"Wenn die andren Reichtümer sich nicht aufhäufen, so verliert es [das Geld] selbst seinen Wert in dem Maß, in dem es aufgehäuft wird. Was als seine Vermehrung erscheint, ist in der Tat seine Abnahme. Seine Selbständigkeit ist nur Schein; seine Unabhängigkeit von der Zirkulation besteht nur in Rücksicht auf sie, als Abhängigkeit von ihr. Es gibt vor, allgemeine Ware zu sein, aber ihrer natürlichen Besonderheit wegen ist es wieder eine besondre Ware, deren Wert sowohl von Nachfrage und Zufuhr abhängt als er wechselt mit seinen spezifischen Produktionskosten. Und da es selbst in Gold und Silber sich inkarniert, wird es in jeder wirklichen Form einseitig; so daß, wenn das eine als Geld - das andre als besondre Ware und vice versa erscheint, und so jedes in beiden Bestimmungen erscheint. Als der absolut sichre, ganz von meiner Individualität unabhängige Reichtum, ist es zugleich als das mir ganz äußerliche, das absolut unsichre, das durch jeden Zufall von mir getrennt werden kann. Ebenso die ganz widersprechenden Bestimmungen desselben als Maß, Zirkulationsmittel, und Geld als solches. Endlich in der letzten Bestimmung widerspricht es sich noch, weil es den Wert als solchen repräsentieren soll; in der Tat aber nur ein identisches Quantum von veränderlichem Wert repräsentiert. Es hebt sich daher auf als vollendeter Tauschwert." (MEW 42, S.160) Die Volkswirtschaftslehre weiß, dass der Geldwert und also das Geld selbst einen Aufwand von Menschen für ihre gesellschaftlichen Verhältnisse repräsentiert. Weil aber Geld nur durch die Gleichsetzung von Waren im Warentausch entstehen kann wissen wir, dass dieser Wert nicht stofflich durch die Sache selbst wahr sein kann. Wir wissen also, dass er nur im sachlichen Verhältnis der Produkte als Waren zwischen Soll und Haben existieren kann, dass der Arbeitsaufwand also sich durch die dem lebendigen Verhältnis der Privatarbeiten entzogene Arbeitszeit bestimmt ist. Die Volkswirtschaftslehre beschäftigt sich also nicht unmittelbar mit diesem Wert sondern nur mit dem Sinn des Habens, der darin versteckt ist. Im Nachdenken über diesen Wert geht es daher im Kern vor allem um die Frage, was Geld überhaupt und in Wirklichkeit ist, was es darstellt und was die Probleme damit ausmachen (siehe auch Inflation und Deflation), was sich darin substanziell auswirkt und dennoch nicht einfach der Sache selbst im Einzelnen oder seiner Allgemeinheit entsprechen kann. Wie entsteht Geld, woher kommt es und was kann es bewirken (siehe hierzu auch Giralgeldschöpfung)? Meist wird Geld als ein bloßes Rechenmaß verstanden (siehe hierzu auch Rechengeld), welches Produkte einer Realwirtschaft in ein Verhältnis versetzt, durch das sie austauschbar werden, das also einen reinen Tauschwert an sich darstellen könne. Doch dieser wäre ein Widersinn in sich - eine contradicto in adjecto. "Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen, ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Ware innerlicher, immanenter Tauschwert (valeur intrinsèque) also eine contradictio in adjecto." (MEW Bd. 23, S. 50 f) Mit Geldschöpfung wird die Behauptung bezeichnet, dass durch die Produktion von Geld als Zahlungsmittel, als bloßer Geldschein, als Zeichen einer Bezahlfunktion, als Wechsel oder Kredit, Geld erst entstünde und seinen Wert selbst durch seine Anwendung als Kapital zwischen Angebot und Nachfrage vermehren könnte, weil es sich hierbei als dieses Mittel von selbst quantifizieren würde (siehe hierzu Kapitalfetisch). Doch Geld fungiert im Kapital allgemein als Kaufmittel dieses Zahlungsmittels und von daher gesellschaftlich nicht nur als ein bloß scheinbarer Wertmaßstab der Preise, sondern bestimmt sich wesentlich im Geld als Maß der Werte, das ihm vorausgesetzt ist und auch dann dessen Bedingung ist, wenn es nach einer Giralgeldschöpfung nur in Eigentumstitel existiert. Da bleibt dann allerdings nur die Rechtsform Bedingung, durch die Wert erst über die Geldzirkulation aus Löhnen usw. bezogen werden kann (siehe hierzu Feudalkapital). Das "Argument" der Geldschöpfung als Grundlage einer bedingungslosen Geldvermehrung ist daher bloße Ideologie, die schon das Argument einer "produktiven Zerstörung" im Falle der ökonomischen Krise, der Aufmassierung ungedeckter und uneinlösbarer Geldforderungen enthält. Dies soll die Ideologie der Wertschöpfung durch Geldausschüttung verstecken und betrifft eigentlich nur den Geldumlauf auf dem einfachen Warenmarkt wie auch auf dem Markt des Finanzhandelskapitals. Ihm vorausgesetzt ist allerdings, dass Geld eine Wertform ist, also immer ein Quantum von menschlicher Arbeit darstellt. Und dem wird mit der Theorie der Geldschöpfung widersprochen, die besagt, dass Geld durch sich selbst, durch geschicktes Verhalten der Geldbesitzer auf den Finanzmärkten zu gewinnen sei, die völlig abgetrennt von der Produktion, also von der Arbeitswelt sich bewegen. Es ist schwer zu verstehen, wie die Preise für Geld dessen Wertmenge tatsächlich bestimmen können, wo doch die Konkurrenz sie immer wieder korrigiert. Tatsächlich treibt die Konkurrenz in der Preisbildung die Preise auf den Wert der Waren zu. Ursprünglich, also in der einfachen Warenzirkulation, zwingt sie ja den Warenhandel zwischen Angebot und Nachfrage auf seine Wertform, also auf das Quantum, was an menschlicher Arbeit in ihnen steckt. Durch den "Händewechsel des Geldes", wie Marx das nennt, stellt es den darin transportierten Wert zunächst zwei mal dar, einmal im Kauf der Produkte, einmal im Verkauf. Im zweiten Fall allerdings ist es auf die vorausgesetzte Wertsumme bezogen (siehe Sozialprodukt), die Geld als reales Allgemeingut vergangender Produktion gesellschaftlich transportiert. Im ersten Fall, beim Kauf von Waren bezieht sich Geld auf das konkrete Bedürfnis nach einem Gebrauchswert relativ zu diesem. Indem die gesellschaftliche Entwicklung sich über die Naturalform des Produktentausches hinaus fortgebildet hat, transportiert Geld einen Reichtum an menschlichen Produkten, der den Wert überhaupt erst wirklich gesellschaftlich existieren lässt, weil es ihn verdoppelt hat, einmal als Gut für den Markt, als Zahlungsmittel, als Maß des Tauschhandels, einmal als Kaufmittel für den Bedürftigen. Weil jede Ware nur den Wert hat, der zu ihrer Erzeugung an durschnittlicher Arbeitszeit gesellschaftlich aufgewendet werden muss und die auch ihre Reproduktion wiederum benötigt, besteht auf dem Arbeitsmarkt der Widerspruch des Geldwerts im Arbeitslohn darin, dass dieser den Wert der Arbeitskraft als Preis ihrer Reproduktion bezahlt, für den Käufer der Arbeitskraft aber durch ihre Anwendung mehr Wert entsteht (siehe Mehrwert), weil die Anwendungszeit der Arbeitskraft über ihren Preis genauso hinweggreift, wie über die Anwendung der Technologie, Verwaltung und Immobilien des Unternehmens - zumindest solange es konkurrenzfähig ist. Auf dem Finanzmarkt, wo Geld vollständig durch sich bestimmt erscheint, stellt es einen Mehrwert dar, der unrealisiert ist und zugleich ein fiktives Kapital bedient, das seinen Wert in der "freien Welt der Geldmärkte" sukzessive verlieren müsste, wenn es nicht in Kredite oder Wertpapiere auf dem Markt funktioniert. Hier kann es dann so aussehen, als ob Geld sich selbst vermehrt, wenn es zur Anreicherung eines produktiv eingesetzten Geldes ein Mehr an Mittel (siehe auch Produktivität) und Ausbeutung erzielt, indem es das Risiko des Scheiterns mindert und zu Produktionen animiert, die nur möglich sind, weil das Risiko des fiktiven Kapitals, also die Gefahr einer Geldentwertung, höher liegt als das der Produktion. Das Risiko der Produktion in der Privatwelt der Kapitalverfügung löst sich gesellschaftlich nach dem Warenhandel auf, und beginnt sogleich mit dem Dasein von Geldmengen als Mengen von Mehrwert zu "schwelen". Der ursprüngliche Zins stellt diesen als Wertform von Mehrprodukten dar, die als Kapital in die Produktion geworfen werden, bevor sie verkauft sind. Und gerade das verfängt sich durch Kredite, die zunehmend "deckungslos" werden, je weiter sich die Unverkäuflichkeit von Mehrprodukten mangels Geld der Bedürftigen entwickelt. Aus Zins wird Finanzkapital, das selbst nur spekulativ als fiktives Kapital existiert. Die Krisenmechanismen stellen dies dar und bereinigen das Problem der permanenten Überproduktion der teilweise Wertvernichtung, die den Geldwert, der turbulent geworden war, wieder durch Produktvernichtung oder verschäfte Ausbeutung oder durch Wirtschaftswachstum, also durch anwachsende Produktivität der Arbeit stabilisieren ("produktive Zerstörung"). "Das Geld in seiner letzten, vollendeten Bestimmung erscheint nun nach allen Seiten als ein Widerspruch, der sich selbst auflöst; zu seiner eignen Auflösung treibt. Als allgemeine Form des Reichtums steht ihm die ganze Welt der wirklichen Reichtümer gegenüber. Es ist die reine Abstraktion derselben, - daher so festgehalten bloße Einbildung. Wo der Reichtum in ganz materieller, handgreiflicher Form als solcher zu existieren scheint, hat er seine Existenz bloß in meinem Kopf, ist ein reines Hirngespinst. Midas. Andrerseits, als materieller Repräsentant des allgemeinen Reichtums wird es bloß verwirklicht, indem es wieder in Zirkulation-geworfen, gegen die einzelnen besondren Weisen des Reichtums verschwindet. In der Zirkulation bleibt es als Zirkulationsmittel; aber für das aufhäufende Individuum geht es verloren, und dies Verschwinden ist die einzig mögliche Weise, es als Reichtum zu versichern. Die Auflösung des Aufgespeicherten in einzelnen Genüssen ist seine Verwirklichung. Es kann nun wieder von andren einzelnen aufgespeichert werden, aber dann fängt derselbe Prozeß von neuem an. Ich kann sein Sein für mich nur wirklich setzen, indem ich es als bloßes Sein für andre hingebe. Will ich es festhalten, so verdunstet es unter der Hand in ein bloßes Gespenst des wirklichen Reichtums. Ferner: Das Vermehren desselben durch seine Aufhäufung, daß seine eigne Quantität das Maß seines Werts ist, zeigt sich wieder als falsch. (MEW 42, S.160) Mit der Globalisierung des fiktiven Kapitals wurde die Verhältnisse der Geldschöpfung, der Wertbildung und Preisbildung umgekehrt, die Mehrwertproduktion zu einer Negativverwertung des fiktiven Kapitals getrieben und durch ein Schuldgeldsystem der Realwirtschaft entzogen und totalisiert. Jeder Schuldner muss Mehrwert im Nachhinein seiner Geldaufnahme schaffen, um seine Zahlungsversprechen einzulösen und das darin fiktiv formulierte Kapital als Geldwert zu realisieren. Es ist damit der Prozess der Machtverhältnisse im Verhältnis der Produuktion zur Geldzirkulation zwar umgekehrt, bleibt aber nach wie vor bestimmt durch die Mehrwertproduktion, weil fiktives Kapital die Mehrarbeit als unbezahlte Arbeit zur Wertdeckung des Geldes erzwingt. Nicht mehr das Produkt stellt jetzt allerdings die Macht des Kapitals dar, das teuer verkauft wird, um Mehrwert zu realisieren, sondern die Kaufkraft des Geldes, das durch die Preisbildung über Eigentumstitel - wie z.B. Wertpapiere, Gebühren, Mieten oder Termin- und Derrivatenhandel - dem zirkuliernden Kaufmittel Wert enztieht, um die Wertdeckung von fiktivem Kapital zu erfüllen. Dessen Macht verhält sich dann über den Konsum relativ wertloser Güter gegen die Ohnmacht der Arbeit als Notwendigkeit der Schuldentilgung durch unbezahlte Arbeit im Nachhinein. Die Klassengegensätze sind damit nicht verschwunden. Sie haben sich in ihrer Existenzform zu einem Existenzwert der Armut gegen den Reichtum an fiktivem Kapital totalisiert und sich in Staaten und Agenturen der Schuldpflichtigkeit (z.B. über ein gigantisches Maß an Staatsverschuldungen) institutionalisiert. Der allgemeinste Klassengegensatz besteht zwischen Gläubigerstaaten und Schuldnerstaaten. Sie betreiben insgesamt die Ausbeutung von Mensch und Natur, die sich über ein weltweites Schuldgeldsystem vervielfacht hat, das seine Schulden über den Existenwert von Eigentumstitel, über eine rücksichtslose Austeritätspolitik gegen die politisch erzeugte und allgemeine grassierende Armut auf der Welt eintreibt. |
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