"Ein Wesen gilt sich erst als selbständiges, sobald es auf eignen Füßen steht, und es steht erst auf eignen Füßen, sobald es sein Dasein sich selbst verdankt. Ein Mensch, der von der Gnade eines andern lebt, betrachtet sich als ein abhängiges Wesen. Ich lebe aber vollständig von der Gnade eines andern, wenn ich ihm nicht nur die Unterhaltung meines Lebens verdanke, sondern wenn er noch außerdem mein Leben geschaffen hat, wenn er der Quell meines Lebens ist, und mein Leben hat notwendig einen solchen Grund außer sich, wenn es nicht meine eigne Schöpfung ist." (Karl Marx in Marx-Engels-Werke Bd.40, S. 544f) Der wesentliche Unterschied der Generationen ist der Zweifel der Älteren, gegen die Hoffnungen der Jüngeren. In einer erzieherische Beziehung in der Laga, den Eltern die Hoffnung der Kinder zu vermitteln und sind die Eltern in der Lage aus ihren Zweifeln Erkenntnisse zu bilden, die sie den Kindern vermitteln können, dann wäre Erziehung auch wirklich unnötig und ein einfaches menschliches Verhältnis von alten und jungen Menschen. Doch dies setz einige Änderung an kulturell bestimmten, an zwischenmenschlichen Verhältnissen voraus. In einer erzieherischen Beziehung verhält sich ein Mensch objektiv, soweit er das Subjekt für einen anderen ist. Er hat dadurch die Macht über seine Subjektivität. Z.B. sind im Lebensraum einer Familie die Eltern deshalb die Subjekte, die von ihren Kindern zunächst völlig objektiv erfahren werden. Sie begründen durch ihr Verhalten und Beziehen das erste und also grundlegende Gedächtnis ihrer Kinder oder Zöglinge. Von daher entwickelt sich die kindliche Psyche objektiv durch die Verhältnisse. Eine erzieherischen Beziehung besteht daher in einem zwischenmenschlichen Verhältnis, worin die psychischen Bedürfnisse des Erziehenden einem "Zögling" durch die subjektive Macht Selbstlos scheinender Verhältnisse einverleibt werden, so dass sie als dessen ausschließliche und ausschließende Lebensinhalte zum Maß und Mittel zu dessen Befriedung veranstaltet werden. Hierdurch entstehen in dieser Beziehung objektivierte Gefühle, die zur Sinnbildung seiner Selbstgefühle erlebt werden. Dadurch wird eine veräußerte Subjektivität in einem ohnmächtigen Menschen objektiviert (siehe hierzu auch autoritärer Charakter), wodurch bestimmte Selbstgefühle abgespalten und getrennt von ihrer Subjektivität verdrängt werden können. Eine erzieherischen Beziehung besteht nicht durch ein bewusstes erzieherischen Verhalten, sondern aus den Implikationen einer symbiotischen Selbstbehauptung, die in ihrer subjektiven Bedeutung Anforderungen stellt, die ihrem Selbsterhalt abverlangt sind und hierdurch "wie von selbst" entstehen lässt (siehe hierzu auch Genealogie), was darin wertgeschätzt ist. Sie verlangt die Einheit einer zwischenmenschlichen Beziehung mit dem ihr äußerlichen Zweck der Anpassung an eine Lebensform (siehe hierzu auch Lebensraum), in der jeder ausschließlich für den Anderen da sein muss, weil sich darin Liebe durch die Anwesenheit anderer zu erfüllen hat (siehe hierzu auch Narzissmus). Besonders deutlich wird dies an den persönlichen Eigenschaften, die solche Beziehung hervorbringt: Sie betreibt durch das, was darin an Beziehung abwesend ist, um zu bestärken was über die ausschließliche Form ihres Verhältnisses in der anwesenden Beziehung an dessen Stelle treten muss. So erklärt sich, warum z.B. Kinder in bürgerlichen Kleinfamilien ganz von selbst so werden, wie es ihre Eltern gutheißen, was ihnen also im Sinn steht; - und es erklärt aber auch, warum sie an dieser Erziehung in ihrem ganzen Leben scheitern können, weil dies gegen sie selbst steht und mit jedem Versagen in wirklichen Verhältnissen (siehe Wirklichkeit) immer mächtiger wird. Eine erzieherische Beziehung bestimmt ihre symbiotische Selbstbehauptung einerseits durch zwischenmenschliche Gefühle - Stimmungen, die dem Selbstgefühl der Erziehenden entspringen- und trennt hierdurch die Empfindungen des "Zöglings" von seinen Lebensumständen. Der wird in dieser Beziehung von seinen Empfindungen abgezogen (siehe auch Realabstraktion) und der Notwendigkeit eines ihm äußerlichen erzieherischen Zwecks durch ein vergemeinschaftetes Selbstgefühl unterworfen. Er wird allerdings in dieser Abhängigkeit fortwährend darin gekränkt, dass er nur sein kann, was er für die Gefühlsverhältnisse seiner Lebensumstände (siehe auch Familie) sein soll. Und oft tritt erst in einer "psychischen Krankheit" der Verlust seiner Selbstgewissheit zu Tage, das "Loch", die Lebensangst seiner Selbstwahrnehmung zwischen Empfindungen und Gefühlen, das deren Nichtung geschaffen hat und vielerlei Arten von Selbstentfremdung erzeugen musste. Die zwischenmenschlichen Beziehungen, die daraus bestehen dass Menschen andere Menschen nach sich ziehen oder vor sich herschieben, kann man erzieherisch nennen, weil darin ihr Inhalt, der über eine Person einer anderen anerzogen und angezogen wird, sich nur persönlich ereignet, wiewohl er seinen Grund nur außer der Beziehung selbst haben kann. Der Grund spielt daher in solcher Beziehung keine wirkliche Rolle mehr, bleibt also als Grund ungerührt jenseits aller Erfahrung, besteht nur abstrakt aus der gesellschaftlichen Notwendigkeit eines zwischenmenschlichen Lebensraums heraus, als unbefangene Bedingung der zwischenmenschlichen Verhältnisse in solchen Bezogenheiten, wie sie in öffentlichen Institutionen genauso vorkommen, wie in privaten Beziehungen, Familien, Arbeitsstätten und dergleichen mehr. Verfänglich sind sie daher gerade durch ihre persönliche Gebotenheiten mit körperlich abwesenden Inhalten, dafür aber persönlicher Anwesenheit fremder Gebote. Was die soziale Substanz hierbei ausmacht ist alleine die Dichte der Beziehung, wie sie durch den sozialen Raum und seiner Funktion bestimmt wird. Erzieherisch ist eine Beziehung also dadurch, dass sie davon bestimmt ist, einen Menschen zu einem Sein hin zu "ziehen", das er für sich selbst nicht nötig haben soll, und daher Bestimmungen in eine Beziehung kommen, welche ihn dahin treiben und binden, so da zu sein, wie sie sein soll. Dies trifft eben nicht nur auf ausdrücklich pädagogische Verhältnisse zu. Erziehungen sind in zwischenmenschlichen Beziehungen sehr geläufig, gerade wo sie in ihrer Gegenwart keinen wirklichen Sinn (mehr) haben und durch Selbstlosigkeit ersetzt werden müssen. Dies bewirkt ein bestimmtes Verhältnis, welches einem Menschen durch Erziehung geboten ist und eine Beziehung nötig macht, die er nicht durch sich bestimmen kann, die er aber zugleich auch nicht als fremd bestimmt wahrnimmt, weil sie sich eben in einem erzieherischen Verhältnis ereignet (vergl. z.B. Familiensinn), also in der Erfüllung eines allgemein anerkannten notwendigen Sein-Sollens verläuft. Alle erzieherischen Beziehungen, ob sie zwischen Generationen oder Paaren oder in oder zwischen Familien oder Institutionen stattfinden, heben sich darin auf, dass die Selbstgefühle darin mit ihrer Gewohnheit, mit der Einverleibung aller Empfindungen in die Selbstgefühle nicht mehr kontrolliert sind, weil sie selbst gewöhnlich wurden. Mit den Gewohnheiten der Selbstkontrolle war eine Aufmerksamkeit entstanden, die sich zu den eigenen Gefühlen unmittelbar selbst wie ein Gewissen ohne wirkliche Gewissheit verhält und hierbei eine Macht repräsentiert, die weder weltlich, noch persönlich erkennbar ist, durch ihre Gewöhnung keinen Gedanken mehr nötig hat und als "verloren gegangenes Gedächtnis" sowohl ihre Selbstkontrolle wie auch ihre Pflichtschuldigkeit aus dem zwischenmenschlichen Verhältnis der erzieherischen Beziehung in sich selbst als Gewohnheit von eigener Sinnhaftigkeit bewahrt und bewährt. Ihr Lebensraum und die darin bestimmte Dichte der zwischenmenschlichen Beziehungen haben den sinnlichen Gehalt ihrer Gefühle nun also selbst zur Gewohnheit gemacht und von daher ihre Empfindungen so bestimmt, wie sie sich darin fühlen müssen, um überhaupt noch gefunden zu werden. Aus ihrem Selbstgefühl ist eine schlichte Gewohnheit geworden, die den Lebensraum und die Beziehungen darin im Grunde verneint, während sie sich ihm zugleich entäußern, sich über ihn durch das errichten, wohin sie in diesen Verhältnissen gezogen wurden, sich diese durch Einverleibung selbst anerzogen haben. Ihre Subjektivität ist hierdurch nun selbst objektiv bestimmt und fühlt sich darin sowohl fremd wie auch durch eigne Eigenschaften erfüllt, die ihr Innenleben nicht mehr als das äußern können, wodurch es entstanden war, weil es durch ihre eigene Gegenwärtigkeit schon verneint ist - schließlich unterscheidet sie sich nicht wirklich mehr von den Beziehungen in diesem Raum. Es geht bei dieser erziehenden Beziehung wesentlich um die Entwicklung in einem höheren Zweck, um die Verwirklichung eines verinnerlichten Gebots, welches eine Zukunft ermöglichen soll, die der Gegenwart entkommen soll. Indem diese damit negativ bestimmt ist, ereignet sich alles in dem Zweck, der damit nichtig gesetzten wirklichen Bezogenheit entgegen zu treten und die darin auftretenden Ungewissheiten zu beherrschen, indem das Gebotene vergegenwärtigt wird, um zu einer bestimmten Gewohnheit zu werden. In allen zu einer Lebensform gewordenen symbiotischen Beziehung in zwischenmenschlichen Verhältnissen, die zur Selbstbehauptung genutzt und einverleibt werden (siehe auch Selbstvergegenwärtigung, erzieherische Beziehung, prothetische Beziehung), ist das Potenzial eines Selbstverlustes in dem Maß geborgen, wie sich darin aus der wirklichen Beziehungslosigkeit deren Mangel als Gefahr um das eigene Leben aufbraucht. Die wirkliche Gefahr kehrt kehrt dann darin in einer Angst hervor, die ihren Sinn für sich durch sich selbst in eine Beziehung außer sich abgeführt und verloren hat. Es ist die Angst eines Gefühls der Substanzlosigkeit um das eigene Lebens, das als Angst um den Verlust der Fähigkeiten der Selbstbehauptung sich im Zweifel an ihrer zwischenmenschlichen Lebensform gegen sich selbst richtet. Weil ihr Sinn sich zunehmend dispensiert (abwesend macht), kann sie keinen Grund durch sich, sich nicht mehr aus sich selbst heraus, sich also nicht begründet finden. Und weil sie hierbei ihre Empfindungen für sich verloren hat ist Lebensangst an dessen Stelle getreten, die Angst um die Nichtigkeit des eigenen Lebens im "Abgrund" seiner Selbstbezogenheit, in der die Selbstwahrnehmung sich um sich selbst dreht und sich im Schwindel der eigenen Bewegung, der "Emotionen" in ihrem Selbstverlust auflöst und sich letzendlich in einer wesentlichen Selbstentfremdung aufhebt und darob verrückt wird. Ihre Lebensangst ist die Angst aus der Symbiose, die in der Formbestimmung einer zwischenmenschlichen Gemeinschaft entsteht und nicht ohne die Anderen leben kann, die Angst, die sich mit der Energie einer substanziellen Selbstverlorenheit auflädt, weil sie im Anderen sich nicht kennt und ihre Erkenntnis außer sich in ihrer Lebensburg nicht finden kann, für sich selbst also abwesend wird. Im Grunde ist es Liebesangst, die Angst im Selbstverlust durch ein zwischenmenschliches Verhältnis, worin das Erkenntnisvermögen aufgehoben wurde. Es ist die Angst einer bodenlos gewordenen Selbstwahrnehmung, einer verlorenen Gewissheit, die wie eine aufgelöste Wahrnehmungsidentität empfunden wird, weil sich darin ihre Selbstentfremdung äußert. Es ist das Resultat einer symbiotische Selbstbehauptung, das sich im Innern ihrer an und für sich gegensinnigen Beziehungen entäußert, aber außer sich nicht wirklich ganz sein kann und sich verloren fühlt. Was in der Symbiose noch Selbstbehauptung war, wird jetzt zum Selbstverlust. Von daher verläuft solche Beziehung im Kampf zwischen diesen Gebotenheiten und der Selbstvergegenwärtigung, die in diesem Verhältnis um eine Selbstachtung bemüht ist. Der Kampf als Verhältnis macht es vor allem ungewiss, zu einer Einheit von Gegensätzen, die sich objektiv darin aufheben. Um ein solches Verhältnis zu erhalten, muss nicht nur Beziehung sonder auch Gewissheit beigezogen werden. Es geht also um ein Gewissen des "Bezogenseins", das nur moralisch wirksam sein kann, weil es seine Grundlagen aus einem Machtverhältnis in dieser Beziehung erfährt. In deren Bestimmung geht es schlicht um die Mittel und Möglichkeiten einer Einpassung von abhängigen Menschen in ein Lebensverhältnis, das zunächst vielfältige Formen haben kann, z.B. als Ausbildungsstätte, Arbeitsplatz, Familie, Schule, Waisenhaus, Gefängnis oder Bundeswehr und alle anderen Beziehungsformen autoritärer Charaktere oder Institutionen. Die Fähigkeiten und Wege der Menschen ergeben sich immer aus ihren wirklichen Möglichkeiten, auch aus dem Beistand von anderen Menschen, Betreuern und Eltern und Geschwister usw. Nur aus Liebe tun die Abhängigen, was ihnen hier geheißen wird, aus Liebe folgen Kinder ihren Eltern und oft auch Schüler ihren Lehrern usw. - obwohl sie zugleich dies müssen, weil ihre Existenz darin gegeben ist. Aber die in derart unterworfener Liebe schwindende Selbstachtung zieht auch die Liebe selbst in Zweifel oder kehrt sie sogar um in Hass. Von daher handelt es sich in dieser Hinsicht um ein unmögliches Verhältnis. Die Liebesbeziehung bleibt daher außen vor, getrennt von dieser Wirklichkeit, oft auch unbewusst, immer negativ hierzu gestimmt. Die Einpassung in solche Existenz vollzieht sich wesentlich als lieblose Unterordnung des einzelnen Menschen unter die Vernunft eines Verhältnisses oder einer Gesellschaft, wie es sich in diesem Lebensraum gebietet. Und diese Vernunft ist von vielerlei Tücken geplagt: Deren hauptsächliche ist die Liebesschuld, unter welcher Erziehung funktioniert, und damit zugleich Liebespflicht geworden ist, die als Lebenspflicht sich vollstreckt. Solche Vernunft ist also immer doppelbödig, weil das Nötige zugleich immer durch das Geliebte geboten ist. Eine erzieherische Beziehung betreibt das Hineinziehen von Menschen in eine Lebenswelt, in welcher sie sich nicht frei entfalten, also weder ihre Freiheiten noch ihre Notwendigkeiten sich entsprechend gestalten können. Hierdurch entwickeln sie keinen wirklichen Sinn füreinander, sondern einen Sinn, in welchem sie seelisch gebeugt sind, um ihrer Beziehung Seele zu verleihen. Darin entwickeln sich Gefühle, die als Gemeingefühligkeit nötig ist, um in der Lebenspflicht auch mit voller Seele füreinander da zu sein. Es ist das wirkliche Verhältnis einer Lebensschuld, die als Liebesschuld einer symbiotischen Bestimmung gegeben und zur Selbstvergewisserung nötig ist. Nur hierdurch kann Liebe als Lebensnotwendigkeit erscheinen, denn eine Beziehung durch Erziehung vermittelt Lebensnotwendigkeiten als Liebesbeweis. Sie setzt damit außer Zweifel, dass es solche Lebensnotwendigkeiten gibt und macht sie hierdurch unhinterfragbar. Es zeigt sich darin das doppelte Verhältnis, was Erziehung auch wirklich ausmacht: Ziehen als Moment einer Fremdbestimmung und mitziehen als Moment der Wegbegleitung. |
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