Befriedung ist die Entwirklichung einer Notwendigkeit, die Auflösung einer Not durch ihre Entstellung (siehe Täuschung). Das hat nichts zu tun mit einer Verblendung und also auch nicht mit dem von Theodor W. Adorno so populär (siehe Populismus) verzeichneten "Verblendungszusammenhang". Zwischenmenschlich oder gesellschaftlich ist Befriedung die Beendigung von Konflikten durch Ereignisse oder Gewalten, welche Auseinandersetzungen, Streitigkeiten oder Kämpfe in sich aufzulösen vermögen, ohne sie wirklich aufzuheben (siehe hierzu auch Klassenkampf). Sie lösen daher nichts wirklich, sondern vertiefen die Gräben offener oder heimlicher Auseinandersetzungen ins Ungewisse und polarisieren sie durch ihre kulturelle, soziale oder politische Macht. Wo dies durch ästhetische Entstellungen errreicht wird (siehe Ästhetisierung), verfolgt Befriedung das normatives Interesse einer Kulturmacht (siehe auch Kulturalisierung). Durch Befriedung werden ihre Inhalte lediglich abwesend gemacht, entwirklicht und von daher ihre Beendigung in eine schlechte Unendlichkeit verlegt und unkenntlich, z.B., ob die Konflikte wirklich gelöst oder nur bedrängt, zur Aufhebung gezwungen sind. Meist jedoch ist damit letztres gemeint. Ein politischer Wille lässt sich eben auch als ästhetischer Wille durchsetzen (siehe hierzu auch Kritik der politischen Ästhetik). Franco Basaglia sah z.B. in der Psychiatrie ein "Befriedungsverbrechen". In der Befriedung wird von dieser Seite der im Konflikt existierende Inhalt notwendig enttäuscht und kann ästhetisch als Enttäuschung oder psychisch als Verdrängung fortbestehen, denn ihre "Maßnahmen" folgen zwangsläufig einem normativen Verstand (siehe Normalität) und sind vor allem im Verschluss ihrer Ausschließlichkeit wirksam (Fixierung, Aussonderung, Absonderung, Psychopharmaka). Im Unterschied zu einer Befriedigung von Bedürfnissen ist die Befriedung von Mangelempfindungen die Beruhigung ihrer Erregung, die als Unfriede, als Störung behandelt wird. Hierdurch werden ihre Gründe ausgeschlossen und durch Befriedung beherrscht, so dass was in der Befriedigung seiner Bedürfnissen unglücklich verblieben war durch den Kulturkonsum in einer Eventkultur sich "beruhigt" fühlen kann (siehe hiezu auch Tittytinment). Von daher kann man sagen, dass Befriedung eine Herrschaftsform über Bedürfnisse ist, die selbst auch gewalttätig werden kann (siehe auch Befriedungsverbrechen). Eine Eventkultur ist in der Lage, tief in die Selbstwahrnehmung der Menschen einzugreifen (siehe auch Tittytainment) und ihrem zwischenmenschlichen Leben als Prothese zu dienen und ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen prothetische Beziehungen zu verschaffen. Letztlich wird dadurch allerding ihr Sinn hinfällig, Kultur dekultiviert (siehe auch politische Kultur). Ihr Konsum ist der Nutzen, den sie daraus beziehen, sich als Objekte ihrer Kultur zugleich als Subjekte ihrer Selbstbeziehung verhalten zu können. Wo das Erkenntnisinteresse von Menschen durch Angst gestört oder verstört ist, da wird das Heil eines Sicherheitsversprechens schnell zu einem Erlösungsglauben, zu einem unzweifelhaften Prinzip einer Heilserwartung, in der Kultur eine Auflösung von Widersinnigkeiten in einem ästhetischen Willen. Sicherheit ist das Versprechen, das vor allem den politischen Zusammenhang totalitärer Macht, die Gewalt totalitärer Staaten versichert, das also den sicher stelt, dessen Tun und Lassen vor allem die Unsicherheit der Ohnmacht produziert und durchsetzt. Sein Interesse ist die Befriedung der Unversicherten und Ohnmächtigen, die Ausschaltung von Aufruhr und Widerstand, denn in der Gewalt der Friedfertigkeit verfolgt der Staat die wesentliche Absicht für seinen Selbsterhalt (siehe Reproduktion). Befriedung ist von daher die Illusion einer Befriedigung durch ideelle oder kulturelle Einflussnahme, die in Zeiten der Krise vor allem von mitttelständigen Interessen (siehe auch Kleinbürger) betrieben wird. Der Nationalstat entwickelt in den Zeiten einer prosperierenden Nationalökonomie durch das Vermögen der zirkulierenden Geldwerte seiner Währung und ihrem als Existenzwert international gültigen Mehrwert eine Kultur des Geldes einen nationalen Überschuss an Werten, der durch einen überdimensionierten Kulturkonsum zu einer Kultur der Befriedung entwickelt, die in schlechteren Zeiten seines Welthandles durch wirtschaftliche und kulturelle Verwerfungen die Bevölkerung im Großen und Ganzen enttäuscht und in einem nationalistischen Selbstbewusstsein diverseHeilkräfte zu finden sucht (siehe auch Heilserwartung). Das Dilemma jeder Nationalkultur ist eben, dass sie unmittelbar vom Wohlstand einer Nation abhängig ist. Für sich ist Befriedung die Herstellung einer Ruhe in Beziehungen, die unruhig sind, also die Reaktion auf Unruhe, was immer sie ausmacht. Was widersprüchliche Regungen zu Erregungen verselbständigt, wird dadurch ihrem Sinn entzogen, dass das sich Regende ausgeschlossen und in einem Willen zum Ausdruck kommt (siehe ästhetischer Wille), der ihre verselbständigte Erregung durch Ereignisse zu befrieden sucht, und sie zu einem Selbstgefühl aufhebt, durch das sie zu einer Gestaltungskraft der Selbstwahrnehmung werden, die sich subjektiv in einem ästhetischen Willen forttreibt - oder aber vernichtet werden, wenn sie ihre Empfindungen vollständig verloren haben (siehe z.B. auch Psychopharmaka). Das kann aber auch eine Reaktion der Wahrnehmung selbst sein, die sich durch Unruhe bedrängt fühlt, also die Aktion einer Selbstwahrnehmung, die sich hiergegen erhebt und das Bedrängende durch hierfür geeignete Ereignisse selbst verdrängt, die dadurch zu einer zwingenden Absicht werden (siehe auch Zwang). Befriedung ist daher eine ästhetische Reaktion zur Beendigung von Bedrängnis und Verlangen, also eher eine Notwendigkeit der Selbstgefühle als der wirklichen Beziehungen. Diese suchen ihr Verlangen nach Wunscherfüllungen besonders in der Befriedung ihrer Wahrnehmung durch Erleben wahrzumachen und nutzen hierfür allerlei Reize, um die Wahrnehmung zu beruhigen, wo sie sich über das in unendliche Erregungen versetzen würde, was sie wahrhat. Ihr Begehren zielt also auf eine Befriedung durch Vorstellungen und Stimulationen ab, die in ihrer Absicht stehen, eigene Identität zu bestimmen durch die Wahrnehmungen, die sie hiermit rein ästhetisch wahrmacht (siehe auch Ästhetisierung). Ästhetik ist eine Reaktion auf das Auseinanderfallen von Bild und Bedeutung, wie es durch die zwischenmenschlichen Beziehungen in den Verhältnissen des Geldbesitzes begründet ist. Sie soll Gefühle wahrnehmbar machen, die darin ihren Sinn verloren haben. Ästhetik begründet sich von da her aus der Verdichtung einer Erinnerung, in der dieser Sinn in seiner bloßen Form, also abstrakt von seinem Inhalt bewahrt ist. In dieser Form der Wahrnehmung wirkt sie ausschließlich durch ihre Gefühls in den Empfindungen und bleibt für sich ein bloßes Ereignis, das von dem abhängig ist, was sie nicht mit ihrem Leben durchdringen kann, was sie in ihrem Erleben aber für sich fühlt und im Gefühl schon kennt und das daher auf sie einen Eindruck macht, der zugleich ihre Tätigkeit im Wahrnehmen selbst erschöpft und isoliert. Sie nimmt sich wahr, wie sie für sich auch wahrgehabt wird, wie sie als Wahrnehmung sich auf ihre Wirkung in ihrer Empfindung, auf das Gefühl von Empfindungen reduzieren lässt. Ästhetisch ist also, was als Empfindung von Gefühlen objektiv wahrnehmbar gemacht wird (siehe hierzu auch objektives Gefühl), wie es als Wahrheit für sich vorkommen und durch sich auch erscheinen soll. Ästhetik kann daher eine Darstellung in der Kunst oder in der Mode oder auch nur Kitsch sein - auch wenn diese nicht durch sich schon ästhetisch sein muss. Immer ist ästhetisch eine Gestaltung von und für die Wahrnehmung, wie sie ausschließlich für sich sein kann und als diese Aufmerksamkeit ersucht, indem sie an Empfindungen erinnert, die als Gefühl sich ausdrücken lassen. Von daher bezieht sie sich auf Eigenschaften in der Art und Weise, wie sie Eindruck auf die Wahrnehmung machen, Selbstgefühl wahrmachen indem sie Erinnerungen vorzeigen. Das natürliche Verhältnis von Empfindungen zu ihren Gegenständen, aus deren natürlicher Intelligenz sich Gefühle bilden und Fähigkeiten gestalten, steht durch ihre Ästhetik auf dem Kopf: Gefühle werden ästhetich zur Bestimmung von Empfindungen, zu ihrer Formbestimmung.
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