"Ach, der Verstand ist noch in Unterhosen! Eine Gefühlsmasse ist eine Aufhäufung von Massengefühlen, die in ihrem abstrakten Sinn verschmolzen sind (siehe abstrakt menschlichen Sinnlichkeit), worin sie sich in ihrer Gesinnung einig behaupten, weil sie darin die Gleichgültigkeit gegen die Empfindungen ihrer Wirklichkeit aus ihrer Beliebigkeit befreien, indem sie hieraus eine allen gemeinen Richtigkeit ableiten. An solcher Allgemeinheit treffen sich die entäußerten Selbstgefühle in der Selbstveredelung ihrerMassenhaftigkeit und bestimmen sich hiernach selbst in dem abstrakt allgemeinen Gefühl, das hierdurch zu einer eigenständigen Kraft als leibhaftige Abstraktionskraft beiträgt, mit der sich die Masse jenseits jeglicher Inhaltlichkeit auflädt. Die Menschen bekräftigen sich aus den Stimmungen ihrer Vereinigung (siehe auch Verein), aus der Autorität einer unbestimmten Masse. Darin können sie immerhin ihre Wahrnehmungsidentität zu einem Gemeinsinn vergemeinschafteten und ihre prominentesten Beziehungen fortbilden (siehe auch Spießbürger). In der Masse vereinigt sich vor allem die Kraft der Menge (siehe Abstraktionskraft) im Maß der Dichte ihrer Ungewissheit, der Gegenwärtigkeit bzw. Ausschließlichkeit ihrer Ungegenständlichkei. Die Wahrnehmung ist damit von der Anwesenheit entleerter Gefühle bestimmt, die die abstrakten Elemente ihrer Begriffssubstanz, ihrer abstrakt menschlichen Sinnlichkeit aus der Langeweile ihrer Selbstwahrnehmung heraus totalisiert und diese durch ihre Gesinnung verbindlich macht und um ihrer Selbstgerechtigkeit willen durchsetzt. Masse ist eine unbestimmten Quantität, die Vermengung von Vielem durch ihre Verallgemeinerung durch ein bestimmungsloses, beliebiges Zusammengehen unterschiedlichster Qualitäten, die nur durch ihre Dichte über eine Kraft ihrer Wirklichkeit verfügen. Vieles wird auf diese Weise zu einem Gemenge zu etwas Ganzem, das nichts Ganzes zum Inhalt hat, sondern gerade hiervon abstrahiert. So bekommt jede Masse eine eigene Substanz ihrer Form, die als Formbestimmung durch die Abstraktionskraft ihrer Begriffsssubstanz sich aus ihrer bloßen Masse mit einer unbestimmten Kraft aufdrängt (siehe Begriffsgröße), die dadurch leicht "von Sinnen" ist, sich zu einer inneren Gewalt verselbständigen. Im Unterschied zu einem Massengefühl wendet sich dieses Ganze nicht gegen das Selbstgefühl der Einzelnen, weil dieses noch als ihre Sehnsucht gegenwärtig, wenn auch völlig unwirklich ist und sich erst durch konkrete Heilserwartungen hiervon ablösen lässt. In der Masse herrscht das abstrakt Allgemeine in seiner bloßen, aus beliebigen Inhalten abgezogenen Energie. Es gehen daher die einzelnen Unterschiede nicht einfach unter. Sie heben sich in ihrer Bestimmtheit auf und verwandeln sich in eine Kraft, die der Formbestimmung ihrer Verhältnisse die Energie ihrer Abstraktionskraft verleiht, sodass diese in deren Verselbständigung selbst zum Antrieb einer gemeinen Menge werden kann, die jeden Sinn für sich verloren hat (siehe hierzu Massengefühl). Im Vakuum ihrer Sinnlosigkeit wendet sie ihre zunächst ungerichtete Nervosität in eine Gewalt gegen sich und andere und verfüllt sie mit beliebigen Inhalten, soweit sie sich durch diese weiter aufladen kann (siehe schlechte Negation). Wenn Selbstgefühle sich als Massengefühl zu einer Gefühlsmasse vereinen, verschmelzen sie schon durch ihre Masse zu einem übermächtigen Selbstgefühl, worin sie sich groß und stark empfinden.Im Massengefühl bestärken sich in Wirklichkeit ohnmächtige Menschen, die sich in ihrer Selbstgefühle als Massenmensch wahrhaben, wenn sie keine wirkliche Beziehung in ihren Lebensverhältnissen finden und sich deshalb nur in Gemeinschaft verhalten können, als Gefühlsgemeinschaft auftreten. Darin bestärken sie sich durch ihre Masse, durch das reine Quantum ihrer Gefühle in einer Größe, die über ihr wirkliches Menschsein hinausreicht, übermenschliche Gefühle als ein Selbstgefühl der Größe und Macht produzieren. Im Unterschied zu einem Massengefühl ist eine Gefühlsmasse eine unbestimmte bloße Dichte von Gefühlen, die sich in der Masse vereinen, zu einem Massenereignis werden und ihre Subjektivität objektiv in einer abstrakt allgemeinen körperlichen Verschmelzung aufheben. Dadurch geht ihre Subjektivität nicht verloren, sondern entwirklicht seine Regungen außer sich, erzeugt also durch die Wirkung der Masse auf sie eine Wirklichkeit, die in der Masse massenhaft zurückkommt, sich also in der Einheit mit Fremdem aufmassiert, bestärkt und verfremdet, zu einer Stärke sich auftürmt, die keinen Sinn für sich haben kann, weil sie im Sinn aller ist - gerade in dem, wo er für sich in seiner Isoliertheit verloren war. Ob Liebe oder Hass, Freude oder Trauer, in der Gefühlsmasse wird alles gleichermaßen alleine durch die körperliche Einheit der Masse ersetzt und relativ beliebig mit dem verfüllt, was ihm abgegangen war. Unter bestimmten Bedingungen, besonders unter Anleitung durch Religion, Idole, Rituale oder Populisten kann sie zu einem Massengefühl und darin fanatisch werden (siehe auch religiösen Fanatismus). Eine Gefühlsmasse ist immer objektiv. Gefühle können aber auch schon durch ihre einzelne Äußerung objektiv werden, indem sich Menschen darüber verbinden und diese auch als Zusammenhang ihrer Kultur darstellen, äußern und gegenständlich gestalten. In ihren Häusern, Kunstwerken, Mahlzeiten, Bräuche usw. stellt sich nicht nur ihre Lebensweise dar, sondern auch, was die Menschen damit im Sinn haben. Dieser Sinn lässt sich nicht vermengen; er bleibt immer der bestimmte körperliche Gehalt als Inhalt der Formgebung, auch wenn von ihm abstrahiert wird. Nur dessen Form kann sich hiergegen erheben und selbstständig werden, wo sie in einer Masse der Gefühle verschmelzen. Wo sich Gefühle nämlich als Selbstgefühle versammeln, stellen sie ihre reine Selbstbezogenheiten dar, die sich nicht wirklich zusammenfinden, also nicht in gegenständlichem Zusammenhang finden können. Solche Versammlung wird zu einer rein körperlichen Grundlage von Empfindungen, die nichts mit den bestimmten Gefühlen zu tun haben, sondern nur durch ihre Dichte bestimmt sind. Von daher wird eine Aufmassierung von Gefühlen zu einer Formbestimmung ihrer Empfindungen, zu einer Gefühlsmasse, die ohne Empfindung für sich sein muss. In der Masse von Menschen, in Ansammlungen von Selbstgefühlen in sportlicher, kultischer, religiöser oder politischer Gemeinschaft entstehen Gefühle die sich aus dem verdichten, was für den einzelnen Menschen nicht ist, etwas, das seine Isolation ausmacht, die gerade im Massengefühl einer Gefühlsmasse aufgehoben ist. Es die körperliche Umkehrung, die Negation der gewöhnlichen Lebensgefühle, in denen Gefühle zusammenkommen, die für sich nicht sein können und die den einzelnen Menschen in ungeahnten Übermut reißen können, weil sie das sind, was er nicht fassen kann (vergleiche z.B. missionarische oder psychologische Erweckungsveranstaltungen). Für den einzelnen Menschen sind das zwar verkehrte Gefühle, doch gerade die Verkehrung entzieht ihm seine Not, da sie sich durch ihre Dichte schon aller Notwendigkeit enthoben hat, die seiner Verlassenheit entspricht. So findet der verlassene Mensch zu einem Gott, einem Idol oder einem Heil, das ihm seine Gottverlassenheit austreibt - wenigstens solange, wie der Gefühlsrausch der Masse anhält. Das Massengefühl ist ein Rausch, der die Masse der Gefühle als Suchtmittel nutzt. Eine Gefühlsmasse ensteht daher in der massenhaften Produktion von Selbstgefühl, sei es durch Rede, Provokation, Kunst oder anderer Mittel des Populismus. Es ist hierfür lediglich eine Masse von Menschen vorausgesetzt, die sich in einen Gemeinsinn einstimmen lassen, ganz besonders dann, wenn diese Gefühle vertauscht, individuell gebrochen, für sich unglücklich sind. Hierzu dienen vor allem Massenveranstaltungen, wie z.B. Konzerte oder Sportereignisse, - eben die Events, die schon weitgehend Kult geworden sind. Darin geschieht eine höchst sonderbare Verwandlung in den Individuen, die im Grund eihrer Isolationgeschuldet ist: Die massenhafte Produktion von Selbstgefühl durch die Masse und für die Masse. Was z.B. in der Musik noch Ausdruck von Gefühlen sein kann, wird so in der Eventkultur zur Produktion von einem hoch verdichteten Selbstgefühl, einem Gefühl für jeden, der sich dabei durch die Energie der Dichte selbst vergessen kann oder vergessen muss. In der Beziehung auf andere Menschen, Gegenstände oder Ereignisse reflektieren sich Gefühle aus Empfindungen, aus denen sie bestimmt waren, die an sich zeitlos im Gedächtnis verbleiben können, das sie in ihrer Abwesenheit erinnert. Von daher sind sie an und für sich nicht unbestimmt, jedoch nur in der Form der Anwesenheit dieser Beziehungen wahr. Doch in ihrer Aufhäufung durch die Abwesenheit von widersprechenden Empfindungen, durch deren Isolation, worin sie sich zwangsläufig abstrakt und also fremd werden, verlieren sie ihre bestimmte Inhalte mit der Dichte ihrer Fremderfahrungen. In der Masse solcher Gefühle entsteht in den Menschen eine Gefühlsmasse, die ihre Psyche beherrscht. Darin radikalisieren sich deren Erregungen zu einem Erregungssturm, der auch auf die Masse der Gefühle zurückwirkt. Im Verhältnis zu dieser entsteht eine Wechselwirkung der inneren Isolation mit der immer äußerlicher werdenden Wirklichkeit eines Verhältnisses innerer und äußerer Gefühlsmassen. Durch psychische Beziehungen (siehe hierzu auch Sekte) können hierduch selbst Formbestimmungen wirksam werden, die in der Abwesenheit der Empfindungen eigene Verhältnisse schaffen, denen Absichten entspringen, die ihre Empfindung entgegenwärtigen (z.B. Konsum der Anwesenheit im bloßen Erleben, Liturgie oder ein sonstwie gearteter ästhetischer Wille). Zudem können diese Inhalte auch durch Gefühlsurteile gegenständlich bewahrheitet oder auch selbst noch produziert werden durch bestimmte Verselbständigung von Kulturen und können sich auch im Kult als Medium einer Selbstaufhebung vergegenwärtigen. Von daher werden die unterschiedlichsten Gefühle in einer Bestimmung zu einer Meinung vereint, die alle Selbstbezogenheiten in sich aufhebt, die sie inzwischen angereichert haben und zugleich selbständig - z.B. als Kult einer Selbstveredelung - hiergegen steht. In dieser Vereinigung von Selbstbezogenheit existieren die eigenen Gefühle dann lediglich als Masse, in welcher sich die gegensätzlichsten Selbstbeziehungen in der Symbiose einer Bewegung verbrüdern und in ihrer Allgemeinheit aufheben, einer abstrakten Allgemeinheit, die lediglich eine Masse von Gefühl ist, die als Gefühlsmasse wirksam wird (siehe auch Massenpsyche). Eine Gefühlsmasse ist daher eine in ihrer Masse allgemeine aufhobene abstrakte Beziehung von Selbstgefühlen, die massenhafte Selbstbeziehung in einem verschmolzenen Gefühlserlebnis, die durch Gefühle entsteht, welche sich aus Empfindungen in der Dichte anwesender Menschen gleicher Gefühle ergeben. Es entsteht hierbei eine ästhetische Verdichtung der Gefühle, die sich aus der Körperlichkeit der Menschen ergibt, der Art und Weise, wie sie sich äußern und bewegen. Sie assozieren hierdurch Inhalte ihres Selbsterlebens zu einer eigenen Masse des Gefühls, das sich darin von jeder Empfindung löst, sich also in der Selbstwahrnehmung entgrenzt und zu einem allgemeinen Selbstgefühl wird. Hierdurch erfährt das Gefühl in der Gefühlsmasse eine magische Dimensionen (siehe hierzu auch Fanatismus) und erzeugt von daher Erregungen, die außer Kontrolle sind. |
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