"Bedarf es tiefer Einsicht, um zu begreifen, dass mit den Lebensverhältnissen der Menschen, mit ihren gesellschaftlichen Beziehungen, mit ihrem gesellschaftlichen Dasein, auch ihre Vorstellungen, Anschauungen und Begriffe, mit einem Worte auch ihr Bewußtsein sich ändert? Was beweist die Geschichte der Ideen anderes, als dass die geistige Produktion sich mit der materiellen umgestaltet? ... Man spricht von Ideen, welche eine ganze Gesellschaft revolutionieren; man spricht damit nur die Tatsache aus, dass sich innerhalb der alten Gesellschaft die Elemente einer neuen gebildet haben, dass mit der Auflösung der alten Lebensverhältnisse die Auflösung der alten Ideen gleichen Schritt hält." (K. Marx, F. Engels, Kommunistisches Manifest MEW 4, Seite 480) Ein Beweis kann sich immer nur auf die Fragestellung beziehen, die ihm vorausgesetzt ist und deren Wahrheit zu erweisen ist. Er folgt einer Theorie über eine Wirklichkeit, die nicht gewiss ist, deren Wahrheit sich also nicht durch die bloße Anschauung oder Wahrnehmung erweist, also nicht unmittelbar zu greifen, nicht sinnlich gewiss ist und daher Zweifel in der Wahrnehmung hinterlässt, weil er gegensätzliche Wahrheiten vertretbar macht zwischen denen er sich tautologisch verhält (siehe Dazwischensein). Immerhin enthält jeder Zweifel auch schon eine mehr oder weniger bewusste Kenntnis einer Widersinnigkeit, die einer Wirklichkeit entstammt, die nur vermittelt, also bloße Erscheinung von etwas anderem ist. Fällt Wesen und Erscheinung eines praktischen Verhältnisses auseinander (siehe auch Scheinwelt), so muss durch einen Begriff begreifbar gemacht werden, was es in Wahrheit ausmacht, was also seine in Wahrheit hinter seiner Erscheinung wirkende Substanz ist. Der Beweis resultiert dann aus einem Urteil über das, was richtig oder falsch ist an dem, wovon die Rede ist, was ihm wesentlich zugrunde liegt, was durch die Schlussfolgerung aus seiner Analyse (siehe auch Logik) als bewiesen gilt. Um die Aussagen einer Theorie als Wissen auszumachen oder um die Gewissheit eines Wissens, das in Zweifel steht, zu überprüfen, ist ein Beweis nötig, der Wahrheit in der Wirklichkeit, also in den Verhältnissen ihrer Wirkungen erweisen soll. In den positivistischen Theorien gilt als wichtigstes Beweismittel das Experiment, das eine Konstruktion von Beziehungen vorgibt, die bei Wiederholung der Stimuli oder Reaktionen nach dem Maß einer Signifikanzdefinition dieselben Resultate zeitig. Dies allerdings folgt lediglich der Beweisführung bei der Bildung von Hypothesen, bleibt also in den Vorstellungen einer Theorie befangen, die in der Willkür einer vermeintlichen Wissensbildung ohne Notwendigkeit steht und darin ihre Konstruktionen verfertigt. Eine Wissenschaft, die große Zusammenhänge auf der Grundlage eines bestimmten Selbstverständnisses oder Erkenntnisinteresses erweisen will, kann sich nicht darauf beschränken, ihre Aussagen aus der Wiederholbarkeit einer Konstruktion erklärt zu wissen. Meist ist dies auch gar nicht möglich, weil komplexe Zusammenhänge sich nicht experimentell herstellen lassen. Dennoch ist zum Beweis das Zusammenfallen von Umständen und deren Folgen in bestimmten Verhältnissen nötig, um aus einer gegenwärtigen Beziehung von Grund und Folge eine Aussage für veränderndes Handeln, und also die Begriffsbildung einer Analyse für wahr zuhalten, ihre Begriffssubstanz zu bewahrheiten. Hierfür ist die Begründung ihrer Notwendigkeit, also die ihr vorausgesetzte Not maßgeblich, die es zu wenden gilt: Eine praktische Lebensnot in bestimmten Lebensverhältnissen. Es gibt daher keinen allgemeinen Wahrheitsbeweis, sondern lediglich den Beweis, dass ein Begriff für Verhältnisse zutrifft, die anders sind, als sie erscheinen und deren Wirklichkeit in der Notwendigkeit eines sie verändernden Handelns steht. Die daraus folgenden Fragestellungen müssen daher die Grundlagen eines hierzu erforderlichen Wissens sein. Die Wahrheit ist im Beweis dieser Wissensbildung so relativ, wie die Frage, deren Antwort in einem Beweisverfahren überprüft wird. Diese Aussagen ergeben dann auch ein Wahrheitsvermögen für die Zukunft der Verhältnisse, wenn sie nicht verändert werden, ihre Wahrheit also bestimmte Wirkungen immer wieder zeitigt. Von daher kann auch die Geschichte ihrer Wirklichkeit selbst Beweis in der Beständigkeit ihrer Aussagen sein (vergl. hierzu die immer wiederkehrende Bewahrheitung der Aussagen über das Kapitalverhältnis von Karl Marx und der Arbeitswerttheorie). Man kann auf der Suche nach dieser Wahrheit auf verschiedenen Ebenen Beweise führen, die nicht unbedingt sich auf substanzielle Begründungen beziehen (siehe Dialektik), sondern selbst schon positiv gesetzt, also als Positionen behauptet werden (siehe Positivismus), die nur formell sein wollen, z.B. statistisch, sinnhaft oder esoterisch. Als bloße Behauptung werden in der Beweisführung dann Wörter als wahr erkannt, die eine positive Übereinkunft der Gegebenheiten mit der Sprache gefunden haben. Dies allerdings verwendet Sprache nicht als ihr Subjekt, bleibt notwendig unkritisch. Der positive Beweis ist lediglich die Erweisung einer Wahrheit des Wortes oder seiner Ideologie. Manchem statistischen Beweis gingen auch andere Beziehungen voraus, die in Abrede gestellt sind - z.B. esoterische Erwiesenheiten (z.B. Wünschelruten-gehen). Auch die Medizin kennt viele Nachweise von geistig intuitivem Wissen z.B. in der Diagnostik und Medikation überlieferter oder wilder Verfahrensweisen. Darin kann im Unterschied zu rein naturwissenschaftlichen Verfahren weit mehr Wissen enthalten sein, wenn Geistiges als natürlich und Natur begeistert erfahren wird. Rein statistisch können sich auch jederzeit völlig gegensinnige Aussagen beweisen lassen (z.B. ist Psyche endogen, angeboren und vererbt oder sozial erworben?), weil Grund und Folge dort wie Ursache und Wirkung erfasst werden (statistisch oder auch physiologisch lässt sich daher jede Behauptung, dass Stoffwechselüberhöhungen oder hormonelle Überaktivität der Grund für "Geisteskrankheiten" seien, immer beweisen, weil diese bei einem erregten Menschen auch immer anzutreffen sind, wie sich auch die ganze Entwicklung eines Menschen in Geist und Körper gleich sinnig oder gegensinnig beweisen lassen - je nach Begründung von Ursache und Wirkung). | ![]() |