"Diese zahlreichen Punkte, wo Geld der Zirkulation entzogen wird und sich in zahlreichen individuellen Schätzen, resp. potentiellen Geldkapitalen aufhäuft, scheinen ebenso viele Hindernisse der Zirkulation, weil sie das Geld immobilisieren und es seiner Zirkulationsfähigkeit für längre oder kürzre Zeit berauben. Es ist aber zu erwägen, daß bei einfacher Warenzirkulation, lange bevor diese auf kapitalistischer Warenproduktion begründet wird, Schatzbildung stattfindet; das in der Gesellschaft vorhandne Geldquantum ist immer größer als der in aktiver Zirkulation befindliche Teil desselben, obgleich dieser je nach Umständen anschwillt oder abnimmt. Diese selben Schätze und dieselbe Schatzbildung finden wir hier wieder, aber jetzt als ein dem kapitalistischen Produktionsprozeß immanentes Moment. Man begreift das Vergnügen, wenn innerhalb des Kreditwesens alle diese potentiellen Kapitale durch ihre Konzentration in Händen von Banken usw. zu disponiblem Kapital, "loanable capital" <"verleihbarem Kapital">, Geldkapital werden, und zwar nicht mehr zu passivem und als Zukunftsmusik, sondern zu aktivem, wucherndem (hier wuchern im Sinn des Wachsens)." (MEW 24, S. 488 f) Das Finanzkapital vollzieht sich durch ein Kreditwesen, das den Gebrauchswert des Geldbesitzes als Maß und Inhalt seiner Verwertungsinteressen zur Bedingung seiner Existenz gemacht hat, weil das besessene Geld den Gebrauchswert hat, einen höheren Geldwert zu bedingen, den Geldwert zu erhöhen, wenn es die reine Geldverwertung jenseits deren realwirtschaftlicher Bedingtheit sich zur Grundlage gemacht hat (siehe hierzu auch Kapitalfetischismus). Doch das funktioniert im Wesentlichen nur durch eine politische Macht über ein Schuldgeldsystem, durch den Verbauch des gesellschaftlichen Organismus der Nationalstaaten, durch deren austeritätspolitische Aufzehrung, durch ihre Entsubstanzialisierung, durch Aufbrauchung ihres gesellschaftlichen Lebensstandards über die Anwendung fiktiver Kapitalanlagen (siehe auch Kreditwesen). Deren Negativverwertung bestimmt die Kaufkraft der nationalen Geldwerte gegeneinander. Die Konkurrenz um ihre Wertsicherheit überstehen die Staaten am besten, die ihre Staatsverschuldungen durch aktive Handelsbilanzen - also durch Mehrexporte ihrer Produkte über die Importe - und einem dem entsprechenden Devisenhandel ausgleichen können. Geld erscheint durch die Möglichkeiten des Wertausgleichs als die versicherte Existenzform, die mit seiner Aufhäufung in Wahrheit allerdings höchst unsicher ist: "Wenn die andren Reichtümer sich nicht aufhäufen, so verliert es selbst seinen Wert in dem Maß, in dem es aufgehäuft wird. Was als seine Vermehrung erscheint, ist in der Tat seine Abnahme. Seine Selbständigkeit ist nur Schein; seine Unabhängigkeit von der Zirkulation besteht nur in Rücksicht auf sie, als Abhängigkeit von ihr. Es gibt vor, allgemeine Ware zu sein, aber ihrer natürlichen Besonderheit wegen ist es wieder eine besondre Ware, deren Wert sowohl von Nachfrage und Zufuhr abhängt als er wechselt mit seinen spezifischen Produktionskosten. Und da es selbst in Gold und Silber sich inkarniert, wird es in jeder wirklichen Form einseitig; so daß, wenn das eine als Geld - das andre als besondre Ware und vice versa erscheint, und so jedes in beiden Bestimmungen erscheint. Als der absolut sichre, ganz von meiner Individualität unabhängige Reichtum, ist es zugleich als das mir ganz äußerliche, das absolut unsichre, das durch jeden Zufall von mir getrennt werden kann." (K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42, S. 159 f.) Jede Gesellschaft muss sich organisch durch ihre Ressourcen absichern, indem sie damit über drei Grundlagen ihrer Bewirtschaftung verfügt: 1. als Selbsterhalt ihrer Arbeit, 2. als Selbsterhalt ihrer Produktionsmittel und 3. als Fortentwicklung ihres Reichtums, der Lebensvielfalt ihrer Lebensverhältnisse im Wachstum ihrer Bevölkerung. Im Kapitalismus stellt sich dies in drei substanziell verschiedenen Wertformen dar: 1. als Variables Kapital, das den Reproduktionswert der Arbeitskraft ausmacht, 2. als Konstantes Kapital, das den Reproduktionswert der Existenz- und Produktionsmittel ausmacht und 3. als Finanzkapital, worin der Mehrwert des gesellschaftlichen Reichtums sich erhält und fortbestimmt (siehe auch die trinitarische Formel). Als Finanzkapital ist Kapitalismus eigentlich nichts anderes als ein System von vorgeschossenem Geld, das in seiner Eigenschaft als Kaufmittel zu mehr Geld werden soll (siehe hierzu auch Kapitalfetisch), indem es über den gesellschaftlichen Bedarf an Geld als Zahlungsmittel produktiv, also durch die Bestimmung einer Mehrwertproduktion einer unbezahlten Arbeit verwertet, die als Wertwachstum eines fiktiven Kapitals realiisert wird. Dieses ist das Resultat einer Macht des Kaufmittels über die Existenz der Menschen (siehe Existenzwert), die Geld als Zahlungsmittel für ihre Lebensmittel und Gebühren benötigen und dafür auch Mehrarbeit als unbezahlte Arbeit leisten müssen (siehe auch Ausbeutung). Der Vorschuss, der auf diese Weise Profit macht, kann für Investitionen in die Produktion z.B. als direkter Barvorschuss oder als Aktie gegeben werden, die sich am Produktionsrisiko beteiligt und deshalb Dividenten ausschüttet, oder als Kredit, der aus dem Umlauf des Geldes unter den Bedingungen der durchschnittlichen Profitrate entnommen wird, um damit Extraprofite zu machen. Der Wert des Kapitalvorschsses ist außer seinem Geldwert der Zins, sein Ertrag als Mehrwert durch Eigentumstitel der Schuldverschreibungen. Der Wert von Wertpapieren ergeht im Unterschied hierzu aus ihrem Preis, also aus der Geldzirkulation, durch den ffiktiv gewordenes Kapital sich einen Anteil am Wertwachstum aus dem Verhältnis der konkurrienden Mehrwertraten, also der Ausbeutungsraten der konkurrierenden Einzelkapitale erhofft. Der Handel mit Abkömmlingen aus Krediten (siehe Derivatenhandel) eröffnet eine eigene Finanzsystematik durch die speziellen Beziehungen von Schuldverschreibungen (Wertpapieren) eines Schuldgeldsystems. Finanzkapital "schwitzt" aus den Geldmengen einer unveräußerbaren Warenzirkulation ihren Wert aus (siehe hierzu auch Wertrealisation). Es ist ein Geldwert, den sie als gesellschaftlichen Schatz jenseits der vielen Kauf- und Verkaufsoperationen durch aufgewandete aber unbezahlte Arbeit hat. Das ist zunächst also bloßer Wert des Geldes, wie er als verausgabte Arbeit, als unbezahlte Arbeit in der Form jegtzt als fiktives Kapital existiert, ohne unmittelbar als Zahlungsmittel angewandt zu werden. Es ist der Wert eines überproduktiven Warenkapitals, das "unnötig" ist und sich in der Zirkulation "ungedeckter" Geldwerte als Buchgeld aufhältt, sich sowohl aus ihrer vorhandenen Wertmasse ergibt, die es darstellt, als auch aus ihrer Geschwindigkeit, mit der diese umgesetzt wird. "In der Tat aber wird der Wert hier das Subjekt eines Prozesses, worin er unter dem beständigen Wechsel der Formen von Geld und Ware seine Größe selbst verändert, sich als Mehrwert von sich selbst als ursprünglichem Wert abstößt, sich selbst verwertet. Denn die Bewegung, worin er Mehrwert zusetzt, ist seine eigne Bewegung, seine Verwertung also Selbstverwertung. Er hat die okkulte Qualität erhalten, Wert zu setzen, weil er Wert ist. Er wirft lebendige Junge oder legt wenigstens goldne Eier." (MEW 23, S. 169) Finanzkapital ist also Kapital, das aus dem Geldverkehr selbst Kapital erzeugt, indem dessen Wert selbst schon zirkuliert, ohne wirklich gebraucht zu werden, ohne für den Warenhandel Gebrauchswert zu haben, weder als Mehrprodukt, noch als Handelsware, aber durch die Verfügungszeit von Geldwert in seiner renen Zirkulation unter den Umständen eines Geldbedarfs einen Wert zur Verwertung von Geld. Es ist ein Geldwert, der zum einen untergehen würde, wenn er keine Anwendung findet, und der zum anderen sich an dem Risiko aufwertet, das er aufzuheben vermag. Dies geschieht vornehmlich durch das Kreditwesen, besonders auf dem Aktienmarkt und durch Nutzung von Geldmärkten, in denen auch fiktives Kapital durch Wetten auf Erfolg oder Misserfolg seiner Anwendbarkeit in Bewegung gehalten wird. Das Finanzkapital saugt auf der einen Seite unverwertbare Geldmengen auf, die aus dem Fall der Profitrate entstehen und setzt andereseits eine Dynamik des Geldes frei, die sich jenseits der Produktion und also auch der realen Warenmärkte des Warenkapitals verselbständigt. Es ist daher vorwiegend politisches Kapital. Es handelt nicht nur mit Produkten, Währungen und Produktionsbedingungen, sondern auch mit Produktionserwartungen und Produktionsbedingungen und Kultur-und Rechtsunterschieden. Gilt eine Anlage als Wachstum versprechend, so wird mit dem entsprechenden Erwartungswert bereits gehandelt, bevor überhaupt irgendeine Produktion dies abgleichen kann. Der Druck auf die Geldanlage ist daher hoch. Aber irgendwann muss das Versprechen eingelöst werden und auch eine Währung muss immer noch so bewertet sein, dass sie durch die Warenwerte "gefüttert" werden kann, die sie auf dem Weltmarkt erheischt. In der Realwirtschaft hatte sich nach Marx die Substanz des Mehrwerts aus dem natürlichen Vermögen eines Grundbesitzes ergeben, so dass z.B. das Gefälle eines Gewässers oder die Bodenqualität eines Grundstücks Etraprofite durch seine Idustrialisierung ermöglichen und einen Mehrwert aus dem Besitz eines natürlichen Vermögens neben der Anwendung der menschlichen Arbeitskraft materialisieren könne, wodurch der Wert der Arbeit besonders nutzbar für eine besondere Verwertung durch deren räumliche Existenz unmittelbar als Verkehrswert eines politischen Lebensraums in die Kapitalverwertung eingehen konnte. Mit der Globalisierung des Geldes als Weltgeld über das Finanzkapitals reduzierten sich die realwirtschaftlichen Existenzbedingungen der produktiven Arbeit auf die rein politische Verwertbarkeit des Raumes, wie er zu einer bestimmten Zeit in bestimmten Lebensverhältnissen für die Verwertung von fiktivem Kaptal als bloßer Existenzwert nutzbar wurde und von daher schon durch die Spekulation auf Eigentumstitel (z.B. Lizenzen, Mieten und Gebühren) dem Wert einer realwirtschaftlichen Arbeit allein schon über die Preisbildungen mit den Nutzungsrechten von Eigentumstitel im Derivatenhandel und Terminhandel entzogen werden und hierdurch existenzialle Macht über alle Lebensverhältnisse der Menschen gewinnen konnte. Jeder Kredit stellt sich in einem Schuldgeldsystem buchungsmäßig während seiner Laufzeit als Verdopplung der Geldbuchung dar, einmal als Haben der Banken und einmal als Haben des Kreditnehmers. Mit solchem Buchgeld, das auch wiederum als Buchgeld kreditiert wird und somit seinen Scheinwert als Kreditwesen der Fiktionen und seiner Glaubensbrüderschaften durch Austeritätspolitik vervielfältigt, konnten und können die Finanzmärkte die um sich greifenden Staatsverschuldungen durch Staatsanleihen fast unbeschränkt aufblähen und ausweiten, solange das Geld noch handelbar ist, solange also hiernach noch Nachfrage für einen irgendwie realisierbare Geldwert besteht. Die Finanzkapitalisten müssen es lediglich immer wieder durch die Realökonomie "waschen", also durch Kreditrückzahlungen und erneute Kreditangebote frisch machen (siehe hierzu Feudalkapitalismus). In der Marktwirtschaft richtet sich die Arbeit und ihre Struktur (siehe auch Arbeitsstruktur) ökonomisch nach den Notwendigkeiten der Märkte eines politisch umschriebenen Lebensraums der Zirkulation von Arbeit und Lebensmittel, wie sich diese in der Konkurrenz der Nationalstaaten in ihrer Zirkulationszeit abgrenzen und ausweitern - also regulieren lässt (siehe hierzu auch Neoliberalismus). Daran orientieren sich die Spekulationen des fiktiven Kapitals eines Schuldgeldsystems, das sich im wesentlichen über den Terminhandel mit den Derivaten aus der konkurrierenden Preisbildung von Eigentumstitel bestimmt (siehe Derivatenhadel). Der Arbeitsprozess wird hierbei in seiner Funktion einer internationale Mehrwertproduktion unterworfen, woraus sich entscheidet, in wieweit eine Arbeit zur Erzielung einer Bereicherung des Weltgeldes als Mehrwerts im Devsenhandel funktional ist. Von daher hat sich die Mehrwertproduktion aus ihrem unmittelbaren Lebensraum herausgesetzt und vergegenwärtigt ihren Nutzen und Sinn nurmehr in Geldform als internationale Wertgröße der Devisen über die Produktpreise im Terminhandel. Der Wert des Weltgeldes verwirklicht sich daher inzwischen international über die Konkurrenz der Nationalstaaten als Existenzwert ihrer Währungen und deren Preise. Wenn aber keine Kredite mehr zurückbezahlt werden können, weil die Substanzen der Realökonomie ausgeblutet sind und die Schuldenstände alle realisierbaren Größen und Hypothekenwerte überschritten haben und über keine weiteren Ressourcen verfügen, dann platzt die ganze Schuldenverkettung. Weil damit schlagartig die Glaubensgrundlage der Verschuldungswirtschaft zerstört ist, droht nicht nur den Schuldenstaaten, sondern auch dem Buchungssystem der Finanzmärkte der Totalabsturz.
| ![]() |