Wolfram Pfreundschuh (08.04.11)

Solidarische Ökonomie oder ökonomische Politik?

Die Zeit drängt, denn die Konsequenzen des Kapitalsmus werden als allgemeine Lebensgefahr spürbar. Man hatte sich doch bislang so sehr darauf verlassen, dass er in unerschöpfliche Lebensquellen durch die Erfindungskraft der technischen und sozialen Intelligenz führt, die Menschen bereichert, ohne dass sie hierfür sich und ihre Energien verbrauchen, der aus der Gemeinschaft brüderlich verbundener Menschen die Kraft schöpft, die ihrer individuellen Existenz abgeht und auch abverlangt wird. Der Glaube an das allgemein Gute versöhnt die Gegensätze, macht aus den Schluchten des Unbegriffenen Himmelsbrücken und sogar aus Kernspaltung eine Zukunftshoffnung. In der Abstraktion einer Zielvorstellung erscheint alles eben erst mal einfach nur als eine gute Idee, an die man nur glauben muss, um sie zu realisieren.

Aber mancher Glaube hat eine oft schlagartig auftretende Kehrseite. Es war eine so bequeme Vorstellung, dieser Glaube an die unerschöpflichen Quellen, an ein kosmisches Energiepotential der Atomkraft und an die daran geknüpfte Unendlichkeit der Wertschöpfung. Aber dass die Welt nicht unendlich belastet werden kann, zeigt sich immer wieder im Zusammenbruch der Ausbeute. Zurück bleibt nur Asche als Belastung für viele Generationen. Die Bilder aus Fukushima erweisen die absolute Armut menschlicher Intelligenz. Sie zeigen überdeutlich, wofür der physikalische und ökonomische Verstand nicht hinreichte, obwohl er es wissen müsste: Die unendliche Nutzung der Lebenssubstanzen betreibt deren Plünderung bis zum bitteren Ende und zerstört die wirtschaftlichen Potenziale der Zukunft. Und solche Nutzung betrifft nicht nur die Energiegewinnung. Sie ist auch das Prinzip des Kapitals. Im Grunde ist es ein und dasselbe Interesse.

Energiegewinnung durch Kernspaltung war als die unerschöpfliche Quelle einer Produktivkaft installiert worden, die dem unerschöpflichen Wertwachstum der kapitalistischen Produktion die absoluten Potenziale der Technik verleihen sollte. Sie hatte Japan an die Spitze der kapitalistischen Nationen gebracht. Und sie hat alle glauben lassen, dass es Wachstum ohne Ende gibt, ein grenzenloser Mehrwert durch bloße Technologie. Solche unerschöpflich scheinende Technik war immer notwendiger geworden, je unerschöpflicher der Trieb der Verwertung sich durchsetzte, weil er zugleich sein ureigenstes Produkt, die Profitrate, tendenziell sinken lässt. Die gigantische Staatsverschuldung der kapitalistischen Nation - und hier ist Japan auch der Spitzenreiter - hat aber noch keine Technik stoppen können. Im Gegenteil. Aus dem klitzekleinen Restrisiko, aus dem "bisschen Gefahr", das sie durch Kernschmelze und Endlagerung mit sich bringt, war nun ein nicht mehr zu übersehender finaler Zusammenbruch geworden (0).

Die wirtschaftliche Kernspaltung verschärft sich indes unbenommen und macht die Schwachen in dem Maße schwächer, wie sie die Starken bereichert. Die Wetten gehen gegen die Armut, weil in der Finanzwirtschaft die Winner durch die Looser leben und die Geldmacher die Ratings der Reichen nach oben und die der Armut nach unten treiben. Schließlich verlangen sie auch noch Abgaben, die Stück um Stück ganze Staatshaushalte erdrosseln und deren Sparpakete dann ganze Unternehmenskulturen vom Markt fegen. Wirtschaft bricht allerdings nicht so bildhaft zusammen, wie es Explosionen in Kernkraftwerken medial vermitteln. Ihre Bilder betreffen uns ja auch nicht so sichtbar. Es sind nicht nur die offensichtlichen Staatsverschuldungen, die sich in den Zinsspiralen der Kreditwirtschaft verschärfen, sondern vor allem auch deren weniger auffällige Folgen, die allgemeine Enteignung der Menschen durch eine zunehmend feudalisierte Kapitalwirtschaft, die hungernden Menschen, die Elendsviertel und Kriege der Welt und die Kinder auf allen Kontinenten, deren Zukunft schon heute verbraucht wird (1). Derweil potenzieren sich die zirkulierenden Geldströme ins Unermessliche und haben nur noch wenig Bezug zur Realwirtschaft. Kredite erzeugen Kredite. Es wird immer mehr Geld auf den Markt geworfen und immer mehr Geld auch vernichtet. Bezahlt wird durch allseitige Sinnentleerung der Arbeit, der Kommunen und der Menschen selbst.

Die Notwendigkeit einer fundamentalen Kehrtwende der Entwicklung wird immer brennender. Viele Menschen haben das verstanden und begonnen, die Behauptung, dass der Kapitalismus alternativlos sei, zu hinterfragen. Es wäre für die Menschheit ja auch geradezu selbstmörderisch, hiergegen keinen Ausweg zu finden (2). Viele Diskussionen hierüber sehen Alternativen - nicht unbedingt in dieser Welt, doch aber für die Menschen. Ihr bekanntester Wahlspruch heißt: "Eine andere Welt ist möglich". In der alternativen Szene laufen sie schon länger unter  dem Oberbegriff „Solidarische Ökonomie“.  Der umfasst die Themen Grundsicherung, Gemeingüterproduktion, Regionalgeld und Gemeinwohlökonomie und reicht bis hin zur Diskussion um eine „Demokratische Ökonomie“ („After Capitalism“ von David Schweickart).

Wenn man genauer hinsieht, verstecken sich hinter vielen dieser Vorstellungen aber lediglich Variationen des Wirtschaftens mit Geld, wie sie schon als Ideale der bürgerlichen Gesellschaft zugrunde lagen: Freiheit, Gleichheit und Solidarität. Geld macht das möglich, wenn man es hat. Alternativ (alter natus = anders geboren, andere Natur) meint aber, dass es um etwas ganz Anderes geht, um etwas, das wesentich anders ist. Das kann allerdings vieles heißen. Was meint dann der Spruch von der anderen Welt oder von einer anderen Ökonomie, die daraus bestehen will, dass Geld gerechter verteilt wird, die Menschen besser miteinander umgehen und sie weniger gierig oder machtgeil sein sollen, einer Welt, in der die Menschen endlich solidarisch ihre Arbeit und Gemeinschaft zustande bringen sollen? Haben wir etwa dadurch eine Alternative zur bestehenden Welt, in der wir leben, dass wir uns anders verhalten, anders bewerten, anderes wollen? Ist das alles nur ein psychologisches oder kulturelles Problem, das durch Einforderung eines guten Willens zu lösen ist? Hat diese Welt keine Wirklichkeit, für die der Einsatz, sie auch wirklich zu ändern, sich lohnen würde? Oder anders gefragt: Was überhaupt macht die Veränderbarkeit der Welt aus?

Was macht die Welt veränderbar?

Seit den späten 70ger-Jahren gibt es eine so genannte Alternativbewegung. Die Alternativen hatten sich vor allem selbst schon durch ihre Lebensform und Moral als das Andere vorgestellt, einerseits mit der Vorstellung von einem Gemeinwesen, das dem Verwertungszwang der Finanzmärkte nicht mehr verfügbar sein soll und andererseits mit einer Vorstellung von Solidarität, durch welche Armut abgeglichen werden soll. Sie hatten durch Selbstorganisation immerhin Schutzraum geboten und Kritik an den herrschenden Verhältnissen befördert. Doch sie wurden immer wieder von den Verhältnissen auf den Geld- und Warenmärkten eingeholt und entweder als andere - z.B. biologisch orientierte Lebensform - einvernahmt, oder durch Übernahme - z.B. als alternativer Energiebetrieb - kassiert oder durch die Unwirtschaftlichkeit der Selbstausbeutung ausgeschaltet. Es endete in der bitteren Erkenntnis, dass die Welt eben anders ist, als sie es sein können, und dass man in der Marktwirtschaft nur bestehen kann, wenn man ihr Geld auch ihr entsprechend anwendet.

Die Wirtschaft der Märkte kann auf Dauer nicht durch einen besseren politischen Zweck, durch eine andere Politik vermenschlicht werden, denn sie ist selbst schon die Herrschaftsform des allgemeinen Privatrechts der politische Ökonomie. Die Diskussion um diese hatte schon im 19. Jahrhundert die politische, also gesellschaftliche Macht des Privateigentums als Wesenseigenschaft einer Wirtschaft begriffen, die an und für sich den gesellschaftlichen Reichtum erzeugt, diesen aber zur Geldverwertung zugleich der Gesellschaft entzieht. Eine derart ermächtigte Ökonomie bestimmt ein Gemeinwesen, das eine Produktmasse hervorbringt, die zum einen in Geldwerten verschleudert wird, aber von denen angeeignet werden soll, die am wenigsten Geld besitzen, weil sie nur zum Überleben arbeiten können.

Das alles findet als Tauschhandel auf den Märkten der Welt statt und wird daher eben auch Marktwirtschaft genannt. Es ist aber das Gegenteil von dem, was Wirtschaften meint, nämlich mit geringst möglichem Aufwand an Arbeit ein Optimum an Effizienz der Produktion und der Produkte zu erlangen. Marktwirtschaft mag einigen Geldbesitzern Bequemlichkeiten verschaffen, weil sie den gesellschaftlichen Wertträger als Mittel ihrer Privatwelt in ihrer Tasche haben. Aber gerade das entzieht sie samt ihrem Geldbesitz der Welt der Menschen, über deren Existenz sie privat zu verfügen meinen, während sie zugleich von ihnen gesellschaftlich vollständig abhängig sind. In der Marktwirtschaft geschieht tatsächlich alles für diese allgemeine und zugleich pivate Form des Reichtums, für Geld und Kapital, und das ausschließlich antreibende Gemeinwesen ist eben nur dieses: Der Geldbesitz. Er ist die letztendliche, also wesentliche Form des Eigentums, die gesellschaftliche Macht der Produktion unter der Bedingung der Marktwirtschaft – daher also die politische Wesenseigenschaft der kapitalistischen Ökonomie überhaupt.

In der politischen Diskussion wurde aber diese Marktbeziehung meist nur als ein problembeladener Umstand, nicht selbst schon als widersprüchliches gesellschaftliches Lebensverhältnis begriffen. Sie wurde lediglich auf deren Betriebsform reduziert, auf die Bestimmung der Arbeit durch das Kapital, so dass ihre Beziehung zum politischen Gemeinwesen nicht selbst zum Gegenstand gesellschaftlicher Veränderung gemacht wurde. Gesellschaft wurde damit selbst nur als ein Arbeitsverhältnis aufgefasst, als ob dieses der Welt des Geldes schon per se entgegenstünde. Zugleich wurde damit das politische Gemeinwesen des Kapitals, die „freie Marktwirtschaft“, wie eh und je zu einer Solidargemeinschaft ideologisiert, die keinen Bezug zu ihrer Arbeitsform hat und daher auch durch bloße Mitbestimmung eingelöst werden könne. In der Verselbständigung und Fixierung auf die Betriebsform der Arbeit wurde die Vorstellung von Fortschritt meist aus genossenschaftlichen Idealen gewonnen. Und so wurde Gesellschaft auch auf die Vorstellung von einer Gemeinschaft des guten Willens reduziert, der gelegentlich auch heute noch zum Prinzip einer ethischen Demokratie erhoben wird.

Es gibt aber keinen ethischen Markt und keinen Gemeinbesitz an Geldwerten. Geld ist immer nur ein Quantum des Privateigentums, um das gekämpft wird, weil es nur mehr oder weniger sein kann, je nachdem, wie es erworben wird. Und der Schauplatz dieses Kampfes ist immer ein Markt, auf welchem Existenzen auf- und auch wieder untergehen, je nachdem, wie sie sich dort durch ihre Angebote halten können oder nicht. In ihrem Abgrund lauert immer das Risiko, nach grandiosen Verkaufserfolgen auch wieder selbst darin unterzugehen. Es ist ein Kampf um Sein oder nicht Sein, auch wenn es als Wettbewerb beschönigt wird und edlen Vorstellungen dienlich ist. Und Geld bleibt die einzige Sicherheit, mit der man in der Marktwirtschaft dem Ruin entgehen kann. Es ist das wesentliche Produkt des Marktes und zugleich sein zwingender Kern. Von ihm hängt die ganze Existenz der Menschen ab, solange es die ausschließliche gesellschaftliche Vermittlung ihrer Tätigkeiten und Bedürfnisse darstellt, wo immer sie davon leben müssen, ob nun durch Mondragon oder durch den Kaufhof. Und Geld bleibt das Subjekt der Fremdbestimmung der Menschen, der Grund ihrer Selbstentfremdung, solange es den Markt als Verhältnis von Waren gibt.

„Das Geheimnisvolle der Warenform besteht ... einfach darin, daß sie den Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eigenen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaften dieser Dinge zurückspiegelt, daher auch das gesellschaftliche Verhältnis der Produzenten zur Gesamtarbeit als ein außer ihnen existierendes gesellschaftliches Verhältnis von Gegenständen.“ (MEW 23, S. 86)

Die Warenform schafft Verhältnisse, in denen es allgemein nur um Geld gehen kann. Sie ist das Kernproblem der Marktwirtschaft, weil Waren eine widersprüchliche gesellschaftliche Beziehung zwischen Arbeit und Bedürfnissen der Menschen darstellen. Ihren Bedürfnissen ist zwar gesellschaftliche Arbeit voraussetzt, aber sie können sie nicht durch Arbeit befriedigen, sondern nur Geld erwerben, in welchem das gesellschaftliche Potenzial ihrer Bedürfnisbefriedigung geboten ist. Geld selbst ist gleichgültig gegen die Menschen und ihre Arbeiten und ihre Bedürfnisse. Es bestimmt alle Verhältnisse gleich geltend dadurch, dass man es lediglich haben muss, wo immer es auch entstanden und erworben sein mag. Der Markt gehört dem Glücklichen, also dem, der zu Geld kommt, indem gekauft wird, was er feilbietet, weil es günstiger oder besser ist, als das, was andere anbieten oder weil er einfach nur zur rechten Zeit am rechten Ort ist. Er selbst stellt das gesellschaftliche Risiko dar, das er an anderen auch zu fürchten hat, weil sie alle in ihren alltäglichen Tauschverhältnissen die Gestaltungsmacht der Ungewissheit zwischen Glück und Ruin nicht wirklich überwinden können, die sich zwischen alles stellt, was sie für ihr Leben tun und die ihr individuelles Leben verängstigt, ihre Existenz permanent bedroht. Objektiv als Brücke einer Nichtigkeit über die Schlucht zwischen Nachfragen und Angebote begründet es subjektiv eine Gier nach Geld, die süchtig macht und das Denken und Bewusstsein der Menschen beherrscht und ihre menschlichen Beziehungen immer wieder betrübt und scheitern lässt. Es ist die Macht einer Abstraktion, die sie entweder Gewinner oder Verlierer eines an und für sich sinnlosen Kampfes sein lässt, eines Kampfes, der mit ihrem Leben spielt. Wettbewerb nennt man dann das, was die Menschen hierfür betreiben müssen, um es als Wettkampf um den besseren Verkäufer hinzustellen. Ein Kampf ist es schon und oft auch eine Wette, doch beides zusammen ist Ideologie. Denn vor allem ist es ein Spiel mit ihrer Existenz, in die sie mehr oder weniger günstig hinein geboren werden und die sie dennoch als ihre persönliche Glücksschmiede verstehen sollen.

Bedrohliche Exstenz kann man nicht durch bessere Ideologien für einen besseren Markt überwinden, nicht durch eine Ethik des guten Menschseins und nicht durch die Solidarität mit Abhängigkeiten, die in ihrer Masse sich auch nur zur Masse der Ohnmacht aufsummieren können, solange sie vom Geld abhängig bleiben. Die bedrohliche Gewalt des Marktes entspringt seiner Gleichgültigkeit gegen die Menschen, der Absehung von ihrem wirklichen Leben, denn die Abstraktion von ihnen ist seine ausschließliche und ausschließende Wirklichkeit. Sie existiert als Getrenntheit durch Teilung der Zusammenhänge, als gesellschaftliche Trennungsmacht gegen das Zusammenwirken der Menschen, als Herrschaft durch den Besitz isolierter Überlebensmittel, eben durch den Geldbesitz, durch den die gesellschaftliche Wirkung der Menschen bestimmt wird. Dafür allein wird gearbeitet und dafür der Großteil der Lebenszeit verbraucht. Ein solches Verhältnis ist kein menschliches Lebensverhältnis, nicht die Gesellschaft der Menschen, gesellschaftliches Leben durch menschliche Arbeit, Kultur und Lebensgenuss; es ist die Gesellschaft einer gesellschaftlichen Überlebensform, die nur durch die Unterwerfung für Geld vonstatten gehen kann. Glück hat, wer das schafft, wer existieren kann, weil er sich selbst marktgerecht zu knechten versteht.

Die verkehrte Gesellschaft

Doch was bringt Geld dazu, Macht über die Menschen zu erlangen, als Kapital ihre Arbeitszeit und Freizeit, ihr ganzes Leben zu bestimmen und unbezahlte Arbeitszeit zu kassieren, als Finanzkapital ihre Existenz zu beherrschen und sich je nach Konjunktur und Spekulation aufzublähen oder wieder zu verflüchtigen? Als reines Zahlungsmittel wäre es doch nur ein bloßes Mittel, das eigentlich nur dazu verhelfen sollte, den Zweck zu erfüllen, den Menschen damit verfolgen. Wie kann es dann überhaupt wertlos werden, Betriebs- und Arbeitsplätze zerstören und die Menschen zu einem für sie immer sinnloseren Wertwachstum anhalten? Was zwingt der Markt und seine Warenförmigkeit den Menschen auf, dass sie sich hiergegen nicht unmitelbar zur Wehr setzen können (3)?

Geld ist eben ein Herrschaftsmittel, das nicht als herrschendes Subjekt in Erscheinung tritt. Es erzwingt die Knechtschaft der Menschen dadurch, dass sie sich selbst knechten müssen, um in seinen Besitz zu gelangen. Einerseits müssen sie es haben, um Leben zu können, andererseits haben sie an der Spekulation auf individuellen Erfolg teil, weil sie auf das Überleben durch persönliche Macht in einer Welt spekulieren, in der menschliche Ohnmacht vorherrscht. Deren Angst macht die wirkliche Armut aus. Kaum können die Menschen gerade mal von ihrem Lohn leben, da erscheint ihnen mehr Geld schon als Gewinn. Kaum haben sie etwas Geld ergattert, so sparen sie es auch schon zur Anteilnahme an der Existenzmacht auf, schatzen es auf, um ihrem existenziellen Risiko zu entfliehen, um sicher zu sein, und um ihrer Spekulation noch eine weitergehende hinzuzufügen, nämlich die Spekulation, durch Geld noch mehr Geld machen zu können. Nicht erst die Aktionäre und Finanzkapitalisten haben die Spekulation zu ihrem Zweck gemacht. Sie besteht schon auf dem Weg zum Gelderwerb, in jedem Moment der Lebensplanung, schon bei d er Ausbildung, bei der Arbeitssuche, in jeder Karriere, denn sie ist nichts anderes als die Spekulation, durch Entäußerung Erfolg zu erwerben, durch Zugewinn einer Geldmenge, durch ein reines Quantum an Möglichkeiten, Lebensqualität zu erhaschen.

Tatsächlich kann das hie und da auch gelingen, denn immerhin ist Geld tatsächlich das Medium von Möglichkeiten in einer Welt, worin alle Beziehungen auseinanderlaufen, sich nur in der Getrenntheit ihrer Lebensmomente verwirklichen können, weil sich ihre Inhalte nicht wirklich aufeinander beziehen können, weil es also noch keine wirkliche gesellschaftliche Beziehung der Menschen gibt. Sie können deren Qualität nur quantitativ in der herrschenden Wertform haben, immer nur als Chance, also als Quantum des Möglichen, an das sie vielleicht gelangen, wenn sie sich für Geld veräußern können, also auch einen Käufer hierfür finden. Spekulation sucht diese Getrenntheit von Qualität und Quantität durch Geldbesitz zu überwinden, durch ein möglichst großes Quantum Qualität zu sichern und für sich zu haben. Es ist die Illusion, als Käufer auch allgemein existieren zu können, um möglichst immer seltener Verkäufer sein zu müssen. Geld ist nämlich wesentlich in diesen Momenten unterschieden: Wer es hat und damit als Käufer auftreten kann, besitzt es als Maß der Werte und wer es nötig hat und deshalb seine Habe oder Kraft verkaufen muss, erfährt es als Maßstab der Preise. Es entpuppt sich darin das simple volkswirtschaftliche Verständnis von Angebot und Nachfrage, das Geld als Mittel des Ausgleichs verstehen will, als ein politisches Verhältnis der Macht im und durch Geldbesitz (14).

Der Markt ist nicht die ökonomische, sondern die politische Form einer gesellschaftlichen Existenz, in welcher die Menschen dem Geldbesitz zu Diensten sein müssen. Der Tanz ums Geld, zu dem alles drängt, vernebelt seine Herkunft und Niedertracht (4). Auf dem Markt sieht die bürgerliche Gesellschaft noch recht bunt und reichhaltig aus. Doch wenn man mal in ihre absolute Bedingung des Geldbesitzes und dessen Vermehrung hineinsieht, so erweist sich ihre Wirklichkeit als das schiere Gegenteil. Solcher Besitz vermehrt nicht die Vielfalt der Lebensinteressen und des Ausgleichs der Menschen. Er konzentriert die Einfalt und ihre Borniertheit in der Ausbeutung von Mensch und Natur, denn er ist  die politische Bestimmung einer Gesellschaft, deren Wirtschaft immer nur Geld und Geldverwertung zum Ursprung und Ziel all ihrer Verhältnisse haben kann, weil und solange die Arbeit dem Kapital folgen muss, - weil sie Lohnarbeit ist, die vor allem der Fortbildung des Kapitals, dem Verwertungsinteresse des Geldes zu gehorchen hat, was immer auch als Lohnanteil sich hierbei ergibt. Der Markt macht das Quantum, das Auf und ab der Preise und nimmt, was er für die Arbeit ausgibt, nach gesellschaftlichem Wertmaß an anderer Stelle wieder ein. In der Preisbildung erst ergibt sich der durchschnittliche Wert der Arbeit als Wert der verkauften Produkte und er muss immer mehr Produkte erzeugen, immer mehr Lebenssubstanz verausgaben, weil dieser Wert tendenziel sinkt und die Profitabilität des Kapitals schmälert.

Im Profit misst sich der Erfolg der Spekulation auf Mehrwert, in deren Zweck die Geldverwertung steht, also die Spekulation auf den Wert, der den arbeitenden Menschen durch unbezahlte Arbeit entzogen ist. Um dem Fall der Profitrate zu entkommen, werden ihm die Substanzen geopfert, die in ihm immer wieder verbrennen, wenn die Geldverwertung zur Geldentwertung gerät. In den Hochphasen der Produktion werden da zwar auf der einen Seite die Produktions- und Verkehrsmittel ständig verbessert, um die Arbeit auch wirtschaftlich effektiver zu machen. Auf der anderen Seite wird ihre Effizienz aber letztlich gegen die Menschen eingesetzt, die in der Sorge um ihren Selbsterhalt bedroht sind von Billiglohn, Arbeitslosigkeit und Aussonderung. Das Wertwachstum wird immer mehr erkauft durch eine permanent hoch gehaltenen Überbevölkerung der Arbeitskräfte und Substanzvernichtung des Lebens. Zwischen Politik und Ökonomie bestärkt sich auf diese Weise eine Gesellschaft, die für die Menschen in dem Maße unwirtschaftlich wird, wie sie Mehrwert produziert, in dem Maße also, wie ihre Arbeit nicht bezahlt wird und sie mehr arbeiteten müssen, als sie sich aneignen können. Ihr Mehrprodukt häuft sich als Geldwert auf, der von denen angeeignet wird, die damit ihre gesellschaftliche Macht vermehren, um sie zu beherrschen und schließlich immer wieder daran scheitern, dass sich diese Werte wieder verflüchtigen müssen, wenn sie nicht verwirtschaftet werden können. Gesellschaftlicher Fortschritt geschieht nur für diese Macht der Abstraktion, die das Risiko vermehrt, das sie überwältigen will. Und dies produziert und verfestigt allein die Ohmacht der Menschen gegen ihre Gewalt. Ihr Kreislauf ist längst geschlossen und daher zu einer finalen Spirale der Selbstzerstörung geworden.

Geldverwertung ist ein teuflisches Prinzip, in dem alles was entsteht, zugrunde gehen muss, weil es in abstrakten Welten zergeht, immer fiktiver wird und die Fiktionen immer mehr bestärkt. Das kann sich nur ändern, wenn eine gesellschaftliche Beziehung der Menschen dazwischentritt, wenn das Zusammenwirken ihrer Arbeiten und ihrer Bedürfnisse aufeinander durchsichtig vermittelt werden kann, wenn die abstrakte Arbeitsteilung aufgehoben, wenn also Arbeit und Gesellschaft in ihrem permanenten Entstehungsprozess von ihrer Marktförmigkeit befreit werden. Sie ist aufgehoben, wenn in ihr die Gesellschaft ausgeformt ist, in welcher Ökonomie und Politik sich nicht gegenseitig bestimmen, wie es ihnen die Warenform aufzwingt, sondern sie in einem permanenten Entwicklungsprozess vereint wirksam sein können, Ökonomie also nicht politisch bestimmt wird, sondern Politik selbst ökonomisch ist (6). Es muss also die politische Ökonomie zu einer ökonomischen Politik werden, zu einer Politik, welche der natürlichen Bewirtschaftung der Arbeit folgt, um Produkte für menschliche Bedürfnisse herzustellen. Um zu erkennen, was hiervon bereits im Keim vorliegt, stellt sich zunächst die Frage, was in diesem Sinne Gesellschaft und ihre politische Form überhaupt ist (7).

Die politische Form gesellschaftlicher Existenz

Menschliche Bedürfnisse beinhalten sowohl die Notwendigkeiten des Lebens, sich zu reproduzieren, als auch den Willen, sich zu verändern, sich zu entwickeln. An und für sich sind sie nicht ökonomisch. Wohl aber ist dies die Möglichkeit, sie zu befriedigen. Soweit es um die Erzeugung hierfür nützlicher Gegenstände geht, wird ihr Produkt bei der hierfür aufzubringenden gesellschaftlichen Arbeit durch die Minderung ihres Aufwands, durch die Schonung von Kraft und Ressourcen und die Entfaltung ihrer Synergie als menschliches Produkt erkennbar. Es wird darin eine wirkliche Beziehung zu den Bedürfnissen der Menschen wahrgemacht, denn nur durch eine wirklich wirtschaftliche Produktion können sie sich fortentwickeln und verfeinern. Gesellschaft ist die Lebensform dieser Beziehung von Bedürfnis und Arbeit, die ein und dieselbe Substanz haben, aber nur in ihren unterschiedlichen Momenten wirklich sein können. Kultur als Form des Zusammenhangs der Lebensbedürfnisse und Ökonomie als Verhältnisform des notwendigen Aufwands hierfür sind daher die wesentlichen Inhalte der gesellschaftlichen Beziehung der Menschen, Inhalt ihrer Lebensvielfalt und der Bildung ihres Reichtums (13).

Wir leben aber in einer marktwirtschaftliche Gesellschaft, in welcher dieser "Reichtum als eine ungeheuere Warensammlung erscheint" (Marx, Kapital I, S. 49). In dieser Form ist - wie gezeigt - den Menschen lediglich Reproduktion möglich, weil sie wesentlich für ein Kapital arbeiten, das ihnen den produzierte Reichtum entzieht, ihnen entfremdet und als eine Macht der Entfremdung sie beherrscht. Wir leben damit in einer verkehrten Gesellschaft, in welcher die Menschen mit der Arbeit zu ihrem Selbsterhalt, zu ihrer Reproduktion, zugleich die Ohnmacht gegenüber ihrer Produktion vermehren. Was hier verkehrt ist zeigt aber zugleich, dass jede Verkehrung substanziell auch das voraussetzt, was verkehrt ist. Es existiert lediglich in einer falschen Form, einer Form, die sich als selbständiges Geldquantum gegen ihren Inhalt, der Produktion der Lebensm ittel und Lebensgeschichte stellt, nicht auf diesen zurückkommt, sondern sich als Kapital ihm entgegenstellt, als Produkt unbezahlter Arbeit, als tote Arbeit die lebende Arbeit beherrscht. Dies resultiert weder aus der Arbeit selbst, noch aus den Bedürfnissen der Menschen; es ist das Resultat abstrakt geteilter Arbeit.

Eine Form, die ihrem Inhalt widerspricht, ist immer durch etwas bestimmt, das wirkt, ohne wirklich zu sein. Es ist lediglich abstrakt begründet und erzeugt die Wirklichkeit einer Abstraktion, die sich als beständige Ungewissheit herausstellt, als das Risiko in Verhältnissen, die nurmehr als waghalsige Schwebebrücke über ihre konkreten Abgründe zwischen Angebot und Nachfrage existieren können. Ohne Risiko kann man nur produzieren, wenn man sich gegen diese Abstraktionen verhält, von einer längst vorhandenen natürlichen Gewissheit ausgeht, die zu einer für alle durchsichtigen und einsichtigen Basis der Gesellschaft werden muss, welche die nur unwirklich vorhandenen gesiellschaftlichen Beziehungen des Geldes auch wirklich aufhebt.

Die natürliche Basis jeder Gesellschaft ist ihr Lebensraum, wie er sich geschichtlich gebildet hat. Dessen Natur besteht also in seiner Geschichte, in welcher seine Rohstoffe entdeckt und die Menschen, die ihn bevölkern, ihre Bedürfnisse entwiclkelt haben. Gesellschaft existiert also schon immer auch als Form eines natürlichen Lebensverhältnisses, in welchem der Kreislauf von Arbeit und Bedürfnissen durch die Natur ihrer Grundlagen, durch den Stoffwechsel ihrer Kultur schon gegeben ist und den Reichtum der Menschen bildet und diesen auch als Material ihrer Fortsentwicklung nutzt, - der also die Natur ihrer Kultur ausmacht, gleich, in welcher Form diese politisch bestimmt ist.

Die Lebensräume, in denen sich die Natur von Arbeit und Bedürfnis der Menschen als ihre gesellschaftliche und geschichtliche Wirklichkeit zusammenfindet, sind die Wirkräume der Politik. Diese müssen keine natürlichen Grenzen haben. Sie sind aber politisch dadurch bestimmt, dass sie geschichtlich entstanden sind und dass die Reproduktion der Menschen und ihre weitere Geschichtsbildung darin sich aus diesem geschichtlichen Ort heraus ergibt. Dadurch ist auch ihre Wirtschaft zunächst räumlich bestimmt, natürlicherweise aber unbeschränkt, also in einer Beziehung zu vielen Lebensräumen, in welchen andere Ressourcen und andere Menschen existieren. Der menschlichen Natur entspricht daher letztlich auch nur eine Weltgesellschaft, die aus vielen Kulturen mit vielen Geschichten besteht, die sich immer ergänzen können. Natürlich ist also die ergänzende Beziehung der Menschen und also auch eine Ergänzungswirtschaft, durch welche die Güter verschiedener Kulturen in eine durch ihr Bestreben nach Ergänzung bestimmte Beziehung versetzt sind, wenn sie ihre überschüssigen Güter austauschen (15).

Dasselbe trifft auch auf die Beziehung von Individuum und Gesellschaft zu. Gesellschaft gründet auf der Reproduktion und Entwicklung der einzelnen Menschen, der Individuen, wie auch der Reproduktion und Entwicklung der Gesellschaft, insgesamt also auf der Reproduktion und der Geschichte des gesellschaftlichen Menschen in seinem geschichtlich entstandenen Lebensraum (8). Diese Entwicklung macht die Kultur und also den gesellschaftlichen Reichtum der Menschen aus und sie muss missraten, wo sie eine unangemessene Form hat. Es geht daher bei jeder gesellschaftlichen Veränderung darum, wo und wie dieses Verhältnis als Lebensverhältnis von Menschen eine Änderung nötig hat, also wie und wo sie in ihrer Form misslingt. Es geht dabei also nicht um neue Inhalte und nicht nur um reine Formalitäten, etwa um die bloßen Quantitäten in der Verteilung von Arbeit und Nutzen, sondern um ein Lebensverhältnis, das dann gelingt, wenn die Grundlagen dieses Verhältnisses ohne Angst und Gewalt funktionieren.

Durch die wirtschaftliche Bestrebung nach Ergänzung stellt Gesellschaft also von vorn herein schon eine natürliche Verträglichkeit der Menschen dar. Und diese kann daher auch durch einen Gesellschaftsvertrag verfasst werden. Dieser ist im Grunde schon durch ihre wirtschaftliche Existenz gegeben und nötig. Und er soll daher auch die wahre Grundlage ihrer Geschichte sein, die den Inhalt ihrer Lebensform ausmacht. Und weil er immer auch nur geschichtlich gültig sein kann, muss seine Darstellung auch immer wieder dem entsprechend erneuert werden, Zuwanderung und Abwanderung berücksichtigen und das jeweils aktuelle Verhältnis zu anderen Kulturen formulieren. Ohne diese permanente Erneuerung wird keine Geschichte der Menschen eine ihnen adäquate Form haben und daher immer wieder auch die Form dieser Geschichte deformieren.

In der Fixation von Geschichte, in ihrem Anachronismus entstünde dann immer wieder eine eigene Formbestimmung, die sich ihrem Inhalt entgegensetzt, ihn entfremdet und sich seiner bemächtigt. Ein Gesellschaftsvertrag ist also nur dazu nötig, die Aufhebung und Verhinderung solcher Formbestimmung nach Maßgabe inhaltlicher Auseinandersetzungen zu betreiben. Die natürliche Verträglichkeit einer Gesellschaft beruht auf der geschichtlichen Identität der Interessen zwischen Kultur und Wirtschaft und ist daher zunächst ein Reproduktionsvertrag zwischen dem Einzelwesen Mensch und seiner Gesellschaft und dann auch zwischen den gesellschaftlich versammelten Menschen, die den Willen ihrer Geschichte auf der Basis ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten sowohl als einzelne Kommune wie auch im Zusammenhang der Kommunen auf der ganzen Welt bilden. Dies ist die Grundlage eines gesellschaftlichen Verhältnisses der Menschen als Vertragsverhältnis ihres Lebens, als Lebensverhältnis, in welchem auch der Austausch ihrer Güter zu quantifizieren ist. Von daher ist die Ergänzungswirtschaft immer eine Vertragswirtschaft, in welcher diese Verhältnisse bestimmt sind. Es ist dies die politisch adäquate Form der Ökonomie - Politik, die nicht Eigenschaft, sondern wesentlich ist. Solche Politik wird sich zwar weiterhin zwischen Allgemeinheit und Besonderheit vermitteln müssen; sie hat aber keine Machthierarchie nötig. Durch Verträge wird die vertikale Machtstruktur in horizontale Beziehungen verwandelt. Damit wird eine Vernetzung möglich, die auf allen politischen Ebenen in demselben Allgemeinheitsgrad verläuft, ohne durch eine Abstraktionsmacht wie Geld unterbrochen und zerteilt zu werden.

Also wandelt sich hierdurch auch Geld selbst zu einem bloßen Mittel, in welchem qualitative Beziehungen lediglich einen konkret quantitativen Ausdruck zur Geltung bringen, z.B. in einer ihnen adäquaten Zeit- und Raumbemessung. Dies verschafft jedem eine Anteilnahme, die ihn nur soweit von dieser Beziehung abhängig macht, wie er darin auch beteiligt ist, weil sie ihm in dem Umfang verfügbar ist, wie er sich auf einen ihm aqäquaten Vertrag einlassen will und kann. Dieser bestimmt sich also nicht einfach nur aus einem reinen Sachverhältnis, sondern zugleich auch aus dem Ort, in welchem sich die Gesellschaft vollzieht und ihre Lebensinhalte entfaltet. Die konkrete Form solchen Inhalts ist zu allererst die Kommune, in der die Menschen sich nicht nur sachlich, sondern auch politisch ins Verhältnis setzen (10). Sie enthält die Grundlagen aller Wirtschaft: Die Einheit von Ort und Tätigkeit der Gesellschaft, die Notwendigkeit von Ökonomie als wesentlichste Gestaltungseigenschaft der Politik.

Ökonomische Politik

Politik betrifft Raum und Struktur einer Gesellschaft, Wirtschaft betrifft Zeit und Menge, die Effizienz ihrer Produktivkraft. Die Einheit von Wirtschaft und Politik, wenn sie geglückt ist, stellt sich als Synergie der Arbeit in einem bestimmten Lebensraum dar, als Fortschritt der gesellschaftlichen Produktivität, als Emanzipation aus der Naturnotwendigkeit der Arbeit und Freiheit der Kulturentfaltung, als sinnvolle Geschichte von Mensch und Gesellschaft. Beides macht die kommunale Wirklichkeit aus. Sie ist weder nur politisch, noch nur wirtschaftlich. Sie ist beides in einem, ein wirklich wirtschaftliches Verhältnis der Politik, die wirkliche Grundlage von Reproduktion und Entwicklung der Menschen. Dazu gehört also nicht nur ihr einfacher Selbsterhalt, ihre Reproduktion, sondern auch die Bildung eines natürlichen Reichtums, ein Mehrprodukt, das nicht Mehrwert darstellt, sondern Fortschritt, Politik zur Verbesserung des Lebensstandards und Wirtschaft zur Minderung des Arbeitsaufwands und Vervollständigung seiner Synergie.

Nötig hierfür ist das Verhältnis von Produktion und Reproduktion als wirtschaftlicher Kreislauf, der seine Reproduktion möglichst vollständig in einer Region oder Kommune zustande bringt und ein Mehrprodukt zur Ergänzungswirtschaft verfügbar machen kann. Das erfordert eine kommunale Industrie, die für die Grundsicherung der Menschen den Rückhalt bietet. Und es erfordert die Einbeziehung des Umlands mit Land- und Forstwirtschaft, die Aufhebung der Trennung von Stadt und Land, also die Herstellung von gesellschaftlichem Grund und Boden als einfachste Naturressource, wodurch die Stadt auch Dorf und das Dorf auch Stadt sein kann. Mit heutigem Produktionspotenzial und modernen Verkehrsmittel, mit moderner Produktivkraft, könnte eine kommunale Industrie die Grundlasten der Reproduktion durch Beteiligung der hierdurch grundgesicherten Menschen zu einem großen Anteil des Selbsterhalts beibringen. Außerdem werden die Wege einfacher und kürzer, wenn sie an Ort und Stelle geschieht und wenn zum Beispiel allgemein zugängliche Automaten und Blockkraftwerke zur Verfügung stehen, Bäckereien, Gärtnereien, Landwirtschaften, Reparaturwerkstätten, Dienstleistungen usw. Man könnte solche Grundleistungen zum Teil auch schon im Rahmen einer Art kommunal verwalteter Nachbarschaftshilfe erbringen, durch die sich kommunale Untergliederungen bilden lassen. Es wäre in jedem fall eine höchst wirtschaftliche Grundlage der Existenzsicherung geschaffen und zugleich auch ein wichtiger Beitrag zur Umweltschonung geleistet. Wesentlich bleibt bei alledem die kommunale Struktur und die vertragliche Organisation des Produktionsverhältnisses überhaupt, durch welche erst die gesellschaftliche Verfügung über ein Mehrprodukt möglich ist (9).

In jeder einzelnen Kommune ist schon heute das gesellschaftliche Leben der Menschen ihr wesentlichster Bestandteil. Aber nur dessen Geldwert war bisher maßgeblich und also eine falsche Form für ihre Fortbildung, die zunehmend durch Bewerbung um große Industriekonzerne bestimmt wird. Es müssen daher die ihrem Inhalt entsprechenden gesellschaftlichen Formen gefunden werden, die dieser Entwicklung entgenstehen, also die wirtschaftlichen Maßsysteme zu ihrer natürlichen Quantifizierung, durch welche dasselbe zu leisten ist, was durch das abstrakte Geldquantum möglich war. Die natürlichen Substanzen bestehen aus Arbeit, Natur und Verbrauch, durch welchen beides vermittelt, also gesellschaftlicher Stoffwechsel ist. Um hierfür ein vertragsgerechtes gesellschaftliches Maß zu finden, muss von einem qualitativ bestimmbaren Quantum ausgegangen werden, das vertraglich zu bewerten und auch im Austausch wechselseitig ohne fremde Bedingungen zu beziehen ist (16). Das natürliche Maß für eine qualitative Quantifizierung des Austauschs von Gütern und Leistungen berechnet sich durch dreierlei:

a) quantitative Ermittlung nach den Bestimmungen der Arbeit (Arbeitszeit, Erschwernisfaktor und Komplexität),

b) quantitave Formulierung der Naturressourcen nach Bevölkerungsdichte und Stoffmenge (Menge pro Einwohner und Bedarf) und

c) die hiernach mögliche Aufrechnung des Werkzeugverschleißes als Verbrauch der involvierten Arbeiten und Stoffe (Erstehungszeit der Entwicklung und Herstellung und Material der angewandten Technologie).

Die Maße verrechnen sich in den Prodktbeziehungen, amortisieren sich also von selbst durch ihren vertragsgemäßen Ausgleich und lassen sich nicht zu Wertbestimmungen aufschatzen, die als Druckmittel eingesetzt werden könnten. Werden diese Maße im Austausch aufeinander bezogen, tritt kein Gefälle durch äußere Not und Macht auf, weil alles von seiner natürlichen Existenz her quantifiziert werden kann, also auch Entwicklungsvorsprünge in bestimmter Zeit durch Gegenleistung ausgeglichen werden können (z.B. Früchte gegen Erntemaschinen). Weder ist dann der Maschinenbesitz der Machtfaktor zur Erzwingung von Monokultururn in armen Ländern, noch ist das Arbeitsprodukt der Armen dem der Reichen unterzuordnen. Was geschichtlich schon als Sache amortisiert ist, geht also hierbei standardmäßig ein, weil die Herstellungszeit z.B. eines Hauses oder einer Maschine immer irgendwann durch die Aufrechnung mit Arbeitszeit und Ressourcenverbrauch bewältigt ist und die Sache hierdurch Gemeingut wird.

Es kann sich jeder Mensch frei zur Mehrproduktion verhalten, indem er für eine Verbesserung des Lebensstandards mehr arbeiten und an ihm auch schon entsprechend teilhaben kann, so viel er will. Solange dieses Mehr noch nicht zum allgemeinen Lebensstandard geworden ist, sich also noch nicht durch verbesserte Effizienz der Arbeit im Aufwand verdurchschnittlicht oder selbst amortisiert hat, soll dessen Ertrag auch als Erfolg besonderer Leistung an deren Schöpfer anteilmäßig als besonderes Eigentumsrecht verbleiben oder entlastend verrechnet werden (17). Über die Grundsicherung hinaus muss es also ein quantifizierbares Verhältnis zur Mehrproduktion geben, die denen zugute kommt, die auch mehr wollen und zu einem entsprechenden Mehraufwand bereit sind (11).

Die gesellschaftliche Bilanz besteht durch das Eigentum der Kommune als Wirtschaftsertrag ihrer Produktivkraft. Darin ist alles von ihr angeeignet, was seinen Verlaufswert in der Verrechnung mit Arbeit und Ressourcen abgewirtschaftet hat. Auf diese Weise werden Wohnraum, Energie, Verkehrsmittel und Rohstoffe als kommunaler Bestand gesichert und zur Grundlage aller gesellschaftlichen Beziehungen und Entwicklungen gemacht, also alles, was über die Grundsicherung und Erfolgsbeteiligung der Einzelnen hinausgeht. So klann ein wirkliche Gesellschaftsform des menschlichen Lebensverhältnisses entstehen, das allerdings darauf angewiesen ist, sich als Gesellschaft auch allgemein fortzubilden, also in der Tendenz zu einer globalen Gesellschaft zu werden (12).

Wenn es gelingt, dass die Kommunen ihre Begründung aus den Lebensverhältnissen der Menschen formulieren können und auf diese im Allgemeinen als ihnen adäquate Form zurück vermitteln können, werden sie zum politischen Kern einer sich synergetisch entwickelnden Gesellschaft, die ihre Reproduktion und ihren Fortschritt aus einer Ergänzungswirtschaft durch Vertragswirtschaft betreibt. Die Kommune ist die Basisform aller wirtschaftlichen Beziehungen von Reproduktion und Entwicklung und also auch die ökonomisch adäquate Form einer lokalen und globalen Politik, die das Lebensverhältnis der Menschen sowohl bestimmt wie auch von ihnen bestimmt wird.

Demzufolge geht es in diesem Verhältnis nicht mehr um den Erwerb von Privateigentum, wenn die Menschen gesellschaftliches Eigentum auch für sich bilden. Sie leben in ihrer Gesellschaft so, wie sie sich selbst darin zugleich vergegenwärtigen, wie sie also reproduktiv und produktiv - für ihre Grundsicherung und Entwicklung - darin tätig sind. So geht es dann auch bei der politischen Ermächtigung von einzelnen Menschen nicht um persönliche Macht nach "freier Gewissensentscheidung" und auch nicht um bloßes Meinen und Dafürhalten oder Vorstellen, was das Gemeinwohl sei und was hierfür wohl zu tun wäre. Sie muss an Ort und Stelle aus der kommunalen Wirklichkeit begründet sein und setzt Wissen und Bewusstsein voraus, das kommunal gebildet (Information), beraten (Wissenschaft) und entschlossen (politische Entscheidung) und an Einzelne lediglich delegiert und von ihnen moderiert wird. Zur politischen Vermittlung ist eine dem adäquate Form der Delegation nötig.

Die ökonomische Form der politischen Delegation

Eine politische Delegation soll die politische Auseinandersetzung der Bevölkerung einer Kommune, einer Region oder eines Landes an die davon betroffenen Entscheidungsebenen und Beratungsgremien und Funktionsausschüsse adäquat weiterreichen und auch von dort zurückvermitteln und entsprechend Kontrollieren. Sie ist sprichwörtlich ein Willensträger, der zugleich formulieren soll, adäquate Formen finden muss für Vporgänge, die dem politischen Willen entsprechen. Politik begründet sich aus dem Willen, der in der gesellschaftlichen Wirklichkeit aus den kulturellen und ökonomischen Beziehungen der Menschen entsteht und auf diese für die gesellschaftliche Geschichte entscheidend zurückwirken soll. Solche Politik unterscheidet sich von dem willkürlichen Meinen selbstbezogener Vorstellungen schon durch seine Vermittlung direkt aus den gesellschaftlichen Verhältnisse heraus, der aus den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen vor Ort und Stellung hervorgeht und auf diese auch zurückvermitelt wird. Es ergibt sich von daher eine Art Rätesystem, das nicht nur vom Ort zum Politiker sondern auch umgekehrt von diesem zum Ort delegiert ist. Ziel ist die Beschlussfassung zur Umsetzung des politischen Willens per Gesetz und ökonomischer Kooperation, wie sie aus den örtlichen Entschiedenheiten ergeben. Die Beschlüsse sind daher auch immer ökonomische und zugleich politische Entscheidungen. Dabei kann es nicht um einfache Abstimmungsverhältnisse nach Dafür oder Dagegenhalten gehen, sondern um die für die Menschen sinnvollste Beschlussfassung, also auch die wissenschaftlich und politisch durchgearbeitete Perspektive der Vorhaben unter rein qualitativen Gesichtspunkten zwischen einzelnen und allgemeinen Berücksichtigungen (18).

Zentrale Aufgabe der Politik ist aber die Organisation und Verwaltung der Wirtschaft, also besonders die Grundsicherung und die Verfügbarkeit entsprechender Mittel und die Planung und Bewerkstlligung der kommunalen Projekte. Vieles lässt sich hierbei aus Gewohnheit regeln und muss nicht in jeder Einzelheit von der Bevölkerung entschlossen und kontrolliert werden. Jedoch muss Einspruch und Einsicht der Bevölkerung jederzeit zugänglich sein, z. B. durch einen Beirat oder Ombudsmann. Im größeren Rahmen aber müssen bei großen Projekten Beschlüsse auseinandergesetzt sein, bevor sie umgesetzt werden. Was bisher dem Kapital als private Vorleistung durch Geld möglich war, muss jetzt aus bereits kommunal erwirtschaftetem Vermögen erbracht werden. Das verlangt vor allem lange Planung und gegebenenfalls auch vorleistungsbereite Verspflichtungen, die vertraglich formuliert werden (z.B. durch sachliche Teilhabeversprechen, die nicht durch Geld, sondern durch Güter oder Entlastungen quantifiziert werden).

Die Entscheidung selbst wird von Personen auf andere und allgemeinere Ebenen und Gremien vermittelt, die als jeweilige Abordnungen für Einzelentscheidungen gewählt, aber nicht ermächtgt sind, diese zu verändern oder selbst politische Entscheidungsmacht zu beanspruchen. Sie leisten ledigleich einen Dienst an der Gemeinschaft und sollten größere Zusammenhänge reflektieren und ihren Kommunen den allgemeinen Befund ihrer Entscheidung rückvermitteln können. Die allgemeinere Ebene ist nicht höher bewertet als die konkrete; sie muss ihre Verallgemeinerung konkret an ihrer wirtschaftliche Notwendigkeit beweisen. Indem auf diese Weise die Beziehung zum Allgemeinen nicht abstrakt, sondern auf gleicher Höhe formuliert und rückvermittelt ist, kann das Allgemeine nicht mächtiger als das Einzelne sein, beruht aber auch nicht auf einer bloß gemeinten Allgemeinheit wie die sogenannte Volksabstimmung. Im Rückbezug auf den Einzelnen vermittelt sie lediglich allgemeine Notwendigkeiten, deren Bewältigung am Einzelnen nicht scheitern dürfen (vergl. z.B. das partielle Recht auf Durchsatz kommunaler oder regionaler Synergien). Die wirtschaftliche Synergie wird damit überhaupt zur qualitativen Grundlage der Entscheidungsverhältnisse und ausschlaggebende Bedingung für die Verwirklichung eines politischen Willens. Die Auseinandersetzung hierzu ist also zugleich eine Art Beweisführung hierüber.

Es bildet sich auf diese Weise ein subsidiäres Maß der aufsteigenden Beziehungen von den Kommunen über Regionen und Länder bis hin zu den Resten der Nationalstaaten, soweit diese noch nötig sind, und absteigend als Notwendigkeit bestimmter Aufwände in den einzelnen Lebensbereichen, wie sie sich informell und wissenschaftlich nach allgemeinem Erweis und Beweis (z.B. Bedrohlichkeiten oder Synergieerfolgen) zurück vermitteln. Politisch hat damit keine höhere Allgemeinheit Macht über die untere und kann nur dem Inhalt nach als politisch freie Erkenntnis des Notwendigen bestimmend sein.

Ist dies in den einzelnen Regionen und Ländern möglich, so auch als weltwirtschaftliche Grundlage aller Beziehungen. Da diese auf horizontaler Ebene netzwerkartig verlaufen, können übergeordnete Verwaltungen nicht eigenständig dazwischengehen. Das erübrigt dann auch Verwaltungsmacht, Korruption und Enteignung der Menschen durch eine Staatsverfassung.

Globale Kommunalwirtschaft

In der globalen Wirtschaft machen zum großen Teil die unterschiedlichen Rohstoffquellen den Inhalt ihrer Beziehungen aus, aber auch der Austausch von Arbeitsprodukten, durch welchen Entwicklungsunterschiede ausgeglichen und Ergänzungswirtschaft betrieben wird. Das mag erst Mal als Belastung erscheinen, weil natürlich viele Arbeitsprodukte dann auch „inländisch“, also mit größerem Aufwand entstehen werden. Andererseits aber wird die durchschnittliche Arbeitsbelastung pro Bewohner insgesamt weit geringer, weil die Arbeit für einen Mehrwert ausfällt, der den Menschen nur entzogen wurde, und im Großen und Ganzen die Arbeit zur Reproduktion und Entwicklung der Kommunen und Regionen übrig bleibt und diese zudem dann auch alle Konzentration auf sich zieht und vielleicht besser automatisiert werden kann. Jedenfalls fiele die Arbeitslosigkeit aus, der Zeitaufwand pro Mensch ließe sich nach heutigen Schätzungen auf 12 bis 25 Stunden pro Woche reduzieren und das Mehrprodukt wäre dem Kapital entzogen und zur Entwicklung des Lebensstandards der Menschen in den Kommunen, Regionen und Ländern verfügbar.

Die wichtigste Konsequenz hieraus ist, dass eine internationale Kommunalwirtschaft eine synergetische Verflechtung der Arbeitsstätten der Welt mit sich bringt, die allen Beteiligten, aber nicht den Geldmärkten zugute kommt. Was diese bisher aus ihrer Natur, ihrer Infrastruktur und ihren Arbeitskräften geplündert haben, wird nun erstattet durch adäquate Leistungen im einvernehmlichen Austausch. Das entspricht den natürlichen Verhältnissen, weil es die Gemeingüter der Kommunen bereichert oder aber auch durch andere Bewirtschaftung ihre Ressourcen an Boden und Natur verschont (5).

Um solche Verhältnisse weltweit abzusichern, müssen die internationalen Institutionen von ihrer Aufgabe der Finanzverwaltung entbunden und in eine wirtschaftliche Weltpolitik überführt werden, die über die Vertragsbeziehungen Protokoll führen und Recht in dem Sinne sprechen kann, wie es die bisherigen Vertragsverhältnisse und Grundbestimmungen (z.B. Menschenrechte) entwickelt haben. Es ist dies also kein absolut konstituiertes Recht, sondern eine lebendige und immer geschichtliche Form, die aus den Erfahrungen mit der Vertragswirtschaft selbst entstehen.


(0) Doch die Geldgewinnung aus der Kapitalspekulation ist als die dem zugrunde liegende Kernspaltung noch weiter unter Druck geraten. Man hatte es sich so schön vorgestellt. Mit der Verlängerung der Atomlaufzeiten sollte in Deutschland gerade mal 125 Milliarden Euro für die Tilgung der Staatsschulden abgezweigt werden. Jetzt aber wird der Atomstrom noch teurer. Noch viele Jahre müssen die abgeschalteten Werke unterhalten werden, bis ihre Brennstäbe aus den Abklingbecken entnommen werden können und ihre endgültige Beseitigung wird weitaus teurer sein als ihre Errichtung es war.
Man will nun abschalten. Der Trick mit der Laufzeitverlängerung hat sich nun nach Immobilienboom und Bankencrash als eine weitere Seifenblase erwiesen. So leicht geht das eben nicht mehr mit dem Einzug von frischem Geld, um verschlissene Geldwerte zu retten. Tote Technologie ist tötlich. Totes Geld auch. Da steht dann nichts mehr dafür. Und niemand weiß mehr, wie die Schulden aus den verfallenden Profitausschüttungen der Konzerne und Banken nun bewältigt werden sollen.

(1) Daran hat sich nichts geändert, denn dorthin werden die Probleme der Kapitalverwertung und der tendenzielle Fall der Profitrate zerstäubt. Die zwangsläufige Geldentwertung, die der Kapitalismus immer wieder zur Folge hat, weil er immer wieder Werte aufhäufen muss, die den Menschen und ihren Lebensverhältnissen entzogen werden, bedeutet einen sich sublim potenzierenden Substanzverlust allen Lebens und verschärft zudem nur die Probleme, die er zwangsläufig mit sich bringt: relative Überbevölkerung, also Arbeitslosigkeit. Zugleich sorgt ein relativer Geburtenrückgang für Überalterung und relative Überproduktion zur Verlängerung der Arbeitszeit. Und all das geht auf in einem absoluten Ressourcenverbrauch. Dass der Kapitalismus sich inzwischen in einer Endlosschleife zwischen Kapitalverwertung und Kapitalvernichtung bewegt und eine allgemeine Verarmung der Bevölkerung und die Zerstörung der Natur bewirkt, wird inzwischen auch schon in den Medien als "Ende der Politik" (SZ-Beilage vom 1.4.2011) diskutiert

Sparpakete scheitern zwangsläufig, wenn die Staatsschulden nicht durch hohe Profite abgetragen werden können. Wenn überhaupt, dann kann dies nur in reichen exportorientierten Ländern geschehen. Aber auch da ist man schon zufrieden, wenn die Neuverschuldung etwas geringer wird, wenn also die Schulden etwas geringer größer werden. Und das Wertwachstum stößt zudem immer deutlicher an seine physische Grenze, an die Grenze der Ausbeutung von Mensch und Natur.

(2) Das hat an vielen Ecken zu grundsätzlichen Fragen geführt, wie dem entgegenzutreten ist. Immer mehr Denkansätze tauchen auch in Deutschland auf und suchen den Kern, aus dem heraus sich eine andere Gesellschaftsform entwickeln ließe. Es reicht nicht mehr, Forderungen nach Ausgleich und Gerechtigkeit aufzulisten; und man vertraut auch nicht mehr so sehr auf den Aufstand der Ausgebeuteten und Armen. Es geht wirklich alle an und so wird auch über die Grundlagen der menschlichen Gesellschaft nachgedacht.

(3) Der Markt ist durch die Warenform selbst schon politisch mächtig. Im Tausch der Waren stellen die Warenbesitzer die Macht und Ohnmacht ihres Willens zugleich dar, während sie ihre Waren als ökonomische Äuquivalente ihrer Werte tauschen. Es ist der Widerspruch ihrer gesellschaftlichen Beziehung schlechthin, der darin versöhnt wird. Geld ist nichts anderes als dessen Ausdruck: Allgemeine Wertform. Sie ist die Grundlage der politischen Ökonomie, die politische Eigenschaft aller ökonomischen Beziehungen der bürgerlichen Gesellschaft.

Was ökonomisch in dieser Gesellschaft entsteht, was die Wirtschaftlichkeit der Arbeit hervorbringt, kommt auf das Bedürfnis nach ihrem Produkt nur durch die politische Form des Marktes zurück. Arbeit und Konsum sind darin gespalten, die Arbeit ist darin nicht nur geteilt im Sinne von unterschieden, sondern entzweit, wie auch die Arbeiter voneinander entzweit sind. Die Teilung der Arbeit ist der substanzielle Kern dieses Verhältnisses, die Abstraktion der Arbeit selbst. Die Waren werden zwar zu ihrem Wert getauscht, jedoch ist ihr Wert lediglich abstrakt menschliche Arbeit.

(4) Solange sie hiervon abhängig sind, solange sie also ihre gesellschaftlichen Beziehungen nicht aus ihrer wirklichen Gesellschaftlichkeit heraus entwickeln, wird sich das nicht ändern lassen. Geld ist und bleibt die Privatform eines gesellschaftlich nur abstrakt bestimmten Quantums an Produkten die durch ihren Austausch, also durch Kauf und Verkauf, eine durchschnittlich nötige Menge an Arbeit als ihre Wertgröße realisieren. Die Vorstellung von einer Solidargemeinschaft gleicher Menschen entspricht gerade dieser Abstraktion und lag deshalb schon der Bildung der bürgerlichen Gesellschaft zugrunde. Und sie hat genau das realsiert, worin die Menschen sich verbinden und vergleichen lassen: Durch Lohnarbeit, die ihnen ihren Selbsterhalt gewährt, weil sie hierdurch die Güter erlangen, über die sie dann hiervon völlig getrennt verfügen können, also auch das gesellschaftliche Quantum erfahren, das ihre private Reproduktion wert ist. Geld ist also nur von einer Seite her ein Zahlungsmittel, von der anderen ist es das Mittel, worin sich die Bewertung der Arbeit durchsetzt. Die Vorstellung von Freiheit und Gleichheit, die mit dem Geldbesitz einhergeht, ist die Ideologie, durch welche sich die politische Form solcher Beziehung ergibt und bestärkt.

Auch in der sozialistischen Diskussion sind die Eigentumsfragen der Wirtschaft immer noch nicht mit den Fragen nach dem politischen Gemeinwesen verbunden. Stattdessen wurden lediglich die beigegeben Eigenschaften durch den Begriff „Solidarität“ oder „Gemeinwohl“ verschönt. Da wird dann zum Beispiel der Weltkonzern Mondragon wie ein sozialistischer Betrieb vorgeführt, weil die Beschäftigten Besitzanteile zu ihrem Lohn erhalten und sich von daher genossenschaftlich organisiert verstehen, weil sie am Geldbesitz zumindest rechnerisch beteiligt sind. Das fördert die Arbeitsmoral und Effizienz so, wie es auch die Neoliberalen mit ihren Aktienbeteiligung der Beschäftigten erstrebt haben und damit Ausbeutung mittels Geldanteile zunehmend zur Selbstausbeutung umkehren wollten. Sobald aber die Marktbestimmungen von Konkurrenz und Monopolisierung des Kapitals dieses Geld belasten, erscheint es weit weniger Erneuerung zu bringen, als damit erwartet wurde. Denn das Arbeitsleben bleibt, wie es war, und wird zudem noch mit dem Marktrisiko des Kapitals belastet.

Auf der anderen Seite wird dann auch der ethische Wert der Gemeinschaft hochgehalten wie ein ultimatives Ziel des Wirtschaftens, das jeden Genossenschaftsgedanken auf die Ebene einer Volksgenossenschaft hebt. Die Irritationen sind total und wenn da heraus wieder mal ein einseitiges Ziel angestrebt wird, um den Kapitalismus zu überwinden, wird es von seiner dunkel verbliebenen anderen Seite erschlagen, Kapitalismus zu einer unendlichen Alternative.

(5) Man kann am Beispiel Peru sich vor Augen führen, was geschehen würde, wenn ausländische Minen gezwungen wären, Verträge über Gold- oder Silberschürfung durch adäquate Gegenleistungen auszuhandeln. Die Peruaner wären schnell in der Lage, ihre Ressourcen entweder selbst zu veräußern oder zu schonen, weil ihre Landschaft ihnen wertvoller bliebe.

(6) Es muss also die politische Ökonomie zu einer ökonomischen Politik werden. Und was das heißt, können wir dem entnehmen, was derzeit als verkehrte und doch reiche Gesellschaft bereits existiert. Wesentlich für den Kapitalismus überhaupt ist, dass alle Entwicklung in dieser Gesellschaftsform durch einen Geldvorschuss betrieben wird: Durch Geld, das aufgeschatzt wurde, um mehr Geld einzubringen. Geld, das eigentlich ein Resultat des Warenmarktes ist, hat sich seit Bestehen des Kapitalismus gewandelt in ein Geld, das diesen Markt bestimmt, sowohl was den Wert der Arbeitskraft, als auch der angewandten Technologie als auch der Lebensbedingungen selbst, der Natur, des gesellschaftlichen Verkehrs und des Wohnraums betrifft. Geld ist der Dreh- und Angelpunkt dieser Verhältnisse. Und es kommt drauf an, diese Achse aufzulösen, Geld selbst als Anschein eines gesellschaftlichen Verhältnisses herauszustellen, das unter seiner Bestimmung nur die pervertierte Form eines menschlichen Lebensverhältnisses sein kann. Um das zu ändern, muss man daher erst mal aus der Illusion heraustreten, dass man die Ziele der marktwirtschaftliche Ökonomie lediglich besser, schöner und mit einem ethischen Heiligenschein ausstatten müsse. Bedingung aller Veränderung ist also, dass die Marktwirtschaft immer als politische Bestimmung der Ökonomie existiert, also nicht umbestimmt werden kann, weil sie selbst die Bestimmung der Ökonomie ist. Für eine Umkehrung der Verhältnisse ist der umgekehrte Weg nötig.

Wesentlich für den Kapitalismus überhaupt ist, dass alle Entwicklung in dieser Gesellschaftsform durch einen Geldvorschuss betrieben wird: Durch Geld, das aufgeschatzt wurde, um mehr Geld einzubringen. Geld, das eigentlich ein Resultat des Warenmarktes ist, hat sich seit Bestehen des Kapitalismus gewandelt in ein Geld, das diesen Markt bestimmt, sowohl was den Wert der Arbeitskraft, als auch der angewandten Technologie als auch der Lebensbedingungen selbst, der Natur, des gesellschaftlichen Verkehrs und des Wohnraums betrifft. Geld ist der Dreh- und Angelpunkt dieser Verhältnisse. Und es kommt drauf an, diese Achse aufzulösen, Geld selbst als Anschein eines gesellschaftlichen Verhältnisses herauszustellen, das unter seiner geldwertigen Bestimmung nur die pervertierte Form eines menschlichen Lebensverhältnisses sein kann.

(7) Wenn man von der bestehenden Wirklichkeit ausgeht, kommt man dem schneller näher als durch die vielen Fiktionen der Vorstellungswelten. Deshalb muss von den Grundlagen einer Analyse der bestehenden Verhältnisse ausgegangen werden. Und darin sind die ganz grundsätzlichen Fragen ja längst beantwortet. Wir wissen, wie gesellschaftlicher Reichtum entsteht, wie seine politische Wirklichkeit sich formuliert, also in welcher Form sie sich darstellt, und dass dessen bestimmender Inhalt nicht aus der Produktivität der menschlichen Arbeit hervorgeht, sondern allein als dessen Formbestimmung selbst, als die Macht der allgemeinen Wertform, der Macht des Geldes sich sowohl im Einzelkapital, im Kapital überhaupt und schließlich durch das Finanzkapital durchsetzt. Es ist dies alles gewöhnliches Wissen, das im Alltag längst bekannt ist und gelitten wird. Man spürt es an allen Ecken und Enden: Alles läuft verkehrt herum. Es gibt zu wenig Arbeit, doch die Arbeitszeiten, sogar hin bis zur Lebensarbeitszeit, wird verlängert. Die Produktivität und Automation hat ein unermessliches Ausmaß an Fortschritt gebracht, doch das Leben der Menschen wird immer schwerer durch die existenziellen Bedrohungen, die der Markt darstellt. Und die Natur, welche den Menschen immer weniger beängstigend begegnet, wird durch die gewaltsame Anwendung ihrer Technologie immer folgenschwerer ausgebeutet, so dass ihre Ressourcen sich schnell erschöpfen und ihr Klima in eine Katastrophe einmündet.

(8) Ganz allgemein ist die Gesellschaft das Ensemble von Individuen, die sich durch ihr Zusammenwirken am Leben halten und ihre Geschichte machen. Wesentlich könnte man sie als Synergie menschlichen Zusammenwirkens ansehen und sie hiernach auch bestimmen. Das ist gewöhnlich das, was man unter Wirtschaft als wesentliche Eigenschaft aller Politik auch verstehen muss. Sie macht immer die Form einer Gesellschaft aus und diese besteht aus den Menschen, die darin einbegriffen sind. Von daher kann es auch keinen erzwungenen Ausschluss von Menschen aus einer Gesellschaft geben, wie dies bei anderen Formen von Gemeinschaft möglich ist. Eine Gesellschaft verfolgt keinen Zweck. Sie ist das fundamentale Lebensverhältnis der Menschen, ihr allgemeines Verhalten zu ihrer Natur, also zu einer Natur, wie sie in ihnen und außer ihnen ist und sich beständig als menschliche Kultur erneuert.

Hinzu kommt, dass diese Kultur schon eine lange Geschichte hat und auch weiterhin Geschichte bildet und dass sie selbst konstitutiv für das Menschsein ist. Menschen können ohne Gesellschaft nicht leben. Auch wenn sie nur ganz für sich zu leben scheinen, ist dies nur möglich durch das, was gesellschaftliche Geschichte schon als Lebensbedingung herausgebildet hat. Außerdem verläuft jedes einzelne Leben nicht rein subjektiv, sondern verlangt geradezu gesellschaftliche Beziehung – nicht nur als Kind, oder als kranker, oder alter Mensch, sondern schon in der geistigen und stofflichen Befruchtung und Entfaltung durch diese Beziehung selbst. Von daher findet diese auch weiterhin in den geografischen Schranken einer gesellschaftlichen Reproduktionsform statt, die zugleich über diese Schranken hinausgeht – sowohl in dem Sinn, dass Reproduktion immer auch neue Entwicklungen entstehen lässt, und auch in dem Sinn, das geografische Schranken auch Beziehungen in andere Welten eröffnen.

(9) Geld und Kapital haben genau dies den Menschen genommen. Für Geld muss Geld produziert werden und das ist der Trieb des Kapitals, das alle Mehrprodukte in Mehrwert verwandelt, in Geld, das aus Geld kommt und wieder zu Geld werden muss, um seinen Wert zu erhalten – eine Perversion in sich. Und dies geschieht nicht nur auf den Finanzmärkten und an den Großbaustellen des Weltkapitals, wo die ärmsten der Armen für einen Hungerlohn schuften; es geschieht überall in den Kommunen, wo durch die Preise für Miete, Energie und Selbsterhalt Wert angeeignet wird, der unbezahlt ist, und als über die Maßen ausgenutzte Arbeitskraft und Natur zu einem Wertmaß geworden ist, das alles Leben der Menschen bestimmt. Und weil die Kommunen der leibhaftge Ort sind, an dem dies stattfindet, sind sie auch die letztliche Substanz, von denen das Kapital zehrt, sei es als Immobilienkonzern, als Privat-Public-Partnerschip der Wasser- und Energiewirtschaft oder als aktives Bankenwesen, Rohstoffanbieter und Träger der Infrastrukturen. Das ist die Form, wodurch die Menschen in den reicheren Nationen von ihrem Lebensprozess entfremdet, also enteignet werden und durch ihre Währungen die Lebensgrundlagen der ärmeren Länder ausbeuten und aufzehren.

In den Kommunen zeigt sich daher auch die Politik des Geldes in seiner ganzen Zerstörungskraft durch die Verschuldung, die als Resultat der Kapitalwirtschaft zu begreifen ist und sich auch über die Staatsverschuldung vermittelt. Sie entsteht aus dem kapitalwirtschaftlichen Dilemma der Geldverwertung, die letztlich genau das Geld wertlos werden lässt, das einen Mehrwert zu tragen hat, der sich nicht als Mehrprodukt darstellen lässt. Die arbeitenden Menschen in den reichen Ländern sind in ihren kommunalen Lebensverhältnissen zwar auf eine andere Art bedroht, wie die in den armen Ländern. Ihre Enteignung ist dem entsprechend eine Eigentümlichkeit ihres Lohns, der nicht hinreicht, um das ihnen entsprechende kommunale Leben zu finanzieren. Die Kommunen bluten durch ihre Verschuldungen aus, wie ihre Arbeit und ihr Lebenszusammenhang zugleich immer sinnentleerter wird. Geld kann in den reichen Ländern nichts für das Leben der Menschen schaffen, was es den Menschen in den armen Ländern entzieht. Es finanziert immer nur Geldvorschuß, Kredit auf unbestimmt bis zu den Krediten, die Kredite finanzieren.

Es zeigt sich daran, dass nicht Geld, sondern der menschliche Aufwand an Arbeit die Grundlage jeder Wirtschaft ist. Und diese muss daher auch politisch vermittelt werden. Die Politik der Kommunen wird den Menschen nur gerecht, wenn sie wirtschaftlich und dem entsprechend organisiert ist. Sie muss also selbst unmittelbare Form dieser wirtschaftlichen Grundlagen sein, diese Inhalte als ihre Wesenseigenschaft haben. Sie resultiert aus ihrem einzelnen wie allgemeinen Dasein und wirkt auch auf dasselbe als seinem Inhalt gemäße Formgestaltung zurück.

Es soll mit mit einer dem entsprechenden Struktur möglich sein, die Reproduktion aller sicher zu stellen, so dass jeder arbeitsfähige Mensch zwar einen nötigen Anteil hierzu erbringen muss, aber zugleich auch durch seine gesellschaftliche Grundsicherung angstfrei und ohne Gewalt leben und sein Leben entwickeln kann. Er ist damit nicht mehr erpressbar und zur Erzeugung von Mehrwert für Staat und Kapital gezwungen.

(10) Weil die Kommune das gesellschaftliche Konzentrat ist, worin sich die Welt vermittelt, wird vor allem auch in den städtischen und ländlichen Kommunen der soziale Niedergang des Kapitalismus besonders konzentriert erfahren. Was dem arbeitenden Menschen an Selbstentfremdung durch Ausbeutung seiner Kraft auferlegt wird, erscheint hier als Ausblutung der gesellschaftlichen Potenziale, der Infrastruktur, der Kultur und Natur, also des gesellschaftlichen Lebens überhaupt. Hier werden die Mieten und Gebühren bezahlt, die den Menschen einen großen Anteil ihres Lohn wieder entziehen, und hier werden die Lebenszusammenhänge abgeräumt und verwertet, welche sich durch das kommunale Leben der Menschen entwickelt haben. Hier wird ihre Geschichte sichtbar zerstört, gentrifiziert (siehe hierzu auch "Kommunen aller Länder - verbündet euch!").

(11) Besonders erworbene Eigentumsrechte können sich bei Wohnraum oder bei der Energieverfügung darstellen. Beides muss zwar grundsätzlich für jeden Menschen gesichert sein, aber dennoch analog der Bereicherung durch bestimmte Arbeitsleistungen aufgestockt werden können. Vererbung auf einzelne Menschen aber wäre hiergegen unnatürlich und also unsinnig.

(12) Es ist die Grundlage aller vom Markt und seinen Risiken unabhängigen Gesellschaftsformen, dass sie den geschaffenen Reichtum gesellschaftlich auch über das Leben der Einzelnen hinweg forttragen und diese hierdurch sichern. Um Machtverhältnisse durch Vermögen auszuschließen muss die allgemeine Reproduktion der Kommunen und Menschen darin durch Verträge über Anspruch und Leistung (z.B. als Altersansprüche) - bei Umzug gegebenenfalls auch über die Komunen hinweg - gesellschaftlich (und nicht privat) festgehalten werden. Aber nicht nur die Reproduktion macht gesellschaftliches Vermögen aus, sondern auch der Reichtum der Allmende, das Mehrprodukt, das kommunal oder regional erarbeitet ist. Wirtschaft wird zu Politik, indem die gesellschaftlichen Entwicklung hieraus bestimmt wird. Es ist wesentlich der Entschluss zum Vorschuss, der hierfür nötig ist, der kleine und große Projekte auf den Weg bringen kann. Dieser besteht in der Marktwirtschaft aus privat verfügten Geldanhäufungen. Eine Kommunalwirtschaft muss hiergegen über Material und Technologie verfügen, um dies jenen zu überantworten, die in der Lage sind, den Lebensstandard der Menschen zu verbessern, sei es durch Erfindungen oder besonderen Einsatz, sei es durch Synergieerfolge aus intelligent entwickelter Logistik und Organisation. Besonders für Großprojekte müssen gesellschaftliche Güter bereitgestellt werden, auch aus dem Zusammenschluss von kommunalen Ressourcen, die aus den regionalen Mehrprodukten erbracht wurden. Hierfür muss es auch weiterhin Leistungsanreize durch existenzielle Vorteile besonders begabter Individuen geben und über Mittel verfügt werden, diese zu bilden und auszubilden. Der gesellschaftliche Fortschritt betrifft immer die Allgemeinheit selbst und besteht in der allgemeinen Erweiterung des Lebensstandards, die nur durch besondere Aufwände möglich ist. Solche Entwicklungsverträge gehen daher über Reproduktionsverträge hinaus und bestehen solange, wie diese Entwicklungen noch nicht zum gesellschaftlich durchschnittlichen Lebensstandard geworden sind.

(13) Arbeit erzeugt nicht nur nützliche Dinge für den Gebrauch, nicht nur Gebrauchswerte für ökonomischen Nutzen, sondern auch Schönes und Gutes, Kulturgüter, der hiervon nicht zu trennen sind - auch wenn er keinerlei Nutzen hat ("Kunst kann nicht nützlich sein" - Oskar Wilde). Von daher ist Arbeit zwar ein ökonomischer Aufwand für beides, erzeugt aber zugleich die kulturellen Inhalte des menschlichen Reichtums. Eine Gesellschaft kann also nicht nur durch den Arbeitsaufwand bestimmt sein, wie es die Arbeiterbewegung verstanden hatte und sich von daher auch ungebrochen gegen Kulturgüter verhalten konnte. Sie formuliert nicht nur Ökonomie sondern ein kulturelles Subjekt, das die Inhalte des Reichtums und also den gesellschaftlichen, den ökonomischen und kulturellen Fortschritt schafft. Von daher lässt sich die Beschwernis der Arbeit und deren Aufhebung nicht subjektiv verstehen. Von daher gibt es kein Subjekt der Arbeit. Wohl aber lässt ihre wirtschaftliche Entwicklung, die Reduktion dieses Aufwands, als Freisetzung eines gesellschaftlichen Subjekts begreifen, das die menschliche Emanzipation von den Aufwänden der Arbeit fortsetzt und sich nicht durch ihre Form bestimmen lässt.

(14) Geld ist vor allem eben das Faustpfand einer Gesellschaft, die für den Markt produziert, die also nach dem Dafürhalten einer Spekulation Dinge erzeugt, die auf den Markt angeboten werden, um einen Käufer oder eine Käuferin zu finden. Damit sie gekauft werden können, wird zugleich eine Geldmenge auf den Markt geworfen, die dem Wert einer dort vorhandenen Gütermenge entsprechen sollte. Doch der Wert entsteht erst auf dem Markt durch das Verhältnis der Waren zueinander, also durch Zweierlei, weil es nur in der Trennung marktförmig sein kann: durch den Wert ihrer Entstehung einerseits und der Realisierung ihres Bedarfs andererseits. Was den Aufwand ihrer Erzeugung ausgemacht hatte, die menschliche Arbeit, die in ihnen steckt, wird nur dadurch wertvoll, dass sie auch gekauft werden – und zwar in dem Maß, wie sie nachgefragt sind. Angebotene Produkte menschlicher Arbeit können daher völlig wertlos sein, wenn sie keinen Käufer finden, der sich zur rechten Zeit am rechten Platz einfindet. Und Dinge, worin fast keine Arbeit, also kein Wert mehr eingeht, können viel Geld einbringen, wenn ihre Nachfrage überwertig ist, wenn also der Bedarf nach ihnen die verfügbaren Menge übersteigt. In einer Gesellschaft, worin der Markt herrscht, wird der Wert der Arbeit zwischen Angebot und Nachfrage realisiert. Auf diese Weise werden also auch die Menschen entwertet, die gesellschaftlich genommen den größten Teil der Nachfrage darstellen, weil sie sich allgemein durch Lebensmittel ernähren müssen, und die zugleich nur das verkaufen können, was alle verkaufen müssen, wenn sie nichts anderes besitzen: ihre Arbeitskraft. Weil ihre Gesellschaft nur als Macht des Marktes existiert, wird das Lebensverhältnis der Menschen selbst entmachtet. Und weil die Produktionsmittel hohe Werte darstellen, werden sie nur in der Hand der Geldbesitzer auch verwertet. Aber auch der Wert der Arbeitskraft selbst wird von denen bestimmt, die ihre Nachfrage nach ihr drosseln können, die also durch ihre optimale Ausbeutung der Arbeit immer mehr Arbeitskräfte freistellen, also Arbeitslosigkeit durch technischen Fortschritt und /oder durch Verlängerung der Arbeitszeiten erzeugen.

(15) Die unterschiedlichen Kulturen und Wirtschaftsräume ergänzen sich, wo der einen fehlt, was die andere im Überfluss hat und sie befruchten einander, indem sie menschliche Bedürfnisse aufeinander beziehen, die einander auch erwecken, indem sie sich durch den Austausch ihrer Mehrprodukte auch wirklich aufeinander beziehen lassen. Und das muss kein Warentausch sein, wenn die Maßverhältnisse des Austauschs genauso natürlich bestimmt werden, wie die Güter selbst es sind. Ihre Herstellung erfordert eben eine durch ihre Natur bestimmte Menge eines Arbeitsaufwands, ein hiernach ebenso zu ermessendes Ausmaß an stofflichem Entzug von Rohstoff und Landschaft und einen bestimmten Verschleiß an Arbeitsmitteln, an Werkzeug und Maschinen, die für ihre Erzeugung nötig sind und die auch in selber Weise erzeugt worden waren.

(16) Durch moderne Rechenleistung wird die qualitätsgebundene Tauschbeziehung leichter und verlustfreier zu ermitteln sein, als die Wertformen des Finanzwesens der politische Ökonomie. Ihre Daten ließen sich zum Beispiel als Chip mit dem Produkt weiterreichen (wie heute z.B. schon die Ohrmarken der landwirtschaftlichen Nutztiere). Auch muss alles Geld rein gesellschaftlich funktional sein und in seinem Umlauf an seiner Entstehungszeit an seiner natürlichen Menge politisch gebunden und jeglicher Schatzbildung entzogen bleiben. Das ist mit einem Chipgeld möglich, das einen Ausgabetermin hat und im Maß der Arbeitsprodukte pro Zeit von selbst wertlos wird.

(17) Jedes Produkt enthält, was die Menschen darin sowohl als Einzelne als auch gesellschaftlich veräußern und ist seinem Werden nach Gestalt menschlicher Eigenheiten, Fähigkeiten, Naturstoffen und Kultur. Als Eigentum soll es als Produkt bis zu seinem Verschleiß oder seiner Amortisation dem zu eigen bleiben, durch den es entstanden ist. So ist auch weiterhin jeder einzelne Mensch als Prozent seiner Lebensgrundlagen im Ausmaß seiner Beiträge beteiligt, wenn er oder sie z.B. auch aus ganz eigenen Gründen eine Erfindung oder ein Projekt voranbringen, auch wenn es zugleich gesellschaftlich genutzt wird. Nach Abzug der allgemein zur Reproduktion erforderlichen Durchschnittsbeiträge können sich einzelne Menschen durch besondere Mehrarbeit also durchaus auch besser stellen, nicht aber durch Aufschatzungen oder Erbschaften. Jedes Produkt kann daher dem Einzelnen durch vertragliche Verrechnung zugute kommen aber auch schon unmittelbar als Gemeineigentum (Allmende) gebildet werden, indem es aus reproduktiven Leistungen entlastet wird. Zur Sicherung der Menschen gehört auch ein Anteil des Gemeineigentums aus einer Mehrproduktion, der zur Bildung von Kindern, zur Versorgung im Alter, bei Krankheit und Unfällen usw. nötig ist. Außer der natürlichen Gemeingüter, also durch Sozialisierung der durch Zeitverbrauch amortisierten Güter muss es daher auch eine Art Besteuerung durch Leistung geben, die direkt als Gemeinwesenarbeit verlangt ist (z.B. auch zur Herstellung von Infrastruktur, Verkehrsmittel usw.).

(18) Von da her bezieht sich ein politischer Wille sowohl auf die Form dieser Verhältnisse, wie auch auf ihre Inhalte. Politik vollzieht überhaupt diese Einheit - auch wenn sie gegensinnig, also widersprüchlich ist und Meinen und Vorstellen gegeneinander ausspielt - wie in der repräsentativen Demokratie üblich. Im Widerspruch verselbständigen sich allerdings die willentlichen und wirtschaftlichen Momente gegeneinander. Die Auflösung des Widerspruchs von Ökonomie und Politik, der sich als politische Ökonomie der Marktwirtschaft vollstreckt, muss daher über die ökonomische Form auch wirklich vollzogen werden, welche in einer Komunalwirtschaft möglich ist. Die Umkehrung der politischen Ökonomie zu einer ökonomischen Politik kann nur hier erfolgen, weil hier Ort, Zeit und Raum der Politik mit den wirtschaftlichen Grundlagen zusammenfällt. Hier werden sich viele formelle Probleme der Politik von selbst auflösen, sofern sich geschlossene Reproduktionskreisläufe von selbst entscheiden lassen.