Marx - Engels - Werke, Band 26.2, Seite 471 bis 535
Kapitel 17, Artikel 1 bis 14
[SIEBZEHNTES KAPITEL]
Ric[ardos] Akkumulationstheorie
Kritik derselben (Entwicklung der Krisen aus der
Grundform des Kapitals)
1. Smiths und Ricardos Fehler, das konstante Kapital nicht
in Betracht zu ziehen.
Reproduktion der verschiedenen Teile des konstanten Kapitals]
Wir stellen zunächst R[icardo]s durch das ganze Werk sehr zerstreuten Sätze zusammen.
" ... alle Produkte eines Landes werden kosumiert; aber es macht den größen Unterschied, den man denken kann, ob sie konsumiert werden durch solche, die einen andren Wert reproduzieren, oder durch solche, die ihn nicht reproduzieren. Wenn wir sagen, daß Revenue erspart und zum Kapital geschlagen wird, so meinen wir, daß der Teil der Revenue, von dem es heißt, er sei zum Kapital geschlagen, durch produktive statt durch unproduktive Arbeiter verzehrt wird." (Hier derselbe Unterschied wie bei A. Smith.) "Es gibt keinen größern Irrtum, als z unterstellen, daß Kapital durch Nichtkonsum vermehrt wird. Steige der Preis der Arbeit so hoch, daß trotz des Zuwachses von Kapital nicht mehr Arbeit angewandt werden könnte, so würde ich sagen, daß solcher Zuwachs von Kapital immer noch unproduktiv konsumiert wird." (p.163, Note.)
Hier also nur, ob consumed durch Arbeiter oder nicht. Wie A. Smith etc. Es handelt sich aber zugleich um die industrial consumption der Waren, die konstantes Kapital bilden, als Arbeitswerkzeuge oder Arbeitsmaterial konsumiert werden oder auch so konsumiert werden, daß sie durh diese Konsumption in Arbeitswerkzeuge und Arbeitsmaterial verwandelt werden. Von vornherein falsch, d.h. einseitig die Auffassung, als ob accumulation of capital gleich conversion of revenue into wages[1] wäre, gleich accumulation of variable capital. Die ganze Frage von der Akkumulation wird damit falsch behandelt.
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[1] Verwandlung von Revenue in Löhne
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Vor allem ist es nötig, klar zu sein üdie Reproduktion des
konstanten Kapitals. Wir betrachten hier die jährliche
Reproduktion oder das Jahr als Zeitmaß des Reproduktionsprozesses.
Ein großer Teil des konstanten Kapitals - das capital fixe -
geht in den jährlichen Arbeitsprozeß ein, ohne in den jährlichen
Verwertungsprozeß einzugehn. Es wird nicht konsumiert. Es braucht also
nicht reproduziert zu werden. Es wird dadurch erhalten - und mit seinem
Gebrauchswert auch sein Tauschwert -, daß es üaupt in den
Produktionsprozeß eingeht und in Kontakt mit der lebendigen Arbeit
bleibt. Je größer dieser Teil des Kapitals in einem Lande dies
Jahr ist, um so größer ist verhältnismäßig die
bloß formelle Reproduktion (Erhaltung) desselben das nächste Jahr,
vorausgesetzt, daß der Produktionsprozeß auch nur auf derselben
Stufenleiter erneuert, fortgesetzt, in Fluß erhalten wird. Die Reparaturen
und dergleichen, die nötig sind, um das fixe Kapital zu erhalten, rechnen
wir zu seinen ursprünglichen Arbeitskosten. Es hat dies mit der Erhaltung
im obenerwähnten Sinn nichts gemein.
Ein zweiter Teil des konstanten Kapitals wird in der Produktion der Waren
jährlich konsumiert und muß daher auch reproduziert werden. Dazu
gehört der ganze Teil des fixen Kapitals, der jährlich in den
Verwertungsprozeß eingeht, und der ganze Teil desselben, der aus
zirkulierendem Kapital besteht, Rohmaterial und matières
instrumentales[1].
Was nun diesen zweiten Teil des konstanten Kapitals betrifft, so ist zu
unterscheiden:
||695| Ein großer Teil von dem, was als konstantes Kapitall - als
Arbeitsmittel und Arbeitsmaterial - in einer Produktionssphäre
erscheint, ist das gleichzeitige Produkt in einer parallelen
Produktionssphäre. Z.B. das Garn gehört zum konstanten Kapital
des Webers; es ist das Produkt des Spinners, das vielleicht den Tag vorher
noch im Werden war. Wenn wir hier von gleichzeitig sprechen, so meinen
wir während desselben Jahres produziert. Dieselben Waren, in
verschiednen Phasen, durchlaufen während desselben Jahres verschiedne
Produktionssphären. Aus der einen gehn sie als Produkt hervor, in die
andre gehn sie als konstantes Kapital bidende Ware ein. Und als konstantes
Kapital werden alle während des Jahrs konsumiert; sei es nun, daß
wie beim capital fixe nur ihr Wert eingeht in die Ware oder daß auch
ihr Gebrauchswert in dieselbe eingeht, wie beim zirkulierenden Kapital.
Während die in der einen Produktionssphäre produzierte Ware in
die andre Produktionssphäre eingeht, um hier als konstantes Kapital
konsumiert zu
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[1] Hilfsstoffe
<473>
werden - neben dieser Reihenfolge von Produktionssphären, sorin
dieselbe Ware eintritt, werden gleichzeitig nebeneinander ihre
verschiednen Elemente oder die verschiednen Phasen derselben produziert.
Sie wird während desselben Jahrs forwährend in der einen Sphäre
als konstantes Kapital konsumiert und in der andern parallelen als Ware
produziert. Dieselben Waren, die als konstantes Kapital während des
Jahrs so konsumiert werden, werden derart auch beständig während
desselben Jahrs prosuziert. Die Maschine nutzt sich in der Sphäre
A ab. Sie wird gleichzeitig in der Sphäre B produziert.
Das konstante Kapital, das in den Produktionssphären, die die Lebensmittel
produzieren, während des Jahrs konsumiert wird, wird gleichzeitig
in andern Produktionssphären produziert, so daß es
während des Jahrs oder am Ende des Jahrs neu ersetzt ist
in natura. Beide, sowohl die Lebensmittel wie dieser Teil des konstanten
Kapitals, sind Produkte der neuen, während des Jahrs tätigen Arbeit.
Ich habe früher gezeigt[1], wie der Wertteil des Produkts der
Produktionssphären, worin die Lebensmittel produziert werden, der Wertteil,
der das konstante Kapital dieser Produktionssphären ersetzt, die Revenue
für die Produzenten dieses konstanten Kapitals bildet.
Nun aber existiert ferner ein Teil des konstanten Kapitals, der
jährlich konsumiert wird, ohne als Bestandteil in die
Produktionssphären einzugehn, die Lebensmittel (konsumable Waren)
produzieren. Er kann also auch nicht aus diesen Sph¨ren ersetzt werden.
Wir meinen den Teil des konstanten Kapitals - der Arbeitswerkzeuge, [des]
Rohmaterials und matières instrumentales -, der in der Bildung, Produktion
des konstanten Kapitals, der Maschinerie, Rohmaterialien und matières
instrumentales selbst industriell konsumiert wird. Dieser Teil, wie wir gesehn
haben[2], wird in natura ersetzt, entweder direkt aus dem Produkt
dieser Produktionssphären selbst (wie bei Samen, Vieh, Kohle zum Teil)
oder durch Austausch eines Teils der Produkte der verschiednen
Produktionssphären, die konstantes Kapitals bilden. Es findet hier Austausch
von Kapital gegen kapital statt.
Durch die Existenz und die Konsumtion dieses Teils des konstanten Kapitals
wird nicht nur die Masse der Produkte vermehrt, sondern auch der Wert
des jährlichen Produkts. Der Wertteil des jährlichen
Produkts, der gleich dem Wert dieses Teils des konsumierten konstanten Kapitals,
kauft zurück in natura oder zieht zurück aus dem jährlichen
Produkt den Teil desselben, der das konsumierte konstante Kapital in natura
ersetzen muß.
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[1] Siehe 1. Teil dieses Bandes, S.96-109 und 206-214 - [2] siehe 1. Teil dieses Bandes, S.109-121, 158-168 und 214-222
<474> Z.B. der Wertteil der Aussaat, den der Samen[1] bildet, bestimmt den Wertteil der Ernte[2] (und damit das Quantum Korn), der als konstantes Kapital der Erde, der Produktion zurückgegeben werden muß. Ohne die während des Jahrs neuzugefügte Arbeit würde dieser Teil nicht reproduziert; aber er ist in der Tat produziert durch die vorjährige oder vergangne Arbeit und - soweit sich die Produktivität der Arbeit nicht ändert - ist der Wert, den er dem jährlichen Produkt zusetzt, das Resultat nicht der diesjährigen, sondern der vorjährigen Arbeit. Je größr das proportionell angewandte konstante Kapital in einem Land ist, um so größser Teil des konstanten Kapitals sein, der in der Produktion des konstanten Kapitals konsumiert wird und der sich nicht nur in einer größProduktenmasse ausdrückt, sondern auch den Wert dieser Produktenmasse erhöht. Dieser Wert ist also nicht nur das Resultat der gegenwärtigen Jahresarbeit, sondern ebensosehr das Resultat vorjähriger, vergangner Arbeit, obgleich er ohne die immediate annual labour[3] ebensowenig wieder erscheinen würde wie das Produkt, worin er eingeht. Wächst dieser Teil, so wächst nicht nur die jährliche Produktenmasse, sondern der Wert derselben, selbst wenn die annual labour dieselbe bliebe. Dies Wachsen ist eine Form der Akkumulation des Kapitals, die es wesentlich ist zu verstehn. Und nichts kann diesem Verständnis ferner liegen als R[icardo]s Satz:
"Die Arbeit von einer Million Menschen in den Manufakturen wird stets den gleichen Wert, aber nicht immer den gleichen Reichtum produzieren." (l.c. p.320.)
Diese Million of men - der Arbeitstag als gegeben vorausgesetzt - wird nach
der Produktivität der Arbeit nicht nur sehr verschiedne Warenmasse
produzieren, sondern der Wert dieser Masse wird sehr verschieden sein, je
nachdem sie mit viel oder wenig konstantem Kapital produziert, ihr also viel
oder wenig aus vorjähriger, vergangner Arbeit herstammender Wert
zugesetzt ist.
[2. Wert des konstanten Kapitals und Wert des Produkts]
Wir nehmen hier überall zunächst an, wo wir von der Reproduktion des konstanten Kapitals sprechen - der Vereinfachung halber -, daß die Produktivität der Arbeit und folglich die Produktionsweise dieselben bleiben. Was als konstantes Kapital zu ersetzen ist - bei geegebner Produktionsleiter - ist ein bestimmtes Quantum in natura. Bleibt die Produktivität dieselbe, so
_____
[1] In der Handschrift: der den Samen - [2] in der Handschrift: Aussaat - [3] unmittelbare Jahresarbeit
<475>
bleibt auch der ||696| Wert dieses Quantums konstant. Treten Wechsel in der
Produktivität der Arbeit ein, wodurch dasselbe Quantum teurer oder
wohlfeiler, mit mehr oder weniger Arbeit neu reproduziert werden kann, so
treten ebenso Wechsel im Wert des konstanten Kapitals ein, die das surplus
produce nach Abzug des konstanten Kapitals affizieren.
Z.B., es seien 20 qrs. [Weisen] à 3 l. = 60 l. zur Aussaat
erheischt. Wird das qr. mit 1/3 Arbeit weniger reproduziert, so konstet ein
qr. nur noch 2 l. Von dem Produkt sind nach wie vor 20 qrs. für
Aussaat abzuziehn; aber der Wertteil, den sie vom ganzen Produkt ausmachen,
nur noch 40 l. Zum Ersatz desselben capital constant dann geringrer
Wertteil und geringrer Naturalteil des Gesamtprodukts nötig, obgleih
20 qrs. nach wie vor als Samen der Erde zurückgegeben werden müssen.
Wäre das jährlich konsumierte konstante Kapital bei einer Nation
10 Mill., bei der andren nur 1 Mill. und die jährliche Arbeit von 1
Mill. Menschen = 100 Mill. l., so wäre der Wert des Produkts
bei der ersten Nation = 110 und bei der andern nur = 101 Millionen. Dabei
wäre es nicht nur möglich, sondern sicher, daß die einzelne
Ware bei Nation I wohlfeiler wäre als bei Nation II, weil letztre eine
viel geringre Warenmasse mit derselben Arbeit produzieren wüe, viel
geringer als die Differenz von 10 und 1. Ein größrer Wertteil
des Produkts geht zwar bei Nation I, verglichen mit II, ab, um das Kapital
zu ersetzen, und also auch größrer Teil vom Gesamtprodukt. Aber
das Gesamtprodukt ist auch viel größer.
Bei Fabrikwaren ist es bekannt, daß 1 Mill. [Arbeiter] in England nicht
nur ein viel größres Produkt, sondern Produkt von viel
größrem Wert produziert als in Rußland z.B., obgleich die
einzelne Ware viel wohlfeiler. Bei der Agrikultur jedoch scheint nicht dasselbe
Verhältnis zwischen kapitalistisch entwickelten und relativ unentwickelten
Nationen zu bestehn. Das Produkt der zurückgebliebnen Nation wohlfeiler
als das der kapitalistisch entwickelten. Dem Geldpreis nach. Und dennoch
scheint das Produkt der entwickelten Nation das Produkt von viel weniger
Arbeit (während des Jahres) als das der zurückgebliebnen. In England
z.B. weniger als 1/3 mit Agrikultur beschäftigt, in Rußland 4/5;
dort 5/15, hier 12/15. Diese Zahlen sind nicht à la lettre[1]
zu nehmen. In England z.B. sind Masse Menschen in der not agricultural
industry, im Maschinenbau, Handel, Transportwesen etc. mit der Produktion
und Herbeischaffung von Elementen der agrucultural production beschäftigt,
die in Rußland nicht damit beschäftigt sind. Mann kann also das
Verhältnis der in der Agrikultur beschäftigten Personen
_____
[1] buchstäblich
<476>
nicht direkt bestimmen nach der immediately upon agruculture employed
individuals[1]. In Ländern kapitalistischer Produktion nehmen
mittelbar viele an dieser agricutural Produktion teil, die in
unentwickelteren Ländern unmittelbar unter sie subsumiert sind. Die
Differenz scheint aber größer als sie ist. Für die gesamte
Zivilisation des Landes diese Differenz aber sehr wichtig, selbst soweit
si bloß darin besteht, daß ein großer Teil der an der
Agrikultur beteiligten Produzenten nicht direkt an ihr teilnehmen und dem
Idiotismus des Landlebens entrissen sind, zur industriellen Bevölkerung
gehören.
Dies als d'abord à part[2]. Ferner davon abgesehn, daß die meisten
agricultural peoples[3] gezwungen sind, ihr Produkt unter seinem Wert
zu verkaufen, während in Ländern entwickelter kapitalistischer
Produktion das agricultural produce auf seinen Wert steigt. Jedenfalls geht
in den Wert des Produkts des English agriculturist ein Wertteil von konstantem
Kapital ein, der in den Wert des Produkts des Russian agriculturist nicht
eingeht. Gesetzt, dieser Wertteil sei gleich der Tagesarbeit von 10 Mann.
Und gesetzt, ein englischer Arbeiter setze dies konstante Kapital in Bewegung.
Ich spreche von dem Teil des konstanten Kapitals des agricultural produce,
der nicht durch neue Arbeit ersetzt wird, wie z.B. dies bei den
Ackerbaugeräten der Fall. Sind 5 russische Arbeiter erheischt, um dasselbe
Produkt zu produzieren, was 1 Engläder vermittelst des konstanten Kapitals
produziert, und wäre das konstante Kapital, das der Russe verwendet,
gleich 1, so wäre das englische Produkt = 10 + 1 = 11 Arbeitstagen und
das des Russen = 5 + 1 = 6. Ist der russische Boden soviel fruchtbarer als
der englische, daß er ohne Anwendung des konstanten Kapitals oder mit
einem 10 × kleinen konstanten Kapital soviel Korn produziert, wie der
Engländer mit 10mal größrem, so verhalten sich die
Werte derselben Quanta englischen und russischen Korns wie 11 : 6.
Würde der qr. russischen Korns zu 2 l. verkauft, so der englische
zu 3 2/3 l., denn 2 : 3 2/3 = 6 : 11. Der Geldpreis und der Wert des
englischen Korns wäre also viel höer als der des russischen, aber
dennoch würde das englische mit weniger Arbeit produziert, da die
vergangne Arbeit, die sowohl in der Masse als dem Wert des Produkts
wieder erscheint, keinen Zusatz von neuer Arbeit kostet. Dies wäre immer
der Fall, wenn der Engländer weniger immediate labour anwendet als der
Russe, aber das größre konstante konstante Kapital, das er anwendet
- und das ihm nichts kostet, obgleich es gekostet hat und bezahlt
werden muß -, nicht in dem
_____
[1] [Zahl] der unmittelbar in der Landwirtschaft beschäftigten Personen - [2] zunächst abzusehen - [3] Agrikulturvölker
<477>
Grade die Produktivität der Arbeit erhöhte, daß dadurch die
natürliche Fruchtbarkeit des russischen Bodens kompensiert würde.
Die Geldpreise des agricultural produce können also höher stehn
in Ländern kapitalistischer Produktion als in ||697| unentwickeltern,
obgleich es in der Tat weniger Arbeit kostet. Es enthält mehr immediate
+ past labour[1], aber diese past labour kostet nichts. Das Produkt wäre
wohlfeiler, wenn nicht die Differenz der natürlichen Fruchtbarkeit
dazwischenkäme. Damit wären auch die höheren Geldpreise des
Arbeitslohns erklärt.
Wir haben bisher bloß von der Reproduktion des vorhandnen Kapitals
gesprochen. Der Arbeiter ersetzt sein Salair mit einem surplus produce oder
surplus value, das den Profit (Rente eingeschlossen) des Kapitalisten bildet.
Er ersetzt den Teil des jährlichen Produkts, der ihm von neuem als Salair
dient. Der Kapitalist hat seinen Profit während des Jahrs aufgegessen,
aber der Arbeiter hat einen Produktteil geschaffen, der von neuem als Profit
aufgegessen werden kann. Der Teil des konstanten Kapitals, der konsumiert
ist in der Produktion der Lebensmittel, wird ersetzt durch während des
Jahrs durch neue Arbeit produziertes konstantes Kapital. Die Produzenten
dieses neuen Teils des konstanten Kapitals realisieren ihre Revenue (Profit
und Salair) in dem Teil der Lebensmittel, der gleich dem Wertteil des in
ihrer Produktion konsumierten konstanten Kapitals. Endlich, das konstante
Kapital, das konsumiert wird in der Produktion des konstanten Kapitals, in
der Produktion von Maschinerie, Rohmaterial und matière instrumentale,
wird in natura oder durch Kapitalaustausch ersetzt aus dem Gesamtprodukt
der verschiednen Produktionssphären, die das konstante Kapital produzieren.
[3. Notwendige Bedingungen für die Akkumulation des
Kapitals.
Amortisation des fixen Kapitals
und ihre Rolle im Prozeß der Akkumulation]
Wie verhält es sich aber nun mit der Vermehrung des Kapitals, seiner Akkumulation als unterschieden von der Reproduktion, der Verwandlung von Revenue in Kapital?
Um die Frage zu vereinfachen vorausgesetzt, daß die Produktivität der Arbeit dieselbe bleibt, keine changes[2] in der Produktionswise vorgehn, also dasselbe Quantum Arbeit erheischt bleibt, um dasselbe Quantum Ware zu
_____
[1] unmittelbare + vergangene Arbeit - [2] Wechsel
<478>
produzieren, daß also die Vermehrung des Kapitals dieselbe Arbeit
kostet wie die vorjährige Produktion von Kapital von demselben anount[1].
Ein Teil des Mehrwerts muß in Kapital verwandelt werden, statt als
Revenue aufgegessen zu werden. Er muß teils in konstantes, teils in
variables Kapital verwandelt werden. Und die Proportion, worin er sich in
diese zwei verschiednen Teile des Kapitals teilt, hät von der
vorausgesetzten organischen Konstitution des Kapitals ab, da die Produktionsweise
unverändert bleibt und auch der proportionelle Wert beider Teile. Je
höher die Produktion entwickelt ist, um so größer wird der
Teil des Mehrwerts, der in konstantes Kapital verwandelt wird, sein, verglichen
mit dem Teil des Mehrwerts, der in variables Kapital verwandelt wird.
Zunähst ist also ein Teil des Mehrwerts (und des ihm in Lebensmitteln
entsprechenden surplus produce) in varialbes Kapitals zu verwandeln; d.h.,
neue Arbeit ist damit zu kaufen. Dies nur möglich, wenn die Zahl der
Arbeitszeit, während der sie arbeiten, verlängert wird. Das letztre,
wenn z.B. ein Teil der Arbeiterbevölkerung nur halb oder 2/3
beschäftigt war oder für kürzre oder längre Perioden
auch durch absolute Verlängerung des Arbeitstags, die dann aber bezahlt
werden muß. Dies jedoch nicht als konstantes Mittel der Akkumulation
anzusehn. Die Arbeiterbevölkerung kann zunehmen, wenn vorhin unproduktive
Arbeiter in produktive verwandelt werden oder Teile der Bevölkerung,
die früher nicht arbeiteten, wie Weiber und Kinder, Paupers, in den
Produktionsprozeß gezogen werden. Letztren Punkt lassen wir hier weg.
Endlich durch absolutes Wachstum der Arbeiterbevölkerung mit dem Wachstum
der allgemeinen Bevölkerung. Soll die Akkumulation ein stetiger,
fortlaufender Prozeß sein, so dies absolute Wachstum der Bevölkerung
(obgleich sie relativ gegen das ngewandte Kapital abnimmt) Bedingung.
Vermehrung der Bevölkerung erscheint als Grundlage der Akkumulation
als eines stetigen Prozesses. Dies setzt voraus ein average[2] Salair, das
beständiges Wachstum der Arbeiterbevölkerung, nicht nur Reproduktion
derselben, erlaubt. Für plötzliche Fälle sorgt die kapitalistische
Produktion schon dadurch, daß sie einen Teil der Arbeiterbevölkerung
überarbeitet und den andren als Reservearmee halb oder [ganz] verpaupert
in petto hält.
Allein wie verhält es sich mit dem andren Teil des Mehrwerts, der in
konstantes Kapital zu verwandeln ist? Um die Frage zu vereinfachen, abstrahieren
wir vom auswärtigen Handel und betrachten eine abgeschloßne Nation.
Nehmen wir ein Beispiel. Der Mehrwert, den ein Leinweber
_____
[1] Größe - [2] durchschnittliches
<479>
erzeugt hat, sei = 10000 l., wovon er one half[1] in Kapital verwandeln
will, also 5000 l. Davon sei nach der organischen Zusammensetzung
der mechanischen Weberei 1/5 in Arbeitslohn auszulegen. Wir abstrahieren
hier vom Umschlag des Kapitals, wonach ihm vielleicht eine Summe für
5 Wochen genüt, nach der er verkauft und so aus der Zirkulation das
Kapital für Salair zurückerhält. Wir nehmen an, er müsse
1000 l. für Arbeitslohn (für 20 Mann) in Reserve halten
beim banker[2] und nach und nach während des Jahrs verausgaben in wages[3].
Dann sind 4000 l. in konstantes Kapital zu verwandeln. Er muß
erstens Garn kaufen, soviel als 20 Mann verweben[4] können wärend
des Jahrs. (Wir abstrahieren immer vom Umschlag des zirkulierenden Teils
des Kapitals.) Ferner die Webstühle seiner Fabrik vermehren, ditto
vielleicht neue Dampfmaschine zusetzen oder die alte vergröß etc.
Aber um sie zu kaufen, muß er Garn vorfinden auf dem Markt, Webstühle
etc. Er muß seine 4000 l. in Garn, Webstühle, Kohlen usw.
verwandeln, ||698| d.h. letztre kaufen. Um sie zu kaufen, müssen sie
aber da sein. Da wir vorausgesetzt, daß die Reproduktion des alten
Kapitals unter den alten Bedingungen stattgefunden hat, so hat der Garnspinner
sein ganzes Kapital verausgabt, um das das Jahr zuvor von den Webern erheischte
Quantum Garn zu liefern. Wie soll er also die additional demand by an additional
supply of yarn[5] befriedigen?
Ebenso verhä es sich mit dem Maschinenfabrikanten, der die Webstühle
etc. liefert. Er hat bloß neue Webstühle genug produziert, um
den Konsum, der on an average[6] in der Weberei vorgeht, zu decken. Aber
der akkumulationslustige Weber bestellt für 3000 l. Garn und
für 1000 l. Webstühle, Kohlen (da es sich mit dem
Kohlenfabrikanten ebenso verhält) etc. Oder in fact[7] er gibt dem Spinner
3000 l., dem Maschinenbauer und Kohlenmann etc. 1000 l., damit
diese ihm dies Geld in Garn, Webstühle und Kohle verwandeln. Er
müßen, bis dieser Prozeß vorbei, ehe er mit seiner Akkumulation
- seiner Produktion von neuer Leinwand - beginnen könnte. Dies Unterbrechung
I.
Aber nun befindet sich der Spinner mit den 3000 l. in derselben Lage,
wie der Weber mit den 4000, nur daß er seinen Profit gleich abzieht.
Er kann eine additional number of spinners[8] finden, aber er braucht Flachs,
Spindeln, Kohlen etc. Ebenso der Kohlenmann neue Maschinerie oder Werkzeuge,
außer den neuen Arbeitern. Und der Maschinenfabrikant, der
_____
[1] eine Hälfte - [2] Bankier - [3] Lönen - [4] in der Handschrift: verspinnen - [5] vergrößerte Nachfrage durch ein zusätzliches Angebot von Garn - [6] im Durchschnitt - [7] tatsächlich - [8] zusätzliche Anzahl Spinner
<480>
die neuen Webstühle, Spindeln etc. liefern soll, außer den additional
labourers[1], Eisen etc. Am schlimmsten aber ist's mit dem Flachsbauer, der
erst nächstes Jahr die additional quantity of flax[2] liefern kann etc.
Damit der Weber also ohne Weitläufigkeiten und Unterbrechungen jedes
Jahr einen Teil seines Profits in konstantes Kapital verwandeln kann - und
die Akkumulation ein stetiger Prozeß sei - , ist es nötig, daß
er an additional quantity of yarn[3], Webstühlen etc. auf dem Markt
vorfindet. Er der Spinner, der Kohlenmann etc. brauchen bloß mehr Arbeiter
anzuwenden, wenn sie Flachs, Spindeln, Maschinen auf dem Mark vorfinden.
Ein Teil des konstanten Kapitals, der jährlich als abgenutzt berechnet
wird und als déchet[4] eingeht in den Wert des Produkts, wird in der
Tat nicht abgenutzt. Nimm z.B. Maschine, die 12 Jahre daure und 12000
l. koste, so der average déchet[5], jedes Jahr zu berechnen,
= 1000 l. Am Ende der 12 Jahre ist dann, da jährlich in das Produkt
1000 l. eingehen, der Wert von 12000 l. reproduziert, und eine
neue Maschine derselben Art kann zu diesem Preis gekauft werden. Die Reparaturen
und Flickereien, die während der 12 Jahre nötig sind, rechnen wir
zu den Produktionskosten der Maschine und haben mit unsrer Frage nichts zu
tun. In der Tat aber ist die Wirklichkeit von jener Durchschnittsrechnung
verschieden. Die Maschine ist vielleicht im zweiten Jahr besser im Gang als
im ersten. Und dennoch ist sie nach 12 Jahren nicht mehr nutzbar. Es geht
wie mit einer Bestie, die 10 Jahre on an average[6] zu leben hat, deshalb
aber doch nicht um 1/10 in jedem Jahr abstirbt, obgleich sie nach Ende der
10 Jahre durch ein neues Individuum ersetzt sein muß. Natürlich,
im Lauf desselben Jahrs tritt eine bestimmte Zahl Maschinerie etc.
stets in dies Stadium, wo sie dann wirklich durch neue Maschinen ersetzt
werden müssen. Jedes Jahr ist also bestimmtes Quantum der alten Maschinerie
etc. wirklich, in natura, durch neue zu ersetzen. Und dem entspricht die
yearly average production of machinery[7] etc. Der Wert, um sie zu zahlen,
ist aus den Waren, je nach ihrer Reproduktionszeit (der Maschinen), ready[8]
liegend. Aber das fact bleibt, daß ein großer Wertteil des
jährlichen Produkts, des Werts, der jährlich für dasselbe
gezahlt wird, zwar nötig ist, um nach 12 Jahren z.B. die alte Maschinerie
zu ersetzen, aber durchaus nicht wirklich erheischt wird, um 1/12 jährlich
in natura zu ersetzen, was, in fact, selbst untubar wäre. Dieser Fonds
mag zum Teil vernutzt werden, um Arbeitslohn oder
_____
[1] zusätzlichen Arbeitern - [2] zusätzliche Menge Flachs - [3] eine zusätzliche Menge an Garn - [4] Verschleiß - [5] durchschnittliche Verschleiß - [6] im Durchschnitt - [7] jährliche Durchschnittsproduktion an Maschinerie - [8] bereit
<481> Rohmaterial damit zu kaufen, bevor die Ware verkauft oder bezahlt ist, die beständig in Zirkulation geworfen wird, aber nicht sofort aus der Zirkulation zurückkehrt. Dies kann jedoch nicht während des ganzen Jahrs der Fall sein, da die im Jahr umgeschlagnen Waren vollständig ihren Wert realisieren, also sowohl den in ihnen enthaltnen Arbeitslohn, Rohmaterial, aufgenutzte Maschinerie und surplus value zahlen, realisieren müssen. Wo also viel konstantes Kapital, also auch viel capital fixe angewandt wird, existiert in diesem Wertteil des Produkts, der den déchet des fixen Kapitals ersetzt, ein Akkumulationsfonds, der von seiten dessen, der ihn anwendet, zur Anlage von neuem capital fixe (oder auch zirkulierendem Kapital) benutzt werden kann, ohne daß für diesen Teil der Akkumulation irgendein Abzug von der surplus value stattfindet. (Sieh MacCulloch.) Dieser Akkumulationsfonds befindet sich nicht auf Produktionsstufen und bei Nationen, wo kein großes capital fixe existiert. Dies ist ein wichtiger Punkt. Es ist ein Fonds zur beständigen Anbringung von Verbeßrungen, Ausdehnungen etc.
Aber worauf wir hier kommen wollen, ist folgendes. Wäre das in dem
Maschinenbau angewandte Gesamtkapital auch nur groß genug, um den
jährlichen déchet der Maschinerie zu ersetzen, so würde
es viel mehr Maschinerie produzieren als jährlich bedurft wird, da der
déchet zum Teil nur idealiter existiert und realiter erst nach einer
gewissen Reihe von Jahren in natura zu ersetzen ist. Das so angewandte Kapital
liefert also jährlich eine Masse Maschinerie, die für neue
Kapitalanlagen vorhanden ist und diese neuen Kapitalanlagen antizipiert.
Z.B. während dieses Jahrs beginnt der Maschinenbauer seine Fabrik. Er
liefere für 12000 l. Maschinerie während des Jahrs. So
hätte er während der 11 folgenden Jahre bei bloßer Reproduktion
der von ihm produzietten Maschinerie nur für 1000 l. zu produzieren,
und selbst diese jährliche Produktion würde nicht jährlich
konsumiert. Noch weniger, wenn er sein ganzes Kapital anwendet. Damit dies
im Gange bleibe und sich bloß fortwährend ||699| jährlich
reproduziete, ist neue fort-
<482>
währende Erweiterung der Fabrikation, die diese Maschinen braucht,
nötig (Noch mehr, wenn er selbst akkumuliert.)
Hier ist also, selbst wenn in dieser Produktionssphäre das in ihr
investierte Kapital nur reproduziert wird, beständige Akkumulation
in den übrigen Produktionssphären nötig. Diese beständige
Akkumulation findet dadurch aber auch beständig eines ihrer Elemente
auf dem Markt vorrätig. Hier in einer Produktionssphäre ein
beständiger Warenvorrat für Akkumulation, neue additionelle
industrielle Konsumtion für andre Sphären, selbst wenn in dieser
Sphäre bloß das vorhandne Kapital reproduziert wird.
Mit den 5000 l. Profit oder Mehrwert, die in Kapital verwandelt werden
z.B. vom Weber, sind 2 Fälle möglich, immer vorausgesetzt, daß
er auf dem Markt die Arbeit vorfindet, die er mit 1000 von diesen
5000 l. kaufen muß um das Kapital von 5000 l. den Bedingungen
seiner Produktionssphäre gemäß in Kapital zu verwandeln.
Dieser Teil [des kapitalisierten Mehrwerts] verwandelt sich in variables
Kapital und wird in wages[1] ausgelegt. Um diese Arbeit aber anzuwenden,
bedarf er Garn, additional machinery[2] {außer bei Verlängerung
des Arbeitstags; in diesem Fall wird nur die Maschinerie schneller abgenutzt,
ihre Reproduktionszeit verkürzt, aber zugleich mehr surplus value
produziert; und wenn der Wert der Maschinerie in kürzerer Zeit auf die
produzierten Waren verteilt werden muß, so werden aber ungleich mehr
Waren produziert, so daß trotz dieser schnellren Abnutzung ein kleinrer
Teil Maschinenwert in den Wert oder Preis der einzelnen Ware eingeht. Unmittelbar
neues Kapital ist in diesem Fall für die Maschinerie selbst nicht
auszulegen. Der Wert der Maschinerie nur etwas schneller zu ersetzen.
Aber die matières instrumentales erheischen in diesem Fall
the advance of additional capital[3]} und additional matières
instrumentales. Entweder findet der Weber diese seine Produktionsbedingungen
auf dem Markt vor. Dann unterscheidet sich der Ankauf dieser Waren von dem
andrer Waren nur dadurch, daß er Waren für die industrielle
Konsumtion kauft, statt für die individuelle Konsumtion.
Oder er findet sie nicht auf dem Markt vor, dann muß er sie bestellen
(wie z.B. bei Maschinen, die neuer Konstruktion), ganz wie wenn er Artikel
für die Privatkonsumtion bestellen muß, die er nicht auf dem Markt
vorfindet. Mußte das Rohmaterial (Flachs) erst auf Kommando produziert
werden, {etwa wie Indigo, Jute etc. von den indischen Ryots auf Ordre und
Vorschuß englischer Kaufleute}, so wäre die Akkumulation des
Leinwebers für dies Jahr in seinem eignen Geschäft unmöglich.
Andrerseits unterstelle, der Spinner verwandle
_____
[1] Lohn - [2] zusätzlicher Maschinerie - [3] die Auslage zusätzlichen Kapitals
<483>
die 5000 l. in Kapital und der Weber akkumuliere nicht, so wird das
Gepinst, obgleich alle seine Produktionsbedingungen auf dem Markt vorrätig
waren, unverkaufbar sein, und die 5000 l. sind in fact in Garn, aber
nicht in Kapital verwandelt.
(Der Kredit, von dem wir hier nicht weiter zu sprechen haben, vermittelt,
daß das akkumulierte Kapital nicht grade in der Sphäre angewandt
wird, wo es erzeugt ist, sondern da, wo es am meisten Chance hat, verwertet
zu werden. Indes wird jeder Kapitalist vorziehn, seine Akkumulation
möglichst in seinem eignen trade[1} anzulegen. Legt er sie in andern
an, so wird er moneyed capitalist[2] und bezieht statt Profit nur Zins, er
müßte sich denn auf Spekulation werfen. Wir sprechen hier aber
von der average accumulation[3] und nur beispielsweise als in besonderem
trade angelegt.)
Hätte anderseits der Flachsbauer seine Produktion erweitert, d.h.
akkumuliert, und Spinner und Weber und Maschinenbauer etc. nicht, so hätte
er überflüssigen Flachs auf dem Lager und würde wahrscheinlich
das nächste Jahr weniger produzieren.
{Wir sehn hier von der individuellen Konsumtion einstweilen ganz ab und
betrachten bloß den Zusammenhang der Produzenten untereinander. Existiert
dieser, so bilden sie erstens wechselseitig Markt für die Kapitalien,
die sich wechselseitig zu remplacieren haben; für einen Teil der
Lebensmittel bilden die neu beschäftigten oder besser beschäftigten
Arbeiter Markt; und da der Mehrwert im folgenden Jahr wächst, können
die Kapitalisten wachsenden Teil der Revenue verzehren, bilden also auch
to a certain extent[4] Markt füreinander. Damit kann immer noch großer
Teil des Produkts des Jahrs unverkäuflich bleiben.}
Die Frage ist jetzt so zu formulieren: Allgemeine Akkumulation
vorausgesetzt, d.h. vorausgesetzt, daß in allen trades das Kapital
mehr oder minder akkumuliert, was in fact Bedingung der kapitalistischen
Produktion und ebensosehr der Trieb des Kapitalisten als Kapitalisten, wie
es der Trieb des Schatzbildners, Geld aufzuhäufen (aber auch notwendig
ist, damit die kapitalistische Produktion vorangehe) - was sind die
Bedingungen dieser allgemeinen Akkumulation, worin löst sie sich
auf? Oder, da uns der Leinweber den Kapitalisten überhaupt
repräsentieren kann, welches sind die Bedingungen, damit er
ungestört die 5000 l. Mehrwert in Kapital rückverwandeln
kann und den Akkumulationsprozeß jahraus, jahrein stetig fortsetzen
kann? Die 5000 l. akkumulieren heißt nichts, als dies Geld,
diese
_____
[1] Gewerbezweig - [2] Geldkapitalist - [3] durchschnittlichen Akkumulation - [4] bis zu einem gewissen Grad
<484>
Wertsumme in Kapital verwandeln. Die Bedingungen für die Akkumulation
des Kapitals also ganz dieselben, wie für seine ursprüngliche
Produktion oder Reproduktion überhaupt.
Diese Bedingungen aber waren, daß mit einem Teil des Geldes Arbeit
gekauft wurde, mit dem andern Waren (Rohmaterial und Maschinerie etc.), die
von dieser Arbeit industriell konsumiert werden konnten. {Manche Waren
können nur industriell konsumiert werden, wie Maschinerie, Rohmaterial,
Halbfabrikate etc. Andre, wie Häuser, Pferde, Weizen, Korn (aus denen
Branntwein oder Stärke etc. gemacht wird) etc., können industriell.
und individuell konsumiert werden.} Um diese Waren kaufen zu können
müssen sie sich auf dem ||700| Markt als Waren befinden - auf
dem Zwischenstadium zwischen der vollendeten Produktion und der noch nicht
begonnenen Konsumtion, in der Hand der Verkäufer, im Stadium der Zirkulation
- oder upon notice[1] beschaffbar sein (herstellbar, wie beim Bau neuer Fabriken
etc.). Sie waren das - dies wurde vorausgesetzt bei der Produktion und
Reproduktion des Kapitals, wegen der in der kapitalistischen Produktion
durchgeführten Teilung der Arbeit auf gesellschaftlicher Stufenleiter
(distribution of labour and capital between the different trades[2]), wegen
der gleichzeitig auf der ganzen Oberfläche vorgehenden
parallelen Produktion, Reproduktion. Dies war die Bedingung des Markts,
der Produktion und der Reproduktion des Kapitals. Je größer das
Kapital, je entwickelter die Produktivität der Arbeit, überhaupt
die Stufenleiter der kapitalistischen Produktion, um so größer
auch die Masse der Waren, die sich in dem Übergang aus der Produktion
in die Konsumtion (individuelle und industrielle), in Zirkulation,
auf dem Markt befinden, und um so größer die Sicherheit für
jedes besondre Kapital, seine Reproduktionsbedingungen fertig auf dem Markt
vorzufinden. Dies um so mehr der Fall, da dem Wesen der kapitalistischen
Produktion gemäß jedes besondre Kapital 1. auf einer Stufenleiter
arbeitet die bedingt ist nicht durch individuelle Nachfrage (Bestellung etc.,
Privatbedarf), sondern durch das Streben, möglichst viel Arbeit und
daher Surplusarbeit zu realisieren und die größtmöglichste
Masse Waren mit gegebnem Kapital zu liefern; 2. jedes einzelne Kapital den
größtmöglichsten Platz auf dem Markt einzunehmen und seine
Mitbewerber zu verdrängen sucht, auszuschließen. Konkurrenz
der Kapitalien.
{Je mehr sich die Kommunikationsmittel entwickeln, um so mehr kann der Vorrat
auf dem Markt abnehmen.}
_____
[1] auf Bestellung - [2] Verteilung von Arbeit und Kapital unter den verschiedenen Gewerbezweigen
<485>
"Wo Produktion und Konsumtion verhältnismäßig groß sind, wird natürlicherweise zu einem gegebenen Moment ein verhältnismäßig großer Überschuß auf dem Markt in dem Zwischenstadium auf dem Weg vom Produzenten zum Konsumenten sein, außer wenn die Schnelligkeit, mit der die Dinge verkauft wetden, so zunimmt, da sie den sonst eintretenden Folgen vermehrter Produktion entgegenwirkt." (p. 6, 7 "An Inquiry into those Principles, respecting the Nature of Demand and the Necessity of Consumption, lately advocated by Mr. Malthus etc.", Lond. 1821.)
Die Akkumulation von neuem Kapital kann also nur unter denselben Bedingungen
vor sich gehn wie die Reproduktion des schon vorhandnen Kapitals.
{Wir gehn hier gar nicht ein auf den Fall, daß mehr Kapital akkumuliert
ist, als in der Produktion unterzubringen, z.B. in der Form von Geld, [das]
brach bei Bankiers liegt. Daher das Ausleihen ins Ausland etc., kurz die
Investierungsspekulation. Ebensowenig betrachten wir den Fall, wo es
unmöglich, die Masse der produzierten Waren zu verkaufen, Krisen etc.
Dies gehört in den Abschnitt der Konkurrenz. Wir haben hier nur die
Formen des Kapitals in den verschiednen Phasen seines Prozesses zu untersuchen,
wobei immer unterstellt, daß die Waren zu ihrem Wert verkauft werden.}
Der Weber kann die 5000 l. Mehrwert rückverwandeln in Kapital,
wenn er außer Arbeit für die 1000 l. Garn etc. auf dem
Markt ready[1] vorfindet oder auf Bestellung haben kann; dazu muß also
ein surplus produce produziert sein von den Waren, die in sein konstantes
Kapital eingehn, namentlich von denen, die längre Produktionszeit zu
ihrer Herstellung bedürfen und nicht rasch oder gar nicht innerhalb
des Jahrs vermehrt werden können, wie das Rohmaterial, der Flachs z.B.
{Es kommt hier - was aber nur eine Form der Vermittlung ist, daher
nicht hierher, sondern in die Betrachtung der Konkurrenz der Kapitalien
gehört, das Kaufmannskapital ins Spiel, das in Warenhäusern
Vorräte für wachsende Konsumtion, individuelle oder industrielle,
ready[2] hält.}
Wie die Produktion und Reproduktion des vorhandnen Kapitals in einer
Sphäre voraussetzt parallele Produktion und Reproduktion
in andren Sphären, so die Akkumulation oder Bildung of additional capital
in one trade, gleichzeitige oder parallele Bildung of additional
production in the other trades. Es muß also gleichzeitig die Stufenleiter
der Produktion in allen Sphären, die konstantes Kapital liefern, wachsen
(entsprechend dem durch die Nachfrage bestimmten average Anteil, den jede
besondre Sphäre am allgemeinen Wachstum der Produktion nimmt), und alle
Sphären
_____
[1] fertig - [2] bereit - [3] von zusätzlichem Kapital in einem Gewerbezweig - [4] von zusätzlicher Produktion in den anderen Gewerbezweigen
<486>
liefern konstantes Kapital, die nicht das für die individuelle Konsumtion
finished produce[1] bereiten. Das Wichtigste bleibt dabei die Vermehrung
der Maschinerie (Werkzeuge), Rohmaterial, matières instrumentales,
da alle andern Industrien, mögen sie Halb- oder Ganzfabrikate liefern,
in die sie eingehn, wenn diese Bedingungen da sind, nur mehr Arbeit in Bewegung
zu setzen haben.
Es scheint also in allen Sphären beständige
Surplusproduktion nötig, damit Akkumulation [möglich] sei.
Dies noch etwas näher zu bestimmen.
Dann die zweite wesentliche Frage:
Der Mehrwert, hier Teil des Profits (Rente eingeschlossen;
will der Landlord akkumulieren, Rente in Kapital verwandeln, so ist es immer
der industrielle Kapitalist, der den Mehrwert in die Hände bekommt,
selbst wenn der Arbeiter einen Teil seiner Revenue in Kapital verwandelt),
der in Kapital rückverwandelt wird, besteht bloß aus
neuzugesetzter Arbeit während ||701| des letzten Jahrs. Es fragt
sich, ob dieses neue Kapital ganz in Arbeitslohn verausgabt wird, nur gegen
neue Arbeit ausgetauscht wird?
Was dafür spricht: Aller Wert entspringt ursprünglich aus der Arbeit.
Alles konstante Kapital ist ursprünglich so gut Produkt der Arbeit als
das variable Kapital. Und hier scheinen wir wieder der unmittelbaren Entstehung
des Kapitals aus Arbeit beizuwohnen.
Was dagegen spricht: Soll die additionelle Kapitalbildung unter schlechteren
Produktionsbedingungen vor sich gehn als die Reproduktion des alten Kapitals?
Auf eine tiefere Stufe der Produktionsweise zurückgegangen werden? Dies
müßte aber der Fall sein, wenn der neue Wert bloß in immediate
labour verausgabt, die also auch ohne capital fixe etc. dies selbst
erst zu produzieren hätte, ganz wie ursprünglich die Arbeit ihr
konstantes Kapital erst selbst zu erzeugen hat. Dies ist reiner nonsense.
Dies aber Ric[ardo]s etc. Voraussetzung. Darauf näher einzugehn.
Die erste Frage ist die:
Kann ein Teil des Mehrwerts in Kapital verwandelt werden dadurch, daß
der Kapitalist, statt denselben oder vielmehr das surplus produce, worin
er sich darstellt, zu verkaufen, ihn vielmehr direkt als Kapital
verwendet? Die Bejahung dieser Frage schlösse schon ein, daß die
ganze Summe des in Kapital zu verwandelnden Mehrwerts nicht in variables
Kapital verwandelt oder nicht in Arbeitslohn ausgelegt wird.
Bei dem Teil des agricultural produce, der aus Korn oder Vieh besteht,
_____
[1] fertige Produkt - [2] unmittelbarer Arbeit
<487>
ist dies von vornherein klar. Ein Teil des Korns, der zu dem Teil der Ernte
gehört, der das surplus produce oder die surplus value für den
farmer darstellt (ebenso Teil des Viehs), statt verkauft zu werden, kann
sofort wieder als Produkionsbedingung dienen, als Samen oder Lastvieh. Ebenso
verhält es sich mit dem Teil der auf dem Land selbst produzierten
Düngungsmittel, die zugleich als Waren im commerce zirkulieren, d.h.
verkauft werden können. Diesen Teil des ihm als surplus value, als Profit
[zu]fallenden surplus produce kann der farmer sofort wieder in
Produktionsbedingung innerhalb seiner eignen Produktionssphäre, daher
unmittelbar in Kapital verwandeln. Dieser Teil wird nicht in wages
verausgabt, nicht in variables Kapital verwandelt. Er wird der individuellen
Konsumtion entzogen, ohne produktiv im Sinne Smiths und Ric[ardo]s
konsumiert zu werden. Er wird industriell konsumiert, aber als Rohstoff,
nicht als Lebensmittel, weder von produktiven noch unproduktiven Arbeitern.
Das Korn aber dient nicht nur als Lebensmittel für produktive Arbeiter
etc., sondern auch als matière instrumentale für Vieh, als
Rohmaterial für Branntwein, Stärke etc. Das Vieh seinerseits (Mast-
oder Lastvieh) dient nicht nur als Lebensmittel, sondern liefert Rohstoffe
für eine Masse Industrien durch Fell, Haut, Fett, Knochen, Horn etc.
und bewegende Kraft teils für die Agrikultur selbst, teils für
die Transportindustrie.
Bei allen Industrien, wo die Reproduktionszeit sich über ein
Jahr erstreckt, wie bei großem Teil des Viehs, Holzes usw., die aber
zugleich fortwährend reproduziert werden müssen, d.h. Anwendung
bestimmten Quantums von Arbeit erfordern, fallen Akkumulation und Reproduktion
soweit zusammen, als die neuzugefügte Arbeit, die nicht nur bezahlte,
sondern auch unbezahlte Arbeit darstellt, aufgehäuft werden muß
in natura, bis das Produkt verkauffähig ist. (Es ist hier nicht die
Rede vom Aufhäufen des nach der allgemeinen Profitrate jährlich
zugefügten Profits - dies keine wirkliche Akkumulation, sondern
nur Weise der Berechnung - , sondem von dem Aufhäufen der Gesamtarbeit,
die sich während mehrer Jahre wiederholt, wo also nicht nur bezahlte,
sondern auch unbezahlte Arbeit aufgehäuft wird in natura und sofort
wieder in Kapital verwandelt wird. Die Aufhäufung des Profits in solchen
Fällen dagegen unabhängig von dem Quantum der neuzugefügten
Arbeit.)
Ebenso verhält es sich mit den Handelspflanzen (ob sie ein
Rohmaterial oder matières instrumentales liefern). Ihr Samen, der
Teil derselben, der wieder als Dünger verwandt werden kann etc., stellt
einen Teil des Gesamtprodukts vor. Wäre er unverkäuflich,
so würde das nichts daran ändern, daß, sobald er wieder als
Produktionsbedingung eingeht, er einen Teil des
<488>
Gesamtwerts bildet und als ||702| solcher konstantes Kapital für die
neue Produktion bildet.
Hiermit schon eine Hauptsache erledigt - Rohmaterial und Lebensmittel (food),
soweit sie eigentliches agricultural produce sind. Hier fällt also
Akkumulation direkt mit Reproduktion auf größrer Stufenleiter
zusammen, so daß ein Teil des surplus produce direkt in seiner eignen
Produktionssphäre, ohne gegen Arbeitslohn oler andre Waren ausgetauscht
zu werden, wieder als Produktionsmittel dient.
Die zweite Hauptsache ist die Maschinerie. Nicht die Maschine, die
Waren produziert, sondern die maschinenproduzierende Maschine, das capital
constant der maschinenproduzierenden Maschinerie. Diese gegeben ist nichts
als Arbeit nötig, um das Rohmaterial der extraktiven Industrie Eisen
etc., für Gefäße und Maschinen zu liefern. Und mit letztren
sind die Maschinen zur Bearbeitung des Rohmaterials selbst geliefert. Die
Schwierigkeit, worum es sich hier handelt, ist, nicht in einen circle vicieux
der Voraussetzungen zu geraten. Nämlich, um mehr Maschinerie zu produzieren
mehr Material nötig (Eisen etc., Kohlen etc.), und um dieses zu produzieren
ist mehr Maschinerie nötig. Ob wir annehmen, daß maschinenbauende
Industrielle und maschinenfabrizierende (mit den maschinenhuenden Maschinen)
dieselbe Klasse oder nicht, ändert nichts an der Sache. Soviel klar.
Ein Teil des surplus produce stellt sich in maschinenbauenden Maschinen dar
(wenigstens hängt es vom Maschinenfabrikanten ab, es darin darzustellen).
Diese brauchen nicht verkauft zu werden, sondern können in natura wieder
in die Neuproduktion als konstantes Kapital eingehn. Hier also zweite Kategorie
des surplus produce, das direkt (oder durch Tausch in derselben
Produktionssphäre vermittelt) als konstantes Kapital in die Neuproduktion
(Akkumulation) eingeht, ohne durchgegangen zu sein durch den Prozeß
einer frühern Verwandlung in variables Kapital.
Die Frage, ob ein Teil der surplus value direkt in konstantes Kapital
verwandelt werden kann, löst sich zunächst in die Frage auf, ob
ein Teil des surplus produce- worin sich die surplus value darstellt
- direkt wieder als Produktionsbedingung in seine eigne Produktionssphäre
eingehn kann, ohne vorher veräußert zu werden.
Allgemeines Gesetz das:
Wo ein Teil des Produkts, also auch des surplus produce (d.h. des
Gebrauchswerts, worin sich die surplus value darstellt) direkt, ohne Vermittlung,
als Produktionsbedingung wieder in die Produktionssphäre eingehn kann,
aus der es hervorgegangen ist - als Arbeitsmittel oder Arbeitsmaterial -
kann und muß die Akkumulation innerhalb dieser Produktionssphäre
sich
<489>
so darstellen, daß ein Teil des surplus produce, statt verkauft zu
werden, direkt (oder durch Austausch mit andern Spezialisten in derselben
Produktionssphäre, die ähnlich akkumulieren) als Bedingung der
Reproduktion wieder einverleibt wird, so daß Akkumulation und Reproduktion
auf größrer Stufenleiter hier direkt zusammenfallen. Sie
müssen überall zusammenfallen, aber nicht in dieser direkten Weise.
Dies trifft auch zu bei einem Teil der matières instrumentales. Z.B.
das Kohlenprodukt des Jahrs. Ein Teil des surplus produce kann benutzt werden,
um selbst wieder Kohlen zu produzieren, kann also von seinen Produzenten
direkt, ohne irgendeine Vermittlung, als konstantes Kapital für Produktion
auf größrer Stufenleiter vernutzt werden.
Es gibt in den Industriebezirken Maschinenbauer, die ganze Fabriken bauen
für die Fabrikanten. Gesetzt, 1/10 sei surplus produce oder unbezahlte
Arbeit. Ob dies 1/10 des surplus produce in Fabrikgebäuden sich darstellt,
die für Dritte gebaut und an sie verkauft sind oder in einem
Fabrikgebäude, das der Produzent für sich bauen läßt,
an sich selbst verkauft, ändert offenbar nichts an der Sache. Es handelt
sich hier nur um die Art des Gebrauchswerts, worin die Surplusarbeit sich
darstellt, ob sie wieder als Produktionsbedingung in die Produktionssphäre
||703| des Kapitalisten eingehn kann, dem das surplus produce gehört.
Hier wieder ein Beispiel von der Wichtigkeit der Bestimmung des
Gebrauchswerts für die ökonomischen Formbestimmungen.
Hier haben wir also schon einen bedeutenden Teil des surplus produce, hinc[1]
der surplus value, der direkt in konstantes Kapital verwandelt werden kann
und muß, um akkumuliert zu werden als Kapital und ohne
den überhaupt keine Akkumulation des Kapitals stattfinden kann.
Wir haben zweitens gesehn, daß, wo die kapitalistische Produktion
entwickelt ist, also die Produktivität der Arbeit, also das konstante
Kapital, also namentlich auch der Teil des konstanten Kapitals, der aus fixem
Kapital besteht, die bloße Reproduktion des fixen Kapitals in allen
Sphären, und parallel auch die Reproduktion des vorhandnen Kapitals,
das fixes Kapital produziert, einen Akkumulationsfonds bildet, d.h. Maschinerie,
konstantes Kapital für Produktion auf erweiterter Stufenleiter liefert.
Drittens: Bleibt die Frage: Kann ein Teil des surplus produce
durch (vermittelten) Austausch zwischen dem Produzenten z.B. der Maschinerie,
Arbeitswerkzeuge etc. und dem von Rohmaterial, Eisen, Kohle, Metallen, Holz
usw., also durch Austausch verschiedner Bestandteile des konstanten Kapitals
in Kapital (konstantes Kapital) rückverwandelt werden? Kauft z.B.
_____
[1] daher
<490> der Fabrikant von Eisen, Kohle, Holz etc. Maschinerie oder Werkzeuge vom Maschinenbauer und der Maschinenbauer Metall, Holz, Kohle etc. von dem Urproduzenten, so ersetzen sie durch Austausch der wechselseitigen Bestandteile ihres capital constant dasselbe oder bilden neues. Die Frage hier, wieweit dies mit dem surplus produce der Fall?
[5. Verwandlung des kapitalisierten Mehrwerts
in konstantes und variables Kapital]
Wir hatten früher gesehn[1], daß bei der einfachen Reproduktion
des vorausgesetzten Kapitals der in der Reproduktion des konstanten
Kapitals abgenutzte Teil des konstanten Kapitals ersetzt wird entweder
direkt in natura oder durch Austausch zwischen den Produzenten des konstanten
Kapitals, ein Austausch von Kapital gegen Kapital, und nicht aber von Revenue
gegen Revenue, noch von Revenue gegen Kapital. Ferner das konstante Kapital,
das abgenutzt wird oder industriell konsumiert wird in der Produktion von
konsumablen Artikeln - Artikeln, die in die individuelle Konsumtion eingehn
- , wird ersetzt durch neue Produkte derselben Art, die das Resultat
neuzugefügter Arbeit sind, also sich in Revenue (Salair und Profit)
auflösen. Danach stellte der Teil der Produktenmasse in den Sphären
die konsumable Artikel produzieren, der gleich dem Wertteil derselben, der
ihr konstantes Kapital ersetzt, die Revenue der Produzenten des konstanten
Kapitals vor, während umgekehrt der Teil der Produktenmasse in den
Sphären, die konstantes Kapital produzieren, der neuzugesetzte Arbeit
darstellt und daher die Revenue der Produzenten dieses konshnten Kapitals
bildet, das konstante Kapital (Ersatzkapital) für die Produzenten der
Lebensmittel darstellt. Es unterstellt dies also, daß die Produzenten
des konstanten Kapitals ihr surplus produce (d.h. hier den Überschuß
ihres Produkts über den Teil desselben, der gleich ihrem konstanten
Kapital) gegen Lebensmittel austauschen, individuell seinen Wert konsumieren.
Indes ist dies surplus produce
1. = Salair (oder dem reproduzierten fund[2] für das Salair), und dieser
Teil muß (von seiten des Kapitalisten) der Ausgabe in wages, also für
die individuelle Konsumtion bestimmt bleiben (und das Minimum des Salairs
vorausgesetzt, kann auch der Arbeiter die so erhaltnen wages nur in Lebensmitteln
realisieren);
_____
[1] Siehe 1. Teil dieses Bandes, S.109-121, 158-168 und 214-222 - [2] Fonds
<491>
2. = dem Profit des Kapitalisten (Rente eingeschlossen). Dieser Teil kann,
wenn er groß genug ist, zum Teil individuell konsumiert werden, zum
Teil industriell. Und in diesem letztren Fall findet Austausch ihrer Produkte
zwischen den Produzenten von konstantem Kapital statt, der aber nicht mehr
Austausch des Produktenteils ist, der ihr wechselseitig zu ersetzendes capital
constant vorstellt, sondern Teil des surplus produce, Revenue
(neuzugesetzte Arbeit), die direkt in konstantes Kapital verwandelt,
wodurch dann die Masse des konstanten Kapitals vermehrt und die Stufenleiter,
auf der reproduziert wird, erweitert wird.
Also auch in diesem Fall wird ein Teil des vorhandnen surplus produce, der
während des Jahrs neuzugefügten Arbeit, direkt in konstantes Kapital
verwandelt, ohne vorher in variables Kapital verwandelt worden zu sein. Also
auch hier zeigt sich wieder, daß die industrielle Konsumtion des surplus
produce - oder die Akkumulation - keineswegs damit identisch ist, daß
das ganze surplus produce in wages an produktive Arbeiter verausgabt wird.
Man kann sich denken: Der Maschinenfabrikant verkauft seine Ware (Teil) an
den Produienten z.B. von Gewebe. Dieser zahlt ihm Geld. Mit diesem Geld kauft
er Eisen, Kohle etc. statt Lebensmittel. Indes, den allgemeinen Prozeß
betrachtet, ist klar, daß die Produzenten von Lebensmitteln keine
Ersatz-Maschinerie oder Ersatz-Rohmaterial kaufen können, wenn die
Produzenten des Ersatzes [an] konstantem Kapital ihnen nicht ihre Lebensmittel
abkaufen, wenn diese Zirkulation also nicht wesentlich Austausch zwischen
Lebensmitteln und konstantem Kapital ist. Durch das Auseinanderfallen der
Akte des Kaufens und Verkaufens können natürlich sehr wesentliche
Störungen und Verwicklungen in diese Ausgleichungsprozesse kommen.
||704| Kann ein Land nicht selbst die Masse Maschinerie liefern, die ihm
Akkumulation des Kapitals erlaubt, so kauft es sie im Ausland. Ditto, wenn
es selbst nicht die nötige Masse Lebensmittel (für wages) und
Rohmaterial liefern kann. Hier, sobald der internationale Handel dazwischenkommt,
wird es sonnenklar, daß ein Teil des surplus produce des Landes - soweit
es zur Akkumulation bestimmt ist - sich nicht in Arbeitslohn, sondern direkt
in konstantes Kapital verwandelt. Aber dann bleibt die Vorstellung, daß
drüben im Ausland das so ausgelegte Geld ganz in Arbeitslohn verausgabt
wird. Wir haben gesehn, daß, selbst vom auswärtigen Handel
abstrahiert, dies nicht der Fall ist und nicht der Fall sein kann.
In welchem Verhältnis das surplus produce sich zwischen variablem und
konstantem Kapital teilt, hängt von der Durchschnittskomposition des
<492>
Kapitals ab, und je entwickelter die kapitalistische Produktion, um so kleiner
wird relativ der direkt in Arbeitslohn ausgelegte Teil sein. Die
Vorstellung, daß das surplus produce, weil es bloßes Produkt
der während des Jahrs neu zugefügten Arbeit, nun auch bloß
in variables Kapital verwandelt, nur in Arbeitslohn ausgelegt wird, entspricht
überhaupt der falschen Vorstellung, daß, weil das Produkt bloß
Resultat oder Materiatur der Arbeit, sein Wert sich bloß in Revenue
- Salair, Profit und Rente - auflöst, diese falsche Vorstellung Smiths
und Ricardos.
Ein großer Teil des konstanten Kapitals, nämlich das fixe Kapital,
kann aus solchem bestehn, das direkt im Produktionsprozeß zur Erzeugung
von Lebensmitteln, Rohstoffen etc. eingeht oder entweder zur Abkürzung
des Zirkulationsprozesses dient, wie Eisenbahnen, Straßen,
Schiffbarmachung; Telegraphen etc., oder zum Aufbewahren und [zur] Vorratsbildung
von Waren, wie Docks, Lagerhäuser etc., oder aber erst nach langer
Reproduktionszeit die Fruchtbarkeit vergrößert, wie
Nivellierungsarbeiten, Abzugskanäle etc. Je nachdem ein größrer
oder kleinrer Teil des surplus produce auf eine dieser Arten capital fixe
verwandt wird, werden die unmittelbaren nächsten Folgen für die
Reproduktion von Lebensmitteln etc. sehr verschieden sein.
[6. Problem der Krisen (Einleitende Bemerkungen).
Zerstörung von Kapital durch Krisen]
Die Surplusproduktion des konstanten Kapitals vorausgesetzt - d.h.
größre Produktion als zum Ersatz des alten Kapitals, also auch
zur Produktion der alten Quantität Lebensmittel nötig - , hat die
Surplusproduktion oder Akkumulation in den Sphären, die Maschinerie,
Rohstoffe etc. verarbeiten, keine weitre Schwierigkeit. Ist die nötige
Surplusarbeit vorhanden, so finden sie dann auf dem Markt alle Mittel zu
neuer Kapitalbildung, zur Verwandlung ihres Surplusgelds in neues Kapital
vor.
Aber der ganze Prozeß der Akkumulation löst sich zunächst
in Surplusproduktion auf, die einerseits dem natürlichen Wachstum
der Bevölkerung entspricht, anderseits eine immanente Basis zu den
Erscheinungen bildet, die sich in den Krisen zeigen. Das Maß
dieser Surplusproduktion ist das Kapital selbst, die vorhandne
Stufenleiter der Produktionsbedingungen und der maßlose Bereicherungs-,
Kapitalisationstrieb der Kapitalisten, keineswegs die Konsumtion,
die von vornherein gebrochen ist, da der größte Teil
<493>
der Bevölkerung, die Arbeiterbevölkerung, nur innerhalb sehr enger
Grenzen ihre Konsumtion erweitern kann, anderseits im selben Maße,
wie der Kapitalismus sich entwickelt, die Nachfrage nach Arbeit
relativ abnimmt, obgleich sie absolut wächst. Es kömmt
hinzu, daß die Ausgleichungen alle zufällige und die Proportion
in der Anwendung der Kapitalien in den besondren Sphären zwar durch
einen beständigen Prozeß sich ausgleicht, die Beständigkeit
dieses Prozesses selbst aber ebensosehr die beständige Disproportion
voraussezt, die er beständig, oft gewaltsam auszugleichen hat.
Wir haben hier bloß die Formen zu betrachten, die das Kapital in seinen
verschiednen Fortentwicklungen durchmacht. Es sind also die reellen
Verhältnisse nicht entwickelt, innerhalb deren der wirkliche
Produktionsprozeß vorgeht. Es wird immer unterstellt, daß die
Ware zu ihrem Wert verkauft wird. Die Konkurrenz der Kapitalien wird nicht
betrachtet, ebensowenig das Kreditwesen, ebensowenig die wirkliche Konstitution
der Gesellschaft, die keineswegs bloß aus den Klassen der Arbeiter
und industriellen Kapitalisten besteht, wo also Konsumenten und Produzenten
nicht identisch, die erstere Kategorie (deren Revenuen zum Teil sekundäre,
vom Profit und Salair abgeleitete, keine primitiven sind) der Konsumenten
viel weiter ist als die zweite, und daher die Art, wie sie ihre Revenue spendet,
und der Umfang der letztren sehr große Modifikationen im ökonomischen
Haushalt und speziell im Zirkulations- und Reproduktionsprozesse des Kapitals
hervorbringt. Indes, wie wir schon bei Betrachtung des Gelds fanden, sowohl
soweit es (the money) überhaupt von der Naturalform der Ware verschiedne
Form, als in seiner Form als Zahlungsmittel, daß es die Möglichkeit
von Krisen einschließt, so ergibt sich das noch mehr bei der Betrachtung
der allgemeinen Natur des Kapitals, ohne daß noch die weiteren realen
Verhältnisse entwickelt, die alle Voraussetzungen des wirklichen
Produktionsprozesses bilden.
||XIII-705| Die von Ric[ardo] adoptierte (eigentlich [James] Mill gehörige)
Ansicht des faden Say (worauf wir bei Besprechung dieses Jammermenschen
zurückkommen), daß keine Überproduktion möglich
oder wenigstens no general glut of the market[1], beruht auf dem Satz,
daß Produkte gegen Produkte ausgetauscht werden oder, wie Mill
es hatte, auf dem "metaphysischen Gleichgewicht der Verkäufer und
Käufer", [was] weiter entwickelt [wurde zu] der nur durch die Produktion
selbst bestimmten Nachfrage oder auch der Identität von demand und offer[2].
Derselbe Satz
_____
[1] keine allgemeine Überfüllung des Marktes - [2] Nachfrage und Angebot
<494> auch in der namentlich von Ric[ardol beliebten Form, daß any amount of capital[1] in jedem Land kann be employed productively[2].
"Say", sagt Ric[ardo], ch. XXI "Effects of Accumulation on profits and interest", "hat ... in durchaus zufriedenstellender Weise gezeigt, daß es keine Kapitalsumme gibt, die nicht in einem Lande verwendet werden kann, da die Nachfrage nur durch die Produktion beschränkt wird. Niemand produziert, außer mit der Absicht zu konsumieren oder zu verkaufen, und er verkauft niemals, außer um eine andere Ware zu kaufen, die ihm entweder nützlich sein kann oder zur künftigen Produktion beizutragen vermag. Durch Produzieren wird er also notwendigerweise entweder Konsument seiner eigenen Ware oder Käufer und Konsument der Waren jemandes anderen. Man kann nicht annehmen, daß er für längere Zeit über die Waren falsch unterrichtet sein wird, die er mit größtem Vorteil produzieren kann, um das ins Auge gefaßte Ziel zu erreichen, nämlich den Besitz anderer Waren. Es ist daher nicht wahrscheinlich, daß er dauernd" (es handelt sich hier überhaupt nicht um das ewige Leben) "eine Ware produzieren wird, für die es keine Nachfrage gibt." (p. 339, 340.)
Ricardo, der überall konsequent zu sein bestrebt, findet, daß seine Autorität Say ihm hier einen Possen spielt. Er bemerkt in einer Note zu der oben zitierten Stelle:
"Steht das Folgende völlig im Einklang mit Say's Prinzip? "In je größerem Maße verfügbare Kapitalien im Verhältnis zum Umfang ihrer Anlagemöglichkeit überschüssig sind, desto mehr wird die Zinsrate für Kapitalausleihungen sinken." (Say, vol. II, p. 108.) Wenn Kapital beliebigen Umfangs in einem Land angelegt werden kann, wie kann man sagen, daß es im Vergleich mit den dafür vorhandenen Anlagemöglichkeiten überschüssig sei." (l.c. p. 340, Note.)
Da Ric[ardo] sich auf Say beruft, werden wir später Says Sätze
bei diesem Humbug selbst kritikieren.
Hier vorläufig nur: Bei der Reproduktion, ganz wie bei der accumulation
of capital, handelt es sich nicht nur darum, dieselbe Masse
Gebrauchswerte, aus denen das Kapital besteht, auf ihrer alten Stufenleiter
oder auf einer erweiterten (bei der Akkumulation) zu ersetzen, sondern den
Wert des vorgeschoßnen Kapitals mit der gewöhnlichen Profitrate
(Mehrwert) zu ersetzen. Sind also durch irgendeinen Umstand oder Kombination
von Umständen die Marktpreise der Waren (aller oder der meisten, was
ganz gleichgültig ist) tief unter ihre Kostenpreise gefallen, so wird
einerseits die Reproduktion des Kapitals möglichst kontrahiert. Noch
mehr aber stockt die Akkumulation. In der Form von Geld (Gold oder Noten)
aufgehäufte surplus value würde nur mit Verlust in Kapital verwandelt.
Sie liegt daher
_____
[1] jede Menge Kapital - [2] produktiv angewandt werden
<495>
brach als Schatz in den Banken oder auch in der Form von Kreditgeld, was
gar nichts an der Sache selbst ändert. Dieselbe Stockung könnte
aus umgekehrten Ursachen eintreten, wenn die realen Voraussetzungen
der Reproduktion fehlten (wie bei Getreideteurung oder weil nicht genug
konstantes Kapital in natura aufgehäuft worden). Es tritt eine Stockung
in der Reproduktion ein, darum in dem Fluß der Zirkulation. Kauf und
Verkauf setzen sich gegeneinander fest, und unbeschäftigtes Kapital
erscheint in der Form von brachliegendem Geld. Dasselbe Phänomen (und
dies geht meist den Krisen vorher) kann eintreten, wenn die Produktion des
Surpluskapitals sehr rasch vorgeht und seine Rückverwandlung in produktives
Kapital die Nachfrage nach allen Elementen desselben so steigert, daß
die wirkliche Produktion nicht Schritt halten kann, daher die Preise aller
Waren, die in die Bildung des Kapitals eingehn, steigen. In diesem Fall sinkt
der Zinsfuß sehr, so sehr der Profit steigen mag, und dies Sinken des
Zinsfußes führt dann zu gewagtesten spekulativen Unternehmungen.
Die Stockung der Reproduktion führt zur Abnahme des variablen Kapitals,
[zum] Fallen des Arbeitslohns und Fallen der angewandten Masse Arbeit. Diese
ihrer seits reagiert von neuem auf die Preise und führt neuen Fall derselben
herbei.
Es ist nie zu vergessen, daß es sich bei der kapitalistischen Produktion
nicht direkt um Gebrauchswert, sondern um Tauschwert handelt und speziell
um Vermehrung des Surpluswerts. Dies ist das treibende Motiv der kapitalistischen
Produktion, und es ist eine schöne Auffassung, die, um die
Widersprüche der kapitalistischen Produktion wegzuräsonieren, von
der Basis derselben abstrahiert und sie zu einer Produktion macht, die auf
unmittelbare Konsumtion der Produzenten gerichtet ist.
Ferner: Da der Zirkulationsprozeß des Kapitals kein Tagesleben führt,
sich vielmehr über längere Epochen erstreckt, bevor die Rückkehr
des Kapitals zu sich stattfindet, da diese Epoche aber zusammenfällt
mit der Epoche, worin sich die Marktpreise ||706| zu den Kostenpreisen
ausgleichen, da während dieser Epoche große Umwälzungen und
changes im Markt vorgehn, da große changes in der
Produktivität der Arbeit, daher auch im realen Wert der Waren
vorgehn, so ist sehr klar, daß vom Ausgangspunkt - dem vorausgesetzten
Kapital - bis zu seiner Rückkehr nach einer dieser Epochen große
Katastrophen stattfinden und Elemente der Krise sich anhäufen und entwickeln
müssen, die mit der armseligen Phrase, daß Produkte gegen Produkte
sich austauschen, in keiner Weise beseitigt werden. Das Vergleichen
des Werts in einer Epoche mit dem Wert derselben Waren in einer spätren
Epoche, was Herr Bailey für eine scholastische
<496>
Einbildung hält, bildet vielmehr das Grundprinzip des Zirkulationsprozesses
des Kapitals.
Wenn von Zerstörung von Kapital durch Krisen die Rede ist, so
ist zweierlei zu unterscheiden.
Insofern der Reproduktionsprozeß stockt, der Arbeitsprozeß
beschränkt wird oder stellenweise ganz stillgesetzt, wird
wirkliches Kapital vernichtet. Die Maschinerie, die nicht gebraucht
wird, ist nicht Kapital. Die Arbeit, die nicht exploitiert wird, ist soviel
[wie] verlorne Produktion. Rohmaterial, das unbenutzt daliegt, ist kein Kapital.
Gebäulichkeiten, die entweder unbenutzt bleiben (ebenso wie neugebaute
Maschinerie) oder unvollendet bleiben, Waren, die verfaulen im Warenlager,
alles dies ist Zerstörung von Kapital. Alles das beschränkt sich
auf Stockung des Reproduktionsprozesses und darauf, daß die
vorhandnen Produktionsbedingungen nicht wirklich als
Produktionsbedingungen wirken, in Wirksamkeit gesetzt werden. Ihr Gebrauchswert
und ihr Tauschwert geht dabei zum Teufel.
Zweitens aber meint Zerstörung des Kapitals durch Krisen Depreziation
von Wertmassen, die sie hindert, später wieder ihren
Reproduktionsprozeß als Kapital auf derselben Stufenleiter zu erneuern.
Es ist der ruinierende Fall der Warenpreise. Damit werden keine Gebrauchswerte
zerstört. Was der eine verliert, gewinnt der andre. Als Kapitalien wirkende
Wertmassen werden verhindert, in derselben Hand sich als Kapital zu
erneuern. Die alten Kapitalisten machen bankrutt. War der Wert ihrer Waren,
aus deren Verkauf sie ihr Kapital reproduzieren, = 12000 l., wovon
etwa 2000 l. Profit, und sinken sie zu 6000 l., so kann dieser
Kapitalist weder seine kontrahierten Obligationen zahlen, noch, wenn er selbst
keine hätte, mit den 6000 l. das Geschäft auf demselben
Maßstab wieder beginnen, da die Warenpreise wieder auf ihre Kostenpreise
steigen. Es ist so Kapital für 6000 l. vernichtet, obgleich der
Käufer dieser Waren, da er sie zu der Hälfte ihres Kostenpreises
erstanden, bei wieder auflebendem Geschäft sehr gut vorangehn und selbst
profitiert haben kann. Ein großer Teil des nominellen Kapitals der
Gesellschaft, i.e. des Tauschwerts des existierenden Kapitals, ist
ein für alle mal vernichtet, obgleich grade diese Vernichtung, da sie
den Gebrauchswert nicht trifft, die neue Reproduktion sehr fördern mag.
Es ist dies zugleich Epoche, wo das monied interest[1] auf Kosten des industrial
interest[1] sich bereichert. Was nun den Fall von bloß fiktivem Kapital,
Staatspapieren, Aktien etc. betrifft - so - soweit er es nicht zum Bankrutt
des Staats und der Aktiengesellschaft treibt, soweit dadurch nicht
überhaupt die Reproduktion
_____
[1] die Geldleute - [2] der Industrieleute
<497> gehemmt wird, insofern dadurch der Kredit industrieller Kapitalisten, die solche Papiere halten, erschüttert wird - , ist es bloß Übertragung des Reichtums von einer Hand in die andre und wird im ganzen günstig auf die Reproduktion wirken, sofern die Parvenüs, in deren Hand diese Aktien oder Papiere wohlfeil fallen, meist unternehmender sind als die alten Besitzer.
Ric[ardo] ist immer, soweit er selbst weiß, konsequent. Bei ihm ist also der Satz, daß keine Überproduktion (von Waren) möglich, identisch mit dem Satz, daß keine plethora[1] oder superabundance of capital[2] möglich.[*]
"Es kann also nicht sein, daß in einem Land eine Summe Kapital akkumuliert worden ist, die nicht produktiv angelegt werden kann, solange nicht die Löhne infolge der Erhöhung der notwendigen Konsumartikel so hoch steigen und daher so wenig für den Kapitalprofit übrigbleibt, daß der Anreiz zur Akkumulation aufhört. (l.c. p. 340). "Daraus ergibt sich ..., daß es keine Grenze der Nachfrage gibt und keine Schranke für die Verwendung von Kapital, solange es einen Profit abwirft, und daß es keinen anderen hinreichenden Grund für einen Fall des Profits als eine Erhöhung der Löhne gibt, gleichgültig, wie reichlich auch immer Kapital vorhanden sein mag. Man kann weiter hinzufügen, daß die allein wirksame und dauernde Ursache für die Erhöhung der Löhne in der wachsenden Schwierigkeit besteht, Nahrungsmittel und lebenswichtige Konsumartikel ||707| für die steigende Zahl der Arbeiter zu beschaffen." (l.c. p. 347, 348.)
Was würde Ric[ardo] dann gesagt haben zu der Stupidität seiner Nachfolger, die die Überproduktion in einer Form (als general glut of commodities in the market[3]) leugnen und sie in der andren Form als surproduction of capital[4], plethora of capital, superabundance of capital nicht nur zugeben, sondern zu einem wesentlichen Punkt ihrer Doktrinen machen? Kein einziger zurechnungsfähiger Ökonom der nachricardoschen Periode leugnet die plethora of capital. Alle erklären vielmehr die Krisen daraus (soweit nicht aus Kreditgeschichten). Also alle geben die Über-
_____
[*] Man muß hier unterscheiden. Wenn Smith den Fall der Profitrate aus superabundance of capital, accumulation of capital erklärt, so handelt es sich um permanente Wirkung und dies falsch. Dagegen transitorisch superabundance of capital, Überproduktion, Krise ist was andres. Permanente Krisen gibt es nicht.
_____
[1] Überfluß - [2] Überfülle von Kapital - [3] allgemeine Überfülle von Waren auf dem Markte - [4] Überproduktion von Kapital, Überfluß an Kapital, Überfülle von Kapital
<498>
produktion in einer Form zu, leugnen sie aber in der andren. Es bleibt also
nur die Frage, wie sich die beiden Formen der Überproduktion zueinander
verhalten, die Form, worin sie geleugnet wird, zu der Form, worin sie versichert
wird?
Ric[ardo] selbst kannte eigentlich von Krisen nichts, von allgemeinen, aus
dem Produktionsprozeß selbst hervorgehenden Weltmarktskrisen. Die Krisen
von 1800 -1815 konnte er erklären aus Getreideteurung infolge des
Mißwachses von Ernten, aus Depreziation des Papiergelds, aus Depreziation
der Kolonialwaren etc., weil infolge der Kontinentalsperre der Markt gewaltsam,
aus politischen, nicht ökonomischen Gründen, kontrahiert war. Die
Krisen nach 1815 konnte er sich ebenfalls erklären, teils aus einem
Mißjahr, von Getreidenot, teils aus dem Fall der Kornpreise, weil die
Ursachen aufgehört hatten zu wirken, die nach seiner eignen Theorie
während des Kriegs und der Absperrung Englands vom Kontinent die
Getreidepreise in die Höhe treiben mußten, teils aus dem
Übergang vom Krieg zum Frieden und den daher entspringenden "sudden
changes in the channels of trade[1]". (Siehe in seinen "Principles", ch.
XIX: "On sudden Changes in the Channels of Trade".)
Die spätren historischen Phänomene, speziell die fast
regelmäßige Periodizität der Weltmarktkrisen erlaubte den
Nachfolgern Ricardos nicht mehr, die Tatsachen zu leugnen oder sie als
zufällige facts zu interpretieren. Statt dessen erfanden sie - abgesehn
von denen, die alles aus dem Kredit erklären, um dann zu erklären,
sie selbst werden die superabundance of capital voraussetzen müssen
- den schönen Unterschied zwischen plethora of capital und
overproduction. Gegen die letztere hielten sie die Phrasen und guten
Gründe von Ric[ardo] und Smith bei, während sie aus der ersteren
ihnen sonst unerklärliche Phänomene zu deduzieren suchen. Einzelne
Krisen erklärt Wilson z.B. aus der plethora von fixem Kapital, andre
aus der plethora von zirkulierendem Kapital. Die plethora des Kapitals selbst
wird von den besten Ökonomen (wie Fullarton) behauptet und ist schon
so stehendes Vorurteil geworden, daß die Phrase sich selbst in dem
Kompendium des gelehrten Herrn Roscher als selbstverständlich wiederfindet.
Es fragt sich also, was ist plethora of capital, und wodurch unterscheidet
sich dieses Ding von overproduction?
(Allerdings erheischt die Gerechtigkeit, zu bemerken, daß andre
Ökonomen, wie Ure, Corbet etc. die overproduction für den
regulären Zustand der großen Industrie erklären, soweit
das Inland in Betracht kommt. Also nur
_____
[1] "plötzlichen Veränderungen der Handelswege"
<499>
zu Krisen führt under certain circumstances[1], wo sich auch der
auswärtige Markt kontrahiert.)
Nach denselben Ökonomen ist Kapital = Geld oder Waren. Überproduktion
vom Kapital also = Überproduktion von Geld oder Waren. Und doch sollen
beide Phänomene nichts miteinander gemein haben. Sogar nicht einmal
Überproduktion von Geld, da dies bei ihnen Ware ist, so daß sich
das ganze Phänomen in Überproduktion von Waren auflöst, die
sie unter einer Benennung zugeben und unter der andren leugnen. Wird ferner
gesagt, es sei fixes Kapital überproduziert oder zirkulierendes, so
liegt das zugrunde, daß die Waren nicht mehr in dieser einfachen
Bestimmung, sondern in ihrer Bestimmung als Kapital hier in Betracht kommen.
Damit ist aber andrerseits wieder zugegeben, daß bei der kapitalistischen
||708| Produktion und ihren Phänomenen - f.i. overproduction - es sich
nicht nur um das einfache Verhältnis handelt, worin das Produkt als
Ware erscheint, bestimmt ist, sondern um gesellschaftliche Bestimmungen
desselben, wodurch es mehr und noch etwas andres als Ware ist.
Überhaupt: Soweit in der Phrase plethora of capital statt
Überproduktion von Waren nicht bloß eine ausflüchtige
Redensart liegt oder die gewissenlose Gedankenlosigkeit, die dasselbe
Phänomen als vorhanden und notwendig zugibt, sobald es a heißt,
es aber leugnet, sobald es b genannt wird, in der Tat also nur Skrupel und
Bedenken über die Namengebung des Phänomens, nicht über
das Phänomen selbst hat oder auch dieser Schwierigkeit, das Phänomen
zu erklären, dadurch ausweichen will, daß man es in einer Form
(Namen) leugnet, worin es ihren Vorurteilen widerspricht, und nur in einer
Form zugibt, wobei nichts gedacht wird - von diesen Seiten abgesehn, liegt
in dem Übergang von der Phrase "Überproduktion von Waren"
zu der Phrase "plethora of capital" in der Tat ein Fortschritt.
Worin besteht der? Darin, daß die Produzenten sich nicht als bloße
Warenbesitzer, sondern als Kapitalisten gegenüberstehn.
Noch einige Sätze des Ricardo:
"Man wird ... verleitet anzunehmen, daß Adam Smith glaubt, wir stehen unter irgendeinem Zwang" (das ist in der Tat der Fall), "einen Überschuß an Getreide, Woll-
_____
[1] unter gewissen Umständen
<500>
und Eisenwaren zu erzeugen und daß das Kapital, welches sie
produzierte, nicht anders angelegt werden kann. Es ist aber immer eine Sache
des Beliebens, wie ein Kapital angelegt werden soll, und es kann daher niemals
für einen längeren Zeitraum ein Überschuß an
irgendeiner Ware existieren. Wenn es ihn gäbe, so würde sie unter
ihren natürlichen Preis sinken und Kapital würde in eine andere
profitablere Anlage überführt." (p. 341, 342, Note.)
"Produkte werden stets gekauft durch Produkte oder durch Dienste; Geld
ist nur das Medium, wodurch der Austausch bewirkt wird."
(D.h., Geld ist bloßes Zirkulationsmittel, und der Tauschwert selbst ist bloß verschwindende Form des Austauschs von products gegen product - was falsch ist.)
"Es kann zuviel von einer bestimmten Ware produziert werden, von der dann ein solches Überangebot auf dem Markt vorhanden sein mag, daß das aufgewendete Kapital nicht zurückerstattet wird. Das kann jedoch nicht in bezug auf alle Waren der Fall sein." (l.c. p. 341, 342.) "Ob diese erhöhte Produktion und die daraus entstehende Nachfrage den Profit senken werden oder nicht, hängt ausschließlich von der Erhöhung der Löhne ab, und die Erhöhung der Löhne, ausgenommen für kurze Zeit, von der Leichtigkeit der Produktion der Nahrungsmittel und notwendigen Konsumartikel des Arbeiters." (l.c. p. 343.) "Wenn Kaufleute ihr Kapital im auswärtigen Handel oder im Zwischenhandel anlegen, so geschieht dies immer aus freien Stücken und niemals aus Zwang. Es geschieht, weil in diesen Zweigen ihr Profit um einiges größer als im Binnenhandel sein wird." (p. 344.)
Was die Krisen angeht, so haben mit Recht alle Schriftsteller, die die wirkliche
Bewegung der Preise darstellen, oder alle Praktiker, die in gegebnen Momenten
der Krise schreiben, die angeblich theoretische Salbaderei ignoriert und
sich damit begnügt, daß das in der abstrakten Theorie - nämlich
daß keine gluts of market[1] etc. möglich - wahr, in der Praxis
aber falsch sei. Die regelmäßige Wiederholung der Krisen hat in
der Tat das Saysche etc. Gekohl zu einer Phraseologie herabgesetzt, die nur
noch in times of prosperity is used, but is thrown to the winds in times
of crisis[2].
||709| In den Weltmarktkrisen bringen es die Widersprüche und
Gegensätze der bürgerlichen Produktion zum Eklat. Statt nun zu
untersuchen, worin die widerstreitenden Elemente bestehn, die in der Katastrophe
eklatieren, begnügen sich die Apologeten damit, die Katastrophe selbst
zu leugnen und ihrer gesetzmäßigen Periodizität gegenüber
darauf zu beharren,
_____
[1] Überfüllungen des Marktes - [2] Zeiten der Prosperität verwandt, aber in Zeiten der Krisen preisgegeben wird
<501>
daß die Produktion, wenn sie sich nach den Schulbüchern richtete,
es nie zur Krise bringen würde. Die Apologetik besteht dann in der
Fälschung der einfachsten ökonomischen Verhältnisse und speziell
darin, dem Gegensatz gegenüber die Einheit festzuhalten.
Wenn z.B. Kauf und Verkauf - oder die Bewegung der Metamorphose der Ware
- die Einheit zweier Prozesse oder vielmehr den Verlauf eines Prozesses durch
zwei entgegengesetzte Phasen darstellt, also wesentlich die Einheit beider
Phasen ist, so ist sie ebenso wesentlich die Trennung derselben und ihre
Verselbständigung gegeneinander. Da sie nun doch zusammengehören,
so kann die Verselbständigung der zusammengehörigen Momente nur
gewaltsam erscheinen, als zerstörender Prozeß. Es ist grade
die Krise, worin ihre Einheit sich betätigt, die Einheit der
Unterschiedenen. Die Selbständigkeit, die die zueinander gehörigen
und sich ergänzenden Momente gegeneinander annehmen, wird gewaltsam
vernichtet. Die Krise manifestiert also die Einheit der gegeneinander
verselbständigten Momente. Es fände keine Krise statt ohne diese
innere Einheit der scheinbar gegeneinander Gleichgültigen. Aber nein,
sagt der apologetische Ökonomist. Weil die Einheit stattfindet, kann
keine Krise stattfinden. Was wieder nichts heißt, als daß
die Einheit Entgegengesetzter den Gegensatz ausschließt.
Um nachzuweisen, daß die kapitalistische Produktion nicht zu allgemeinen
Krisen führen kann, werden alle Bedingungen und Formbestimmungen, alle
Prinzipien und differentiae specificae[1], kurz, die kapitalistische
Produktion selbst geleugnet, und wird in der Tat nachgewiesen, daß,
wenn die kapitalistische Produktionsweise, statt eine spezifisch entwickelte,
eigentümliche Form der gesellschaftlichen Produktion zu sein, eine hinter
ihren rohsten Anfängen liegende Produktionsweise wäre, die ihr
eigentümlichen Gegensätze, Widersprüche und daher auch deren
Eklat in den Krisen nicht existieren würden.
"Produkte", heißt es bei Ric[ardo] nach Say, "werden stets gekauft durch Produkte oder durch Dienste; Geld ist nur das Medium, wodurch der Austausch bewirkt wird."
Hier wird also erstens Ware, in der der Gegensatz von Tauschwert und Gebrauchswert existiert, in bloßes Produkt (Gebrauchswert) und daher der Austausch von Waren in bloßen Tauschhandel von Produkten, bloßen Gebrauchswerten, verwandelt. Es wird nicht nur hinter die kapitalistische
_____
[1] spezifischen Unterschiede
<502>
Produktion, sondern sogar hinter die bloße Warenproduktion
zurückgegangen, und das verwickeltste Phänomen der kapitalistischen
Produktion - die Weltmarktkrise - dadurch weggeleugnet, daß die erste
Bedingung der kapitalistischen Produktion, nämlich daß das Produkt
Ware sein, sich daher als Geld darstellen und den Prozeß der Metamorphose
durchmachen muß, weggeleugnet wird. Statt von Lohnarbeit zu sprechen,
wird von "services" gesprochen, ein Wort, worin die spezifische Bestimmtheit
der Lohnarbeit und ihres Gebrauchs - nämlich den Wert der Waren, wogegen
sie ausgetauscht wird, zu vergrößern, Surpluswert zu erzeugen
- wieder weggelassen wird und dadurch das spezifische Verhältnis, wodurch
sich Geld und Ware in Kapital verwandeln. "Service" ist die Arbeit
bloß als Gebrauchswert gefaßt (eine Nebensache in der
kapitalistischen Produktion), ganz wie in dem Wort "Produkt" das Wesen der
Ware und der in ihr liegende Widerspruch unterdrückt wird.
Geld wird dann auch konsequent als bloßer Vermittler des
Produktenaustauschs gefaßt, nicht als eine wesentliche und notwendige
Existenzform der Ware, die sich als Tauschwert - allgemeine gesellschaftliche
Arbeit - darstellen muß. Indem durch die Verwandlung der Ware in
bloßen Gebrauchswert (Produkt) das Wesen des ||710| Tauschwerts
weggestrichen wird, kann ebenso leicht das Geld als eine wesentliche
und im Prozeß der Metamorphose gegen die ursprüngliche Form der
Ware selbständige Gestalt derselben geleugnet werden oder muß
vielmehr geleugnet werden.
Hier werden also die Krisen dadurch wegräsoniert, daß die ersten
Voraussetzungen der kapitalistischen Produktion, das Dasein des Produkts
als Ware, die Verdopplung der Ware in Ware und Geld, die daraus hervorgehenden
Momente der Trennung im Warenaustausch, endlich die Beziehung zwischen Geld
oder Ware zur Lohnarbeit vergessen oder geleugnet werden.
Nicht besser sind übrigens die Ökonomen (wie J. St. Mill z.B.),
die die Krisen aus diesen einfachen, in der Metamorphose der Waren enthaltnen
Möglichkeiten der Krise - wie der Trennung von Kauf und Verkauf
- erklären wollen. Diese Bestimmungen, die die Möglichkeit der
Krise erklären, erklären noch lange nicht ihre Wirklichkeit, noch
nicht, warum die Phasen des Prozesses in solchen Konflikt treten,
daß nur durch eine Krise, durch einen gewaltsamen Prozeß, ihre
innre Einheit sich geltend machen kann. Diese Trennung erscheint in
der Krise; es ist die Elementarform derselben. Die Krise aus dieser ihrer
Elementarform erklären heißt die Existenz der Krise dadurch
erklären, daß man ihr Dasein in seiner abstraktesten Form ausspricht,
also die Krise durch die Krise erklären.
<503>
"Kein Mann", sagt Ric[ardo][1], "produziert, außer in der Absicht zu konsumieren oder zu verkaufen und er verkauft niemals, außer mit der Absicht, irgendeine andre Ware zu kaufen, die unmittelbar nützlich für ihn sein mag oder zu künftiger Produktion beitragen mag. Indem er produziert, wird er also notwendig entweder der Konsument seiner eignen Güter" (goods) "oder der Käufer und Konsument der Waren irgendeiner andren Person. Man kann nicht unterstellen, daß er für längre Zeit nicht unterrichtet sein wird über die Waren, die er am vorteilhaftesten produzieren kann, um den von ihm verfolgten Zweck zu erreichen, nämlich den Besitz anderer Güter, und daher ist es nicht wahrscheinlich, daß er fortwährend'' (continually) "eine Ware produzieren wird, für die keine Nachfrage vorhanden ist." l.c. p. 339/340.
Es ist dies kindisches Geschwätz eines Say, aber nicht Ric[ardo]s
würdig. Zunächst produziert kein Kapitalist, um sein Produkt zu
konsumieren. Und wenn wir von der kapitalistischen Produktion sprechen,
heißt es mit Recht: "Kein Mann produziert in der Absicht, sein Produkt
zu konsumieren", selbst wenn er Teile seines Produkts wieder zur industriellen
Konsumtion verwendet. Aber hier handelt es sich um die Privatkonsumtion.
Vorhin wurde vergessen, daß das Produkt Ware ist. Jetzt wird sogar
die gesellschaftliche Teilung der Arbeit vergessen. In Zuständen, wo
Männer für sich selbst produzieren, gibt es in der Tat keine Krisen,
aber auch keine kapitalistische Produktion. Wir haben auch nie gehört,
daß die Alten mit ihrer Sklavenproduktion jemals Krisen kannten, obgleich
einzelne Produzenten, auch unter den Alten, bankrutt machten. Der erste Teil
der Alternative ist Unsinn. Ebenso der zweite. Ein Mann, der produziert hat,
hat nicht die Wahl, ob er verkaufen will oder nicht. Er muß
verkaufen. In den Krisen tritt nun grade der Umstand ein, daß
er nicht verkaufen kann oder nur unter dem Kostenpreis oder gar mit positivem
Verlust verkaufen muß. Was nützt es ihm und uns also, daß
er produziert hat, um zu verkaufen. Es handelt sich grade darum zu wissen,
was diese seine gute Absicht durchkreuzt.
Ferner:
"Es verkauft niemand, außer mit der Absicht, irgendeine andre Ware zu kaufen, die unmittelbar nützlich für ihn sein mag oder zu künftiger Produktion beitragen mag."
Welche gemütliche Verkündung der bürgerlichen Verhältnisse! Ric[ardo] vergißt sogar, daß jemand verkaufen kann, um zu zahlen, und daß diese Zwangsverkäufe eine sehr bedeutende Rolle in den Krisen spielen. Die nächste Absicht des Kapitalisten beim Verkaufen ist, seine Ware oder vielmehr sein Warenkapital wieder in Geldkapital zu verwandeln und seinen Gewinn damit zu realisieren. Der Konsum - die Revenue - ist dabei durch-
_____
[1] Siehe vorl. Band, S.494
<504>
aus nicht Leitpunkt für diesen Prozeß, was sie allerdings für
den ist, der bloß Waren verkauft, um sie in Lebensmittel zu
verwandeln. Dies ist aber nicht die kapitalistische Produktion, bei der die
Revenue als Resultat, nicht als bestimmender Zweck erscheint. Es
verkauft jedermann zunächst, um zu verkaufen, d.h. um Ware in
Geld zu verwandeln.
||711| Während der Krise mag der Mann sehr zufrieden sein, wenn er
verkauft hat, ohne ans Kaufen zunächst zu denken. Allerdings,
soll der realisierte Wert nun wieder als Kapital wirken, so muß er
den Prozeß der Reproduktion durchmachen, also wieder gegen Arbeit und
Waren sich austauschen. Aber die Krise ist grade der Moment der Störung
und Unterbrechung des Reproduktionsprozesses. Und diese Störung kann
nicht dadurch erklärt werden, daß sie in Zeiten, wo keine Krise
herrscht, nicht stattfindet. Es unterliegt keinem Zweifel, daß niemand
"will continually produce a commodity for which there is no demand[1]" (p.
339, 340), aber von so abgeschmackter Hypothese spricht auch niemand. Auch
hat sie überhaupt nichts mit der Sache zu tun. "The possession of other
goods"[2] ist zunächst nicht der Zweck der kapitalistischen Produktion,
sondern die Appropriation of value, of money, of abstract wealth[3].
Bei Ric[ardo] liegt hier auch der früher von mir beleuchtete James Millsche
Satz von dem "metaphysischen Gleichgewicht der Käufe und Verkäufe"
zugrunde - ein Gleichgewicht, das nur die Einheit, aber nicht die
Trennung in den Prozessen des Kaufs und Verkaufs sieht. Daher auch Ric[ardo]s
Behauptung (nach James Mill):
"Es kann zuviel von einer bestimmten Ware produziert werden, von der dann ein solches Überangebot auf dem Markt vorhanden sein mag, daß das aufgewendete Kapital nicht zurückerstattet wird. Das kann jedoch nicht in bezug auf alle Waren der Fall sein." (p. 341, 342.)
Das Geld ist nicht nur "the medium by which the exchange is effected"[4] (p. 341), sondern zugleich the medium by which the exchange of produce with produce becomes dissolved into two acts, independent of each other, and distant from each other, in time and space[5]. Diese falsche Auffassung des Geldes beruht aber bei Ric[ardo] darauf, daß er überhaupt nur die quantitative Bestimmung des Tauschwerts im Auge hat, nämlich daß er = bestimmtem Quantum Arbeitszeit, dagegen die qualitative Bestimmung
_____
[1] "fortwährend eine Ware produzieren wird, für die keine Nachfrage vorhanden ist" - [2] "Der Besitz anderer Waren" - [3] von Wert, von Geld, von abstraktem Reichtum - [4] "das Medium, wodurch der Austausch bewirkt wird" - [5] das Medium, wodurch der Austausch von Produkt gegen Produkt in zwei voneinander unabhängige, zeitlich und räumlich getrennte Akte zerfällt
<505>
vergißt, daß die individuelle Arbeit nur durch ihre
Entäußerung (alienation) als abstrakt allgemeine
gesellschaftliche Arbeit sich darstellen muß.[*]
Daß nur besondre, nicht alle Arten Waren "a glut in the
market"[1] bilden können, die Überproduktion daher immer nur partiell
sein kann, ist ein armseliger Ausweg. Zunächst, wenn bloß die
Natur der Ware betrachtet wird, steht dem nichts entgegen, daß alle
Waren im Überfluß auf dem Markt vorhanden sind und daher alle
unter ihren Preis fallen. Es handelt sich hier eben nur um das Moment der
Krise. Nämlich alle Waren, außer dem Geld, [können
im Überfluß da sein]. Die Notwendigkeit existiert für
die Ware, sich als Geld darzustellen, heißt nur: die Notwendigkeit
existiert für alle Waren. Und so gut die Schwierigkeit für
eine einzelne Ware existiert, diese Metamorphose durchzumachen, kann sie
für alle existieren. Die allgemeine Natur der Metamorphose der Waren
- die das Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf ebenso einschließt
wie ihre Einheit, statt die Möglichkeit eines general glut[2]
auszuschließen - ist vielmehr die Möglichkeit eines general glut.
Weiter liegt nun allerdings im Hintergrund des R[icardo]schen und ähnlichen
Räsonnements nicht nur das Verhältnis von Kauf und Verkauf,
sondern von Nachfrage und Zufuhr, das wir erst zu entwickeln haben
bei Betrachtung der Konkurrenz der Kapitalien. Wie Mill sagt, ist Kauf Verkauf
etc., so ist Nachfrage Zufuhr und Zufuhr Nachfrage, aber ebenso fallen sie
auseinander und können sich gegeneinander verselbständigen. Die
Zufuhr von allen Waren kann im gegebnen Augenblick größer sein
als die Nachfrage von allen Waren, indem die Nachfrage nach der allgemeinen
Ware, dem Geld, dem Tauschwert, größer ist als die Nachfrage
nach allen besondren Waren oder indem das Moment, die Ware als Geld darzustellen,
ihren Tauschwert zu realisieren, überwiegt über das Moment, die
Ware in Gebrauchswert rückzuverwandeln.
Wird das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr weiter und konkreter
gefaßt, so kömmt das von Produktion und Konsumtion
hinein. Es müßte hier wieder die an sich seiende und sich
eben in der Krise gewaltsam durchsetzende Einheit dieser beiden Momente
festgehalten werden gegen die
_____
[*] ||718| (Daß Ricardo das Geld bloß als Zirkulationsmittel [betrachtet], ist dasselbe, daß er den Tauschwert bloß als verschwindende Form, überhaupt als etwas bloß Formelles an der bürgerlichen oder kapitalistischen Produktion [ansieht], weshalb ihm diese auch nicht gilt als spezifisch bestimmte Produktionsweise, sondern als die Produktionsweise schlechthin.)|718||
_____
[1] "Überangebot auf dem Markt" - [2] allgemeinen Überangebotes
<506>
ebenso existierende und die bürgerliche Produktion sogar charakterisierende
Trennung und Gegensatz derselben.
Was den Gegensatz partieller und universeller Überproduktion angeht,
soweit es sich nämlich bloß darum handelt, die erstere zu behaupten,
um der letztren zu entfliehn, so ist darüber folgendes zu bemerken:
Erstens: Geht den Krisen meist eine allgemeine inflation of prices[1]
vorher in allen der kapitalistischen Produktion angehörigen Artikeln.
Sie nehmen daher alle an dem nachfolgenden crash teil und sind alle zu den
Preisen, die sie vor dem crash[2] hatten, overburdening the market[3]. Der
Markt kann eine Warenmasse absorbieren zu fallenden, unter ihren Kostenpreisen
gefallnen Preisen, die er zu ihren früheren Marktpreisen nicht absorbieren
könnte. Die Übermasse der Waren ist immer relativ; d.h. Übermasse
bei gewissen Preisen. Die Preise, zu denen die Waren dann absorbiert werden,
ruinierend für den Produzenten oder Kaufmann.
||712| Zweitens:
Damit eine Krise (also auch die Überproduktion) allgemein sei, genügt
es, daß sie die leitenden Handelsartikel ergreife.
Wir wollen näher hören, wie Ric[ardo] a general glut of the market[4] wegzuräsonieren sucht:
"Es kann zuviel von einer bestimmten Ware produziert werden, von der dann ein solches Überangebot auf dem Markt vorhanden sein mag, daß das aufgewendete Kapital nicht zurückerstattet wird. Das kann jedoch nicht in bezug auf alle Waren der Fall sein. Die Nachfrage nach Getreide ist beschränkt durch die Münder, die es essen sollen, die nach Schuhen und Röcken durch die Personen, die sie tragen sollen. Obwohl aber eine Gemeinschaft oder ein Teil einer Gemeinschaft so viel Getreide, Hüte und Schuhe haben kann, wie sie zu konsumieren imstande und willens ist, kann man nicht dasselbe von jeder anderen Ware sagen, die auf natürlichem oder künstlichem Wege produziert wird. Einige würden mehr Wein konsumieren, wenn sie die Möglichkeit hätten, sich ihn zu beschaffen. Andere, die genug Wein haben, werden wünschen, sich mehr Möbel anzuschaffen oder deren Qualität zu bessern. Wieder andere hingegen möchten ihr Grundstück verschönern oder ihre Häuser vergrößern. Der Wunsch, einiges davon zu
_____
[1] Preissteigerung - [2] Krach - [3] Überlastung des Marktes - [4] ein allgemeines Überangebot auf dem Markt
<507>
tun, findet sich in jedermanns Herzen. Nichts als die Mittel dazu sind notwendig, und nichts anderes kann die Mittel aufbringen als eine Erhöhung der Produktion." (l.c. p. 341, 342.)
Kann es ein kindischeres Räsonnement geben? Es lautet so. Von einer
besondren Ware mag mehr produziert werden, als davon konsumiert werden kann.
Aber das kann nicht von allen Waren zugleich gelten. Weil die
Bedürfnisse, die durch Waren befriedigt werden, keine Grenzen haben
und alle diese Bedürfnisse zugleich nicht befriedigt sind. Im Gegenteil.
Die Befriedigung eines Bedürfnisses macht ein andres sozusagen latent.
Es ist also nichts erheischt als die Mittel, um diese Bedürfnisse zu
befriedigen, und diese Mittel können nur verschafft werden durch eine
Vermehrung der Produktion. Also ist keine allgemeine Überproduktion
möglich.
Wozu all das? In Momenten der Überproduktion ist ein großer Teil
der Nation (speziell die Arbeiterklasse) weniger als je mit Getreide, Schuhen
etc. versehen, von Wein und furniture[1] gar nicht zu sprechen. Wenn
Überproduktion erst eintreten könnte, nachdem alle Mitglieder der
Nation auch nur die nötigsten Bedürfnisse befriedigt hätten,
hätte in der bisherigen Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft
nicht nur nie eine allgemeine, sondern selbst nie partielle Überproduktion
eintreten können. Wenn z.B. the market is glutted by shoes or calicoes
or wines or colonial produce[2], heißt das, daß nicht vielleicht
4/6 der Nation ihr Bedürfnis nach Schuhen, calicoes etc.
übersättigt haben? Was hat die Überproduktion überhaupt
mit den absoluten Bedürfnissen zu tun? Sie hat es nur mit den
zahlungsfähigen Bedürfnissen zu tun. Es handelt sich nicht um absolute
Überproduktion - Überproduktion an und für sich im
Verhältnis zu der absoluten Bedürftigkeit oder dem Wunsch nach
dem Besitz der Waren. In diesem Sinn existiert weder partielle noch allgemeine
Überproduktion. Und bilden sie gar keinen Gegensatz zueinander.
Aber, wird Ric[ardo] sagen, when there is a lot of people, who want shoes
and calicoes, why do they not procure themselves the means of obtaining them
by producing something wherewith to buy shoes and calicoes[3]? Wäre
es nicht noch einfacher zu sagen: Warum produzieren sie sich nicht Schuhe
und calicoes? Und was noch sonderbarer bei der Überproduktion ist, die
eigentlichen Produzenten der very commodities which glut the market[4] -
die Arbeiter - stand in want of them[5]. Hier kann nicht gesagt werden, daß
_____
[1] Möben - [2] der Markt mit Schuhen oder Kaliko oder Weinen oder Kolonialprodukten überfüllt ist - [3] wenn es eine Menge Menschen gibt, die Schule und Kaliko brauchen, warum erwerben sie nicht die Mittel, sie zu erlangen, indem sie etwas produzieren, wofür sie Schuhe und Kaliko kaufen können - [4] selben Waren, die den Markt überfüllen - [5] leiden Mangel daran
<508>
sie die Dinge produzieren sollten, um sie obtain[1], denn sie haben sie
produziert und haben sie doch nicht. Es kann auch nicht gesagt werden, daß
die bestimmte Ware gluts the market[2], weil kein Bedürfnis für
sie vorhanden ist. Wenn also selbst die partielle Überproduktion
nicht daher zu erklären, daß die Waren, which glut the market,
das Bedürfnis danach übersättigen, so kann die
universelle Überproduktion nicht dadurch wegerklärt werden,
daß für viele der Waren, die auf dem Markt sind, Bedürfnisse,
unbefriedigte Bedürfnisse existieren.
Bleiben wir beim Beispiel des Kalikowebers[3]. Solange die Reproduktion
ununterbrochen fortging - also auch die Phase dieser Reproduktion, worin
das als Ware, verkäufliche Ware existierende Produkt, das Kaliko zu
seinem Wert sich in Geld rückverwandelte - , so lange konsumierten auch,
wollen wir sagen, die Arbeiter, die das Kaliko produzieren, einen Teil davon,
und mit der Erweiterung der Reproduktion - das ist der Akkumulation - verzehrten
sie progressiv davon, oder es wurden auch mehr Arbeiter bei der Produktion
des Kalikos beschäftigt, die zugleich zum Teil seine Konsumenten.
Eh wir nun einen Schritt weitergehn, dies:
Das Auseinanderfallen des Produktionsprozesses (unmittelbaren) und
Zirkulationsprozesses ist wieder und weiter entwickelt die
Möglichkeit der Krise, die sich bei der bloßen
Metamorphose der Ware zeigte. Sobald sie nicht flüssig ineinander
übergehn, ||713| sondern sich gegeneinander verselbständigen, ist
die Krise da.
Bei der Metamorphose der Ware stellt sich die Möglichkeit der Krise
so dar.
Erstens die Ware, die real als Gebrauchswert, ideell, im Preise, als Tauschwert
existiert, muß in Geld verwandelt werden. W--G. Ist diese Schwierigkeit
gelöst, der Verkauf, so hat der Kauf, G--W, keine Schwierigkeit mehr,
da Geld gegen alles unmittelbar austauschbar. Der Gebrauchswert der Ware,
die Nützlichkeit der in ihr enthaltnen Arbeit, muß vorausgesetzt
werden, sonst ist sie überhaupt nicht Ware. Es ist ferner vorausgesetzt,
daß der individuelle Wert der Ware = ihrem gesellschaftlichen Wert,
d.h., daß die in ihr materialisierte Arbeitszeit = der zur Hervorbringung
dieser Ware gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit. Die Möglich-
_____
[1] zu erlangen - [2] den Markt überfüllt - [3] siehe vorl. Band, S.478-480
<509>
keit der Krise, soweit sie in der einfachen Form der Metamorphose sich zeigt,
geht also nur daraus hervor, daß die Formunterschiede - die Phasen
- , die sie in ihrer Bewegung durchläuft, erstens notwendig sich
ergänzende Formen und Phasen sind, zweitens trotz dieser innren notwendigen
Zusammengehörigkeit gleichgültig gegeneinander existierende, in
Zeit und Raum auseinanderfallende, voneinander trennbare und getrennte,
unabhängige Teile des Prozesses und Formen. Sie liegt also allein in
der Trennung von Verkauf und Kauf. Es ist nur in der Form der Ware, daß
die Ware hier die Schwierigkeit durchzumachen hat. Sobald sie die Form des
Geldes besitzt, ist sie darüber weg. Weiter aber löst sich auch
dies auf in das Auseinanderfallen von Verkauf und Kauf. Wenn die Ware nicht
in der Form des Gelds aus der Zirkulation sich zurückziehn oder ihre
Rückverwandlung in Ware aufschieben könnte - wie beim unmittelbaren
Tauschhandel - , wenn Kauf und Verkauf zusammenfielen, fiele die
Möglichkeit der Krise unter den gemachten Voraussetzungen weg.
Denn es ist vorausgesetzt, daß die Ware Gebrauchswert ist für
andre Warenbesitzer. In der Form des unmittelbaren Tauschhandels die Ware
nur damit nicht austauschbar, wenn sie kein Gebrauchswert oder auch wenn
keine andren Gebrauchswerte auf der andren Seite, um gegen sie auszutauschen.
Also nur unter den beiden Bedingungen: Wenn entweder von der einen Seite
Nutzloses produziert wäre oder auf der andren Seite nichts
Nützliches, um es als Äquivalent gegen den ersten Gebrauchswert
auszutauschen. In beiden Fällen fände aber überhaupt kein
Austausch statt. Soweit aber Austausch stattfände, fielen seine
Momente nicht auseinander. Der Käufer wäre Verkäufer, der
Verkäufer Käufer. Das kritische Moment, was aus der Form
des Austauschs - soweit er Zirkulation ist - hervorgeht, fiele also weg,
und wenn wir sagen, daß die einfache Form der Metamorphose die
Möglichkeit der Krise einschließt, so sagen wir nur, daß
in dieser Form selbst die Möglichkeit der Zerreißung und des
Auseinanderfallens wesentlich sich ergänzender Momente liegt.
Aber dies betrifft auch den Inhalt. Beim unmittelbaren Tauschhandel ist das
Gros der Produktion von seiten des Produzenten auf Befriedigung seines
Selbstbedürfnisses oder bei etwas weitrer Entwicklung der Teilung der
Arbeit, auf Befriedigung ihm bekannter Bedürfnisse seiner Co-Produzenten
gerichtet. Was als Ware auszutauschen ist, ist Überfluß, und es
bleibt unwesentlich, ob dieser Überfluß ausgetauscht wird oder
nicht. Bei der Warenproduktion ist das Verwandeln des Produkts in
Geld, der Verkauf, conditio sine qua [non][1]. Die unmittelbare Produktion
für das eigne Bedürfnis fällt
_____
[1] eine unerläßliche Bedingung
<510>
fort. Mit dem Nichtverkauf ist hier Krise da. Die Schwierigkeit, die
Ware - das besondre Produkt individueller Arbeit - in Geld, ihr Gegenteil,
abstrakt allgemeine, gesellschaftliche Arbeit zu verwandeln, liegt darin,
daß Geld nicht als besondres Produkt individueller Arbeit erscheint,
daß der, der verkauft hat, also die Ware in der Form des Gelds besitzt,
nicht gezwungen ist, sofort wieder zu kaufen, das Geld wieder in besondres
Produkt individueller Arbeit zu verwandeln. Im Tauschhandel ist dieser Gegensatz
nicht. Es kann darin keiner Verkäufer sein, ohne Käufer zu sein,
und Käufer sein, ohne Verkäufer zu sein. Die Schwierigkeit des
Verkäufers - unter der Voraussetzung, daß seine Ware Gebrauchswert
hat - stammt bloß von der Leichtigkeit des Käufers, die
Rückverwandlung des Gelds in Ware aufzuschieben. Die Schwierigkeit,
die Ware in Geld zu verwandeln, zu verkaufen, stammt bloß daher, daß
die Ware in Geld, das Geld aber nicht unmittelbar in Ware verwandelt werden
muß, also Verkauf und Kauf auseinanderfallen können.
Wir haben gesagt, daß diese Form die Möglichkeit
der Krise einschließt, d.h. die Möglichkeit, daß
Momente, die zueinander gehören, die untrennbar sind, sich zertrennen
und daher gewaltsam vereint werden, ihre Zusammengehörigkeit durch die
Gewalt, die ihrer wechselseitigen Selbständigkeit ||714| angetan wird,
durchgesetzt wird. Und weiter ist Krisenichts als die gewaltsame
Geltendmachung der Einheit von Phasen des Produktionsprozesses, die sich
gegeneinander verselbständigt haben.
Allgemeine, abstrakte Möglichkeit der Krise - heißt nichts als
die abstrakteste Form der Krise, ohne Inhalt, ohne inhaltsvolles Motiv
derselben. Verkauf und Kauf können auseinanderfallen. Sie sind also
Krise potentia und ihr Zusammenfallen bleibt immer kritisches Moment
für die Ware. Sie können aber flüssig ineinander übergehen.
Bleibt also, daß abstrakteste Form der Krise (und daher formelle
Möglichkeit der Krise) die Metamorphose der Ware selbst ist,
worin nur als entwickelte Bewegung der in der Einheit der Ware
eingeschloßne Widerspruch von Tauschwert und Gebrauchswert, weiter
von Geld und Ware enthalten ist. Wodurch aber diese Möglichkeit der
Krise zur Krise wird, ist nicht in dieser Form selbst enthalten; es ist nur
darin enthalten, daß die Form für eine Krise da ist.
Und dies ist bei der Betrachtung der bürgerlichen Ökonomie das
Wichtige. Die Weltmarktkrisen müssen als die reale Zusammenfassung und
gewaltsame Ausgleichung aller Widersprüche der bürgerlichen
Ökonomie gefaßt werden. Die einzelnen Momente, die sich also in
diesen Krisen zusammenfassen, müssen also in jeder Sphäre der
bürgerlichen Ökonomie hervortreten und entwickelt werden, und je
weiter wir in ihr vordringen, müssen einerseits neue Bestimmungen dieses
Widerstreits entwickelt
<511>
anderseits die abstrakteren Formen desselben als wiederkehrend und enthalten
in den konkreteren nachgewiesen werden.
Man kann also sagen: Die Krise in ihrer ersten Form ist die Metamorphose
der Ware selbst, das Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf.
Die Krise in ihrer zweiten Form ist die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel,
wo das Geld in 2 verschiednen zeitlich getrennten Momenten in zwei verschiednen
Funktionen figuriert. Diese beiden Formen sind noch ganz abstrakt, obgleich
die zweite konkreter als die erste.
Zunächst also bei Betrachtung des Reproduktionsprozesses des
Kapitals (der mit seiner Zirkulationzusammenfällt) ist nachzuweisen,
daß jene obigen Formen sich einfach wiederholen oder vielmehr hier
erst einen Inhalt bekommen, eine Grundlage, auf der sie sich manifestieren
können.
Betrachten wir die Bewegung, die das Kapital durchmacht, von dem Augenblick,
wo es als Ware den Produktionsprozeß verläßt, um wieder
als Ware aus ihm hervorzugehn. Abstrahieren wir hier von allen weitren
inhaltlichen Bestimmungen, so hat das gesamte Warenkapital und jede einzelne
Ware, woraus es besteht, den Prozeß W - G - W durchzumachen, die
Metamorphose der Ware. Die allgemeine Möglichkeit der Krise, die in
dieser Form enthalten ist - das Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf -
ist also in der Bewegung des Kapitals enthalten, soweit es auch Ware
ist und nichts als Ware ist. Aus dem Zusammenhang der Metamorphosen der Waren
miteinander ergibt sich überdem, daß die eine Ware sich in Geld
verwandelt, weil sich die andre aus der Form des Gelds in Ware
rückverwandelt. Also das Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf erscheint
hier weiter so, daß der Verwandlung des andren Kapitals aus der Form
Ware in die Form Geld die Rückverwandlung des andren Kapitals aus der
Form Geld in die Form Ware entsprechen muß, die erste Metamorphose
des einen Kapitals der zweiten des andren, das Verlassen des Produktionsprozesses
des einen Kapitals, der Rückkehr in den Produktionsprozeß des
andren. Diese Ineinanderverwachsung und Verschlingung der Reproduktions-
oder Zirkulationsprozesse verschiedner Kapitalien ist einerseits durch die
Teilung der Arbeit notwendig, anderseits zufällig, und so erweitert
sich schon die Inhaltsbestimmung der Krise.
Zweitens aber, was die aus der Form des Gelds als Zahlungsmittel entspringende
Möglichkeit der Krise betrifft, so zeigt sich beim Kapital schon viel
realere Grundlage für die Verwirklichung dieser Möglichkeit. Z.B.,
der Weber hat zu zahlen das ganze capital constant, dessen Elemente von Spinner,
Flachtsbauer, Maschinenfabrikant, Eisen- und Holzfabrikant, Kohlenproduzent
usw. geliefert wurden. Soweit die letzten, die konstantes
<512>
Kapital produzieren, das nur in die Produktion des' konstanten Kapitals eingeht,
ohne in die schließliche Ware, das Gewebe einzugehn, so ersetzen sie
sich durch Austausch von Kapital ihre Produktionsbedingungen. Der ||715|
Weber nun verkaufe für 1000 l. das Gewebe an den Kaufmann,
aber auf einen Wechsel, so daß das Geld als Zahlungsmittel
figuriert. Der Weber[1] seinerseits verkaufe den Wechsel an den
Bankier, bei dem er meinetwegen eine Schuld damit zahlt oder der ihm
auch den Wechsel diskontiert. Der Flachsbauer hat dem Spinner auf einen Wechsel
verkauft, der Spinner dem Weber, ditto der Maschinenfabrikant dem Weber,
ditto der Eisen- und Holzfabrikant dem Maschinenfabrikant, ditto der
Kohlenproduzent dem Spinner, Weber, Maschinenfabrikant, Eisen- und Holzproduzent.
Außerdem haben Eisen-, Kohlen, Holz-, Flachsmann sich einander mit
Wechsel bezahlt. Zahlt nun der Kaufmann nicht, so kann der Weber[2] seinen
Wechsel dem Bankier nicht zahlen.
Der Flachsbauer hat auf den Spinner gezogen, Maschinenfabrikant auf Weber
und Spinner. Spinner kann nicht zahlen, weil Weber nicht zahlen [kann], beide
zahlen dem Maschinenfabrikanten nicht, dieser dem Eisen-, Holz-, Kohlenmann
nicht. Und alle diese wieder, die den Wert ihrer Ware nicht realisieren,
können den Teil nicht ersetzen, der das capital constant ersetzt. So
entsteht allgemeine Krise. Es ist dies durchaus nichts als die beim Geld
als Zahlungsmittel entwickelte Möglichkeit der Krise, aber wir
sehn hier, in der kapitalistischen Produktion, schon einen Zusammenhang der
wechselseitigen Schuldforderungen und Obligationen, der Käufe und
Verkäufe, wo die Möglichkeit sich zur Wirklichkeit entwickeln kann.
Unter allen Umständen: Wenn Kauf und Verkauf sich nicht gegeneinander
festsetzen und daher nicht gewaltsam ausgeglichen werden müssen -
anderseits, wenn das Geld als Zahlungsmittel so funktioniert, daß die
Forderungen sich aufheben, also nicht der in Geld ais Zahlungsmittei an sich
vorhandne Widerspruch sich verwirklicht - , diese beiden abstrakten Formen
der Krise also nicht realiter als solche erscheinen, existiert keine Krise.
Es kann keine Krise existieren, ohne daß Kauf und Verkauf sich voneinander
trennen und in Widerspruch treten oder daß die im Geld als Zahlungsmittel
enthaltnen Widersprüche erscheinen, ohne daß also die Krise zugleich
in der einfachen Form - dem Widerspruch von Kauf und Verkauf, dem Widerspruch
des Gelds als Zahlungsmittel - henortritt. Aber dies sind auch bloße
Formen - allgemeine Möglichkeiten der Krisen, daher auch Formen,
_____
[1] In der Handschrift: Kaufmann - [2] in der Handschrift: Zahlt nun der Weber dem Kaufmann nicht, so kann dieser
<513>
abstrakte Formen der wirklichen Krise. In ihnen erscheint das Dasein der
Krise als in ihren einfachsten Formen und insofern in ihrem einfachsten Inhalt,
als diese Form selbst ihr einfachster Inhalt ist. Aber es ist noch kein
begründeter Inhalt. Die einfache Geldzirkulation und selbst die
Zirkulation des Gelds als Zahlungsmittel - und beide kommen lange vor
der kapitalistischen Produktion vor, ohne daß Krisen vorkämen
- sind möglich und wirklich ohne Krisen. Warum also diese Formen ihre
kritische Seite herauskehren, warum der in ihnen potentia enthaltne Widerspruch
actu als solcher erscheint, ist aus diesen Formen allein nicht zu erklären.
Daher sieht man die enorme Fadaise der Ökonomen, die, nachdem sie das
Phänomen der Überproduktion und der Krisen nicht mehr
wegräsonieren konnten, sich damit beruhigen, daß in jenen Formen
die Möglichkeit gegeben, daß Krisen eintreten, es also
zufällig ist, daß sie nicht eintreten und damit ihr Eintreten
selbst als bloßer Zufall erscheint.
Die in der Warenzirkulation, weiter in der Geldzirkulation entwickelten
Widersprüche - damit Möglichkeiten der Krise - reproduzieren sich
von selbst im Kapital, indem in der Tat nur auf Grundlage des Kapitals
entwickelte Warenzirkulation und Geldzirkulation stattfindet.
Es handelt sich aber nun [darum], die weitere Entwicklung der potentia Krisis
- die reale Krisis kann nur aus der realen Bewegung der kapitalistischen
Produktion, Konkurrenz und Kredit, dargestellt werden - zu verfolgen, soweit
sie aus den Formbestimmungen des Kapitals hervorgeht, die ihm als Kapital
eigentümlich und nicht in seinem bloßen Dasein als Ware
und Geld eingeschlossen sind.
||716| Der bloße Produktionsprozeß (unmittelbare) des
Kapitals kann an sich hier nichts Neues zufügen. Damit er überhaupt
existiert, sind seine Bedingungen unterstellt. Daher in dem ersten Abschnitt
über das Kapital - den unmittelbaren Produktionsprozeß
- kein neues Element der Krise hinzukömmt. An sich ist es in
ihm enthalten, weil der Produktionsprozeß Aneignung und daher Produktion
von Mehrwert. Aber in dem Produktionsprozeß selbst kann dies nicht
erscheinen, weil in ihm nicht die Rede von der Realisierung des nicht
nur reproduzierten Werts, sondern Mehrwerts.
Hervortreten kann die Sache erst im Zirkulationsprozeß, der
an und für sich zugleich Reproduktionsprozeß.
Es ist hier ferner zu bemerken, daß wir den Zirkulationsprozeß
oder Reproduktionsprozeß darstellen müssen, bevor wir das
fertige Kapital - Kapital und Profit - dargestellt haben, da wir
darzustellen haben, nicht nur wie das Kapital produziert, sondern wie das
Kapital produziert wird. Die wirkliche Bewegung aber geht aus von dem vorhandnen
Kapital - die
<514>
wirkliche Bewegung heißt die auf Grundlage der entwickelten, von sich
selbst beginnenden, sich selbst voraussetzenden kapitalistischen Produktion.
Der Reproduktionsprozeß und die in ihm weiter entwickelten Anlagen
der Krisen werden daher unter dieser Rubrik selbst nur unvollständig
dargestellt und bedürfen ihrer Ergänzung in dem Kapitel "Kapital
und Profit".
Der Gesamt-Zirkulationsprozeß oder der Gesamt-Reproduktionsprozeß
des Kapitals ist die Einheit seiner Produktionsphase und seiner
Zirkulationsphase, ein Prozeß, der durch die beiden Prozesse als seine
Phasen verläuft. Darin liegt eine weiter entwickelte Möglichkeit
oder abstrakte Form der Krise. Die Ökonomen, die die Krise wegleugnen,
halten daher nur an der Einheit dieser beiden Phasen fest. Wären sie
nur getrennt, ohne eins zu sein, so wäre grade keine gewaltsame Herstellung
ihrer Einheit möglich, keine Krise. Wären sie nur eins, ohne getrennt
zu sein, so wäre keine gewaltsame T rennung möglich, was wieder
die Krise ist. Sie ist die gewaltsame Herstellung der Einheit zwischen
verselbständigten und die gewaltsame Verselbständigung von Momenten,
die wesentlich eins sind. ||716|
[11. Über die Formen der Krise]
||770a| Zu p. 716.
Also:
1. Die allgemeine Möglichkeit der Krisen in dem Prozeß
der Metamorphose des Kapitals selbst gegeben und zwar doppelt, soweit
das Geld als Zirkulationsmittel fungiert - Auseinanderfallen von
Kauf und Verkauf. Soweit es als Zahlungsmittel fungiert, wo es
in zwei verschiedenen Momenten wirkt, als Maß der Werte und
als Realisierung des Werts. Diese beiden Momente fallen auseinander.
Hat der Wert changiert in dem Intervalle, ist die Ware im Moment ihres
Verkaufs nicht wert, was sie wert war im Moment, wo das Geld
als Maß der Werte und daher der gegenseitigen Obligationen funktionierte,
kann aus dem Erlös der Ware die Obligation nicht erfüllt
werden und daher die ganze Reihe der Transaktionen nicht saldiert werden,
die rückgängig von dieser einen abhängen. Kann die Ware auch
nur in einem bestimmten Zeitraum nicht verkauft werden, selbst wenn
ihr Wert nicht changierte, so kann das Geld nicht als
Zahlungsmittel funktionieren, da es in bestimmter, vorausgesetzter
Frist als solches funktionieren muß. Da dieselbe Geldsumme aber
hier für eine Reihe von wechselseitigen Transaktionen und Obligationen
funktioniert, tritt hier Zahlungsunfähigkeit nicht nur in einem,
sondern vielen Punkten ein, daher Krise.
<515>
Dieses sind die formellen Möglichkeiten der Krise. Die erstere
möglich ohne die letztere - d.h. Krisen ohne Kredit, ohne daß
das Geld als Zahlungsmittel funktioniert. Aber die zweite nicht möglich,
ohne die erstre, d.h., daß Kauf und Verkauf auseinanderfallen.
Aber im letzteren Fall die Krise nicht nur, weil Ware unverkäuflich,
sondern weil sie nicht in bestimmtem Zeitraum verkäuflich, und
die Krise entsteht und leitet ihren Charakter her nicht nur von der
Unverkäuflichkeit der Ware, sondern der Nichtrealisierung
einer ganzen Reihe von Zahlungen, die auf dem Verkauf dieser bestimmten
Ware in dieser bestimmten Frist beruhn. Dies die eigentliche Form der
Geldkrisen.
Tritt also Krise ein, weil Kauf und Verkauf auseinanderfallen, so
entwickelt sie sich als Geldkrise, sobald das Geld als Zahlungsmittel
entwickelt ist, und diese zweite Form der Krisen versteht sich dann
von selbst, sobald die erste eintritt. In der Untersuchung, warum
die allgemeine Möglichkeit der Krise zur Wirklichkeit
wird, der Untersuchung der Bedingungen der Krise ist es also
gänzlich überflüssig, sich um die Form der Krisen,
die aus der Entwicklung des Geldes als Zahlungsmittel entspringen,
zu bekümmern. Grade deswegen lieben es die Ökonomen, diese
selbstverständliche Form als Ursache der Krisen
vorzuschützen. (Soweit die Entwicklung des Geldes als Zahlungsmittel
mit der Entwicklung des Kredits zusammenhängt und des
overcredit[1], sind allerdings die Ursachen des letztren zu entwickeln,
was hier noch nicht am Platze.)
2. Soweit Krisen aus Preisveränderungen und
Preisrevolutionen hervorgehen, die mit den
Wertveränderungen der Waren nicht zusammenfallen, können
sie natürlich nicht entwickelt werden bei Betrachtung des Kapitals im
allgemeinen, wo den Werten der Waren identische Preise
vorausgesetzt werden.
3. Die allgemeine Möglichkeit der Krisen ist die formelle
Metamorphose des Kapitals selbst, das zeitliche und räumliche
Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf. Aber dies ist nie die Ursache
der Krise. Denn es ist nichts als die allgemeinste Form der
Krise, also die Krise selbst in ihrem allgemeinsten Ausdruck.
Man kann aber nicht sagen, daß die abstrakte Form der Krise
die Ursache der Krise sei. Fragt man nach ihrer Ursache, so will man eben
wissen, warum ihre abstrakte Form, die Form ihrer Möglichkeit,
aus der Möglichkeit zur Wirklichkeit wird.
4. Die allgemeinen Bedingungen der Krisen, soweit sie unabhängig
von Preisschwankungen (ob diese nun mit dem Kreditwesen
zusammenhängen
_____
[1] Überkredits
<516>
oder nicht) - als verschieden von Wertschwankungen - müssen aus den
allgemeinen Bedingungen der kapitalistischen Produktion zu entwickeln sein.
|770a||
||716| (Krise kann hervorgehn: 1. bei der Rückverwandlung
in produktives Kapital; 2. durch Wertveränderungen in den
Elementen des produktiven Kapitals, namentlich des Rohstoffs, z.B.
wenn die Masse der Baumwollernte vermindert. Ihr Wert steigt damit.
Wir haben es hier noch nicht mit Preisen, sondern Werten zu tun.) |716||
||770a| Erstes Moment. Rückverwandlung von Geld in Kapital. Eine
bestimmte Stufe der Produktion oder Reproduktion vorausgesetzt. Das
capital fixe kann hier als gegeben, gleichbleibend, nicht in den
Verwertungsprozeß eingegangen, betrachtet werden. Da die Reprodukion
des Rohstoffs nicht allein von der darauf verwandten Arbeit abhängt,
sondern von ihrer an Naturbedingungen geknüpften Produktivität,
so kann die Masse selbst, ||XlV-771a| die Masse des Produkts
derselben Arbeitsquantität fallen. (Mit bad seasons)[1].
Der Wert des Rohmaterials steigt also, seine Masse fällt
oder das Verhältnis, worin sich das Geld in die verschiednen
Bestandteile des Kapitals rückverwandeln müßte, um die
Produktion auf der alten Stuf[enleiter] fortzusetzen, ist derangiert. Es
muß mehr in Rohstoff verausgabt werden, bleibt weniger für
Arbeit und kann nicht dieselbe Masse Arbeit wie bisher absorbiert
werden. Erstens physisch nicht, weil Ausfall im Rohstoff.
Zweitens, weil größrer Wertteil des Produkts in
Rohstoff verwandelt werden muß, also geringrer in variables
Kapital verwandelt werden kann. Die Reproduktion kann nicht auf derselben
Stufenleiter wiederholt werden. Ein Teil des capital fixe steht
still, ein Teil Arbeiter aufs Pflaster geworfen. Die Profitrate
fällt, weil der Wert des konstanten Kapitals gegen das variable gestiegen
und weniger variables Kapital angewandt wird. Die fixen Abgaben - Zins, Rente
- die antizipiert auf gleichbleibende Rate des Profits und Exploitation
der Arbeit, bleiben dieselben, können zum Teil nicht bezahlt
werden. Daher Krise. Arbeitskrise und Kapitalskrise. Es ist dies
also Störung des Reproduktionsprozesses durch Werterhöhung
des einen aus dem Wert des Produkts zu ersetzenden Teils des konstanten Kapitals.
Es findet ferner, obgleich die Profitrate abnimmt, Verteuerung
des Produkts statt. Geht dieses Produkt als Produktionsmittel in andre
Produktionssphären ein, so bewirkt seine Verteuerung hier dasselbe
derangement in der Reproduktion. Geht es als Lebensmittel in die
allgemeine Konsumtion, so entweder zugleich in die der Arbeiteroder
nicht. Wenn das erstre, so fällt es in den Wirkungen zusammen
_____
[1] schlechten Jahreszeiten - [2] dieselbe Störung
<517>
mit derangement im variablen Kapital, wovon später die Rede.
Soweit es aber überhaupt in die allgemeine Konsumtion eingeht,
kann damit (wenn nicht die Konsumtion davon fällt) die
Nachfrage nach andren Produkten vermindert, daher ihre
Rückverwandlung in Geld zu ihrem Wert entsprechenden Umfang verhindert
werden und so die andre Seite ihrer Reproduktion, nicht die
Rückverwandlung von Geld in produktives Kapital, sondern die
Rückverwandlung von Ware in Geld gestört werden. Jedenfalls
nimmt die Masse des Profits und die Masse des Arbeitslohns
in diesem Zweig ab und damit ein Teil der notwendigen returns[1] für
den Verkauf von Waren andrer Produktionszweige.
Diese inadequacy [2] des Rohmaterials kann aber auch eintreten
ohne Einfluß der seasons oder der naturwüchsigen
Produktivität der Arbeit, die das Rohmaterial liefert. Ist nämlich
ein ungebührlicher Teil des Surpluswerts, des Surpluskapitals
in Maschinerie etc. in diesem Zweig ausgelegt, so, obgleich das Material
hinreichend wäre für die alte Produktionsleiter, unzureichend
für die neue. Dies geht also hervor aus disproportionate
Verwandlung des surplus capital in seine verschiednen Elemente. Es ist ein
case[3] von Surplusproduktion von fixem Kapital und bringt ganz dieselben
Phänomene hervor wie im ersten Fall. Sieh letzte Seite.) |XIV-771a||
||XIV-861a|[ ... ][4]
Oder sie[5] beruhen auf Überproduktion von fixem Kapital und
daher verhältnismäßige Unterproduktion von zirkulierendem.
Da das fixe Kapital, wie das zirkulierende, aus Waren besteht,
so nichts lächerlicher, als daß dieselben Ökonomen die
Überproduktion von Waren leugnen, die die Überproduktion
von fixem Kapital zugeben.
_____
[1] Einnahmen - [2] Unzulänglichkeit - [3] Fall - [4]
im Manuskript ist von dieser Seite 861a die linke obere Ecke abgerissen.
Infolgedessen sind von den ersten neun Zeilen des Textes nur die rechten
Enden von sechs Zeilen erhalten geblieben, die nicht die Möglichkeit
geben, den Text vollständig wieder herzustellen, aber erlauben zu
mutmaßen, daß Marx hier von Krisen spricht, die "aus [der]
Wertrevolution des variablen Kapitals" entstehen. Die "Verteuerung
der notwendigen Lebensmittel durch" eine schlechte Ernte zum Beispiel
hervorgerufen, führt zur Steigerung der Kosten für die Arbeiter,
die "vom variablen Kapital in Bewegung gesetzt werden." "Zugleich [führt]
diese Steigerung" dazu, daß die Nachfrage nach "allen anderen
Waren fällt, aller der Waren, die nicht in den Konsum" der Arbeiter
eingehen. Darum ist unmöglich "ihre Verkäuflichkeit zu ihrem Wert;
die erste Phase ihrer Reproduktion", die Verwandlung der Ware in Geld
wird gestört. Folglich führt die Verteuerung der Lebensmittel zur
"Krise in andren Zweigen" der Produktion.
In den beiden letzten Zeilen des beschädigten Teils der Seite ist der
Gedanke enthalten, der diese ganze Überlegung zusammenfaßt, daß
Krisen im Ergebnis der Verteuerung von Rohstoffen entstehen können,
"sei es, daß diese Rohstoffe als Material in das konstante [Kapital]
oder als Lebensmittel" in den Konsum der Arbeiter eingehen - [5] die Krisen
<518> 5. Krisen, die aus Störungen der ersten Phase der Reproduktion hervorgehn; also gestörte Verwandlung der Waren in Geld oder Störung des Verkaufs. Bei den Krisen der ersten Art geht die Krise aus Störungen im Rücklauf der Elemente des produktiven Kapitals hervor. |XIV-861a||
||XIII-716| Bevor wir nun auf die neuen Formen der Krise eingehn, knüpfen
wir wieder an Ric[ardo] und das obige Beispiel an.|716||
||716| Solange der Weber reproduziert und akkumuliert, kaufen auch seine
Arbeiter einen Teil seines Produkts, legen einen Teil ihres Arbeitslohns
in Kaliko aus. Weil er produziert, haben sie die means[1], Teil seines Produkts
zu kaufen, geben ihm also teilweise die means, es zu verkaufen. Kaufen -
als demand[2] auftreten - kann der Arbeiter nur Waren, die in die individuelle
Konsumtion eingehn, da er nicht selbst seine Arbeit verwertet, also auch
nicht selbst die Bedingungen ihrer Verwirklichung - Arbeitsmittel und
Arbeitsmaterial - besitzt. Dies schließt also schon den größten
Teil der Produzenten (die Arbeiter selbst, wo die Produktion kapitalistisch
entwickelt) als Konsumenten aus, als Käufer. Sie kaufen kein Rohmaterial
und keine Arbeitsmittel, sie kaufen nur Lebensmittel (unmittelbar in die
individual consumtion eingehende Waren). Daher nichts lächerlicher als
von Identität von Produzenten und Konsumenten zu sprechen, da für
eine außerordentlich große Masse von trades[3] - für alle,
die nicht unmittelbare Konsumtionsartikel liefern - die Masse der bei der
Produktion Beteiligten absolut von dem Kauf ihrer eignen Produkte
ausgeschlossen sind. Sie sind nie unmittelbar Konsumenten oder
Käufer dieses großen Teils ihrer eignen Produkte, obgleich sie
Teil des Werts derselben zahlen in den Konsumtionsartikeln, die sie kaufen.
Es zeigt sich hier auch die Zweideutigkeit des Wortes Konsument und die
Falschheit, dasselbe mit dem Wort Käufer zu identifizieren. Industriell
sind es grade die Arbeiter, die Maschinerie und Rohmaterial konsumieren,
vernutzen im Arbeitsprozeß. Aber sie vernutzen sie nicht für sich.
Sind daher auch nicht Käufer derselben. Für sie sind sie
keine
_____
[1] Mittel - [2] Nachfrage - [3] Gewerbezweigen
<519>
Gebrauchswerte, keine Waren, sondern objektive Bedingungen eines Prozesses,
von dem sie selbst die subjektiven Bedingungen sind.
||717| Aber es kann gesagt werden, daß ihr employer[1] sie
repräsentiert im Ankauf von Arbeitsmitteln und Arbeitsmaterial. Aber
er repräsentiert sie unter andren Bedingungen, als sie sich selbst
repräsentieren würden. Auf dem Markt nämlich. Er muß
eine Masse Waren verkaufen, die Mehrwert, unbezahlte Arbeit darstellt. Sie
hätten nur eine Masse Waren zu verkaufen, die den in der Produktion
- im Wert der Arbeitsmittel, des Arbeitsmaterials und des Arbeitslohns -
vorgeschoßnen Wert reproduzierte. Er bedarf daher eines weitren Markts,
als sie bedürfen würden. Dann aber hängt es von ihm und nicht
von ihnen ab, ob er die Marktbedingungen günstig genug hält, die
Reproduktion zu beginnen.
Sie sind also Produzenten, ohne Konsumenten zu sein - selbst wenn der
Reproduktionsprozeß nicht gestört wird - für alle Artikel,
die nicht individuell, sondern industriell konsumiert werden müssen.
Also nichts abgeschmackter, um die Krisen wegzuleugnen, als die Behauptung,
daß Konsumenten (Käufer) und Produzenten (Verkäufer) in der
kapitalistischen Produktion identisch. Sie fallen ganz auseinander. Nur soweit
der Reproduktionsprozeß vorgeht, kann diese Identität für
einen aus 3000 Produzenten, d.h. für den Kapitalisten behauptet werden.
Es ist ebenso umgekehrt falsch, daß die Konsumenten Produzenten. Der
landlord (die Grundrente) produziert nicht, und doch konsumiert er. Ebenso
verhält es sich mit dem ganzen monied interest[2].
Die apologetischen Phrasen, um die Krise wegzuleugnen, sofern wichtig, als
sie immer das Gegenteil von dem beweisen, was sie beweisen wollen. Sie -
um die Krise wegzuleugnen - behaupten Einheit, wo Gegensatz existiert und
Widerspruch. Also soweit wichtig, als gesagt werden kann: Sie beweisen daß,
wenn in der Tat die von ihnen wegphantasierten Widersprüche nicht
existierten, auch keine Krise existieren würde. In der Tat aber existiert
die Krise, weil jene Widersprüche existieren. Jeder Grund, den sie gegen
die Krise angeben, ist ein wegphantasierter Widerspruch, also ein realer
Widerspruch, also ein Grund der Krise. Das Wegphantasierenwollen der
Widersprüche ist zugleich das Aussprechen wirklich vorhandner
Widersprüche, die dem frommen Wunsch nach nicht existieren
sollen.
Was die Arbeiter in der Tat produzieren, ist Mehrwert. Solange sie ihn
produzieren, haben sie zu konsumieren. Sobald das aufhört, hört
ihre Konsumtion, weil ihre Produktion, auf. Keineswegs aber haben sie zu
konsu-
_____
[1] Anwender - [2] Geldkapital
<520>-mieren, weil sie ein Äquivalent für ihre Konsumtion produzieren.
Vielmehr, sobald sie bloß solches Äquivalent produzieren, hört
ihre Konsumtion auf, haben sie kein Äquivalent zu konsumieren. Entweder
wird ihre Arbeit stillgesetzt oder verkürzt oder unter allen Umständen
ihr Arbeitslohn herabgesetzt. In letztrem Fall - wenn die Produktionsstufe
dieselbe bleibt - konsumieren sie keinÄquivalent für ihre Produktion.
Aber diese means[1] fehlen ihnen dann nicht, weil sie nicht genug produzieren,
sondern weil sie zu wenig von ihrem Produkt angeeignet erhalten.
Wird also das Verhältnis auf das von Konsumenten und Produzenten einfach
reduziert, so wird vergessen, daß die produzierenden Lohnarbeiter und
der produzierende Kapitalist zwei Produzenten ganz verschiedner Art sind,
abgesehn von den Konsumenten, die überhaupt nicht produzieren. Es wird
wieder der Gegensatz weggeleugnet dadurch, daß von einem wirklich
in der Produktion vorhandnen Gegensatz abstrahiert wird. Das bloße
Verhältnis von Lohnarbeiter und Kapitalist schließt ein:
1. daß der größte Teil der Produzenten (die Arbeiter)
Nichtkonsumenten (Nichtkäufer) eines sehr großen Teils ihres Produkts
sind, nämlich der Arbeitsmittel und des Arbeitsmaterials;
2. daß der größte Teil der Produzenten, die Arbeiter, nur
ein Äquivalent für ihr Produkt konsumieren können, solang
sie mehr als dies Äquivalent - die surplus value[2] oder das surplus
produce[3] - produzieren. Sie müssen stets Überproduzenten
sein, über ihr Bedürfnis hinaus produzieren, um innerhalb der ||718|
Schranken ihres Bedürfnisses Konsumenten oder Käufer sein zu
können.
Bei dieser Klasse der Produzenten tritt also die Einheit zwischen
Produktion und Konsumtion jedenfalls als falsch prima facie[4] hervor.
Wenn Ric[ardo] sagt, die einzige Grenze der demand ist die Produktion
selbst, und diese ist durch das Kapital beschränkt[5], so heißt
das in der Tat, wenn die falschen Voraussetzungen abgeschält werden,
weiter nichts, als die kapitalistische Produktion findet ihr Maß nur
am Kapital, wobei unter Kapital aber zugleich das dem Kapital als eine seiner
Produktionsbedingungen inkorporierte (von ihm gekaufte) Arbeitsvermögen
mit einbegriffen ist. Es fragt sich eben, ob das Kapital als solches auch
die Grenze für die Konsumtion ist. Jedenfalls ist sie es negativ, d.h.
es kann nicht mehr konsumiert werden als produziert wird. Aber die Frage,
ob sie es positiv, ob soviel konsumiert werden kann und muß - auf Grundlage
der kapitalistischen Produk-
_____
[1] Mittel - [2] den Mehrwert - [3] Mehrprodukt - [4] auf den ersten Blick - [5] siehe vorl. Band, S.494 und 497
<521>
tion - als produziert wird. Der Satz Ric[ardo]s richtig analysiert, sagt
gerade das Gegenteil von dem, was er sagen soll - nämlich, daß
die Produktion nicht mit Rücksicht auf bestehende Schranken der Konsumtion
geschieht sondern nur durch das Kapital selbst beschränkt ist. Und dies
ist allerdings charakteristisch für diese Produktionsweise.
Also nach der Voraussetzung ist der Markt z.B. glutted[1] mit cottons
(Baumwollgeweben), so daß sie zum Teil unverkäuflich, ganz
unverkäuflich oder tief unter ihrem Preise nur verkäuflich. (Wir
wollen zunächst Wert sagen, da wir es bei der Betrachtung der
Zirkulation oder des Reproduktionsprozesses noch mit dem Wert, noch nicht
mit dem Kostenpreis und noch weniger mit dem Marktpreis zu tun haben.)
Es versteht sich übrigens bei der ganzen Betrachtung von selbst: Es
soll nicht geleugnet werden, daß in einzelnen Sphären
überproduziert und darum in andren zu wenig produziert [werden]
kann; partielle Krisen also aus disproportionate production (die
proportionate production ist aber immer nur das Resultat der disproportionate
production auf Grundlage der Konkurrenz) entspringen können und eine
allgemeine Form dieser disproportionate production mag Überproduktion
von fixem oder andrerseits Überproduktion von zirkulierendem Kapital
sein.[*] Wie es Bedingung für die Waren, daß sie zu ihrem Wert
verkauft werden, daß nur die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit
in ihnen enthalten, so für eine ganze Produktionssphäre des Kapitals,
daß von der Gesamtarbeitszeit der Gesellschaft nur der notwendige Teil
auf diese besondre Sphäre verwandt sei, nur die Arbeitszeit, die zur
Befriedigung des gesellschaftlichen Bedürfnisses (demand) erheischt.
Wenn mehr, so mag zwar jede einzelne Ware nur die notwendige Arbeitszeit
enthalten; die Summe enthält mehr als die gesellschaftlich notwendige
Arbeitszeit, ganz wie die einzelne Ware zwar Gebrauchswert hat, die Summe
aber, unter den gegebnen Voraussetzungen, einen Teil ihres Gebrauchswerts
verliert.
Indes sprechen wir hier nicht von der Krise, soweit sie aus disproportionate
production, d.h. disproportion zwischen der Verteilung der gesellschaftlichen
Arbeit unter die einzelnen Produktionssphären beruht. Davon kann nur
die Rede sein, soweit von der Konkurrenz der Kapitalien die Rede
_____
[*] ||720| (Als die Spinnmaschinen erfunden waren, fand Überproduktion von Garn im Verhältnis zu den Webereien statt. Dies Mißverhältnis aufgehoben, sobald mechanic looms[2] in der Weberei eingeführt.) |720||
_____
[1] überfüllt - [2] mechanische Webstühle
<522>
ist. Da ist schon gesagt worden[1], daß Steigen oder Sinken des Marktwerts
infolge dieser disproportion transfer und withdrawal of capital from one
trade to the other[2], migration of capital of one trade to the other zur
Folge hat. Indes, in dieser Ausgleichung selbst ist schon vorhanden, daß
sie das Gegenteil der Ausgleichung voraussetzt und also Krise einschließen
kann, die Krise selbst eine Form der Ausgleichung sein kann. Diese Art Krise
gibt aber Ric[ardo] etc. zu.
Wir haben beim Produktionsprozeß gesehn, daß das ganze Streben
der kapitalistischen Produktion, möglichst viel Surplusarbeit zu
akkaparieren, also möglichst viel unmittelbare Arbeitszeit mit gegebnem
Kapital zu materialisieren, sei es nun durch Verlängrung der Arbeitszeit,
sei es durch Abkürzung der notwendigen Arbeitszeit, durch Entwicklung
der Produktivkräfte der Arbeit, Anwendung von Kooperation, Teilung der
Arbeit, Maschinerie etc., kurz, Produzieren auf großer Stufenleiter,
also masenhaftes Produzieren. In dem Wesen der kapitalistischen Produktion
liegt also Produktion ohne Rücksicht auf die Schranke des Markts.
Bei der Reproduktion wird zunächst vorausgesetzt, daß die
Produktionsweise dieselbe bleibt, und dies bleibt sie eine Zeitlang bei
Erweiterung der Produktion. Die Masse der produzierten Waren hier vermehrt,
weil mehr Kapital angewandt, nicht weil es produktiver angewandt. Aber die
bloße quantitative Vermehrung des ||719| Kapitals schließt zugleich
ein, daß die Produktivkraft desselben vermehrt wird. Wenn seine
quantitative Vermehrung Folge der Entwicklung der Produktivkraft, so entwickelt
sich diese wieder umgekehrt auf der Voraussetzung einer weitern, erweiterten
kapitalistischen Grundlage. Es findet hier Wechselwirkung statt. Die Reproduktion
auf weitrer Basis, die Akkumulation, wenn sie ursprünglich nur als
quantitative Erweiterung der Produktion - mit mehr Kapital unter denselben
Produktionsbedingungen - , stellt sich daher auf gewissem Punkt immer auch
qualitativ dar als größre Fruchtbarkeit der Bedingungen, worunter
die Reproduktion vorgeht. Daher Vermehrung der Produktenmasse nicht nur im
einfachen Verhältnis, wie das Kapital in der erweiterten Reproduktion
- der Akkumulation - angewachsen ist.
Also zu unsrem Kaliko-Beispiel zurück.
Die Stockung im Markt, which is glutted with calicoes[3], stört die
Reproduktion des Webers. Diese Störung trifft zunächst seine Arbeiter.
Diese sind also in mindrem Verhältnis oder gar nicht mehr Konsumenten
seiner
_____
[1] Siehe vorl. Band, S.204-208 - [2] dieses Mißverhältnisses Übertragung und Zurückziehung von Kapital aus einem Gewerbezweig in den anderen, Wanderung von Kapital eines Gewerbezweiges in einen anderen - [3] der überfüllt ist mit Kaliko
<523>
Ware - der cottons[1] - und andrer Waren, die in ihren Konsum eingingen.
Sie haben allerdings Bedürfnis nach cottons, können sie aber nicht
kaufen, weil sie nicht die means[2] haben, und sie haben nicht die means,
weil sie nicht fortproduzieren können, und sie können nicht
fortproduzieren, weil zuviel produziert worden, too many cottons glut the
market[3]. Es kann ihnen weder der Rat Ric[ardo]s[4] helfen "to increase
their production"[5], noch "to produce something else"[6]. Sie stellen jetzt
Teil der momentanen Überpopulation vor, Surplusproduktion of labourers[7],
in diesem case cotton producers[8], weil surplus production of cottons upon
the market[9].
Aber außer den Arbeitern, die direkt von dem in der Cottonweberei
angelegten Kapital beschäftigt sind, werden eine Masse andrer Produzenten
durch diese Stockung in der Reproduktion des cotton getroffen. Spinners,
cotton-dealers (or cotton cultivators), mechanics (producers of spindles
and looms etc.), iron-, coal producers[10] etc. Alle diese wären ditto
in ihrer Reproduktion gestört, da die Reproduktion der cottons Bedingung
für ihre eigne Reproduktion. Dies fände statt, selbst wenn sie
in ihren eignen Sphären nicht überproduziert hätten,
d.h. nicht über das Maß hinaus, das die flottgehende Cottonindustrie
bedingte und rechtfertigte. Alle diese Industrien haben nun das gemein, daß
sie ihre Revenue (Salair und Profit, soweit letztrer als Revenue verzehrt,
nicht akkumuliert wird) nicht in ihrem eignen Produkt, sondern in dem Produkt
der Sphären konsumieren, die Konsumtionsartikel produzieren, u.a. auch
calicoes. So fällt der Konsum und die Nachfrage nach calicoes, eben
weil sich deren zu viel auf dem Markt befinden. Aber auch die aller andren
Waren, in denen als Konsumtionsartikel die Revenue dieser mittelbaren
Produzenten des cotton verausgabt wird. Ihre means, calico und andre
Konsumtionsartikel zu kaufen, beschränken, kontrahieren sich, weil zu
viel calicoes auf dem Markt sind. Es trifft dies auch die andren Waren
(Konsumtionsartikel). Sie sind jetzt plötzlich relativ
überproduziert, weil die Mittel, sie zu kaufen und damit die Nachfragenach
ihnen sich kontrahiert hat. Selbst wenn in diesen Sphären nicht
überproduziert wurde, ist jetzt in ihnen überproduziert.
Sind es nun nicht nur calicoes, sondern linens, silks, und woollens[11],
worin Überproduktion stattgefunden, so begreift man, wie die
Überproduktion
_____
[1] Baumwollwaren - [2] Mittel - [3] allzu viele Baumwollwaren den Markt überfüllen - [4] siehe vorl. Band, S.494, 503 und 506/507 - [5] "ihre Produktion zu erweitern" - [6] "etwas anderes zu produzieren" - [7] der Arbeiter - [8] Fall Baumwollproduzenten - [9] Überproduktion von Baumwollwaren auf dem Markt - [10] Spinner, Baumwollhändler (oder Baumwollpflanzer), Mechaniker (Produzenten von Spindeln und Webstühlen etc.), Eisen-, Kohlenproduzenten - [11] Leinen, Seide und Wollwaren
<524>
in diesen wenigen, aber leitenden Artikeln eine mehr oder minder allgemeine
(relative) Überproduktion auf dem ganzen Markt hervorruft. Auf
der einen Seite Übermasse aller Reproduktionsbedingungen und Übermasse
aller Sorten unverkaufter Waren auf dem Markt. Auf der andren Seite bankrotte
Kapitalisten und von allem entblößte, darbende Arbeitermassen.
Dies Argument, however, cuts two ways[1]. Wenn es leicht begreifbar, wie
die Überprouktion in einigen leitenden Konsumtionsartikeln eine mehr
oder weniger allgemeine Überproduktion nach sich ziehn muß - das
Phänomen derselben - , so ist damit noch keineswegs begriffen, wie die
Überprodin diesen Artikeln stattfinden kann. Denn das Phänomen
der allgemeinen Überproduktion ist hergeleitet aus der Abhängigkeit
der in diesen Industrien nicht nur unmittelbar beschäftigten Arbeiter,
sondern aller Industriezweige, die die Vorstufen ihres Produkts, ihr capital
constant in verschiednen Phasen produzieren. Für letztre ist die
Überproduktion Wirkung. Aber woher kommt sie in den ersten? Denn die
letztren go on[2], solange die erstren on[3] gehn, und mit diesem On-gehn
scheint ein allgemeines Wachsen der Revenue, also auch ihres eignen Konsums
gesichert. |719||
||720| Wollte man antworten, daß die stets sich erweiternde Produktion {die sich aus doppelten Gründen jährlich erweitert; erstens, weil das in der Produktion angelegte Kapital beständig wächst; zweitens, weil es beständig produktiver angewandt wird; während der Reproduktion und Akkumulation häufen sich beständig kleine Verbesserungen an, die schließlich die ganze Stufenleiter der Produktion verändert haben. Es findet eine Aufhäufung der Verbesserungen statt, eine sich aufhäufende Entwicklung der Produktivkräfte} eines stets erweiterten Markts bedarf und daß die Produktion sich rascher erweitert als der Markt, so hat man das Phänomen, das zu erklären ist, nur anders ausgesprochen, statt in seiner abstrakten, in seiner realen Gestalt. Der Markt erweitert sich langsamer als die Produktion, oder im Zyklus, den das Kapital während seiner Reproduktion durchläuft - ein Zyklus, in dem es sich nicht einfach reproduziert, sondern auf erweiterter Stufenleiter, nicht einen Zirkel beschreibt, sondern eine Spirale - , tritt ein
_____
[1] zielt jedoch nach zwei Seiten - [2] produzieren weiter - [3] weiter
<525>
Augenblick ein, wo der Markt zu eng für die Produktion erscheint. Dies
ist am Schluß des Zyklus. D.h. aber bloß: Der Markt ist glutted[1].
Die Überproduktion ist manifest. Hätte die Erweiterung des Markts
Schritt gehalten mit der Erweiterung der Produktion, there would be no glut
of markets, no overproduction[2].
Indessen, mit dem bloßen Zugeständnis, daß der Markt mit
der Produktion sich erweitern muß, wäre anderseits auch schon
wieder die Möglichkeit einer Überproduktion zugegeben, indem der
Markt äußerlich geographisch umschrieben ist, der inländische
Markt als beschränkt erscheint gegen einen Markt, der inländisch
und ausländisch ist, der letzte wieder gegen den Weltmarkt, der aber
in jedem Augenblick wieder beschränkt ist, an sich der Erweiterung
fähig. Ist daher zugegeben, daß der Markt sich erweitern muß,
soll keine Überproduktion stattfinden, so ist auch zugegeben, daß
Überproduktion stattfinden kann, denn es ist dann möglich, da Markt
und Produktion zwei gegeneinander gleichgültige [Momente sind], daß
die Erweiterung des einen der Erweiterung der andren nicht entspricht,
daß die Schranken des Marks sich nicht rasch genug für die Produktion
ausdehnen oder daß neue Märkte - neue Ausdehnungen des Markts
- von der Produktion rasch überholt werden können, so daß
der erweiterte Markt nun ebensosehr als eine Schranke erscheint wie früher
der engere.
Ric[ardo] leugnet daher konsequent die Notwendigkeit einer Erweiterung
des Markts mit Erweiterung der Produktion und Wachstum des Kapitals.
Alles Kapital, das in einem Lande vorhanden ist, kann auch vorteilhaft in
diesem Lande verwandt werden. Er polemisiert daher gegen A. Smith, der einerseits
seine (Ric[ardo]s) Ansicht aufgestellt und mit seinem gewöhnlichen
vernünftigen Instinkt ihr auch widersprochen hat. Smith kennt noch nicht
das Phänomen der Überproduktion, Krisen aus Überproduktion.
Was er kannte, sind bloße Kredit- und Geldkrisen, die mit dem Kredit-
und Banksystem sich von selbst einfinden. In der Tat sieht er in der Akkumulation
des Kapitals unbedingte Vermehrung des allgemeinen Volksreichtums und Wohlstands.
Andrerseits faßt er die bloße Entwicklung des innren Markts zum
auswärtigen, Kolonial und Weltmarkt, auf als Beweis einer sozusagen
relativen (an sich seienden) Überproduktion auf dem innren Markt. Es
ist wert, R[icardo]s Polemik gegen ihn hierher zu setzen:
"Wenn Kaufleute ihr Kapital im auswärtigen Handel oder im Zwischenhandel anlegen, so geschieht dies immer aus freien Stücken und niemals aus Zwang. Es geschieht, weil in diesen Zweigen ihr Profit um einiges größer als im Binnenhandel sein wird. Adam
_____
[1] überfüllt - [2] so gäbe es keine Überfüllung des Marktes, keine Überproduktion
<526>
Smith hat richtig festgestellt, "das Verlangen nach Nahrungsmitteln bei jedem Menschen durch das beschränkte Fassungsvermögen des menschlichen Magens begrenzt ist""
{A. Smith irrt sich hier sehr, da er die Luxusartikel der Agrikultur ausschließt},
""das Verlangen nach Annehmlichkeiten und Verschönerung der Gebäude, nach Kleidung, Equipagen und Wohnmöbeln aber ohne Ende und bestimmte Grenze zu sein scheint". Die Natur hat also (fährt Ric[ardo] fort) "notwendigerweise die Höhe des Kapitals begrenzt, das zu irgendeiner Zeit mit Profit in der Landwirtschaft angelegt werden kann."
{Darum gibt es wohl Völker, die agricultural produce ausführen? Als könne man nicht der nature zum Trotz alles mögliche Kapital in agriculture versenken, um in England z.B. Melonen, Feigen, Trauben etc., Blumen etc. zu produzieren und Geflügel und Wild etc. Und als ob die Rohstoffe der Industrie nicht durch agricultural capital produziert würden? (Sieh z.B. das Kapital das die Römer allein in künstliche Fischzucht steckten.)},
"sie hat aber" (als ob die Natur überhaupt etwas mit der Sache
zu tun habe) "der Höhe des Kapitals, das bei der Beschaffung
"der Annehmlichkeiten und Verschönerungen" des Lebens angelegt werden
kann, keine Grenzen gezogen. Die Beschaffung dieser Genüsse in
größter Reichhaltigkeit ist das erstrebte Ziel,
und nur weil der auswärtige Handel oder der Zwischenhandel es besser
erreicht, befaßt man sich damit eher als mit der Herstellung der verlangten
Manufakturwaren oder eines Ersatzes für sie im Inland. Wenn uns jedoch
besondere Umstände an der Anlage von Kapital im auswärtigen Handel
oder im Zwischenhandel hindern, so werden wir es im Inland anlegen, wenngleich
mit geringerem Vorteil. Solange keine Grenze für das Verlangen
nach "Annehmlichkeiten, Verschönerung der Gebäude, Kleidung, Equipagen
und ||721| Wohnmöbeln" besteht, kann es keine Schranke für das
Kapital geben, das in ihrer Produktion angelegt werden kann, ausgenommen
jene, welche unsere Fähigkeit begrenzt, die Arbeiter, die sie produzieren
sollen, zu erhalten.
Adam Smith spricht jedoch vom Zwischenhandel, als ob er nicht aus freien
Stücken, sondern aus Notwendigkeit betrieben würde, als ob das
darin tätige Kapital unbeschäftigt bliebe, wenn es nicht so angelegt
würde, als ob zuviel Kapital im Binnenhandel vorhanden sein
könnte, falls es nicht auf eine bestimmte Höhe beschränkt
bleibt. Er sagt: "Sobald das Kapital irgendeines Landes in einem solchen
Maße erhöht wird, daß es nicht in vollem Umfang zur
Belieferung der Konsumtion und zum Unterhalt der produktiven Arbeit
dieses bestimmten Landes verwendet werden kann"" {diese Stelle des Zitats
druckt Ric[ardol selbst gesperrt}, ""so wendet sich der
überschießende Teil von selbst natürlicherweise dem
Zwischenhandel zu und wird dazu verwendet, dieselben Dienste anderen
Ländern zu erweisen". ... Ließe sich aber dieser Teil der produktiven
Arbeit Großbritanniens nicht für die Herstellung einer anderen
Gattung von Waren
<527>
verwenden, mit denen etwas, das im Inland stärker gefragt ist, gekauft
wird? Und falls das nicht ginge, könnten wir diese produktive Arbeit,
wenngleich mit weniger Vorteil, nicht verwenden, um diese Waren, zumindest
aber einen Ersatz für sie, im Inland zu erzeugen? Wenn wir Samt
wünschen, könnten wir nicht versuchen, Samt herzustellen, und falls
wir keinen Erfolg hätten, könnten wir nicht mehr Tuch oder etwas
anderes, das für uns begehrenswert ist, erzeugen?
Wir erzeugen Waren und kaufen mit ihnen andere im Ausland, weil wir eine
größere Menge erhalten" {der qualitative Unterschied existiert
nicht!}, "als wir im Inland herstellen können. Wenn man uns diesen Handel
wegnimmt, werden wir sofort wiederum für uns selbst fabrizieren. Die
Meinung von Adam Smith jedoch weicht von allen seinen allgemeinen Lehren
über dieses Thema ab. "Wenn"" {zitiert Ric[ardo] nun aus Smith} ""ein
anderes Land uns mit einer Ware billiger beliefern kann als wir selbst sie
herstellen können, so ist es günstiger, sie von ihm mit Hilfe eines
Teiles der Produktion unseres eigenen Gewerbefleißes zu kaufen, den
wir auf eine Art anwenden, bei der wir einen Vorteil besitzen. Die allgemeine
gewerbliche Tätigkeit des Landes, die immer im Verhältnis zum
angewendeten Kapital steht"" in sehr verschiedener Proportion {(Ric[ardo]
sperrt den letztangeführten Satz wieder),} ""wird dadurch nicht
eingeschränkt, sondern es bleibt ihr nur überlassen, den Weg zu
finden, auf dem sie mit dem größten Vorteil betrieben werden kann."
Wiederum: "diejenigen, die über mehr Nahrungsmittel verfügen als
sie selbst konsumieren können, sind stets bereit, den
Überschuß oder, was dasselbe ist, dessen Preis gegen
Annehmlichkeiten anderer Art einzutauschen. Was nach Befriedigung
der begrenzten Bedürfmisse verbleibt, wird zur Befriedigung jener
Wünsche verwendet, die nicht zufriedengestellt werden können
und die absolut grenzenlos zu sein scheinen. Um Nahrungsmittel zu erhalten,
bemühen sich die Armen, jene Launen der Reichen zu befriedigen, und,
um sie noch sicherer zu bekommen, überbieten sie sich gegenseitig in
der Billigkeit und Qualität ihrer Arbeit. Die Zahl der Arbeiter steigt
mit der größeren Menge an Nahrungsmitteln oder mit der zunehmenden
Verbesserung und Bebauung des Bodens, und da die Art ihrer Tätigkeit
die feinste Arbeitsteilung zuläßt, erhöht sich die Menge,
die sie aufarbeiten können, in einem weit größeren Maße
als ihre Zahl. Darauf entspringt eine Nachfrage nach jeder Art von Material,
das durch den menschlichen Erfindergeist nützlich oder zur
Verschönerung verwendet werden kann, für Gebäude, Kleidung,
Equipagen oder Wohnmöbeln und nach den im Erdinnern befindlichen
Versteinerungen und Mineralen, nach Edelmetallen und Edelsteinen."
Aus diesen Eingeständnissen ergibt sich, daß es keine Grenze
der Nachfrage gibt und keine Schranke für die Verwendung uon Kapital,
solange es einen Profit abwirft, und daß es keinen anderen
hinreichenden Grund für einen Fall des Profits als eine Erhöhung
der Löhne gibt, gleichgültig, wie reichlich auch immer Kapital
vorhanden sein mag. Man kann weiter hinzufügen, daß die allein
wirksame und dauernde Ursache für die Erhöhung der Löhne in
der wachsenden Schwierigkeit besteht, Nahrungsmittel und lebenswichtige
Konsumartikel für die steigende Zahl der Arbeiter zu beschaten. (l.c.,
p. 344--48.)
<528>
Das Wort overproduction führt an sich in Irrtum. Solange die
dringendsten Bedürfnisse eines großen Teils der Gesellschaft nicht
befriedigt sind oder nur seine unmittelbarsten Bedürfnisse, kann
natürlich von einer Überproduktion von Produkten - in dem
Sinn, daß die Masse der Produkte überflüssig wäre im
Verhältnis zu den Bedürfnissen für sie - absolut nicht die
Rede sein. Es muß umgekehrt gesagt werden, daß auf Grundlage
der kapitalistischen Produktion in diesem Sinn beständig
unterproduziert wird. Die Schranke der Produktion ist der Profit der
Kapitalisten, keineswegs das Bedürfnis der Produzenten. Aber
Überproduktion von Produkten und Überproduktion von Waren
sind zwei ganz verschiedne Dinge. Wenn Ric[ardo] meint, daß die Form
der Ware gleichgültig für das Produkt sei, weiter, daß
die Warenzirkulation nur formell verschieden vom Tauschhandel, der
Tauschwert hier nur verschwindende Form des Stoffwechsels, das Geld daher
bloß formelles Zirkulationsmittel sei - so kömmt das in der Tat
auf seine Voraussetzung hinaus, daß die bürgerliche Produktionsweise
die absolute, daher auch Produktionsweise ohne nähere spezifische Bestimmung
sei, das Bestimmte an ihr mithin nur formell sei. Es darf also auch nicht
von ihm zugegeben werden, daß die bürgerliche Produktionsweise
Schranke für die freie Entwicklung der Produktivkräfte
einschließe, eine Schrabke, die in den Krisen und unter anderm in der
Überproduktion - dem Grundphänomen der Krisen - zutage tritt.
||722| Ricardo sah aus den von ihm zitierten, gebilligten und daher nachgesagten
Sätzen Smiths, daß die maßlosen "desires"[1] nach allerhand
Gebrauchswerten stets befriedigt werden auf Grundlage eines Zustandes, worin
die Masse der Produzenten auf "food"[2] und "necessaries"[3], auf das Notwendige
mehr oder minder beschränkt bleibt, daß diese größte
Masse der Produzenten also von dem Konsum des Reichtums - soweit er über
den Kreis der necessaries hinausgeht - mehr oder weniger ausgeschlossen bleibt.
Allerdings ist letztres und in noch höhrem Grade bei der antiken, auf
Sklaverei gerichteten Produktion der Fall. Aber die Alten dachten auch nicht
_____
[1] "Wünsche" - [2] "Nahrungusmittel" - [3] "lebenswichtige Güter"
<529>
daran, das surplus produce in Kapital zu verwandeln. Wenigstens nur in geringem
Grade. (Das ausgedehnte Vorkommen der eigentlichen Schatzbildung bei ihnen
zeigt, wieviel surplus produce ganz brach lag.) Einen großen Teil des
surplus produce verwandelten sie in unproduktive Ausgaben für Kunstwerke,
religiöse Werke, travaux publics[1]. Noch weniger war ihre Produktion
auf Entfesselung und Entfaltung der materiellen Produktivkräfte Teilung
der Arbeit, Maschinerie, Anwendung von Naturkräften und Wissenschaft
auf die Privatproduktion - gerichtet. Sie kamen in der Tat im großen
und ganzen nie über Handwerksarbeit heraus. Der Reichtum, den sie für
Privatkonsumtion schafften, war daher relativ klein und erscheint nur groß,
weil in wenigen Händen aufgehäuft, die übrigens nichts damit
zu machen wußten. Gab es darum keine Überproduktion, so
gab es Überkonsumtion der Reichen bei den Alten, die in den letzten
Zeiten Roms und Griechenlands in verrückte Verschwendung ausschlägt.
Die wenigen Handelsvölker in ihrer Mitte lebten z.T. auf Kosten aller
dieser essentiellement[2] armen Nationen. Es ist die unbedingte Entwicklung
der Produktivkräfte und daher die Massenproduktion auf Grundlage der
in den Kreis der necessaries eingeschloßnen Produzentenmasse einerseits,
der Schranke durch den Profit der Kapitalisten anderseits, die die Grundlage
der modernen Überproduktion.
Alle Schwierigkeiten, die Ric[ardo] etc. gegen Überproduktion etc.
aufwerfen, beruhn darauf, daß sie die bürgerliche Produktion als
eine Produktionsweise betrachten, worin entweder kein Unterschied von Kauf
und Verkauf existiert - unmittelbarer Tauschhandel - oder als
gesellschaftliche Produktion, so daß die Gesellschaft, wie nach
einem Plan, ihre Produktionsmittel und Produktivkräfte verteilt in dem
Grad und Maß wie nötig zur Befriedigung ihrer verschiednen
Bedürfnisse, so daß auf jede Produktionssphäre das zur
Befriedigung des Bedürfnisses, dem sie entspricht, erheischte
Quotum des gesellschaftlichen Kapitals falle. Diese Fiktion entspringt
überhaupt aus der Unfähigkeit, die spezifische Form der
bürgerlichen Produktion aufzufassen und letztre wiederum aus dem
Versenktsein in die bürgerliche Produktion als die Produktion schlechthin.
Ganz wie ein Kerl, der an eine bestimmte Religion glaubt, in ihr die Religion
schlechthin sieht und außerhalb derselben nur falsche Religionen.
Umgekehrt wäre vielmehr zu fragen: Wie, auf Grundlage der kapitalistischen
Produktion, wo jeder für sich arbeitet und die besondre Arbeit zugleich
als ihr Gegenteil. abstrakt allgemeine Arbeit, und in dieser Form
gesellschaftliche Arbeit sich darstellen muß, die notwendige Ausgleichung
_____
[1] öffntliche Arbeiten - [2] im wesentlichen
<530>
und Zusammengehörigkeit der verschiednen Produktionssphären, das
Maß und die Proportion zwischen denselben, anders als durch
beständige Aufhebung einer beständigen Disharmonie möglich
sein soll? Dies ist noch zugegeben, wenn von den Ausgleichungen der Konkurrenz
gesprochen wird, denn diese Ausgleichungen setzen stets voraus, daß
etwas auszugleichen ist, also die Harmonie stets nur ein Resultat der Bewegung
der Aufhebung der existierenden Disharmonie ist.
Deswegen gibt Ric[ardo] auch das glut[1] für einzelne Waren zu. Das
Unmögliche soll nur in a simultaneous, general glut of the market[2]
bestehn. Die Möglichkeit[3] der Überproduktion wird daher nicht
für irgendeine besondre Produktionssphäre geleugnet. Die
Unmöglichkeit der allgemeinen Überproduktion[4] soll in der
Gleichzeitigkeit dieser Erscheinungen für alle
Produktionssphären und daher general glut of the market bestehn (ein
Ausdruck, der immer cum grano salis[5] zu nehmen ist, da in Momenten allgemeiner
Überproduktion die Überproduktion in einigen Sphären stets
nur Resultat, Folge der Überproduktion in den leitenden
Handelsartikeln ist; [sie ist] stets nur relativ, Überproduktion,
weil Überproduktion in andren Sphären existiert).
Die Apologetik dreht dies grade ins Umgekehrte um. Überproduktion in
den leitenden Handelsartikeln, in denen allein die aktive Überproduktion
sich zeigt - es sind dies überhaupt Artikel, die nur massenhaft und
fabrikmäßig (auch in der Agrikultur) produziert werden können,
weil Überprodukion existiert in den Artikeln, worin relative oder passive
Überproduktion sich zeigt. Es existiert danach bloß
Überproduktion, weil die Überproduktion nicht universell ist. Die
Relativität der Überproduktion - daß die wirkliche
Überproduktion in einigen Sphären die in andern herbeiführt
- wird so ausgesprochen: Es gibt keine universelle Überproduktion,
weil, wenn die Überproduktion universell wäre, alle
Produktionssphären dasselbe Verhältnis gegeneinander behielten;
also universelle Überproduktion gleich proportionate production,
was die Überproduktion ausschließt. Und dies soll gegen die
universelle Überproduktion ||723| sprechen. Weil nämlich eine
universelle Überproduktion in dem absoluten Sinn keine
Überproduktion wäre, sondern nur mehr als gewöhnliche Entwicklung
der Produktivkraft in allen Produktionssphären, soll die wirkliche
Überproduktion, die eben nicht diese nicht seiende, sich selbst
aufhebende Überproduktion ist, nicht existieren. Obgleich sie
nur existiert, weil sie dies nicht ist.
_____
[1] die Überfüllung - [2] einer gleichzeitigen, allgemeinen Überfüllung des Marktes - [3] in der Handschrift: Unmöglichkeit - [4] in der Handschrift statt dieser Passage: Sie - [5] nicht ganz wörtlich
<531> Sieht man dieser elenden Sophistik genauer zu, so kömmt sie darauf hinaus: Z.B. es findet Überproduktion statt in Eisen, Baumwollstoffen, linens silks, woollens[1] etc., so kann z.B. nicht gesagt werden, daß zu wenig Kohlen produziert worden sind und daher jene Überproduktion stattfindet; denn jene Überproduktion von Eisen etc. schließt ganz so eine Überproduktion von Kohle ein, wie etwa Überproduktion von Gewebe die von Garn. Möglich wäre Überproduktion von Garn gegen Gewebe, Eisen gegen Maschinerie etc. Dies wäre immer relative Überproduktion von konstantem Kapital. Es kann also nicht von der Unterproduktion[2] der Artikel die Rede sein, deren Überproduktion eingeschlossen ist, weil sie als Element, Rohstoff, matière instrumentale[3] oder Produktionsmittel eingehn in die Artikel (die "particular commodity of which too much may be produced, of which there may be such a glut in the market, as not to repay the capital expended on it"[4]), deren positive Überproduktion eben das fact to be explained[5] ist. Sondern es ist von andren Artikeln die Rede, welche Produktionssphären direkt angehören, die weder subsumiert unter die leitenden Handelsartikel, die overproduced sind nach der Voraussetzung, noch solchen Sphären, in denen, weil sie die vermittelnde Produktion für diese Sphären bilden, die Produktion wenigstens so weit gegangen sein muß, wie in den Schlußphasen des Produkts - obgleich nichts dem im Wege steht, daß sie selbst weitergegangen und innerhalb der Überproduktion daher eine Überproduktion stattgefunden hat. Z.B., obgleich so viel Kohle produziert worden sein muß, um alle die Industrien in Gang zu haben, worin Kohle als notwendige Produktionsbedingung eingeht, also die Überproduktion der Kohle eingeschlossen ist in die Überproduktion von Eisen, Garn etc. (obgleich die Kohle nur proportionate produziert war zur Produktion von Eisen und Garn), so ist es auch möglich, daß mehr Kohle produziert wurde, als selbst die Überproduktion in Eisen, Garn etc. erheischte. Dies ist nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich. Denn die Produktion von Kohle und Garn und jeder andren Produktionssphäre, die nur Bedingung oder Vorphase des in einer andern Sphäre zu vollendenden Produkts liefert, richtet sich nicht nach der unmittelbaren Nachfrage, nach der unmittelbaren Produktion oder Reproduktion, sondern nach dem Grad, Maß, Verhältnis (Proportion), worin diese go on extending[6]. Und daß in dieser Berechnung das Ziel überschossen
_____
[1] Leinen, Seide, Wollwaren - [2] in der Handschrift: Überproduktion - [3] Hilfsstoff - [4] "bestimmten Ware, von der zuviel produziert, von der dann ein solches Überangebot auf dem Markt vorhanden sein mag, daß das aufgewendete Kapital nicht zurückerstattet wird" (siehe vorl. Band, S.500, 504 und 506) - [5] die zu erklärende Tatsache - [6] fortfahren, sich auszudehnen
<532>
werden kann, ist self-evident[1]. Also in den andren Artikeln, wie z.B.
Pianofortes, Edelsteinen etc., ist nicht genug produziert worden,
unterproduziert worden. {Es gibt allerdings auch Überproduktionen,
wo die Überproduktion in den nicht leitenden Artikeln nicht Folge ist,
sondern wo umgekehrt die Unterproduktion Ursache der Überproduktion
ist, wie z.B. wenn Getreidemißwachs oder Baumwollmißwachs etc.}
Die Abgeschmacktheit dieser Phrase tritt recht hervor, wenn sie, wie Say
und andre nach ihm getan haben, international angestrichen wird. Also z.B.
England hat nicht überproduziert, sondern Italien hat
unterproduziert. Hätte Italien 1. Kapital genug, um das englische
Kapital zu ersetzen, was nach Italien in der Form von Waren exportiert worden
ist; 2. dies sein Kapital so angelegt, daß es die eigentümlichen
Artikel produzierte, die das englische Kapital bedarf, teils um sich selbst,
teils die aus ihm fließende Revenue zu ersetzen, so fände keine
Überproduktion statt. Also existierte nicht das Faktum der wirklichen
- mit Relation auf die wirkliche Produktion in Italien - existierenden
Überproduktion in England, sondern nur das Faktum der
imaginären Unterproduktion in Italien, imaginär,
weil sie ein ||724| Kapital in Italien voraussetzt und eine Entwicklung der
Produktivkraft, die dort nicht existiert, und weil sie zweitens die gleiche
utopische Voraussetzung macht, daß dies nicht in Italien
existierende Kapital grade so verwandt worden ist, wie es nötig wäre,
damit English supply and Italien demand[2], englische und italienische Produktion
sich ergänzten, d.h. in andren Worten nichts [anderes als]: Es fände
keine Überproduktion statt, wenn Nachfrage und Zufuhr sich
entsprächen, wenn das Kapital so verhältnismäßig in
allen Produktionssphären verteilt wäre, daß die Produktion
des einen Artikels die Konsumtion des andern, also seine eigne Konsumtion
einschlösse. Es gäbe keine Überproduktion, wenn es keine
Überproduktion gäbe. Da aber die kapitalistische Produktion sich
nur in gewissen Sphären, unter gegebnen Bedingungen, Zügel
schießen lassen kann, so wäre überhaupt keine kapitalistische
Produktion möglich, wenn sie in allen Sphären gleichzeitig
und gleichmäßig sich entwickeln müßte. Weil
Überproduktion in diesen Sphären absolut stattfindet findet sie
relativ auch in den Sphären statt, wo nicht überproduziert worden
ist.
Also heißt diese Erklärung der Überproduktion auf der einen
Seite durch die Unterproduktion auf der andren nichts [andres als]: Wenn
proportionelle Produkion stattfände, fände keine Überproduktion
statt. Ditto, wenn Nachfrage und Zufuhr sich entsprächen. Ditto, wenn
alle Sphären
_____
[1] selbstverständlich - [2] englisches Angebot und italienische Nachfrage
<533>
gleiche Möglichkeiten der kapitalistischen Produktion und ihrer Erweiterung
- Teilung der Arbeit, Maschinerie, Ausfuhr in entfernte Märkte etc.,
massenhafte Produktion - einschlössen, wenn alle Länder, die
miteinander handeln, gleiche Fähigkeit der Produktion (und zwar verschiedner
und sich ergänzender Produktion) besäßen. Also findet
Überproduktion statt, weil alle diese frommen Wünsche nicht
stattfinden. Oder noch abstrakter: Es fände keine Überproduktion
auf der einen Seite statt, wenn Überproduktion auf allen Seiten
gleichmäßig stattfände. Das Kapital ist aber nicht groß
genug, um universell überzuproduzieren, und daher findet partielle[1]
Überproduktion statt.
Näher betrachtet die Phantasie:
Es wird zugegeben, daß in jedem besondren trade überproduziert
werden kann. Der einzige Umstand, der Überproduktion in allen
gleichzeitig verhindern könnte, ist der Angabe nach, daß Ware
gegen Ware sich austauscht - i.e. recourse to the supposed[2] Bedingungen
of barter[3]. Aber diese Ausflucht ist grade dadurch abgeschnitten, daß
der trade nicht barter ist und daher der Verkäufer einer Ware nicht
notwendig at the same timc the buyer of another[4]. Diese ganze Ausflucht
beruht also darauf, von dem Geld zu abstrahieren und davon zu
abstrahieren, daß es sich nicht von Produktenaustausch handelt, sondern
von Warenzirkulation, für die das Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf
wesentlich.
{Die Zirkulation des Kapitals schließt in sich
Möglichkeiten der Störungen ein. Es handelt sich z.B. bei
der Rückverwandlung des Geldes in seine Produktionsbedingungen nicht
nur darum, das Geld wieder in dieselben (der Art nach) Gebrauchswerte zu
verwandeln, sondern zur Wiederholung des Reproduktionsprozesses essentiell[5],
daß diese Gbrauchswerte wieder zu ihrem alten Wert (drunter ist
natürlich noch besser) zu haben sind. Der sehr bedeutende Teil dieser
Reproduktionselemente, der aus Rohstoffen besteht, kann aber aus doppelten
Gründen steigen: Erstens wenn die Produktionsinstrumente in raschrer
Proportion vermehrt werden als Rohstoffe for the given time[6] beschafft
werden können. Zweitens infolge des variablen Charakters der
seasons[7]. Die Witterung spielt daher (das Wetter), wie Tooke richtig bemerkt,
so große Rolle in der modernen Industrie. (Dasselbe gilt mit Bezug
auf den Arbeitslohn für die Lebensmittel.) Die Rückverwandlung
von Geld in Ware kann also auf Schwierigkeiten stoßen und
Möglichkeiten der Krise schaffen, ganz so gut wie die Verwandlung der
_____
[1] In der Handschrift: universelle - [2] d.h. Zuflucht zu den vorausgesetzten - [3] des Tauschhandels - [4] zur gleichen Zeit der Käufer einer anderen - [5] wesentlich - [6] für den gegebenen Zeitraum - [7] Jahreszeiten
<534>
Ware in Geld. Soweit die einfache Zirkulation, nicht die Zirkulation des
Kapitals, betrachtet wird, finden diese Schwierigkeiten nicht statt.} (Es
gibt noch eine Masse Momente, Bedingungen, Möglichkeiten der Krise,
die erst bei der Betrachtung der konkretern Verhältnisse, namentlich
der Konkurrenz der Kapitalien und des Kredits betrachtet werden können.)
||XIII-725| Die Überproduktion von Waren wird geleugnet, dagegen
zugegeben die Überproduktion von Kapital. Das Kapital besteht
nun selbst aus Waren oder, soweit es aus Geld besteht, muß es in Waren
d'une manière ou d'une autre[1] rückverwandelt werden, um als
Kapital funktionieren zu können. Was heißt also
Überproduktion uon Kapital? Überproduktion der Wertmassen,
die bestimmt sind, Mehrwert zu erzeugen (oder dem stofflichen Inhalt nach
betrachtet, Überproduktion von Waren, die zur Reproduktion bestimmt
werden) - also Reproduktion auf zu großer Stufenleiter, was
dasselbe ist wie Überproduktion schlechthin.
Näher bestimmt, heißt dies weiter nichts als daß zuviel
prodiziert wird zum Zweck der Bereicherung oder ein zu großer
Teil des Produkts bestimmt ist, nicht als Revenue verzehrt zu werden, sondern
mehr Geld zu machen (akkumuliert zu werden), nicht die
Privatbedürfnisse ihres Besitzers zu befriedigen, sondern ihm den abstrakten
gesellschaftlichen Reichtum, Geld und mehr Macht über fremde Arbeit,
Kapital zu schaffen - oder diese Macht zu vergrößern. Dies wird
auf der einen Seite gesagt. (Ric[ardo] leugnet es.[2]) Und auf der andren,
womit wird die Überprodukion der Waren erklärt? Daß die
Produktion ist not diversified enough[3], daß bestimmte Gegenstände
des Konsums nicht massenhaft genug produziert worden sind. Daß es sich
hier nicht um den industriellen Konsum handeln kann, klar, denn der Fabrikant,
der in Leinwand überproduziert, steigert dadurch notwendig seine Nachfrage
nach Garn, Maschinerie, Arbeit etc. Es handelt sich also um den Privatkonsum.
Es ist zuviel Leinwand produziert worden, aber vielleicht zu wenig Apfelsinen.
Vorhin wurde das Geld geleugnet, um die Scheidung zwischen Kauf und Verkauf
[als nicht existierend] darzustellen. Hier wird das Kapital geleugnet, um
die Kapitalisten in Leute zu verwandeln, die die einfache Operation W - G
- W vollziehn und für den individuellen Konsum, nicht als
Kapitalisten, mit dem Zweck der Bereicherung produzieren, mit dem Zweck,
den Mehrwert zum Teil in Kapital zurückzuverwandeln. Aber die Phrase,
daß zuviel Kapital da ist, heißt ja nichts als daß
zu wenig als Revenue verzehrt wird und verzehrt werden kann unter
den
_____
[1] auf die eine oder andere Weise - [2] vgl. vorl. Band, S.497/498 - [3] nicht verschiedenartig genug
<535>
gegebnen Bedingungen. (Sismondi.) Warum stellt denn der Leinwandproduzent
an den Kornproduzent die Forderung, daß dieser mehr Leinwand oder dieser
an jenen, daß er mehr Korn konsumiere? Warum realisiert der
Leinwandproduzent[1] selbst nicht einen größren Teil seiner Revenue
(Mehrwerts) in Leinwand und der farmer in Korn? Bei jedem einzelnen wird
zugegeben werden, daß ihr Bedürfnis des Kapitalisierens (abgesehn
von der Schranke des Bedürfnisses) diesem im Weg steht. Bei allen
zusammengenommen nicht.
(Wir abstrahieren hier ganz von dem Element der Krisen, das daraus entspringt,
daß die Waren wohlfeiler reproduziert werden, als sie produziert wurden.
Hence[2] Entwertung der auf dem Markt befindlichen Waren.)
Alle Widersprüche der bürgerlichen Produktion kommen in den allgemeinen
Weltmarktkrisen kollektiv zum Eklat, in den besondren Krisen (dem Inhalt
und der Ausdehnung nach besonderen nur zerstreut, isoliert, einseitig.
Die Überproduktion speziell hat das allgemeine Produktionsgesetz
des Kapitals zur Bedingung, zu produzieren im Maß der Produktivkräfte
(d.h. der Möglichkeit, mit gegebner Masse Kapital
größtmöglichste Masse Arbeit auszubeuten) ohne Rücksicht
auf die vorhandnen Schranken des Markts oder der zahlungsfähigen
Bedürfnisse, und dies durch beständige Erweiterung der Reproduktion
und Akkumulation, daher beständige Rückverwandlung von Revenue
in Kapital auszuführen, während ||726| andrerseits die Masse der
Produzenten auf das average[3] Maß von Bedürfnissen beschränkt
bleibt und der Anlage der kapitalistischen Produktion nach beschränkt
bleiben muß.
[15. Ricardos Ansichten über die verschiedenen Arten der Akkumulation des Kapitals und über die ökonomischen Folgen der Akkumulation]
Ricardo sagt in ch. VIII "On Taxes":
"Sofern die jährliche Produktion eines Landes seine jährliche Konsumtion übersteigt, so sagt man von ihm, daß es sein Kapital vermehrt. Wenn seine jährliche Konsumtion durch seine jährliche Produktion nicht wenigstens ersetzt wird, so sagt man, es vermindert sein Kapital. Kapital kann daher durch eine erhöhte Produktion oder durch eine verringerte unproduktive Konsumtion vermehrt werden." (p. 162, 163.)
<536>
Unter "unproductive consumption" verstellt Ric[ardo] hier, wie er in der Note zum angeführten Satz (Note p. 163) sagt, Konsumtion durch unproduktive Arbeiter, "by those who do not reproduce another value" 1*). Unter Vermehrung der jährlichen Produktion also verstanden Vermehrung der jährlichen industriellen Konsumtion. Diese kann vermehrt werden durch direkten increase 2*) derselben, bei gleichbleibender oder selbst wachsender nichtindustrieller Konsumtion oder durch Verminderung der nichtindustriellen Konsumtion.
"Wenn wir sagen", heißt es in derselben Note, "daß Revenue erspart und zum Kapital geschlagen wird, so meinen wir, daß der Teil der Revenue, von dem es heißt, er sei zum Kapital geschlagen, durch produktive statt durch unproduktive Arbeiter verzehrt wird."
Ich habe gezeigt 3*), daß die Verwandlung von Revenue in Kapital keineswegs gleichbedeutend mit Verwandlung von Revenue in variables Kapital oder mit Auslegen derselben in Arbeitslohn. Dies jedoch ist R[icardo]s Meinung. In derselben Note sagt Ricjardo]:
"Stiege der Preis der Arbeit so hoch, daß trotz des Zuwachses von Kapital nicht mehr Arbeit angewandt werden könnte, so würde ich sagen, daß solcher Zuwachs von Kapital unproduktiv konsumiert wird."
Es ist also nicht der Konsum der Revenue durch produktive Arbeiter, der diesen Konsum "produktiv" macht, sondern der Konsum durch Arbeiter, die einen Mehrwert produzieren. Das Kapital vermehrt sich hiernach nur, wenn es m e h r A r b e i t kommandiert.
Ch. VII "On Foreign Trade".
"E s g i b t z w e i W e g e, a u f d e n e n K a p i t a l a k k u m u l i e r t w e r d e n k a n n: es kann gespart werden i n f o l g e e r h ö h t e r R e v e n u e oder i n f o l g e v e r r i n g e r t e r K o n s u m t i o n.
Wenn mein P r o f i t sich von 1000 l. auf 1200 l. e rh ö h t, w ä h r e n d m e i n e A u s g a b e n w e i t e rh i n d i e g l e i c h e n b l e i b e n, so werde ich jährlich 200 l. mehr als früher akkumulieren. Wenn i c h 2 0 0 l. b e i m e i n e n A u s g a b e n e i n s p a r e, w ä hr e n d m e i n P r o f i t w e i t e r d e r g l e i c h e b l e i b t, so wird dieselbe Wirkung erzielt; 200 l. werden jährlich meinem Kapital zugeschlagen." (p. 135.)
"Wenn d i e W a r e n, f ü r w e l c h e die Revenue verausgabt wird, durch die Einführung von Maschinen im a l l g em e i n e n um 20 Prozent im Werte fallen, so wird es mir ermöglicht, ebenso wirkungsvoll zu sparen, als ob meine Revenue sich um 20 Prozent erhöht hätte. In dem einen Fall bleibt jedoch die P r o f i t r a t e unverändert, im anderen erhöht sie sich um 20 Prozent. - Wenn ich durch die Einfuhr wohlfeiler ausländischer Waren 20 Prozent meiner Ausgaben einsparen kann, so wird das Ergebnis das gleiche sein, als wenn Maschinerie die Kosten ihrer Produktion gesenkt hätte, jedoch wird der Profit sich nicht erhöhen." (p. 136.)
_____
1*) "durch solche, die nicht einen anderen Wert reproduzieren" 2*) Vergrößerung - 3*) siehe vorl. Band, S. 471-492
<537>
(D.h. not be raised, if the cheaper goods entered neither into the variable nor the constant capital 1*).)
Also bei g l e i c h b l e i b e n d e r V e r a u s g ab u n g v o n R e v e n u e Akkumulation infolge eines Steigens der Profitrate {aber die Akkumulation hängt nicht allein von der Höhe, sondern von der Masse des Profits ab}; bei g l e i c h b l e i b e n d e r P r o f i t r a t e Akkumulation infolge verminderter expenditure 2*), von der R[i-cardo] aber hier annimmt, daß sie statthat infolge der Verwohlfeilerung (sei es durch Maschinerie oder foreign trades 3*)) der "commodities on which revenue was expended" 4*).
Ch. XX "Value and Riches, their distinctive Properties".
"Der Reichtum" (darunter versteht Ric[ardo] G e b r a u c h sw e r t e) "eines Landes kann auf zweierlei Art vermehrt werden.
Er kann dadurch erhöht werden, daß ein g r ö ß e r e r T e i l d e r R e v e n u e f ü r d e n U n t e r h a l t p r od u k t i v e r A r b e i t v e r w e n d e t w i r d, was nicht nur die M e n g e, sondern auch den Wert der Warenmasse vermehren wird. Oder aber er kann o h n e B e s c h ä ft i g u n g e i n e s z u s ä t z l i c h e n Q u a n t u m s A r b e i t dadurch vergrößert werden, daß die g l e i c h e M e n g e p r o d u k t i v e r v e r w e n d e t w i r d, was die Fülle, jedoch nicht den Wert der Waren erhöhen wird.
Im ersten Falle wird ein Land nicht nur reich werden, sondern der Wert seines Reichtums wird sich erhöhen. Es w i r d d u r c h S p a r s a m k e i t r e i c h w e r d e n, dadurch, daß es seine Ausgaben für Luxus- und Genußartikel einschränkt und d i e s e E i n s p a r u n g e n f ü r d i e R e p r od u k t i o n v e r w e n d e t.
¦¦727¦ Im zweiten Fall werden weder mit Notwendigkeit v e r m i n d e r t e A u s g a b e n für Luxus- und G en u ß a r t i k e l noch ein e r h ö h t e s Q u a n t u m b e s c h ä f t i g t e r p r o d u k t i v e r A r b e i t vorhanden sein, sondern m i t d e r s e l b e n A r b e i t w i r d m e h r p r o d u z i e r t; der Reichtum wird steigen, jedoch nicht der Wert. Von diesen zwei Arten der Erhöhung des Reichtums muß der letzteren der Vorzug gegeben werden, da sie das gleiche Ergebnis ohne den Entzug oder die Verringerung von Annehmlichkeiten hervorbringt, welche die erste Art unausbleiblich begleiten werden. K a p i t a l i s t j e n e r T e i l d e s R e i c h t u m s e i n e s L a n d e s, d e r i m H i n b l i c k a u f z u k ü n f t i g e P r o d u k t i o n v e r w e n d e t w i r d u n d d e r a u f d i e s e l b e W e i s e w i e d e r R e i c h t u m v e r m e h r t w e rd e n k a n n. Ein z u s ä t z l i c h e s K a p i t a l w i r d für die Erzeugung zukünftigen Reichtums gleich wirksam sein, ob es nun aus V e r b e s s e r u n g e n d e r T e c hn i k u n d M a s c h i n e r i e oder aus der V e r w e nd u n g v o n m e h r R e v e n u e f ü r d i e R e p r od u k t i o n herrührt; denn der Reichtum hängt immer von der Menge der produzierten Güter ab, ohne Rücksicht auf die Leichtigkeit, mit der die für die Produktion verwendeten Instrumente vielleicht beschafft worden sind. Eine bestimmte Menge Kleidung und Nahrungsmittel wird dieselbe Zahl von Leuten erhalten und beschäftigen und wird daher dieselbe Menge Arbeit verlangen, ob sie nun durch die Arbeit von 100 oder 200 Leuten
_____
1*) nicht erhöht werden, wenn die billigeren Waren weder in das variable noch in das konstante Kapital eingingen - 2*) Ausgabe 3*) auswärtigen Handel - 4*) "Waren, für welche die Revenue verausgabt wird"
<538>
produziert worden sind. Sie wird aber doppelt soviel wert sein, wenn 200 Leute bei ihrer Produktion beschäftigt waren." (p. 327, 328.)
Die erste Aufstellung R[icardos] war: Akkumulation wächst bei gleichbleibender expenditure, wenn die Profitrate steigt, oder bei gleichbleibender Profitrate, wenn die expenditure (der value nach) abnimmt, weil die Waren, in denen die Revenue verzehrt wird, sich verwohlfeilern.
Er stellt jetzt einen ändern Gegensatz auf.
Akkumulation wächst, das Kapital wird akkumuliert der Masse und dem Wert nach, wenn größrer Teil der Revenue der individuellen Konsumtion entzogen und der industriellen Konsumtion zugewandt, mehr produktive Arbeit mit dem Teil der so gesparten Revenue in Bewegung gesetzt wird. In diesem Fall Akkumulation from p a r s i m o n y 1*).
Oder expenditure bleibt dieselbe, es wird auch nicht mehr produktive Arbeit angewandt; aber dieselbe Arbeit produziert mehr, ihre Produktivkraft wird gesteigert. Die Elemente, aus denen das produktive Kapital besteht, Rohstoffe, Maschinerie etc. {vorhin waren es die Waren upon which revenue is expended 2*); jetzt sind es die Waren, employed as Instruments in production 3*)}, werden mit derselben Arbeit massenhafter, besser, wohlfeiler daher produziert. Die Akkumulation hängt in diesem Fall weder davon [ab], daß die Profitrate steigt, noch daß ein großer Teil der Revenue, infolge von parsimony, in Kapital verwandelt wird, noch daß ein kleinrer Teil der Revenue unproduktiv verausgabt wird, infolge der Verwohlfeilerung der Waren, worin Revenue ausgelegt wird. Sie hängt hier davon ab, daß die Arbeit produktiver wird in den Produktionssphären, die die Elemente des Kapitals selbst erzeugen, also die Waren sich verwohlfeilern, die als Rohstoff, Instrument etc. in den Produktionsprozeß eingehn.
Ist die Produktivkraft der Arbeit vermehrt worden durch Mehrproduktion von capital fixe, verhältnismäßig zum variablen Kapital, so wird nicht nur die Masse, sondern auch der W e r t der Reproduktion steigen, indem ein Teil des Werts des capital fixe in die jährliche Reproduktion eingeht. Dies kann gleichzeitig mit dem Wachstum der Bevölkerung und der Vermehrung der angewandten Arbeiterzahl stattfinden, obgleich sie r e l a t i v, im Verhältnis zu dem capital constant, das sie in Bewegung setzt, beständig abnimmt. Es findet so Wachstum nicht nur of wealth 4*), sondern of value statt, und es
_____
1*) infolge S p a r s a m k e i t - 2*) für welche die Revenue verausgabt wird - 3*) die als Instrumente der Produktion verwendet werden - 4*) des Reichtums
<539>
wird größre Masse lebendiger Arbeit in Bewegung gesetzt, obgleich die Arbeit produktiver geworden und die Masse der Arbeit im Verhältnis zur Masse der produzierten Waren abgenommen hat. Endlich kann auch bei gleichbleibender Produktivität der Arbeit variables und konstantes Kapital gleichmäßig wachsen mit der natürlichen jährlichen Zunahme der Bevölkerung. Auch dann akkumuliert sich das Kapital der Masse und dem Wert nach. Diese letztren Punkte läßt R[icardo] alle außer acht.
In demselben Kapitel sagt R[icardo]:
"Die Arbeit von einer Million Menschen in den Manufakturen wird stets den gleichen Wert, aber nicht immer den gleichen Reichtum produzieren."
(Dies sehr falsch. Der Wert des Produkts der million of men hängt nicht nur von ihrer Arbeit ab, sondern von dem Wert des Kapitals, womit sie arbeiten; wird also sehr verschieden sein, je nach der Masse der produzierten Produktivkräfte, womit sie arbeiten.)
"Durch die Erfindung von Maschinen, durch Erhöhung der Geschicklichkeit, durch bessere Arbeitsteilung oder durch Entdeckung neuer Märkte, wo vorteilhaftere Tauschakte vollzogen werden können, kann eine Million Menschen bei einem bestimmten Entwicklungsstand der Gesellschaft die doppelte oder dreifache Menge an Reichtum, an 'lebenswichtigen Artikeln, Annehmlichkeiten und Vergnügungen' im Vergleich mit einem anderen produzieren. Sie werden aber deswegen dem Werte nichts hinzufügen" (allerdings indem ihre vergangne ¦¦728¦ Arbeit in viel größrem Maßstab in die neue Reproduktion eingeht),
"denn jede Sache steigt oder fällt im Werte je nach der Leichtigkeit oder Schwierigkeit ihrer Produktion oder, mit anderen Worten, je nach dem für ihre Produktion aufgewendeten Quantum Arbeit."
(Jede einzelne Ware mag verwohlfeilert werden, aber die Gesamtsumme der vermehrten Warenmasse [wird] im Wert steigen.)
"Angenommen, die Arbeit einer gewissen Zahl von Menschen produziert mit einem bestimmten Kapital 1000 Paar Strümpfe und durch Verbesserungen der Maschinerie kann dieselbe Zahl von Menschen 2000 Paar produzieren oder aber weitere 1000 Paar und zusätzlich 500 Hüte herstellen, so wird der Wert der 2000 Paar Strümpfe [oder der 1000 Paar Strümpfe] und der 500 Hüte weder größer noch geringer als jener der 1000 Paar Strümpfe vor Einführung der Maschinerie sein, denn sie sind das Produkt der gleichen Quantität Arbeit."
(Notabene, wenn die machinery newly introduced 1*) n i c h t s kostet.)
"Der W e r t d e r a l l g e m e i n e n W a r e n m a s s e w i r d a b e r n i c h t s d e s t o w e n i g e r k l e in e r s e i n; denn obwohl der Wert der als Ergebnis der Verbesserung produzierten größeren Menge
_____
1*) neu eingeführte Maschinerie
<540>
genau der gleiche sein wird wie der der geringeren Menge, die ohne Verbesserung produziert worden wäre, so w i r d d o c h a u c h e i n e W i r k u n g a u f j e n e n o c h n i c h t k o n s u m i e r t e n W a r e n h e r v o r g e b r a c h t, d i e v o r d e r V e r b e s s e r u n g p r o d u z i e r t w o r d e n s i n d. Der Wert dieser Waren wird verringert, insofern sie nämlich Stück für Stück auf das Niveau der mit allen Vorteilen der Verbesserung produzierten Waren sinken, und die Gesellschaft wird trotz der vergrößerten Warenmenge, trotz ihres vermehrten Reichtums und ihrer vermehrten Mittel zum Genuß e i n e g e r i n g e r e S u m m e a n W e r t b e s i t z e n.
Durch d i e b e s t ä n d i g e E r h ö h u n g d e r L e i c h t i g k e i t d e r P r o d u k t i o n w i r d d e r W e r t v e r s c h i e d e n e r b e r e i t s f r üh e r p r o d u z i e r t e r W a r e n f o r t g e s e t z t v e r m i n d e r t, obwohl wir auf diesem Wege nicht nur den nationalen Reichtum, sondern auch die Kraft zu zukünftiger Produktion erhöhen." (p. 320-322.)
Ric[ardo] spricht hier von der Depreziation, die eine progressive Entwicklung der Produktivkraft ausübt, herbeiführt für die unter ungünstigem Bedingungen produzierten Waren, seien sie nun noch auf dem Markt befindlich oder aber als Kapital im Produktionsprozeß wirksam. Es folgt daher aber keineswegs, daß "the value of the general mass of commodities will be diminished" 1*), obgleich der Wert eines Teils dieser Masse vermindert wird. Diese Folge nur 1., wenn der Wert der infolge der improvements 2*) neu hinzugefügten Maschinerie und Waren kleiner als die in derselben Art früher vorhandner Waren hervorgebrachte Entwertung; 2., wenn außer acht gelassen wird, daß mit der Entwicklung der Produktivkräfte auch die Sphären of production beständig vermehrt, also auch Kapitalanlagen eröffnet werden, die früher gar nicht existierten. Die Produktion wird nicht nur verwohlfeilert im Fortgang der Entwicklung, sondern auch v e r m a n n i g f a c h t.
Ch. IX "Taxes on raw produce".
"Bezüglich des dritten Einwandes gegen Steuern auf Rohprodukte, nämlich, daß der steigende Lohn und der sinkende Profit eine Abschreckung für die Akkumulation bildet und in der gleichen Weise wie die natürliche Unfruchtbarkeit des Bodens wirkt, habe ich mich in einem anderen Teil dieses Werkes zu zeigen bemüht, daß E r s p a r n i s s e e b e n s o w i r k u n g s v o l l b e i d e n A u s g a b e n w i e b e i d e r P r od u k t i o n g e m a c h t w e r d e n k ö n n e n e b e n s o w i e d u r c h e i n e n R ü c k g a n g d e s W e r t e s d e r W a r e n, a u c h d u r c h e i n e E r h ö h u n g d e r P r o f i t r a t e. Durch eine Vermehrung meines Profits von 1000 l. auf 1200 l., während die P r e i s e unverändert bleiben, ist meine Fähigkeit gewachsen, mein Kapital durch Ersparnisse zu vermehren, sie ist jedoch nicht in dem Maße gewachsen, als sie es getan hätte, wenn m e i n P r o f i t u n v e r ä n d e r t g e b l i e b e n w ä r e, aber die Waren im Preise so gesunken wären, daß ich mir mit 800 l. ebensoviel hätte kaufen können wie vorher mit 1000 l." (p. 183, 184.)
Der ganze Wert des Produkts (oder vielmehr des Teils des Produkts, der zwischen Kapitalist und Arbeiter verteilt wird) kann depreziiert
_____
1*) "der Wert der allgemeinen Warenmasse sich verringern wird" 2*) Verbesserungen
<541>
werden, ohne daß das net income 1*) fällt, seiner Wertmasse nach.
(Der Proportion nach kann es noch steigen.) Dies in: Ch. XXXII "Mr. Malthus's Opinions on Rent".
"Die gesamte Beweisführung Malthus' ist auf ein unsicheres Fundament gebaut. Sie unterstellt, daß infolge der Verringerung des B r u t t o e i n k o m m e n s des Landes das Nettoeinkommen ebenfalls im gleichen Verhältnis geringer werden muß. Es ist eines der Ziele dieses Werkes gewesen zu zeigen, daß mit jedem Rückgang im tatsächlichen Wert der notwendigen Artikel die Arbeitslöhne sinken und der Kapitalprofit steigt - mit anderen Worten, daß von einem gegebenen jährlichen Wert ein geringerer Anteil an die arbeitende Klasse, und ein größerer Teil an jene gezahlt wird, deren Fonds diese Klasse beschäftigen. Angenommen, der Wert der in einer bestimmten Manufaktur erzeugten Waren sei 1000 l., die zwischen dem Unternehmer und seinen Arbeitern im Verhältnis von 800 l. für die Arbeiter und 200 l. für den Unternehmer aufzuteilen sind. ¦¦729¦ Falls der Wert dieser Waren auf 900 l. fällt und 100 l. an Arbeitslöhnen erspart werden, so wird das Nettoeinkommen des Unternehmers in keiner Weise beeinträchtigt und er kann nach dem Preisrückgang mit ebensoviel Leichtigkeit den gleichen Betrag an Steuern zahlen wie vorher." (p. 511, 512.)
Ch. V "On Wages".
"Trotz der Tendenz der Löhne, sich ihrer natürlichen Rate anzugleichen, kann ihre Marktrate in einer sich entwickelnden Gesellschaft für unbestimmte Zeit dauernd darüber liegen. Denn der Anstoß, der von einer Vermehrung des Kapitals für eine neue Nachfrage nach Arbeit ausgeht, braucht sich erst dann auszuwirken, wenn eine nochmalige Kapitalvermehrung in gleicher Weise wirkt.
Wenn so die Erhöhung des Kapitals allmählich und stetig erfolgt, kann die Nachfrage nach Arbeit einen ständigen Anreiz zur Vermehrung der Bevölkerung bieten." (p. 88.)
Vom kapitalistischen Standpunkt aus erscheint alles umgekehrt.
Die Masse der Arbeiterbevölkerung und der Grad der Produktivität der Arbeit bestimmen, wie die Reproduktion des Kapitals, so die der Bevölkerung. Hier erscheint es umgekehrt, daß das K a p i t a l die Bevölkerung bestimmt.
Ch. IX "Taxes on Raw Produce".
"Die Akkumulation von Kapital erzeugt natürlich eine verschärfte Konkurrenz zwischen denjenigen, die Arbeiter beschäftigen, und ruft eine entsprechende Erhöhung des Preises der Arbeit hervor." (p. 178.)
Dies hängt davon ab, in welchem Verhältnis mit der accumulation of capital seine verschiednen Bestandteile wachsen. Kapital kann akkumulieren und die Nachfrage nach Arbeit absolut oder relativ abnehmen.
_____
1*) Nettoeinkommen
<542>
Da nach Ric[ardo]s Renttheorie mit der Akkumulation des Kapitals und dem Wachstum der Bevölkerung Profitrate Tendenz zum Sinken hat, weil die necessaries 1*) im Wert steigen oder die Agrikultur unfruchtbarer wird, hat die Akkumulation Tendenz, die Akkumulation zu hemmen, und das G e s e t z v o n d e r A b n a h m e d e r P r o f i t r a t e - weil im Verhältnis, wie sich die Industrie entwickelt, die Agrikultur unproduktiver wird - schwebt als Fatum über der bürgerlichen Produktion. A. Smith dagegen sieht die Abnahme der Profitrate mit Vergnügen. Holland sein Vorbild. Sie zwingt, mit Ausnahme der größten Kapitalisten, die meisten Kapitalisten, statt vom Zins zu leben, ihr Kapital industriell anzuwenden; ist so Stachel der Produktion. Bei R[icardo]s Schülern nimmt das Grauen vor der unheilvollen Tendenz tragikomische Formen an.
Wir wollen hier die Stellen R[icardo]s zusammenstellen, die sich auf diesen Gegenstand beziehn.
Ch. V "On Wages".
"Die Vermehrung des Kapitals oder der Mittel für die Beschäftigung der Arbeiter geht in den verschiedenen Entwicklungsstufen der Gesellschaft mehr oder weniger rasch vor sich und m u ß i n j e d e m F a l l e v o n d e n p r o d u k t i v e n F ä h i g s t e n d e r A r b e i t a b h ä n g e n. Die produktiven Fähigkeiten der Arbeit sind im allgemeinen am größten, wenn es reichlich fruchtbaren Boden gibt: in solchen Zeiten geht die Vermehrung so rasch vor sich, daß Arbeiter nicht mit derselben Schnelligkeit wie Kapital beschafft werden können." (p. 92.)
"Man hat berechnet, daß sich die Bevölkerung unter günstigen Bedingungen in fünfundzwanzig Jahren verdoppeln kann. Das Kapital eines Landes kann sich jedoch unter denselben günstigen Bedingungen möglicherweise in kürzerer Zeit verdoppeln. In diesem Falle werden die Löhne während des gesamten Zeitraumes eine steigende Tendenz haben, da die Nachfrage nach Arbeit noch rascher anwachsen wird als das Angebot. In neuen Ansiedlungen, wo die Kunstfertigkeiten und Kenntnisse aus in deren Verfeinerung sehr fortgeschrittenen Ländern eingeführt werden, ist es wahrscheinlich, daß das Kapital dahin tendiert, sich rascher als die Menschen zu vermehren, und wenn der Mangel an Arbeitern nicht durch besser bevölkerte Länder ausgeglichen wird, so wird diese Tendenz den Preis der Arbeit sehr erheblich steigern. So wie diese Länder sich bevölkern und Boden geringerer Güte in Bebauung genommen wird, schwächt sich die Tendenz zur Kapitalerhöhung ab, d a d e r n a c h d e r S ä t t i g u n g d e s B e d a r f e s d e r v o r h a n d e n e n B e v ö l k e r u n g v e rb l e i b e n d e P r o d u k t e n ü b e r s c h u ß n o tw e n d i g e r w e i s e d e r L e i c h t i g k e i t d e r P r o d u k t i o n, d. h. d e r g e r i n g e r e n Z a h l d e r i n d e r P r o d u k t i o n B e s c h ä f t i g t e n e n t s p r e c h e n m u ß. Obwohl es demnach wahrscheinlich ist, daß unter den günstigsten Bedingungen die Möglichkeiten der Produktion größer sind als die Zahl der Bevölkerung, so kann dies doch nicht lange anhalten. Da der Boden in seiner Ausdehnung begrenzt und in seiner Güte unterschiedlich ist, geht mit jedem zusätzlich darauf angelegten
_____
1*) lebenswichtigen Güter
<543>
(Letztres eine Pfaffenerfindung. The power of population decreases mit der power of production. 1*))
Hier erstens zu notieren, daß R[icardo] zugibt, that "the accumulation of capital... must in all cases depend on the productive powers of labour" 2*), so daß die labour, nicht das Kapital das Prius ist.
Ferner sollte man nach R[icardo] meinen, daß in old settled 3*), industriell entwickelten countries 4*) mehr Leute sich mit der Agrikultur beschäftigen als in Kolonien, während die Sache sich umgekehrt verhält. Im Verhältnis zum selben Produkt wendet ¦¦730¦ England z.B. weniger agricultural labourers an than any other country, new or old 5*). Allerdings ist ein größrer Teil der nicht agricultural population 6*) indirekt in der agricultural production beteiligt. Aber selbst das durchaus nicht in dem Verhältnis, worin in den minder entwickelten Ländern die direct agricultural population größer ist. Gesetzt, selbst in England sei das Getreide teurer, die Produktionskosten größer. Es wird mehr Kapital angewandt. Es geht mehr vergangne, wenn weniger lebendige Arbeit in die agricultural production ein. Aber die Reproduktion dieses Kapitals kostet infolge der schon vorhandnen Produktionsbasis weniger Arbeit, obgleich sein Wert sich im Produkt ersetzt.
Ch. VI "On Profits".
Vorher noch einige Bemerkungen. Der Mehrwert hängt, wie wir sahen, nicht nur von der Rate des Mehrwerts, sondern von der Anzahl der gleichzeitig beschäftigten Arbeiter, also von der Größe des variablen Kapitals ab.
Die Akkumulation ihrerseits ist nicht bestimmt - direkt - durch die R a t e d e s M e h r w e r t s, sondern durch das Verhältnis des Mehrwerts zum total amount of the capital advanced 7*), d.h. durch die Profitrate, und weniger noch durch die Profitrate als durch den g r o s s a m o u n t o f p r o f i t 8*), der, wie wir sahen, für das Gesamtkapital der Gesellschaft identisch ist mit dem gross amount of surplus value 9*), für die besondern Kapitalien aber in the different trades may variate very much from the amount of surplus value produced by them 10*).
Betrachtet man die Akkumulation des Kapitals en bloc, so ist der Profit
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1*) Die durch die Bevölkerung gegebenen Möglichkeiten nehmen ab mit den Möglichkeiten der Produktion. - 2*) daß "die Vermehrung des Kapitals ... in jedem Fall von den produktiven Fähigkeiten der Arbeiter abhängen muß" - 3*) altbesiedelten - 4*) Ländern 5*) landwirtschaftliche Arbeiter an als irgendein anderes Land, sei es ein neues oder altes - 6*) landwirtschaftlichen Bevölkerung - 7*) zur Gesamtmasse des vorgeschossenen Kapitals 8*) Bruttobetrag des Profits - 9*) Bruttobetrag des Mehrwerts 10*) den verschiedenen Gewerbezweigen erheblich von der durch sie produzierten Masse des Mehrwerts abweichen kann
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Mehrwert = Mehrwert und die Profitrate = -------- oder vielmehr der Kapital Mehrwert berechnet auf je 100 Kapital.
Ist die Profitrate (per cent) gegeben, so hängt der gross amount of profit von der Größe des vorgeschoßnen Kapitals ab, also auch die Akkumulation, soweit sie durch den Profit bestimmt ist.
Ist die Summe des Kapitals gegeben, so hängt der gross amount of profit von der Höhe der Profitrate ab.
Kleines Kapital mit hoher Profitrate kann daher größren 1*) gross profit 2*) abwerfen als größres Kapital mit niedriger Profitrate.
Nimm an: 1 Kapital Profitrate gross profit p.c.
100 10 10 100 x 2 = 200 10/2 oder 5 10 100 x 3 = 300 10/2 oder 5 15 100 x 1 1/2 = 150 5 7 1/2
2
100 10 10 2 x 100 = 100 10/(2 1/2)= 4 8 2 1/2 x 100 = 250 4 10 3 x 100 = 300 4 12
3
500 10 50 5000 1 50 3000 1 30 10000 1 100
Sind Multiplikator des Kapitals und Divisor der Profitrate gleich, d.h., nimmt die Größe des Kapitals in demselben Verhältnis zu, worin die Profitrate fällt, so bleibt die Summe des gross profit unverändert. 100 zu 10 p.c. geben 10, und 2 x 100 zu 10/2 oder 5 p.c. geben ebenfalls 10. Dies heißt also
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1*) In der Handschrift: kleinern - 2*) Bruttoprofit
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in andren Worten: Fällt die Profitrate im selben Verhältnis, worin das Kapital akkumuliert (wächst), so bleibt der gross profit unverändert.
Fällt die Profitrate rascher als das Kapital wächst, so nimmt die Summe des gross profit ab. 500 zu 10 p.c. geben gross profit of 50. Aber die 6fache Summe, 6 x 500 oder 3000, zu 10/10 p.c. = 1 p.c. geben nur 30.
Endlich, wächst das Kapital schneller als die Profitrate abnimmt, so steigt der gross profit, obgleich die Profitrate fällt. So 100 zu 10 p.c. Profit gibt gross profit von 10. Aber 300 (3 x 100) zu 4 p.c. (wo also die Profitrate um 2 1/2 gefallen) gibt gross profit von 12.
Nun zu Ricardos Sätzen.
Ch. VI "On Profits".
"Die n a t ü r l i c h e T e n d e n z d e s P r o f i t s i s t a l s o z u f a l l e n, denn mit der fortschreitenden Entwicklung der Gesellschaft und des Reichtums kann die zusätzlich benötigte Menge Lebensmittel nur durch das Opfer von immer mehr Arbeit gewonnen werden. Diese Tendenz oder sozusagen G r a v i t a t i o n d e s P r o f i t s wird z u m G l ü c k häufig durch Verbesserungen der mit der Produktion von lebenswichtigen Gütern verbundenen Maschinen sowie durch Entdeckungen der Agrarwissenschaft g e h e m m t, die uns ermöglichen, einen Teil der früher erforderlichen Menge Arbeit freizusetzen und ¦¦731¦ daher den Preis der wichtigsten lebensnotwendigen Güter zu senken. Die Erhöhung der Preise für existenznotwendige Konsumgüter und Löhne ist jedoch begrenzt; denn sobald die Löhne... 720 l., d.h. die Gesamteinnahme des Farmers, erreichen, m u ß d i e A k k u m u l a t i o n a u f h ö r e n, w e i l d a n n k e i n K a p i t a l i r g e n d e i n e n P r of i t a b w e r f e n k a n n, keine w e i t e r e A rb e i t n a c h g e f r a g t w i r d und die B e v ö lk e r u n g damit i h r e n h ö c h s t e n S t a n d e rr e i c h t h a t. Allerdings wird schon viel früher die a uß e r o r d e n t l i c h n i e d r i g e P r o f i t r a t e j e d e A k k u m u l a t i o n z u m S t i l l s t a n d g e b r a c h t h a b e n, und fast das gesamte Produkt des Landes wird nach Bezahlung der Arbeiter Eigentum der Grundeigentümer und der Empfänger von Zehenten und Steuern sein." (p. 120, 121.)
Dies die bürgerliche "Götterdämmerung" in der R[icardo]schen Vorstellung, der jüngste Tag.
"Lange bevor dieser Stand der Preise zu einer Dauererscheinung geworden ist, b e s t e h t k e i n A n r e i z z u r A k k u m u l a t i o n, d a n i e m a n d a k k u m ul i e r t, e s s e i d e n n m i t d e r A b s i c h t, s e i n e A k k u m u l a t i o n p r o d u k t i v a n z ul e g e n, und ... folglich kann ein solcher Stand der Preise niemals eintreten. F a r m e r u n d F a b r i k a n t k ö n n e n e b e n s o w e n i g o h n e P r o f i t w i e d e r A r b e i t e r o h n e L o h n l e b e n. I h r A n r e i z z u r A k k u m u l a t i o n wird m i t j ed e r V e r r i n g e r u n g d e s P r o f i t s a b g es c h w ä c h t und wird d a n n g a n z v e r s c h w i nd e n. W e n n i h r P r o f i t s o g e r i n g i s t, daß er ihnen keine a n g e m e s s e n e E n t s c h ä d ig u n g für ihre Mühe und das R i s i k o g e w ä h r t, d a s s i e n o t w e n d i g e r w e i s e b e i d e r p r o d u k t i v e n A n l a g e i h r e s K a p i t a l s a u f s i c h n e h m e n m ü s s e n." (p. 123.)
"Ich muß nochmals betonen, daß die Profitrate viel rascher sinken würde ... denn bei einem Wert des Produktes, wie ich ihn unter den angenommenen Bedingungen
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angegeben habe, wird sich der Wert des Kapitals des Farmers erheblich erhöhen, da es notwendigerweise aus vielen in ihrem Preis gestiegenen Waren besteht. Ehe Getreide von 4 l. auf 12 l. steigen kann, w i r d s i c h d e r T a u s c h w e r t s e in e s K a p i t a l s w a h r s c h e i n l i c h v e r d o pp e l n, und es wird anstatt 3000 l. 6000 l. wert sein. Wenn also sein Profit 180 l. oder 6 Prozent auf sein ursprüngliches Kapital beträgt, ist die R a t e des Profits m Wirklichkeit zu dieser Zeit nicht höher als 3 Prozent, da 6000 l. zu 3 Prozent 180 l. einbringen und unter d i e s e n B e d i n g u n g e n ein n e u e r F a r m e r sich nur m i t 6 0 0 0 l. in seiner Tasche i n d e r L a n d w i r t s c h a f t b e t ät i g e n könnte." (p. 124.)
"Wir sollten gleichfalls erwarten, daß - wenn sich auch d i e P r o f i t r a t e d e s K a p i t a l s i n f o l g e d e r z u s ä t z l i c h e n A n l a g e v o n K a p i t a l a u f d e m B o d e n und des Steigens der Löhne verringert - doch die G e s a m t s u m m e d e r P r o f i t e w ä c h s t.
Angenommen nun, daß bei wiederholten Kapitalzugängen von 100 000 l. die Profitrate von 20 auf 19, auf 18, auf 17 Prozent fiele, sich also eine ständig fallende Rate ergäbe; man sollte erwarten, daß die Profitsumme, die jene einander folgenden Kapitalbesitzer erhalten, immer stiege, daß sie größer sein würde, wenn das Kapital 200 000 l. als wenn es 100 000 l. beträgt und noch größer, wenn es 300 000 l. ausmacht, und so weiter, t r o t z v e r m i n d e r t e r R a t e m i t j e d e r S t e ig e r u n g d e s K a p i t a l s w a c h s e n d. Diese P r o g r e s s i o n s t i m m t j e d o c h n u r f ü r e i n e g e w i s s e Z e i t. So ist 19 Prozent von 200 000 l. mehr als 20 Prozent von 100 000 l., 18 Prozent von 300 000 l.
ist wieder mehr als 19 Prozent von 200 000 l. Aber nachdem das Kapital zu einer großen Summe angewachsen ist und die Profite gefallen sind, v e r m i n d e r t die w e i t e r e A k k u m u l a t i o n d i e G e s a m t s u m m e d e s P r o f i t s. Angenommen also, die Akkumulation würde 1 000 000 l. und der Profit 7 Prozent betragen, so wird die Gesamtsumme des Profits 70 000 l. ausmachen. Wenn jetzt zu der Million eine Vermehrung von 100 000 l. Kapital hinzukäme und der Profit auf 6 Prozent fiele, dann werden die Kapitalbesitzer 66 000 l. erhalten, eine Verminderung von 4000 l., obwohl die Gesamtsumme des Kapitals von 1 000 000 l. auf 1 100 000 l. angestiegen wäre.
S o l a n g e d a s K a p i t a l ü b e r h a u p t n o c h e i n e n P r o f i t a b w i r f t, k a n n j e d o c h k e i n e A k k u m u l a t i o n v o n K a p i t a l s t a t t f i n d e n, o h n e d a ß s i e n i c h t n u r e i n e V e r g r ö ß e r u n g d e s P r o d u k t s, s o nd e r n a u c h e i n e n Z u w a c h s a n W e r t h e r v o r r u f t. Durch die Verwendung von 100 000 l. zusätzlichen Kapitals wird kein Teil des alten Kapitals weniger produktiv. Das Produkt des Bodens und der Arbeit des Landes muß sich vergrößern und sein Wert muß steigen, nicht nur durch den Wert dessen, was der früheren Produktionsmenge zugesetzt wird, sondern auch durch den neuen Wert, der durch die erhöhte Schwierigkeit der Produktion seines letzten Teiles dem gesamten Produkt verliehen wird. Sobald aber die Akkumulation von Kapital sehr groß wird, wird das Produkt, ungeachtet dieses erhöhten Wertes, so verteilt, daß ein geringerer Wert als vorher auf den Profit entfällt, wahrend der auf Rente und Lohn entfallende steigt." (p. 124-126.)
"Obwohl ein größerer Wert produziert wird, so wird ein höherer Anteil von dem, was nach Zahlung der Rente von diesem Werte übrigbleibt, von den Produzenten konsumiert, und das - und nur das - bestimmt den Profit. Solange der Boden reichliche Erträge hergibt, können die Löhne zeitweilig steigen und die Produzenten mehr als ihren gewöhnlichen Anteil konsumieren; aber der Anreiz, der dadurch für die Bevölkerungsvermehrung gegeben wird, wird d i e A r b e i t e r r a s c h e s t e n s a u f i h r e n ü b l i c h e n K o n s u m
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h e r a b d r ü c k e n. Sobald aber schlechte Böden in Bebauung genommen werden oder mehr Kapital und Arbeit mit einem geringeren Ertrage auf dem alten Boden aufgewendet wird, muß die Wirkung eine dauernde sein." (p. 127.)
¦¦732¦ "Die Wirkungen der Akkumulation werden also unterschiedlich in verschiedenen Ländern sein und hauptsächlich von der Fruchtbarkeit des Bodens abhängen. Wie ausgedehnt ein Land auch sein mag, in dem der Boden von schlechter Qualität und die Lebensmitteleinfuhr verboten ist, es wird doch die bescheidenste Kapitalansammlung von erheblichen Reduktionen der Profitrate und einem raschen Steigen der Rente begleitet sein; auf der anderen Seite kann ein kleines aber fruchtbares Land, besonders wenn es die Einfuhr von Lebensmitteln ungehindert zuläßt, einen großen Kapitalbetrag ohne größeren Rückgang der Profitrate und ohne erhebliches Steigen der Grundrente aufhäufen." (p. 128, 129.)
Auch infolge von S t e u e r n (ch. XII "Land-Tax") [kommt es vor], "daß kein a u s r e i c h e n d e r Ü b e r s c h u ß verbleibt, um die Bemühungen derjenigen anzuspornen, die normalerweise das Kapital des Staates mit ihren Ersparnissen vermehren." (p. 206.)
"Es gibt nur einen Fall" (ch. XXI "Effects of accumulation on Profits and interest"} "und auch dieser wird nur zeitweilig auftreten, m dem die Akkumulation von Kapital bei niedrigem Nahrungsmittelpreis von einem Fall des Profits begleitet sein kann, und zwar dann, wenn die z u m U n t e r h a l t d e r A r b e i t b e s t i m m t e n F o n d s s i c h s e h r v i e l r a s c h e r a l s d i e B e v ö l k e r u n g v e r m e h r e n; dann werden die Löhne hoch und die Profite niedrig sein. Wenn jedermann dem Gebrauch von Luxusartikeln entsagt und nur nach Kapitalakkumulation strebt, kann ein Quantum notwendiger Artikel produziert werden, für das es unmittelbar keine Konsumtion gibt. Für s o l c h e r a r t i n i h r e r Z a h l b e s c h r ä n k t e W a r e n k a n n z w e if e l l o s e i n a l l g e m e i n e s Ü b e r a n g e b o t b e s t e h e n, und es kann infolgedessen sein, daß weder eine Nachfrage für ein zusätzliches Quantum solcher Waren noch Profit bei der Anlage von mehr Kapital vorhanden sind. Sobald man aufhört zu konsumieren, wird man aufhören zu produzieren." (p. 343.)
Soweit R[icardo] über Akkumulation und das Gesetz vom Fall der Profitrate.