"Wer keine Angst hat, hat keine Phantasie" (Erich Kästner) Furcht ist die Empfindung einer bestimmten Wahrnehmung eines Ereignisses oder von oinem bestimmten Gegenstand. Im Unterschied zur Furcht geht es bei einer Angst um ein Gefühl, um den Zustand einer Bedrängung (siehe auch Angstzustand), die keinen Ausweg erkennen lässt, weil ihr der Grund entzogen ist. Angst entsteht im Niedergang einer sinnlichen Gewissheit, im Verlust eigener Gegenwärtigkeit, im Selbstverlust einer schwindenden Wahrnehmungsidentität. Ihre Ungewissheit macht ihre eigene und fremde Inhalte ununterscheidbar und erzeugt durch ihre Deformation einen mehr oder weniger chronischen Stress der Wahrnehmung, weil deren Selbstgefühle das eigene Empfinden blockieren oder es auch gänzlich ausschalten (siehe auch tote Wahrnehmung). Durch das blockierte Empfinden entsteht ein "Teufelskreis" zwischen Subjekt und Objekt der Wahrnehmung und treibt die objektiv bestimmte Wahrnehmung in den Widersinn einer subjektiven Objektivierung, in den "Tunnel" einer objektiven Selbstwahrnehmung. Diese macht die Wahrnehmmung überhaupt immer enger, weil sie um ihre sinnliche Gewissheit, um die Freiheit ihrer eigenen Wahrheit bangen muss, weil eine Fremdbestimmung ihre Wahrnehmungsidentität, ihre Wahrheit gefährdet. Angst entsteht also im Zustand einer Beengung der Selbstgewissheit (Angustia=Enge) durch eine Wirklichkeit, deren Wirkungen nicht erkennbar und deren Grund nicht wahrnehmbar ist, weil er abwesend ist, weil er durch die ausschießlichen Eigenheiten der Selbstwahrnehmung, also im Einschluss eigens entwickelter Lebensformen der Selbstgefühligkeit begründet ist. Wenn das erkennende Subjekt zugleich Objekt seiner eigenen Lebensbedingungen ist (z.B. Familie). Weil und sofern seine Gefühle als Objeke seiner Selbstgefühle ihrem zwischenmenschlichen Verhältnis unterworfen sind erscheinen sie als eine eigene Innerlichkeit, ein eigentlich inneres Leben, das durch die Formbestimmung seiner Selbstwahrnehmung sich selbst fremd geworden ist, seine Gefühlen als Objeke seiner Selbstgefühle ihrem zwischenmenschlichen Verhältnis unterworfen sind (siehe herzu auch Lebensangst). Angst kommt von innen, ist immer eine Angst, sich selbst fremd zu werden (siehe Selbstentfremdung), sich zu entäußern, seine Wahrnehmungsidentität und damit die Fähigkeit zu eigener Wahrheit zu verlieren (siehe Selbstverlust). Was man befürchtet, steht dagegen von außen vor. Im Unterschied zur Furcht geht es bei der Angst letztlich immer um einen Selbstverlust, um einen Abgrund der eigenen Wahrnehmung, um die Auflösung der Wahrnehmungsidentität eigener Erkenntnisse, eigener Wahrheit. Sie entsteht in einem Zustand der Ausweglosigkeit. Aber auch eine Furcht kann Angst machen, wenn hierdurch Selbstgefühle bedroht sind und selbst in Wahrnehmungszustände geraten (siehe hierzu Phobie). Die Bedingung, dass Angst zu einem Zustand der Wahrnehmung (siehe Wahrnehmungszustand) werden kann, setzt einen Mangel an Gegenwärtigkeit voraus. Dieser entsteht in einer Wirklichkeit, die sich nur in ihrer Interpretation vergegenwärtigen lässt, wie sie z.B. durch Politik, Bilder oder auch Literatur vermitteln kann. Im Allgemeinen wird Angst durch Gefühle ausgelöst, welche die Wahrnehmung überwältigen und sie ihren Sinn nicht mehr äußern können, weil sie unvermittelbare Empfindungen enthalten (siehe auch Lebensangst). Deren Unverbundenheit macht deshalb Angst, weil sie und solange sie in ihrer Wahrnehmungstätigkeit bedrängt sind, die wirdersinnig geworden ist und nicht erkennen kann, wodurch sie bestimmt ist (siehe auch Verdrängung). Sie scheint aus dem Nichts zu kommen und eine bloße Nichtung der Wahrnehmungsidentität zu betreiben. Anlass hierfür können auch bloße Figurationen von Bedrohlichkeiten sein: Raumenge, Höhe, offene Plätze, Menschenmengen, Tiere u.a . Es handelt sich in diesen Fällen um eidetische Gestaltungen von Gefühlen, die ihre Empfindung in sich aufgehoben haben, wo diese sich an ihre Fremdbestimmung gewöhnt haben. Angst ist als Wahrnehmungsform einer Selbstentfremdung ein eng gewordenes Selbstgefühl zu verstehen, ein Gefühl, das sich in der Weite, die es nötig hat, nur verdichten kann und daher außer sich gerät, wo es dies empfinden muss (z.B. als Platzangst, Angst vor Menschen, Höhenangst usw.). Sie wird als ein gesteigertes Beklemmungsgefühl erlebt, welches die Wahrnehmung beherrscht und sich von Furcht deutlich darin unterscheidet, dass sie keinen eindeutigen Gegenstand außer sich hat und daher die eigene Identität unmittelbar betrifft. Die Beengung ist also keine äußere Bedrängung, sondern innerlich. Angst kann die Wahrnehmung überhaupt vollständig bedrängen bis zu einer Art Selbstaufhebung und wird hierbei zu einem Angstzustand (auch Panikattacke genannt). Im einem Angstzustand erscheint eine Lebensangst ohne Sinn für sich, ohne Beziehung auf die Möglichkeiten der Überwindung von Angst, ohne gesellschaftliche Erfahrung zur Bearbeitung verselbständigter Bedrängungsgefühle, wie sie sich in den Verhältnissen der Selbstbehauotungen und ihres Geltungsstrebens in zwischenmenschlichen Verhältnissen immer wieder ergeben. In der Angst tritt hervor, was Menschen in ihrem Leben wahrhaben, ohne es wahrzunehmen. Man kann Kräfte und Mächte befürchten, solange sie wirklich fremd begründet sind. In der Angst erscheint man hiervon jedoch unbegründet zu sein, ohne sich dabei selbst gewiss zu sein. Man hat Mächte wahr, die man als solche nicht wahrnimmt. Äußeres und Inneres sind nicht eindeutig unterschieden. Angst enthält ein Gefühl der Ohnmacht und zugleich ein Gefühl der Entfremdung. Beides fällt in der Angst zusammen und verliert von daher seine Bestimmtheit. Man kann daher sagen, dass Angst aus einer subjektiven Identifikation mit objektiv fremden Bestimmungen entsteht (z.B. ist die Furcht vor der Macht eines Urteils deutlich verschieden von einer Angst, die es in einem Menschen auslöst, weil und sofern er sich im Urteil selbst negiert fühlt, sich also mit ihm bewusst oder unbewusst identifiziert). Im Unterschied zur Furcht ist Angst für sich das Gefühl von Bedrängnis ohne eindeutige Wirklichkeit einer wirkliche Bedrohung. Angst ist ein Zustand der Wahrnehmung, in welcher ihre Wahrheit bedrängt ist (s.a. Identitätsangst) und darin auch ihr Gedächtnis - wenn auch nur vorübergehend - verlustig geht. Die Wahrnehmung ist von einer absolut hintergründigen Vordergründigkeit ihrer Regungen überwältigt und befangen. Es ist ein Zustand, worin nicht erkennbar ist, was an Bedrohung der Wahrnehmungsidentität wahrgehabt wird. Von da her ist Angst ein Gefühl, das realisiert, was ihm nicht wahrnehmbar ist, was als Wahrheit in die Wahrnehmung eingeht, die durch sich selbst bedrängt ist. Angst ist einfach gesagt ein Gefühl, das für die Wahrnehmung "zu spät" kommt, vergessen muss, was es als Gedächtnis hat und deshalb erschrickt vor dem, was es wahrnimmt, ohne zu wissen, was darin bedrängt. Es sind nur abstrakte Empfindungen dessen, was Menschen für sich in der erzieherischen Beziehung einer symbiotischen Selbstbehauptung wahrgenommen und in ihrem Selbstgefühl eingewöhnt hatten und die eine latente Angst bereiten, weil sie nur als Entzug von einer Wahrheit der Wahrnehmung erkannt werden, als Verlust der Wahrheit, eigener Erkenntnis, die nicht mehr wirklich wahr sein kann. Die Bewältigung einer Lebenssituation innerhalb dieser Beziehung hat unendlich viel Raum und Bewegung nötig, um überhaupt die Bedingungen diess Verhältnisses erkennen zu können. Indem aber nur die Begrenzung ihrer Wahrnehmbarkeit wahrgenommen wird, entsteht eine grundlos erscheindende Beengung, eine Angst, die lediglich eine räumliche Beengung abstrakt und unabhängig hiervon empfindet. Diese latente Angst ist die Grundlage eines Selbstgefühls, das sich totalisiert und oft erst dann auch ausbricht, wenn es in spätern Situationen fixiert, also situativ festgehalten und wirklich beschränkt wird (vergleiche z.B. Platzangst, Phobien), wo die Bewältigung einer Lebenssituation unendlich viel Raum und Bewegung nötig hätte, die Beschränkung einer räumliche Bewegung aber nur abstrakt und unabhängig hiervon empfunden werden kann, weil die anerzogenen Selbstgefühls auf ihrem Ausschluss beruhen. Darin wird der Kreis geschlossen, der als Nichtung einer Lebenssubstanz des Erkenntnisvermögens - z.B. als Panikattacke - empfunden wird und als dessen Verlust sehr wohl wahrgehabt, als Identitätsverlust eigener Wahrheit empfunden wird. Angst enthält somit das Erkenntnisvermögen als Selbstauflösung, Wahrnehmung von einem Sinn, der mächtig gegen Menschen wahrgehabt wird, ohne als Macht wahrgenommen zu werden. Sofern sie überhaupt auf bestimmten Gefühlen beruht, wird in der Angst zugleich ein Hintersinn in einer Form empfunden, durch die er der Erkenntnis unzugänglich ist (z.B. in der Ästhetik der Empfindung). Die Bedrohlichkeit kann dabei völlig unbestimmt sein, besteht aber als ein objektives Gefühl ohne bestimmten Grund und besteht nur aus der Bedrohung eines notwendigen Selbstgefühls einer bestimmten Gegenwärtigkeit der Empfindung (z.B. Höhenangst als Angst, den Boden zu verlieren, weil ein Selbstgefühl besteht, welches keinen Grund hat; oder Platzangst als Angst, keinen Platz für sich zu haben, weil ein Selbstgefühl besteht, das am Platzen ist oder Angst vor Insekten, weil die Verstrickung in fremde Absichten unendlich bestimmt ist). Allgemein ist die Angst ein Zustand der Negation von Wahrnehmung, die unmittelbar sinnlich und nur gewiss, aber gegen alles Wissen ist. Die Empfindung hebt darin unmittelbar das Gefühl auf und damit die Wahrnehmungsidentität, die in der Angst in sich zusammenbricht (siehe Logik der Kultur Teil 2). Dies setzt voraus, dass die Gewissheiten unmittelbar aufgehoben werden können, dass sie also einen Zusammenhang haben, welcher der Wahrnehmung entzogen ist. Es setzt also voraus, dass die Wahrnehmung selbst schon eine Identität jenseits der Empfindung hat, welche sich im Ungewissen befindet und seine Ungewissheit als Schuldgefühl wahr hat. Dieses beruht auf einem Übersinn, der bestimmte Gewissheiten ausschließt, also Selbstgefühle auslöst, die in der Negation zu bestimmten Empfindungen stehen. Das Gedächtnis versagt ob der Übermacht von dessen Bedrängung schließlich selbst und enthebt das Gefühl jeglicher Gegenwärtigkeit (siehe Panikattacke). Manchmal genügen einfache Selbstvergegenwärtigungen (z.B. in den Spiegel schauen), um dies wieder aufzuheben; manchmal führt dies auch zur absoluten Selbstaufgabe - wenn sie dauerhaft fortbestehen und kein Ausweg wahrgemacht werden kann. Wo solche Auswege aber auf Dauer zur Selbstbeglückung werden, kann sich als Angstbewältigung Depression einstellen. In einer Kultur, welche vorwiegend auf Selbstwahrnehmung gründet, ist das nicht selten. Meist enthält schon der Familiensinn Identität, die sich der Familie nicht wirklich leben lässt und die daher die Gewissheit der Wahrnehmung fortwährend bedrängt - solange, bis sich das Erkenntnisvermögen zur Erkenntnis abstrakter Zusammenhänge emanzipiert hat. Damit allerdings wird die abstrakte Sinnvermittlung solcher Kultur der Selbstwahrnehmung auch selbst erkannt. Angst kann nur durch Gewissheit verlassen werden, welche sich gegen ihre Abstraktion bewahrt hat. Die Umkreisung der ungewissen Wahrnehmung ist ein Prozess der Angstbewältigung. Er endet nicht in der Angstfreiheit, sondern im Begreifen des Grundes, welchen Angst in der übersinnlichen Bedrängung hat. Durch solches Begreifen werden Verhältnisse von Menschen nicht mehr gemieden, sondern auch unter Angst lebbar; sie bekommt Sinn. Die ängstliche Beziehung auf Menschen enthält die Erkenntnis, dass Angst nicht durch das Verhältnis von Menschen, sondern durch die Formbestimmung eines Lebensraums besteht, welche nur in der Selbstwahrnehmung das bedrängende Verhältnis mächtig macht und es unter Identitätslosigkeit erleben lässt. Angst ist immer Lebensangst und wird allgemein dadurch erzeugt dass es in bestimmten zwischenmenschlichen Verhältnissen Scheinwelten gibt, die sich gegen den wirklichen Lebenszusammenhang von Menschen errichten und einem scheinhaften Zusammenhang dienen, nicht unmittelbar, sondern nur vermittelst der Selbstwahrnehmung (siehe auch Familie, Familiensinn), um in einer Kultur der Selbstbezogenheit menschliche Gegenwart - wenn auch ohne menschliche Wirklichkeit - zu erheischen. Die Psychologie fast Angst als ein Symptom, das einen Grund hat, der nicht unmittelbar im Wahrnehmungsprozess selbst liegt. Ihre Begründung geht über theoretische Konstruktionen wie Lerngeschichte, Ich-Störungen oder auch Triebüberflutung u.a.m. Die Psychotherapien unterscheiden sich immer noch in positivistischen verhaltentherapeutische Methoden und psychoanalytischen. Außerdem gibt es gestaltspsychologische und systemische Ansätze. | ![]() |