"Ein sozialistisches Programm darf aber solchen bürgerlichen Redensarten nicht erlauben, die Bedingungen zu verschweigen, die ihnen allein einen Sinn geben. Nur soweit der Mensch sich von vornherein als Eigentümer zur Natur, der ersten Quelle aller Arbeitsmittel und -gegenstände, verhält, sie als ihm gehörig behandelt, wird seine Arbeit Quelle von Gebrauchswerten, also auch von Reichtum." Karl Marx in Kritik des Gothaer Programms (1875) (Marx-Engels-Werke Bd.19, S. 15) Eine Theorie des Commonismus hat sich über einige Foren des Internets entwickelt, wonach der individuelle Beitrag in einen gegebenen Zusammenhang communities erzeugt, die sich als Keimzellen (siehe auch Keimformtheorie) einer neuen Gesellschaft verstehen lassen sollen, die sich über die alte hinwegsetzen, sich über diese hinausentwickeln könnte. Solche "Commons" würden sich dann also schließlich in die "wirkliche Welt", in die gegenständlichen Lebensverhältnisse der Gesellschaft übertragen, indem sie dort eigenständige Lebenszusammenhänge in Gemeinschaften bilden, die über ihre persönlichen Auseinandersetzungen etwas "Neues im Alten" gründen, das nicht mehr fremdbestimmt, sondern selbstbestimmt sei. Der wesentliche Zweck des so genannten Commonismus ist demnach die Entwicklung von Commons, die als Gemeingüter (siehe hierzu Kulturgut) gelten und durch welche Communities vermittelst ihrer Beiträge im Lauf der Zeit ihren Lebensstandard als ihre Allmende bereichern. Wesentlich ist dabei eine "Gemeinschaft auf Augenhöhe", die als "Peer-to-Peer-Ökonomie" verfasst sein soll. Der individuelle Beitrag werde durch kollektive Vermittlung unmittelbar gesellschaftlich verwendet und allen zu gleichen Anteilen je nach Bedürfnis zugeeignet werden, ohne dass dies Tauschverhältnisse vermitteln. Heute werden ähnliche Gedanken auch unter dem Begriff "Solidarische Ökonomie" oder auch Keimform entwickelt. Wesentlich daran ist die Vorstellung von einer Zwischenmenschlichkeit, in der die Menschen durch freiwilliges Zusammentragen der aus ihren persönlich preferierten Arbeiten entstandenen Produkte oder Leistungen eine "freie Gesellschaft", einen "Verein freier Menschen" verwirklichen können, durch ihre Arbeit einen Reichtum schaffen, welcher den Menschen zu freier Verfügung steht - so wie etwa "freie Software" oder Wikipedia dies bereits tun würden. Commonismus soll ein moderne Variante des Kommunismus sein, der als Begriff "verbraucht" sei, aber durch die Erfahrungen in den Communities nun neu belebt werden soll und auf alle Produktion übertragbar sei. Einer der Protagonisten des Commonimus (Christian Siefkes) beschreibt die Herkunft dieses Begriffs folgendermaßen: "Spätestens seit Benkler (2006), der zur Beschreibung dieser Produktionsweise den Begriff „commonsbasierte Peer-Produktion“ einführte, verbreitete sich die Erkenntnis, dass es sich um eine dritte Produktionsweise handelt, die sich sowohl von der marktwirtschaftlichen („Kapitalismus“) wie auch von der planwirtschaftlichen („Realsozialismus“) Produktion grundlegend unterscheidet. Während Benkler die Peer-Produktion für ein reines Nischenphänomen hält, argumentieren andere Theoretiker wie Dyer-Witheford (2007) und Siefkes (2007, 2009a, b), dass diese Produktionsweise grundsätzlich für die gesamte gesellschaftliche Produktion in Frage kommt dass es sich nicht nur um eine Ergänzung, sondern um eine echte Alternative zum Kapitalismus handelt." (http://www.keimform.de/2009/ist-commonismus-kommunismus-html) Der tragende Gedanke ist also eine beitragsorientierte Produktionsform, die so genannte „commonsbasierte Peer-Produktion“ (Peers, das sind die Gleichen unter Gleichen), welche den Produzenten als "freiwillige" Akteure zu Gunsten eines Gemeinwesens versteht. In der Frewilligkeit des Beitrags liegt der Anreiz, solche Arbeitsform als gesellschaftlichen Fortschritt anzusehen. Damit ist allerdings behauptet, dass das Beitragen selbst auch im Zufall einzelner Entscheidungen immer sinnvol für andere entsteht und lediglich der gute Wille der Menschen schon sich gesellschaftlich auch zum Guten realisieren würde, die Güte des Individuums also immer schon ein gesellschaftliches Gut erbringen könne, ohne dass dem eine Notwendigkeit der Arbeit vorausgesetzt wäre. Als Vorstellung einer freien Verbundenheit der Menschen jenseits eines gesellschaftichen Ganzen ist dies die fortgetragene Vorstellung einer brüderlichen Verbundenheit freier Menschen in einer Gemeinschaft hoher Zwecke, wie sie als ideologische Grundlage der bürgerlichen Gesellschaft schon lange besteht. Freiheit und Gleichheit sind die tragenden ideologischen Inhalte ihrer Zielvorstellungen, soweit sie nur ideologisch sind. Wenn aber das, was eigentlich Aufwand für die Menschen darstellt, Arbeit, selbst als unmittelbare Bereicherung verstanden wird, deren Wirklichkeit gänzlich, also total im Indivuum einbegriffen ist, das sich in einen gemeinen Zweck stellt und diesen zugleich als seine Bestätigung, sich selbst als Mittel für sich erfährt, so ist gedanklich die darin unterstellte Gemeinschaft der Beitragenden auch schon mal als Begriff für eine Gesellschaft vorgekommen, die ihr Gemeinwesen als "Kraft durch Freude" durch selbstlose Arbeit zu gewinnen sucht. Das Problem bei diesem politischen Ziel liegt in der Ableitung des Gemeinwesens, - also die Frage, wieweit dieses sich auch aus dem wirklichen Verhältnis der Menschen in einer realen Form begründet, oder ob es nur eine weitergreifende Vorstellung bürgerlicher Einigkeit in einer Art familiärer Selbstverständlichkeit, in der Moral einer erhabenen Gemeinschaft, also bloße Ideologie eines abstrakten Gemeinwesens ist oder nicht. Aus dem ergeben sich die Fragen, ob solches Gemeinwesen nach außen, also in Beziehung auf andere Gesellschafts- oder Kulturformen offen sein kann, bzw. geschlossen sein muss und wieweit es überhaupt ohne die gesellschaftliche Rückvermittlung von allgemeinen Zusammenhängen eine sinnvolle Gliederung der Teile geben, bzw. diese überhaupt, also Arbeit in gesellschaftlicher Form und mit gesellschaftlichen Produktionsmittel, gesellschaftich organisierte Arbeit entwickelt oder durch technologischen Fortschrit auch gemindert oder unnötig werden kann. Für den Commonismus existiert Gesellschaft nicht als Lebensvermittlung, als politische Vermittlung von wirtschaftlicher Arbeit, Bedürfnis und Kultur, weil Produkte lediglich als individuelle Beiträge an eine Gemeinschaft verstanden werden, die dann über die Gebrauchswerte "frei verfügen" kann: "Peer-Produktion basiert auf Beiträgen (nicht auf Tausch). Peer-Projekte haben ein gemeinsames Ziel (z.B. die Erstellung einer Software). Menschen tragen etwas zu einem Projekt bei, weil sie wollen, dass es erfolgreich ist, nicht weil sie Geld verdienen oder Wert verwerten wollen es ist der Gebrauchswert und nicht der Tauschwert, der die Teilnehmenden motiviert." (ebd.) Gesellschaft besteht hier aus der Teilnahme an einem Verein, der "Vorteile" hat, weil darin die "negative Seite" des Tauschverhältnisses, der Tauschwert (bzw. das Geld) ausgeschlossen wird und das Produkt aus freien Stücken entstandenes Gut, unmittelbar gesellschaftlich verfügbar sein kann, ohne dass dies für alle zugleich auch nachteilig wäre. Es ist ein alter Traum der Kleinbürger, dass doch der Gebrauch der Sache ihnen frei zur Verfügung stehen solle, ohne Herkunft und Mühe, als Blüte einer Arbeit, die reinem Idealismus entspringt und den Menschen selbst schon als reine Tätigkeit befriedigt, bevor er sich über deren Aufwand und Nutzen und sein Lebensverhältnis hierzu Bewusstsein verschaffen müsste. Es ist dies eine Vorstellung, wie sie im 19. Jahrhundert schon von den von Karl Marx heftig kritisierten "Kompilatoren" vorgetragen wurde: Die Vorstellung von einem als Beglückung fixierten Gebrauchswert, der ohne Aufwand in die Welt kommt und als Gemeingut allgemein und frei ferfügbar, unbeschränkter Konsumgegenstand ist: "Dies ist der Grund, warum deutsche Kompilatoren den unter dem Namen Gut fixierten Gebrauchswert con amore (mit Lust) behandeln." Karl Marx in Zur Kritik der Politischen Ökonomie (1859) (Marx-Engels-Werke Bd.13, S. 16) Die Freiheit der Produktion unterstellt eine freie Assoziation zu den Bedürfnissen der Menschen, die sich auf die Gemeingüter beziehen, also die Selbstverständlichkeit, dass die Gemeingüter auch in dem Maße vorhanden sind, wie sie benötigt werden. Was hierfür zu tun ist, soll auf einer "To-do-Liste" stehen, die dann von den "Teilnehmern" eifrig abgearbeitet wird, "freiwilig" to do, versteht sich. Das Konzept ist so naiv, dass man aus seiner Verwirklichung Schlimmes befürchten muss: Die Ordnungsmacht, die sich dabei aufzwingt, ohne sich aus dem Verhältnis der Menschen begründen zu müssen, also jenseits einer gesellschaftlichen Form dann wohl oder übel sich "ereignen" wird. Hierzu schreibt Siefkes: "Peer-Produktion basiert auf freier Kooperation (nicht auf Zwang oder Befehl). In Peer-Projekten gibt es keine strukturellen Abhängigkeitsverhältnisse niemand kann anderen befehlen, etwas zu tun, und niemand ist gezwungen, anderen zu gehorchen. Deshalb spricht Benkler von Kooperation zwischen Gleichen, zwischen „Peers“. Das bedeutet nicht, dass es in solchen Projekten keine Strukturen gäbe im Gegenteil, für gewöhnlich gibt es sog. Maintainer/innen oder Administrator/innen, die ein Projekt auf Kurs halten und darüber entscheiden, welche Beiträge angenommen und welche abgelehnt werden. Aber niemand kann andere dazu zwingen, etwas zu tun, das sie nicht tun wollen auch Maintainern bleibt nur, die Beteiligten davon zu überzeugen, dass eine bestimmte Aktivität für ihr Projekt sinnvoll ist." (ebd.) Aus der Freiheit des gemeinen Seins heraus ergeben sich also doch Notwendigkeiten einer Struktur, die dann durch besonders begabte Personen als Persönlichkeiten der Community durchgesetzt wird - aber eben nur als hartnäckige moralische Forderung, der Gemeingüterproduktion entsprechen zu müssen, wenn man schon davon nimmt. Und wie sollte der davon Abstand nehmen, der in solcher Gesellschaft leben muss? Struktur selbst wird somit rein subjektiv, im Grunde wilkürlich, und ebenso subjektiv mächtig, weil Abhängigkeit "von Natur aus" besteht. Es ist das alte Lied: Die für sich bestimmte Freiheit inmitten von Notwendigkeiten wird immer zur Ideologie einer Unabhängigkeit, die real nicht existiert, die alleine schon im Stoffwechsel beschränkt ist, auch wenn dafür dann "frei" beigetragen werden muss. Solche Ideologie wird dem als Maßstab vorgeführt, der in seiner stofflichen Not gebunden ist und sie also zugunsten der herrschenden Freiheitsvorstellung auch nicht mehr wenden können soll. Der Ideologie geht es um ein fiktives Subjekt, und wer sie nutzt vollstreckt nur einen sich selbst bestärkenden Subjektivismus, dem es leicht fällt, objektiv begründet daher zu kommen. Es wird auf diese Weise ein poltischer Raum, eine Community zu einer Ganzheit kulturalisiert, die eine durch die Natur des Notwendigen, durch den Mangel im Einzelnen schon eigenständige Ordnungsmacht darstellt. Und die vollzieht nach wie vor nichts anderes als die Macht einer aus dem abstrakt Allgemeinen einer politischen Kultur hervorgegangenen Elite gegen das nur einzeln Notwendige ist. In der Verfügung über die Entwicklung, also in der politischen Macht, wäre dann das Gemeingut zwangsläufig totalitär und als ein Kulturgut verbrämt, das es nicht wirklich sein kann. Bekannt sind solche Verhältnisse in dem, was ein Kulturstaat alles anrichten kann. Auch ohne eine bewusste Struktur ergibt sich natürlich auch in der "Peer-to-Peer-Production" das Problem, wieviel zu nehmen genug für jeden sein muss, wo also die Grenze der persönlichen Aneignung von Gemeingütern liegt. Dafür stellt zumindest Siefkes eine Gewichtungsgröße vor: "Die Kopplung zwischen Nehmen und Geben kommt dadurch zustande, dass Projekte den zur Güterproduktion nötigen Aufwand (d.h. den Umfang der erledigten Arbeiten, siehe unten für mehr) erfassen und anteilig an die Konsument/innen ihrer Güter weitergeben. Im Fall des proportionalen Allokationsmodells wird dabei erwartet, dass die Konsument/innen jeweils ihren Anteil des Produktionsaufwands dem Pool „zurückgeben“, indem sie ihrerseits Aufgaben im gleichen Umfang für den Pool erledigen (in beliebigen Projekten ihrer Wahl). In diesem Modell hängt der Umfang der individuellen produktiven Tätigkeit daher vom Umfang des individuellen Konsums ab: Je mehr bzw. aufwändiger man konsumiert, desto mehr soll (oder muss ob die Kopplung zwischen Geben und Nehmen eher empfehlenden oder eher verpflichtenden Charakter hat, ist für das Grundverständnis der Modelle irrelevant) man selbst zum Pool beitragen, d.h. für andere tun." (aaO.) Es ist ein Modell "freiwilliger Arbeit", deren Freiwilligkeit daraus besteht, sich einer Gerechtigkeit verpflichtet zu fühlen, die aus gleichwertigem Beitrag bestehen soll. Der Beitrag also als ideologisierter Tauschakt, der nicht als Tausch stattfinden soll? Und was ist dann gleichwertig? Das war ja eine ganz ursprüngliche Frage. Und hier überrascht die simple Auskunft: "Die verschiedenen Modelle gehen jeweils von Aufwand aus, der aufzuteilen ist. Damit ist die zur Produktion nötige menschliche Arbeit gemeint, die aus verschiedenen konkreten, nützlichen Tätigkeiten besteht. Da nicht alle Menschen alle Tätigkeiten gleichermaßen übernehmen können und wollen, lässt sich Aufwand nicht einfach auf Arbeitszeit reduzieren. Ziel des Verteilungspools ist es ja, die gesamte gesellschaftlich gewünschte Produktion zu organisieren, indem die dafür nötigen Aufgaben unter den Beteiligten aufgeteilt werden das würde aber nicht funktionieren, wenn sich alle um die beliebten, einfachen Aufgaben reißen würden, während sich niemand der schwierigen oder unschönen Tätigkeiten annimmt." (aaO.) Wir kommen also zurück auf "die zur Produktion nötige menschliche Arbeit ..., die aus verschiedenen konkreten, nützlichen Tätigkeiten besteht". Was soll daran nun neu sein? Es ist dasselbe, was Marx unter dem Begrifff der Arbeitsteilung beschreibt und dagegen hält, dass nicht menschliche Arbeit das Wesen der Produktion ausmacht, sondern eine Arbeit mit Produktionsmitteln, eine hochentwickelte Arbeitsform durch Technologie, die den Menschen vom Maßstab der Arbeit befreien könnte. Nicht menschliche Arbeit schafft den Reichtum der Menschen, sondern die Anwendung von Intelligenz, Kraft (Energie) und Natur, welche die Quellen des Menschlichen Reichtums sind. So hatte Marx es Lassalle vorgehalten, der mit der Verpflichtung auf die gerechte Arbeit der Menschen die Sozialdemokratie begründete. Nun erscheint auch unter dem Begriff Commonimus plötzlich wieder die Arbeit als Quelle des menschlichen Reichtums, auch wenn es nun sich "nur noch" um Gemeingüter handelt. Was ist da anders? Die Antwort ist so öde wie alt: Der "Verteilungspool" sei es, der das Kapital ersetzen würde: "Ziel des Verteilungspools ist es ja, die gesamte gesellschaftlich gewünschte Produktion zu organisieren, indem die dafür nötigen Aufgaben unter den Beteiligten aufgeteilt werden" (aaO). Also doch gesellschaftlich organisierte Arbeit. Na ja, nicht so direkt. Halt so, dass jeder seine Arbeit jetzt aussuchen darf. Klasse! Echter Fortschritt! Nun sind wir wieder am Anfang der Fragestellung: Was soll das Ganze dann anderes sein als das, was es zu kritisieren vorgibt? Es soll die Freiwilligkeit eines Beitragens von Individuen zu einem Gemeinwesen theoretisch begründen, das es in Wahrheit unter den Bedingungen einer hohen Produktivität nicht geben kann und das sich lediglich vermittelst einer Avantgarde von elitären Gerechtigkeitsverwaltern einer Gemeinwesenideologie als Nischenkultur realisieren lässt. Sie wird lediglich davon zehrn können, was der Kapitalismus schon entwickelt hat und sich an ihrem inneren Widerstreit bezogen auf die Fortbildung des gesellschaftlichen Reichtums, also die Beteiligung der Menschen an einer Verbesserung ihres Lebensstandards - die schon allein durch die Zunahme der Weltbevölkerung nötig ist - aufreiben. Die hierfür impizierte Gemeinschaftsideologie wird allerdings Verhältnisse schaffen, die ziemlich genau das Gegenteil von dem sind, was die Menschen sich durch Commonismus erhofft hatten. Ohne eine politische Struktur (siehe z.B. internationale Kommunalwirtschaft), die sich aus den wirtschaftlichen Notwendigkeiten einer Gesellschaft ergibt und schon im Vorhinein als notwendige Form dargestellt ist (siehe z.B. Vertragswirtschaft), wird es immer dahin kommen, dass diese sich hinterrücks als "natürlicher Zwang" einstellt, indem sie sich aus der Not einer missorganisierten und von daher zusammenbrechenden Produktion notwendig erweist. Durch die Gemeinschaftsideologie des Commonismus wird das Produktionsverhältnis selbst in die persönliche Originalität ausgewiesen und lediglich ein Verteilungsproblem thematisiert, das unter "Kopplung von Geben und Nehmen" behandelt wird. Groteskerweise wird hierbei ein Bezug zu Marx behauptet, der gerade dies einen "Vulgärsozialismus" bezeichnet hatte. Und das geht dann auch auf Kosten des Verständnisses einer bekannten Marx-Passage, in der er das Lassallsche Kommunismus-Verständnis von einer genossenschaftlichen Entwicklung erwähnt. Diese Stelle wird dabei nicht von ungefähr, sondern sehr zielstrebig systematisch missverstanden und die Marxsche Kritik un ihr Gegenteil, in sein Verständnis von Kommunismus verkehrt: "Marx selbst sah eine solche Kopplung zwar als verwandt mit bürgerlich-kapitalistischen Denkweisen, aber nicht als inkompatibel mit kommunistischen bzw. sozialistischen Produktionsweisen an, vgl. seine Überlegungen zum „Verein freier Menschen“ im Kapital (MEW 23: 92f) sowie zur ersten Phase einer kommunistischen Gesellschaft in der Kritik des Gothaer Programms (MEW 19: 20). Beide Male geht Marx davon aus, dass eine proportionale Kopplung von Geben und Nehmen zwar mit dem kapitalistischen Äquivalententausch verwandt ist, andererseits aber mit dem Kommunismus vereinbar und für eine künftige kommunistische Produktionsweise, die ja nicht vom Himmel fallen, sondern nur aus dem Kapitalismus hervorgehen kann, zunächst sogar notwendig ist. Zugleich betont er, dass selbst ein solcher „kapitalismusnaher“ Aufteilungsmodus schon radikal mit dem Äquivalententausch bricht, indem er nämlich deren Grundlage, den Tausch, aufhebt." (MEW 19, 19f) Die Behauptung, das Marx selbst einen „kapitalismusnahen“ Aufteilungsmodus in einer Art genossenschaftliche proportionale Kopplung von Geben und Nehmen für nötig gehalten hätte, bezieht sich auf ein weit verbreitetes Missverständnis der Kritik an Lassalle. Marx referiert hier dessen Auffassung von einem genossenschaftlichen "Sozialismus" in den Paragrafen seines Entwurfs zum "Programm der deutschen Arbeiterpartei" und belegt, wie sie dem immament Nötigen der bürgerlichen Gesellschaft entsprechen, lässt aber auch offen, was diesen Phrasen überhaupt wirklich entsprechen kann. Er schreibt an dieser Stelle: "Um zu wissen, was man sich bei dieser Gelegenheit unter der Phrase "gerechte Verteilung" vorzustellen hat, müssen wir den ersten Paragraphen mit diesem zusammenhalten. Letzterer unterstellt eine Gesellschaft, worin "die Arbeitsmittel Gemeingut sind und die Gesamtarbeit genossenschaftlich geregelt ist", und aus dem ersten Paragraphen ersehn wir, daß "der Ertrag der Arbeit unverkürzt, nach gleichem Rechte, allen Gesellschaftsmitgliedern gehört". "Allen Gesellschaftsgliedern"? Auch den nicht arbeitenden? Wo bleibt da "der unverkürzte Arbeitsertrag"? Nur den arbeitenden Gesellschaftsgliedern? Wo bleibt da "das gleiche Recht" aller Gesellschaftsglieder? ... Womit wir es hier zu tun haben, ist eine kommunistische Gesellschaft, nicht wie sie sich auf ihrer eignen Grundlage entwickelt hat, sondern umgekehrt, wie sie eben aus der kapitalistischen Gesellschaft hervorgeht, also in jeder Beziehung, ökonomisch, sittlich, geistig, noch behaftet ist mit den Muttermalen der alten Gesellschaft, aus deren Schoß sie herkommt. ... Die jedesmalige Verteilung der Konsumtionsmittel ist nur Folge der Verteilung der Produktionsbedingungen selbst. Die kapitalistische Produktionsweise z.B. beruht darauf, daß die sachlichen Produktionsbedingungen Nichtarbeitern zugeteilt sind unter der Form von Kapitaleigentum und Grundeigentum, während die Masse nur Eigentümer der persönlichen Produktionsbedingung, der Arbeitskraft, ist. Sind die Elemente der Produktion derart verteilt, so ergibt sich von selbst die heutige Verteilung der Konsumtionsmittel. Sind die sachlichen Produktionsbedingungen genossenschaftliches Eigentum der Arbeiter selbst, so ergibt sich ebenso eine von der heutigen verschiedne Verteilung der Konsumtionsmittel. Der Vulgärsozialismus (und von ihm wieder ein Teil der Demokratie) hat es von den bürgerlichen Ökonomen übernommen, die Distribution als von der Produktionsweise unabhängig zu betrachten und zu behandeln, daher den Sozialismus hauptsächlich als um die Distribution sich drehend darzustellen. Nachdem das wirkliche Verhältnis längst klargelegt, warum wieder rückwärtsgehn?" Karl Marx in Kritik des Gothaer Programms (1875) (Marx-Engels-Werke Bd.19, S. 22) | ![]() |