„Das Kapital ist selbst der prozessierende Widerspruch [dadurch], daß es die Arbeitszeit auf ein Minimum zu reduzieren sucht, während es andrerseits die Arbeitszeit als einziges Maß und Quelle des Reichtums setzt.“ (Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 1857/58 MEW 42, Seite 601*f) Arbeitszeit ist nicht Produktionszeit überhaupt, sondern die Zeitdauer der Arbeit von Menschen (siehe Arbeitstag), die sie zur Erzeugung von Produkten und Dienstleistungen zur Erhaltung oder Bereicherung ihres Lebensstandards verausgaben (siehe Arbeitswerttheorie) und der Freizeit der Lebensarbeitszeit abgeht. Im Kapitalismus wird sie von Arbeitskräften als Ware den Besitzern von Arbeitsplätzen angeboten und wie eine Ware durch Geld als Zahlungsmittel je nach den Kosten ihrer Reproduktion (Regenerationszeit und Lebensstandard) pro Zeitdauer ihrer Nutzung. Als Existenzwert einer durchschnittlichen Arbeitszeit wird ihre Nutzung wie der Gebrauchswert jeder anderen Ware bewertet und bezahlt (siehe auch Zeit). "Der Arbeiter fühlt sich daher erst außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich. Zu Hause ist er, wenn er nicht arbeitet, und wenn er arbeitet, ist er nicht zu Haus. Seine Arbeit ist daher nicht freiwillig, sondern gezwungen, Zwangsarbeit. Sie ist daher nicht die Befriedigung eines Bedürfnisses, sondern sie ist nur ein Mittel, um Bedürfnisse außer ihr zu befriedigen." (Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844, MEW 42, Seite 514) Aber der Wert der Arbeitskraft bezieht sich nicht alleine auf die Dauer ihrer Arbeitszeit, sondern auch auf die Umlaufzeit der Geldzirkulation. Die Nutzung von Arbeitskraft reproduziert die Lohnarbeit der Arbeitsleute und erhöht zugleich den Wert des Geldes als Kaufmittel (siehe Geldwert), also des Lebensstandards ihrer Existenz für ihren Käufer, dem Geldbesitzer. Er stellt für den Geldbesitz des Kaufmittels einen Mehrwert dar und erhöht den Wert der umlaufenden Geldmenge und bestimmt dadurch auch den Absatz der Produkte (siehe auch Konsum), wodurch der Handel mit Waren und Geld beschleunigt und ausgeweitet wird. Zur Nutzung der Arbeit durch das Kapital verfügt es dessen Investitionen in Sinn und Zweck der Produktion und der Produktionsmittel – unter anderem auch über die Freizeit und Sinnbildung der Menschen, über ihre Eigenschaften und Fähigkeiten (siehe Wirtschaftswachstum) und ihrer Anteile an Kulturkonsum (siehe Bildung) erzeugt (siehe auch bezahlte Arbeit und unbezahlte Arbeit). Die bürgerliche Gesellschaft vergesellschaftet ihre Produkte über die Marktwirtschaft, welche das Verhältnis von Arbeit und Bedürfnis, wie es sich im Warentausch darstellt, also von Arbeitsaufwand, über den Preis der Waren nach Angebot und Nachfrage als ihren Wert realisiert (siehe hierzu auch Wertrealisation), nicht aber die Produktionszeit für irgendein Warenagebot (siehe hierzu auch Grenznutzentheorie). Es ist verausgabte Zeitdauer für eine produktive Arbeit überhaupt, nicht nur die Zeit, in der Menschen eine nützliche Arbeit von Menschen zur Herstellung von Gegenstände für bestimmte Bedürfnisse verrichten, sondern auch die Zeit, die für einen Mehrwert abgegolten wird, ganz gleich was die Produktivkraft der Technologie (siehe auch Automation) hierzu beiträgt oder was an Rohstoff und Infrastruktur hierbei eingeht (siehe auch konstantes Kapital). Es ist also nicht die Zeitdauer irgendeiner Produktion, wie sie auch durch die Nutzung von Ressourcen der Natur oder Technologie verwertet werden kann (siehe auch Automation), sondern die einer jeden Lebenszeit von Menschen abgerungene Zeitdauer einer Wertbildung zur Reproduktion ihrer Existenz (siehe bezahlte Arbeit) und zugleich der Mehrwertproduktion für das Kapital (siehe unbezahlte Arbeit), also das Maß der Verwertung von menschlicher Arbeitskraft zur Warenproduktion überhaupt (siehe auch Arbeitstag). In der bürgerlichen Gesellschaft ist sie also nicht durch die Erfüllung eines menschlichen Zwecks in der Menge bestimmter Arbeitsprodukte bestimmt, sondern durch das Quantum an Zeit, welche im gesellschaftlichen Durchschnitt nötig ist, um bestimmte Produkte herzustellen, die auf dem Warenmarkt als Wertmasse existieren und deren Wert im Warentausch ermittelt werden. Die Arbeitszeit stellt darin den Wert der Waren als verausgabte Lebenszeit dar, die im Verhältnis zur Freizeit, Bildungszeit und Alterszeit steht. Verschenkte, ausgebeutete oder unsinnig verbrauchte Arbeitszeit bedeutet daher immer einen Entzug an anders bestimmter Lebenszeit. Fortschritt lässt sich demnach daran bemessen, inwieweit die gesellschaftlich nötige durchschnittliche Arbeitszeit sich verringert (siehe hierzu auch die Arbeitswerttheorie). Es ist die Lebenszeit, die durch einen Arbeitsaufwand bestimmt ist, wird Arbeitszeit genannt, ganz gleich, ob dieser Aufwand für die Menschen einen Sinn hat, ob er zur Herstellung sinnvoller Produkte verbraucht wird oder nicht (siehe auch abstrakt menschliche Arbeit). Wo aber Arbeit keinen Sinn hat oder macht, betreibt der Verlauf ihrer Zeit pure Langeweile. "Es könnte scheinen, daß, wenn der Wert einer Ware bestimmt ist durch das auf ihre Produktion verwendete Arbeitsquantum , je fauler oder ungeschickter ein Mann, desto wertvoller seine Ware, weil die Zeit desto größer, die zur Verfertigung der Ware erheischt. Dies wäre jedoch ein bedauerlicher Irrtum. Ihr werdet euch erinnern, daß ich das Wort "gesellschaftliche Arbeit" gebrauchte, und diese Qualifizierung "gesellschaftlich" schließt viele Momente in sich. Sagen wir, der Wert einer Ware werde bestimmt durch das in ihr aufgearbeitete oder kristallisierte Arbeitsquantum, so meinen wir das Arbeitsquantum , notwendig zu ihrer Produktion in einem gegebnen Gesell-schaftszustand, unter bestimmten gesellschaftlichen Durchschnittsbedingungen der Produktion, mit einer gegebnen gesellschaftlichen Durchschnittsintensität und Durchschnittsgeschicklichkeit der angewandten Arbeit. Als in England der Dampfwebstuhl mit dem Handwebstuhl zu konkurrieren begann, ward nur halb soviel Arbeitszeit erforderlich wie früher, um eine gegebne Menge Garn in eine Eile Baumwollgewebe oder Tuch zu verwandeln. Der arme Handweber arbeitete jetzt 17 oder 18 Stunden täglich statt 9 oder 10 Stunden früher. Aber das Produkt seiner zwanzigstündigen Arbeit repräsentierte jetzt nur noch 10 Stunden gesellschaftliche Arbeit oder 10 Stunden Arbeit, gesellschaftlich notwendig, um eine bestimmte Menge Garn in Textilstoffe zu verwandeln. Das Produkt seiner 20 Stunden hatte daher nicht mehr Wert als das Produkt seiner frühern 10 Stunden." (MEW 16, Seite 125*f) Nach wie vor findet die Ausbeutung von Menschen durch das Kapital im Produktionsprozess über die ganzen Zeitverhältnisse ihres Lebens statt, doch nicht mehr unbedingt über ihre bloßen Arbeitszeiten. Doch zunehmend verteilt sie sich über ihre ganze Existenz, die vor allem durch immer mehr Unkosten immer teurer wird, weil diese nicht mehr nur die Lebensmittel zur Reproduktion der Arbeitskraft betreffen, sondern für die bloßen Umstände und Strukturen ihres Lebens bezahlen müssen. Nicht mehr nur, weil ihre Arbeitskraft als Ware in den Produktionsprozess eingeht, aus welchem sich Mehrwert aus unbezahlter Arbeit für den Kapitalmarkt beziehen lässt, sondern weil der Kapitalmarkt selbst die Kosten des Lebens der Menschen über ihre schlichte Existenz schon durch einen Existenzwert ihrer Währung bestimmt, um hierüber seine Produzenten und Konsumenten als Bürgen der Nationalstaaten in der Konkurrenz ihrer Währungen zu nutzen und negierte Lebenssubstanz aus dessen Preisbildung bezieht (siehe hierzu auch Negativverwertung). Die Arbeitswerttheorie von Karl Marx besagt, dass die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitszeit zur Erzeugung einer Ware ihre Wertgröße ausmacht. Maschinen arbeiten nicht - sie sind bloße Mittel der Produktion (siehe auch Produktionsmittel), die ihre Produkte nicht konsumieren, die also im Verlauf ihrer Funktion verschleißen. Und auch Geld arbeitet nicht - es ist der Träger des Werts, der durch Arbeit erst geschaffen wird. Es verliert zwar mit der Zeit seinen Wert, in der die ihm entsprechenden Waren vom Markt verschwinden. Es bringt als "Frischgeld" aber immer sogleich den Wert der Waren ein, die auf dem Markt als Produkte neu erscheinen. Die für ein Produkt verbrauchte Arbeitszeit stellt sich in diesem allerdings relativ zu seiner Verwertung dar, inwieweit sie einerseits von den Menschen wirklich als Mittel ihres Lebens (siehe auch Lebensmittel) verbraucht und mit dem Produkt aufgezehrt wird und inwieweit sie als Wert eine darüber hinausgehende Mehrarbeit, als Mehrwert in Geldform auf dem Markt verbleibt (siehe auch Wertrealisation). Hiernach lässt sich also nicht der Wert einer Arbeit an sich begründen - weder aus der Anwendung einer Technologie (aus der Maschinenlaufzeit siehe auch Automation) noch als eine bestimmbare Geldmenge aus einer absolut bemessenen Arbeitszeit. Erst auf dem Markt entscheidet die Konkurrenz der Angebote, was sich als gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit (siehe auch bezahlte Arbeit) realisiert und was als Wert bildende Arbeitszeit (siehe unbezahlte Arbeit) aufgebracht wurde (siehe auch Wertwachstum). "Das Kapital ist selbst der prozessierende Widerspruch [dadurch], daß es die Arbeitszeit auf ein Minimum zu reduzieren strebt, während es andrerseits die Arbeitszeit als einziges Maß und Quelle des Reichtums setzt. [...] Nach der einen Seite hin ruft es also alle Mächte der Wissenschaft und der Natur wie der gesellschaftlichen Kombination und des gesellschaftlichen Verkehrs ins Leben, um die Schöpfung des Reichtums (relativ) unabhängig zu machen von der auf sie angewandten Arbeitszeit. Nach der andren Seite will es diese so geschaffnen riesigen Gesellschaftskräfte messen an der Arbeitszeit und sie einbannen in die Grenzen, die erheischt sind, um den schon geschaffnen Wert als Wert zu erhalten. Die Produktivkräfte und gesellschaftlichen Beziehungen - beides verschiedne Seiten der Entwicklung des gesellschaftlichen Individuums - erscheinen dem Kapital nur als Mittel und sind für es nur Mittel, um von seiner bornierten Grundlage aus zu produzieren." (Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 1857/58 MEW 42, Seite 601) Die Arbeit eines jeden Arbeitstags wird durch Lohn bezahlt, mit dem sich die Arbeitenden sich durch ihre bezahlte Arbeit reproduzieren, enthält aber über dies hinaus unbezahlte Arbeit, die dem Besitzer der Produktionsstätten ein Mehrprodukt zur Verfügung stellt, das er entweder für die Produktivität seiner Anlagen akkumulieren kann oder als Mehrwert auf den Finanzmarkt bringt oder zur Bestärkung seines Machtpotenzials (politischer Besitz) in Grundrente, Lizenzrechte, Verkehrswerte oder ähnliches verwandelt. "Der Diebstahl an fremder Arbeitszeit, worauf der jetzige Reichtum beruht, erscheint miserable Grundlage gegen diese neuentwickelte, durch die grosse Industrie selbst geschaffne. Sobald die Arbeit in unmittelbarer Form aufgehört hat, die grosse Quelle des Reichtums zu sein, hört und muß aufhören die Arbeitszeit sein Maß zu sein und daher der Tauschwert [das Maß] des Gebrauchswerts. Die Surplusarbeit der Masse hat aufgehört Bedingung für die Entwicklung des allgemeinen Reichtums zu sein, ebenso wie die Nichtarbeit der Wenigen für die Entwicklung der allgemeinen Mächte des menschlichen Kopfes. Damit bricht die auf dem Tauschwert ruhende Produktion zusammen, und der unmittelbare materielle Produktionsprozess erhält selbst die Form der Notdürftigkeit und Gegensätzlichkeit abgestreift. Die freie Entwicklung der Individualitäten, und daher nicht das Reduzieren der notwendigen Arbeitszeit um Surplusarbeit zu setzen, sondern überhaupt die Reduktion der notwendigen Arbeit der Gesellschaft zu einem Minimum, der dann die künstlerische, wissenschaftliche etc. Ausbildung der Individuen durch die für sie alle freigewordne Zeit und geschaffnen Mittel entspricht." (Karl Marx, Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie (1857/58), MEW 42, S.600-601) Nicht das Produkt als menschlicher Gegenstand, der seinen Sinn im Menschen hat und erfüllt und befriedigt bestimmt die Arbeitszeit - wie lange auch Menschen unter optimalen wirtschaftlichen Bedingungen ihrer Produktivkraft hierfür tätig sein mögen. Sie ist eine durch ihren Wert bestimmte Reduktion der Lebenszeit auf einen abstrakten Zweck, die Zeit, die durchschnittlich für ein Produkt aufzuwendende Arbeitszeit im Maß der gesellschaftlichen Produktionen, wie sie sich im Austausch der Produkte, im Warentausch als deren Wertgröße durch die Konkurrenz der Angebote realisiert. Weil jede Ware nur den Wert hat, der zu ihrer Erzeugung an durchschnittlicher Arbeitszeit gesellschaftlich aufgewendet werden muss und die auch ihre Reproduktion wiederum benötigt, besteht auf dem Arbeitsmarkt der Widerspruch des Geldwerts im Arbeitslohn darin, dass dieser den Wert der Arbeitskraft als Preis ihrer Reproduktion bezahlt, für den Käufer der Arbeitskraft aber durch ihre Anwendung mehr Wert entsteht (siehe Mehrwert), weil die Anwendungszeit der Arbeitskraft über ihren Preis genauso hinweg greift, wie über die Anwendung der Technologie, Verwaltung und Immobilien des Unternehmens - zumindest solange es konkurrenzfähig ist. Der Zeitaufwand der praktischen Produktion hat keinen gesellschaftlichen Zweck durch diese selbst, ergibt sich also nicht aus einer Zeitplanung der Produktion, sondern verwirklicht sich erst im Nachhinein derselben im Produktentausch als Maß der Werte (siehe auch Geld). Hierdurch ist das Maß aller Produktion nicht aus dieser bestimmt, sondern aus dem, was sie auf dem Markt an Wert realisieren kann, was sie an durchschnittlicher Effizienz erbringt. Was als naturnotwendiger Aufwand für Arbeit erscheint, ist somit gesellschaftlich bedingte Form, Zeitdruck, der in durchschnittlicher Arbeitszeit gesellschaftlich bemessen ist. Was den Menschen an Zeit zur Produktion der gesellschaftlichen Güter abgerungen wird, macht das Maß ihrer Ernährung, ihrer Reproduktion als Arbeitskraft aus, obwohl damit nur ein Teil der Produkte bemessen ist, die sie herstellen. Was sie zu ihrer Reproduktion nötig haben wird ist somit zugleich durch einen Zeitdruck bestimmt, den das Kapital zu seiner Reproduktion und Entwicklung nötig hat als Arbeitszeit, die über die Zeit der Arbeit zur Reproduktion einer Bevölkerung hinausgeht (siehe Mehrarbeit). Der Wert bleibt immer der Reproduktionswert von allem, die Arbeitszeit wird jedoch politisch produktiv durch Besitzverfügung über die Besitzlosen bestimmt, die nur ihre Arbeitskraft zu veräußern haben. Hierdurch ergibt sich Kapital als Gewinn aus dem Reproduktionszwang einer Bevölkerung. Die Arbeitszeit ist das Quantum (siehe Wertgröße) der Arbeit, bei welchem von jeder besonderen Bestimmung und ihrer konkreten Vielfalt abgesehen wird: Abstrakt menschliche Arbeit. Als solche bildet sie die Substanz einer Abstraktion (siehe Formbestimmung): Wertsubstanz. Die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitszeit ist überhaupt das, was die einzige gesellschaftliche Wirklichkeit der Arbeit im Kapitalismus ist: Wert, der nur als Quantum der Arbeit existiert und als Wertgröße in der Zeit fungiert, die zur Herstellung eines Produkts im gesellschaftlichen Durchschnitt nötig ist. Alles andere, also die konkrete Nutzung und das konkrete Erzeugnis, also die praktische Verfügung über die Arbeitsprodukte und Arbeitskräfte, verbleibt in dieser Gesellschaftsform privat. Der Reichtum, der in der bürgerlichen Gesellschaft erzeugt wird, existiert daher gesellschaftlich nur abstrakt als Manifestation der Arbeitszeit. Stofflich und organisch ist er in privatem Besitz. Gemessen am durchschnittlichen Vermögen dieser Gesellschaft erzeugt dies bei den einen, die ihn bilden, aber nur ihre Arbeitskraft besitzen und also veräußern müssen, Armut, bei den anderen, die Produktionsmittel, und also das gesellschaftliche Potenzial der Arbeit besitzen, Kapital, Verfügungsmacht der geronnenen, der toten Arbeit. An den Produkten einer Lebensarbeitszeit ließe sich vielleicht veranschaulichen was ein Mensch in dieser Zeit mit den vorhandenen Produktionsmittel hergestellt hat, der seine Arbeitskraft veräußern muss. Es wird ein Mehrfaches von dem sein, was er für sein Leben und seine Entwicklung nötig hat - einschließlich der Fortentwicklung der Technologie, der Verkehrswege, der Gesundheitsversorgung usw.. Das Mehrprodukt gehört nicht ihm, weil es in dieser Gesellschaft nur als entwundene Arbeitszeit, als Mehrwert in der Hand des Kapitalbesitzers existiert. Dessen Kapitalmasse ist die als Technologie und Logistik des Kapitals aufgehäufte tote Arbeit, die sich als Verfügungspotenz des Mehrwerts äußert. "Der wirkliche Reichtum manifestiert sich vielmehr - und dies enthüllt die große Industrie - im ungeheuren Mißverhältnis zwischen der angewandten Arbeitszeit und ihrem Produkt wie ebenso im qualitativen Mißverhältnis zwischen der auf eine reine Abstraktion reduzierten Arbeit und der Gewalt des Produktionsprozesses, den sie bewacht. Die Arbeit erscheint nicht mehr so sehr als in den Produktionsprozeß eingeschlossen, als sich der Mensch vielmehr als Wächter und Regulator zum Produktionsprozeß selbst verhält. (Was von der Maschinerie gilt ebenso von der Kombination der menschlichen Tätigkeit und der Entwicklung des menschlichen Verkehrs.) Es ist nicht mehr der Arbeiter, der modifizierten Naturgegenstand als Mittelglied zwischen das Objekt und sich einschiebt; sondern den Naturprozeß, den er in einen industriellen umwandelt, schiebt er als Mittel zwischen sich und die unorganische Natur, deren er sich bemeistert. Er tritt neben den Produktionsprozeß, statt sein Hauptagent zu sein." (siehe MEW Band 42 Seite 601) Als Maß der Werte stellt die Arbeitszeit auch das Verhältnis dar von den Zeiten, worin Arbeit angewandt wird zur Erzeugung von Lebensmittel und Produktionsmittel, Mittel der Reproduktion des bestehenden Lebens als bezahlte Arbeit und der Zeit, in der sie angewandt wird zur Entwicklung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, die als unbezahlte Arbeit in den Mehrprodukten als ihr Mehrwert resultiert. Dieses Verhältnis ist das Zeitverhältnis des Arbeitstags, oder des Arbeitsjahres oder der Lebensarbeitszeit der Menschen als das quantitative Verhältnis der Werte, worin sich ihre Arbeit darstellt. Zugleich stellt die Arbeitszeit ein Verhältnis zur Freizeit dar, drückt also aus, wieweit die Menschen "außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich" (Marx) sind und wieweit ihre Zeit zwischen Reproduktion und Produktion aufgeteilt ist. Arbeitszeit ist die Dauer der gesellschaftlich notwendigen Zeit zum Lebenserhalt der Menschen und der Entwicklung ihres gesellschaftlichen Reichtums (siehe auch Mehrprodukt). Eine "reelle Ökonomie" (Marx) ist bemüht, die Arbeitszeit zu minimalisieren und durch die Entwicklung und Automation der Produktionsmittel den Menschen eine optimale Befreiung von den Aufwendungen der Arbeit zu verschaffen (siehe Wirtschaft). Aber dadurch, dass die Arbeit im Kapitalismus wesentlich Wert zu produzieren und zu verwerten hat, strebt ihre Durchführung zugleich zu einer maximalen Wertmasse. Darin setzt sich der Widerspruch der Kapitalverwehrung dann schließlich auch notwendig durch: "Einerseits ist es die Tendenz des Kapitals, die zur Produktion des Ware nötige Arbeitszeit auf ein fallendes Minimum zu reduzieren, also auch die Anzahl der produktiven Arbeiter im Verhältnis zur Masse des Produkts. Andererseits aber ist ihre Tendenz umgekehrt, zu akkumulieren, Profit in Kapital zu verwandeln, möglichstes Quantum fremder Arbeit anzueignen." Marx, Theorien über den Mehrwert (1861/63), in: MEW, Bd. 26.1, Berlin (DDR) 1976, S. 199. In der bürgerlichen Gesellschaft ist die Arbeitszeit eben das Quantum der Wertsubstanz, also das, worin sich Wert bemisst: Wertgröße. Und die ist für sich genommen ein reines Quantum abstrakt menschlicher Arbeit, abstraktes Quantum menschlicher Arbeit, also sowohl auf einen Durchschnitt reduziert, wie auch auf das Ausmaß an Aneignung durch das Kapital optimiert. Der Widerspruch verläuft in der kapitalistischen Krise. Es kann von da her die Wirtschaft sich nur gegen ihr eigene Grundlage des minimalen Aufwandes entfalten, sich nicht zu einer menschlich minimale Arbeitszeit entwickeln, sondern kann sich nur dem Wertwachstum beugen, das dem Wachstum menschlichen Reichtums zuwider läuft. Das verlangt von den Menschen die Vermehrung von Kapital, das sich als politische Macht gegen sie bestärkt und ausweitet. Der Kampf um die Länge des Arbeitstages ist daher ein Kampf gegen die Ausweitung des Kapitals - nicht aber dessen Überwindung. Er ändert sich zunehmend auch mit der Entwicklung der Produktivität und der reellen Subsumtion der Wissenschaften unter das Kapital: "In dem Maße aber, wie die große Industrie sich entwickelt, wird die Schöpfung des wirklichen Reichtums abhängig weniger von der Arbeitszeit und dem Quantum angewandter Arbeit, als von der Macht der Agentien, die während der Arbeitszeit in Bewegung gesetzt werden und die selbst wieder ... in keinem Verhältnis steht zur unmittelbaren Arbeitszeit, die ihre Produktion kostet, sondern vielmehr abhängt vom allgemeinen Stand der Wissenschaft und dem Fortschritt der Technologie, oder der Anwendung dieser Wissenschaft auf die Produktion." (Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 1857/58 MEW 42, Seite 592) Und an anderer Stelle: "Sobald die Arbeit in unmittelbarer Form aufgehört hat, die große Quelle des Reichtums zu sein, hört und muß aufhören die Arbeitszeit sein Maß zu sein und daher der Tauschwert (das Maß) des Gebrauchswerts. Die Surplusarbeit der Massen hat aufgehört, Bedingung für die Entwicklung des allgemeinen Reichtums zu sein, ebenso wie die Nichtarbeit der Wenigen für die Entwicklung der allgemeinen Mächte des menschlichen Kopfes. Damit bricht die auf dem Tauschwert ruhende Produktion zusammen, und der unmittelbare materielle Produktionsprozeß erhält selbst die Form der Notdürftigkeit und Gegensätzlichkeit abgestreift. Die freie Entwicklung der Individualitäten, und daher nicht das Reduzieren der notwendigen Arbeitszeit, um Surplusarbeit zu setzen, sondern überhaupt die Reduktion der notwendigen Arbeit der Gesellschaft zu einem Minimum, der dann die künstlerische, wissenschaftliche etc. Ausbildung der Individuen durch die für sie alle freigewordne Zeit und geschaffnen Mitteln entspricht." (Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 1857/58 MEW 42, Seite 601) | ![]() |