcher Bewertung teilzunehmen. Diese wird mit Tabellen illustriert und mit der Macht der Darbietung aufgefüllt, die sich nurmehr assoziativ bewegt und zu einer Kulturszene entwickelt, die sich aus dem Erleben der Wiedererkennung, aus erlebtem Mitleiden, das Gemeingefühl einer verflossenen Mitmenschlichkeit entwickelt. Kein wirkliches Maß einer Leistung oder Fahigkeit wird hier vermittelt, sondern das Allgemeinmaß einer aufgeführten Prominenz einer bestimmten Szene wird hier erst durch ihren Kult erzeugt. Der sportliche Wettbewerb verschwindet in der optimierten Volkstümlichleit der Veranstaltung, im Dabeisein der Vielen unter der Macht der Institution, die wie eine stattliche Einrichtung funktioniert, obwohl sie sich nur aus der Zusammenfügung einer Prominenz wertvoll gewordener Akteure ergibt. Es ist der Wert ihrer Aufführung, die sich hier selbst vorantreibt, wodurch sich darin ein Bewertungssystem der Leistungsbereitschaft verselbständigt hat. Dieses ist das Kulturmaß einer veräußerten Körperlichkeit, die sich zur Institution gebracht hat und sich nun wie ein Staatskörper als Mensch verhält.

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333.2 Die Volksseele als unendlich entäußerter Geist

Eine Kulturelite funktioniert nur dadurch, dass sie als notwendig geistige Eigenschaft eines Gemeinwesens auftritt. Die einzelnen kulturellen Bedürfnisse lässt sie nicht nur einfach unter sich; sie stellt sich ausdrücklich gegen diese, indem sie deren Geist als Ungeist, als Entartung des gewohnten Menschseins beschwört. Das Außergewöhnliche der Eigenheiten wird darin in gleicher Weise behoben, wie jede Unart darin ausgeschaltet ist. Die Volksseele wird als geistige Art num Naturbestandteil eines Staatswesens. Die Form des Staats wird damit zur geistig tragenden Kulturform, wie sie im bisherigen deutschen Faschismus deutlich zum Tragen kam. Im Führerprinzip kam nichts anderes zu Tage, als die Selbsterhebung eines vollständig entäußerten Geistes, der sich nur noch aus einer völkischen Kultur erklären ließ.

Doch der Mangel dieses Prinzips ist ihre Niederträchtigkeit und der darin notwendigen Borniertheit. Letztlich müssen solche Kulturstrebungen immer daran scheitern, dass sie vernichten müssen, was ihnen im Wege steht. Jede Abweichung bedeutet hierfür höchste Gefahr, zeigt sie doch schnell, dass jede Bewegung in dem völkischen Korsett dieses unmittebar zu sprechngen droht. Die kulturellen Ereignisse entwickeln sich dadurch in einer Spirale der Selbstdisziplin, welche alles vernichten muss, was sich hiergegen regt. Die selbstvernichtenden Ereignisse des Faschismus (Konzentrationslager, Weltkrieg) sind hinlänglich bekannt. Der bisherige Totalitarismus beruhte auf einer Volksgemeinschaft, Diese ist in diesem Sinne ist undenkbar geworden.

Kultur kann nur wirklich total werden, wenn die politische Kultur selbst als Ästhetik einer Gesellschaft angelegt wird, als vollständig entäußerte Kultur zum absoluten Sinnstifter wird.

Die Notwendigkeit eines Allgemeinwesens kultureller Selbstentäußerung wird durch den Mangel an gesellschaftlicher Selbstgewissheit gegründet und mündet in einem kulturellen Gemeinwesen geistiger Abstraktionen.

333.2.1 Die Regeneration der Gesinnung zum generierten Sinn

Ein geistlos gewordener Sinn muss sich als Sinn gegen seinen Geist bestimmen um sich selbst zu erreichen, sich zu regenerieren. Was im ästhetischen Willen noch als dessen Absicht Sinn hatte wird nun in seiner Absicht unmittelbar ausgeschlossen, zu einem objektiv faktischen Sinn, der sein muss, um sinnlich zu sein.

Gesinnung entsteht nicht aus irgendeiner beliebigen Indoktrination, sondern als ein aus einer notwendigen Lebensform bestimmter Wille, dem zu folgen allgemein nötig wird, um die Sinnlosigkeit einer allgemein vereinzelten Existenz zu überstehen. Auch wenn sich dies mit staatlichen Notwendigkeiten deckt, so hat es nichts mit einem sachlichen Staatsinteresse zu tun. Es ist die Vorstellung des Staates als ein notwendiges Gemeinwesen, das aus der völlig abgetrennten und isolierten Sinnlichkeit des Lebens geboren wird. Nur von daher kann die Gewalt einer Gesinnung ihre Kraft gewinnen.

Darin regeneriert sich nicht das Leben, sondern lediglich eine allgemeine Lebensvorstellung, - dies aber in seelischer Wucht.

Politik als Mittel gesellschaftlicher Selbstbegründung und der Regeneration des ästhetischen Willens als Reduktion von gesellschaftlichem Sinn.

333.2.2 Die Regeneration der Kunst zur generierten Kunst

Kunst wird sich als reine Ästhetik selbst zur Form ihres künstlerischen Willens. Sie vertieft sich in ihrer seelischen Wahrnehmung zu einer totalen Beseelung, die in Wahrheit so flach wie ihre Selbstempfindung vertieft wird. Die Bezuglosigkeit auf ihren Gegenstand wird durch die Form ihrer Wahrnehmung dem Sinn nach so verdichtet, dass sie auch für sich stehen und Wirken kann.

Mit der Zeit wird sich ihr Selbstzweck zu einem allgemeinen Zweck ihrer Begeisterung hervortun und dem Allgemeinen Selbstgefühl zum ureigensten Stoff werden. Kust wird ausschließlich, wenn sie sich darin regeniert, wenn sie also darin ihre Generate und Generationen bestimmt.

Kunst als Mittel gesellschaftlicher Selbstbegründung und der Regeneration einer kulturellen Reduktion.

333.2.3 Der Kulturstaat als politische Gemeinde des Menschseins

Kultur wird zu einer allgemeinen und absoluten Form, worin sich alle Momente der Wahrnehmung zusammenschließen und als solche Lebensbedingung wahrgehabt werden. Es ensteht ein darin gemeines Menschsein, das sich selbst als völkische Gemeinde gilt und als Selbstgefühl einer übermenschlichen Gemeinschaft empfunden wird. Als diese wird der Staat dann selbst absolut - nicht weil er das nur aus Sachzwang heraus müsste, sondern weil dies auch zum wirkliche Gemeinen der Selbstwahrnehmung wird. Auch wenn das sein "Geschäft" erleichtert, so hat das gefühlte Gemeinwesen doch einen ganz eigenen Sinn: Es ist die Totalität aller menschlichen Beziehungen in der Form eines totalitären Zwischenmenschen: Als Staatskultur.

Das kulturelle Allgemeinwesens als Wesen kultureller Selbstentäußerung durch den Mangel, durch die Entleerung politischer Selbstgewissheit.

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333.3 Die Staatskultur als Institution des Systems

(Die verstaatlichte Kultur)

Was die Wahrnehmung als Form der Selbstbeziehung war, die sich selbst wahrgehabt hatte, also in eigener Absicht Wahrheit genommen hatte, ist nun zur allgemeinen Prominenz des Persönlichen schlechthin geworden, das als Kulturelite politische Macht erlangt hat.

Der Träger des Menschlichen ist die Übermenschlichkeit der Wahrnehmungskultur, welche sich aus der Prominenz der übermenschlichen Persönlichkeiten dieser Elite ergeben hatte. Vor allem die Medien stellen diese Kultur vor, Deren wichtigste Eigenschaft ist, die Selbstentfaltung der Menschen als Selbsterlebnis eines kulturellen Gemeinwesens zu gestalten, in welchem sich alle Mängel ihrer Wirklichkeit in der allgemeinen Form eines wirklichen Erlebens aufgehoben haben: Notwendige Überlebensform als Institution allgemeinen Selbsterlebens. Diese besteht nicht aus lebender Begegnung, welche Wirkungen in den menschlichen Sinnen hat, sondern aus den Sinnen selbst, welche Gegenstände einer Wahrnehmungskultur geworden sind, die sich selbst in den Zusammenhängen der Wahrnehmung als eigene Form gestaltet, sich institutionalisiert. Als deren Objekte bewirken die Menschen den Zusammenhang, der sie auch vollständig voneinander abhängig macht, weil sie in der Abstraktion ihrer Kulturform als Institution ihrer Kultur selbst die Abstraktion produzieren, die sie überhaupt nur sinnlich sein lässt. Was sie sind, das sind sie nur durch diese und was sie für diese sein müssen, müssen sie auch für sich sein. Die persönlichen Charaktere erscheinen nun als Charaktere institutionalisirter Kultur, als in sich begründete Autorität, Esoterik und Flexibilität der Kultur.

Die Menschen erkennen sich in dieser Kultur in ein und derselben Bestimmung als gleichgeschaltete Objekte der Kulturformationen. Von daher sind sie sich auch wirklich gleich, denn innerhalb der Kulturinstitution können sich ihre Äußerungen in nichts von dem unterscheiden, was sie allgemein sein sollen. Sie beeindrucken sich durch genau das, was sie ausdrücken und gestalten ihre Ausdrücke nach Maßgabe der Eindrücklichkeit, die sie bewirken können.

In diesem Verhältnis sind sie in ihrer äußersten Eindrücklichkeit auch äußerst gemein, kommen zueinander in dem, worin sich ihre Eindrücke ausdrücken: In ihrem Dasein als Kulturvolk, das zu seiner Kultur gezwungen ist, um eine Gemeinschaft zu haben, die ihrer auseinanderfallenden Wirklichkeit nötig ist und ihrer symbiotischen Wahrnehmung entspricht. Das Gemeine ist darin das Menschliche schlechthin, worauf alles zurückkommt, was sich als Mensch fühlen, erleben, wahrnehmen usw. will und zugleich muss. Das Selbstgefühl ist zum Gefühl des allgemeinen Menschseins geworden, an dem die Menschen teilhaben, um sich als Einzelwesen menschlich zu gewinnen, um sich selbst als menschliche Institution zu erleben. Die Not ihrer Einzelheit wird zum Gewinn einer Gemeinschaft, die nur durch die Not selbst ist: Notwendige Gemeinschaft als Volksgemeinschaft.

Diese Selbstlosigkeit macht Kulturelite im Grunde überflüssig. Kultur bestimmt sich selbst durch die Niedertracht einer zwischenmenschlichen Persönlichkeit, wie sie in jedem steckt, der sich beständig um sein Leben sorgen und sich vor seinem Leben zugleich schützen muss, der das bedingungslos aufnimmt, was er unbedingt sein muss, weil es ihn am "gesellschaftlichen Leben" teilnehmen und hierdurch leben lässt. Diese allgemeine und wechselseitige Selbstlosigkeit macht eine Volksgemeinschaft aus, die als solche gar nicht mehr auftritt, die also in ihrer Selbstdisziplin auch selbst sich als pures Kulturwesen erscheint, ohne irgendeine Kultur im Sinn zu haben.

Die Selbstbestimmung des kulturellen Gemeinwesens zur übermenschlichen Kulturgemeinschaft als Verhältnis zu sich selbst.

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333.3.1 Der Menschenpark (der allgemein ausgegrenzte Mensch)

Das "Ende des Humanismus", wie es von Martin Heidegger festgestellt worden war, hat nicht nur seine Ideengeschichte, sondern ist dadurch wirklich zur Welt gekommen, dass die Menschen sich selbst nicht mehr nötig haben. Sie gewinnen sich als Reflex für sich, als persönliche, seelische und leibliche Reflexion, indem sie in ihrer entäußerten Gesellschaftlichkeit selbst den Sinn erfahren, den sie für sich nicht mehr haben können. Wie Insassen eines großen Zoos erwarten sie die Zuführung von Sinn und dieser wird ihnen gerade von der Elite zugewiesen, die sich als ihre Überlebensform in Form von Theorie-, Kultur- oder Psychoangeboten überstellt und sich als Notwendigkeit ihrer Ohnmacht herausgebracht hat. Indem solche Elite das bietet, was dem "Sein zum Tode" (Heidegger) nötig ist, macht sie sich zu dessen höchstem Funktionär. Sie vermittelt das menschliche Leben nun als persönlichen Gewinn, der dem zukommt, der sich den Gebotenheiten überlässt. Im Angebot selbst schon werden hierdurch die Gegebenheiten individualisierter Existenzen verabsolutiert. Nichts kann besser für das Kapitalverhältnis im Ganzen sein.

Die modernere Version solcher Anmaßung ist die Formulierung eines Menschenparks durch den Heidegger-Schüler Peter Sloterdijk. Er trifft allerdings damit auch den Nagel auf den Kopf: Die Menschen sind unter den geschilderten Bedingungen nicht in der Lage, ihre eigene Kultur zu entwickeln, solange sie nicht alle bestehende Kultur ihrem Sinn nach umstürzen. Aber genau letztres will Sloterdijk vermeiden und stellt sich auf die altbewährte Seite des platonischen Gedankens, dass Menschenführung nötig sei und dass diese von besonders hierzu gebildeten Menschen betrieben werden müsse. Die Menschen seien durch sich selbst entgrenzt und müssten daher im Gehege einer bildungsbürgerlichen Elite und Geistesgewalt begrenzt werden. Aber dies kann nur gelingen, wenn diese Gewalt nicht wirklich auftritt, sondern per Befriedigung ihrer sogenannten "Grundbedürfnisse" Frieden stiftet. Gemeint ist damit wohl das schlechthin Abstrakte ihrer wirklichen Bedürfnisse: Beschäftigung, Futter, Heimat und Sex.

Die Menschen sind durch solche Existenzbedingung tatsächlich auf den Hund gekommen. Eine hündische Natur wäre nötig, um solcher Elite auch Folge zu leisten. Nur dadurch, dass diese in dieser Form nicht auftritt, sondern bestenfalls in Zirkeln der Politik und Wissenschaft diskuruert und plant, was hierfür zu verfügen und verfügbar zu machen sei, kann dies funktionieren. Das Führerprinzip selbst hat längst ausgesorgt. Führung entsteht durch Ausgrenzung und durch die Handhabe der damit erzwungenen Gefügigkeit. Gewalt funktioniert am besten, wenn sie durch Entzug des Nötigen vermittelt wird und indem sie gerade dadurch süchtig macht, dass dies in einer vertauschten Form, in der Erlebensform eines Allgemein-Events zugeführt wird.

Die Pfleger und Gärtner des Menschenparks müssen dann zwar sein, aber sie treten als beständige Helfer und neuartige Intimpartner auf. Der "große Bruder" (Orwell) ist nun wirklich allgegenwärtig geworden.

Die formelle Selbstbestimmung des kulturellen Gemeinwesens durch den politischen Willen als Wille der Abstraktion von menschlicher Wirklichkeit.

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333.3.2 Tittytainment allgemein verschmolzene Mensch

Die menschlichen Sinne sind nicht nur ausgegrenzt, sondern finden in ihrer Ausgrenzung nur einen Sinn für sich: Die Entleibung von allem, was auf sie Wirkung hat durch die absolzte Entgegenständlichung jedweden Bedürfnisse. Sie hängen an den gebotenen Reizen der Konsumwelt wie an einer übermenschlichen Lebensquelle, deren wesentlicher Inhalt nicht die ernährung, sondern das absolute Selbsterleben ist, ein Erleben ohne jegliches Ereignis, stumpfe Sättigung mit Nichts, das nur dadurch reizboll ist, dass sich überhaupt in ihnen etwas regt, also durch Reize, wie sie völlig losgelöst und veselbeständigt sind. Ein kalifornischer Wirtschaftmanager hat diesen Zustand als einzige wirklich e Möglichkeit des Kapitalismus bezeichnet, durch die er noch bei wachsender Arbeitslosigkeit fortbestehen kömme, und nannte dies Tittytainment. Der Begriff trifft die Sache nicht schlecht: Das globale Kapital, das zu 98% nichts anderes mehr ist, als eine Machtvorstellung des fiktiven Kapitals und das auf einem bloßen Erpressungsprinzip durch Aktienmärkte beruht, braucht unendlich viele Schuldner, die ihm ihr Vermögen weitgehend ohne Sinn dafür einzahlen. Und das muss ihnen als ihre Sucht verschrieben werden.

Ihr sinnliches Vermögen wird durch sinnentleerte Befriedigungen verflüssigt und ihre Abhängigkeit dadurch totalisiert, dass diese Verflüssigung in der Ausgrenzung jeglicher wirklichen Selbsterneuerung geschieht. Soweit die Menschen selbst noch als Schuldner des Kapitals funktionieren, ihre Lizenzgebühren an die großen Immobilien-, Verkehrs-, Medien- und Kommunikationsukonzerne abführen und auch mit ihren Steuereinzahlungen einen unvorstellbaren Staatsverschuldungszirkus finanzieren, werden sie mit Konsum bis zum Abwinken belohnt. Konsum als solcher muss daher billig sein, um möglichst viele ökonomischen und kulturellen Krisen in einem aufzulösen. Die Kultur ist damit dem Kapital vollständig subsumiert.

Der allgemeine Kulturkonsum als inhaltliche Selbstbestimmung des kulturellen Gemeinwesens durch grenzenlosen Konsum.

333.3.3 Der totale Gemeinmensch
(Die Gewalt entseelter Selbstentleibung)

Das Selbsterleben erweist sich als unendlicher Prozess der Selbstentleerung, einer Seelbstauflösung durch Konsumtion der eigenen Sinne. Weil diese ihr Leben für sich selbst entleiben, kann ihre Lebensproduktion nur Selbstvernichtung sein. In der kapitalistischen Kultur hat sich menschliche Sinnlichkeit nun "wie von selbst" in ihren eigenen Staats- und Kulturinstitutionen ausgeschlossen und verflüssigt. Die Menschen sind sich darin nun auch objektiv identisch, weil sie subjektiv ausschließlich und auch der Form nach Objekte ihrer Selbstwahhrnehmung geworden sind. Als solche liegen sie sich in den Armen und bekämpfen sich zugleich, ohne einen Sinn hierfür zu haben oder hiervon zu kennen. Sie müssen es tun, solange sie in dieser Kultur ihr zwischenmenschliches Erleben finden, weil sie getrieben sind von den Reizen, die ihre Selbsterregungen in einem Prozess der Selbstentleibung durch Einverleibungen beliegiger Art verschmolzen hat. Und sie flüchten zugleich vor diesem Prozess, indem sie ihn politisch durch ihr Verhältnis zu ihrem Gemeinwesen potenzieren. Sie sind objektive Subjekte ihrer Selbstbestimmung als kulturelle Verhältnisform ihrer subjektiven Bestimmtheit geworden. Der Kulturstaat ist damit perfekt und für alle Menschen notwendig, die sich der politischen Kultur überlassen haben.

Die Kultur ist nun insgesamt sowohl der Form nach als Institution, als auch dem Inhalt der Selbstwahrnehmung entsprechend zu einer leibhaftigen und allgemeinen Selbstsucht für Menschen geworden, die es nicht mehr wirklich gibt, die ihr einzelnes und ihr allgemeines Dasein nicht mehr unterscheiden kann, weil ihr politisches Verhältnis und ihr kulturelles wirklich gleich ist und darin also auch allgemeine Gleichgültigkeit herrscht. Ihr Äußeres und ihr Inneres sind ununterscheidbar, dennn ihre Äußerungen sind leere Verinnerlichungen einer Sache, die keinerlei Wirklichkeit hat: Sie selbst. Mit Begeisterung konsumieren sie ihre Sachen und Ereignisse, die ihnen geboten werden, weil sie darin sich selbst suchen. Ihre Existenz ist für sie eine allgemeine Begebenheit, worin sie sich nur selbst Geben können. Von daher erscheinen sie auch sich selbst als blinde Gegebenheit ihrer Existenz, als Subjekt und Objekt ihrer Weltverlorenheit, Menschen, die nichts mehr sein können, weil ihnen ihr Sein selbst zum abstrakten Menschen geworden ist, zu einem Menschen, der unendlich von sich absehen muss, weil er weder außer sich noch für sich sein kann.

Um in allgemeiner Beziehung und Vermittlung so zu sein, wie sie für sich nicht sein können, geben die Menschen alles von sich, um nur dabei zu sein und um das Gemeine als ihr veräußertes Wesen in irgendeiner beliebigen Form zu ergattern. In dieser Sucht ist ihnen ihr Leben selbst gleichgültig, denn nur in dieser Form lebt ihre Hoffnung auf ein Anderssein. Unter ihnen findet ein Wettkampf um dieses statt, in welchem der Selbstwert das ausschließliche Kriterium des Erfolgs ist und als solcher einen ungeheuerlichen Machtbefdarf expandiert. Dieser versammelt sich in kulturellen Eliten, welche alle Selbstwahrnehmung dadurch beherrscht, dass sie den Menschen ihr Äußeres als ihre Innerlichkeit vorzustellen versteht. Diese gesellschaftlichen Eliten der medialen Selbstveräußerung rekrutieren sich aus dem Erlebenswert ihrer Selbstwahrnehmung, die ihren Selbstwert nun allgemein für und durch andee gewinnen und die dadurch sich selbst auch als diese abgehobene allgemeine Selbstwahrnehmung erscheinen, die sie kulturmächtig vermitteln.

Jede Individualität ist nun dadurch allgemein, dass sie sich im Allgemeinen unmittelbar aufhebt. Es bedarf keiner kulturellen Prominenz mehr, um prominent zu sein. Was allgemein zählt und dominiert, ist allein der elitäre Selbstwert, wofür und worin sich alle Selbstwahrnehmung verdichtet. Die Individuen promenieren jetzt selbst als Gemeinmenschen, denen jede Äußerung möglich, die auf sie aufmerksam macht, und die zugleich dadurch enteignet sind, dass sie sich äußern nur zu diesem ausschließlichen Zweck äußern können, dass sie mit ihren Reizungen also dem allgemeinen Sein der Gegebenheiten vollständig entsprechen müssen, ihre Sinne und ihre je einzelne und vereinzelte Leben nur Augenblicke eines allgemeinen und abstrakten Sinns, Momente einer allgemeinen Ästhetik der Veräußerung sind. Wer dem nicht gebeugt ist, fällt gesellschaftlich aus. Keine wirkliche Autorität weist sie darin zurecht, keine Esoterik verlangt Altäre des Wohlgefühls. Die Menschen erscheinen sich so, wie sie da sind. Ihr Dasein erscheint dadurch vollständig, weil es nun ein wirklich unendlich veräußertes Sein ist.

Doch in dieser Erscheinung ist ihre Selbsttäuschung perfekt. Denn nichts Äußeres existiert von all diesen Äußerungen wirklich. Aber die Gegebenheiten sind produziert. Sie werden veranlasst von einer Kulturelite, welche die Wahrnehmung produziert, die keine Wirklichkeit mehr hat und die Menschen zwingt, ihr Äußerstes hierfür zu geben. Die Menschen haben die Produktionen dieser Elite wahr, und beugen sich jeder Macht durch die Abhängigkeit von diesen. Sie entleeren sich als Menschen, indem sie sich darin allgemein mit ihrer eigenen Leiblichkeit verfüllen und ihr Leben zu einer allgemein politischen Sache machen.

Und gerade hierdurch entsprechen sie nun vollständig dem Geld des fiktiven Kapitals, das sie erhalten und ausgeben, ohne dass das Geld noch irgendeinen wirklichen Wert darstellt. Was sie dafür arbeiten und geben müssen, ist ihnen gänzlich äußerliche Bedingung. Ihre Kultur erfüllt se mit Blindheit gegen all dies Äußerliche, indem sie nurmehr dazu dient, ihnen jedwede Äußerung zu ermöglichen. Es erscheint nun als eigene Kultur, was sie darin eben dürfen, was ihnen mit den Mitteln möglich ist, die ihnen geboten sind. Die Mittel des fiktiven Kapitals sind überwiegend Lizenzen und Rechte, Mieten und Verkerhsmittel, Mittel der Information und Agenturen der Vermittlung selbst. Der darin allseitig vermittelte Mensch ist aber nichts anderes, als ein nur sich selbst und in seiner ausschließlichen Selbstwahrnehmung vermittelnde Mensch. Seine Existenz hat er durch Rechte zu besorgen und seine Rechte werden existenziell beschnitten, wenn er dies nicht kann (siehe zum Beispiel Arbeitslosigkeit). Geld jedenfalls muss er sich immer noch verdienen, auch wenn es keine menschliche Entwicklung und Geschichte mehr darstellt, nicht mal den Mehrwert, worin das Mehrprodukt sich darstellt. Dieses ist zur Gänze reines Objekt der Spekulation, die es nimmt, wo immer es Wert abwirft.

Die Gesellschaft der abstrakt menschlichen Arbeit gerät daher immer mehr aus dem Blick und wird durch die Vereinfältigung abstrakt menschlicher Sinnlichkeit der Staatskultur, der kulturalisierten Bürokratie der Gewalt aufgehoben. Der Kreis hat sich geschlossen, wenn er nicht von der Kritik der Gewalt durchbrochen wird (siehe "Kritik der politischen Kultur") und in die Konstitution einer internationalen Kommunalwirtschaft transformiert wird.

Gewalt ist kein Verhältnis der Macht, sondern ein Verhalten der Ohnmacht. An sich entwickelt sich Gesellschaft durch ihren Reichtum, durch die Fortschritte ihrer Produktion, durch die Raffinesse ihrer Produktionsmittel und Bedürfnisse. Weil deren Existenz im Kapitalismus ihrem Doppelcharakter zwischen Form und Inhalt der Produktionsverhältnisse Folge leisten muss (siehe Teilung der Arbeit), geraten sie fortwähren in ein Dilemma zwischen Wirtschaftswachstum und Wertwachstum. Und so entstehen darin Zusammenhänge, die einander bedrängen und in unauflösbaren Widersprüchen (siehe z.B. Fall der Profitrate) ihre Verhältnisse im Ganzen aufzulösen drohen. Zum einen erzeugen sie draufhin selbst neue Existenzformen (z.B. die Finanzindustrie) um sich darin auf erweiterter Stufenleiter fortzubilden. Auf der anderen Seite bestimmt sich hieraus aber vor allem eine eigene Institution, der Staat, der mit einer Gewalt ausgestattet wird, die der Verwahrlosung ihrer Verhältnisse durch die Staatsgewalt entgegengestellt wird. Der hierfür nötige Apparat ist die Bürokratie, ihre Form und Formbestimmung der Hinterhalt einer gesellschaftlichen Notwendigkeit, die aus dem Dilemma ihrer unmöglich gewordenen Fortentwicklung eine Macht bezieht, die mit Gewalt die Verhältnisse zueinander zwingt, wo sie auseinander zu fallen drohen.

"Während die Bürokratie einerseits dieser krasse Materialismus ist, zeigt sich ihr krasser Spiritualismus darin, daß sie Alles machen will, d. h., daß sie den Willen zur causa prima {Hauptursache} macht, weil sie bloß tätiges Dasein ist und ihren Inhalt von außen empfängt, ihre Existenz also nur durch Formieren, Beschränken dieses Inhalts beweisen kann. Der Bürokrat hat in der Welt ein bloßes Objekt seiner Behandlung...
Die einzige philosophische Bestimmung, die Hegel über die Regierangsgewalt gibt, ist die der „Subsumtion" des Einzelnen und Besonderen unter das Allgemeine etc. ...
Hegel fragt nicht, ist dies die vernünftige, die adäquate Weise der Subsum- tion? Er hält nur die eine Kategorie fest und begnügt sich damit, eine ent- sprechende Existenz für sie zu finden. Hegel gibt seiner Logik einen politischen Körper; er gibt nicht die Logik des politischen Körpers (§ 287)"  (MEW 1, Seite 250)

Tatsächlich vereint sich im Staat die Macht der allgemeinen Lebenspflichtigkeit der bürgerliche Verhältnisse als Illusion der Staatsmacht mit der Ohnmacht der gesellschaftlichen Wirklichkeit, die ihre Dilemmata nurmehr mit Gewalt beherrschen kann, indem sie deren Stagnation verwaltet. Und wie im Großen, so ist es auch im Kleinen: Gewalt entsteht in der Ausweglosigkeit einer Verarmung. Unauflösbar scheinende Konflikte kommen irgendwann an ihre Grenze, wenn auf allen Seiten blanke Not herrscht, die in ihrer abstrakt gewordenen Notwendigkeit keine weiterbildende Handlung mehr finden kann. Durch Gewalt Triebverwirklicht sich die Abstraktionskraft ihrer Verhältnisse, der Trieb einer Abwehr gegen ihren Untergang, den ein Widerspruch entwickelt, wenn er nicht durch sich oder durch andere aufgehoben werden kann, sich nicht befreien lässt, sich nicht emanzipieren kann. Sie überwindet die Not einer Selbstauflösung durch die Aufhebung der Existenz, worin Ursache wie Wirkung der herrschenden Notwendigkeiten wahrzunehmen ist. Gewalt vollstreckt sich im Gebrauch von einer der Ohnmacht adäquaten Macht, bezieht ihre Macht also nicht aus ihrem eigenen Zweck, sondern aus dem Zweck einer Vernichtung. Daher ist sie im Grunde ein Missbrauch von Macht im Zweck einer Macht gegen Gemachtes, die sich verdoppeln muss, um als Mittel einer Übermacht nutzbar zu sein, zu einer "höheren Macht" wird, um die eigene Ohnmacht aufzuheben, sich als Übermensch zu vermitteln.

Der Machtmissbrauch ist die "gängige Form", bzw. die gangbare Form in Machthierarchien, sich durch die Formbestimmung persönlicher Strukturen oder zwischenmenschlicher Verhältnisse Dienstbarkeiten zum Eigennutz zu erzwingen. Wo kultur personalisiert ist, steht solche Gewaltausübung "hoch im Kurs" (vergleiche hierzu auch Religion, Staat, autoritärer Charakter).

Gewalt ist die wirkliche und physische Einwirkung auf Sachen, deren Funktionalität hierbei verändert wird, oder auf Lebenwesen, die dadurch zu einem bestimmten Verhalten gezwungen werden. Gewalt entsteht entweder aus einer Absicht oder einer Verzweiflung. Sie ist nicht von Natur aus gewollt, nicht freiwillig oder beliebig verursacht. Ihr Aufwand würde sich von daher nicht lohnen. Sie hat einen Grund, der sie hervorbringt, aber nicht wirklich bestimmt. Er entwickelt sich gewaltlos - oft hintersinnig - in Lebensbereichen, deren Substanz bedroht oder schon aufgehoben ist, die also ihre Existenz zu verlieren drohen - z.B. ihre gesellschaftliche Existenz oder ihren Stoffwechsel oder ihre Selbstachtung. Gewalt kann durch Vorstellungen des Bewusstseins vorbereitet und schon vorauseilende legitimiert werden, die schließlich aus schleichender Gewohnheit heraus durch dem entsprechende Anlässe oder Impulse "herausbrechen" oder sogar selbst längst zur Gewohnheit geworden sind (vergl. das "so genannte Böse" bei Hannah Ahrendt).

Gewalt entsteht, wo Widersinniges sich ermächtigt, sich gegen die Widersprüchlichkeit ihrer Verhältnisse behauptet und somit ihren Widersinn bestärkt und alles nichtet, was ihm zugrunde liegt. Gewalt tritt an die Stelle der Verhältnisse, die ihren Widerspruch nicht mehr auflösen können. Wo sie kritiklos ihrer gewahr wird und sie bewusstlos (siehe Bewusstsein) und also sprachlos gewähren lässt (siehe auch Sprache), greift sie zum Material ihrer Macht, zu Waffen, Vollzugsorgane, Hetze oder Progrom usw.. Gewalt ist ein Machtentzug der Mitteilung, der sich durch die Macht des entzogenen Mittels, also durch entfremdete Macht mitteilt und fortbestimmt. Nicht eine Lebensbedingung ist mächtig, sondern ihre Nutzung als Mittel der Aneignung von Lebensmacht, die nur dadurch Gewalt über das Leben bekommt, dass sie es in seine Macht stellt, seine Macht - und damit seine Wirklichkeit - beherrscht. Was im Austausch von Macht noch gewaltlos sich vollzieht (siehe Warentausch) wird dann zur Gewalt, wenn die Macht des einen die Macht des anderen bestimmt und das Ausmaß seiner Wirkung beherrscht und und von daher diese durch selbst nur vermitttelt, sie als sein Mittel weltlich einsetzt und damit Gewalt ausübt.

So entsteht zwangläufig auch Gewalt gerade wo und weil sich keine Macht mehr mitteilen, sich also nicht vermitteln kann, wo Gewalt angetan und Macht hierfür nur genutzt wird. Sie gründet auf dem Durchsetzungsvermögen eines Willens oder Triebs, der sich aus der Notwendigkeit einer Beziehung heraussetzt und sich zu dieser durch eine ihr äußerliche Kraft verhält, also ein Verhältnis stiftet, in der sie nicht mehr sein und wirken, aber durch sich selbst sich Macht verleihen kann (siehe Selbstbeziehung), wo ein Verhältis für sich und als Ganzes ohnmächtig (geworden) und ein "Machtvakuum" entstanden ist. Gewalt besteht also immer aus Willkür, aus der Eigenmächtigkeit einer Kraft, die für sich jenseits ihrer inhaltlichen Gegenständlichkeit waltet, die also eine eigene Welt, einen eigenen Zusammenhang hat und als Ganzes, als systematische Kraft einer beziehungslosen Subjektivtität andere Kräfte und Gegenkräfte zu subsummieren oder aufzuheben sucht.

Als Welt eines nur durch sich selbst bestimmten Subjekts, also jenseits der Objektivität nur für sich mächtig, enthält sie keine wirkliche Kraft, sondern eine der Wirklichkeit entnommene Kraft, fremde Kraft, die ihr zum bloßen Mittel gereicht. Gewalt erfüllt also einen Zweck, der von der Kraft einer wirklichen Macht unterschieden ist und deshalb auch nicht an ihrer Begrenztheit endet, in ihrer Selbstbezogenheit also unendlich bestimmt ist, soweit sie sich durch Einverleibung fremder Kräfte nähren lässt. Von daher ist sie das oppurtune Mittel einer totalisierten, einer vollständig verselbständigten Entfremdung.

Der Zweck von Gewalt ist das Leben der aufgehobenen Identität, der Tod, der nicht für sich bleiben kann und daher aus sich heraus gegen alles Identische antritt. Gewalt stiftet für sich Identität, indem sie anderes vernichtet. Die Vernichtung hat in der Gewalt keinen wirklichen Grund, sondern ist durch absolute Grundlosigkeit, durch die Zerstörtheit aller Gründe abstrakter Wille, abstrakt politische Identität, die sich nur noch aus "staatlicher Vernunft", aus einer verselbständigten "Staatsraison" begründen kann (siehe politischer Wille). Um diesen zu einerm Anspruch einer abstrakten Allgemeinheit werden zu lassen begründet dieser sich dann gerne ontologisch, als Seinsnotwendigkeit einer Fehlerkorrektur (z.B. der Seinsvergessenheit oder eines "falschen Lebens") oder einer personifizierten Entfremdungstheorie, einem Rassismus, oder derministisch aus einem Sachzwang der Geschichte (z.B. einer Alternativlosigkeit der Austerität des Staates oder der Rationalisierung des Kapitals).

Philosophisch wird Gewalt auch aus Menschenbildern legitimiert, wie z.B. der Staatstheorie von Thomas Hobbes ("homo homini lupus est", deutsch: "Der Mensch ist des Menschen Wolf), durch welche die Staatsgewalt als eine Notwendigkeit der Gesellschaft begründet wird, die alleine ein Gemeinwohl für die menschen schaffen könnte. Ähnlich wurde z.B. von Sigmund Freud psychologisch eine kulturelle Gewalt als Antagonist eines vermeintlichen "Todestriebs" der Menschen, also aus einer ihnen wesenhaften negativen triebhaften Natur begründet. Die Angst vor der "Herde Mensch" transformiert die Erfahrung von Massengefühlen oft zur Personifizierung, einer "Zügellosigkeit" einer Menschenmasse, die keinerlei gesellschaftliche Substanz mehr erkennen lassen und hierdurch zum Inhalt eines reaktionären Bewusstsein werden (siehe hierzu auch Kulturstaat).

Gewalt steckt Gewalt an, verläuft in einem Menschen, wie sie auch außer ihm ist, äußert sich, indem sie Gewalt anstiftet. Sie füllt das Nichts mit einer Subjektivität, die als bloße Negation der Objektivität bestimmt ist. Wo nichts wirklich ist, ist alles nur Gewalt. So erin Mensch keinen Frieden mit sich, keine Identität findet, zerstört er durch Gewalt nur seinen Unfrieden, indem er ihn vermehrt und damit auch sich selbst, indem er Gewalt ausübt und einübt. Die Wahrheit über sich und seine Gründe, das Wissen um seine Absichten ist die notwendige Enttäuschung, die ihn der Gewalt abzieht.

Gewalt entspringt oft auch einem radikalisierten Erlösungsglauben, der sich in der Politik oder in der Psychiatrie (siehe z.B. Elektroschock) aus deren äußerlicher Beziehung auf die Verelendung von gesellschaftlichen Zusammenhängen oder auch einzelnen Menschen ergibt. Dadurch, dass hier rein staatliche Funktionalität als sanktionierende Routine abgewickelt wird, handelt es sich hier um eine besondere Brutatilität in der Anwendung von Allgemeinvermögen (Staat) gegen einzelne Menschen, die meist mit rassistischer Ideologie unterlegt wird (siehe Vernichtungslogik). Dies ist Ausdruck der Barbarei in Krisenzeiten der bürgerlichen Gesellschaft (siehe Krise), die einhergeht mit der Entwicklung faschistoider Staatsstrukturen, die sich durch Heilsvorstellungen legitimieren und durch Heilsversprechen als allgemeiner Gewaltapparat etablieren (siehe Populismus).

Schließlich vollstreckt sich in der Praxis der Faschisten das Hohngelächter der Bürokraten, die darin endlich selbst unmittelbar als Staatsgewalt auftreten können und in der ganzen Staatsmaschinerie einen unterschiedslosen Selbstzweck der Gewalt gegen die Menschen durchsetzt, die sich ihrem Büro, ihrem Schreibzimmer, in der Güte und Reinheit seiner Ordnung widersetzen.

"Die Aufhebung der Bürokratie kann nur sein, daß das allgemeine Interesse wirklich und nicht, wie bei Hegel, bloß im Gedanken, in der Abstraktion zum besondren Interesse wird, was nur dadurch möglich ist, daß das besondere Interesse wirklich zum allgemeinen wird. Hegel geht von einem unwirklichen Gegensatz aus und bringt es daher nur zu einer imaginären, in Wahrheit, selbst wieder gegensätzlichen Identität. Eine solche Identität ist die Bürokratie."  (MEW 1, Seite 250).

Die Kultur ist in Inhalt und Form zur politischen Form der Selbstwahrnehmung geworden: Allgemeine Staatskultur der Allgemeinwahrnehmung, Identität von Selbstwert und ökonomischem Wert als allgemeine Fremdbestimmung des menschlichen Lebens schlechthin, als vollständige seelische wie ökonomische Ausbeutung, als beseelte Selbstentleibung des Menschen.

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