Nach seiner Position im Tauschhandel bestimmt sich die Funktion des Geldes zwischen seinem Dasein als Maß der Werte und seinem Dasein als Maßstab der Preise: Was man bezahlt. das hat seinen Preis (siehe Geld als Zahlungsmittel). Was man dafür bekommt, das ist dann ein Wert (wodurch Geld zum Kaufmittel wird). "Der Käufer verwandelt Geld zurück in Ware, bevor er Ware in Geld verwandelt hat, oder vollzieht die zweite Warenmetamorphose vor der ersten. Die Ware des Verkäufers zirkuliert, realisiert ihren Preis aber nur in einem privatrechtlichen Titel auf Geld. Sie verwandelt sich in Gebrauchswert, bevor sie sich in Geld verwandelt hat. Die Vollziehung ihrer ersten Metamorphose folgt erst nachträglich." (Marx in MEW 23, S. 140f) "Wir kennen bisher kein ökonomisches Verhältnis der Menschen außer dem von Warenbesitzern, ein Verhältnis, worin sie fremdes Arbeitsprodukt nur aneignen, indem sie eignes entfremden. Einem Warenbesitzer kann der andre daher nur als Geldbesitzer gegenübertreten, entweder weil sein Arbeitsprodukt von Natur die Geldform besitzt, also Geldmaterial ist, Gold usw., oder weil seine eigne Ware sich bereits gehäutet und ihre ursprüngliche Gebrauchsform abgestreift hat. Um als Geld zu funktionieren, muß das Gold natürlich an irgendeinem Punkt in den Warenmarkt eintreten. Dieser Punkt liegt an seiner Produktionsquelle, wo es sich als unmittelbares Arbeitsprodukt mit andrem Arbeitsprodukt von demselben Wert austauscht. Aber von diesem Augenblick stellt es beständig realisierte Warenpreise vor. Abgesehn vom Austausch des Golds mit Ware an seiner Produktionsquelle, ist das Gold in der Hand jedes Warenbesitzers die entäußerte Gestalt seiner veräußerten Ware, Produkt des Verkaufs oder der ersten Warenmetamorphose W-G. Ideelles Geld oder Wertmaß wurde das Gold, weil alle Waren ihre Werte in ihm maßen und es so zum vorgestellten Gegenteil ihre Gebrauchsgestalt, zu ihrer Wertgestalt machten. Reelles Geld wird es, weil die Waren durch ihre allseitige Veräußerung es zu ihrer wirklich entäußerten oder verwandelten Gebrauchsgestalt und daher zu ihrer wirklichen Wertgestalt machen. In ihrer Wertgestalt streift die Ware jede Spur ihres naturwüchsigen Gebrauchswerts und der besondren nützlichen Arbeit ab, welcher sie den Ursprung verdankt, um sich in die gleichförmige gesellschaftliche Materiatur unterschiedsloser menschlicher Arbeit zu verpuppen. Man sieht dem Geld daher nicht an, welchen Schlags die in es verwandelte Ware. Eine sieht in ihrer Geldform grade aus wie die andre. Geld mag daher Dreck sein, obgleich Dreck nicht Geld ist. Wir wollen annehmen, daß die zwei Goldfüchse, wogegen unser Leinweber seine Ware veräußert, die verwandelte Gestalt eines Quarters Weizen sind. Der Verkauf der Leinwand, W - G, ist zugleich ihr Kauf, G - W. Aber als Verkauf der Leinwand beginnt dieser Prozeß eine Bewegung, die mit seinem Gegenteil endet, mit dem Kauf der Bibel; als Kauf der Leinwand endet er eine Bewegung, die mit seinem Gegenteil begann, mit dem Verkauf des Weizens. W - G (Leinwand - Geld), diese erste Phase von W - G - W (Leinwand - Geld - Bibel), ist zugleich G - W (Geld - Leinwand), die letzte Phase einer andren Bewegung W - G - W (Weizen - Geld - Leinwand). Die erste Metamorphose einer Ware, ihre Verwandlung aus der Warenform in Geld, ist stets zugleich zweite entgegengesetzte Metamorphose einer andren Ware, ihre Rückverwandlung aus der Geldform in Ware." (MEW 23, S.123) Mit Geld lässt sich ein Wert darstellen und auch bezahlen. Darin unterscheidet sich Geld allerdings zunächst nur in der Funktion des Besitzerwechsels (siehe Besitz), also in der Beziehung zum Geldbesitz als solchen: Beim Einkauf wird Geld für den Erwerb des Gebrauchswert einer Ware getauscht und ist in der Beziehung G-W ein Kaufmittel. Beim Verkauf wird Geld durch die Veräußerung einer Ware durch deren Tauschwert, durch ihren Preis bezogen und ist in der Beziehung W-G ein Zahlungsmittel. Weil sie sich aus ihrer Produktion als veräußerbare Ware bei ihrem Verkauf als Maß der Werte bestimmt und darstellt, ist Geld als Kaufmittel mächtig gegen deren Veräußerung. Als Zahlungsmitte, das ihren Preis bezahlen muss, um das hiernach notwendigen Bedürfnis zu befriedigen, ist Geld ohnmächtig bestimmt. Aus ihrer im Warentausch, in der Zirkulation der Waren auf dem Markt erworbenen Fähigkeit, ihren Wert aus dem Maß seiner Produktion als Maß der Werte und ihren Preis aus der Zirkulation als Maßstab der Preise beim Einkauf darzustellen, fungiert Geld in zweeierlei Gestalten: als Preis beim Einkauf (G-W) als Kaufmittel, beim Verkauf von Produkten in Warenform (G-W) als Zahlungsmittel. Durch die Gesellschaftlichkeit des Geldes, die in beiden Funktionen das Verhältnis zwischen Macht und Ohnmacht des Geldbesitzes bestimmt, ist das Geld als Zahlungsmittel auf dem Markt gegen die Privatheit der Bedürfnisse, die das Zahlungsmittel Geld nötig haben, eben als dieses Kaufmittel Subjekt des Marktes und hat allein schon durch diese Funktion eine gesellschaftliche Macht, die den Bedürftigen zwingt - soweit er keinen anderen Besitz zum Tausch bieten kann - seine Arbeitskraft zur Wertbildung zu verkaufen. Waren werden durch Geld erstanden, womit ihr Preis bezahlt wird, weil mit Geld ihr Wert bemessen und dargestellt wird, eben weil Geld als Maß der Werte funktioniert. Doch Geld hat seinen Wert nicht absolut durch eine bestimmte Wertmenge oder Wertdefinition, weil Wert selbst nicht bestimmt, aber alles bestimmend ist, indem Geld nicht nur als Wertmaß funktioniert, sondern zwischen allen Angeboten und Nachfragen zugleich auch der Maßstab der Preise ist. Der Wert des Geldes bestimmt sich aus einer allgemenen Verwertungslage, aus der Wertmasse der zirkulierenden Produkte, die als Warensammlung auf dem Markt sind - gleich ob die nun Gebrauchsgüter oder Mehrprodukte oder selbst nur Geld sind. Soviel Geld als allgemeines Wertmaß vorhanden ist, soviel wird davon anteilig im Einkauf von Waren vergütet. Beim Einkauf spielt Geld daher die Rolle als Maß der Werte, durch welche die Gebrauchwerte der Waren in die Beziehung zu ihrem Wertsein versetzt werden. Aber dieses Wertmaß kann es nur darstellen, weil es sich als Maßstab der Preise darin bewährt hat, weil sich die Preise also wirklich darin realisieren. "Die Realisierung des Preises oder der nur ideellen Wertform der Ware ist daher zugleich umgekehrt Realisierung des nur ideellen Gebrauchswerts des Geldes, die Verwandlung von Ware in Geld zugleich Verwandlung von Geld in Ware. Der eine Prozeß ist zweiseitiger Prozeß, vom Pol des Warenbesitzers Verkauf, vom Gegenpol des Geldbesitzers Kauf. Oder Verkauf ist Kauf, W - G zugleich G - W." (MEW 23, S.123) Die Beziehung von Einkauf und Verkauf ist eine gegenläufige Wertbeziehung der Waren: während im Verkauf ihr Wert durch das Geld des Käufers realisiert, also erst allgemein wirklich wird, wird Geld im Einkauf selbst unmittelbar mächtig und realisiert seine Potenz als Faustpfand der Wertverhälltnisse. In diesem Widerspruch verlauft die Wirklichkeit der bürgerlichen Gesellschaft und er sind darin zugleich auch ihre Krisen angelegt. "Es kann keine Krise existieren, ohne dass Kauf und Verkauf sich voneinander trennen und in Widerspruch treten oder dass die im Geld als Zahlungsmittel enthaltenen Widersprüche erscheinen, ohne dass also die Krise zugleich in der einfachen Form – dem Widerspruch von Kauf und Verkauf, dem Widerspruch des Gelds als Zahlungsmittel – hervortritt." K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 512f. Die Beziehung von Einkauf und Verkauf macht die Zirkulation der Waren und also auch des Warenkapitals aus, in welcher sich die Wertbeziehungen des Geldes sowohl als Produkt menschlicher Arbeit in der Mehrwertrate, wie auch als Wertmasse der Preisbildung aus der Profitrate bewegt. Sabald diese Raten auseinanderfallen realisiert sich vor allem der in ihnen enthaltene Konflikt der Wertbeziehungen als Stockung des ganzen Verwertungsverhältnisses. "Insofern Kauf und Verkauf, die beiden wesentlichen Momente der Zirkulation, gleichgültig gegeneinander sind, in Raum und Zeit getrennt, brauchen sie keineswegs zusammenzufallen. Ihre Gleichgültigkeit kann zur Befestigung und scheinbaren Selbständigkeit des einen gegen das andere fortgehen. (So dass einer nur kauft, ohne zu verkaufen – Warenhortung –, oder dass einer nur verkauft, ohne zu kaufen – Geldhortung, Schatzbildung.) | ![]() |