"Ein individueller Gegenstand ist nicht bloß überhaupt ein individueller, ein Dies da!, ein einmaliger, er hat als »in sich selbst« so und so beschaffener seine Eigenart, seinen Bestand an wesentlichen Prädikabilien, die ihm zukommen müssen (als »Seiendem, wie er in sich selbst ist«), damit ihm andere, sekundäre, relative Bestimmungen zukommen können (Edmund Husserl 1913, "Allgemeine Einführung in die reine Phänomenologie", S. 9). Um sich auf das Einzelwesen einer Persönlichkeit allgemein zu beziehen ist ein Zugang über die Einzelheit von Erscheinungsweisen nötig, die in der Phänomenologie schlicht als seiende Phänomene des Menschseins begriffen sein sollen. Diesem vereinzelten Dasein wird das Wesen seines Seins durch die Reduktion auf die einzelne Gestaltungen (siehe auch Archetyp) ihrer Eigenschaften aufgetragen. Draus ließe sich ihre Zweckhaftigkeit, ihre Teleologie aus dem „Verwiesenwerden auf die Urfakta der Hyle“ (Husserl) – eben aus dem Verwiesensein auf ontologische Urfakta erkennen (siehe auch fundamentalontologie), aus einer Einheit in ihrer Masse also ihr Begriff auch schon in der Masse als allgemeiner Begriff der Wahrnehmungen finden (siehe hierzu auch Ur-Ich). Dies ist allerdings eine sehr eigenwillige Interpretation der Durchdringung vielfältiger Erscheinungsformen der Je-Einzelnen Seinsweisen, die im „Sein der teleologischen Wirklichkeit selbst“ (Husserl) aus der Einbildungskraft des Wissenschaftlers zu begreifen wäre, eben aus dem Seienden der Wahrnehmung, aus ihrem Dasein, im Sinn ihrer Teleologie als deren Wahrheit erchlossen werden könne (siehe hierzu auch den "Sinn des Seins" bei Martin Heidegger). Durch eine solche eidetische Abstraktion wäre sie in ihrem eigentlichen Sinn begrffen bzw. begreifbar, im Janseits seiner wirklichen Lebensverhältnisse das Wesen eines Je-Eigenen erfasst gelten könne. Damit wäre die dialektische Beziehung zwischen Einzelheit und Allgemeinheit erkannt – bzw. ihrer Erkenntnis entzogen – und dem Opportunismus der beliebigen Verallgemeinerung nützlich brauchbar und gebraucht – bzw. verbraucht. Die "eidetische Reduktion" ist die von Husserl so bezeichnete Abstraktion einer wissenschaftlichen Wahrnehmung über die Konzentration auf die Befassung mit Eigenschaften und Fähigkeiten, wie sie aus der Anschauung ihrer Phänomene zu finden und empfinden sind. Hieraus wird ein Urteil bezogen, das ihre einzelne Form als Gestaltung ihrer inhaltlichen Beziehungen so verwesentlicht, wie sie einem allgemeinen Vorurteil der Wahrnehmung entsprechen kann - z.B. als das Je-Meinige oder Je-Seinige befunden wird. Daraus wird es einer im Grunde bloß verallgemeinerten Wahrnehmung unterworfen, zum ästhetisch Wesentlichen (Eidos: wesentliche Gestalt). Hieraus soll eine Formgebung bereit gestellt werden, wodurch das Eigentliche in seiner allgemeinen Einzelheit zur Vorstellung eines allgemeinen Daseins wird, durch das entgegenwärtigte Selbstwahrnehmung eine Gegenwart finden können soll, indem sie dieser über die Theorie einer Urgenesis ("Ur-Ich") aus der Vorstellung eines "reinen Ichs" vorgreift (siehe auch ästhetischer Wille). „Die Urgenesis (als eidetische Form), die Form der Konstitution von immanenten hyletischen Gegenständen ist die Unterlage für jede weitere Genesis, und alle Genesis vollzieht sich in der Urform des zeitkonstituierenden Bewusstseins[...]“ (Husserl Bernauer Manuskripte [Hua XXXIII. 282])<> In ungewissen Verhältnissen herrscht durch ihre abstrakten Zusammenhänge Angst, weil daraus kaum zu schlussfolgern ist, welche Wirkung sie auf das eigene Leben haben. Über zufällige Muster sucht die Wahrnehmung die Möglichkeit, ihre Angst durch eine Botschaft über den Glauben an einen Sinn (siehe auch Aberglaube) zu überwinden. Aber nicht nur die Muster - z.B. von Sternbildern - reizen die Menschen dazu, darüber Urteile über sich oder andere oder die eigene Zukunft zu finden. Die Reduktion der Wahrnehmung auf solche Bilder von gedachten Zusammenhängen ist die geläufige Form der Meinungsbildung. Die wurde schließlich von Husserl als Erkenntnismethode seiner Phänomenologie durch die "eidetische Reduktion" zur Validierung der Wissenschaften schlechthin "entdeckt", um mit dem Chaos der dialektischen Wesensabstraktionen aufzuräumen (siehe hierzu auch Martin Heideggers Fundamentalontologie). Allerdings war damit eine Beschränkung der Urteilskraft durch eine Verwissenschaftlichung des Interpretierens als eine Erkenntnismethode der Deutung eingeführt, die den Positivismus um die Einbildungen eines wissenschaftlich formulierberen Verstandes bereicherte, der vor allem dessen Selbstgerechtigkeit totalisierte. Über eine eidetische Reduktion kommen die Phänomenologinnen und Phänomenologen leicht und relativ schnell zu einem Befund, der ihre Vorurteile auch ohne eine weitergehende Analyse bestätigt und bestärkt, weil er ihre Empfindungen durch Andere schon unmittelbar, also jenseits einer Beurteilung ihres Verhaltens in ihrer Vermittlung für sie selbst versinnbildlicht (siehe hierzu auch z.B. Bert Hellinger). Die Urteile einer solchen Erkenntnismethode ergeben sich aus einer Reduktion, also der Abstraktion einerWahrnehmung ihres Verhaltens und können daher auch nur dem Menschen weiterhelfen, der ihnen Glauben schenkt und sein Verhalten, also sich in seinen Verhältnissen hiernach einrichtet. Hieraus können ihre Erkenntnisse daher auch nur das betreffen, was ihre Selbstwahrnehmung bestärkt. Die "reine Phänomenologie" (Husserl) will ja auch nur über jeden Zweifel über die Lebensgestaltung ihrer Zwischenmenschlichkeit hinweghelfen. Eidos bedeutet wesentliche Gestalt; Reduktion ist der Prozess einer Abstraktion. Eidetische Reduktion kann also nur eine Konzentration auf das sein, was nicht wirklich wesentlich ist. Sie will die Abstraktion im Wesen einer Gestaltung, über die Verdichtung einer reduzierten Gestalt finden, die sich hierdurch als ihr Wesen als das erweisen soll, was sie in diesem Verhältnis sein kann. Es ist ein Wesen, das die eigene Urteilskraft objektiviert, für sich außer sich verallgemeinert. Mit einer solchen Verallgemeinerung wird der Eindruck prominent durch den die Wahrnehmung sich von der Beziehung einer subjektiven Objektivität zum Verhalten einer objektiven Subjektivität modifiziert. Und dies verhilft in ihren Verhältnissen vor allem zum Gleichlauf der Subjekte in der Beziehung auf die Objekte der Urteilsbildung, die von dem bestimmt wird, der in der Lage ist, sie durch eine erzieherischen Beziehung zu beherrschen (siehe hierzu auch autoritärer Charakter). Damit will sich Phänomenologie als Theorie der Selbstverwirklichung begründen, welche die Verwesentlichung von ästhetisierten Ereignissen in einer Art vereinzelter Wesensschau betreibt. Im Grunde ist das so gefundene Wesen die formelle Verallgemeinerung einer Abstraktion, die dem Einzelnen als "Je-Seinige" vorausgestellt ist. Indem das hierdurch gefundene "Wesen" einer lapidaren Gedankenabstraktion nichts anderes ist als die Beschreibung einer reduzierte Wirklichkeit, indem ihr allgemeinster Inhalt, also das ist, was in allem gemein befunden wird, wird hier eine phänomenale Verdichtung zur Grundlage einer Erkenntnis hergenommen, die selbst nicht einfach nur idealisiert, sondern konkrete Wahrheit eines totalen Wesens sein soll (siehe auch Totalisierung). Durch diese umfangslogische Reduktion wird jede Unterscheidung von Wesen und Erscheinung aufgelöst, so dass jede Erscheinung zugleich wesentlich ist. Von daher wird alles Erscheinende als radikale Phänomenologie selbst abstrakt genommen und die Abstraktion lebendig verstanden, wodurch alle Erscheinungswelt naturalisiert und das wirkliche Leben hierfür personifiziert wird. Es ist die Umkehrung der Dialektik von Wesen und Erscheinung, indem das Abstrakte belebt wird und das Lebende den Widersprüchen seiner Wirklichkeit überlassen bleibt. Von daher muss man sagen, dass eidetische Reduktionen selbst schon das Denken und Erkennen von Abstraktionen selbst abtötet. Nach dialektischer Auffassung hat die Abstraktion ein Wesen, das sich selbst entgegengesetzt erscheint, das also nur als das Hinterrücks des Wirklichen erkennbar ist und das eine Substanz der Abstraktion (siehe Begriffssubstanz) bestimmt (vergl. z.B. Wertsubstanz). An diesem Beispiel lässt sich auch zeigen, dass eidetische Reduktion notwendig zur Bestätigung der Gegebenheiten als notwendige und unabänderliche Lebensbedingung führt: Jeder Ökonom begreift den Wert als umfangslogisches Wesen der Ökonomie. Nur dadurch, dass Karl Marx darin die Wertsubstanz nicht als Arbeit, sondern als abstrakt menschliche Arbeit, und damit den Produktionsprozess als Reduktionsprozess der Arbeit auf den Wert herausgearbeitet hat, dessen Größe die durchschnittliche Arbeitszeit ist, entsteht die Rückführung des Denkens auf die Menschen, die sich in solcher Abstraktion verausgaben und darin unendlich unterworfen sind, solange sie nicht ihre konkreten gesellschaftlichen Beziehungen verwirklichen. Die Gedankenabstraktion reduziert Wirklichkeit und bestätigt reduzierte Wirklichkeit als nötig. Zwar nicht ausdrücklich identisch, aber doch ähnlich wie eidetische Reduktion ist die psychologische Abstraktion von zwischenmenschlichen Beziehungen zu einer naturwissenschaftlichen Wesenheit, z.B. in der Hirnforschung, worin Hirnfunktionen als Grund für psychische Phänomene (z.B. dem Willen) angesehen werden, oder hormonelle und organische Grundfunktionen zur Erklärung komplexer Beziehungsinhalte genommen werden (z.B. Triebgeschehen als Grund kultureller oder familiärer Konflikte - siehe Ödipuskomplex). |
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