"Auch die Nebelbildungen im Gehirn der Menschen sind notwendige Sublimate ihres materiellen, empirisch konstatierbaren und an materielle Voraussetzungen geknüpften Lebensprozesses. Die Moral, Religion, Metaphysik und sonstige Ideologie und die ihnen entsprechenden Bewußtseinsformen behalten hiermit nicht länger den Schein der Selbständigkeit." (MEW 3, S. 26 f) Esoterik (esterikôs: "innerlich") ist in der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs eine philosophische Lehre, die nur für einen begrenzten "inneren" Personenkreis zugänglich ist im Gegensatz zur Exoterik des öffentlichem Wissen. Esoterik bezeichnet also ein "Geheimwissen", ein "mystisches Wissen", das sich nicht aus wirklichen Inhalten und Bestimmungen ergibt, sondern aus unbestimmt gefassten gefühlten Beziehungen, die wie jeder Glaube durch ein bestimmtes Augenmerk eine tiefere Wesenheit der wirklichen Zusammenhänge entdeckt haben will, die in einem nicht jedem Menschen unmittelbar erkennbaren "Geistwesen" wirken soll. Solcherlei Geheimwirkung kann vielerlei haben. Es kann eine Idee sein und somit Esoterik auch ideologisch verwendet werden. Es kann psychisch sein und Esoterik für Psychologie begeistern. Üblicherweise aber wird damit ein kosmisches Gefühl beschrieben, das die Einheit von Mensch und Natur in sich, das heißt in der Selbstwahrnehmung eines Menschen konkret beinhalten, leibseelischer Inhalt seines Selbstgefühls sein soll (siehe hierzu auch Anthroposophie). Das "Innerliche", das Esoterik am Wirken sieht, also für wirklich hält, ist daher in Wirklichkeit zugleich ein veräußerte Inneres, pure Innerlichkeit als ein entäußerlichte Wesen, das alles sein kann, was Wirkung hat ohne wirklich da zu sein (siehe Dasein), weil es eben nur durch sein Wirken begriffen wird und daher nichts anderes als dieses wirklich sein kann und doch anders sein soll. Dadurch wird Wirklichkeit wesentlich und als solches verdoppelt, sowohl abstrakt, wie auch konkret, also eine Konkretion, die überall, im Weltall, im Kosmos sein soll, weile in einer allen gemeinen Wirkung für wahr genommen wird. Und das ist gut für das Selbstgefühl, das damit kosmische, bzw. "ozeanische" (Freud) Ausdehnung erfährt. Damit wird dieses Gefühl in seiner Abstraktion, in der Wirkung seiner Aussonderung verdoppelt, das von der Wahrnehmung ausgeschlossene Gefühl zu einer ausschließlichen Selbstwahrnehmung in der Abwesenheit ihres Gegenstands, also völlig selbstlos. Die Wirkung hiervon ist voller Wunder: Da entstehen Gefühle ohne erkennbare Beziehung, aber voller Bedeutungen aus dem abwesenden Lebenszusammenhang. Die zwischenmenschlichen Beziehungen erscheinen unter diesem Eindruck voll hoher Gewalten und Suggestion, weil sie "verhungerte Wahrheiten" enthalten, also voller ungegenständlicher und ungegenwärtiger Wahrnehmung sind, die nach einem Gegenstand drängen, wo mmer er zu spüren oder zu ahnen ist. Viele "Wunderheiler" nutzen dies zu ihrer Haupteinnahmequelle (siehe z.B. Bert Hellinger). Was in der Dialektik als Negation verstanden wird und Unwirkliches damit aus der Wirklichkeit herzuleiten ist, wird durch Esoterik zur absoluten Affirmation abstrakter Verhältnisse. Von daher ist sie ein wesentliches Mittel und Medium rechter Ideologien und deren wissenschaftlich gekleideter Form. Allerdings erinnert Esoterik daran, dass die menschliche Gesellschaft die geistige Beziehungsform eines materiellen Verhältnisses ist, wie es in der Natur vielfach auch anderswo existiert - aber eben nicht geistig. Folgt man dem Naturprinzip in seinem Verhältnis von Energie und Masse (siehe Relativitätstheorie), so kann man sagen, dass die menschliche Gesellschaft die einzige natürliche Beziehungsform ist, worin sich Energie begeistert verhält und also auch als Geist ihrer Kultur in ihrer Einheit erkennbar ist. Ohne diese Form wird kein Individuum zu begeistern sein und daher auch nicht geistvoll produzieren können. Es vollzieht jedoch mit seinem Stoffwechsel immer auch seine gesellschaftliche Begeisterung. Das ist der Grund, warum esoterische Anwendungen funktionieren können, jedoch versteht Esoterik nicht diese triviale gesellschaftliche Wahrheit und verlagert sie in einen Kosmos jenseits der Menschen, die allmächtige, also göttliche Wirkung in ihnen haben soll. Durch die esoterisch erfasste Verdichtung der Wahrnehmung wird diese unmittelbar als Ausdruck jener höheren Bestimmtheit verstanden, einer Bestimmung, die wie ein höheres Wissen in einem Deutungsverhältnis den wirklichen Zusammenhängen zugeführt wird (z.B. Astrologie oder die "Wunder des Glücks" durch positives Denken), als Wissen um das besondere "Geistwesen" aus dem Kosmos, welches höhere Energien zu aktivieren vermöge, als es einem materialistischen Weltverständnis möglich sei. Diese Form des "Wissens" entzieht sich natürlich wissenschaftlicher Beweisführung, weil es sich in unmittelbar sinnlicher - wenn auch übernatürlicher - Gewissheit in kosmischen Dimensionen versteht und hieraus auch seine Ethik bezieht. Esoterik will Natur als äußeres, als kosmisches Wesen verinnerlichen und veräußerlich damit menschliche Natur, entwirklicht sie zu einer Metayphysik eines höher bestimmten Lebens. Von daher enthält sie einerseits fast ausschließlich Selbstgefühl und gibt sich gegen sonstiges Bewusstsein als eigene Wesenheit (siehe Selbstveredelung), andererseits gilt sie als naturgegebene Lebensweisheit, die dem Kosmos entspringt und die zugleich eine Versöhnung mit Natur und Kosmos sucht. Von da her spekuliert die Esoterik auf ein Subjekt, das sich außer den Menschen begründet und in ihnen das Material seines Wesens, das Medium seiner Verwirklichung hat. Interessant ist hierbei die Art der Bewahrheitung, das scheinbar bestimmte Zutreffen und doch jederzeit durch Umdeutung mögliche anders bestimmte Zutreffen. Sind die entsprechenden Bedingungen der Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung bereitet, so trifft esoterisches "Wissen" immer zu, weil es per Definition gefühlte Verbindungen verwesentlicht. Dabei werden die objektiven Bestimmungen (z.B. bei der Astrologie die jahreszeitlichen Lebensumstände einer Geburt) mit subjektiven Bestimmungen (z.B. die Art der Wahrnehmung, die Fokussierung des objektiv vermeinten Wesentlichen) in eins gesetzt und werden somit wie eine wesentliche Empathie erlebt. Erstaunlich ist auch die Beweglichkeit der Deutung, wenn sich die Bedingung des Deutens verändert (z.B. beim Irrtum beim Geburtsdatum in einer Astrologischen Deutung: Auch die Umdeutung wird schnell als richtige erfahren, dann sogar als noch richtiger, noch vollständiger). In der Abgrenzung von Exoterik bedeutet Esoterik reine Innerlichkeit als durch ihr Wesen begründete Wahrheit, die keine weltlichen, wohl aber überweltliche Gründe weiß und darin bestimmt und bestimmend ist: Weltenseele, ein Wesen ohne Gegenwärtigkeit und Wirklichkeit, aber als geschichtliche Schicksalsbestimmung wirksam, die das Leben der einzelnen Menschen von sich abhängig macht, ihr Handeln bewirkt und ihr "Karma" (sankrit: Handlung) bewertet, ob es gut oder schlecht gilt. Es ist eine Liebeslehre, welche Wahrheit auf Erden bringen will, weil die Welt nur falsch sein kann, Harmonie der Liebe, die den Hass ins Unheil befördert, die heil wird, indem sie ihn in die Hölle des Bösen abzusondern versteht. Das fordert das Individuum in die Allheit des Kosmos ein. Solange die "Individualseele" nicht in der "Weltseele" aufgegangen ist, solange es also noch "Spannung" zwischen beidem gibt, ist der Mensch noch nicht erleuchtet und muss verschiedene Leben durchleben, bis er seine Ruhe in der Weltseele findet. Von daher ist jeder Mensch schon mit seiner Geburt weltgeschichtlich bestimmt und seinen Verhältnissen notwendig unterworfen - nicht einem allmächtigen Gott, sondern einem Weltengesetz, einem ungegenwärtigen Wesen allmächtiger Schicksalsbestimmung, das in ihm wirksam ist. Diese Geistesform wurde inzwischen auch aus einem Erkenntnisproblem der Quantenphysik im Verhältnis zur reinen Mechanik begründet: Aus der Heisenbergschen Unschärfeletaion. Weil Elektronen keine eindeutige Materialität aufweisen, je nach Art der Messung entweder Energiewolken oder auch Teilchen sein können, wird daraus auf ein neues Phänomen geschlossen, das z.B. Fritz Popp mit Bio-Photonen beschreibt, die eine eigene Informationsübermittlung beinhalte, welche die Ganzheit eines materiellen Systems betreffen. Aus dieser These spannt er einen großen Bogen bis hin zu den Irritationen des Zellwachstums, wie sie in der Krebserkrankung aufkommt. Ähnliches hatte dereinst auch schon Wilhelm Reich bekundet und beides wurde auch in den Naturwissenschaften diskutiert. Es wurde ein Umdenken zu einem ganzheitlichen Welterfassen gefordert, welches sich - ähnlich wie die Antimoderne der 20ger Jahre des letzten Jahrhunderts - gegen das rein funktionalistische Weltbild der Naturwissenschaften richtete. Es entstand eine "New-Age-Bewegung", in der vor allem auch Denkschulen aus Indien, China und Tibet integriert wurden. Im Körper wurden "Lebensströme" als ganzheitliche und überhistorische Lebensgrundlagen zuerkannt, die sich auch in einer Neuinterpretation des Leib-Seele-Problems niederschlugen. Der Avantgardist einer alternativen Naturwissenschaft und Preisträger des Alternativen Nobelpreises Hans-Peter Dürr verlängerte das in die Behauptung, dass es gar keine Materie gebe. Vor aller Materialität gebe es das rein Ununterschiedene. Es klingt nach großer Philosophie und es klingt zugleich biblisch: "Im Anfang ist alles Eins", meint Professor Dürr. Gemeint ist aber nicht die Hegelsche Idee der Wahrheit, welche die Einheit des Ganzen sei, sondern etwas, was gänzlich unphilsophisch und ohne Begriff, also einfach und jedem Menschen verständlich sein sollte. Denn diese Einheit sei nicht mit Verstand zu erfassen, und nicht durch Anschauung zu begreifen. Sie sei nur intuitiv zu erkennen, durch eine Ahnung vom großen Ganzen, in welchem wir befangen seien, also davon, dass alles mit allem zusammenhängen würde und durch die Wahrnehmung selbst schon zertrennt wäre. Das Allgemeine aber, das in allem einig ist, trete durch und selbst hervor, und wäre die stärkere Individualität, weil sie durch ein höheres Subjekt bestimmt ist, als unsere bescheidene Subjektivität sein könnte. Zwar stellt das natürlich jedes Selbstvertrauen in einen umfassenden Rückhalt, durch des es gesichert ist, aber es macht jede Beziehung doppelbödig, denn indem solche Individuen subjektiv kommunizieren, wird ihre Subjektivität zu einer bloßen Einfältigkeit herabgesetzt, während sie ihre vorsprachliche Zusammengehörigkeit als "Kommunion" des Ganzen, als reine Spiritualität (so meint es Prof. Dürr) verwirklichen. Nicht das Einzelne bestimmt und verwirklicht allgemeine Zusammenhänge, sondern das Allgemeine überkommt alles Einzelne in jedem Augenblick. Es wird zum Dasein einer vollkommenen Abstraktion, die es allerdings sehr wohl verspüren kann, wenn es auf sein Inneres sich konzentriert und von Äußerem sich nicht beeindrucken lässt. Daraus wird von ihm dann ein "total neues Weltbild" gestrickt, in welchem Spiritualität sich aus der Erinnerung an den Zusammenhang kommunizieren würde, Sprache hierfür gar nicht unbedingt nötig wäre. Materielle Lebensgrundlagen werden daran relativiert und aus der Erkenntnis und ihrer Bewahrheitung verbannt, also auch der Stoffwechsel, der ansonsten als eine der Grundlagen des Lebens aufgefasst wird, als im Grunde schon Totes, einfach nur Nötiges angesehen. Ihm vorausgesetzt sei die Idealität einer Einheit von allem, Einheit des gemeinen Geistes. Kommunikation sei daher wesentlich Kommunion. Das Gemeine ist der neue Gott der Quantenphysik. Er kündet von hoher wissenschaftlicher Weisheit, die das Einfache sucht, wo das Leben doch viel zu komplex ist, weil "wir" es uns so kompliziert machen. Es ist Daher vor allem der Gott der Komplikation, der Gott einer esoterischen Elite, die sich nun in besser wissender Naturforschung auch ganz einfach verstehen kann. Doch eigentlich wird nichts wirklich einfach, denn dem platten Verstand wird der Maßstab einer Orientierung durch einen "reziprogen Raum" überordnet, in welcher die Einheit, "die Verbindung von allem am Anfang steht". Vielleicht ist es die Kritische Theorie Platons: Die Welt als komlexer Schatten einfacher Wahrheiten? Jedenfalls stünden diese am Anfang der Kulturen überhaupt, und die sogenannte "primitive Kultur" stünde daher dem näher als die unsere, die alles nur analysieren und zerschneiden würde (siehe http://www.youtube.com/watch?v=rT6ekqvt42k&feature=related). Ein inneres Wesen, das sich nicht gegenwärtig und wirklich bewahrheiten muss, hat prinzipielle Wirkung, lebt als Idee für sich, die sich eidetisch in der Ordnung des Lebens auszuformulieren hat. Darin verwirklicht sich eine Wahrheitsbehauptung, die sich phänomenologisch allem zustellt und alles unter sich subsumiert, ohne für sich wahr zu sein, wohl aber durch sich als Weisheit des kosmischen Ganzen wahr sein will. Alle Geschichte soll darin aufgehen, alle Brüche im Karma auflösen, sich dem Kosmos bruchlos hingeben, ihre Wirklichkeit nichtig machen, um als Weltgeist fortzubestehen. Es ist dies eine heimliche Wahrheit mit unheimlicher Wirkung: Nichts ist wirklich, aber alles soll Wirkung haben. Alles ist sinnlich, aber Sinn hat nur das rein Geistige. Der Mensch ist besiegelt durch seine Hingabe und das hat er zu begreifen. Solche Begriffe benötigen keinen persönlichen Gott und haben dennoch göttliche Qualität, weil sie eine übermenschliche Ordnung darstellen. Die Folge hiervon ist, dass die Wahrnehmung nur Erleuchtung ihres Wesens finden und sich nicht die Welt erschließen kann. Sie findet sich selbst als Sinn einer Weltenseele (Brahman), dem die Individualseele (Atman) einerseits nachgehen muss, andererseits aber auch selbstbestimmt handelt, weil jeder Mensch seine innere Bestimmtheit nach außen kehrt und in dieser Bestimmung auch so wiedergeboren wird, wie ihm die Vereinigung seiner Seelenanteile gelungen ist, wieweit er ein gutes oder schlechtes Karma entwickelt hat. Alles Gegenwärtige bekommt daher nicht nur einen unmittelbar kosmischen Sinn; es folgt auch notwendig einer kosmischen Bestimmung, die in seiner Existenz schon angelegt sei und von daher die wirklichen Abhängigkeiten in ihrer Macht bestärkt, ihre Vorgegebenheit als kosmische Notwendigkeit akzeptiert. Von daher werden auch die Wahrnehmungen in sich als Zustand kosmischer Zusammenhänge begriffen, welche auf den Menschen zielen. Sie machen sich in der Wahrnehmung notwendig wie ein Suchtmittel, das immer wieder das Gefühl zu sich bringt, in sich zurückführt, die Ausschließlichkeit eines Selbstgefühls in einem unbegreifbaren Weltensschicksal herstellt, das ohne dieses in sich Fallen ins Nichts zerbrechen müsste. Esoterik formuliert sich daher selbst schon als Notwendigkeit eines Positiven, als Ordnung, um Wirklichkeit zu ordnen (vergl. z.B. Hellingers "Ordnungen der Liebe"). Es geht hierbei um die Einheit der "Individualseele" mit der "Weltenseele", die das Einzelschicksal bestimmen würde. So wie die Menschen in dieser Bestimmtheit ihr Schicksal bewältigen, entwickelt sich ein gutes oder ein schlechtes Karma. Jeder Mensch hat demnach einer kosmisch begründeten Ethik zu folgen, einem Dharma (einerseits kosmisches, andererseits soziales Gesetz), deren Erfüllung ausschlaggebend dafür ist, ob Taten gutes oder schlechtes Karma bewirken. Es gibt im Hinduismus z.B. Pflichten für ein jedes Individuum, die nicht nur sittliche Dimension haben, sondern wie eine innere Lebensbestimmung das ganze geistige Leben eines jeden Menschen ausfüllen müssen, wodurch die sozialen Mächte unkritisierbar werden. Diese Radikalisierung subjektiver Unterwerfung beinhaltet Gebote, die zugleich sozial sinnvoll sein können, wie etwa Gewaltlosigkeit (ahimsa), Wahrhaftigkeit (satya), Geduld (ksanti), Selbstkontrolle (dama), Mildtätigkeit (danam), Gastfreundschaft (ahithi). Diese Tugenden gelten für alle Menschen gleichermaßen, jedoch gibt es keinen einheitlichen Kodex dafür. Für die unterschiedlichen gesellschaftlichen Klassen gilt ein spezifischer Kodex (svahdharma), der die Pflichten der verschiedenen Gesellschaftsschichten vorschreibt und nur für jeweils eine bestimmte Gruppe maßgeblich ist. Demnach etwa ist der Dharma eines Kriegers (Kshatriya-Kaste), die kriegerische Ethik, im Anlassfall Krieg zu führen und notfalls auch zu töten. Muss ein Krieger einen Feind töten, bewirkt dies möglicherweise kein schlechtes Karma, da er seinen Dharma, seine ihm auferlegte Aufgabe, erfüllt hat. Tötet jedoch jemand aus anderen, egoistischen Beweggründen, kann dies sehr wohl schlechtes Karma zur Folge haben. Die Verknüpfung der Karma- mit der Dharma-Vorstellung beinhaltet eine sehr starke ethisch-moralische Komponente. Die Theorie von Karma erklärt u. a. auch das Rätsel von anscheinend unverschuldetem Leid und gesellschaftlicher Ungleichheit. Wesentlich an der Esoterik ist die Gleichgültigkeit gegen wirkliche soziale Verhältnisse, verbunden mit der hiervon unabhängig gemachten inneren Selbstkontrolle, die zwangsläufig systemaffirmativ ist und jedes Leid ertragen lässt und auch gesellschaftliche Eliten als Notwendigkeit der "Weltenseele" begründet und absichert. Die ausschließliche Begrifflichkeit ihrer ethischen Vorstellungen müssen keinerlei empirische Verhalte anerkennen - diese sind nur Beispiele ihres Daseins. Sie gelten als innere Wahrheit der Wahrnehmung vor aller Erfahrung, begründen diese aber gerade aus dem, was sie ausschließen: Wirklichkeit. Die ist dann gewertet als faktische Erfüllung oder Nichterfüllung kosmischer Ordnung, der Weisheit einer allgewaltigen Weltenseele. Als solche Behauptung abstrakt sinnvoller Zusammenhänge lassen sich alle Begriffe ideell nominieren (ideologischer Nominalismus) und mit einer logischen Unendlichkeit, den "Mächten des Schicksals" füllen (qualifizieren). Um eine "Achtung vor den Mächten des Schicksals" als ethische Entscheidungsgrundlagen für gutes oder böses Verhalten zu erläutern, bringt Bert Hellinger folgendes Beispiel: "Da hat eine jugoslawische Dichterin unbedingt ein Denkmal errichten wollen für einen deutschen Soldaten. Der war abkommandiert zu einem Erschießungskommando, um Partisanen zu erschießen. Doch er hat sich geweigert, sein Gewehr hochzuheben, ist dann rübergegangen zu den Partisanen und hat sich mit ihnen erschießen lassen. Nun, was ist denn das für einer? Ist er gut, ist er böse? Was hat er denn gemacht? – Er hat sich vor seinem Schicksal gedrückt. Wenn er geschossen hätte, weil er sich sagt: »Ich bin verstrickt in meine Gruppe, und die sind verstrickt in ihre Gruppe, und das Schicksal hat es so gefügt, dass ich sie erschießen muss statt sie mich, und ich stimme dem zu, was immer auch die Folgen sind«, das ist Größe." Esoterik ist im Grunde ganz einfach, weil sie sich als höheres Bewusstsein versteht, das sich rein "aus dem Innersten" begründet, zugleich aber von jeder eigenen Form absehen kann und muss, weil es einer höheren Ordnung zu folgen hat. Von daher begründet es immer das Streben zum Absoluten, der absoluten Absicht, deren Wirkungen sich als Selbstveredelung bestärken. Zugleich ist solches Wissen "aus dem Inneren" extrem einfältig, weil es sich lediglich in der Egozentrik des Selbstgefühls, in reiner Selbstbeziehung bewegt. Indem durch diese Form der Eigenheit von aller wirklichen Geschichte abgesehen und zugleich als eine Abstraktion hiervon isoliert wird - sei es als Energie oder Gefühl von Schwingungen die gegeben erscheinen - hebt sich solchen "Wissen" nicht nur von rationaler (Vernunft) und Wissenschaft ab, sondern begründet auch höhere Selbstgefühle, die auch in höheren Körpern, in Astralleibern wahr gemacht werden. Das verlangt eine bestimmte Lebensweise, die vornehmlich in der kulturellen Mittelschicht, im Bildungsbürgertum schon gegeben ist. Darin wird die Bewegung der Geschichte zu einem Zustand, in welchem verwechselt ist, was inneres und äußeres Sein, was fremd und was eigen, was wahrgenommen und was aus sich heraus wahrgemacht wird. Es wird so zu einem "ätherischem Bewusstsein", "Wissen" eines höheren Seins als Unwirklichkeit einer besseren Welt, einer Parallelwelt im Kosmos eines Weltenheils, der den Glauben an "Wunder" in sich trägt, die vor allem auch im Alltag machbar sein sollen, die Vorstellung besonderer Erfahrung, die schon dadurch möglich werden, dass ihre Zielbestimmung gesetzt und damit das Leben besondert, vielleicht auch "magisch" wird, eine Art Gotteserfahrung, die von Gott nichts wissen will, eine geistige Identität jenseits des Seins, die ihre Abstraktion genießen kann. Es geht dabei um ein vermeintlich besonderes Wissen eigener, also besonderer Wesenskräfte, die keiner Äußerlichkeit oder Form bedürfen, weil sie Selbstabsonderungen kindlicher Erfahrungsweisen enthalten, Welt ohne Selbstunterscheidung, kosmische Symbiose, die ein Wissen ohne Gewissheit, "höheres Bewusstsein" durch ihre Ferne und Allheit hat. Das macht wohl den verbreiteten Wortsinn aus: Esoterik gibt sich als eine Art Geheimwissen besonderer Sensibilität. Aber eigentlich ist es doch bloß ein Wissen um die Wirkung objektiver Selbstgefühle, das einfach nicht theoretisch, sondern vorwiegend praktisch vermittelt wird. Durch das Selbsterleben "vor Ort" und in der Anwesenheit des Meisters werden Erlebnisse möglich, die jenseits der bisherigen Erfahrung stehen, weil die praktische Hemmnisse des Alltags beiseite geräumt sind. Esoterik lässt sich daher auch nur praktisch und sinnlich mitteilen durch Verhältnisse, worin es durch Übungen oder durch die Anteilnahme in bestimmten Lebensräumen übertragen werden kann (z.B. spirituelle Sitzungen, Tantra, Intellektuellenzirkel). Esoterik bestimmt sich vorwiegend aus dem Sein der geschlossenen Wesensgemeinschaft. Die Sprache hat hierbei bestenfalls erläuternde Funktion. Esoterik füllt vielfach Lebenswelten auf, die unbegreifbar erscheinen, weil es hierfür noch keine Sprache oder Begriffe gibt, aber Wirkungen erkennbar sind. Dabei werden manchmal erstaunlich geschickt Empfindungen aufgegriffen, die sich mit einem quasi mythologischen Gefühl für höhere Wahrheiten verbindet und somit zumindest Bestätigung erfahren, welche die Selbstgefühle in ihrem seelischen Zusammenhang bestärkt und durch Idealisierung erhöhen. Wirkliche Bestimmungen werden so zu psychischen Bestimmungen mystifiziert, meist zu einem "Schicksal" höherer Ordnung, eine Art Vorsehung oder einen Archetyp des Lebens. Die darin bestärkte Selbstveredelung sucht eine fortwährende verfeinerung, die nach immer vollkommener Meisterschaft verlangt, also letztlich entweder nach einem Meister verlangt oder selbst Meister sein oder erden muss. Von daher ist sie die Grundlage einer Psychokratie. Ein weites Feld der Esoterik ist daher auch die Lebenshilfe durch positives Denken, besonders im Tätigkeitsbereich der Familientherapie. Gerade wo die Wirklichkeit voller Probleme verläuft, die ausweglos scheinen, weil sich keine Entgegensetzungen darin finden lassen und sie nur als Paralyse erfahren werden (siehe Zerstörung), bietet Esoterik ein Fortkommen "in einer anderen Lebensdimension" - natürlich nicht ohne Erfolg. Einerseits ist auf der Seite der davon angesprochenen in der Abstraktheit ihrer Lebenssituation nichts mehr, was nicht besser werden kann, auf der anderen Seite herscht ein wirklicher Bedarf als Wissen über Lebensvorgänge, um überhaupt in der Lebenswelt der Zwischenmenschlichkeit zu sich selbst Zugang zu bekommen. Bücher wie "Wunder werden wahr" (von John Gray, Goldmann-Verlag 2003) erreichen weltweit in 40 Sprachen Millionenauflagen; Bert Hellinger ist weltweit inzwischen bekannter als Sigmund Freud und mit den Masseninszenierungen seiner Familienaufstellungen auf einer Millionenachse rund um den Erdkreis tätig. Seine "Erfolge" bestehen daraus, dass er den Menschen "Lösungen" ihrer Probleme vorführt, die innerhalb einer einzigen Veranstaltungen wahrgenommen werden wie ein allgemeines "Aha"-Erlebnis. Alleine dies schon tröstet über die eigene Desolatheit hinweg. Die moderneren Bestseller des Guten, Heilen, Großen, Ganzen oder Gesunden vermitteln direkt und unmittelbar eine Beziehung im abstrakt Allgemeinen über Esoterik im Wissen um die Geheimkräfte der Natur und des Kosmos, der ihm zugleich eine analoge und allseitig bezügliche Sinnfälligkeit verleiht. Es stellt das Heil dar, das Ganze, dem das Einzelne zum Unheil werden kann. Das Unheil wird als Deformation der Urkräfte aufgefasst. Unglück sei also nichts anderes als eine Verfälschung der eigentlichen Natur. Das ist gleichbedeutend mit der Behauptung, dass es das Unglück eigentlich gar nicht gebe. Daraus resultiert das Pochen auf eine Renaturierung, die Rekursion auf eine ursprüngliche Natürlichkeit, die Wiederherstellung einer eigentlichen Natur durch Auflösung der verfälschten Natur. Im Grunde ist es das esoterische Prinzip: Zeige mir woran Du leidest und ich zeige Dir die Tat oder den Stoff, der Dir hilft. Der ganze Kosmos dient als Hintergrund solcher Heilskultur und sie wird nicht nur in bestimmten Bereichen der Medizin betrieben, sondern auch in der Psychologie, Psychiatrie oder in diversen Sekten zur besonderen Animation des Seelenlebens. Und sie war schließlich das Medium, worin dereinst Adolf Hitler die Menschen an sich gebunden hatte, womit er seinen Führerkult, seine Sendung zur Erlösung der Menschen aufgebaut hatte. Man kann das auch heute noch in dieser Form bei vielen Heilsbotschaftern studieren - z.B. bei Bert Hellinger, bei Rudolf Steiner oder in der Scientology Church. Wesentlich für den Heilungserfolg ist die Auflösung eines einzelnen Unheils durch die Unterwerfung des einzelnen Leidens unter den Kosmos der Güte eines abstrakten Lebenszusammenhangs, der alle Leiden durch sich selbst auflöst. Es ist ein Prinzip, das sich aus dem übermenschlichen Subjekt einer höheren Erkenntnis bestimmt und dem man nur vertrauen muss. Bei Hellinger z.B. ist es die Ordnung der Liebe, die durch Demut vor der kosmischen Herkunft zurückgewonnen wird. Der Journalist Rainer Fromm schreibt: "Die völkische Käuferschaft hat die Esoterik für sich entdeckt." Fromm kommt zu der Einschätzung: "Offener Neonazismus, Ariosophie und antisemitische Verschwörungsliteratur decken nur eine Minderheit der esoterischen Bewegung ab. Irrationalismus, Karma, Rassismus, Gurus und dogmatische Heilslehren hingegen sind zentrale Bestandteile des esoterischen Glaubens und machen ihn anfällig für autoritäre und rechtsextremistische Ideologien." In esoterischen Kreisen entwickeln die Teilnehmern einen besonderen Bezug auf sich durch die Vergemeinschaftung eigener Wesenhaftigkeit - zunächst aus Selbstreflektion, die jeden bereichert, und schließlich in der Rückwirkung auf den Einzelnen als Gemeinschaftswesen. Die Gruppenform kann hierbei zu einer Beziehungsfalle werden, wenn sich das Gefühl eigener Wesentlichkeit ausschließlich darin als eigene Identität formiert. Da Esoterik sich als besondere Geistigkeit gibt, welche nicht unbedingt Geist, vor allem aber Sinn haben muss, sondert sie sich gerne als kollektiver Eigensinn von den gewöhlichen Verhältnissen ab, in denen Geist und Sinn ihre Widersprüche leben müssen. Sie erhebt sich so als besondere Seinsweise einer Kultur über die bürgerliche Kultur, und gibt sich, als ob sie diese hinter sich lassen könnte. Zugleich aber besteht sie auch nur in dieser Absonderung wirklich und im Bezug zu ihr, verliert sich also zwangsläufig, wenn sie ihre eigene Lebenswirklichkeit entfaltet. Sobald alle Momente der Existenz in esoterischen Lebensräumen entwickelt sind, zeigt sich meist auch der praktische Charakter esoterischer Provinienz: Es geht hierbei um ein Beurteilungsschema des Lebens, das seine besondere Sittlichkeit aus einer Metaphysik der Sensibilität gewinnt, die keinem Bewusstsein zugänglich sein kann. Von dieser Seite ist Esoterik nicht mehr nur abgesondert, sondern sondert auch ab. Die Abgesonderten berichten daher oft von einem Sektencharakter mit ungeheuerlichen Gewaltverhältnissen, die darauf beruhen, dass esoterische Verhältnisse immer durch den Meister der "Geistigkeit" oder der "Empfindsamkeiten" bestimmt werden müssen. Ihm ist weitgehende Willkür übertragen, weil sie auch nötig ist, wenn keine bewussten Auseinandersetzungen, also Bewusstwerdung gegenstänlicher Verhältnisse unter den Menschen sein können. Von daher ist Esoterik das Gegenteil von Bewusstsein - eben höheres "Bewusstsein" oder das ganz aparte Wissen über Alles und Nichts, das weder logisch noch wirklich ist. Es bleibt als reiner Wille nach Verwirklichung des höheren Lebens, das schon in der Absicht lebt, die es im Sinn hat und wovon sie nichts konkret weiß. Es ist ein Zirkelschluss von Lebensabsicht, die sich aus dem begründet, wonach sie verlangt. Um ein Willensverhältnis herzustellen ist in dieser Konfliktlage eine quasi religiöse Kategorie nötig, die sich aus übermenschlicher Bestimmtheit ergibt, also aus der Behauptung einer höheren Vernunft, einer Metaphysik. Sie hat als wesentliche Funktion, die esoterische Gemeinschaft in einem Gemeinsinn zusammen zuhalten, der jedem zukommt, also von allem abstrahiert, was zwischen den Menschen als Gegensatz auftreten könnte. Geeignet für solche Übersinnlichkeiten sind Begriffe wie Liebe, Geist, Gott, Vorsehung u.a.. Auf diese Weise besteht die Notwendigkeit der Befolgung solcher Abstraktion als Gesinnung, die zwangläufig ein reaktionäres Ganzes ausmacht. Von daher bestehen Affinitäten zu faschistoiden Gemeinschaften, die sich von den esoterischen nur noch darin unterscheiden, dass sie sich auf die bürgerliche Gesellschaft rückvermitteln wollen. | ![]() |