Eine Aufregung kann leicht zu einer reinen Erregung werden, wenn sie sich gegen ihren Grund verselbständigt, sich in einer Masse von Empfindungen zusammenschließt und ausschließlich wird. Wo Regungen ihre Gegenwärtigkeit verlieren, wo sie inhaltlich isoliert von ihrem Zusammenhang genichtet werden, verbleiben sie als Erregungen, die nach einer Gegenwart außer sich, nach einer Heilung ihrer Erregungen im Heil ihrer Gebrochenheit mit ihrem Ganzen ihrer Wahrnehmung verlangen. Erregungen werden aber umso heftiger, je wirkungsloser sie bleiben. In ihrer Unwirklichkeit vereinigen sie sich in einer Kraft, die aus der Nichtung ihrer Wirklichkeit ihre Selbstwahrnehmung gegen ihren Sinn ermächtigt, die von sich absieht, um für sich mit sich außer sich, also sich abstrakt von sich identifizieren (siehe Abstraktionkraft). Sie äußern sich in Absichten, die zu Gefühlen nach Vereinigung ihrer ihnen fremd gewordenen Wahrheit, zu einer äußeren Wahrnehmungsidentität ihrer Selbstentfremdung treiben (siehe Trieb). Denn in der Abstraktion verfangen gibt es keinen Weg zurück in konkrete Zusammenhänge ohne dass diese erst wirklich aufgegeben worden wäre. "Es ist ... unmöglich, von einer Abstraktion zu dem Gegenteil der Abstraktion zu kommen, wenn ich die Abstraktion nicht aufgebe. Der spekulative Philosoph gibt daher die Abstraktion der "Frucht" wieder auf, aber er gibt sie auf eine spekulative, mystische Weise auf, nämlich mit dem Schein, als ob er sie nicht aufgebe." (Marx, MEW 2, S. 60) Das Erleben von Ereignissen hinterlässt in der Wahrnehmung Spuren, die aus dem Abruch der Ereignisse, aus dem abwesenden Zusammenhang der Ereignisfolge, der in ihrer Abwesenheit als eine abstrakte Regung verbleibt, die für sich genommen isoliert und von daher nur noch als Naturform für sich ist. Ihre Gegenwart erfährt ihre Geschichte im Abbruch, in der Abtrennung aller verursachten Regungen von ihrem Sinn, den sie in der Folge des Erlebens dann nurmehr als Erregungen wahrhaben, die als schlichte Notwendigkeit des Wahrgehabten als selbständiges Quantum seiner Regungen zur Formbestimmung der Wahrnehmung werden (siehe auch Trieb). Die Erregung ist die Selbständigkeit der Regung, in welcher Empfindung und Gefühle ihre Vermittlung durch sich selbst haben, in welcher alleine ihre Absicht sich unabhängig, abstrakt, von ihrem bestimmten Sinn entfaltet (siehe abstrakt menschlicher Sinn) und hierbei auch schnell eine Scheinwelt entwickelt. In der Erregung hat der Geist seine Aufregung außer sich und verliert sich in dem Sinn, in dem er von Sinnen ist. Die Erregung erzeugt daher die Notwendigkeit, Gefühl für die eigenen Regungen, Selbstgefühl zu bilden (siehe auch Fan-Kult). Sie ist darin aufgehobenes Geistiges, das sich für sich fortbestimmt. Von daher ist sie die auch die Substanz des Triebs, durch den sich die Selbstgefühle entwickeln hat und in der diese schließlich an ihrer Ästhetik aufgehen. Darin setzt sie sich als Wille fort, sich die Welt als Form des Selbstgefühls zu entwickeln: ästhetischer Wille. Dieser bildet dann die Grundlagen der Aufmerksamkeiten, Sinnbildung der Selbstwahrnehmung, die aus Bilder der Massengefühle prominent werden. Jedes Gefühl ist die Entwicklung von Empfindungen zu den darin vermittelten Wirkungen, im Grunde die Verarbeitung ihrer Wirklichkeit, in der sich ihre Sinnbildung verkörperlicht. Bei der Entstehung von Gefühlen werden Regungen, welche die Empfindungen hinterlassen, auf einander bezogen, so dass neue Zusammenhänge der Wahrnehmung sich zu einem Gefühl bilden und sich darin auch vergegenwärtigen. So wird das Gefühl zu einer eigenen Komposition von Empfindungen, die allerdings auch misslingen kann, wo dieser Bildungsprozess unterbrochen oder abgebrochen wird, die Regungen nurmehr als Erregung verbleiben und die Wahrnehmung im Ganzen bestimmen und ihrer Herkunft entgegenwirken (siehe auch Todestrieb). | ![]() |