"In der Wissenschaft kann ein Einzelner die allgemeine Angelegenheit vollbringen ... Aber wirklich allgemein wird sie erst, wenn sie nicht mehr die Sache des Einzelnen, sondern die der Gesellschaft ist." (MEW 1, Seite 267) Die Phänomenologie war in der Philosophe nach Hegel der Begriff einer Einheit von Subjekt und Substanz des Lebens, Als Begriff der wissenschaftlichen Erkenntnis lies er sich daher als eine tiefe Einfühlung in den Weltgeist der Verhältnisse der Welt und der Weltgeschichte verstehen und in diesem Verstand spekulieren. Der für dessen Zielsetzungen nötige Beweis war aus der Einheit einer subjektiven Substanz zu beziehen, die sich selbst zur Vielfalt der Erscheinungen entwickelt haben sollte. So wurde es auch von Husserl übernommen, der allerdings deren Erforschung durch eine rein deskriptive Methode betreiben wollte, indem er im Einzelnen schon das Allgemeine bestimmt sah, in der Psychologie die Individuen als die Je-Einzelnen ausreichend und richtig beschrieben fand. Damit war jede Empfindung der Menschen schon die unmittelbare Wesenheit der Menschen, von ihren Gefühlen nicht zu unterscheiden, ihre Psyche alles in einem Sinn. Diese Identität von Subjektivität und Substanz machte schließlich den Idealismus zu einer Art Volksreligion (siehe hierzu Heideggers Fundamentalontologie und auch Holzcamp und die kritische Psychologie). In der faschistischen Ideologie stand sie zur Begründung der Notwendigkeit einer Volksgesinnung. Die Philosophie hatte erkennen müssen, dass sie seit der Aufklärung keinen inneren Antrieb zur Erkenntnis des Seins mehr hatte und sich nur aus sich selbst begründen konnte, was ihr den Bezug auf die Zeit als "wissenschaftliche Philosophie" überhaupt entzog, weil sie keine Beziehung von Sein und Seiendem erkennen kann. Ihre subjektive Substanz war aufgelöst und dies von Karl Marx auch längst beschrieben mit dem Satz, dass sie nichts anderes könne, als bloße Interpretionen zu liefern. Dagegen positionierte sich Martin Heidegger mit seiner Fundamentalontologie, wodurch er die Trennung von Substanz des Denkens und desen Subjektivität sinnvoll vereinen wollte. Die Substanz des Seins wurde in seiner Philosophie zur Substanz des Lebens überhaupt, das im Begriff einer "Lehre vom Sein", im Begriff seiner Ontologie, als "Extase" um die Auflösung aller Mythologie in der Folge von Raum und Zeit darüber gestritten wurde, was die Existenz in einer Beziehung von Grund und Folge überhaupt ausmache, – ob die Zeit oder der Raum das Kontinuum des Daseins der Geschichte, ihre Vergangenheit und Gegenwart begründen würde und wie und welche Zukunft hieraus zu erschließen wäre. Das Dasein wird von Martin Heidegger als Existenz, als Ex-tase, als herausragendes Ende einer "Seinsgeschichte" verstanden (siehe auch Existenzialismus), als das, was Existenzialismus), als das, was in seiner wesentlich in seiner Existenz war, aber nicht mehr gegenwärtig ist (siehe ZeitAbwesenheit), weil es seine Zeit hinter sich gelassen hät, in einer Seinsvergessenheit untergegangen sei, und nurmehr im personlichen Raum der Körper, in der "der tiefsten Bewahrung seiner erd- und bluthaften Kräfte" (siehe Martin Heidegger) gegenwärtig sein könne. Von daher sei das Dasein auch substanziell nur an der "vergessenen" Zeit, in der Seinsvergessenheit zu erkennen, was für jede "Lehre vom Sein" fundamental zu sein hätte. "Diese Aufgabe vollzieht sich vor allem darüber, die Zeit als Interpretationshorizont für das Sein in den Mittelpunkt zu rücken. Hatte laut Heidegger die klassische Metaphysik mit Aristoteles das Sein als Substanz vorgestellt, folgte hieraus auch eine Beschränkung auf die der Substanz angemessene Zeit, die Gegenwart. Indem Heidegger die grundlegende Bedeutung der Zeit für das Seinsverständnis herausstellt, erhofft er sich hierüber einen neuen Ansatz für jede folgende Ontologie." dewiki.de Martin Heidegger wollte zunächst ganz im Sinn seines Lehrers Husserl (siehe Phänomenologie) über seine Frage nach dem "Sinn des Seins" eine absolute Begründung aller Philosophie des Geistes erarbeiten, die einerseits die Fundamentalontologie als eine Voraussetzung zur Antwort auf die Frage nach dem "Sinn von Sein" versteht, andererseits deren Beantwortung selbst schon zugleich als Voraussetzung für jede Ontologie objektiv in ihren "Existenzialien" als "Seinsweisen des Daseins" behauptet, die für seine Ontologie substanziell fundamental sein sollte (siehe hierzu hermeneutischer Zirkel). Heidegger hatte es sich damit zur Aufgabe gemacht, das Wesen alles Seienden ontologisch zu bestimmen und die Selbstbestimmung der Menschen aus ihrem Dasein selbst existenziell zu begründen. Er wollte dessen Wesen ganz im Sinn einer Ontologie des Geistes erkennen, wie sie wie in der Phänomenologie aus der empirischen Gestalt durch eine eidetische Reduktion des Seienden zu ermitteln sei, indem ihre Teleologie, ihr Endzweck aus dem „Verwiesenwerden auf die Urfakta der Hyle“ (Husserl) – eben aus dem Verwiesensein auf ontologische Urfakta zu erkennen wäre, aus einer Einheit in ihrer Masse also ihr Begriff auch schon in der Masse als allgemeiner Begriff der Wahrnehmungen zu finden sei. Durch seine absolute Fragestellung wollte Heidegger Philosophie und Existenz als Hinterfragung der Sprache betreiben („Was meinen wir, wenn wir sagen, der Himmel ist blau?“), die er als bloße Meinungsäußerung versteht, um daraus seine Metaphysik aus der Interpretation seiner "Existenzialien" als eine absolute Objektivität einer Möglichket des Seins zu begründen (siehe hierzu auch Existenzialismus). Das Dasein ist für ihn also ein „Sein, dem es in seinem Sein um sein Sein selber geht“ (Martin Heidegger in Sein und Zeit, Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1993). Es gilt ihm hierfür lediglich als ein Vorverständnis, das den fragenden Menschen auf ein Moment seiner fundamentalen Ontologie des Daseins überhaupt reduziert. Der Mensch selbst ist für solchen antihumanen Objektivismus (siehe hierzu subjektiver Objektivismus) schlichtweg bloßes Dasein. Und weil für Heidegger dieses Dasein lediglich seiendes Sein ist, ein „Sein, dem es in seinem Sein um sein Sein selber geht“ (Martin Heidegger: Sein und Zeit, Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1993) ist damit der Zirkelschluss seiner Philosophie vollendet, die ihm nach ihrem Niedergang als radikaler Anthropozentrismus im Dritten Reich als dogmatischen Lehre vorgehalten wurde. weil sie ein Wesen vorstellt, das den Rassismus einer faschistischen Philosophie aufkommen ließ. In seiner vielzitierten "Kehre" erfand Heidegger seine Erneuerung über die Dekonstruktion und zugleich Fortsetzung seiner Kritik der philosophischen Lebensbewertung, die er als eine neue Hermeneutik begründete, die Heidegger selbst als wissenschaftliche Methode in der Befragung des Befragten - des Menschen schlechthin - verstanden wissen wollte. Darin wurde sein Hermeneutischer Zirkel schließlich selbst "postmodern". Durch seine Reaktion auf den Konstruktivismus der Nachkriegsjahre konnte sich über die Dekonstruktion endlich jeder Unsinn als irgendeinen "Sinn des Seins" befinden lassen. Heideggers "Frage nach dem Sinn des Seins" war einem ungeheuerlichen Selbstverlust des Denkens entsprungen und war zu einem radikalen Objektivisus einer verselbständigten, einer zynischen Intellektualität geworden (siehe hierzu auch Systemtheorie), die schon in ihrer ursprünglichsten Begründung den Humanismus zu einer bürgerlichen Lebenshaltung herabgesetzt hatte (vergl. Heideggers Humanismusbrief) und eine fundamentale Logik eines sophistischen Prinzips hervorkehrte, wonach das Denken eines Subjekts unmöglich wahr sein könne, weil es von selbst über seine bloße Hermeneutik ihm folgen müsse, die über das schlicht Notwendige vorbestimmt sei (siehe Determinismus). Denken und Verstehen werden dadurch nicht mehr als Lebensäußerung von Menschen, sondern als Erzählung über ein Folge von Ereignissen des Seins objektiv gedeutet, denen jeder subjektive Sinn abgesprochen ist; - nicht der Mensch denkt, sondern "es" denkt im Menschen. Logische Folgerung hieraus ist nach wie vor die Grundbehauptung jener Fundamentalontologie als modernisierte Hochform eines akademistischen Selbstverständnisses, nach dem Menschen im Wesentlichen keine Individualität haben, sondern das Denken selbst immer einem objektiven Wesen von selbst folgen müsse, wie es die tödlichen Konsequenzen als Wesen der Objektivität ihrer Entscheidungen vorgeben würden, eben wie es das "Sein zum Tode" als wesentliche Notwendigkeit der Erkenntnis des Seienden von selbst erwirken würde. Martin Heidegger hat in seiner Fundamentalontologie die Dimensionen seines Denkens als eine Ontologie zwischen ihren Ursprüngen der Lebensangst als "die metaphysische Ohnmacht des Daseins" und ihrem Ende im Tod des Lebens dargelegt. Damit wäre das Dasein der Menschen in der Nichtigkeit des Lebens zwischen dem Nichts seiner Eigentlichkeit und dessen Verschwinden im Nichts des Todes verfangen, dem die Menschen nur durch eine allem vorauseilende Entschlossenheit in der Entscheidung zur Eigentlichkeit gegen das "Uneigentliche" Sein folgen müssten, um die Angst ihrer Seinsvergessenheit zu überwinden. Indem er das Nichts ontologisch aus dem Dasein von Nichtigkeiten zu begründen gedenkt, besteht diese Ontologie in Heideggers Sinn als "Onto-theo-logie" aus dem quasi übermenschlichen Erkentnisinteresse, dem Nichts einen Sinn des Seins zu beschaffen, dem die Menschen durch die Entschlossenheit zur Freiheit im "Vorlaufen in den Tod" zu begegnen hätten. ""Die Hineingehaltenheit des Daseins in das Nichts auf dem Grunde der verborgenen Angst macht den Menschen zum Platzhalter des Nichts." (Heidegger in seiner Freiburger Antrittsvorlesung "Was ist Metaphysik?" 1929) Nur im und durch den Tod offenbare sich die Eigentlichkeit des Daseins, und "je eigentlicher sich das Dasein entschließt" desto unzweideutiger sei die Existenz. "Nur das Vorlaufen in den Tod treibt jede zufällige und "vorläufige" Möglichkeit aus. Nur das Freisein für den Tod gibt dem Dasein das Ziel schlechthin" wodurch das Leben sich einen Sinn in der Freiheit des Todes beschaffen könne. (Heidegger 1976, "Sein und Zeit" § 74) "Je eigentlicher sich das Dasein entschließt, das heißt unzweideutig aus seiner eigensten, ausgezeichneten Möglichkeit im Vorlaufen in den Tod sich versteht, um so eindeutiger und unzufälliger ist das wählende Finden der Möglichkeit seiner Existenz. Nur das Vorlaufen in den Tod treibt jede jede zufällige und "vorläufige" Möglichkeit aus. Nur das Freisein für den Tod gibt dem Dasein das Ziel schlechthin und stößt die Existenz in ihre Endlichkeit." (Heidegger 1976, "Sein und Zeit" § 74) Wo die Freiheit des Denkens nicht als Notwendigkeit einer Emanzipation begriffen wird, wo Freiheit ohne Not eine beliebige Position von beziehungslosen Gedanken ist, da muss ihrer Willkür der hohe Grund einer absoluten Wahrheit zu ihrer Begründung wie zugleich auch ihrer Bedingung hergenommen werden. Ein solcher Grund, dem eine unendliche Rückbindung, eine Re-Ligio auf ihr Dasein zuteil wird, gilt seit Platon einem absoluten Begriff von Wahrheit verpflichtet. Und seitdem sucht deshalb die abendländische Philosophie den Sinn menschlicher Erkenntnis in der Wahrheit allen Seins, um dieses als Grundlagen des Denkens zu belegen und daraus eine sophistische wissenschaftliche Begriffsbildung abzuleiten (siehe hierzu auch hermeneutischer Zirkel), wodurch alles Dasein von seinen Widersprüchen freigestellt als reine Form des Seienden für wahr genommen wird (siehe auch Totalitarismus). Diese "Weisheit" formuliert deshalb ein allgemein bestimmtes Erkenntnisinteresse der Phänomenologie in der Begründung ihrer Wahrheit und beginnt meist mit einer Fragestellung des Menschseins, die mit dem Erkenntnisinteresse aller bisheriger Philosophie nicht aufgegriffen oder in einer Beziehung begriffen war, die zu bezweifeln blieb. Ihre Weisheit begründet sich aus einer hinterlegten oder offen formulierten Ontologie, einem Seinsverständnis, wodurch sie als Ethik ihrer Lehre sich immer schon auf das Menschsein schlechthin bezog, auf das Wesen der Humanitas im Verhältnis seiner Subjektivität zu einer zivilisierten Objektivität. Es ging dabei also um die Legitimaton des wissenschaftlichen Begreifens und dem hieraus erfolgenden Urteil und Rechtsverständnis (siehe Recht), dem Ur-Teil des Verstandes eines an und für sich politischen Subjekts, das durch die Wahrheit seiner Erkenntnisse seiner Lebensangst entgeht und zu sich findet, aus seiner Entfremdung aus einem "hintangehaltenen Dasein" seiner "Seinsvergessenheit" auf sich zurückkommt. An sich ist das Nichts der Inbegriff eines Widersinns einer sich selbst betreibenden Nichtung, - nicht Zerstörung von etwas, sondern Aufhebung des Widerspruchs, einer Nichtigkeit der Gegensätze außer sich, durch sich und ausschließlich für sich selbst. So ist es eine Abstraktionskraft, wie es nur durch eine sich selbst aufhebende Abstraktion ihres Subjekts - verwirklicht, eben da, wo dieses selbst allgemein wird (siehe abstrakt Allgemeines) - also wo möglich ein "gemeinsames Drittes" ist (siehe z.B. Wert). Weil Martin Heidegger den Sinn des Seins nicht aus der Befragung eines Unsinns erkennen konnte, suchte er ihn in der leeren Abstraktion von allen Existenzen zu begreifen. Und so erfand er ein Nichts als das Verborgene schlechthin, das er "entbergen" wollte. Der Inbegriff seine Fundamentalontologie war schlicht und einfach das entleibte Seins, das sich durch nichts im Nichts seiner Geschichte erkennen sollte und demnach zum allgemeinen Grund aller philosophischen wie theologischen Angst geworden sei, indem das Nichts in das bloße Dasein der Menschen gerät. Nichts existiert jedoch nur formal in der Verneinung bzw. Leugnung seines Inhalts, eben als reine Form aller abwesenden Inhalte, also in der Absehung von jedem inhaltlichen Sein und sei daher nur durch seine leere Substanz zu begreifen als logisches Implikat des Schlussfolgerns (siehe Dialektik): Wo nichts ist, kann alles sein und wo alles ist, kann Nichts nicht sein. So ist denn Nichts immer die Negation, die alles beherrscht, weil alles sich in Nichts auflöst, wo es nicht sein kann, und Nichts nicht sein kann, wo es alles ist. So bewährt sich das Allgemeine in der doppelten Verneinung und setzt sich in dem durch, was es nicht sein kann - eben wenn und weil es bloße Absehung, Abstraktion ist (siehe abstrakt Allgemeines). Wovon wir absehen, das bestätigt sich in nichts, weil es uns gleichgültig wird, wohl aber unsere Absichten bestimmt. Zur ethischen Urteilsbildung hatte sich bei Kant eine Auflösung über den kategorischen Imperativ als deren Instrument über den Verweis auf die Vernunft des Beurteilens über die Verhältnisse im Dasein der Dinge als sachliche Verhältnismäßigkeit der Menschen, als Identität ihrer Subjektivität mit ihrer Objektivität ergeben. Diese Vernunft war von Martin Schopenhauer und Friedrich Nietzsche abgewiesen worden war. Und in dieser Geschichte wurde von Martin Heidegger schließlich auch die Substanz ihrer Subjektivität, der Sinn alles bisherigen Denkens bezweifelt. Mit einer Fundamentalontologie wollte er ein neues Seinsverständnis absoluter Strukturen des Menschseins aus dem Dasein seiner Existenzialien entwickeln, das er als die grundlegende Aufgabe der Philosophie ansah. Die Grundform des Menschseins ist nach dieser Interpretation die Einheit von Mensch und Dasein, als das da seiende Bewusstsein der Substanz eines jeden menschlichen Seins durch seine Existenz, die Extase seiner Leidenschaft, die Kraft und Energie seiner Persönlichkeit zu einem substanziellen Lebensinhalt in der Form eines so einzeln wie allgemein wesentlichen Daseins. Mit der Fundamentalontologie wurde Wesen und Erscheinung des gesellschaftlichen Menschen unterschiedslos betrachtet - und so konnte jeder einzelne Mensch wie ein Allgemeinmensch begriffen und gleichgeschaltet werden, umgekehrt auch jeder Mensch als gemeiner Mensch schon eine gesellschaftliche Persönlichkeit verkörpern. Hierdurch wurde jeder einzelne Mensch mit einer gleichbleibenden Wesenhaftigkeit im "Sinn des Seins" seiner Zeit identifiziert und identifizierbar und somit zur politischen Substanz des Daseins unterschiedslos zum Zweck und Ziel einer menschlichen Natur, zum unterschiedslosen Maß des Lebens in jedem Individuum als Natur seines Daseins bestimmt. Der gleiche Sinn und damit auch die Gesinnung eines jeden einzelnen Menschen war das politische Ziel, das der marxistischen Theorie der Emanzipation der Menschen von der Entfremdung ihrer Gesellschaft, von sich und ihrer Form der Arbeit (siehe Formbestimmung) als eine radikal personifizierte Lebenseinstellung entgegengestellt worden (siehe hierzu auch die Subjektkritik eines reaktionären Marxismus). Dies hatte Karl Marx allerdings schon 70 Jahre zuvor in seinen Auseinandersetzungen mit den Frühsozialisten abgehandelt. "Ein Wesen, welches seine Natur nicht außer sich hat, ist kein natürliches Wesen, nimmt nicht teil am Wesen der Natur. Ein Wesen, welches keinen Gegenstand außer sich hat, ist kein gegenständliches Wesen. Ein Wesen, welches nicht selbst Gegenstand für ein drittes Wesen ist, hat kein Wesen zu seinem Gegenstand, d.h. verhält sich nicht gegenständlich, sein Sein ist kein gegenständliches. Ein ungegenständliches Wesen ist ein Unwesen." (Karl Marx in Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844) - MEW 40, S. 578) In seiner frühen Phase befand Heidegger die kulturelle Überformung der Moderne vor allem als ein Projekt und Produkt des humanistischen Opportunismus, im Grunde verantwortungslos gegen die wahren Dinge des Lebens und gegen das Wesen der Selbstbestimmung des "eigentlichen" Menschseins, das sich im Seienden, in den existenziellen Beziehungen seines Daseins als "Lichtung des Seins", de facto wie eine Erleuchtung verstehen lasse, die einem "ursprünglichen Denken" (siehe hierzu auch Platon) entstamme, das über Raum und Zeit erhaben sein soll und also für alle Ewigkeit gültig wäre. In einem Brief an J.Beaufret schrieb er: "Sie fragen: Comment redonner un sens au mot "Humanisme"? Diese Frage kommt aus der Absicht, das Wort "Humanismus" festzuhalten. Ich frage mich, ob das nötig ist. Oder ist das Unheil, das alle Titel dieser Art anrichten, noch nicht offenkundig genug? Man mißtraut zwar schon lange den "-ismen". Aber der Markt des öffentlichen Meinens verlangt stets neue. Man ist immer wieder bereit, diesen Bedarf zu decken. Auch die Namen wie "Logik", "Ethik", "Physik" kommen erst auf, sobald das ursprüngliche Denken zu Ende geht. Die Griechen haben in ihrer großen Zeit ohne solche Titel gedacht. Nicht einmal "Philosophie" nannten sie das Denken. Dieses geht zu Ende, wenn es aus seinem Element weicht. Das Element ist das, aus dem her das Denken vermag, ein Denken zu sein. Das Element ist das eigentlich Vermögende: das Vermögen. Es nimmt sich des Denkens an und bringt es in dessen Wesen. Das Denken, schlicht gesagt, ist das Denken des Seins." (M.Heidegger: Über den Humanismus. Brief an J.Beaufret, Paris; Bern (Francke) 1954) Martin Heideggers Denken geht von der substanziellen Identität von Erkenntnis und Tätigkeit (siehe auch Arbeit), von subjektiven und objektiven Inhalten des Seins aus, die er auf den Begriff des Daseins reduziert, in dem das verborgene Wesen eines allwissend vorgestellten Subjekts (siehe hierzu auch Gott) sich in der Welt des Endlichen zeigt. Von daher beruht sein phänomenologisches Erkenntnisinteresse auf der Behauptung einer ununterscheidbaren Existenz von Form und Inhalt, auf einer "Extase" ihrer Leidenschaften. Sie ist in allem so subjektiv wie objektiv, im Einzelnen als die "Je-Meine" Teilhabe an einer verallgemeinerten Wirklichkeit, daher ebenso objektiv allgemein wie diese auch subjektiv einzeln, also immer schon durch sich selbst beschränkte Wahrheit eines metaphysischen Allgemeinwesens als eine „reflexive Allgemeinheit" ist. Von daher ist deren Unterscheidung in ihrer Phänomenologie praktisch beliebig, vagabundierende Unentschlossenheit - ebenso objektiv wie diese auch subjektiv, also immer schon durch sich selbst beschränkte Wahrheit eines metaphysischen Allgemeinwesens, das schon immer bewahrheitet ist, wo es dieses im Sein der Zeit gerecht zu bewahren versteht, objektiv Gerechtigkeit vermittelt. Diese mache sich sowohl als offenbarte Gewalt einer Subjektivität geltend, als auch als Bestimmtheit der allgegenwärtigen Objektivität eines absoluten Daseins, wie es z.B. auch der Zynismus der Inschrift auf dem Eingangstor zum KZ Buchenwald "Jedem das Seine" vergegenwärtigen sollte. Aber auch mit dem Begriff einer objektiv allgemein unterstellten Gerechtigkeit wird auf die Vorstellung eines absoluten und also unmöglichen Rechts einer Teilung (siehe auch Teilung der Arbeit) spekuliert, durch das sich jede Gegenwärtigkeit beliebig austauschen und täuschen lässt. Der Bezug auf solche derart subjektive Objektivität ist für jede Politik widersinnig. Dennoch gilt Martin Heidegger immer noch als ein Philosoph der uneingeschränkten allem gemeinen, einer allgemeinen "Gerechtigkeit" (siehe auch Recht) eines noch nicht verwirklichten allgemeinen Daseins, das in sich zweifelsfrei sein soll, deshalb aber eben auch keinen wesentlichen Zweifel zulässt und von daher immer anwesend sein muss. Demnach könne das ganze Leben immer nur in seiner Todesnähe (als "Vorlauf zum Tode") wahr sein. Dass Totes das Leben bestimmen kann ist hiernach von vorn herein ausgeschlossen, weil es ja immer schon gegenwärtig ist. Jede Täuschung ist demnach einfach nur subjektives Versagen gegen eine hierdurch durch sich selbst bestimmte Objektivität eines wesentlich objektiv verstandenen Subjekts (siehe hermeneutischer Zirkel). Martin Heideggers Fundamentalontologie ist heute wieder durch den Poststrukturalismus aktuell geworden. Auch dieser bestreitet jegliche Wesenhaftigkeit und also auch die Dialektik eines allgemein entäußerten Wesens der Wirklichkeit (siehe Entfremdung) und stellt stattdessen die Moral einer Bewertung dar, die allerdings nicht durch urteilende Subjekte, sondern durch sich selbst, aus dem Wesen seiner objektiven Gegebenheit erkennbar sein würde. Wie durch diese schon fundamental ontologisch bestimmt, wird ein gegenständliches Sein einer Natur bestritten. Sein sei bloße Existenz des Seienden, wie sie sich in Heideggers Fundamentalontologie durch die Existenzialien im "Sinn des Seins" auftun und absolut objektiv beschrieben werden sollen. Und so werden diese wie objektive Subjekte (siehe auch objektiver Subjektivismus) selbst mit dem Bewusstsein in einer existenziellen Einheit identifiziert. Erkenntnis sei also selbst objektiv bestimmt, lediglich so etwas wie eine Erleuchtung, ein "Lichtung" im Sein des Seienden. Darin seien die Existenzialien als Erscheinung des Bewusstseins selbst schon für sich so existent, wie es durch ihr Dasein als solches, als unmittelbar selbständiger "Sinn des Seins" bestimmt ist. Von daher wurde die Fundamentalontologie trotz ihrer furchtbaren Geschichte der Heideggerschen Philosophie selbst wieder "erkenntnisleitend" (siehe hierzu auch Existenzwert). Mit dem Ausschluss der historischen und subjektiven Inhalte des Denkens und der Erkenntnis (siehe auch Erkenntnisinteresse) war seine "Frage nach dem Sinn des Seins" zu einem radikalen Objektivismus geworden, der den Humanismus zu einer bürgerlichen Haltung herabsetzte und einer fundamentalen Logik von selbst folgen wollte (siehe Determinismus). Denken und Verstehen werden hierbei nicht mehr als Lebensäußerung des Menschen, sondern als Ereignisse des Seins gedeutet; nicht der Mensch denkt, sondern es denkt im Menschen. Logische Folgerung hieraus ist die Grundbehauptung einer Fundamentalontologie, nach der Menschen im Wesentlichen keine Individualität haben, sondern dem Denken selbst immer diesem Wesen von selbst folgen werden, wie es die tödlichen Konsequenzen ihrer Entscheidungen vorgeben, eben wie es das "Sein zum Tode" vorgibt. Was wir unter Erleben verstehen, ist hiernach lediglich ein Ereignis des Seins, "Seinsgeschichte". Über das Sein läßt sich daher nichts mehr aussagen; es ist einfach es selbst, das Heile durch sich selbst, durch sein ganzes Sein, durch seine Totalität (siehe auch Totalitarismus). Es offenbart sich dem Menschen, der in der "Lichtung des Seins" steht, genauer in das Sein hinaussteht, ek-sistiert. Das beängstigende In-der-Welt-Sein wird zum "Haus des Seins", in dem uns das uns Zukommende zugeschickt wird ("Seins-Geschick"). Aus der Freiheit des Sein-Könnens, wird ein "dankendes Sein-Lassen". Es geht um das Offenbarwerden, um die Unverborgenheit (=Wahrheit) des Seins, die sich als geschichtliche Tatsache, sich nicht als kritische Einsicht erweist, sondern dieser immer schon geltende Wahrheiten vorausgesetzt ist. Die "Frage nach dem Sinn des Seins" ist nicht hinterfragbar, weil ihr Sinn nur durch die Fragestellung selbst gegeben, wodurch eine Übersinnlichkeit des Fragestellers vorab schon gesetzt ist, der die Wahrheit einer Wahrnehmung zu begründen verstehen wollte. Weil er diese aber nicht als seinen Gegenstand begründen wollte, setzte er sie als ein Phänomen des Geistes voraus und konnte nicht erkennen, dass sie durch sich selbst begründet, also selbstevident und zugleich die Antwort ist, die sie zu entwickeln vermeint. Sie hat ihren Sinn allein dadurch, dass sie gestellt wurde, auch wenn sie widersinnig ist, denn sie offenbart, dass dem Fragenden der "Sinn des Seins" selbst fremd geworden ist. Sie kann nur gestellt werden, weil er weiß, dass es Sinn gibt. Sie enthält also schon die Erkenntnis, dass ihr Sinn den Menschen fremd geblieben, dass sie unsinnig und dass Wissen hierüber nötig ist, um bewusst sinnlich, um selbstbewusst zu sein. Und genau hiergegen richtet sich der Objektivismus des Martin Heideggers, der sich durch die Verweigerung jeglicher Subjektivität der Erkenntnis (siehe auch Erkenntnisinteresse) mit seinen Existenzialien über die ganze Natur der Welt stellt. Aus seiner Kritik war der französische Strukturalismus und der Dekonstruktivismus der postmodernen Philosophie entstanden und im Poststrukturalismus wieder auferstanden, die sich als politischer Kampf im Überbau der Gesellschaft verortete und auch von Vertreterinnen der Kritischen Theorie (Hannah Ahrendt, Herbert Marcuse und Jacques Lacan) und auch anderen "linken" Philosophen (wie Louis Althusser, Jean-Paul Sartre und Michel Foucault) zusprachen. Für seine Existenzphilosophie sind Raum und Zeit ontologische Substanzen, durch die das Sein wesentlich bestimmt sei. In seinem Hauptwerk "Sein und Zeit" hat Martin Heidegger sich mit einer modernen Hermeneutik gegen die traditionellen Philosophie gewendet, die er als ein Gedankensystem von Vorurteilen verwerfen wollte, weil sie die Welt wie eine formlose Materie betrachte, die durch ihre geistige Wahrheiten erst belebt werden solle. Nicht aber der Gedanke selbst könne das Wesen des Lebens, den "Sinn des Seins" begründen und müsse daher dekonstruiert und durch Existenzialien unterlegt werden. Diese seien aus der Sinnhaftigkeit der eigentlichen Beziehungen des täglichen Lebens als "die dem Sein eingeschriebenen Beziehungen" zu erkennen, die in ihren Verhältnissen deformiert würden. Von daher sei nicht die Kritik ihrer Form (siehe auch Formbestimmung) von Bedeutung, sondern die Herausarbeitung ihrer sinnhaften Zusammenhänge, die gegen die Seinsvergessenheit des modernen Menschen gewendet werden müsse. Und darin war dann auch seine Affinität zur Kategorie einer durch sich selbst wesenhaften Natur eines eigentlichen Volkes und einer dem entsprechenden Blut- und Bodenideologie begründet. Heideggers Philosophie lässt kein subjektives Urteil zu. Sie setzt mit der Frage nach einer überhistorischen Natur, mit einer absoluten Natur der Seinsbestimmung ein. Seine Philosophie positioniert sich gegen den Humanismus der westlichen Philosophie mit der Frage einer überhistorischen Seinsbestimmung ein, die "jenseits von Gut und Böse" (Friedrich Nietzsche) Geschichte nach einer objektiven Bedeutung für einen "Sinn des Seins" beurteilen und bewerten soll (siehe hierzu auch Moral). Nicht "das Gute im Menschen" kann das Böse beherrschen, sondern das Sein als solches enthält schon als Vorlauf zum Tode alle Notwendigkeiten vom Werden und Vergehen, von Macht und Ohnmacht und auch von Gewalt. Die "Frage nach dem Sein" steht somit vor aller Geschichte (siehe auch dialektischer Materialismus im Verhältnis zum historischen Materialismus), muss selbst also schon ihre wesentliche Bestimmung als ihre Fundamentalontologie enthalten. Diese Behauptung ist die Grundlage seiner Humanismuskritik - wie auch seines Beitrags zur Ideologie des Nationalsozialismus. Er befand dies als anthropozentrische Metaphysik, die eine analytische Grundlegung des Seins erfordern müsse, das im bloßen Dasein schon objektive Subjektivität habe, die jenseits aller Lebenshaltungen und -einstellungen eines Beweises um ihrer selbst bedürfe. Philosophie bleibe bloße Beschreibung, wenn sie sich nicht auf die Grundlage eines solchen Beweises stelle. Diese erst erbringe eine Ontologie, die philosophisch wahr sein könne, weil sie das Sein logisch zu bestimmen vermöge (siehe hiergegen das Stichwort Logik). Das Sein als solches habe nämlich keine Substanz, wie es die klassische Metaphysik seit Aristoteles meint, sondern lediglich ihr Dasein in der Zeit, das immer wieder erneut zu befragen sei. In seinem Hauptwerk "Sein und Zeit" thematisiert Heidegger dies in der Zuspitzung: Was meinen wir, wenn wir sagen, der Himmel ist blau? Die Beantwortung einer solchen Frage setze die Destruktion der bestehenden Bedeutungen voraus, die durch eine analytische Beweisführung über den Sinn des Seins immer wieder zu erneuern wäre. Die bisherige Philosophie habe nämlich in ihrer Befragung des Seins dem Menschen eine Eigenschaft zugewiesen, die unabhängig von seiner Existenz betrachtet worden sei. Heidegger sieht darin eine unzulässige Vorgehensweise, da für ihn die Existenz selbst die einzige Daseinsform des Menschen ist. Da damit die ganze Menschheitsgeschichte - vor allem die Geschichte der Gesellschaftsformen - auf ihre absolut subjektive Gegenwärtigkeit reduziert und verdichtet aufgefasst werden muss, kann die Frage nach dem Sein nur objektiv, nur durch das Befragte, nicht durch das fragende Subjekt beantwortet werden. Philosophie könne also den fragenden Menschen nur als Moment seines Daseins erfassen, der im Seienden dahin "west". So erscheint der existente Mensch sowohl objektiv durch sein einzelnes Dasein wesentlich begründet und zugleich Moment seiner Begründung im Allgemeinen und als dieses subjektiv seiner selbst ermächtigend: objektiv ohnmächtig und subjektiv erhaben. Die Problemstellung als solche klingt epochal, da sie den leibhaftigen Menschen in seiner Kultur einbezieht. In diesem Abstraktionsgrad hat solche Fragestellung allerdings nur einen Grund: Die grundsätzliche Bezweiflung einer Seinsgewissheit der Wahrnehmung, die durch eine grundsätzliche Analytik aller Gegebenheiten durch eine vermeintlich hoch entwickelte Philosophie aus der Logik der Befragung selbst zu beantworten sei, die in der Zeitlichkeit einer zeitlosen Erfassung des Daseins aufgehen müsse, um es in seiner Zeit begreifen zu können. Es handelt sich daher also de facto um eine Seinsbotschaft, um die der Ontologie vorausgesetzte Substanz des Seins, durch das Heidegger sich besonders gegen die Seinsvergessenheit, gegen die "Leichtigkeit des Seins" der Moderne positionierte und zugleich eine Ewigkeit des Seienden zu diagnostizieren versprach, die eine absolutes Wesen zu entbergen habe. Die Fundamentalontologie hält sich in ihrem Vorgehen nur an dem sich anbietenden Phänomen Mensch in seinem alltäglichen Dasein. Dieses Dasein sei eben dadurch wesentlich bestimmt, dass seine Wahrheit sich in der Angst um sich offenbare, in einer Lebensangst, die einem Wissen um den Tod entstammt. Einzige Gewissheit sei, dass das Leben durch den Tod erst geschichtlich werde. Und diese Erkenntnis sei deshalb die Grundlage der Lebensverantwortung, der "wahren Besinnung auf sein Sein", auf sein kulturelles Wesen, seine "Existenzialien". Diese sollen in der Befragung überhaupt ohne jegliche menschlichen Eigenschaft vorausgesetzt gelten, also ohne jede menschliche Beziehung vorausgesetzt sein, um in seinem Dasein den Mensch selbst zu ergründen, diesem ein menschliches Wesen in seiner Gegenwärtigkeit zu versichern, das an und für sich fraglos, aber in seiner Existenz voller Antwort ist. Denn die Einheit von Mensch und Welt ist nach Heidegger unmittelbar in der Welt als Dasein ontischer Gegensätze, wie etwa Leben und Tod, also unmittelbar subjektive Objektivität, welche nur im Lauf der Zeit bestimmt sei und ihre Wahrheit demnach nur im gegenwärtig Sein, im Hier und Jetzt habe. Doch wozu dann eine Fundamentalontologie. Das Hier und Jetzt ist eben doch "eigentlich" nicht zugleich hier und jetzt so da (Dasein), wie es da ist (siehe Eigentlichkeit)! In Abgrenzung zu Husserls Phänomenologie will Heideggers Fundamentalontologie auch Subjektivität erfassen, aus der sich bestimmte Strukturen der Existenz ergeben würden. Diese Strukturen sind die Existenzialien, in denen sich die Verfasstheit des Daseins sich in seinen Extasen ausdrückt. Die wichtigsten Existenzialien sind dabei das In-der-Welt-sein, die Sorge, die Befindlichkeit, die Angst, das Verstehen, die Verfallenheit und die Rede. In diesem Existenzialismus, in welchem sich Dasein sowohl ausdrückt wie auch bestimmt, sich in seiner Formulierung selbst formatiert, verkehrt Heidegger die Beziehung der Erkenntnis auf ihren Gegenstand. Wesentliche Gegenstände seien uns in ihrem Sinn vertraut und uns zuhanden, wie er sich ausdrückt, und nicht abstrakt vorhanden. Erst in einer nachträglichen Abstraktion würden wir dieses ursprüngliche In-der-Welt-sein in Bewusstsein und Dinge, in Subjekt und Objekt auftrennen. Dadurch wären die Dinge durch unser Bewusstsein erst objektiviert und würden ihren alltäglichen Sinn verlieren. Praktisch wird so nicht nur der Gegenstand zum Subjekt der Erkenntnis, sondern auch der Mensch selbst in der Relativität seiner Existenz. Verkürzt auf seine Dasein als Existenzial ist er selbst ein durch seinen Tod begrenztes Vermögen in der Welt, das sich selbst auch nur als deren Moment begreifen soll. Wer darin sein finales Dasein denkt, die tödliche Endlichkeit als Seinsbestimmung begreift, sieht sich selbst allgemein bestimmt, sich in allgemeiner Selbstbezüglichkeit begriffen - nicht in seinen Eigenschaften und Fähigkeiten, sondern als ein Wesen einer Eigentlichkeit, die nur uneigentlich existiert, als Erscheinung "seiner erd- und bluthaften Kräfte", das seine Endlichkeit als unendliche Bestimmung seines "In-der-Welt-Seins", seines Daseins erkennen müsse. Es tritt der Mensch hierin in eine Lichtung, einen Moment unendlich möglicher Erkenntnis, der selbst schon notwendig beschränkt ist, eben weil er nur (vorübergehend) seiend ist. Es erinnert an die christliche Vorstellung von einem Paradies, das am Baume der Erkenntnis immer wieder ein jähes Ende hat. Der Tod, der in dieser Unbezüglichkeit keine substanzielle Erkenntnis mehr erbringen kann außer dem Postulat eines bloßen Nichts, das nichts mehr werden kann, wurde mit diesem Gedanken zum Subjekt einer Philosophie, die im Grunde gar keine mehr ist, weil die Phänomene ihres Denkens selbst als Vorwurf gegen das lebende Subjekt taugen. Damit ist ihre "Weisheit" lediglich die Wahrnehmung einer bestimmungslosen Endlichkeit, die zugleich völlig bestimmend gegen die Unzulänglichkeit des Menschen in seiner Selbstverantwortung ist. Der Tod als Subjekt der Erkenntnis befördert jede Fragestellung in eine Endlösung des Denkens, in eine Psychologie der Selbstverantwortlichkeit, die natürlich nur eine hintergründige Pädagogik sein kann, ein Belehrungswille zur Bewältigung der Seinsvergessenheit der Menschen, der nur noch psychologisch argumentiert. Und das war der Kern der neuen Ontologie Heideggers, die das Ontische im Phänomen eines unendlichen Daseins im Gegensatz zur platonischen Seinsbegrifflichkeit, aber auch als deren konsequente Weiterführung verstehen wollte. Heidegger wollte sich (wenn auch etwas verspätet) dem verselbständigten Rationalismus von Descartes entgegenstellen und dem Sein "wieder" sinnliche und unmittelbare "Existenzialien" zusprechen, deren wesentlichste die Angst des "In-der-Weltseins" des Menschen sei, eben das "Sein zum Tode". Darin ist jeder Augenblick schon beendet aufgefasst, als Existenzial verschwindend, so dass das darin scheinende Wesen auch unendlich verlängert werden kann. Das Wesen solcher Phänomene wird nicht nur überhistorisch, sondern jenseitig, ohne als Grundlage einer absoluten Religion kenntlich zu sein. Heidegger hat damit die Trickkiste der Philosophie entdeckt, sich selbst unendlich zu machen, selbst zum totalen Denken zu werden. Alle Gegenwärtigkeit entschwebt, weil in ihr sich Unendliches Sein so vorstellt, wie es von der Heideggerschen Phänomenologie vorgestellt wird. Eine Beweisführung in der Wirklichkeit wäre hiergegen nur noch vulgär, bleibt solche Philosophie doch notwendig immer ein Vorwurf gegen sie. Es sollte eine radikale Erneuerung des Seinsbegriffs werden, der vor allem auf der Kritik des schlechthin Objektiven, aber auch als Verneinung des objektivierten Subjekts beruhte. Er verwarf daher sowohl die in der objektiven Philosophie verwendeten Begriffe eines der Erkenntnis vorausgesetzten Seins und dessen Dinglichkeit, wie auch die subjektiven oder subjektbeschreibenden Begriffe wie Mensch, Leben, Gewissheit, Leiden, Entfremdung usw., also alle bis dahin für die Erkenntnis von Wahrheit geläufigen Grundlagen. Zunächst war dies eine Abweisung der Erkennbarkeit von Gegenwärtigkeit und Geschichte, eine transzendentale Fundamentalontologie, die sich vom Standpunkt einer allumfassenden Seinswahrheit an das Seiende gewendet hatte, an das Sein, das sich im Seienden "lichtet", aus einer eigentlichen Wesenhaftigkeit entschlüpft ist und in die Welt hinein "west". Das Sein ist das Prinzip einer Ganzheit, die nicht wirklich und an und für sich grundlos ist, die aber lediglich in der Einzigartigkeit und Ausschließlichkeit des Seienden hervorragt (ex-istiert) und sich in jedem einzelnen "Schicksal" verwirklicht. Es ist, weil sonst Nichts ist, weil alles andere nur tot ist. Alles ist nichts, was sich nicht selbst hervorbringt und hierin seiend wird - und das heißt bei Heidegger: über den Tod hinausragen, sich über das Verwesende als Wesen setzt. Hieraus ergibt sich die Seinsnotwendigkeit, das Wesentliche zu bergen, um es dem Tod zu entziehen. "Bergen" ist daher ein fundamentaler Begriff der Heideggerschen Gedankenwelt (siehe Lebensbergung). Sie kennt keine Bedingtheit oder Vorausgesetztheit, weder Geschichte noch Wirklichkeit, sondern bloße Zeit als abstrakte Form der Geschichte. Von daher ist diese auch nur ein Zeitverlauf, in welchem sich das Sein je nach Geschick und Schicksal lichtet und sich als das Eigene in den Ereignissen des Lebens bildet. Insofern wird Geschichte als die bloße Herausnahme des "Eigentlichen" im Fortschreiten von Existenz zu Existenz verstanden, das als Eigenes Bewahrte des Fortschritts. Es sei von daher wesentliches Sein, welches dem Seienden entnommen ist wie ein Wesen, das seiner Erscheinung enthoben wurde. Doch solche Phänomenologie mündet in einer Wesensbehauptung, in welcher das isolierte Dasein des Alltags verwesentlicht wird, selbst als Verwirklichung seines Wesens gilt. In seinen Gegenständen liegt es demnach, das zu werden, was sie schon vor aller Erfahrung eigentlich sind. Das Besondere wird sich selbst allgemein, weil in ihm schon sein Werden bestimmt ist. Es ist die Verkehrung von jeder Geschichte, die aus der Tätigkeit von Subjekten erst ergeben kann, was sie sie in ihrem Dasein verwirklichen könne (siehe historischer Materialismus). Das wurde daher auch zur Grundlage des Rassismus der Nationalsozialisten, die sich auf Heidegger bezogen und er selbst war ein Nazi mit hoher Abstraktionskraft, wie es sich in seiner Rektoratsrede erwies. Mit seiner sogenannten Kehre wollte Heidegger den in seiner Fundamentalontologie begründete Rassismus der Nationalsozialisten relativieren und auf das ereignishafte des Lebens reduzieren. Doch dies war nur scheinbar eine Verlagerung des Daseins in das Momenthafte des Ereignisses. Bei Heidegger ist ein Ereignis dasjenige Geschehen, das Mensch und Sein einander übereignet. Die Nähe des Menschlichen erschließt sich ihm aus dem Teilwort Eigen, das ihm als Wesensbegriff nutzt, da es im Dasein die Eignung der Welt für den Menschen erweist. Doch bleibt es dabei sehr wohl bei der unendlichen Wahrheit des Eigentlichen. Mit dem Begriff des Ereignisses vereinigt Heidegger die Phänomenologie mit einem konservativen Existenzialismus. Hierdurch wird das, was dem Existenzialismus widerstrebt, der wesentliche Sinn, den etwas schon vor aller Erfahrung hat, zugleich zu einem Phänomen, das sich als wesentliches Sein in seiner Existenz offenbaren soll. Damit gerät ihm die Dialektik von Wesen und Erscheinung zu einem Einerlei von Begriff und Sein, in welchem das eine sowohl das andere ist, Sein selbst für Wahrheit steht, für sich schon wahr ist, soweit es im Seienden auch eigentlich da ist. Mit einem monströsen sprachlichen Apparat, welcher der Umgangssprache unzugänglich ist, muss dieser doppelte Boden seines Denkens überbrückt werden. Aber auch die Geschichte von Heidegger selbst zeigt, wie beliebig sich seine "Wahrheit" wenden lässt, taugt doch das "wahre Sein" sowohl zur absoluten Selbstbegründung, als auch für jeden Vorwurf gegen andere (z.B. der Seinsvergessenheit des modernen Menschen), denen im Sinne der Philosophie gleiche Selbstbegründung zugestanden werden müsste. Aber wo es weder Subjekt noch Objekt gibt, überlebt nur das Geborgene, das sich zu einem ganzen einzelnen Wesen emaniert, das sowohl in und außer den Menschen besteht. Das Nichts ist damit sehr wohl etwas, - nämlich das Reich einer Wahrheit, die den Kosmos zumindest als Prinz des wahren Ganzen, des entkommenen Unheils, ausfüllt. Das darin implizierte Heilsprinzip sollte (in der Zeit nach dem Nationalsozialismus) durch die sogenannte "Kehre" überwunden werden, in welcher das Sein selbst nicht inneres und gestaltendes Wesen einer Wahrheit ist, sondern nur mehr wesentlich seiend sich im Menschen denkt. Auf diese Weise entstand eine Philosophie der Hermeneutik, ein "An-Denken des Seins" in den Ereignissen der Existenz, die ein reines Verstehen des Seins im Seienden sein wollte. Darin war jede Voraussetzung und Bedingung der Lebensereignisse ebenso abgestritten wie ihr Sinn, soweit er sich nicht ontologisch herleitet. Sie selbst seien das Wesen, das west, geschichtliche Faktizität des "Seins-Geschicks" und damit einzig dem Geschick der Menschen und ihrem Schicksal geschuldet. Jedweder Bezug eines Subjekts auf ein Objekt oder eine durch Objektivität bestimmte Subjektivität gab es für dieses Denken nicht mehr. Solche Begrifflichkeit sollte als Entweichen aus menschlicher, aus ontischer Selbstverantwortung aufgefasst und abgewiesen werden, als Unschuld einer rationalistischen Begriffsdeterminierung beschuldigt werden. Solches Sein sei von der Philosophie unnötig zerdacht und deren Begriffe seien es daher nicht mehr wert, verwendet zu werden. Jeder Begriff müsse sich ontologisch ausweisen lassen: "Dinglichkeit selbst bedarf erst einer Ausweisung ihrer ontologischen Herkunft, damit gefragt werden kann, was positiv denn nun unter dem nichtverdinglichten Sein des Subjekts, der Seele, des Bewußtseins, des Geistes, der Person zu verstehen sei. Diese Titel nennen alle bestimmte, »ausformbare« Phänomenbezirke, ihre Verwendung geht aber immer zusammen mit einer merkwürdigen Bedürfnislosigkeit, nach dem Sein des so bezeichneten Seienden zu fragen. Es ist daher keine Eigenwilligkeit in der Terminologie, wenn wir diese Titel ebenso wie die Ausdrücke »Leben« und »Mensch« zur Bezeichnung des Seienden, das wir selbst sind, vermeiden." (Heidegger, Sein und Zeit, § 10, S. 46) Das "nichtverdinglichte Sein des Subjekts", also eine "reine" Subjektivität könne nicht Gegenstand der Erkenntnis sein, weil sie nur einen "ausformbaren Phänobezirk" betreffe. Damit ist jeglicher subjektive Widerspruch schon aus der Erkenntnis abgewiesen, aber objektiv als "Eigentlichkeit" des Seienden, also als schlichtes Sein allmächtig, das sich im Sosein des "Je-Einzelnen" nurmehr darstellen kann, bis es ausgeformt und aus seiner Seinsvergessenheit herausgenommen ist (vergleiche hierzu den Zynismus der Inschrift am Haupttor des Konzentrationslagers Buchenwald "Jedem das Seine"). Das Sein wird somit zu einer naturhaften Schuldpflichtigkeit. Was bereits als einzelner wie allgemeiner Gegenstand der Erkenntnis objektiv aufgegriffen und auch als abstrakt Allgemeines seiner Vermittlung bedacht war, wurde von Heidegger neu als konkretes Phänomen einer Verallgemeinerung, einer allgemeinen Einzelheit bedacht, weil es subjektiv als ontische Wahrheit einer allgemeinen Objektivität begriffen sein sollte und das Eigentliche als das besondere Sein im Seienden als das "Je-Einzelne" als das Wesentliche einer Gemeinschaft hervorgekehrt sein sollte, die damit mit Gesellschaft gleichzusetzen sei. Hierfür wurde der Ausgangspunkt des Denkens nicht mehr im denkenden Subjekt, sondern in seinem Sein genommen, das als Phänomen im Dasein zu begreifen sei, in welchem es selbst nur seiend zu erkennen sei, als Bestandteil des Daseins in der "Lichtung des Seins". "Das Dasein ist zwar ontisch nicht nur nahe oder gar das nächste - wir sind es sogar je selbst. Trotzdem oder gerade deshalb ist es ontologisch das Fernste. Zwar gehört zu seinem eigensten Sein, ein Verständnis davon zu haben und sich je schon in einer gewissen Ausgelegtheit seines Seins zu halten. Aber damit ist ganz und gar nicht gesagt, es könne diese nächste vorontologische Seinsauslegung seiner selbst als angemessener Leitfaden übernommen werden, gleich als ob dieses Seinsverständnis einer thematisch ontologischen Besinnung auf die eigenste Seinsverfassung entspringen müßte. Das Dasein hat vielmehr gemäß einer zu ihm gehörigen Seinsart die Tendenz, das eigene Sein aus dem Seienden her zu verstehen, zu dem es sich wesenhaft ständig und zunächst verhält, aus der »Welt«." (Heidegger, Sein und Zeit, § 5, S. 15) Das fundmentalontologische Selbstverständnis muss als Gesinnung allgemein sein, weil und wenn wir alle fundamental "je selbst" radikal gegen die Seinsvergessenheit gestimmt sein wollen. Solches Verständnis dann verpflichtet dazu, in seinem "eigensten Sein, ein Verständnis davon zu haben und sich je schon in einer gewissen Ausgelegtheit seines Seins"bzu bewahrheiten. Aber dieser "eigentlich" doch eher objektivistische Ansatz wäre nicht sonderlich neu, wäre er von Heidegger nicht geleugnet und zugleich subjektivistisch umgesetzt worden, indem ihm nur die Qualität des Sein-Könnens zugesprochen wird, das auch ein Sein-Lassen enthält, Dankbarkeit angesichts der Gegebenheit, Entlastung aus dem beängstigenden In-der-Welt-sein bietet, ohne dabei aus der Welt zu sein. Die Welt wird zum Raum, zum "Haus des Seins", das Ontische zum Ereignis des Ontologischen, das Denken zur Bestätigung des Gedachten. Denken selbst wird als Bestandteil der so gedachten Welt zirkelschlüssig. Das geschieht bei Heidegger dadurch, dass er subjektives Denken für identisch mit objektiven Gedanken, Bewusstsein selbst für seiend hält und das Geschöpf als Schöpfer in der Welt allein sein lässt, im "Geviert von Erde und Himmel, Göttlichem und Sterblichen". Der dreieinige Gott wäre hiergegen leicht zu verstehen, aber als selbst seiende Einigkeit einer sich im Gegensatz produzierenden Welt wird eine Ganzheit unterstellt, die wie das verbliebene Unwesen des überwunden geglaubten Heilsgedankens sich phänomenologisch forttreibt und "west", zersetzt, was es gebiert, sich seiner Ohnmächtigkeit bewusst wird, indem es seinem Schicksal dafür dankbar ist, dass es dies alles denken kann. Es ist die reaktionäre Emanzipation eines abgrundtiefen Nihilismus gegen das Nichts, in das es alles versetzt, was es nicht ist. Es ist ein Denken, das sich zur fortwährenden Selbsterläuterung aufmacht, um sich wesentlich zu scheinen. Wahrheit ist für Heidegger durchaus subjektiv (wenn auch ontisch), während die Gegenstände des Denkens entweder Naturdinge oder Umweltdinge, und als solche nur leere Objektivität des "Angeschauten" sind. Er beschrieb eine Ontologie subjektiver Wahrheit, die als eine besondere Art von philosophischer Psychologie rezipiert wurde, besonders dort, wo Subjektivität selbst objektiv, wenn auch menschheitsgeschichtlich begründet werden sollte (z.B. bei C.G. Jung, Binswanger, Derrida, Foucault, Hellinger). Und darin ist er verfänglich, thematisiert er doch ein umfängliches Phänomen des Erkenntnisprozesses in der bürgerlichen Kultur, von der er zugleich vollständig absieht und stattdessen zum Grundleger einer Diskurstheorie wird (Habermas war ihm hierfür dankbar): "Das ist der phänomenologische Sinn der Rede, daß ich in evidenter Wahrnehmung nicht die Wahrheit dieser Wahrnehmung selbst thematisch studiere, sondern in der Wahrheit lebe. Wahrsein wird erfahren als ein ausgezeichneter Verhalt, ein Verhalt zwischen Vermeintem und Angeschautem, und zwar im Sinne der Identität." (Heidegger, Prolegomena zur Geschichte des Zeitbegriffs, S. 70) Das haben sie alle aufgegriffen, die sich auf ihn beziehen: Das Gemeinte im Gegensatz zum Angeschauten, die Evidenz der Wahrnehmung im Widerspruch zu ihrer Wahrheit. Nun war dies zwar allemal Grundlage des Denkens. Aber in dieser Selbstreflexion wird es zu einer unendlichen Selbstreferenz einer Identität im Gedachten, wenn "ich nur in der Wahrheit lebe": Was an Gegensätzlichkeit zu erklären wäre aus der Gegenständlichkeit der Verhältnisse der Menschen wird als Erklärung genommen für die Notwendigkeit der Selbstbestimmung des Denkens. Wie für viele vor ihm war Entfremdung des modernen Menschen auch sein Thema, jedoch rein implizit als eine Selbstgenügsamkeit der Wahrheit an sich, die er ontologisch verstand und daher als Unangemessenheit des Menschen zu seinem Sein den Menschen selbst zum Vorwurf machen konnte. Damit wird jeder Gedanke zugleich wirkmächtig für das, was er zu verneinen vorgibt, denn er muss nicht erkennen, was er zum Gegenstand hat, er wird selbst zum Maß für das Vorgeworfene, mit dem er die Menschen ihm unterwirft. Damit hatte Heidegger einen doppelten Ausgangspunkt für eine umfängliche Kritik der Welt: Kritik des Seienden mit all seinen Aufwänden der Moderne (z.B. Technik) und Kritik des Menschen, der in seiner Seinsvergessenheit das Vermögen zur Wahrheit verloren habe. Damit gab es für seine Philosophie kein wirkliche Problem mehr, keine wirkliche Frage, denn er hatte alle Antworten im Begriff der menschlichen Existenz, in welcher dies Doppelte sich widerstreiten müsse - aus Furcht vor dem Tod. So reduzierte Heidegger alle Entfremdung, welche das Problem der Erkenntnis ausmacht, auf die Form der existentialen Selbstentfremdung. Nachdem alle bisherige Philosophie sich aus den Widersinnigkeiten der Welt entsponnen hatte und mit Marx zu dem Ende kam, dass sich Philosophie als Handeln in der Welt selbst aufheben müsse und von Nietzsche hiergegen zu einer Geschichtstheorie des Übermenschen gebracht worden war, machte nun Heidegger die Welt selbst zur Philosophie und die Philosophie zum Weltschmerz. Sein Denken war letztlich ein einziger Vorwurf an den unphilosophischen Menschen, der seine Selbstentfremdung betrieb und sogleich vergaß, sein "Ich-Selbst" als "Man-Selbst" zerstreute und in seiner Seinsvergessenheit sowohl als Täter wie Opfer seiner unglücklichen Wahrheit verblieb. Er ist der Theoretiker des selbständigen Intellekts, der sich auf seiner Wahrheitssuche von der Welt gekränkt fühlt - und das ist für Intellektuelle natürlich auch besonders reizvoll, wenn sie vergessen haben, was bisher hierzu gesagt war. Kein Wunder, dass er - nachdem der Marxismus als überwunden galt, zum Begründer der Postmodernen (siehe Derrida) wurde. Martin Heidegger folgt seinem Lehrer Edmund Husserl in der Auffassung, dass sich Bewusstsein nicht vom Sein unterscheidet und ihm als beständiges Erschließen aus dem Seienden selbst als dessen "Logos" inhärent sei (Identität von Sein und Logik). Für die Erkenntnis gebe es somit keinen Gegenstand, sondern Sein schlechthin, die im Seienden, im Ereignis, ihre "Lichtungen" als Anwesen der Wahrheit habe. Diese wird selbst ereignishaft, eben darin subjektiv wie objektiv in einem. Und darum vor allem geht es ihm auch. Seine Philosophie wendet sich gegen die "neuzeitliche Trennung von Mensch und Welt", gegen den Objektivismus von Kant, dem er eine Ontologie des spezifisch Menschlichen entgegenhält, das er aber weder als metaphysisches Prinzip (Aufklärung), noch als metaphysischen Subjektivismus (Idealismus) begriffen wissen will. Die Einheit von Mensch und Welt sei unmittelbar in der Welt als Dasein ontischer Gegensätze, wie etwa Leben und Tod, also unmittelbar subjektive Objektivität, die ihre Wahrheit im eigentlichen Sein, in ihrer Eigentlichkeit habe. Aber sein subjektiver Objektivismus, mit welchem er ursprünglich in der Tradition von Schopenhauer und Nietzsche stand, die sich überhaupt gegen objektives Denken wandte, wendete sich zu einem objektiven Subjektivismus, der weit verfänglicher wurde. Heidegger glaubte, die Gedanken von Nietzsche erst wirklich auszuführen, indem er sie aus ihrem notwendigen Nihilismus, aus ihrer metaphysischen Subjektivität in die Welt der Ereignisse brachte. Die Lebenswelt wird so ein "Bewusstseinsstrom", weder subjektiv noch objektiv, dessen Wahrheit ontische Objektivität habe und sich im Seienden nur erschließen lasse. Der Mensch sei in die Geschichte des Seins hinein "geworfen", wie auch die Sachen, mit denen er sich umgeben sieht. Dadurch, dass der Mensch im Unterschied zu ihnen sich sein bestimmtes Dasein selbstbewusst wählen könne, unterscheide er sich von ihnen durch seine Existenz. Diese entsteht als Hervorkehrung menschlicher Individualität aus der Begegnung mit dem Tod, der Erfahrung von der Endlichkeit des Lebens, also einer Zeiterfahrung, die nur Menschen bewusst sein könne. Hieraus ergebe sich auch unmittelbar das Verhältnis der Menschen zueinander, in welchem sie sich als "Mit-Seiende" einig wissen und sich als ebensolche durch ihre Eigenheiten unterscheiden. Damit hat Heidegger dem zwischenmenschlichen Verhältnis eine Ontologie geliefert, die ihn zum Philosophen der Zwischenmenschlichkeit machte. Und von daher kommt wohl auch das Interesse an ihm, das sich besonders in der postmodernen Philosophie (s.a. Derrida) wieder entfacht hatte. Als Philosoph der Zwischenmenschlichkeit machte er sich vor allem dadurch nötig, dass er den Mitseienden vorwarf, von ihrer existentiellen Freiheit keinen Gebrauch zu machen. Es sei dies das "uneigentliche Dasein", in welchem der Einzelne in der Anonymität der Masse verschwände und erst in der existentiellen Selbstbehauptung (sprich "Existenzkampf") zu einer selbstbewussten, entscheidungsstarke Persönlichkeit des "eigentlichen Daseins" werde. Die Sorge um die Existenz prägt alle Lebensentscheidung, da sie Wissen um die Endlichkeit, das Schicksal und die Angst vor dem Dunkel und der Zukunft enthalte. In der Daseinsanalyse sei daher das kritische Potential der Selbstbefreiung "geborgen", das - aus dem Verborgenen geholt - die Menschen in die Konfrontation zu ihrem Leben bringt - ganz so, als sei "das Leben" bislang ihr Hauptgegner gewesen. ... Das gefällt natürlich ganz besonders den Psychologen und Psychiater (z.B. Binswanger, Hellinger), die endlich ihrem allmächtigen Seinsanspruch ein Brutkissen bereitet finden und ihre Einfühlsamkeit jetzt als Hermeneutik allgemeinbegrifflich einordnen dürfen. Ihr Gefühl konnte als ihr Daseinsbezug auch ohne Reflexion mächtig werden - im Seienden und ohne Bewusstsein. Die Daseinsanalyse wurde hierüber zu einem festen Bestandteil des psychotherapeutischen Angebots. Die Hermeneutik wurde somit auch ein unmittelbares Selbstverständnis von der politischen Funktion von Psychologie: Indem Menschen sich der Mitmenschlichkeit ihres Daseins inne werden, sind sie als Mit-Seiende Täter und Opfer zugleich. Das ist der Pferdefuß ihrer Emanzipation: Sie müssen die Welt so übernehmen, wie sie ihnen gegeben ist und sich ihr so geben, wie sie sich darin zu verantworten haben. Dies ist auch die ausdrückliche "Erfordernis an den Willen", welche Daseinsanalytiker (ganz besonders z.B. Hellinger) an ihre Klienten richten, ihr gesolltes Wollen. Und indem sie diesem in sich gegensinnigen Sollen sich übereignen, werden sie sich als besonderter Mit-Seiender zu eigentlichen Menschen - wenn auch zwischen ihrem sollenden Willen jegliches wirkliche Bedürfnis ausgelöscht werden muss, um gesollter Wille zu sein. Darin geht die Philosophie in eine kämpferische Psychologie über, die vor allem reaktionäres Gedankengut zum Zwecke einer abstrakten Vergemeinschaftung überträgt. Und das hat Geschichte... und das macht Geschichte. Es ist die Wende des Nihilismus zum guten Bürger, dem Menschen, der seine Existenz in einer kollektiven Selbstabgrenzung zu leben hat. Heidegger kritisierte das Seinsverständnis von Nietzsche, dessen Nihilismus, als Seinsverlassenheit, das dem Seienden selbst entspringt. Das Sein sei dagegen als wesentliche Wahrheit zu begreifen, welche vom Seienden getrennt sei und sich ihm als tiefere Wahrheit im geschichtlichen Wandel "zuwirft". Deren Sinnbezug komme also nicht aus dem Dasein, sondern aus einer Ontologie höherer Wahrheiten. Sie sei nur ergündlich in der Frage nach dem Sinn des Seins. Die ganze Geschichte der Philosophie sei eine Seinsgeschichte, die in der beständigen Frage verlaufe: "Was ist das Seiende im Sinn?". Dies sei überhaupt die Grundfrage nach dem Sinn als Wahrheit des Seins, wie sie aus dem Seienden hindurchscheint, Lichtungen findet, die schließlich die (philosophische) Erkenntnis ausmachen. Philosophie ist für Heidegger nichts anderes als eine "universale phänomenologische Ontologie, ausgehend von der Hermeneutik des Daseins, die als Analytik der Existenz das Ende des Leitfadens alles philosophischen Fragens dort festgemacht hat, woraus es entspringt und wohin es zurückschlägt." (Sein und Zeit S. 436). Existenz sei dabei - ganz im Gegensatz zur Auffassung des sonstigen Existenzialismus - nicht das "Hinausstehen" des Seienden (ek-sistare), sondern das ursprüngliche "Draußen-Sein", "das ek-statische Wohnen in der Nähe des Seins", die "Sorge für das Sein" (Heidegger: Platons Lehre von der Wahrheit. Mit einem Brief über den Humanismus. Bern 1954, S. 91). Zu fragen sei daher nicht aus der Existenz heraus, sondern sie selbst sei zu befragen "nach der Wahrheit des Seins" darin, die sich ontologisch zu erweisen habe (Heidegger: Was ist Metaphysik? Frankfurt 1975, S.16-17). Das nun ist eine vollständige und finale Umkehr der Philosophie: Sie besteht für Heidegger nicht als Frage nach Wahrheit, sondern als Ontologie der Wahrheit. Es ist die logische Konsequent aus Heideggers Denkansatz: Wahrheit ist dem erkennenden Subjekt vorausgesetzt und also nicht mehr der Antrieb seines Denkens, sondern sein Denken lediglich ihr Nachvollzug. Damit machte sich Heidegger tatsächlich zum Heilslehrer, zum "Hitler des Denkens", wie Martin Buber ihn bezeichnet hatte. Solche allmächtige Wahrheitsbehauptung macht Philosophie selbständig und mächtig für die Zwecke der Existenz, zur Theologie der Existenz als Instanz ihrer Wahrheit. Kein Wunder, wenn sie sich schließlich gegen die existierenden Menschen wendet, die ihr Sein in der Existenz vergessen. Sie selbst seien der Grund für die Seinsvergessenheit der Moderne, in welcher das einfache Sein verschüttet werde. Heidegger kritisiert die Moderne als einen Willen der Eroberung des Seienden durch die Technik, durch die Ausbreitung von Oberflächlichkeiten, welche die Lebenswahrheiten des Seins enthaupte. Hierin wurde er schließlich als Kulturkritiker verstanden. Aber im Grunde war er alles andere: Ein radikaler Ontologe, der sich gegen die Unwahrheiten der Welt empörte und die Philosophie zum Medium einer sehr katholisch anmutenden Wahrheitssuche machen wollte. Sein Existenzialismus hat mit dem ihm nachfolgenden und sich oft auf ihn berufenden Existenzialismus wenig zu tun. Er besteht aus hiergegen vor allem aus einem impliziten ontischen Sollen, das sich sogar weit über das objektive Sollen von Hegel erhebt, weil es nirgendwo wirklich zu "Innerst" (essentia) ist, sondern immer auch vollständig äußerlich (extensia) (Gesamtausgabe 26, S. 280). Die Differenz von Sein und Seiendem treibe überhaupt das Leben an, treibe die Menschen erst in die Konfrontation zu ihrem Leben und mache es nötig, dass sie sich im Tod ihres Lebens gewiss werden müssen und darin ihre Seinsvergessenheit aufheben, also erkennende Menschen werden. Das freilich ist ein übermächtiges Lebensverständnis, das immer und allgegenwärtig gegen das unmittelbare Leben mächtig sein muss. Es ist dies einerseits eine Fortsetzung der negativen Erkenntnis von Nietzsche, die Gewissheit der Zerstörung, welche überhaupt Geschichte ausmache und in der Vorausgesetztheit gegensinniger Bewegkräfte (und Rassen) nur im Überlebenskampf aufginge. Andererseits habe Geschichte für sich keine Wahrheit und könne also auch nicht Ausgang der Erkenntnis sein. Deshalb wendet Heidegger die subjektive Philosophie Nietzsches zu einer objektiven, mit der nur mehr der Philosoph Subjekt sein kann: Wahrheit mache das Sein existent, bergend und verbergend. Philosophie und Kunst würden darin verschmelzen, Welt und Erde zu Eins werden. In der Entgegnung zur Modernen, die in ihrer Seinsvergessenheit zum Untergang führe, sei seine Philosophie der Geschichte des Seins absolute Notwendigkeit des Denkens: Die Führung des Gedankens der Seinsverpflichtung zum Heil der Welt. Es ist dies der Kern von reaktionärem Denkens überhaupt, das sich daraus begründet, sich dem Untergang, dem Sterben durch Selbstbehauptung entgegen zu setzen - nicht ohne dabei eine gewaltige Überlebensmacht gewinnen zu wollen (vergl. hierzu Spenglers "Untergang des Abendlandes"). Es ist dieser aus dem Nihilismus gewonnene Zynismus, der alles Handeln gegen das Siechtum stellt, dieses als Bestandteil der Geschichte disqualifiziert, und Erkenntnis als Macht eines überwältigenden Handelns begreift, eines Handelns, das seinen Willen aus der Vorstellung des Überwunden-Seins des Seienden bezieht. Als Vorläufer des Existenzialismus hat sich Heidegger mit einer Seins-Mythologie eingebracht: Die Überführung des Seins in das Seiende als Dasein gelingt ihm nur in der Begründung der Lebenserkenntnis durch den Tod - und er begreift hierbei Leben als ausschließlich individuelle Seinserfahrung. Nur dadurch, dass Leben auch nicht sei, ist Sein auch Nichtsein. Dies ähnelt zwar der Hegelschen Ontologie, meint aber etwas gänzlich anderes: Sein ist selbst Idee, Logik, welche in etwas anderes, in die Geschichte der Ereignisse, in das Seiende als permanente Grenzerfahrung im Zeitverlauf zwischen Leben und Tod hineinscheint. Die Zeit selbst als logisches Argument des Daseins hebt alle Begriffslogik außer ihr auf - letztlich auch die Zeitbestimmung als objektive gesellschaftliche Bestimmung überhaupt. Es sei eine "Emanzipation" des Nichts aus dem Seienden, welche das Dasein zum Wesen erklärt, zum Inbegriff aller Lebensäußerung. Mit einem ungeheuerlichen Aufwand an "Wortzauber" und "Begriffsschaum" (Christoph Türcke) hat Heidegger als Schüler Nietzsches die Metaphysik darin überwunden (und zugleich auf seine Weise bewahrt), dass er "das Sein als Sein" selbst in Zweifel gestellt hat und das "Andenken an das Sein selbst" nach Jahrtausenden "Seinsvergessenheit" nun als eine völlig neue Seins-Erfahrung in der Bezweiflung der Strukturen des Daseins vorgestellt: das sich lichtende Sein, das übrigens auch das Nichts ist, "weil das Sein (...) sich nur in der Transzendenz des in das Nichts hinausgehaltenen Daseins offenbart" (M. Heidegger, Was ist Metaphysik, Frankfurt am Main 1969, 5. 8ff., S.40). |
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