"Die Besten meiner Generation sah ich zugrunde gehen." ("Lenz" von Georg Büchner,1839) "Ich sah die besten Köpfe meiner Generation vom Wahn zerstört , hungrig hysterisch nackt . . ." "Die Tradition der toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf den Gehirnen der Lebenden." (Karl Marx, MEW 8, 115). Sie Abfolge der Generationen ist die subjektive Form der Geschichte, Kulturgeschichte. Was eine Generation in ihrem Dasein aus ihrem Leben erkannt und begriffen hat ist subjektive Lebensgrundlage der ihr folgenden Generation, die ihr objektiv gegeben und mitgetelt wird. Meist wird diese Abfolge nur noch genealogisch verstanden (siehe hierzu auch Systemtheorie). Doch das wesentliche Verhältnis der Generationen ist das Gattungsverhältnis, das Verhältnis von Mann und Frau und Kinder. Es ist das Verhältnis der Geschlechter, das allgemeine Geschlechtsverhältnis der Lebenserzeugung schlechthin, wie es sich in jeder Kultur darstellt, aus dem sich ihre Form ergibt, auch wenn sie durch eine Formbestimmung ihnen fremd erscheint. Allgemein lässt sich sagen, dass sich dabei Mann und Frau als Erzeuger ihrer Geschichte verhalten und ihre Kinder von ihnen erwarten müssen, das zu erfahren, was zum Leben unter den Bedingungen ihrer Zeit, nötig ist. Von daher sind ihre geschichtlichen Lebensbedingungen das Material und Mittel ihrer Begattung, ihre Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung die Grundlagen ihres Bewusstseins und Selbstbewusstseins, ihres Wissens und Gewissens überhaupt. Das Resultat der erzieherischen Verhältnisse (siehe erzieherische Beziehung) in der bürgerlichen Familie sind zwischenmenschliche Beziehungen zwischen zwischen Lebenslust und Vernichtungsangst (siehe Lebensangst), die unter den öffentlichen Lebensbedingungen der heranwachsende Generation aus ihren familiär bedingten Vorsichten und Rücksichten - und oft unter Protest gegen ihre Eltern - zu symbiotischen Beziehungen ihrer Selbstbehauptungen zwischenmenschlich gestalten werden. Sie kennen aus ihrer Familie heraus schon den Selbstverlust durch frmede Macht, die Entfremdung ihrer Selbstwahrnehmung und die aus willkürlichem Belieben fürsorglicher Lebenshaltungen entstandenen Wirrungen ihrer Selbstverlorenheit. Von daher entwickeln sie in ihren Beziehungen jenseits der Familie ihre Selbstbehauptung in der Gemeinschaft ihrer Generation, aus der sich der Prozess der famiolliären Symbiose zu symbiotischen Selbstbehauptungen verbündet und entfaltet. Letztlich ist solche Beziehung vor allem eine Umsetzung der Lebensängste, die schon in der Familie ihrer Herkunft ihre Grundlagen und Strukturen entwickelt haben. Jetzt erst - in der erwachenden zwischenmenschlich Liebe - erfährt sie ihre gesellschaftliche Wirklichkeit und darin auch die Formationen zwischenmenschlicher Selbstentfremdung. Generationen folgen in der Geschichte zwar aufeinander, sie gehen sinnlich ganz persönlich auseinander hervor. Sie machen aber ihre Geschichte nicht in der Privatheit ihrer individuellen Existenz als persönliche Produzenten ihres Lebens, sondern als gesellschaftliche Menschen. Eltern produzieren nicht ihre Kinder, sie haben nur Teil am Wesen ihrer Natur, indem sie als Teil ihrer Gesellschaft sich als Mensch nicht nur reproduzieren, sondern auch ihr gesellschatliches Leben als lebende Generation produzieren. Die Familien, in denen die Menschen sich als Gattungswesen reproduzieren, sind keine Formen ihrer Natur, keine natürliche Formation, sondern immer schon Gesellschaftsform eines geschichtlichen Gattungswesen, sind also auch durch deren Form bestimmt, wo sie durch Formbestimmung herrscht. In der bürgerlichen Gesellschaft bestimmen sich die Verhältnisse der Menschen als Marktsubjekte durch Geld, wodurch sie sich in einer Zwischenmenschlichkeit erfahren, in der sie sich wie natürliche Menschen erscheinen können. Aber nur weil der Mensch vom Menschen stammt, machen die Generationen nicht einfach Naturgeschichte (siehe auch Evolution). Sie machen den Menschen selbst und im Rückbezug auf sich dadurch, dass sie sich als Menschen selbst zu ihrem Gegenstand machen und als Gegenstand ihres Lebens haben, darin also zugleich gegenständlich für sich sind, nicht im Zwischenmenschlichen, sondern als ihr eigenes Leben gesellschaftlich produzierende Menschen, die einander notwendiger Gegenstand ihrer Tätigkeiten sind. "Die Geschichte ist nichts als die Aufeinanderfolge der einzelnen Generationen, von denen jede die ihr von allen vorhergegangenen vermachten Materialien, Kapitalien, Produktionskräfte ausnutzt, daher also einerseits unter ganz veränderten Umständen die überkommene Tätigkeit fortsetzt und andererseits mit einer ganz veränderten Tätigkeit die alten Umstände modifiziert." (Karl Marx, MEW 3, 45). Das Verhältnis der Generationen besteht aus den Veränderungen, die Geschichte machen. Es ist die Subjektivität ihrer Natur nicht als Naturgeschichte, sondern als Natur ihrer Kultur, als das immer wieder werdende menschliche Subjekt. Erst darin ist das Subjekt ganz, dass es zugleich sich selbst unterstellen kann, objektiv zu sein und damit auch Objekt für sich ist. Darin haben sich die Menschen selbst objektiv, ohne selbst Objektivität außer sich zu sein (siehe Entfremdung). Aus diesem Verhältnis begründet sich die soziale Revolution als treibende Kraft der Revolution überhaupt. "Die soziale Revolution ( ) kann ihre Poesie nicht aus der Vergangenheit schöpfen, sondern nur aus der Zukunft. Sie kann nicht mit sich selbst beginnen, bevor sie allen Aberglauben an die Vergangenheit abgestreift hat. Die früheren Revolutionen bedurften der weltgeschichtlichen Rückerinnerung um sich über ihren eigenen Inhalt zu betäuben. Die Revolution ( ) muss die Toten begraben lassen, um bei ihrem eigenen Inhalt anzukommen." (Karl Marx, MEW 8, 115). Im Unterschied zum rein zwischenmenschlichen Verhältnis, worin die Menschen sich in Objekt-Objekt-Beziehungen vergemeinschaften, ist das Verhältnis der Generationen eine sich auch im Leben selbst wechselnde Subjekt-Objekt-Beziehung so, wie sich auch die Verhältnisse der Menschen umkehren, wo Kinder selbst zu Eltern werden, wo sie also auf sich selbst durch ihre gesellschaftlichen Beziehungen auf sich als Mensch zurückkommen. Dies allein ist schon im Grunde die praktische Widerlegeung einer jeden dem äußerlichen Schöpfungstheorie (siehe auch Religion). "Die Erdschöpfung hat einen gewaltigen Stoß erhalten durch die Geognosie, d.h. durch die Wissenschaft, welche die Erdbildung, das Werden der Erde, als einen Prozeß, als Selbsterzeugung darstellte. Die generatio aequivoca ist die einzige praktische Widerlegung der Schöpfungstheorie.
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