"Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition der toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf den Gehirnen der Lebenden. Und wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen, noch nicht Dagewesenes zu schaffen, gerade in solchen Epochen revolutionärer Krise beschwören sie ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste herauf, entlehnen ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neuen Weltgeschichtsszene aufzuführen. Die soziale Revolution (...) kann ihre Poesie nicht aus der Vergangenheit schöpfen, sondern nur aus der Zukunft. Sie kann nicht mit sich selbst beginnen, bevor sie allen Aberglauben an die Vergangenheit abgestreift hat. Die früheren Revolutionen bedurften der weltgeschichtlichen Rückerinnerung um sich über ihren eigenen Inhalt zu betäuben. Die Revolution (...) muss die Toten begraben lassen, um bei ihrem eigenen Inhalt anzukommen." (MEW 8, Seite 115) Menschen können sich nur in der Welt erkennen, die sie sich geschaffen haben. Geschichte ist immer schon Entstehungsgeschichte, das Werden der Welt der Menschen. Wieweit sie sich auch im Einzelnen darin erkennen können bestimmt sich aus dem, was sie und wie sie es aus ihrem eigenen Leben begriffen haben. Geschichte ist die Gegenwart und Vergangenheit ihres eigenen Lebens, ihr Sein, wie eis es sich auch bewusst gemacht haben (siehe Bewusstsein). Alles andere verbleibt nur als Kulisse einer Funktonalttät, einer allgemeinen Geltung, die sich aus den Lebensverhältnissen der Menschen und ihrer Lebenswirklichkeit im Verhältnis ihrer Produkte durchgesetzt hat (siehe auch Warentausch). Doch nichts davon hätte einen Wert ohne das Andere, ohne die Form seines gesellschaftlichen Andersseins (Siehe Dialektik), denn nichts kann wirklich dem Anderen der menschlichen Lebensproduktion vergleichbar und zugleich allgemein und also gesellschaftlich gültig sein (siehe Kritik der politischen Ästhetik). Schon lange bevor ene gesellschaftliche Geltung zu Geld werden konnte, war es ein Schmuck hoheitlicher Kulte. Zuerst verkörperte es die Geheimnisse einer fremden Herkunft der Mystik einer gesellschaftlichen Urform – dem Schamanentum der sozial heilsamen Beziehungen im Stammeswesen der eingeborenen Urbevölkerung. In Peru wurde Gold z.B. aus den Tränen der Sonne zur Ermächtigung eines Sonnenherrschers bedeutet; im Mittelalter diente es dem Ornat heiliger Rituale zum Anschein einer Gotteskindschaft irdischer Macht über ohnmächtige Menschen. In ihrem Kult verkörperte es das Heiligtum einer übermenschlichen Herrschaft der Feudalherren, der Fürsten, Könige und Kaiser. Die bisherige Geschichte war zunächst eine Naturgeschichte gesellschaftlicher Bedeutungen, die Kulturgeschichte ihrer Vergesellschaftung. Doch die Geschichte der Menschen begann erst mit der Fähigkeit von Menschen, den Sinn einer ihnen äußerlichen Kultur im Glauben an ihre Götter zu bezweifeln, aus einem an sich abwesenden Wesen zu bestimmen und von daher der Notwendigkeit zu folgen, einen Verstand über ihren individuellen Tod hinaus zu kultivieren (siehe Religion) und damit die Kränkung des individuellen Daseins durch einen gesellschaftlichen Sinn des Seins aufzuheben. Die Geschichte der Menschen ist also nicht aus einer Schwärmerei für ein ewigen Leben begründet, sondern aus ihrer Fähigkeit ein Selbstbewusstsein ihrer Gattung sowohl einzeln wie auch allgemein, also gesellschaftlich zu entwickeln. Diese Entwicklung hatte bisher allerdings dazu geführt, dass ihr politischer Zweck sich gegen ihren Sinn gekehrt hat (siehe Verkehrung) und nurmehr im Fetisch ihrer politischen Begründungen (siehe auch Kritik der politischen Kultur), im verkehrten Bewusstsein einer politischen Notwendigkeit wie eine allgemeine Lebenspflichtigkeit fortbesteht (siehe hierzu auch Kritik der poltischen Ökonomie). Geschichte stellt sich subjektiv in den Bedürfnissen der Menschen als notwendiges Verlangen des Menschen nach dem Menschen dar, objektiv durch ihre gesellschaftliche Produktivkraft dar. Von daher kann Sie über ihre Sinnbildungen erzählen (siehe Genealogie), aber "nicht aus der Vergangenheit schöpfen". An sich lässt sich Ihre Entwicklung nur über die Gründe der Veränderungen ihrer Lebensbedingungen (siehe Anderssein) erklären. Geschichte ist daher nicht einfach logisch, wohl aber sind es die politischen Gründe ihrer Entschließungen (siehe Entschluss), die eine Dialektik ihrer Veränderung betreiben (siehe historischeer Materialismus). Denn Geschichte entsteht in der Form ihrer Verhältnisse, worin sich das Leben bewegt - nicht weil es darin eine Form für sich findet (siehe Strukturalismus), sondern weil und sofern es sich darin wirklich - so subjektiv wie objektiv - äußert, gestaltet und durch die Möglichkeiten ihrer Lebenszusammnnänge über ihren gesellschaftlichen Reichtum gestalten kann. "Wir Kommunisten kennen nur eine einzige Wissenschaft, die Wissenschaft der Geschichte. Die Geschichte kann von zwei Seiten aus betrachtet werden, in die Geschichte der Natur und die Geschichte der Menschen abgeteilt werden. Beide Seiten sind indes nicht zu trennen; solange Menschen existieren, bedingen sich Geschichte der Natur und Geschichte der Menschen gegenseitig." (Karl Marx, MEW 3, Seite 18) Die bisherige Geschichte ist die Geschichte der menschlichen Zuvilisation. Alle ihre Momente entstanden und entstehen in der Auseinandersetzung der Menschen über das, was ihr Leben bereichert und dem, was es verarmt. Und diese Auseinandersetzung geschah praktisch im Verhältnis von Armut und Reichtum und hatte ihre bisherigen Epochen bestimmt. Und es war deshalb bisher eine Geschichte der Klassenkämpfe (siehe hierzu Historischer Materialismus). Was darin sich erneuert hatte, begründete sich immer aus dem Reichtum der vorangegangenen Epoche, die zwischen der politischen Macht der Herrschenden von den hierdurch geknechteten Menschen überwunden und erneuert wurde (siehe Hegel, Phänomenologie des Geistes), weil nur aus der Not des Unterworfenen die Einsicht in das Nötige zur Erneuerung und Entwicklung des gesellschaftlichen Reichtums erkannt werden und hieraus ihre Sinnbildung, ihre Kultur sich verfeinern konnte. Alle Geschichte vollzieht sich in Raum und Zeit - ist die Form ihrer wahren Natur. Im Kapitalismus stellt sie dessen lebendes Material als Organismus seiner Gesellschaftsform dar (siehe historischer Materialismus). Das Leben im Kapitalismus wird einerseits über die Verwertung der Zeit bestimmt, wie auch andererseits über die Verwertung seiner Lebensräume. Weil aber der Kapitalismus mit seiner Verwertungssucht vor allem einen Mangel Lebenswirklichkeit produziert, kehren sich deren Wirkungen in Bewertungen des Lebens darin um, werden seine Wertformen zu einer Gewalt über das Leben (siehe Abstraktionskraft), wodurch jeder Wert die Begierden des Habens, den "Sinn des Habens" (Marx) entzündet. So entwickelten sich darin Zeitbestimmungen über die Lebenstätigkeit der Menschen getrennt von den Ortsbestimmungen ihrer Lebensräume. Lebenszeit wurde zu Geld und Lebensraum zu Existenzformationen des Eigentums, zu Eigentumstitel. Und vor alem aus diesem entstand eine Existenzverwertung entgrenzter Lebensräume - eben so, wie sie der Neoliberalismus seit seiner Gründung mit der Aufkündigung der Wertbindungen (siehe Vertrag von Bretton-Woods) ideologisch begleitet. In allen Fragen einer praktischen Aufklärung über einzelne Momente, die zu den Problemen eines Lebenszusammenhangs der Menschen diskutiert werden, muss immer wieder der Gehalt, die Substanz ihrer allgemeinen Lebensgrundlagen als das Allgemeine ihres einzelnen Daseins hergenommen werden. Es ist die Frage nach ihrem Sein, wie sie schon von Platon gestellt war. Die Diskussionen hierüber standen oft im Kontext einer Suche nach dem "Sinn des Seins" (Martin Heidegger) oder dem allgemeinen Inhalt der menschlichen Geschichte überhaupt im Vorlauf ihres Untergangs, ihres Todes (Martin Heidegger): Verwirklicht sich darin die Schöpfung einer höheren Macht, einer göttlichen Sinnstiftung? Oder vollstreckt darin die Natur selbst ihre Logik als Geschichte der menschlichen Lebensnöte, ihre Lebensnotwendigkeiten (siehe dialektischer Materialismus)? Was treibt sie an? Woraus bezieht sie ihre Gestalt, das Ganze ihrer Teile? Woher nimmt sie ihre Energie, woraus bezieht sie ihre wesentliche Kraft? Ihren allgemeiner Wille? Die Religionen wollten dies alles beantwortet haben. Geschichte setzt immer schon eine andere Geschichte voraus, ist objektives Werden und dennoch immer auch subjektiiv, nicht voraussetzungslos oder bloße Naturgeschichte und auch nicht determiniert oder zweckbestimmt (siehe Historischer Materialismus). Sie entsteht nicht aus der Unendlichkeit einer Schöpfung aus dem Nichts, sondern durch Veränderungen des Seins, durch Bewegungen des wirklichen Lebens, eben dadurch, dass es nicht bleiben kann, was es ist, weil es sonst verewigen müsste, was es nicht ist. Und solche Ewigkeit kennt nicht mal der Himmel. Denn das Leben muss immer wieder dort landen, wo es aufhört zu sein (siehe Tod), weil es im Jenseits der Erde nicht verwesen kann, nicht auf sich zurückkommen kann, zu einem gespenstigen Dasein verdammt wäre (siehe auch Religion). Ohne die wirklichen Bewegungen des Lebens wäre Geschichte ein bloß zirkuläres sich Verändern, ewige Wiederkunft vergangener Erkenntnisse und Tätigkeiten (siehe auch Arbeit), Reproduktion alter Verhältnisse in neuen Moden: schlechte Unendlichkeit (siehe hierzu auch reaktionäres Bewusstsein). "Die Geschichte tut nichts, sie besitzt keinen ungeheuren Reichtum, sie kämpft keine Kämpfe! Es ist vielmehr der Mensch, der wirkliche, lebendige Mensch, der das alles tut, besitzt und kämpft; es ist nicht etwa die Geschichte, die den Menschen zum Mittel braucht, um ihre - als ob sie eine aparte Person wäre - Zwecke durchzuarbeiten, sondern sie ist nichts als die Tätigkeit des seine Zwecke verfolgenden Menschen." (MEW, Bd. 2, S. 98). In jeder Geschichte gestalten die Menschen die Formen ihres Lebens durch die Inhalte ihrer Verhältnisse. Was darin subjektiv notwendig ist, verfolgen sie in der natürlichen Beziehung ihrer gesellschaftlichen Lebenssubstanzen, die sie durch ihre gesellschaftliche Arbeit für ihre Bedürfnisse aneigenen um darin zugleich ihre Lebensäußerungen zu materialisieren und zu verwirklichen, ihre Naturmacht in der Form ihrer Gegenstände objektierten. Eine Form kann sich nur durch ihre einzelnen Inhalte entwickeln, die in ihren praktischen Lebensverhältnissen den allgemeinen Zusammenhang ihrer Lebensäußerungen finden und empfinden. Wo diese Form sich aber in ihren gesellschaftlichen Verhältnissen nicht mehr inhaltlich fortbestimmt, sich bestimmungslos verallgemeinert, da wird sie in ihrer Allgemeinheit gleichgültig verallgemeinert, wird nur als das, was sich darin gleich bleibt objektiv und als gesellschaftliche Form existent (siehe hierzu auch abstrakt Allgemeines). Geschichte entsteht nicht durch das bloße Erzeugen von nützlichen Dingen (siehe hierzu auch Positivismus). Sie ist wirkliche Bewegung, der Lebensprozess schlechthin so, wie wir ihn unmittelbar als Leben begreifen können. In ihr vollzieht sich die Entwicklung der menschlichen Eigenschaften und Fähigkeiten. Die menschliche Geschichte ist deren Tätigkeit und Erfüllung, existiert gegenständlich als Lebensäußerung und Lebensgenuss, Fortbildung der Naturmacht und Wirklichkeit. Sie ist nicht nur der Ausdruck von Leben, sondern der Lebensproszess selbst. Eine jede Geschichte kann daher nur im Tod zu Ende sein, auch wenn sie immer einen Anfang und ein Ende haben muss, um überhaupt Geschichte, Aufgang und Niedergang zu sein, Reichtumsbildung und Vermehrung, Fortbildung im Leben wie im Sterben. "Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit eines Denkens, das sich von der Praxis isoliert, ist eine rein scholastische Frage. ... Die materialistische Lehre, daß die Menschen Produkte der Umstände und der Erziehung, veränderte Menschen also Produkte anderer Umstände und geänderter Erziehung sind, vergißt, daß die Umstände eben von den Menschen verändert werden und daß der Erzieher selbst erzogen werden muß. ... Das Zusammenfallen des Änderns der Umstände und der menschlichen Tätigkeit kann nur als umwälzende Praxis gefaßt und rationell verstanden werden." (MEW Bd.3, S. 533 bis 535) Geschichte ist Entwicklung in Zeit und Raum mit dem Material, wie es für das Leben vorgefunden wird und was hieraus über alle Ereignisse hinweg an Sinn und Kultur in den gegebenen Verhältnissen organisch gebildet und fortgebildet wird: Sinnbildung. Sie entsteht im Einfall eines Zufalls, der sich durch Rat und Tat der Menschen verallgemeinert, gesellschaftlich wird (siehe hierzu auch Logik). Es ist ein Prozess, der zwischen Zufall und Notwendigkeit verläuft, der dem folgt, was im und zum Dasein nötig ist und das erzeugt, was den Menschen dazu einfällt. Geschichte kann also nicht aus einer objektiven Bestimmtheit erfolgen (siehe Geschichtsobjektivismus), keine Bestimmung verwirklichen, weil sie selbst kein Subjekt und also auch nicht subjektiv sein kann. Doch was die Wertschätzungen ihrer Entwicklungen anbelangt ist das, was für diese Geschichte wichtig oder wesentlich gewesen sein mag. Es war immer von den Bewertungen über das abhängig, was ihre Gesellschaft vorangebracht, weiterentwickelt hatte. Und dies hängt natürlich vom Entwicklungsstand der Gesellschaft und ihrer wesentlichen Lebensgrundlage, dem Grund und Boden ihrer allgemeinen Verhältnisse ab, die ihren Sinn und Zweck im Ganzen der Lebensäußerungen der Menschen, in ihrer ganzen Wirklichkeit, in ihrer Existenz, ihrer Arbeit und ihrer Kultur haben und erfüllen. "Alle Geschichtsschreibung muß von diesen natürlichen Grundlagen und ihrer Modifikation im Laufe der Geschichte durch die Aktion der Menschen ausgehen. Man kann die Menschen durch das Bewutsein, durch die Religion, durch was man sonst will, von den Tieren unterscheiden. Sie selbst fangen an, sich von den Tieren zu unterscheiden, sobald sie anfangen, ihre Lebensmittel zu produzieren, ein Schritt, der durch ihre körperliche Organisation bedingt ist. Indem die Menschen ihre Lebensmittel produzieren, produzieren sie indirekt ihr materielles Leben selbst." (MEW 3, S. 21). Durch das wirtschaftliche Resultat ihrer gesellschaftlichen Verhältnisse entstand immer wieder eine Macht des Vergangenen über das Lebendige, der Besitzer toter und von daher um so wertvollerer Güter, die eine tote Kultur über die lebendige Kultur errichteten. Und es konnten sich daher die Herrschenden nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich bereichern. Was als kultureller Reichtum erscheint ist eben immer nur ein Reichtum der Verwesung, die Dekadenz der politischen Gewalt der Herrscher, die sich persönlich durch die Werte ihrer Religion, durch das Recht ihrer Gebote über ihre feudale Staatsgewalt politisch legitimierten und die darin formalisierten Pflichten der Armut zum Erhalt ihrer Klasse nutzten (siehe Klassengegensatz). "Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbürger und Gesell, kurz, Unterdrücker und Unterdrückte standen in stetem Gegensatz zueinander, führten einen ununterbrochenen, bald versteckten, bald offenen Kampf, einen Kampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen." (MEW 4, Seite 462) Geschichte hat kein ihr eigentümliches Wesen, wie es Determinismus sugeriert (siehe hierzu auch dialektischer Materialismus). Geschichte ist das Werden und Vergehen von Wirklichkeit, permanente Revolution, ihre Initialisierung wie auch ihre Aufhebung. Sie entsteht nicht durch Ereignisse oder Persönlichkeiten, sondern durch die Entwicklung des gesellschaftlichen Reichtums, durch die Arbeit der Menschen in den Beziehungen der Macht, letztlich der Naturmacht der Menschen, die sich hierin als Wesen der Natur in den gegenständlichen Formbestimmungen ihrer Zeit und Lebensräume verhält. "Die ganze bisherige Geschichtsauffassung hat diese wirkliche Basis der Geschichte entweder ganz und gar unberücksichtigt gelassen oder sie nur als eine Nebensache betrachtet, die mit dem geschichtlichen Verlauf außer allem Zusammenhang steht. Die Geschichte muß daher immer nach einem außer ihr liegenden Maßstab geschrieben werden; die wirkliche Lebensproduktion erscheint als Urgeschichtlich, während das Geschichtliche als das vom gemeinen Leben Getrennte, Extra-Überweltliche erscheint. Das Verhältnis der Menschen zur Natur ist hiermit von der Geschichte ausgeschlossen, wodurch der Gegensatz von Natur und Geschichte erzeugt wird." (MEW 3, Seite 39) Alle Geschichte, die nur das Bestehende aus dem Anachronismus ihrer bisherigen Geschichte befreit, kann nur die Geschichte einer Formverwandlung sein (siehe Dialektik), Anpassung an gegenwärtige Notwendigkeiten, die den vergangenen widersprechen. Menschliche Geschichte als solche bildet sich aber wesentlich in einer Freiheit, welche Notwendigkeit selbst aufhebt, die also durch die Emanzipation aus dem Notwendigen wesentlich Neues hervorbringt, die z.B. die Produktivität der Arbeit wesentlich neu bestimmt, die sich also nicht aus der alten begründet, sondern einen epochalen Schritt in der Geschichte der menschlichen Gesellschaft entstehen lässt. Revolutionen sind Aufhebungen der bisherigen Lebensformen, die Formbestimmungen zugleich dadurch aufheben, dass sie alte Formen durch neue ersetzen. Schon dies setzt Entwicklungen vorraus, die diese unnötig machen. Sie können aber auch wesentlich neue Inhalte schaffen, die substanzielle Lebensänderungen aus ihrer Freiheit hervorbringen, die sich über Zufälle hinaus entwickelt, nicht alte Formen durch neue ersetzt, sondern die Formen durch neue Inhalte entstehen lassen kann, welche die Not der alten Verhältnisse nicht nur aufhebt, sondern in neue Freiheiten übergeht (siehe hierzu Revolution). Geschichte ist daher auch keine Erzählung über eine Abfolge von Ereignissen (siehe auch Genealogie), sondern ein substanzieller Prozess der Veränderungen der Lebensinhalte im Lauf der Zeit und ihrer Subjekte, wie sie ihre Objekte schaffen und bestimmen, wie Natur sich in ihren Lebensverhältnissen durch sich und für sich gestaltet, wie Menschen, Tiere und Pflanzen ihr Leben produzieren. Geschichte ist also immer schon Naturgeschichte, wie sie aus dem Leben - nicht aus dem bloßen, dem toten Material - begründet ist. Für die Menschen ist Geschichte zugleich die Fortbildung ihrer gesellschaftlichen Verhältnisse durch die Produktionsmittel ihrer Naturmacht (siehe hierzu auch historischer Materialismus). Im Unterschied zu einer Genealogie ist Geschichte eine in der Veränderung begründeten Folge, die in ihren Epochen Anfang und Ende hat, wobei auch diese selbst wieder Anfang und Ende einer Entwicklung in einem umfassenden Zeitalter sein können. Die Epochen lassen sich durch die Substanz beschreiben, deren Veränderung darin gegenständlich ist und die Verhältnisse der Natur und der Menschen substanziell ausmacht (z.B. in der Erdgeschichte Karbonzeit, Eiszeit, in der Gesellschaftsgeschichte Sklavenhaltergesellschaft, Feudalgesellschaft, Kapitalismus und in der Kulturgeschichte Barock, Rokkoko, Moderne oder auch in der Geistesgeschichte Idealismus, Aufklärung, Postmoderne usw.). Geschichtlich wird jede Beziehung von Grund und Folge verstanden, aus der ihre Wirklichkeit entsteht, die als Verhältnis von Ursache und Wirkung ihr Dasein betreibt. Allerdings wird schon dies durch verschieden Geisteshaltungen, bzw. Erlkenntnistheorien unterschiedlich begriffen. Die Phänomenologie versteht Geschichte als Abfolge von Ereignissen, die für sich schon da und in und durch sich seiend sind (Dasein). Doch es sind keine für sich stehenden Ereignisse, die Geschichte machen, sondern Beziehungen, die sich in den Verhältnissen von Menschen, Bedingungen und Sachen darstellen und begreifen lassen. Ihr Begriff erweist im Nachhinein die Substanz der Geschichte, die ihren Grund ausgemacht hat. Aus diesem widerum lässt sich auch das notwendige Handeln ergründen, welches vergangene Geschichte überwinden und aufheben kann (siehe hierzu auch Revolution). Nach Auffasung des Historischer Materialismus ist Geschichte weder endlich noch unendlich; sie ist, wie sie da ist und was sie vergegenwärtigt, was sie nicht zufällig, sondern wesentlich ausmacht, weder im Augenblick, noch für den Moment: Immer zugleich Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Geschichte besteht nicht aus Ereignissen, sondern aus der materiellen Vergegenständlichung des Lebens, aus der Sinnbildung seiner Natur in Raum und Zeit - als Naturgeschichte. Für die Menschen ist Geschichte von daher immer die Geschichte ihrer Menschwerdung, ihrer Natur: ihre individuelle wie allgemeine, ihre gesellschaftliche Kulturgeschichte. Denn die menschliche Natur ist Kultur und von daher die Subjektivität einer jeden Gesellschaft, die ihre Geschichte im Bildungsprozess ihrer Lebenserzeugung, in der Vergegenständlichung ihrer sinnlichen Verhältnisse, ihrer Eigenschaften und Fähigkeiten mit den Werkzeugen ihrer Naturmacht (siehe Produktivkraft) vorantreibt. Wer ein "Ende der Geschichte" behauptet, will das Ereignis, die Willkür von Zufällen an die Macht bringen, eine Macht bestärken, die sich im Einzelnen dadurch durchsetzt, dass sie die Vereinzelung für sich, für ihre abstrakte Gewalt nutzt. Es ist der Glaube an die selbsttätige Positivität der Vernunft der Phänomene (siehe auch Phänomenologie), die selbst schon von ihrem Wesen künden und alle Entwicklung hierauf beruhen würde, Geschichte lediglich ihre Genealogie wäre. So gibt sich das "positive Denken" gerne als ein Generator, der das Wissen über ihren Zusammenhang, geschichtliches Bewusstsein ausblenden, von ihren Gründen und Folgen ablenken und die Herrschaft durch Teilung verabsolutieren will. Doch dies ist ein Widersinn in sich, behauptet das doch den Reichtum durch Teile, die für sich nur Armut verkörpern können, weil sie ihre Vielseitigkeit ausschließen müssen. Geschichte ist kein Subjekt, weil es nur Subjekte sein können, die Geschichte machen. Ontologie sieht ein überhistorische Sein als Determinante der Geschichte. Aber nicht dieses, sondern das Leben selbst ist schon vor aller Erfahrung geschichtlich, weil es die bestimmten Inhalte seines Stoffwechsels bestimmt und weil von daher Materie in Raum und Zeit sein Maß ist. Schon von da her kann es von Natur aus keinen Stillstand geben. Geschichte selbst ist Leben, denn "Leben ist Bewegung" (Leonardo da Vinci) das nicht nur Sinn hat (siehe Evolution), sondern vor allem Sinn macht. Geschichte findet also nicht nur als das Verhalten der Natur in Raum und Zeit statt, sondern als ein natürliches Verhältnis, als ein Lebensverhältnis der Sinnbildung im Stoffwechsel seiner unentwegten Veränderung, als Dasein einer permanenten Selbstveränderung, die durch sich selbst zugleich als Anderes und durch Anderes bestimmt ist. Leben ist die Selbstentfaltung der Natur, Tätigkeit ihres Stoffwechsels, Naturempfindung und Selbsterneuerung, die nichts sein lässt, was es war und alles hervorbringt, wofür sich Sinn findet und worin sie sich empfinden lässt: natürliche Intelligenz. Es gibt also keine Wahrheit jenseits der Geschichte, aber auch nichts, was sie zur "Entfaltung" zwingen könnte, kein Begriff, dem sie zu folgen hätte. Was wir begreifen können, ist immer ihr Resultat, das Resultat ihrer Natur, die sich uns gegenständlich darstellt, weil sie aus der Natur unseres Lebens so entstanden ist, wie wir selbst natürlich sind, auch wenn unser Leben darin nicht wirklich einbegriffen ist, unsere Subjektivität sich nich objektiv erkennen kann. Weil und sofern seine Evolution nur begrifflich zu verstehen ist, ist es notwendig, sie sie als Form der Naturaneignung des Menschen überhaupt zu begreifen. Geschichte ist daher immer Naturgeschichte, auch wenn sie uns wie eine fremde Kraft erfasst, uns entfremdet ist. Der Begriff zeigt die Logik einer bisherigen Geschichte, die darin mehr oder weniger ihre Vernunft offenbaren muss, weil sie für sich unvernünftig ist, aucn wenn sie rational daher kommt, ihr Wesen verkehrt erscheint. Wir können daraus Schlussfolgerungen als Subjekte ziehen, die dann eintreffen, wenn Geschichte nur durch einen Begriff zu ent-decken ist, wenn also die Logik ihrer Objektivität zeigt, dass darin etwas Unbegriffenes begreifbar gemacht werden muss, weil es von dem Sinn absieht, den Geschichte selbst wahrgemacht hat, - weil es abstrakt, uns fremd geblieben ist und subjektiv der Kritik ihres fremden Wesens bedarf, um geschichtlich zu werden, sich in Geschichte aufzuheben. Jede Theorie ist daher immer auch selbst geschichtlich, soweit sie ihr Leben gegen seine versteinerte Formen begreift und angreift. Geschichte ist eine Folge von Entwicklungen, die auseinander hervorgehen. Materiell ist sie durch die Gegenstände und Verhältnisse, die sich hierbei verändern. Und die bestimmte materielle Art einer wesentlichen Veränderung macht ihre Epochen aus. In der gesamten Evolution werden demnach die Epochen im materillen Wesen ihrer Zeit unterschieden (z.B. als Zeitalter des Carbons, des Delurs, der Eiszeit) oder in der Menschheitsgeschichte in dem Materiel, mit dem sich die Menschen vorwiegend zur Erzeugung ihrer Lebensverhältnisse befasst haben (Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit usw.). Und in der Entwicklung der Gesellschaften spricht man von Epochen der Machtverhältnise der gesellschaftlichen Produktion (z.B. durch Sklavenhaltung, Feudalgesellschaft, bürgerliche Gesellschaft), die durch Revolutionen oder Aufstände sich verändert hatten (z.B. industrielle Revolution). Der Historische Materialismus sieht in diesen Epochen die substanzielle Veränderungen des Lebens überhaupt durch die Formationen des Materilas bestimmt, durch das sich die Welt und die Menschen in und mit ihren Gesellschaftsstrukturen verändert haben, die Art und Weise der Aneignung und Auseinandersetzung mit ihrer Natur, der Produktivkraft ihrer Arbeit. Das unterscheidet die Geschichtsauffassung des von der jeder anderen. "Die ganze bisherige Geschichtsauffassung hat ...daher in der Geschichte nur politische Haupt- und Staatsaktionen und religiöse und überhaupt theoretische Kämpfe sehen können und speziell bei jeder geschichtlichen Epoche die Illusion dieser Epoche teilen müssen. Z.B. bildet sich eine Epoche ein, durch rein "politische" oder "religiöse" Motive bestimmt zu werden, obgleich "Religion" und "Politik" nur Formen ihrer wirklichen Motive sind, so akzeptiert ihr Geschichtschreiber diese Meinung. Die "Einbildung", die "Vorstellung" dieser bestimmten Menschen über ihre wirkliche Praxis wird in die einzig bestimmende und aktive Macht verwandelt, welche die Praxis dieser Menschen beherrscht und bestimmt. " (MEW, Bd. 3, S. 39) In der bürgerlichen Geschichtswissenschaft wird Geschichte daher gerne als Geschichte der Menschheit schlechthin aufgefasst, als das Resultat eines wie eine Person handelnden menschlichen Wesens. Es ist die Rechtsbasis einer Ideologie, welche die geschichtlich handelnden Menschen nicht als Natursubjekte, sondern als verallgemeinerte Persönlichkeiten, als allgemein handelnde Person begriffen haben will, welche die Welt ihrem Willen gemäß geformt habe. Dies ist der klassische Glaube an das geschichtliche Rechtssubjekt der Menschehit schlechthin, wie sie von Marx z.B. schon an Max Stirner kritisiert worden war: "Wir fanden die grenzenlose Rechtgläubigkeit "Stirners" an die Illusionen der deutschen Philosophie darin konzentriert, daß er fortwährend der Geschichte als einzig handelnde Person "den Menschen" unterschiebt und glaubt, "der Mensch" habe die Geschichte gemacht." (MEW, Bd. 3, S. 216) Alle Geschichte ist Naturgeschichte, ist die Entwicklung der Beziehungen natürlicher Stoffe. Die Geschichte der Menschen entstand aus ihrer Natur und in ihrem Verhältnis zu ihrer Natur. Aus dieser Materie und als dieses Verhältnis der stofflichen Beziehungen ist Geschichte geworden, über die wir uns verstehen können, hat sie ihre Formen gebildet, die alles Sein ausmachen. Dieses ist nicht umkehrbar, weil ihre Inhalte durch ihr Dasein in Zeit und Raum gegenwärtig sind, auch wenn sie in ihren Strukturen vergehen und in ihrer Vergangenheit nur als Grund für ihre Gegenwart da sind (siehe Dasein). Geschichte kann nicht ausgelöscht werden, weil ihre Substanz immer Resultat ist, auch wenn ihre Inhalte längst aufgehoben sind oder in verkehrter Form erscheinen. Die Art und Weise wie die Beziehungen der Geschichte entstehen, kann genauso zufällig wie auch logisch sein, je nach dem was sich darin und woraus es sich bildet. Ein Meteor mag Epochen der Naturgeschichte beendet und andere begonnen haben. Aber die Verhältnisse der Menschen, ihre Gesellschaften haben ihre Natur verändert, das eine aus dem anderen hervorgehen lassen und als Mensch gewordene Natur zugleich die Natur bestimmt. Wo die Natur noch subjektive Materie war, wurde die menschliche Natur zum Subjekt einer natürlichen Objektivität. Von daher ist die gesellschaftliche Geschichte der Menschen aus der Natur ihrer Geschichte herausgetreten und doch sie fortentwickelnd, weil sie sich in ihr und durch sie vergegenständlicht. Diese Geschichte ist dialektisch, weil sie widersprüchlich, subjektive Emanzipation in objektiver Beziehung zwischen Freiheit und Notwendigkeit des Lebens, menschliche Lebensäußerung als gegenständliche Sinnbildung der Welt ist. Naturgeschichte - für sich genommen - ist das nicht, auch wenn die Natur sehr wohl schon Sinn für sich hat (siehe Naturempfindung). Gesellschaftliche Geschichte hat zwar Natur zu ihrer Substanz, ist aber selbst nicht mehr unmittelbar natürlich. Sie ist immer nur als Verhältnis vermittelt, in welchem sich auch ihr Geist vollzieht, sich fremd und zugleich darin sich erkennend, als fortschreitenes Verhältnis dialektisch zu begreifen, wo Geschichte einen Begriff hat, wo ihre Epochen als Formen von Herrschaft und Knechtschaft begreifbar sind. Es ist die menschliche Aneignungsgeschichte der Natur, die Geschichte einer Reichtumsbildung, worin die verschiedenen Epochen auseinander in einer Geschichte von Klassenkämpfen hervorgegangen und begründet sind und ihre verschiedenen Herrschaftsverhältnisse durch das Material ihrer Produktionsmittel ermöglicht waren. "Indem aber für den sozialistischen Menschen die ganze sogenannte Weltgeschichte nichts anders ist als die Erzeugung des Menschen durch die menschliche Arbeit, als das Werden der Natur für den Menschen, so hat er also den anschaulichen, unwiderstehlichen Beweis von seiner Geburt durch sich selbst, von seinem Entstehungsprozeß." Aber nicht nur die Möglichkeiten der Reichtumsbildung haben sich in dieser Geschichte fortentwickelt, sondern auch die Notwendigkeiten, die darin entstanden waren. Das Mögliche stand frei, das Notwendige musste geschehen um eine geschichtlich entstandene Not zu wenden und aufzuheben. War das Mögliche noch Eigentum der Herrschenden und die Bestimmung für das Nötigen unter ihrer Gewalt, so ist dieser Dialektik schon angelegt, dass die Aufhebung von Herrschaftsverhältnissen erst eine wirklich menschliche Gesellschaft hervorbringen kann, die ihre Dialektik in ihrer Vollendung selbst aufhebt, indem sie ihre Notwendigkeiten frei bestimmt, sich selbst verwirklichende Natur der Gesellschaft, ihre gesellschaftliche Individualität ist. Nichts ist geschichtslos und Geschichte endet nie, wiewohl eine Geschichte immer aus einem Anfang und einem Ende besteht. Deshalb lässt sich nichts ohne Geschichte begreifen, wiewohl ihr Begriff sich auf sie nur logisch bezieht. Doch Geschichte ist nicht logisch, wohl aber eine Epoche, worin sich ihre Entfremdung vom Menschen zeigt. Soweit sie deren Entfaltung schon betrieben hat, ist durch ihren Begriff ihr Trieb zu erkennen, die Logik ihrer Entfremdung auf den Begriff gebracht. Er ist der Logos ihrer Epoche, das Wort, das sie logisch sein lässt, wo sie logisch ist, wo sie für sich ein Unding, unerkennbar bliebe. Ansonsten ist Geschichte letztlich Entwicklung des Lebens, das für sich nicht logisch sein kann, aber in ihrer entfremdeten Form formbestimmt is und von der Wissenschaft daher logisch beschrieben werden kann. "Wir Kommunisten kennen nur eine einzige Wissenschaft, die Wissenschaft der Geschichte. Die Geschichte kann von zwei Seiten aus betrachtet werden, in die Geschichte der Natur und die Geschichte der Menschen abgeteilt werden. Beide Seiten sind indes nicht zu trennen; solange Menschen existieren, bedingen sich Geschichte der Natur und Geschichte der Menschen gegenseitig" (Karl Marx, MEW 3, S.18).", Das Begreifen der bisherigen Formen lässt die Geschichte, die Ereignisse, Menschen, Funktionen, Beziehungen und Verhältnisse erkennbar werden. Und der Begriff als bloßes Wort für die Ereignisse, Menschen, Funktionen, Beziehungen und Verhältnisse bleibt sinnlos, wenn er nicht deren Gechichte offenbart, sich als ihre Sprache erweist. Seine Unendlichkeit besteht darin, ihr Anfang und Ende zu erklären und mit der Geschichte auch unterzugehen, sich mit ihr aufzuheben. Nur was begriffen ist, lässt sich erzählen. Und ohne dies erschiene Geschichte selbst nur als Erzählung, als Aufzählung von Ereignissen (siehe Zahl). Geschichte überhaupt wäre ein unendlich scheinender Prozess zwischen vielen Anfängen und vielen Enden, die durch erst durch ihren Begriff erweisen, dass sie in einem Zusammenhang stehen, dass sie durch einander bestimmt sind, ineinander übergehen und das Werden der einen Geschichte zum Vergehen einer anderen bringen. Auch wenn Geschichte vor ihrem Anfang undenkbar ist, so gibt es doch keine voraussetzungslose Geschichte. Man kann daher sagen, dass Geschichte auch immer eine Fortsetzung des Vorausgesetzten und zugleich das Neue und Erneuerte darin ist. Jede Phase der Geschichte, jede Epoche, hat ihre eigene Vernunft, welche die Unvernunft einer vergangenen Geschichte überwunden hat. Die Vernunft einer Epoche entwickelt sich aus den wesentlichen Verhältnissen der Lebensproduktion, wie sie sich aus der Entwicklung der Produktionsmittel und der dafür nötigen Egentumsverhältnisse und -Verteilung ergibt. Für sich genommen lässt sich daher erst im vollständigen Vollzug der Geschichte, also nach Entwicklung ihrer substanziellen Verhältnisse, das Wesentliche einer Epoche auch begrifflich fassen; nicht aber der Begriff hatte Geschichte begründet, sondern alleine die Lebenspraxis der Menschen. Das ist die Auffassung des historischen Materialismus, der sich vom sogenannten "dialektischen Materialismus" darin unterscheidet, dass er Anfang und Ende als Entwicklung und Aufhebung, als Position und Negation erkennt, nicht als endlose Fortbestimmung von Positionen, Gegebenheiten, die durch Ihre Masse alleine ihr "neue Qualität" erhalten sollen. Im Begriff erscheint die Vernunft der Begebenheiten logisch, wie immer sie sich auch aus den Lebensnotwendigkeiten der Menschen ergeben hatte. Begrifflos kann bleiben, was sich von selbst versteht, was selbstverständlich ist und daher auch keine Reflexion benötigt, weil sie keine Negation enthält, sofern dies wahr ist. In ihrer Negation alleine lässt sich Geschichte daher auch erst als Abfolge unterschiedener Vernunt erkennen. So waren z.B. aus der Vernunft des Stammeseigentums in den Gesellschaften der Jäger und Sammler waren die ersten geselllschaftichen Produktionsformen durch die Bestimmung von Menschen zu Sklaven und Sklavenhaltern entstanden, von da die Feudalgesellschaft und schließlich die bürgerliche Gesellschaft - jede in eigenem Prinzip und in eigener Rechtsform, die mit der Entwicklung der Produktionsmittel unsinnig geworden waren und durch das Erstarken der beherrschten Klasse zu einer neuen Rechts- und Gesellschaftsform gedrängt hatten (siehe Klassenkampf). Aus der Geschichte der Produktionsformen hatte sich so das Prinzip ihrer Lebensproduktion entwickelt, das sich im Begriff seiner jeweiligen Vernunft (z.B. als Feudalgesellschaft oder bürgerliche Gesellschaft) ausgestaltet hat. Im Begriff einer Gesellschaft fasst sich ihr Produktionsverhältnis als politisches Verhältnis, als Rechtsprinzip zusammen. Von daher stellt der Begriff ein Ganzes vieler Zusammenhänge dar, der im einelnen durchaus zeitversetzt entstanden sein kann. Als Ganzes der Entwicklung steht der voll entfaltete Begriff von daher am Ende einer Geschichtsepoche, eben dann, wenn sich deren Entwicklung erfüllt hat und nichts Neues mehr erbringen kann, sie geschichtlich beendet ist. Mit dem Begriff selbst ist lediglich ihre Vernunft formuliert, die geschichtlich überfällig geworden ist, zunehmend leere Form für etwas, das gesellschatlich keinen weiterführenden Sinn mehr macht. Als leere Ganzheit ist eine solche Gesellschaft in ihrer Geschichte fixiert und muss ihre Substanz nutzen, ihren geschichtlich gebildeten Reichtum zu ihrem Selbsterhalt auflösen und kann sich nurmehr totalitär erhalten und wird sich schließlich selbst nichten, solange ihre überkommene Form nicht auch wirklich überwunden und für die Entwicklung neuer Inhalte frei wird (siehe Emanzipation). Geschichte ist Erneuerung und Neuheit im Fortbestimmen dessen, was einerseits gegeben ist und zugleich des Neuen, was da heraus produziert und also bestimmt wird. Das macht ihre Dialektik aus: Geschichte ist weder determiniert noch frei erfunden. Sie ist nur durch Neubeginn und zugleich durch Bewahrheitung ihrer selbst darin. Auch jede Selbsterneuerung des geschichtlich gewordenen Menschen ist nichts anderes, als das Fortbestimmen seiner eigenen Bildungsgeschichte, die entwicklung seiner Sinne und seines Vermögens, Seiner Fähigkeiten und seines Reichtums. Eine Selbsterneuerung der Geschichte, eine Revolution, ist von daher ein qualitativer Umschlag des Gegebenen, das sich selbst in einer besseren Form adäquat wird, das also sich nur dem anpasst, was au ihm schon geworden ist. Von daher sind Revolutionen nur Anpassungsgeschichte der Geschichte, wie sie als Form durch sich selbst ungeschichtlich, anachronistisch geworden ist. Sie erbringen den Schub zu eier geschichtlichen Form, welche neu erscheint, wiewohl sie dem Inhalt nach längst vorhanden ist. "Die Revolutionen sind die Lokomotiven der Geschichte." (MEW 7, Seite 85) In der Phänomenologie wird Geschichte und Begriff in eins gesetzt, also der Begriff als eidetischer Inhalt der Geschichte behauptet. Von daher argumentiert man dort genealogisch so, als ob der Begriff zu Innerst da war, an dem sich Geschichte erst entwickelt hätte. Es ist letztlich ein biblisches Geschichtsverständnis: Im Anfang war das Wort. Wir können theoretisch oder theologisch reflektieren, womit Geschichte überhaupt begonnen haben mag, was ihr ursprünglichstes Sein, ihr "Urknall" gewesen sein könnte. Doch all dies zu reflektieren ist endlos und unhistorisch, denn wir können uns nur die Vorstellungen im Gewordenen machen, wie es ohne dies gewesen sein mag. "Die Erdschöpfung hat einen gewaltigen Stoß erhalten durch die Geognosie, d.h. durch die Wissenschaft, welche die Erdbildung, das Werden der Erde, als einen Prozeß, als Selbsterzeugung darstellte. Die generatio aequivoca ist die einzige praktische Widerlegung der Schöpfungstheorie. Das bloße Vorstellen von Geschichte selbst ist unendlich und ist in einer Eigenlogik, einer Tautologie befangen. Die somit einzig mögliche Vorstellung von Unendlichkeit, welche Wirklichkeit betrifft, ist die Vorstellung ihrer Idealität, das, was sie "eigentlich" wäre: Ideologie. Darin wird alles für sich wesenhaft und somit absolute Wahrheit, in der die Wirklichkeit Kopf steht.. "Warum die Ideologen alles auf den Kopf stellen. Religiösen, Juristen, Politiker. Juristen, Politiker (Staatsleute überhaupt), Moralisten, Religiöse. Für diese ideologische Unterabteilung in einer Klasse, erstens Verselbständigung des Geschäfts durch die Teilung der Arbeit; jeder hält sein Handwerk für das Wahre. Über den Zusammenhang, worin ihr Handwerk mit der Wirklichkeit steht, machen sie sich umso notwendiger Illusionen, da dies schon durch die Natur des Handwerks selbst bedingt wird. Die Verhältnisse werden in der Jurisprudenz, Politik etc. im Bewußtsein zu Begriffen; da sie nicht über diese Verhältnisse hinaus sind, sind auch die Begriffe derselben in ihrem Kopf fixe Begriffe; der Richter zum Beispiel wendet den Code an, ihm gilt daher die Gesetzgebung für den wahren aktiven Treiber. Respekt vor ihrer Ware; da ihr Geschäft es mit Allgemeinem zu tun hat. Idee des Rechts. Idee des Staats. Im gewöhnlichen Bewußtsein ist die Sache auf den Kopf gestellt. Ewigkeit ist an und für sich für den Menschen unerträglich, es sei denn er verfüllt sie mit einer Vorstellung von Gott. Gewiss kann diese nie werden, weil unsere Gewissheiten nur innerhalb unserer Geschichte sich einfinden können. Jenseits der Geschichte gibt es keine Empfindung; dort herrscht der Glaube. Deshalb könnte man auch sagen, Geschichte sei das Sein von Anfang und Ende des Lebens im Prozess seines Werdens. Das enthält die eine Wahrheit, dass nur, was einen Anfang hat, auch ein Ende haben kann. Alles andere wäre unendlich bestimmt und daher durch sich selbst nichts. Es mag das Leben durch die Hinzunahmen von Philosophie oder Theologie als etwas erscheinen, das für sich unendlich zu begreifen ist (z.B. Hegels Leben als Idee) oder endlich (z.B. Heideggers Leben als "Sein zum Tode"). In Wahrheit kann beides zwar Vorstellung oder Interpretation von etwas, dieses aber nicht wirklich sein, weil es in der Geschichte verschränkt ist, Endliches die Schranke des Unendlichen und Unendliches die Überwindung der Endlichkeit ist. Alle Ontologien von Sein und Zeit, Geist und Materie oder Leben und Sinn gehen darin unter, dass sie geschichtlich bestimmt sind und zugleich Momente von dem sind, was Geschichte bestimmt. Geschichte kann nicht für sich begriffen, bejaht oder verneint werden. Geschichte ist ohne Determination und selbst der Verlauf einer bestimmten Entwicklung. Schon der bloße Fortgang des Stoffwechsels und der Produktion menschlichen Reichtums und Fortschritts beweist, dass Geschichte unentwegt ist - selbst wenn sie in einer Form verläuft, worin nur noch die Bereicherung der Reichen und die Verarmung der Armen wahrzunehmen ist. Dass die Form der Geschichte gegen die Menschen steht, ist schon seit langem Gegenstand der Kritik an einer Gesellschaft, deren Form anachronistisch geworden ist. Dies aber ist Gegenstand der Kritik als Kritik der Entfremdung der gesellschaftlichen Wirklichkeit von den Menschen. Geschichte selbst ist also nicht determiniert und kann auch nicht determinierend sein, auch wo die eine Geschichte aus der anderen hervorgehen mag. Sie ist immer bestimmt und bestimmend, objektiv und subjektiv in einem. Sie macht das praktische Sein der Menschen aus, während die Menschen sie machen. Sie ist nichts anderes als menschliche Lebenspraxis, und als solche die Vermittlung von allem anderen - nicht als bloße Wirklichkeit und nicht als bloße Genealogie, sondern als Prozess selbst, als Sein im Werden und Wesen im Verwesen, beständige Selbsterneuerung und Entfaltung des Lebens. Leben kann ohne Geschichte nicht sein, weil Geschichte nichts anderes als ein Naturprozess des Lebens ist. Leben und Geschichte sind insofern identisch, wie das Leben nicht in seinen Momenten oder Ereignissen, sondern nur in seiner Geschichte Sinn bildet und entwickelt, ob dieser nun gegenständlich oder subjektiv, in oder außer den Menschen besteht. Wo die Geschichte stehen bleibt, da bleibt auch das Leben stehen, und wo sich Geschichte zurücknimmt, da nimmt sich auch Leben zurück, wird zu einem lebenden Tod. Geschichte besteht zwar immer aus Leben und Tod, aber Geschichtslosigkeit ist eine Leblosigkeit ohne Wirklichkeit. Es ist Leblosigkeit als verflüssigtes Leben, nicht als Tod sondern als Selbstzerfließung, Nichtung. Geschichte lässt sich nicht wiederholen, ist immer anders, weil sie immer andere Gewissheit hat. Wo sie reproduziert werden soll, gerät sie zum Hohn auf Leben überhaupt. Eine Farce der Geschichte ist die Verhöhnung menschlichen Lebens. Wo sich die Geschichte im Kreis bewegt, da ist auch das Leben bloß zirkulär, nicht bloß endlos langeweilig, sondern mit langer Weile sich paralysierend. Nur was Menschen wirklich tun und hervorbringen, bildet sie, wie auch ihre Welt. Deren Werden und Vergehen lässt sich zwar immer auch als Geschichte erzählen, beschreiben, oder in seiner Wirklichkeit für sich analysieren, nicht aber zählen. Jede Zahl für sich ist eine Geschichtsfälschung, weil sie Geschichte in ihrer abstraktesten Form, in ihrer bloßen Quantität aus ihrem wirklichen Prozess herausnimmt und in dieser Abstraktion fixiert, vielleicht sogar sie in dieser Fixation zu begreifen sucht, zu einem Inbegriff der Geschichte macht (siehe Positivismus). Aber nicht ein Begriff macht Geschichte. Geschichte macht das Ganze der Begrifflichkeiten aus, mit der man sie begreifen kann, bildet sie und führt sie in der Weise zusammen, wie sie sich in ihrem Prozess nötig haben. Das sind auch die Epochen und Lebenswelten, die darin aufblühen und untergehen, weil Geschichte nur entsteht, wo Geschichten auch vergehen. Ohne Anfang und Ende gibt es keine Geschichte. Es geht die eine aus der anderen hervor, indem sie die vorausgegangene aufhebt, ihren Kampf, ihren Widerspruch auflöst zu einem neuen sein, worin sein Sinn bewahrt ist, aufgehoben und revolutioniert (siehe Dialektik). "Revolutionen sind die Lokomotiven der Geschichte." (Marx). Sie ist nicht die Abfolge objektiver Notwendigkeiten des Menschwerdens, sondern der Rückbezug der Menschen auf ihr ihnen zur bloßen Notwendigkeit einer Epoche zeronnenes Leben, die Aufhebung ihrer wirklichen Lebensnot in den Widersprüchen der materiellen Grundlagen ihrer Zeit (historischer Materialismus), in der Überwindung ihrer überkommenen Form. Geschichte ist fraglos und in sich evident und wahr, wenn auch nicht unbedingt richtig. Ihre Wahrheit besteht nicht außer ihr, kann nicht außer ihr geworden sein, ist ihr Gewordensein als Inhalt ihres Werdens, beständig werdendes Anderssein, nicht unbedingt durch Negation, immer aber durch Fortbestimmung. Sie besteht alleine durch ihr Dasein als Form des Seins, nicht als Verwirklichung ontologischer Bestimmtheiten, sondern als Seinsbestimmung durch die subjektive Äußerung der Menschen, durch die Abfolge von Leben und Taten, die sich nur in ihrem Zusammenhang als Ereignisse begreifen lassen, die Sinn haben, auch wenn sie zunächst nur als Abfolge von Zufall und Notwendigkeit, also wesenlos erscheinen. Die wirkliche Geschichte gibt es alleine durch die geschichtliche Tat, worin Subjekte sich als Wesen objektivieren, also jene Tat, die gesellschaftliche Wirkung, Wirklichkeit hat und erzeugt und wiederum Taten erwirkt. Sie ist von da her nicht umkehrbar, ist somit auch nicht einfach zufällig und aus den Sponateitäten einzelner Handlungen erklärt, sondern nur durch die Eigentümlichkeiten, die sie zur Gesellschaft bringt, durch Eigentum, das menschliches Leben bereichert (siehe Reichtum). Sofern sich diese Taten nicht aufeinander beziehen, verlieren sie ihre Wirkung in der Gesamtheit, im Ganzen des Handelns, weil sie aneinander aufheben, was sie füreinander sind, weil sie füreinander keinen Sinn haben oder erzeugen, keinen wirklichen Sinn als Lebenszusammenhang hervorbringen, in welcher die geschichtliche Tat von Menschen gegenständlichen Fortbestand, Gegenständlichkeit eines Sinnzusammenhangs, einer Gesellschaft hat, sowohl in dessen Werden, im Zusammenwirken der Sinne, wie auch im Vergehen, in ihrer Aufhebung in einem Anderssein. Die geschichtliche Tat, so einzeln sie veranlasst sein mag, ist daher immer gesellschaftliche Tat, weil sie aus einem Zusammenhang der Menschen hervorgeht und dahin zurückkommt, auch wenn sie einzeln oder privat begannen wird. Die tatsächliche Geschichte ist also immer zugleich Gesellschaftsgeschichte, auch wenn deren Teile getrennt voneinander als Geschichte der Wirtschaft, der Kultur und des Staatswesens erscheinen mögen. Doch weder die politische Tat, noch die kulturelle (siehe Kulturarbeit), noch die wirtschaftliche, die gegenständliche Arbeit, sind für sich alleine geschichtsbildend. Für sich sind sie nicht Quelle des Reichtums, sondern nur dadurch, dass sich durch Taten menschliche Subjektivität vemittelst der Stoffe des Lebens und ihrer Durchdringung zu einer zweifelsfreien Gegenständlichkeit hervorbringt. Geschichte ist der Bildungsprozess der Wirklichkeit in ihrer zeitlichen Epoche und innerhalb dieser auch logische Abfolge. Die logische Abfolge und die geschichtliche unterscheiden sich jedoch grundsätzlich. Das macht die historische Dialektik aus. Während sich in der geschichtlichen Tat die Ereignisse subjektiv ergeben als Einfälle, Erfindungen, Politik usw., ist die Logik die Grundlage ihrer objektiven Abfolge, in welcher diese Ereignisse bzw. Taten zusammenkommen. Selbständig erscheint solche Objektivität solange, wie ihre Momente nur abstrakt vermittelt sind. Darin gibt es eine Identität der Geschichte nur als Widerstreit, als objektiven Kampf der Gegensätze und Entgegensetzungen, in welchem die Menschen befangen sind (siehe Entfremdung) und der ihren geschichtlichen Schmerz ausmacht, die Formation der bürgerlichen Gesellschaft: Sie tun, was sich aus ihnen heraus bildet, was ihre Subjektivität äußert, und sie tun es, weil es ihre objektive Not wendet, objektiv notwendig ist. Subjektivität gründet auf objektiver Notwendigkeit und ist dennoch nicht dasselbe (die Ineinssetzung von beidem ist ein folgenschwerer Fehler der Widerspiegelungstheorie). Der Einfall muss da sein, bevor eine Not gewendet werden kann, die geschichtliche Entscheidung zwischen verschiedenen Einfällen macht die Ereignisse der Politik der Gegenwart aus. In der Geschichte verhält es sich umgekehrt, wie im Begreifen (Begriff): Die Ereignisse folgen aufeinander und werden zu etwas Ganzem erst, wenn sie ineinem Prinzip stehen. Und sie müssen einem Prinzip folgen, um überhaupt im Widerstreit zur Objektivität zu bestehen, sich selbst zu überstehen, bleibend, geschichtlich zu sein. Das Ganze der Ereignisse von Prinzipien (Logik) ist in der Erkenntnis die Entfaltung des Begriffs. Durch das Begreifen der Geschichte kann so auch die Notwendigkeit einer bestimmten Geschichte erschlossen werden. Wenn Marx die bisherige Geschichte als "Geschichte von Klassenkämpfen" und als "Bildungsgeschichte der menschlichen Sinne" beurteilt, so stellt er einen historischen Widerspruch in allgemeinster Form fest: Im Klassenkampf kann menschliche Sinnlichkeit zwar gebildet werden, aber sie wird nur wirklich, wenn und indem sie den Klassenkampf beendet. Der Kommunismus ist der geschichtliche Gedanke hierzu. Zugleich bewahrheitet sich Denken auch nur im Begriff, den es vom Zustand der Geschichte hat, also in der Erfassung und zusammenhängenden Beschreibung ihrer Kreisbewegung als Ganzes, das sein Leben aufhebt, wenn es diesen Kreislauf nicht verlassen kann. Die Menschen können darin nicht mehr auf sich kommen und verhalten sich in diesem Zustand gegen sich, also in Auflösung. Die Ungeschichte entsteht, wo Menschen ihre Entfremdung darin bejahen. Es ist die Geschichte der Barbarei. |
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