"Die Produktion ist unmittelbar auch Konsumtion. Doppelte Konsumtion, subjektive und objektive: Das Individuum, das im Produzieren seine Fähigkeiten entwickelt, gibt sie auch aus, verzehrt sie im Akt der Produktion, ganz wie das natürliche Zeugen eine Konsumtion von Lebenskräften ist... Der Akt der Produktion selbst ist daher in allen seinen Momenten auch ein Akt der Konsumtion." (MEW 13, Seite 622) Fähigkeiten sind die subjektiven Eigenschaften der Lebensgestaltung, der Kulturentwicklung und Arbeit. Sie entstehen aus dem Bedürfnis Eigenes zu äußern, sinnliche Eigenschaften aus einem notwendigen Verlangen der Gefühle nach Gegenwärtigkeit des eigenen Lebens und seiner Natur fortzubilden (siehe auch Sinnbildung), also aus einem Verlangen nach der Empfindung eigener Wahrheit, wo sie nicht wirklich wahr ist oder noch garnicht existiert. Von daher sind menschliche Fähigkeiten immer auch schon durch die Natur und Kultur der Lebensäußerungen aus ihrer Vergangenheit für ihre Zukunft im Dasein der Menschen bestimmt, worin sie sich mit ihrem Gedenken und ihren Gedanken, also im Prozess des Denkens selbst bilden. Sie können zwar auch in einem Lernprozess (siehe Lernen) angeeignet werden, wenn es sie schon gibt, wenn z.B. ein Mensch sie hat und sie einem anderen vermitteln kann durch Nachahmung und Komunikation von Gewohnheiten und Wissen. Ihrem Wesen nach sind Fähigkeiten aber das Resultat einer notwendigen Sinnbildung im Bedenken ihrer Wirklichkeit und von daher auch der Sinn für deren Veränderungen: Sinn ihrer Arbeit. Sie entstehen aus einem subjektivem Mangel, einer gesellschaftlichen Not gegenüber einer Wirklichkeit, einer Welt von Gegenständen, die den eigenen Bedürfnisse nicht entsprechen oder unerreichbar, für sie also noch nicht wirklich da sind (siehe Dasein). Fähigkeiten entstehen aus einer Not gegenüber einer Gegenständlichkeit, z.B. der Natur, die Macht über den Menschen hat und gegen sie die Aufhebung seiner Ohnmacht einfordert. Wesentlich sind ihnen Bedürfnisse vorausgesetzt, welche nicht nur nach Gegebenem verlangen, sondern auch ein Verlangen erzeugen können, das sich in einem besonderen Sinn für eine Sache äußert, indem sie diese erst bildet. Zum einen müssen Fähigkeiten dazu hinreichen, das bisher Gegebene zu reproduzieren; zum anderen kann dies einen Sinn erwecken für etwas, das noch entdeckt oder erfunden werden muss. Fähigkeiten entstehen in der Naturaneignung, in der Arbeit selbst, worin die bisherigen Arbeitsmittel als Mangel erfahren werden, weil sie z.B. viel Kraft verbrauchen die mit dem Wissen über die organische Natur nicht (mehr) nötig erscheint. Sie sind immer Ausdruck einer menschlichen Intelligenz. und bestehen als Naturmacht die über die Wahrnehmung des Gegebenen hinausgreift. "Die Produktion ist nicht nur unmittelbar Konsumtion, und die Konsumtion unmittelbar Produktion; noch ist die Produktion nur Mittel für die Konsumtion und die Konsumtion Zweck für die Produktion, das heißt, daß jede der anderen ihren Gegenstand liefert, die Produktion äußerlichen der Konsumtion, die Konsumtion vorgestellten der Produktion; sondern jede derselben ist nicht nur unmittelbar die andre, noch die andre nur vermittelnd, sondern jede der beiden schafft, indem sie sich vollzieht, die andre; sich als die andre. Die Konsumtion vollzieht erst den Akt der Produktion, indem sie das Produkt als Produkt vollendet, indem sie es auflöst, die selbständig sachliche Form an ihm verzehrt; indem sie die Indem ersten Akt der Produktion entwickelte Anlage durch das Bedürfnis der Wiederholung zur Fertigkeit steigert; sie ist also nicht nur der abschließende Akt, wodurch das Produkt Produkt, sondern auch, wodurch der Produzent Produzent wird. Andererseits produziert die Produktion die Konsumtion, indem sie die bestimmte Weise der Konsumtion schafft und dann, indem sie den Reiz der Konsumtion, die Konsumtionsfähigkeit selbst schafft als Bedürfnis." (MEW 13, Seite 625) Irgendwann, nachdem die Menschen keine Angst mehr vor den Göttern der Luft hatten, wollten sie zum Beispiel selbst auch fliegen. Es ist ein uralter Traum, der bis dahin nur in Religionen oder Sagen vorgestellt war. Mit dem Wissen über die Schwingungen der Luft, das sie aus ihrer Angst löste, konnten sie an die Umsetzung ihrer Vorstellungen gehen. Wo das vorgefundene Material hierfür nicht hinreichte, mussten sie zunächst dieses beischaffen. Fähigkeiten ergeben sich daher vor allem aus dem Bedarf eines Findens und Erfindens, das völlig neue organische Zusammenhänge für unbefriedigte Bedürfnisse eröffnete und bildete. Fähigkeiten sind von daher selbst natürlich, wiewohl sie sich in Gegenständern der Kultur verwirklichen. Aber ihre Kultur ist selbst unmittelbare Natur, gleich, was sich darin auch sonst verwirklicht, weil die Kultur selbst unmittelbar menschliche Natur ist. Als diese haben sie sich ihre Werkzeug gebildet und die machen schließlich die Produktivität der Arbeit aus, die immer wieder weit über ihren gegebenen Rhytmus hinausgreift. Wo sie sich in ihren Gegenständen verwirklichen, veräußern die Menschen ihr Leben als ihre Fähigkeit in dem Sinn, worin ihre Arbeit auf sie zurückkommt und worin ihnen diese zu einer Eigenschaft ihres Lebens wird, die sie als ihre eigene Lebenseigenschaft auch gebildet haben (siehe Sinnbildung). Von daher werden ihre Fähigkeiten zur Wirklichkeit ihrer Naturmächtigkeit, zum Inhalt ihres Reichtums und machen den Gehalt des Fortschritts, seine Substanz bei der Entwicklung des menschlichen Lebensstandards aus. Mit der marktwirtschaftlichen Teilung der Arbeit, der Trennung der Arbeit von den Bedürfnissen der Menschen, wodurch diese zur Lohnarbeit wird, verkümmern menschliche Fähigkeiten allerdings zu einer Routine, die sich zum Teil auch immer wieder durch Automaten ersetzen lässt. Ihr menschlich verbleibender Anteil wird bei dieser Produktionsform zu einem Wert, der im Ausschluss von ihren Bedürfnissen durch den Lebensentzug bei ihrer Ausübung als das Quantum des nötigen Aufwands zum Mangel bestimmt ist, sich als entzogenes Leben in der Arbeitszeit ausdrückt (siehe Arbeitswerttheorie). | ![]() |