"Es gibt kein richtiges Leben im falschen." (Theodor Wiesengrund Adorno) Wenn etwas als "falsch" beurteilt wird, so wird damit gewöhnlich ein Fehler behauptet und festgestellt, dass es gegen das steht, was richtig – und also "wahr" – sei, denn falsch kann etwas nur gegen Anderes sein (siehe auch Anderssein), gegen etwas Richtiges (siehe auch Recht) sein und betsteht von daher durch dessen Selbständigkeit, wie sie als Moral gefasst ist (siehe auch Selbstgerechtigkeit). Wenn etwas als falsch bezeichnet wird, besagt das also lediglich, dass es nicht so ist, wie es für den Standpunkt einer Moral sein sollte, dass es also nicht als das funktioniert, als was es normalerweise erscheint. Was demnach schon in der Struktur seiner Norm angelegt ist, dass es in ihrem Sinn und Zweck einen Fehler habe (siehe hierzu Strukturalismus) und also nicht wahr sein könne. Das Denken von Theodor W. Adornossteht schon in seinem Selbstverständnis im Widerspruch von seinem Verständnis von Wirklichkeit, bzw. der Aufspaltung ihrer Beschreibung in Wahrheit und Falschheit und die Behauptung, damit erfülle sie einen dialektischen Sinn der Geschichte: In einem Widerspruch würden sich immer Positionen entgegen und vereinen sich in einer Abstraktion zwischen dem Allgemeinen seines Verständnisses. Doch weder der Widerspruch noch die Abstraktion ist deshalb unwahr wenn sie adäquat beschrieben wäre. Hiergegen hatten sich schon Karl Marx und Friedrich Engels entschieden gewendet, die diesem Dualismus den Begriff eines Doppelcharakters entgegen gestellt hatten, der schon in seiner Einzelheit seinen allgemeinen Widerspruch auch schon in seinem vereinzelten Widersinn offenbart (siehe auch Tauschwert): "Wenn ... Hegel Allgemeinheit und Einzelheit, die abstrakten Momente des Schlusses, als wirkliche Gegensätze behandelt, so ist das eben der Grunddualismus seiner Logik. Das Weitere hierüber gehört in die Kritik der Hegelschen Logik." (K. Marx, MEW 1, S. 292) Wahr kann eben nur eine Analyse ihrer Wirklichkeit erbringen, eine Erkenntnis, eine Aussage oder eine Beziehung sein. Die einzige Wahrheit der Falschheit kann daher auch nur durch ein Urteil bestehen, dass etwas verkehrt ist, dass es also im Wesentlichen nicht das ist, als was es erscheint, weil es sich widersspricht. Sie hat ansonsten mit Wahrheit oder anderen Fragen der Sinnbildung nichts zu tun. Sie bezeichnet einen "Fehler im System" (siehe hierzu auch Systemtheorie). Wenn etwas falsch läuft, so ist es zwar gegen den Sinn seiner Funtionalität oder Wirklichkeit gerichtet, kann aber nur an dieser bemessen, also nicht wirklich verkehrt sein. Falsch ist nicht eine verkehrte Wirklichkeit, sondern die Wirklichkeit, die sich gemessen an ihrem Anspruch oder Begriff nicht erfüllt, hiergegen mangelhaft ist. Was in diesem Sinne sich verwirklicht, also Wirkung hat, kann sich nur durch ihre Form bewahrheiten oder als falsch erweisen, wenn es sich darin nicht konsistent beschreiben lässt (siehe auch Wahrnehmungsidentität). Wo etwas als falsch angesehen wird, wirkt es in seiner Form inadäquat, ohne dass es substanziell beachtet, also implizit als unwesentlich behauptet ist. Es müsste also auch gegen seinen Inhalt inadäquat sein. Leben kann aber nicht unwesentlich sein. Eine Analyse seiner Inhalte ist nötig, um den "Fehler" zu erkennen und eine richtige Form zu erkunden. In Wahrheit gibt es daher kein falsches Leben, kein falsches Bewusstsein, kein falsches Recht ohne den Nachweis, dass darin etwas verkehrt erscheint, weil etwas anderes seine Form bestimmt (siehe auch Formbestimmung), dass also das "Falsche" nur bloße Form eines fremden Inhalts, einer Negation von etwas Anderem ist (siehe Dialektik). Ohne Reflexion ihres Inhalts bliebe "das Richtige" als Form ein Ideal, Maßstab einer Ideologie (siehe auch Moral). Dessen Analyse kann aber den Beweis einer zu ihrem Inhalt verkehrten Form erbringen, eine Formbestimmung erkennen lassen, worin sich etwas als anderes vermittelt, als es in Wirklichkeit ist und das Falsche sich als eine Eigenschaft von etwas in seiner Vermittlung Verkehrtem zeigt. Darin erweist sich dann ein Mittel gegen seinen Inhalt, ihm äußerlich bestimmt, als eine Form, die ihre Inhalte gegen einander verkehrt, also als Vermittlung verkehrt, ein falsches Mittel ist (siehe zum Beispiel Tauschwert). Eine Vermittlung ist im Unterschied zu einer Übermittlung ein Verhältnis, worin die Beziehung im Mittel besteht, auch wenn dieses ganz unmittelbar erscheint. Der Sinn des Vermittelten mag auf irgendeine Weise hierbei übertragen werden. Ist er aber in der Form des Mittels nicht erkennbar, so wird er nur abstrakt vermittelt. Dies kann nur dort geschehen, wo sich seine Einzelheit nicht mitteilen lüsst, weil er im Allgemeinen nicht am Ganzen der Vermittlung Teil haben kann, weil die allgemeine Vermittlung unmittelbar verkehrt wird, wenn er allgemein durch etwas begründet ist, das sich nicht wirklich vermitteln lässt, weil es eben notwendig abstrakt allgemein bleiben muss (z.B. durch die herrschende Teilung der Arbeit). Die Vermittlung bestimmt sich dann gleichgültig gegen den Inhalt des Vermittelten, also lediglich daraus, dass sie als Form für gleichgültige Inhalte existiert. Von daher kann diese Form nur ihre eigene Substanz vermitteln und also verwirklichen, beziehungsweise ihre eigene, aber abstrakte Substanz zur Bestimmung ihrer Inhalte machen, indem sie darin eine Formbestimmung erhält (z.B. als abstrakt menschliche Arbeit) und diese als eine Realabstraktion vermittelt (siehe Begriffssubstanz). Die Falschheit an sich kann es daher ebenso wenig geben wie eine Wahrheit an sich (siehe hierzu auch Ideologiekritik). Es gibt nichts Falsches; - es gibt nur Verkehrtes, also etwas, das in sein Gegenteil verkehrt erscheint, Erscheinung eines Widerspruchs ist und von daher als diese auch bewiesen werden kann und im Streit hierüber auch bewiesen werden muss. , indem der Sinn der Äußerung sich wirklich oder unwirklich wahrmacht. Unwirklich erscheint er im Widersinn, als Unsinn, der sich gegen seine eigene Äußerung verwirklicht, ihr fremd wird und sich von daher als fremde Kraft darstellt (siehe auch Entfremdung). | ![]() |
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