"Es ist die alte Geschichte. Erst macht man Abstraktionen von den sinnlichen Dingen, und dann will man sie sinnlich erkennen, die Zeit sehn und den Raum riechen. Der Empiriker vertieft sich so sehr in die Gewohnheit des empirischen Erfahrens, dass er sich noch auf dem Gebiet des sinnlichen Erfahrens glaubt, wenn er mit Abstraktionen hantiert." (Friedrich Engels, Dialektik der Natur MEW 20, S. 502) Um die Gefahren der Erfahrung zu begreifen braucht es eine Wissenschaft, die Zusammenhänge eingefahrener Gewohnheiten darstellen kann. Die phänomenologische Methode ist das Verfahren einer "Erfahrungswissenschaft" (siehe hierzu auch Positivismus), die vor allem dem unerfahrenen Anwender schmeichelt, ihn über seine Naivität hinwegtröstet. Sie hat sich mit der Abspaltung von empirisch belegten Wissen und den Möglichkeiten seiner Analysen entwickelt und fungiert inzwischen als eine Küchenpsychologie die mit schlichten Rezepten auskommt und immer zur Stelle ist, wo schnelle Veränderungen betrieben werden sollen (siehe hierzu z.B. Bert Hellingers Familienaufstellungen). Von daher ist sie heute weit verbreitet. Erfahrung ist die Auffassung von Gegebenheiten, wie sie dem einzelnen Menschen im Dasein seiner Lebensverhältnissen widerfahren und ihn in seiner Lebensauffassung so bestärken, wie er sie darin wahrhat, wie er sich darin findet (siehe Empfindung) und sich darin einfinden kann (siehe Wahrnehmungsidentität). Ohne eine Reflektion der Erfahrung auf die Substanz ihrer Elementarform, auf die Wahrheit ihrer Wahrnehmungen bleibt sie durch ihr Dasein in ihrem unmittelbaren Lebensraum – auf ihre "Je-Einzele" Unmittelbarkeit – beschränkt und zersplittert dem entsprechend alle ihre "Erkenntnisse" im Großen und Ganzen ihrer Aussagen und wird durch die Verallgemeinerungen vereinzelter Erfahrungen entsprechend reaktionär (siehe reaktionäres Bewusstsein). Die Wahrnehmung ist im Dasein ihrer Erfahrungen als Empfindungen seines existentten Seins rein subjektiv in seinen Gefühlen gegenwärtig und erscheinen aus dem Belieben der Subjekte schon durch die Selbstverständichkeiten ihrer Gewohnheiten, durch die Anstimmungen ihrer gewöhnlichen Gefühle belegt und erwiesen (siehe auch beweis). Bei ihrer Wahrnehmung sind sie also immer zunächst ausschießlich einzeln und in einer Gesellschaft der Vereinzelungen für sich und durch sich schon rein phänomenal (siehe Phänomenologie) auch wenn sie nur in ihrem Widersinn wahr sind. Ein Zweifel hierüber lässt sich in der bloßen Anschauung nicht widerlegen. Aber was sie in Wahrheit im Großen und Ganzen sind, lässt sich durch eine Analyse der Wahrheit ihrer Verhältnisse auch in der WahrheitForm ihrer Vereinzelung ergründen, also in dem beweisen, was zwischen den Einzelheiten, was im Dazwischensein, im widersprüchlichen Dasein ihrer Gegenstände ihren Zusammenhang ausmacht und also empirisch durch ihre Beziehung zusammenhängt, so verbunden ist, wie es im Allgemeinen erfahren wird (siehe hierzu auch Wertform). Erfahrung ist immer schon körperlich, letztlich also Körpererfahrung. Die Inhalte der Erfahrung sind der Wahrnehmung vorausgesetzt und werden durch ihre Empfindungen erinnert. Sie können daher aber auch durch die hieraus gebildeten Gefühle Konflikte und Widersprüche in ihrem Sinn entwickeln, wenn die Gefühle selbst widersinnig sind oder im Widerspruch zu ihren Empfindungen stehen und von daher eine ihnen fremde Form annehmen müssen (siehe z.B. Panikattacken, Phobien, Depressionen, Zwangshandlungen usw.). Solche Konflikte können nur durch eine wirkliche Aufarbeitung ihrer zugrunde liegende Erfahrung aufgelöst werden (siehe hierzu auch Psychoanalyse). Erfahrung ist immer Lebenserfahrung. Sie ist der Prozess der Wahrnehmung oder ihre Geschichte als Bildungsprozess ihrer Erinnerungen und Gewohnheiten, ihrer allgemeinen Fähigkeiten im Tun und Lassen. Sie besteht aus Empfindungen und Gefühlen einer sinnlichen Gewissheit, Wissen in Sinn und Tätigkeit des Wahrnehmens, nicht aber als Erkenntnis fort. Erfahrung ist auch nicht so individuell, wie sie als Prozess des Lernens erscheint. Unter den Menschen vermitteln deren Erfahrungen sich selbst auch als Popularisierung ihrer Wahrnehmungen (z.B. auch durch die Medien). Auch körperlich teilt sich Erfahrung durch Vererbung, als epigenetische Vererbung, mit. In der Erkenntnis erst wird Erfahrung aufgehoben, nicht aber ausgelöscht. Aber diese im Zusammenhang isolierter einzelner Erfahrungswelten zu erlangen, setzt einen Akt des Denkens voraus, der durch Begriffe diesen Zusammenhang in seiner menschlichen Substanz (Begriffssubstanz) ermitteln muss. In der Psychologie wird oft eine bestimmte Erfahrung als unmittelbare Begründung für psychische Störungen oder auch für psychische System angesehen, so als ob diese sich einfach und linear innerpsychisch fortpflanzen würde. Aber eine traumatische Erfahrung (Grundkonstrukt der Psychoanalyse) kann unmittelbar nicht die Erkenntnis bestimmen, wohl aber ihre Wahrnehmungstätigkeit, wenn sie und weil sie das Verhältnis nicht erkennen kann, in welchem sie entstanden war. Solche unkenntliche Erfahrung kann sich in ihrer Empfindung fixieren, wenn dies bestimmte Gefühle nötig haben, die hieraus entstanden waren und sich von daher aus bestimmtem Grund der Erfahrung widersetzen, - also wenn sie hierdurch zu einer Identität im Selbstgefühl geworden waren (siehe objektives Selbstgefühl). Wissen und Erkenntnis können sich darin unterscheiden, dass ich meine Erfahrung weiss, ohne sie zu erkennen. Zum Beispiel hat jeder ein Wissen über seine Erfahrungen, ohne dass seine Erkenntnistätigkeit sich dadurch verändert. Sie ändert sich nur in der Gewissheit von Wahrnehmungen. | ![]() |