"Der Druck auf den Einzelnen, der sich auch in einem gewandelten Verständnis des Zeitbegriffs zeigt, steigt immens. Hinzu kommt eine engmaschige Überwachung der gesamten Produktionsprozesse - einschließlich der Arbeitenden - durch den Einsatz moderner Kommunikationsmittel. All dies trägt zu einer Atmosphäre von Angst, Hilflosigkeit, Instabilität und Verunsicherung in weiten Teilen der Gesellschaft bei. Die Schere zwischen Arm und Reich wird größer. Die Mittelschichten werden ausgedünnt. Dort ist eine Polarisierung zwischen einer kleineren Gruppe von Profiteuren und einer großen Anzahl von Verlierern des neuen Systems zu beobachten." (Richard Sennet, "Die Zukunft des Kapitalismus") Der "Druck auf den Einzelnen" hat viele existenzielle Ursachen und verlangt auch von den vereinzelten Persönlichkeiten der zwischenmenschlichen Verhältnisse nach universellen Fähigkeiten, die sich über alle einzelnen Verpflichtungen hinweg erhalten und bewähren müssen und sich der Macht der gegebenen Erfordernissen zunehmend unterworfen sind. Von daher müssen sich die betroffenen Menschen darin beschränken, ihre Selbstwahrnehmung der allseitigen Unterwerfung zu überstellen. In ihrer Selbstbezogenheit vollziehen sich die Konflikte mit sich und den eigenen Lebensverhältnisse, an die sie sich anpassen müssen. In ihren zwischenmenschlicher Beziehungen wird ihnen eine persönliche Vermittlung zwischen ihrer Selbstverwertung und ihrer zwischenmenschliche Existenz auszukommen – zumal ihre Selbstveredelung von ihnen zur Verwertung ihrer Integrität ihre individuelle Beugung als Persönlichkeit zwischenmenschlicher Verhältnissen verlangt. Ihre Verhältnisse geraten hierdurch in multifunktionale Verstrickungen. Wenn sich etwas beugen oder biegen lässt, nennt man das flexibel. Durch die Flexibilität einer Wahrnehmung wird sie gleichgültig gegen ihre Empfindungen und also auch gegen den Sinn ihrer Wahrnehmung (siehe tote Wahrnehmung). Eine flexible Persönlichkeit verhältsich durch das "Multitasking" ihrer Bezgnahme und gewinnt hieraus eine Wahrnehmungsidentität, die über alles Eindrückliche (siehe Eindruck) erhaben ist und befähigt sich durch ihre unbeschränkte Selbstwahrnehmung zu einer beliebigen Gegenwärtigkeit ihrer Wahrnehmung gegen das, was sie wahrhat. Sie kann ohne eigenen Sinn und Zweck die Eindrücklichkeit der einen, gegen eine beliebig andere eintauschen und sich in den Täuschungen der hierfür notwendigen Lebenswelten in den zwischenmenschlichen Verhältnissen durch sich selbst genügen. Ihre Selbstgenügsamkeit verleiht ihr eine Allseitigkeit in ihren wechselhaften Beziehungen und entwickelt hierfür eine schrankenlose Beliebigkeit in der Wahrnehmung ihrer Erfahrungen und damit auch ihrer Erkenntnisse, die im allgemeinen Dazwischensein ihrer Selbstwahrnehmungen sich durch den Pragmatismus ihrer multifunktionalen Beziehungen durchsetzt und zu einer Persönlichkeit ausformt, die über die wirklichen Inhalte ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse hinweg alle Bestimmtheit allein schon in der Selbstveredelung durch das Belieben ihrer Selbstbezogenheit verwirklicht. Darin verbleibt das davon Ausgeschlossene als abwesende Wahrheit ihrer Verhältnisse in der Abstraktionkraft ihrer Nichtungen. Die flexible Persönlichkeit verhält sich im Allgemeinen über den multifunktionalen Zweck ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen und ist daher die allgemeinste und oberflächlichste Ausformung einer narzisstischen Persönlichkeit, die am Liebsten durch die Technologie der Medien auf ihre Selbstwahrnehmung zurückkommt (siehe hierzu auch autoritärer Charakter und esoterischer Charakter). Sie bestimmt sich nicht mehr durch sich selbst sondern durch eine vorauseilende Anpassung an die Bedingungen ihrer Lebensverhältnisse, durch ihre Gefälligkeit und Beugsamkeit für das Nötige, das sich vernünftig vorstellen lässt, wodurch sie selbst durch die Vorstellung einer bloße Vernunft über alles zu verfügen sucht, was sich als Lebensnotwendigkeit auszugeben versteht. Sie befriedigt ihr Geltungsbedürfnis vor allem durch den Eigendünkel ihrer "Erfolge", die darin bestehen, dass ihre Anpassungsfähigkeit ihr Leben erleichtert. Und ihre wesentliche Absicht bezieht sich deshalb auf die Konkurrenzen des Geltungsstrebens in zwischenmenschlichen Verhältnissen durch die sie den Stoff ihrer Selbstgerechtigkeit für ihren Edelmut bezieht. Ihre Anpassungsfähigkeit verwirklicht sich daher vor allem in der Körperform der praagmatisch vermittelten zwischenmenschlichen Verhältnisse (siehe Pragmatismus). worin sich ihr Selbstgefühl allgemein als Erlebnis vermittelt, das durch unentwegt wechselnde Ereignisse hergestellt werden muss (siehe auch Eventkultur). In ihrer körperlichen Form, worin sich ihr Lebensausdruck durch sich selbst verwirklicht, sich ihre Emotionen vergegenständlichen, sich Ausdruck verleihen, um Eindruck für sich gesellschaftlich wirksam zu machen, um sich darin Aufmerksamkeit zu verschaffen, sich gesellschaftlich als Wahrnehmungsform eines abstrakt menschlicher Sinnes wahrzumachen, dessen Anerkennung überhaupt nur noch in der Gesellschaftlichkeit ihres Körpers, in den Moden seiner Reize möglich ist. Von daher treibt der Körperfetischismus letztlich wie von selbst in eine Selbstveredelung, worin sich die Selbstgefühle in der Eitelkeit ihrer gesellschaftlichen Gegenwärtigkeit vorzüglich akkumulieren, indem sie darin ihren Narzissmus verweltlichen. Sie ist durch ihren flexiblen Charakter kaum noch als eine narzisstische Persönlichkeit zu erkennen, weil sie sich ganz im Gegensatz zu dem verhält, was ihren Narzissmus bestärkt. Was einen Charakter ausmacht, sind bestimmte Eigenschaften seiner Persönlichkeit, die eine besondere Art im Zusammenhang der Selbstwahrnehmung und damit auch der Wahrnehmung ausmacht, soweit sie der ihr nötigen Wahrheit, ihrem Eigensinn folgt, Die flexible Persönlichkeit hebt alle Charaktereigenschaften in sich auf, indem sie ihre Selbstwahrnehmung als Wahrnehmung schlechthin, als objektive Wahrnehmung der Notwendigkeiten und als objektive Notwendigkeit der Wahrnehmung zugleich wahrhaben will. Sie setzt sich damit als ganze Persönlichkeit über alle Formen des Wahrhabens und Wahrnehmens hinweg und betreibt ihre unaufhörliche Selbstabklärung gegen alles, was darin sich zu subjektivieren sucht (siehe hierzu auch Systemtheorie). Sie denkt ihre Lebenswahrheit in einer ausschließlichen Funktionalität, in der alles ausgeschlossen wird, was sich sich ihren Gewohnheiten entzieht oder gar widersetzt. Sie ist von daher sowohl autoritär gegen alles und esoterisch außer sich, also im Grunde eine göttliche Persönlichkeit, die sich ganz der Sachlichkeit ihrer Zwischenmenschlichkeit hingibt. Pragmatische Verhältnisse bilden und verwirklichen sich in durch ein hinterhältiges Vermogen ihrer Funktionalität: Das Subjekt ihrer Beziehung (siehe quch bürgerliches Subjekt) entscheidet durch das organische Vermögen der Reichhaltigkeit seiner Verbindungen und Verbindlichkeiten über sein Hantieren durch multifunktionalen Beziehungen. Was den autoritären Charakter noch zwischen den Menschen ermächtigen konnte, ermächtigt sich hier aus bloßen Lebensumständen von zwischenmenschlichen Persönlichkeiten. die vor allem ihre persönlichen Präferenzen durch ihren Pragmatismus in dem entsprechendden Umständen durchsetzen können. Im Unterschied zum autoritären Charakter und zum esoterischen Charakter betreibt die flexible Persönlichkeit gerade hierdurch eine totale Einverleibung der Selbstgefühle durch ihre Selbstbehauptung als Selbstgefühl für andere, durch die Nutzung von Empfindungen. welche die Gefühle beeindrucken, um im Selbstgefühl einer Gemeinschaft von Zwischenmenschen die Ereignisse der Selbstwahrnehmung durch unentwegte Befriedung zu bestimmen, jede Geschichte in den Dienst ihres Erlebens zu stellen. Die flexible Persönlickeit betreibt einen Kulturkonsum als die stete Dienerin des Nutzens, dem sie ihre Sinne beugt. Sie vund gewinnt ihren Edelmut im Sinne einer kulturellen Nützlichkeit , durch die sie sich selbst verallgemeinert, indem sie sich in jeder Beziehung nützlich macht, um andere Menschen sinnlich zu beherrschen, indem sie ihnen dienstbar ist und zugleich sich als eine Kulturform veredelt, mit der sie sich selbst zur Einverleibung anbietet. Von daher ist sie der Leib für alles, die Hochform der narzisstischen Persönlcihkeit, die sich darin endlich "gesellschaftsfähig" macht, dass sie als allgemeine Körperform der Kultur sich selbst behauptet. Sie ist die Persönlichkeit der Dienstleistung, die in einer Dienstleistungsgesellschaft die Widersprüche der narzisstischen Persönlichkeit ganz allgemein befriedet, ihre letztliche Bewegungsform in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen ist. Was sie an Fähigkeiten hat, das muss sie eindach deshalb können, weil sie jeden Sinn in den Dienst eines nützlichen Objektverhältnisses in der Welt reiner Objekt-Objekt-Beziehungen stellt. Was die narzisstische Persönlcihkeit noch als Widerspruch in ihren unendlichen Geltungsbedürfnissen vollzieht, was sie niht ruhen lässt, um sich selbat alllgemein zu machen, sich als allgemene Persönlichkeit zu behaupten, das ist in der flexiblen Persönlickeit an ihre Lebenswelt abgegeben. Sie beugt sich der Sache ihrer Zwischenmenschlichkeit, weil diese Sache sie von ihren Widersprüchen befreit. Sie empfindet und findet sich darin selbst als wirklich allgemeine Persönlichkeit, die das Leben so beherrscht, wie sie darin auch selbst bestimmt ist. Sie lebt die Perversion ihrer Selbstbestimmung und schaltet deshalb alle Wahrnehmung ab, die sie an sich zweifeln lassen könnte. Die mehr oder weniger systematische Ausprägung der Beziehungen von zwischenmenschlichen Eigenschaften, werden durch die Art ihrer zwischenmenschlichen Verhältnismäßigkeiten zu Eigenarten einer Persönlichkeit, die von den Selbstempfindungen und Selbstgefühlen anderer Menschen zehrt. Persönlichkeitsstrukturen sind die Personfikationen ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen, die ganz allgemein auf ihrer Selbstveredelung beruhen. Sie sind die praktische Umkehrung der darin entstandenen Lebensangst in ihrem persönlichen Charakter. Die flexible Persönlichkeit hat ihre Beziehungen darauf gegründet, sich durch diese in einer Form wahr zu machen, sie durch die vielfältigen Möglichkeiten von Geldbesitz zu überwinden. In ihr fallen die ökonomischen Bedingungen mit ihrer Kultur in der Nützlichkeit ihrer Sinne zusammen. Und darin ist die Hochform des bürgerlichen Subjekts überhaupt erreicht: Das objektive Subjekt des Geldes. Geld ist allseitig, unendlich beweglich und gegen alles Bestimmte gleichgültig. Solange es alleine als Zahlungsmittel fungiert, nimmt man das für eigene Zwecke in Kauf. Wenn es aber als Kaufmittel selbst schon Leben vermittel, zum Lebensmittel wird, so geht es als Lebensbestimmung ein, der man selbst unterworfen ist. Wer ihm dient, muss sein können, was es erfordert: Allseitig, unendlich beweglich und durch es gebeugt. Flexibilität ist das allgemeine Phänomen einer Gesellschaft, die nicht nur Geld zu ihrem Lebensunterhalt und ihrer Mehrproduktion erwirtschaftet, sondern die ihren gesellschaftlichen Zusammenhang auf Geld als Kapital gründet: Es ist das Phänomen einer Dienstleistungsgesellschaft, in welcher das Individuum nicht mehr als ein auf seine gesellschaftliche Tätigkeit und Bedürftigkeit bezogener Mensch aufgefasst wird, sondern als ein Zentrum seiner Beziehung auf unendlich viele Lebensmomente, als Knoten einer im Grunde unbestimmten und unbestimmbaren Beziehungswelt. Das wird auch von den Vertretern des postmodernen Existenzialismus in dieser Phänomenologie aufgenommen und damit affirmiert: "Wir existieren nicht mehr länger als Subjekte, sondern eher als Terminal, in dem zahlreichreiche Netze zusammenlaufen" (Jean Baudrillard: Das andere Selbst, Wien 1987, S. 14, zitiert nach Rifkin: Access, S. 283). Das Leben besteht nach solcher Auffassung aus beliebigen, völlig relativen Momenten ohne jede Wahrheit und Allgemeinheit, deren Sinn sich aus einem aktuellen Beziehungsgeflecht ergibt, in welchem gut leben kann, wer sich darauf einzustellen vermag, wer also flexibel ist. Wer unter solchen Bedingungen sich bestätigt sieht, kann sich auch nur am eigenen Erfolg bestätigen und sich für ihn betätigen. Jede Meinung ist hierin völlig relativ dazu, jede Auffassung ohne weiterreichende Bedeutung. Aber auch Erfolg ist realtiv, besonders zu Erwartungen und Vorstellungen, die man aus seinen konkreten Lebensbedingungen heraus für sich hat und bildet. Von daher gilt auch schon als Erfolg, wenn man sie bewältigt, mehr noch, wenn es einem gelingt, ihnen noch eine Besonderheit abzugewinnen, indem die Ereignisse darin hierfür zugerichtet und aufpoliert werden, jedes zu einem Kult für sich. Die Fragmentation des Welterlebens wird durch fragmentarisches Bewusstsein bestätigt, das lediglich durch wirkliche Erfolge mit größeren Geschäften aus seiner Dämmerung erwacht. Solche Erfolge gelten dann aber eher als zufällig, als ein "Treffer" in einer Welt unbestimmter Möglichkeiten, der sich ereignet und für den man eigentlich nichts kann. Doch der Sinn steht im permanent geleugneten Lebenshintergrund vor allem danach. Im Grunde geht es nur um Erfolg und der ist dann eben ein Zusammentreffen von Können und Fügung, das eher durch Flexibilität zu erreichen ist als durch Reflexion. Wer an den Erfolg aus ungewissen Sachverhalten heraus glaubt, der glaubt, was den Neoliberalismus ausmacht, glaubt an die Niederkunft eines Glücks aus dem Selbstregelungsprozess der faktischen Welt, das man erlangen kann, wenn man sich dauerhaft für etwas engagiert, sich auf diese Verhältnisse einstellen kann und bereit für alles ist - eben flexibel. Das Prinzip des Erfolgs ist nach diesem Glauben zugleich sein Zufall: die Bereitschaft sich jeglicher Botschaft zu öffnen, die es verheißt, jeden Deal mit zu machen, der es möglich sein lässt. Leben erscheint einem solchen Menschen als eine Art Glücksspiel, bei dem er sich selbst zum Einsatz bringt. Er muss sich selbst beständig und zu jeder Zeit selbst vergessen können, völlig widerstandslos und identitätslos sein können, denn die Identitätslosigkeit ist das Prinzip von Lebensverhältnissen, in denen der Gelderwerb als solcher ein Lebenswert, ein Lebenssprinzip ist, das über sich sebst hinausgeht, also eigentlich ein Überlebenssprinzip ist, eine Hoffnung auf ein Leben, das sich aus den bloßen Möglichkeiten der Lebensbedingungen irgendwo und irgendwann ergibt, also letztlich von selbst erfüllend und darin schon lebendig sein soll, dass es Lebensbedingungen hierfür, nämlichen materiellen Reichtum gibt, der lediglich der Aneignung harrt. Das Erfolgsversprechen ist so hoch, wie es gerade auch noch erreichbar erscheint. Aber der Zufall, es zu erlangen, ist damit besonders überzufällig und ereignet sich aus ungeahnten Hintergründen heraus, nicht aus der Logik der Wirtschaft, sondern aus ihrer Mystik. Das letztlich macht Neoliberalismus als ihre abstrakteste Ideologie, die sich somit als praktischer, ja, seelsorglicher Lebensratschlag gibt: Leben kann man nicht einfach, man muss dafür etwas tun, auch wenn man selten genau weiß, was. Flexibilität wird zur allgemeinen Erfordernis an das Leben schlechthin, um so strenger, je leblos es selbst wird. Es steht daher solchen Bedingungen bald kein konkretes Leben mehr gegenüber. Sie selbst werden Lebensgrund und Grundlage für alles, was dabei sich ergibt, weil es darin immer möglich ist. Leben, das ist das, was vielleicht dabei herausspringt und was jeder unter solchen Bedingungen so tut und treibt, steht in dieser Erwartung, ohne zu erkennen, dass er oder sie sich dabei schon als leblos unterstellt. Von daher ist Leben nicht Ausgang, sondern Ziel aller Tätigkeit. Das bedingt, dass solche Menschen sich nicht von ihren Lebensbedingungen unterscheiden können. Ihr Leben ist ein unterschiedsloses Sein und Empfinden, dessen Frucht erst Leben sein soll. Die flexible Persönlichkeit ist aber nicht ein Kind unsarer zeit, sondern ein Kind des Kapitals - und zwar dort, wo es besonders volkstümlich auftreten kann, wo es Volksaktien ausgibt und an den Glauben appelliert, Gläubiger sucht. Sie entspricht der Beweglichkeit des Kapitals, in dessen Diensten sie meist indirekt steht als dienstleistende Arbeitskraft, als "Volksaktionär" oder als Verbraucher -nicht nur als Konsument eines Marktes der Lebensmittel, sondern auch eines Marktes, der sich jenseits des Marktes organischer Gebrauchswerte in einer Dienstleistungsgesellschaft entwickelt: Der Kulturmarkt. Hier entsteht nicht Kultur, hier wird gegeben und genommen, was eine bestimmte Kultiur nötig hat, die nicht durch ihren Lebens- und Arbeitsprozess sich entwickelnn und ausbilden kann: Kultur die durch Kulturkonsum aufgezehrt wird. Für solchen Konsum muss es nichts geben, was auch nützlich ist, kein Entstehen und Vergehen als Sache hat, sondern vor allem Ereignisse, welche zur Unterhaltung, zur Bewegung, Erregung und Besänftigung geboten werden. Es ist ein Markt der Kulturevents, der seine Konsumenten mit präsentierter Kultur, mit Eventkultur abfüttert und darin bestärkt, was er als Vorstellung von sich hat und dass die Welt zu nehmen ist wie sie ist, indem man sie schön und gut sein lässt. Flexibel nämlich ist eine Persönlichkeit nur solange, solange sie sich mangels Selbstidentifikation nicht wirklich verhalten kann, weil sich nicht wirklich auf sich, andere und die Welt bezieht, solange sie ihre Eigenheiten mit ihrer Geschichte zu Grabe trägt. Durch ein eigenes Verhältnis zu ihren Lebensgrundlagen würde sie nämlich notwendig disfunktional, gestört und störend, weil Kapital selbst tot ist, tote Arbeit enthält und totes Leben verwirklicht. Man sieht daran: Es ist eine gesellschaftlich erzeugte Persönlichkeit, die Unpersönlichkeit eines gesellschaftlichen Leidens. Das Leiden heißt Geldbesitz. Aber es ist ein Leiden an seiner Macht, an der die Menschen in einer solchen Gesellschaft teilhaben, allgemein reich sind dadurch, dass sie darin leben. Und deshalb müssen sie auch die Unwirklichkeit des kapitalisierten Geldes ertragen, sich darin verallgemeinern, sich generieren, und sich unentwegt wiederfinden, weil sie sich in solcher Allgemeinheit nur verlieren können. Unter solcher Bedingung sind alle Verhältnisse der Menschen, auch ihre Generationsverhältnisse, reine Regenerationsverhältnisse als zwischenmenschliche Verhältnisse, die sich durch selbständige Geldverhältnisse sowohl begründen, als auch regeln. Geld verhält sich darin zu sich als Erscheinung von Reichtum in einer Hand, die dessen Herkunft nicht berührt und begreift, weder verpflichtet, noch beschuldigt, solange sie es hat. Es ist ohne Geschichte und ohne Wirklichkeit, aber voller Wirkung. Die einen macht es arm, weil sie es nur haben, wenn sie es durch den Verkauf ihrer Arbeitskraft verdienen, die anderen reich, weil sie es haben und damit umgehen können. Flexibel sind vor allem die. In deren Leben geht es daher auch weniger um den Mangel und die Not, die Geld mit sich bringt, sondern um dessen Glanz, um Design und Mode, und, wo es unter solchen Menschen ist, geht es durch sie hindurch und bringt ihren Willen zur ästhetischen Form, zu einem ästhetischen Willen, der ihre Beziehungen aus der Dichte ihrer körperlichen Anwesenheit bestimmt. Da geht es dann um Körperkult (s.a. Körperfetischismus), um Selbstwahrnehmung, die sich aus dem Verhältnis des körperliches Wesen Mensch als Sinn der Wahrnehmung, als beständig nach Erneuerung trachtendes Selbstgefühl ergibt, das sich an der Art und Weise körperlichen Daseins als Sinn für sich wahr fühlt. Eine flexibkel Persönlichkeit besteht aus unendlich viel Gefühl für sich selbst, das dort entsteht, wo sie sich unter anderen Menschen als Mensch fühlt (siehe zwischenmenschliche Beziehung). Solche Selbstgefühle sind die in der Entleibung der Gefühle gewonnene Gefühlsgewohnheiten, die sich unendlich ausbreiten lassen in Ton und Bild, Musik und Bühne, so beweglich, wie die Bedingungen, die sie in sich überwunden und aufgehoben haben. Es sind die Gefühle der Flexibilität, welche somit zu einem Charaktermerkmal der Eliten einer Dienstleistungsgesellschaft geworden ist, zum Elixier kultischer Gefühligkeit, dem alles bestimmte Leben unterworfen ist. Dieses wird dadurch selbst zum Kulturmittel, zu einer belebenden Substanz kultischer Bezogenheiten, die sich über die Nähe und Ferne der Menschen in ihren Lebensräumen ausbreiten und ihre Zeit vergessen sein lassen. Das konkrete Leben erscheint darin selbst nur noch zeitlos, ohne wirkliche Geschichte, weil dafür keine Zeit ist, weil die Zeit selbst schon im Ereigniswechsel bestimmt ist, in der Endlichkeit der Gefühle, die darin auftreten. Freundschaften, Liebe, jede Zwischenmenschlichkeit hat darin keinen wirklichen Verlauf, keine bestimmte Entwicklung und Geschichte, sondern besteht aus aus der Wechselhaftigkeit der Lebensintensitäten. Sie sind von ihrem Überlebensprinzip nicht nur bestimmt, sondern ausdrücklich verneint, zur Nichtigkeit bestimmt. Daran muss man sich gewöhnen, um es ohne Lebensangst zu ertragen: Jede Auseinandersetzung scheitert an der Ausschließlichkeit der Überlebensinteressen und Leben gelingt darin nur in einer ziemlich toten Form, nämlich wenn man sich damit abfindet und sich daran gewöhnt, es selbst als Lebensumstand nimmt. Aber die zur Gewohnheit gewordenen Lebensumstände zeigen auch dann ihre vertraxte Dialektik, wenn sie ihre Ausschließlichkeit behaupten: Im Dasein des Ungewöhnlichen, des ganz und gar Unstetigen der gesellschaftlichen Lebensbedingungen, verschleißt sich menschliches Leben bis zur Unkenntlichkeit und evoziert Verrückungen und Verrücktheiten, die von einer heftiger Lebenssehnsucht getrieben sind. Ihre Wahrheit aber kann nicht von dieser Welt sein; sie findet sich in esoterischen Übungen, Selbstheilungen, Familienaufstellungen usw., in denen die Ordnung der Ursprünglichkeit, die Geister der Vergangenheit zu leben beginnen (siehe hierzu "Hellinger, ein Heiland der herrschenden Ordnung"). Weil Leben beständig überlebt werden muss, weil es ohne dies keinen Sinn hat, wird es zu einer Aufgabe und Pflicht. Die Ordnungen des Jenseits machen daher Sinn, der in der Sinnlosigkeit des Diesseits wie eine übersinnliche Wesenstiefe empfunden werden kann, wenn man da etwas nachhilft und davon überzeugt ist. Je extremer die Ereigniswechsel im Alltagsleben sind, desto hilfreicher ist das Geraune der Selbstfindung aus den Ursprünglichkeiten des Innersten. Das "Cool-Bleiben" im Arbeits- und Lebensalltag, das sich damit beständige Abfinden und das drein Einfinden, um sich an die abrupte Wechselhaftigkeit des Seins zu gewöhnen, wird ausgeglichen durch eine flapsig verbrämte und doch hoch bewertete Innerlichkeit, die jedem zugestanden ist, wenn er sich rechtzeitig auch wieder daraus zurücknimmt, durch Lebenswerte, die eine Lebensweise der Selbstbezogenheit abdecken und abdeckeln. So reflektieren die Nettigkeiten und Gewohnheiten in der öffentlichen Lebens- und Arbeitswelt der Menschen eine Abgrenzung durch Zuneigung, die durch irrwitzige Selbstbestätigung und Pervertierungen von Selbstgenuss, im Erlebnis seiner selbst als Medium seiner Selbstgefühle, des allgemeinen Selbstgefühls auf den Bühnen des öffentlichen Lebens - in den Medien, den Kulturveranstaltungen und den Arenen der Leidenschaften. In der Absehung von konkreten Lebenszusammenhängen entstehen Absichten, die im Fühlen und Empfinden selbst abstrakte Lebenswelten entstehen lassen, Scheinwelten, die so schnell abwechseln, wie sie von ihrer Wirklichkeit her nötig sind, Verliebtheiten, die der Selbstverliebtheit folgen, die hier und dort die Identität stiftet, die gerade lebensnotwendig erscheint. Das kann nicht gut gehen, wenn alle darin befangen sind. In solcher Welt eruptiver Weltenwechsel gibt es nichts mehr, worauf man sich verlassen und also auch nichts, worein man sich wirklich einlassen kann. Die Verlassenheit erweckt immer das Bedürfnis nach Rückbindung, das Gefühl der Gottverlassenheit und damit allerlei Religiosität und Sinnfragen. So paradox es ist: Die flexible Persönlichkeit ist ein gottverlassener Mensch, der zugleich höchst religiös ist, ob er das nun praktiziert oder nicht. Das Verlangen nach Sinn entsteht ja gerade dort, wo er zerstört wird. Und so wundert es nicht, dass hinter allem Unsinn der Verhältnisse, die sich darin forttreiben, das Bedürfnis nach Erlösung sich herausstellt, das Gefühl eines gigantischen Elends, das nicht mehr mit den Mitteln dieser Welt zu beherrschen ist, sondern nur durch ein höheres Wesen aufgehoben werden kann. Unendliche Beziehungswelten machen die Weite unendlicher Beziehungslosogkeit aus, und die setzt sich das höhere Wesen als etwas Geistiges, das die Welt verlassen hat und das als Kultstätte des Geistes, der sich vom Gewöhnlichen abhebt, der untergehenden Hoffnung auf menschliche Beziehung abstrakte Nahrung gibt. So lassen sich die Gewohnheiten der Welt wenigstens als Gefühl für sie fortleben, wenn sie in einem übermenschlichen Wesen fixiert sind - sei dies nun Gott oder irgendeine andere Vergötterung. Darin muss es einen übermenschlichen Sinn geben, eine Ordnung, der alles entspringt, was ohne dies keinen Sinn mehr hat (siehe Phänomenologie). Hieraus entsteht ein weiteres Paradox: Die an ihre Welt gewöhnte, die gewöhnliche Persönlichkeit ist so flexibel, wie sie sich zugleich an dem einregelt, was ihr widerfährt. Sie nimmt die Welt als Medium ihrer Selbstbeziehung wahr und sich als Medium ihrer Ordnung, sich automedial (siehe Multimedia). Sie ist sozusagen Meister in der Selbstbeherrschung der herrschenden Ordnung, ein Mensch, der genau dem entspricht, was zum Leben notwendig ist, ohne darin wirklich leben zu können. Für ihn ist nichts mehr identifizierbar als fremd oder eigen, weil er darin ununterschieden ist, seine Äußerung zugleich Entäußerung von allem ist, was ihm zu eigen sein könnte. Kein bestimmter Inhalt ist hierin lebensbestimmend, keine Gewissheit möglich. Das fremd bestimmte ist ebenso Lebensform, wie Eigenes darin geäußert sein kann, ohne ihm fremd zu erscheinen. Ihm ist daher Aufbegehren ebenso fremd wie Autoritarismus und Hierarchie. Die neueren gesellschaftlichen Entwicklungen haben ihm seine Eigenheiten bis ins Mark ausgetrieben. Trotzdem nun die herrschende Ordnung selbst wie eine übermenschliche Ordnung anerkannt ist, bleibt in der Unterschiedslosigkeit der Flexibilität die Wahrnehmung selbst vor allem von der Dichte der Ereignisse bestimmt, vom Quantum ihrer Anwesenheit, der Abfolge der kontinuierlichen Wechsel, worin sich die Selbstwahrnehmung in Bewegung erhält. Alle Mittel der Wahrnehmung, die unendlich vielen Kulturereignisse, Computerspiele, Medienauftritte, Musikträger usw. dienen weiterhin vor allem dem, dass innere Bewegungungen und Erregungen die Welt unbetrefflich und eintönig erscheinen lassen, lediglich geeignet als Mittel des Gelderwerbs. Allerdings ist jetzt der Übermensch in den Selbstgefühlen verfestigt und bereitet sich darin auf wie eh und jeh als Gefühl für Größe, Macht und Masse. Der Kulturkonsum wird hierdurch nicht geringer sondern breitet sich nun auch in die vertikale Dimensionen der Scheinwelten aus, die das Leben nicht mehr leiden mögen. Sie schließen jedes wirkliche Leiden aus, bestehen gerade in dem Zweck, kein Leiden, keine wirkliche Empfindung aufkommen zu lassen. Das bringt solche Persönlichkeiten zu eigentümlichen Verarbeitungsprozessen ihrer Seelenschmerzen, die sich besonders durch reaktionäre Lebenswerte füllen, um sich darin in ihrer Empfindungslosigkeit zu bestärken. Die letztendliche Kehrseite der "flexiblen Persönlichkeit" ist ihre vollständige Abhängigkeit von den Verhältnissen, in denen sie sich bewegt, ihre Unfähigkeit, sich darin wirklich zu verhalten, ihre absolute Verhältnislosigkeit. Sie ist zutiefst verunsichert, weil ihr Handeln immer nur Reaktion sein kann auf Bedingungen, die sich ereignen und gestalten, wie sie es wollen und müssen. Solche Persönlichkeiten haben für sich ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Selbstbestätigung und Lebenssicherheit, die sie nur noch im Gelderwerb, durch einen guten Job mit gutem Lohn finden können. Darin allein scheint Sicherheit zugleich als Selbstbestätigung möglich: Durch die Einflussnahme auf die Lebensbedingung anderer Menschen und durch Verfügung über ein allgemeines, ein gesellschaftliches Faustpfand, durch die sie sein können, was sie wollen. Aber gerade weil dies ihr Problem ist, schließt sich der Kreis: Das Leben solcher Menschen besteht aus der Umklammerung der Gegebenheiten, die alleine Sicherheit versprechen, auch wenn sie die in keinster Weise wirklich erbringen. Die Sicherheit ist lediglich ihre jeweilige Anwesenheit, die Anwesenheit von Menschen, Ereignissen und Sachen, gleich welchen Sinn sie auch haben und welchem Geist sie entspringen und unter welchem Bedingungswechsel sie wieder verschwinden. In ihrem Dasein als solchem, in ihrer bloßen Gegenwart steckt ihr Sinn und Zweck als Potenzial der Überwindung der Gefangenschaft, der Bedingtheit. Und gerade dies erzeugt das letztendliche Paradox: Es macht die Bedingtheit zum Potenzial ihrer Überwindung, macht sie absolut nötig, ihren Besitz lebensnotwendig und die Gewohnheit hieran ausschließlich. Es ist der Kern eines reaktionären Bewusstseins, das sein Sein vergessen machen will. |
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