"Um die... Dinge als Waren aufeinander zu beziehn, müssen die Warenhüter sich zueinander als Personen verhalten, deren Willen in jenen Dingen haust, so daß der eine nur mit dem Willen des andren, also jeder nur vermittelst eines, beiden gemeinsamen Willensakts sich die fremde Ware aneignet, indem er die eigne veräußert. Sie müssen sich daher wechselseitig als Privateigentümer anerkennen. ... Die Personen existieren hier nur füreinander als Repräsentanten von Ware und daher als Warenbesitzer. Wir werden überhaupt im Fortgang der Entwicklung finden, daß die ökonomischen Charaktermasken der Personen nur die Personifikationen der ökonomischen Verhältnisse sind, als deren Träger sie sich gegenübertreten." (MEW Bd. 23, S. 99) Charaktere sind strukturelle Einprägungen bestimmter Beziehungen von Empfindungen und Gefühlen aus den Gewohnheiten der Selbstbehauptung, in der Ausgestaltung der Selbstwertigkeiten, der Selbstverwirklichung ihres ästhetischen Willens., also danach, was die Selbsterhaltung und Bedürftigkeit ihrer Selbstgefühle nötig hat. Sie akkumulieren sich aus den Gewohnheiten in stetigen Gemeinschaften im Verhältnis ihrer Selbstbezogenheiten zu den Eindrücken, die sie zu verarbeiten haben. Hieraus entwickeln die Notwendigkeiten der Selbstbehauptung eine Logik der Gewohnheit des Wahrnehmens in den Selbstbeziehungin der zwischenmenschlichen Verhältnissen so, wie sich die Empfindungen in Selbstgefühlen der gewöhnlichen Wahrnehmungen darin verfestigen und aufheben lassen und die Art und Weise ihres Verhaltens in einem dem entsprechenden Charakter reproduzieren. Dabei entscheidet das räumliche Verhältnis dieser Gemeinschaften (z.B. Familie, Verein, Schule, Arbeitsplatz) in ihren persönlichen Bindungen und Entwicklungen deren Eigenschaften in den einzelnen Individuen die Art und Weise ihres "Wahrheit nehmens" (siehe auch erzieherische Beziehung). In den Lebensverhältnissen der Menschen, die darin aufeinander bezogen sind, bestätigt sich ja auch nur, wie sie sich darin reflektieren und in der dialektischen Beziehung ihrer Notwendigkeiten ihren Charakter als Routine ihres Wahrnehmens so ausprägen, wie sich der darin mögliche Selbstwert mit Erfolg in den entsprechenden zwischenmenschlichen Beziehungen als einen durch Lebenswerte bestimmten Edelmut einverleiben lässt (siehe Selbstveredelung). Von da her sind schon sehr frühe Beziehungen (z.B. Familie, Schulfreunde) hierbei intensiv beteiligt, da sie die ersten strukturellen Bedingungen der Charakterbildung sind. Jede Selbstveredelung ist ein Vorgriff auf einen Selbstwert, der sich erst in den zwischenmenschlichen Verhältnissen aus seinem Edelmut heraus entwickeln kann. Er entwickelt aus dem Unvermögen seiner bloßen Selbstbezogenheit eine bestimmte Art und Weise des Umgangs mit seinen Schwächen und Vorlieben, die sich als persönliche Eigenschaften eines Menschen feststellen lassen: als eine charakteristische Art und Weise seiner Beziehungen auf andere. An sich sind Charaktere Gestaltungen, Symbole oder Zeichen, die bestimmte innere Zusammenhänge ausdrücken und verkörpern, weil sie diese durch sich auch als Erinnerung zusammenfassen, weil diese hierdurch einen Zusammenhalt als Ganzes einer Persönlichkeit bekommen haben. Zum einen ist der Begriff des Charakters daher rein formell, da er nicht den Sinn beschreibt, der hier zusammengehalten wird, sondern nur die Art und Weise eines Sinnesverhältnisse. Zum andern aber besagt er doch ein Ganzes, dessen Teile darin nicht bestimmend, wohl aber bestimmt sind. Als dieses Ganze eines Gedächtnisses (siehe auch Psyche) erhält er sich über viele Lebensereignisse hinweg auch als Eigenart einer Persönlichkeit, welche sich zumindest der Form nach identisch in dem bleibt, was sie aus vergangenen Gewohnheiten durch die Gewöhnung ihrer Selbstgefühle (siehe erzieherische Beziehung) an ihre Lebensräume (siehe Wohnen) geworden war. Von daher ändert sich der Charakter einer Person wesentlich langsamer als ihre Umstände - eben auch als Vorteil und Nachteil der Gewöhnung selbst. Ein Charakter ist also eine mehr oder weniger systematische Ausprägung der Beziehungen von zwischenmenschlichen Eigenschaften, die durch die Art ihrer zwischenmenschlichen Verhältnismäßigkeiten in den Beziehungsformen ihrer Selbstveredelung zu Eigenarten der Selbstbehauptung einer Persönlichkeit geworden sind (siehe hierzu auch Eigensinn). Solche Persönlichkeitsstrukturen sind die Personfikationen des Edelmuts ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen, die ganz allgemein auf der Veredelung der Gewohnheiten ihrer Selbstgefühle beruhen und sich in ihrer Selbstveredelung durch ihre zwischenmenschlichen Verhältnisse zu einer symbiotischen Selbstbehauptung vereinen und bestärken. Sie sind die praktische Umkehrung der darin entstandenen Lebensangst, eine Form der Bewältigung ihrer Selbstverlorenheit (siehe auch Selbstverlust), durch die Verhaltensweisen entstehen, die sich einprägen und in ihrem Edelmut verstärken. Dieser vermittelt die tragende Substanz ihrer Entstehung: Die Aneignung der Leiblichkeiten in leiblichen Verhältnissen (siehe auch Einverleibung), die das Leben der Menschen bietet, die sich hierfür geistig und seelisch verausgaben müssen. Doch als Charakter bezeichnet man nur die Erscheinungsweise dieser Zusammenhängen, die Oberfläche ihrer sozialen Wirkungen, die nur als "bezeichnend" auffgefasst werden können. Dennoch verweisen sie auf Wesentlicheres, sobald man ihre Lebensumstände hinzudenkt. Die spezifischen bürgerlichen Charaktere bestimmen sich vor allem gegen ihre seelische Regungen und entstehen in der Isolation von menschlicher Existenz im Hausgebrauch ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse, in denen sie sich aus der Selbstbeschränkung ihrer Wahrnehmungen hervortun und woraus die besondere Beziehung ihrer Selbstgefühle zu ihrer Selbstwahrnehmung entstehen und sich solange aneinander fixieren, wie sich keine Änderung ihrer Existenz oder Verarbeitungsweise aus entsprechenden Krisen heraus ergibt. Mit Charakter wird umgangssprachlich meist die Ausprägung von individualgeschichtlichen Prägungen verstanden und auch immer darin missverstanden, dass der Charakter die Besonderheit einer Persönlichkeit ausmachen würde. Zum ersten ist höchst fragwürdig, was Prägungen sein sollen. Dieser Begriff ist reaktionär, wenn darin festgemacht wird, dass ein Mensch wie eine Münze das Produkt einer Prägung wäre, etwa wie Nietzsche das "Einbrennen" prägender Ereignisse in das Gedächtnis verstanden hat. Auch das Verständnis des Charakters als eine auf eine bestimmte Person spezifizierte Gesamtheit von Eigenschaften löst diese Eigenschaften aus ihrem geschichtlichen Zusammenhang heraus und reduziert die Persönlichkeit eines Menschen zu einem Typus, der nominalistisch bezogen werden kann, wie es beliebt und wie das Verhältnis zu ihm bewertet sein will. Eine Spezifizierung der Persönlichkeit zu einem bestimmten Charakter kann ihr niemals gerecht werden, da sie - wenn überhaupt - nur als geschichtlicher Mensch begreifbar ist, also nur im Werden und Gewordensein der Vielfalt ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen verstanden werden kann. Als Kategorie einer Bewertung wird der Begriff des Charakters hauptsächlich in reaktionärer Psychologie verwendet, ganz ausdrücklich in der nationalsozialistischen, in welcher der gute Charakter eine Sache der rechten Gesinnung war. In diesem Bezug und als Reaktion hierauf gibt es den Begriff auch von linken Psychologen und Soziologen, die sich negativ darauf beziehen (siehe Charakterpanzerungen bei Reich oder der autoritäre Charakter bei Adorno). Aber auch in der Negation bleiben sie in dem Problem befangen, Beiträge zu einer Typologie des Menschen als Theorie über einen Massenmenschen beizusteuern, die das Problem der Masse und damit der Massenpsychologie schlicht ignorieren und somit den Begriff des Charaktertypus bestärken. |
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