"In Deutschland wird alles gewaltsam unterdrückt, eine wahre Anarchie des Geistes, das Regiment der Dummheit selbst ist hereingebrochen, und Zürich gehorcht den Befehlen aus Berlin; es wird daher immer klarer, daß ein neuer Sammelpunkt für die wirklich denkenden und unabhängigen Köpfe gesucht werden muß. Ich bin überzeugt, durch unsern Plan würde einem wirklichen Bedürfnisse entsprochen werden, und die wirklichen Bedürfnisse müssen sich doch auch wirklich erfüllen lassen. Ich zweifle also nicht an dem Unternehmen, sobald ernst damit gemacht wird. Größer noch als die äußern Hindernisse scheinen beinahe die inneren Schwierigkeiten zu sein. Denn wenn auch kein Zweifel über das »Woher«, so herrscht desto mehr Konfusion über das »Wohin«. Nicht nur, daß eine allgemeine Anarchie unter den Reformern ausgebrochen ist, so wird jeder sich selbst gestehen müssen, daß er keine exakte Anschauung von dem hat, was werden soll. Indessen ist das gerade wieder der Vorzug der neuen Richtung, daß wir nicht dogmatisch die Welt antizipieren, sondern erst aus der Kritik der alten Welt die neue finden wollen." (MEW 1 S. 343). Wo Begriffe getrennt von den Lebenszusammenhängen formuliert werden, die sie begriffen haben wollen, bekommen sie leicht die Gewalt eines verselbständigten Denkens (siehe auch identitäres Denken) durch die Vertauschung seiner bloßen Reflexion mit einem rein gedachten, einem idealisierten Wesen (siehe auch Sophismus). Mit dessen Abspaltung in der Trennung von seinem wirklichen Gegenstand verfestigen sich sene Kategorien zu einer positiven Theorie, die durch ihre kategorialen Zusammenhänge selbst schon ihre substanzielle Wahrheit behaupten muss. Aber nicht eine Theorie macht den Begriff (siehe hierzu auch Strukturalismus). Es ist der Begriff, der in seiner und durch seine Beweisführung die Theorie bestimmt und mit der Kritik der Trennung von Wesen und Erscheinung (siehe Wissenschaft) ihre eigene Notwendigkeit beweisen muss (siehe kritische Theorie). Die Beziehung zu einer Analyse ist auf den Kopf gestellt, wenn der hieraus erkannte Begriff sich nicht in seiner Wirklichkeit beweisen muss. "Es ist dies nur eine andere Wendung der alten beliebten, ideologischen, sonst auch aprioristisch genannten Methode, die Eigenschaften eines Gegenstandes nicht aus dem Gegenstand selbst zu erkennen, sondern sie aus dem Begriff des Gegenstandes beweisend abzuleiten. Erst macht man sich aus dem Gegenstand den Begriff des Gegenstandes; dann dreht man den Spie� um und mi�t den Gegenstand an seinem Abbild, dem Begriff. Nicht der Begriff soll sich nun nach dem Gegenstand, der Gegenstand soll sich nach dem Begriff richten." (Friedrich Engels, Antidühring, MEW 20, S. 89) Ein Begriff macht nur Sinn, wenn er die wirklichen Zusammenhänge von verschiedenen Eigenschaften aufklärt, soweit sie nicht unmittelbar wahrgommen werden können, soweit sie also eine Vermittlung jenseits der Wahrnehmung enthalten, die nur durch schlussfolgerndes Denken der wissenschaftlichen Erkenntnis zugänglich werden. Wissenschafliche Begriffe (bzw. Kategorien) sind daher nötig, wo dieser Zusammenhang aufgeklärt werden muss, weil dessen Erscheinungen als Eigenschaften eines Gegenstandes von seinem Wesen getrennt, ihm also durch seine Formbestimmungen entfremdet sind und durch den theoretischen Rückschluss auf deren Beziehungen im Ganzen ihrer Naturalform einbegriffen werden müssen (siehe auch Doppelcharakter). Dogmatismus behandelt diese Begriffe allerdings nur wie eine Gelehrtenmeinung, bzw. Lehrmeinung ihrer Begriffe als Theorie für sich, wie sie am besten vom Katheder zu verkünden wäre. Von daher wird auf eine wissenschaftliche Vermittlung der Zusammenhänge, die darin zu entwickeln wären, verzichtet und der Begriff praktisch wie die Form einer Anleitung, also unmittelbar selbst wie einer Formbestimmung behandelt (siehe hierzu auch Strukturalismus). Hierdurch ist das Erkenntnisinteresse einer kritischen Theorie in eine Form verkehrt, die ihre Ableitungen, ihre Entdeckungen ausschalten, um ihre Resultate als einfache politische Positionen ohne eine wirkliche Beziehung auf ihre Sache zu nutzen. Der Inhalt der Theorie wird als Form allerdings notwendig abstrakt und wird daaher zu einem reaktionären Bewusstsein (siehe hierzu auch reaktionärer Marxismus). Die Inhalte einer Theorie werden durch Dogmatismus nicht einfach nur übergangen; sie werden genichtet und zerstört. Die substanzielle Argumentation einer Theorie besteht aus der Elementarform ihrer Begriffsbildung. Elementarform ist daher die Form der Elemente eines ganzen Zusammenhangs, die allgemeine, also für alle gemeinhin notwendige Form, worin deren Inhalte durch ihre Substanz vermittelt sind (siehe Begriffssubstanz). Wo sie verselbständigt, also von ihren Inhalten abstrahiert wird, wird die Form auf ihre bloße Substanz reduziert und erscheint schon im Begriff also abwesend, daher wie eine naturbegabte Formbestimmung. Weil und sofern ihre Inhalte also nicht wirklich da sein können, entsteht ein notwendiger Bedarf an Inhalten von gleicher Substanz, der als Formbestimmung dessen taugt, was darin sein soll, was notwendiges Sein unter der Bedingung dieser Form erwirken muss. Die Abstraktionskraft einer entfremdeten Wirklichkeit wird dadurch unkritisch bestätigt, auch wenn sich darin der Inhalt durch die Verhältnisse seiner Form verkehrt, in ihrer politischen Wirkung zu einer Allgemeinheit seiner Formbestimmtheit wird, entsteht hierdurch eine unwirkliche Beziehung als Verlangen der Einverleibung ihres abstrakt allgemeinen Gedankenwesens (siehe auch Gedanknabstraktion), das ununterschieden im Dasein seiner Sache wahrgenommen wird und sich wie ein Fetisch des Bewusstseins hierüber zusammenfasst (siehe hierzu auch Warenfetischismus). Und wenn der dogmatsche Begriff seine inhaltlichen Bezüge schon mal verloren, er sich politisch verselbständigt hat, zerstört er sich selbst und verbleibt als Fetisch seiner Theoriebildung wie ihre Drone erhalten, jederzeit bereit, alles abzuschießen, was sich hiergegen wehrt. |
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