"Das Sein im Werden als eins mit dem Nichts, so das Nichts [als] eins mit dem Sein sind nur Verschwindende; das Werden fällt durch seinen Widerspruch in sich in die Einheit, in der beide aufgehoben sind, zusammen; sein Resultat ist somit das Dasein." (G.W.F. Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften I, stw, Frankfurt am Main 2003, § 89) Weil die Phänomenologinnen und Phänomenologen darin keinen wirklichen Sinn erkennen können, ist für sie "das Dasein" eine Kategorie des Bewusstseins. Doch in Wirklichkeit ist gerade alles hier wie dort wirklich da, als eine Form des wirklichen Seins. So erfährt das ängstliche Bewusstsein in der Phänomenologie als das "Wissen" um seinen Selbstverlust eine notwendig existenzielle Vereinzelung, als seine Bestimmung über den Verlust der "Eigentlichkeit" (Martin Heidegger), in dem, was zu seinem Nutzen geboten ist. Das gebe es allerdings nur hier und jetzt in der Form von Gebrauchswerten, die gleichgültig und von einander getrennt beziehungslos erscheinen. Sie haben weder gesellschaftlich noch zwischen den Menschen einen wirklichen Sinn. Hiergegen hat sich die Phänomenologie in der Suche nach "dem Sinn des Seins" (Martin Heidegger) gerichtet und den Menschen einen Sinn als ihre Gesinnung für eine Wesensgemeinschaft (siehe Gemeinschaft) der Menschen in der bürgerlichen Gesellschaft abverlangt. Von daher ist das Dasein eine Kategorie eines sich selbst fremden Bewusstseins (siehe auch reaktionäres Bewusstsein), das sich auf dem Warenmarkt aufgehoben fühlt, wo es allerdings nur "Hier und Jetzt" da sein kann – eben so wie die Bedürfnisse der Menschen auf dem Markt die Gegenstände ihrer Befriedigung entdecken können. An sich ist es ohne bestimmten Zeitverlauf und auch ohne einen vorbestimmten Ort jenseits des Warentauschs. Es ist keine wesentliche Entdeckung von Husserl dass das "Erscheinende" selbst zeitlos wäre und der einzelne Mensch durch die durch seine gesellschaftlich bedingte Vereinzelung der Sucht nach einem Sinn durch Anderes, also durch den ihm selbst fremden Sinn (siehe die Seinsvergessenheit nach Martin Heidegger) sich zufrieden geben muss – sich im einer Gesellschaft der Befriedigungen befriedet. Allerdings war es eine ungeheure Anmaßung wenn Husserl als daraus seine Theorie der "Egologie" entwickeln wollte. Es ist das Sein als solches oder das "an sich Seiende" lediglich eine Schlussfolgerung aus dem Widersinn einer vertauschten – und also täuschend echten – Substanz des Daseins vor allem Enttäuschung vermittelt, weil es das Elementare, das im Dazwischensein von Anwesenheit und Abwesenheit eines Wesens, also aus dem Sinn und Zweck seiner Gegenwärtigkeit denkbar bleibt. Da fühlen sich dann auch die Phänomenologinnen und Phänomenologen zur Besänftigung berufen. Das gegenwärtige Dasein ist gegenständlich und praktisch. In seiner Widersinigkeit ist es aber zugleich ein objektives Dazwischensein, ein an sich allgemein vereinzeltes Sein, worin in allem einzelnen Sein dessen Existenz vermittelt ist und wird. Darin wird es hier und da und dort einzeln und zugleich allem gemmein durch seine einzelnen Gewissheiten bezogen (siehe hierzu Bewusstsein). Im Dasein ist auch das Unbegriffene und oft auch Unbegreifliche wirksam. Dialektisch ist Seiendes dadurch, dass sein geschichtliches Sein, das Dasein zugleich sein Ende bestimmt, weil es schon in seinen Verhältnissen sein Ende, die Geschichte als sihr inhärentes Maß entwickelt. Was bleibt ist nicht die Nützlichkeit ihrer Beziehungen, ist nicht eine ihr äußerliche Macht ihrer Verhältnisse, worin sie außer sich ist. Als diese ist sie unnötig. Macht entsteht, wo Ohnmacht herrscht – eben als politische Macht, die über die Wahrheit ihres Seins herrscht. Sie ist durch sich schon fremd bestimmt, denn sie bleibt in den herrschenden Verhältnissen das Mittel der Herrschaftssicherung. Was nötig ist das fügt sich besonders, wenn ihr die Wahrnehmung Folge leistet (siehe Ästhetik). Darüber hinaus gibt es allerdings auch noch die Freiheit einer Entscheidung über das, was einem Menschen nötig ist, ohne objektiv notwendig zu sein (siehe Kritik der politischen Ästhetik). Aber es bildet auch ohne Not sich immer wieder das Eigene das Fremde, weil lebendige Geschichte sich zwischen Subjekten und Objekten bewegt. Weil ein solcher Subjektivismus seine gesellschaliche Bedingtheit leugnet, kann er auch nur Im Jenseits ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit die Grundlagene seiner Erkentnisse finden. Und so bleiben in solcher Phänomenologie die Menschen im Allgemeinen auch nur ausschließlich als Gegenstand für einander unter sich, an und für sich zwischen ihrem Menschsein als bloßes Material ihres Lebens. Das hatte Martin Heidegger bereits zu einem kritisch anmutbenden Statement getrieben, das auch schon die kritische Jungend der zwanziger Jahre des 20ten Jahrhunderts begeistert hatte und das kritische Bürgertum zur Auflösung ihrer Selbstverständigung getrieben: Und es ist so platt, dass es immer mal stimmen kann, wenn er sich so verstehen will, wie es seine Zeit ratsam scheinen lässt – solange Gesellschaft wie das Sammelbecken selbstloser Spießer kritisch begriffen sein soll: "Das Dasein steht als alltägliches Miteinandersein in der Botmäßigkeit der Anderen. Nicht es selbst ist, die Anderen haben ihm das Sein abgenommen. Das Belieben der Anderen verfügt über die alltäglichen Seinsmöglichkeiten des Daseins. ... In dieser Unauffälligkeit und Nichtfeststellbarkeit entfaltet das Man seine eigentliche Diktatur. Wir genießen und vergnügen uns, wie man genießt; wir lesen, sehen und urteilen über Literatur und Kunst, wie man sieht und urteilt; ... wir finden empörend, was man empörend findet. ... Jeder ist der Andere und Keiner er selbst." (Heidegger in "Sein und Zeit" S. 126f "§27. Das alltägliche Selbstsein und das Man"") Es ist der monokausale Strukturalismus des identitären Denkens, der auch heute noch politische Selbstverständnisse des Bürgertums aufbereitet. Doch im bloßen Dazwischensein sieht das Eine wie das Andere von sich ab, soweit es sich außer sich wahrhat. Und so wirkt alles, was dadurch zwischen sich gleich bleibt für sich fremd. Substanziell ist das Dasein nicht elementar. Es ist der bloße, also leere Raum des Seins, eben das, was hier oder dort oder einfach nur so mal hier und mal da ist, also wesentlich immer positive Tatsache ist (siehe hierzu Positivismus). Damit will dieser Begriff die Existenz des Lebens beschreiben, das durch das hervorragt, was die "Extase des Seins" als Existenz der Menschen ausmacht. Was nicht hier ist, könnte demnach dennoch da oder auch dort sein (siehe hierzu auch Pragmatismus). Nicht so bei Hegel, für den alles aus einer Entzweiung im Sein zu Nichts wird, weil es im Anderssein wesentlich nur Geist, ein Lebensmoment des Weltgeistes sein könne. Was für Hegel das "Werden als eins mit dem Nichts im Dasein ist", kann nicht einfach so sein, weil es nur ohne Sein da sein könnte, wenn es nur hier wäre. Das Abwesende ist demnach nicht einfach wesentlich anders (siehe Anderssein) als das Anwesende. Im Dasein erscheinen die Widersprüche der Tatsachen positiv aufgehoben, an sich abwesend und zugleich in ihrer unwesentlichen Beziehung versöhnt. Von daher sind sie zugleich in ihrer Nichtigkeit abstrakt gegenwärtig, im Zwiespalt ihrer Vergegenwärtigung für sich selbst aufgehoben, sich selbst äußerlich und durch ihre Aufhebung entäußert, für sich nur abstrakt anwesend (siehe Abstraktion). In ihrer Entäußerung erscheinen ihre einzelnen Beziehungen im Allgemeinen außer sich (siehe abstrakt Allgemeines). Sie verhalten sich als einander fremde Wesen gegeneinander und formulieren an und für sich nichtige Verhältnisse (siehe z. B. abstrakt menschliche Arbeit, abstrakt menschlicher Sinn, abstrakt menschliche Gesellschaft). In der Philosophie wird im Begriff von der "Lehre vom Sein", der Ontologie, um die Auflösung aller Mythologie in der Folge von Raum und Zeit gestritten, darüber, ob die Zeit oder der Raum das Dasein der Geschichte, ihre Vergangenheit und Gegenwart begründen würde. Dasein wird von Martin Heidegger als Existenz, als Ex-tase, als herausragendes Ende einer "Seinsgeschichte" verstanden (siehe auch Existenzialismus), als das, was wesentlich in seiner Existenz verblieben war und geblieben ist, ohne als diese gegenwärtig da zu sein. Weil es seine Zeit hinter sich hat, könne es sich nur über sein existenzielles Material vergegenwärtigen und seine Wahrheit nicht durch sich selbst erkennen, weil es durch seine Seinsvergessenheit untergegangen sei, und nurmehr im Raum der existierenden Körper, in "der tiefsten Bewahrung seiner erd- und bluthaften Kräfte" gegenwärtig sein könne. Von daher sei das Dasein auch substanziell nur in den Existenzialien einer "vergessenen" Zeit, in der Seinsvergessenheit der Gegenwart zu erkennen (siehe hierzu auch Genealogie), was für jede "Lehre vom Sein" fundamental zu sein hätte (siehe Fundamentalontologie). Ganz im Gegensatz hierzu sieht der marxistische historische Materialismus alles Dasein in der Gegenwart widersprüchlicher Lebensverhältnisse in der gegenwärtigen Geschichte der Klassenkämpfe. Was Martin Heidegger aus vergangener Zeit als Wesen des Seienden offenbar werden soll, erfüllt sich nach Marx im Lebensraum der gegenwärtigen menschlichen Lebensäußerungen, die ihre Geschichte nicht hinter sich gelassen haben, sondern in ihren realen Auseinandersetzungen über ihre gesellschaftliche Kultur verwirklichen. Die Substanz des Seienden ist demnach die materielle Gegenwart im Lebensraum seiner Zeit als Dasein der Klassengegensätze. Die räumliche Substanz des Seins lässt sich an sich selbst schon formal gegen die zeitliche begreifen: Was hier da ist, muss nicht schon gewesen sein. Und es kann nicht gleichzeitig hier und dort sein. Es würde in Raum und Zeit eine gespenstische Einheit in ihrem Grauen von Ein und Demselben begründen (siehe auch Mythologie). Hiergegen ist Dasein die Wirklichkeit eines Widerspruchs in der Beziehungslosigkeit zwischen dem Einen und dem Anderen. Im Dazwischensein des Einen und des Anderen kann sich substanziell nur ein Widersinn gleichbleiben. Was durch seine Wirkungen wirklich, aber abwesend ist, kann nur ein Wesen der Abstraktion, ein Wesen der Wirklichkeit jenseits von Raum und Zeit sein und sich in ihren Widersinn verhalten, ihr Verhältnis als Widerspruch zwischen Inhalt und Form, zwischen Wesen und Erscheinung offenbaren. Dieses kann daher nicht Nichts sein, denn es unterstellt ein Wesen, das sowohl da wie dort sein könnte, sobald es anwesend wäre, auch wenn es noch niemals da und auch nicht dort gewesen ist. Als rein ideelles Wesen ist es darin substanziell als potenziell anderes Sein enthalten, eben weil sich dies auch wirklich ändern kann (siehe historischer Materialismus), das ideelle Nichts selbst die geschichtliche Notwendigkeit der Änderung, ihre Abstraktionskraft formuliert (siehe hierzu auch Revolution). In Hegels Dialektik herrscht ein Dualismus von Geist und Materie im Wesen der Weltgeschichte zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft, die schließlich nur im objektiven Geist absolut werden könnte (siehe Gott). Bei Hegel "... bildet die Religion zur Philosophie keinen wahren Gegensatz. Denn die Philosophie begreift die Religion in ihrer illusorischen Wirklichkeit. Sie ist also für die Philosophie - sofern sie eine Wirklichkeit sein will - in sich selbst aufgelöst. Es gibt keinen wirklichen Dualismus des Wesens." (MEW 1,293)(MEW 1, Seite 293f) Dasein ist die Gegenwart dessen, was wesentich ist: Seiendes in Raum und Zeit, geschichtliches Sein, das da und dort mal anwesend, mal abwesend, eine Zwischenkunft des Seins ist (siehe Dazwischensein), in der sich die Einzelheit allgemein aufhebt. "Wenn ... Hegel Allgemeinheit und Einzelheit, die abstrakten Momente des Schlusses, als wirkliche Gegensätze behandelt, so ist das eben der Grunddualismus seiner Logik. Das Weitere hierüber gehört in die Kritik der Hegelschen Logik." (MEW 1,292)(MEW 1, Seite 292) Oft wird das so verstanden, als ob es eine Gegebenheit wäre, die zufällig mal hier und mal dort erscheinen würde (siehe Phänomenologie). Doch Wirklichkeit ist immer eine Form des Seins: ein Dazwischensein, das durch seine Verhältnisse bestimmt ist, in denen Menschen sich in der Form ihrer Lebeninhalte, ihrer Lebensbedingungen geschichtlich verhalten, sich in ihren Lebensverhältnissen aufeinander beziehen. Es ist das, was wesentlich dazwischen ist wo es ist und einem Anderssein, wo es eben mal nicht ist. Es ist immer da, solange es nicht verwest (siehe auch Tod) und also im Prozess seines Lebens in seinem Wesen ganz praktisch für wahr zu nehmen und zu begreifen ist, sofern die Wahrnehmung ihm nicht verschlossn wurde (siehe hierzu tote Wahrnehmung). Sein Begriff unterstellt ein anwesendes oder abwesendes Sein, das durch seine geschichtliche Natur notwendig ist (siehe hierzu auch historischer Materialismus), auch und gerade wenn es nicht so das sein kann, was es wesentlich ist, das zwar wesentliche Wirkungen durch die Form ihres Daseins hat (siehe hierzu auch Formbestimmung), die aber in Wirklichkeit stofflich oder körperlich nicht so da sind, dass sie schon in der Anschauung erklärlich wären, in ihrem Sosein an und für sich widersinnig sind. Im Widersinn wären Gegensätze einfach nur selbst widersprüchliches Sein und hierdurch Philosophie aufgefordert, diese in ihrer Wirklichkeit zu erklären. Doch gerade dies hebt diese selbst auf. Von daher ist das, was in ihrer Wahrnehmung einfach so da ist, das Da-Sein eines Seins, das ihm zugrunde liegt, für sie unbegründet, weil es einen Grund hat, der sich nicht wirklich, nicht existenziell als praktisches Bewusstsein vermitteln lässt, weil er abwesend ist. Weil er sich im "Erkenntnisrahmen der Philosophie" nicht wirklich wesentlich erkennen lässt, ist er also dem theoretischen Bewusstsein entzogen, denn darin ist in Wahrheit nichts unmittelbar und daher kein Gegenstand der "reinen Erkenntnis". Weil er sich im Dasein nicht positiv philosophisch, sondern nur Widersinnig verhält, eben nur im Dazwischensein äußert, ist seine Wirklichkeit dadurch bestimmt, das er darin durch seine Abwesenheit wirkt, Wirkungen hat, die als solche auch wirklich wahr sind ohne ihren Grund unmittelbar darzustellen. In ihrem Dasein lässt sich Wirklichkeit nur aus Ursachen erschließen, die keinem unmittelbaren Grund zur Folge sind, weil er im Dazwischensein immer abwesend ist (siehe Dialektik). Wirklichkeit hat keinen unmittelbaren Grund und so kann daraus kein wirklicher Zusammenhang aufgeklärt, wohl aber Gründe seiner Wirkungen aus deren Dasein erschlossen werden. In Wahrheit existiert das Dasein eben immer auch als Wirkung einer Substanz, die anders erscheint, als sie begründet ist und deshalb nur widersinnig da sein kann (siehe hierzu auch kritische Theorie). Es muss als Teil eines ganz anderen Seins aus einem Verhältnis zu diesem als Gehalt seiner Beziehung hieraus als Formbestimmung erschließbar sein, deren Form nicht ihrem Inhalt entspricht (siehe hierzu auch Logik). Es ist also nur aus deren stofflicher Wirkung als Grund eines Verhaltens nachweisbar, das unmittelbar nicht stofflich als etwas Ganzes sinnfällig ist, sondern substanziell zugleich als etwas ganz Anderes nurmehr durch eine Formbestimmung wirkt und sein Verhältnis darin mystifiziert (vergleiche z.B. den Gebrauchswert als Erscheinungsform des Werts, der den Warenfetisch begründet). Es ist etwas, das sich in seinem Stoff substanziell als Resultat eines reduzierten Verhältnisses, als abstrakter Sinn und Zweck seiner Beziehungen nur durch die Tatsache seiner Existenz darstellen lässt (siehe z.B. abstrakt menschliche Arbeit, abstrakt menschlicher Sinn, abstrakt menschliche Gesellschaft). Weil für Hegel das Denken aus einer unendlichen Wahrheit hervorgeht, die aus einer Wesenslogik von Sein und Nichts besteht, ist für ihn das Dasein ein bloßes Hervorterten der Endlichkeit in seinem unendlichen Weltgeist. Durch Karl Marx wurde diese Logik umgekehrt zu einer Kritik unendlicher Kategorien, die letztlich immer nur Mystifikationen sind. Folgt man dieser Kritik, so ist das Dasein die Anwesenheit dessen, was das Sein allen Lebens schlechthin ausmacht, was seine Natur ausmacht und hierdurch wesentlich da ist, wiewohl es an und für sich auch abwesend sein kann. Während das Sein eine begrifflich erschlossene Substanz ist (siehe auch Begriffssubstanz), ist die wirkliche Anwesenheit dessen, was ist, mit dem Dasein formuliert. Dasein ist das Sein, wie es da ist. Es ist das "Da Sein", ein in seinem Raum und seiner Zeit bestimmtes Sein, Seiendes, wie es anwesend ist, eine Seinsweise, das geschichtlich vorhandene Sein als Existenz, wie sie hier, da und dort ist, als Gewordenes aber nicht zufällig da, nicht einfache Gegebenheit ist (siehe auch Gegenwärtigkeit). Dasein formuliert den Gegenstand der begrifflichen Erkenntnis als das, was für sie wirklich oder in Wirklichkeit da ist. Das unterstellt ein Grundverständnis der Wahrheitsfindung, eine Schlussfolgerung (siehe Theorie) zu dem, was sie aus der Vielfalt des Seienden zu beurteilen hat. Es ist ein Vorurteil zu dem, was den Begriff ausmachen muss, was wesentliches Ur-Teil zu einer Analyse und ihrer Logik und der ihr entsprechenden Kritik ist. Es ist ein Begriff der Phisosophie für die Grundlagen ihrer Theoriebildung (siehe Erkenntnistheorie), durch den ihr Erkenntnissanspruch sich in der Beziehung von Gegebenheiten (Existenz) und Wesenheiten (Substanz) bewahrheiten, also erklären lassen sollen. Was für wissenschaftliche Aussagen im Positivismus ununterschieden aufgegriffen wird, ist für dialektische Theorien mit der Unterscheidung des Daseins zum Sein die Grundlage zur Unterscheidung von Wesen und Erscheinung. In der Wirklichkeit gilt das Dasein als Erscheinungsform der Zusammenhänge seines Werdens und Wesens, das da ist, das also einen Ort, einen Raum in seiner Zeit hat (hier und da zu sein) und dessen Gewissheit ausmacht und erfüllt solange es sich auch als Gegebenheit bewährt (siehe sinnliche Gewissheit), bevor es also vergeht und verwest. Nach Hegels Logik ist Dasein bestimmtes Sein (Qualität) und von daher der Übergang eines bei ihm unendlich gefassten Begriffs in die Endlichkeit. "So ist 1. das Dasein die Einheit des Seins und des Nichts, in der die Unmittelbarkeit dieser Bestimmungen und damit in ihrer Beziehung ihr Widerspruch verschwunden ist, – eine Einheit, in der sie nur noch Momente sind; 2. da das Resultat der aufgehobene Widerspruch ist, so ist es in der Form einfacher Einheit mit sich oder selbst als ein Sein, aber ein Sein mit der Negation oder Bestimmtheit; es ist das Werden in der Form des einen seiner Momente, des Seins, gesetzt." (G.W.F. Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften I, stw, Frankfurt am Main 2003, § 89) Mit dem Begriff des Daseins wurden die Verwirrungen der Interpretationen in der Philosophie evident. Das Dasein ist nach Hegel dem Werden, dem Entstehen und Vergehen unterworfen und somit im Unterschied zu unendlichen Bestimmungen immer veränderlich. Es ist aber nur so veränderlich, wie es in in der Form einfacher Einheit mit sich als eines der Momente des Werdens, des Seins, gesetzt ist. In der Einheit von Sein und Nichts, aus deren Logik heraus alles in seinem Sein zugleich - also oine weitere Bestimmung – nichtig wäre, ist im Werden das Dasein das Moment der Veränderung, der geschichtlichen Wirklichkeit. Es selbst ist zwar nicht unbestimmt, ist bestimmtes Sein, für sich aber bestimmungslos – gleichgültig gegen seinen Inhalt - insofern es im Da-Sein nichts ist, außer dem, was so hier und ebenso da ist. Es enthält einfach nur das, was es vermittelt. Für sich ist es unbestimmt, weil es an sich nur Form sein kann. In dieser unterscheidet es sich notwendig als Sache von und für Menschen, die niemals einfach nur da sein können, sofern und solange sie leben. Denn Dasein vermittelt Leben, ohne selbst lebendig zu sein. Bei Theodor W. Adorno war es ein noch falsches Leben, das durch seine Negation richtig, und also gerichtet werden müsse (siehenegative Dialektik). Für Martin Heidegger ist das Dasein als eine besondere Fähigkeit des Bewusstseins zu verstehen, wie etwa eine besondere Aufmerksamkeit, die seine Beziehung auf das Sein als persönliche Eigenschaft der Wahrnehmung und diese als "Selbstbestimmtheit des Daseins", als die Selbstverständlichkeit ihrer eigentlichen Existenz zu beschreiben wäre, die sich vom "Seienden" in einer ontischen Differenz zur Eigentlichkeit des Sein absetzen würde. Dasein wäre so schlicht mit dem Bewusstsein als bewusstes Sein identifiziert und damit die ganze Welt in eine Persönlichkeit der Erfahrung (siehe auch Phänomenologie) verlagert, ihre persönliche Welt als Welt ihrer Persönlichkeit befunden und also auch durch persönliche Macht bestimmt wissen wollen. Hegel hatte sich in seiner idealistischen Manier dem Dasein aus der Wesenslogik der Allgemeinheit eines gewordenen Nichts nähern wollen, aus einem Nichts, das zu etwas wird und erst durch eine Logik des Werdens (seiner Geschichtsauffassung) da ist. Und damit hatte er das Verhältnis der Gedankenwelt zur wirklichen Welt des Denkens auf den Kopf gestellt. Logisch kann es nur umgekehrt sein, weil Denken nicht an sich logisch und nicht durch sich selbst vernünftig sein kann. Der Ausgang des logischen Denkens ist der Widersinn eines bestimmten Daseins, die darin verkehrte Macht, die wirkliche Entfremdungsmacht, wie Karl Marx es in der Begründung des historischen Materialismus aus der Kritik an Feuerbach entwickelt hat. Es wird aber das Dasein auch bei manchen Marxisten als unmittelbare Form des Seins verstanden, dass das Bewusstsein also niht nur inhallich, sondern substanziell von den Lebensverhältnissen bestimmt wäre, indem sie diese mit dem Sein schlechthin austauschen (siehe hierzu reaktionärer Marxismus). Es ergeht hieraus eine Felhlinterpretation eines Zitats von Marx, nach welchem das "Sein das Bewusstsein" bestimmt, das Dasein zum "Inhalt des Bewusstseins" erklärt, das Bewusstsein mit dem Dasein identifizieren. Das gerät natürlich schnell zu einer ebenso ontologischen Determinanten, wie in der Darstelung von Heidegger. Für die hierauf gründenden Phänomenologen gilt von daher eine Selbständigkeit des Daseins im Bewusstsein, dieses als seine Bestimmtheit im Wesen seiner Zeit: "Weil Dasein Bewußtsein ist und ich als Bewußtsein da bin, sind für mich die Dinge nur als Gegenstände des Bewußtseins" (Heidegger in "Sein und Zeit"). Von daher wird Dasein zum Begriff für eine voraussetzungslos erscheinende, also unendlich bestimmte Sache, wie sie nur im Bewusstsein da ist, ohne ihren Zusammenhang zu äußern, ihre Vermitteltheit, ihren Grund und ihre Bedingung zu formulieren. Deren Vermittlung ist nicht mehr Gegenstand der Erkenntnis, sondern unbedingt, reine Affirmation des Seienden, und wird zu einer reale Absehung von ihrem Sein für den Menschen (siehe Realabstraktion) auch in ihrem Bewusstsein (siehe Gedankenabstraktion), Einheit von Sein und Idealität, totatle Ideologie. Somit ist in der Phänomenologie Dasein quasi ganz natürlich und von selbst, von seiner Eigentlichkeit her formbestimmt und erscheint unabhängig von seinem Wesen und Verwesen als reine Zeit und reiner Raum ihres Seins, das der Mensch letztlich nur im Tod als Inhalt seines Seins, also in seiner Endlichkeit in seiner Einheit erkennen kann. Der lebende Mensch wird damit zum Objekt dieser unendlichen Seinsbestimmtheit, dem er nur im "Vorlauf zum Tode" gewahr wird. Marx hat ausdrücklich auf eine inhaltliche Beziehung hingewiesen, die natürlich nicht mit der Form ihrer Verhältnisse identisch sein kann, die also erst durch die Erkenntnis dieser Beziehung da ist. Eben weil Sein eine philosophische Abstraktion ist, die aber in der bürgerlichen Gesellschaft tatsächlich in den Endlichkeiten ihrer Nutzungen und Vernutzungen, also in deren Existenzzeit zur Bestimmung ihrer Wirklichkeit da ist, wird die Bewirtschaftung ihres Lebens durch die Nützlichkeit ihrer Lebensmittel zu ihrer ausschließlichen Bestimmung. Diese Abstraktion des Seins, also Zeit als verselbständigte Substanz des ökonomischen Daseins, wurde von Marx also zur Grundlage seiner Kritik an der Bestimmtheit der bürgerlichen Gesellshaft (siehe abstrakt menschliche Arbeit), wie auch Raum in der Kritik der politischen Kultur als verselbständigte Substanz ihres Daseins begriffen ist (siehe abstrakt menschlicher Sinn). Ganz im Gegensatz hierzu begreift Martin Heidegger das Sein selbst durch Zeit, erweist sich somit als Protagonist dieser Gesellschaft, die ihr Dasein durch das Verhalten in der Zeit (siehe Wert) hat, also unmittelbar objektivierte Subjektivität ist im "Vorhandensein der Dinge": Bewusstsein. Damit wird Dasein sowohl als beschreibender Begriff des "Seienden" verwendet, wie auch als Begriff des subjektiven Handelns, des Lebensentwurfs und dessen Gestaltung, das sich aus dem Wesen heraus bildet und sich dem Subjekt "erschließt". Ein an und für sich passives Subjekt wird darin zum Existenzial, in welchem sich eine doppelte Seinsbestimmung vereint: In das "Geworfene" und zugleich Gestaltende. Dieser Gegensatz verdoppelt das Heideggersche Sein und spaltet es ab in einem Seienden, zu einem Sein, das den Menschen unmittelbar dadurch in das Dasein stellte, dass er ihm seine Existenz als seine Vorstellung von sich zusprach, nicht wirklich vollendet, aber schon da ist: Seiendes, wie es sich selbst versteht als Moment seiner Zeit. "Diesem Seienden eignet, daß mit und durch sein Sein ihm dieses selbst erschlossen ist. Seinsverständnis ist selbst eine Seinsbestimmtheit des Daseins". (Heidegger, Sein und Zeit, 11f). So wird Verständnis zu einer Kategorie des Daseins, als Bewusstsein und Sein in eins gebracht: "Weil Dasein Bewußtsein ist und ich als Bewußtsein da bin, sind für mich die Dinge nur als Gegenstände des Bewußtseins" (ebd.). Dieses Dasein als Bewusstsein ist die Grundlage dafür, von einer Wirklichkeitskonstruktion zu sprechen, also zu behaupten, dass Wirklichkeit selbst nur eine Behauptung, eine Selbstbehauptung des Bewusstseins sei (siehe hierzu Dekonstruktivismus). Der Mensch hat die Wirklichkeit, die er erfindet und wenn sie ihm nicht mehr gefällt, so erfindet er sich eine neue. Damit erscheint ihm alles Denken der Entfremdung des Menschen aufgelöst und der Mensch lediglich Ausdruck seiner Selbstverantwortung. Mensch und Sache sind ununterscheidbar und die Versachlichung des Menschen auch im Bewusstsein so unhinterfragbar, wie jede sachliche Notwendigkeit damit auch als menschliche Notwendigkeit erscheinen darf. |
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