„Demut ist häufig nur geheuchelte Unterwürfigkeit, mit der man andere unterwerfen will, also ein Kunstgriff des Hochmuts, der sich nur erniedrigt, um sich zu erhöhen. Und verwendet der Hochmut auch tausend Masken, niemals ist er besser verkleidet und täuschender als unter der Maske der Demut.“ (François de La Rochefoucauld) Demut ist der unterworfene Mut, der in der Reflexion von fremdem Mut verharrende und sich verlierende Mut. Meist wird Demut aus Ehrfurcht vor einer Unheimlichkeit (siehe auch Mystifikation) oder zur Bewahrung einer hohen Würde gefordert: z.B. Ehrfurcht vor Gott oder vor dem Leben. Der Begriff selbst zeigt schon, dass Ehre, die gefürchtet wird, Demut hervorruft: Z.B. wo Gottes Ehre geboten ist oder die Würde des Lebens. Ob ein Glaube an Gott Demut verlangt, sei dahingestellt, aber das Leben? Auch wenn alles Leben eine ganze und ganz große Welt ausmacht, so ist es doch vom einzelnen Leben nicht unterschieden, kann keine Würde gegen es setzen, der Demut zu erweisen wäre. Was damit gemeint sein mag, ist eher ein Überwältigung, ein Erstaunen über das Leben und seine Herrlichkeit, der sich ein Mensch unangemessen fühlt, wenn er von Demut spricht. Findet er dann aber keinen Mut zu sich und findet er sein Leben nicht Selbstverständlich, so wird er sich den Führern und Gesetzen unterwerfen, die ihm Demut abfordern. Es ist ein Begriff der Reaktion, die eine allem entfremdete Achtung nutzt, um Menschen mit ihren Interessen zu bestimmen. Demut soll den einzelnen Menschen einer Allmacht und Größe äußerer Wertigkeiten einverleiben, ihn zum Teil einer ihm fremden Menge machen. Darin wird das für ihn Wesentliche genutzt, um ihn einer damit umschriebenen Masse gleichzusetzten und gleichzuschalten. Es setzt vorraus, dass er an ein Wesen gemahnt wird, das er für sich erkennt und anerkennt. Dies wird ihm zur Überlebensgröße aufbereitet, indem es ihm als Bewältigungsmittel des Lebens vorgeführt wird (siehe hierzu auch Hellinger) und ihm damit auch zur Selbstüberwindung und -überwältigung taugt. Was er darin an Größe gewinnen kann, verliert er an Eigenem, aber was er allgemein erhält, lässt ihn dann vielleicht wenigstenz existieren. Demut ist der Tribut an eine geistlose Welt, die Eigensinn nicht erträgt. Und Demut verlangt und vollzieht die geistige Entfremdung und die Enteignung von Menschen. | ![]() |