"Das Spiel der Geschlechter erneuert sich, jedes Fr�hjahr. Was bei den Tieren noch urw�chsig aus ihrer Paarung als unmittelbar verwirklichte Geschlechtskultur hervorgeht ist f�r die Menschen eine Sinnstiftung in den gesellschaftlichen Verh�ltnissen ihrer Naturmacht, der Existenzform ihrer Kultur und den sozialen Notwendigkeiten der Reproduktion und Produktion, der Fortpflanzung ihres Reichtums, dem gesellschaftlichen Zusammenhang ihrer Erzeugnisse und ihrer Geschichte, wie sie sich in ihren Bedürfnissen äußert. Jedes menschliche Bedürfnis ist letztlich ein Bedürfnis des Menschen nach Menschen, ein Verlangen nach seiner Gestalt und Gestaltung, dem objektiven Sein ihrer sinnlichen Lebensäußerungen. dem Dasein ihrer Lebenswirklichkeit (siehe auch Geschlechtsarbeit). Von daher ist es wesentlich immer schon ein Verlangen nach der gesellschaftlichen Gegenwärtigkeit ihres Lebens. So es ein Bedürfnis an sich gäbe mag es als Notwendigkeit des Stoffwechsels noch unbedingt zwingend erscheinen. Geschlecht ist das Gattungsverh�ltnis der Generationen, das Betreiben einer nat�rlichen Inteligenz der Sinnbildung im Verh�ltnis von Mann und Frau und Kind. Es hat den Sinn seiner unmittelbaren Geschichte, um sich als Leben in seiner k�rperlichen Vermehrung zu differenzieren, zu reproduzieren und zu entfalten. Es ist der Sinn der Natur f�r ihr Leben, und f�r den Menschen damit auch der Antrieb seiner gesellschaftlichen Natur, seiner Kultur. Was die Menschen k�rperlich f�reinander sind, das unterscheidet sie auch in ihrer geschlechtlichen Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung, in den Eigenschaften ihres Geschlechts (sieh Geschlechtseigenschaften). Von daher ist das Geschlechtsverh�ltnis das Verh�ltnis einer Erg�nzung, die in der Form ihrer Kultur zugleich die geschlechtliche �u�erungsform ihres gesellschaftlichen Lebenszusammenhangs darstellt. Darin bestimmen sich die Geschlechtsrollen in ihrer gesellschaftlichen Form, unter den Bedingungen der Konkurrenz in der Form eines Geschlechterkampfs oder der Nichtung des Sinns, den Menschen f�reinander haben k�nnen.
"In dem Verh�ltnis zum Weib, als dem Raub und der Magd der gemeinschaftlichen Wollust, ist die unendliche Degradation ausgesprochen, in welcher der Mensch f�r sich selbst existiert, denn das Geheimnis dieses Verh�ltnisses hat seinen unzweideutigen, entschiednen, offenbaren, enth�llten Ausdruck in dem Verh�ltnisse des Mannes zum Weibe und in der Weise, wie das unmittelbare, nat�rliche Gattungsverh�ltnis gefa�t wird. Das unmittelbare, nat�rliche, notwendige Verh�ltnis des Menschen zum Menschen ist das Verh�ltnis des Mannes zum Weibe. In diesem nat�rlichen Gattungsverh�ltnis ist das Verh�ltnis des Menschen zur Natur unmittelbar sein Verh�ltnis zum Menschen, wie das Verh�ltnis zum Menschen unmittelbar sein Verh�ltnis zur Natur, seine eigne nat�rliche Bestimmung ist. In diesem Verh�ltnis erscheint also sinnlich, auf ein anschaubares Faktum reduziert, inwieweit dem Menschen das menschliche Wesen zur Natur oder die Natur zum menschlichen Wesen des Menschen geworden ist. Aus diesem Verh�ltnis kann man also die ganze Bildungsstufe des Menschen beurteilen. Aus dem Charakter dieses Verh�ltnisses folgt, inwieweit der Mensch als Gattungswesen, als Mensch sich geworden ist und erfa�t hat; das Verh�ltnis des Mannes zum Weib ist das nat�rlichste Verh�ltnis des Menschen zum Menschen. in ihm zeigt sich also, in[wie]weit das nat�rliche Verhalten des Menschen menschlich oder inwieweit das menschliche Wesen ihm zum nat�rlichen Wesen, inwieweit seine menschliche Natur ihm zur Natur geworden ist. In diesem Verh�ltnis zeigt sich auch, in[wie]weit das Bed�rfnis des Menschen zum menschlichen Bed�rfnis, inwieweit ihm also der andre Mensch als Mensch zum Bed�rfnis geworden ist, inwieweit er in seinem individuellsten Dasein zugleich Gemeinwesen ist." Geschlecht kommt vom Mittelhochdeutschen "gesl�hte" (Stamm, Eigenschaften, urspr�ngliche Bed�rfnisse) und hat mit dem germanischen Wort Slahan (Richtung einschlagen) zu tun, was auch in dem Wort ga-slahta (dieselbe Richtung einschlagen) vorkommt. Im Althochdeutschen meint Geschlecht die kulturelle Ausrichtung von Klassen und Herrscherh�user (gislaht bedeutet hier wohlgeartet, edel). Zusammenfassend kann man f�r Menschen den Begriff als Bezeichnung einer elementaren Grundausrichtung im Sinn der auf Fortbestimmung des menschlichen Lebens bestimmten Strebungen verwenden. Geschlecht ist daher nicht individuell bestimmbar, auch nicht als Wesensunterschied von Mann und Frau. Es ist ein Gattungsbegriff und erstrebt in dieser Ganzheit menschlicher Lebensbestimmungen Befriedigung und Entwicklung zugleich und hat von daher immer schon eine elementare Ausrichtung in jedem einzelnen Menschen, die �ber seine Individualit�t weit hinausgreift. Diese erwirbt er sehr fr�h, schon durch seine Zeugung und Geburt, aber auch sp�ter durch soziale und kulturelle Einwirkungen seines Lebensraums. Inwieweit der Mensch darin schon Mensch als Gattungswesen geworden ist, erweist sich besonders in der Geschlechtsbeziehung, also darin, wieweit Mann und Frau selbst sich menschlich erkennen, sowohl Lust, wie Begehren und Erzeugen (siehe Geschlechtsarbeit) aneinander zu erneuern verm�gen. In geschlechtlicher Verknechtung dr�ckt sich die Niedertracht einer Habgier aus, die immer Macht als fremde Kraft, als Macht der Entfremdung n�tig hat. Die Geschlechter leben f�r sich niemals ohne einander, auch wenn sie ohne einander existieren oder gegeneinander k�mpfen oder sich nur auf das eigene Geschlecht oder nur auf sich selbst beziehen. Auch in der absurdesten Existenzform ist Geschlecht Lebenserneuerung. Es ist das durch sich selbst begr�ndete und auf sich gr�ndende Leben und von daher auch ein Antrieb, der immer Gefahr l�uft, sich in Selbstbeziehungen zu einem Trieb zu verselbst�ndigen, worin es sich in seinem Bezug verkehrt und pervertiert. Alle menschlichen Beziehungen sind immer auch geschlechtliche Beziehungen, insofern sie als gesellschaftliche Beziehungen sind und sich aus dem Verlangen der Menschen nach einander, dem Verlangen des Gattungswesens gr�nden. Auch der Geschlechterkampf gr�ndet auf dem Verlangen nach einander, das notwendig ist, um sich menschlich zu verwirklichen und das zugleich als menschliche Wirklichkeit die Bestimmung des Geschlechts ausmacht. Platon formulierte das vielf�ltige Verh�ltnis dieses Strebens, das sich aus dem Verh�ltnis zu sich als Mangel an anderem einstellt, als durch Teilung bedingt, also daraus begr�ndet, dass jedes Geschlecht Teil eines Ganzen, also von selber Natur wie das andere sei. Als dieselbe und doch von gegensinniger Natur ist Vereinigung ebenso notwendig wie Trennung. Doch eine derart vorausgesetzte Einheit bleibt Ontologie und also geschichtslos. Aus dem Geschlecht l�sst sich keine Beziehung begr�nden; es ist umgekehrt: Alle geschichtliche Bewegung der Menschen vollzieht sich in ihrer Natur, also auch geschlechtlich. Unsere Kultur tr�gt die Z�ge der Bewegung hiervon in sich wie jede andere Kultur auch. Deren gesellschaftliches Regelwerk unterscheidet die Kulturen nicht in ihrer vereinzelten Natur, sondern nach ihrer substanziellen Allgemeinheit, z.B. nach Religion und Sitte, nach der Bestimmung von gesellschaftlich akzeptierter Anziehung und Absto�ung. Dies zeigt sich besonders in der gesellschaftlichen Klassifikationen bestimmter Formen von Geschlechtlichkeit, wie zum Beispiel ehelich, au�erehelich, gleichgeschlechtlich, gegengeschlechtlich, sinnbildend oder sinnverkehrend (siehe Perversion). Geschlecht ist eine objektive Formulierung der historischen Form von Liebe in einer bestimmten Gesellschaft (siehe Menschenliebe). Sie besteht zwar nur als nat�rliches Verh�ltnis von Menschen, dr�ckt aber als menschliches Verh�ltnis immer zugleich ein gesellschaftliches Verh�ltnis aus, denn das nat�rliche Verh�ltnis der Menschen ist immer ihre gesellschaftliche Natur (siehe auch Naturmacht). Marx bezeichnete das gesellschaftliche Verh�ltnis als das Verh�ltnis der Gattung zu sich selbst - und so auch das Begattungsverh�ltnis, welches Generationen der Gattung erzeugt und ihre wesentliche Selbsterneuerung, ihr unmittelbares Leben als permanente Revolution des Lebens ist, das Zur�ckkommen des Lebens auf die Naturempfindung des Menschen schlechthin. Geschlecht kann daher nicht passiv bestimmt, nicht blo�e Leidensform sein. Es betreibt als menschliche Wesenseigenschaft selbst oft uns�glichen Aufwand, um sich im Menschen zu verwirklichen, nicht als blo�e Natur eines Individuums, nicht als Wesen f�r sich, sondern als Lebensverh�ltnis (siehe Geschlechtsarbeit). Dieses ist die urspr�nglichste Form der Arbeitsteilung von Mann und Frau und Kind, das menschliche Natur hat So gesehen bilden die Geschlechter und Generationen eine Einheit im Menschsein und befruchten einander auf vielf�ltige Art und Weise. Geschlecht ist die die Selbsterneuerung des Menschseins in seiner ganzen Kultur - und nicht gegen diese. Das sexuelle Begehren muss nicht unbedingt geschlechtlich sein. Sofern es nicht im Verlangen nach einer Geschlechtsbeziehung besteht, ist es ein Bestreben nach Sinnesf�lle einer Selbstbeziehung, die durch Kultur bestimmt ist (siehe K�rperfetischismus). Diese kann zuf�llig sein oder auch im Streben nach Einverleibung von Eigensinn, als Sucht nach unendlicher Sinnlichkeit bestehen. Dann ist es eine Form der triebhaften Selbstwahrnehmung, einer Erregung durch sich selbst, die einer Sinnesentleerung entspringt und Entleibung erzeugt. Hierin werden Geschlechtseigenschaften zur individuellen Selbstbefriedigung systematisch vernutzt wie ein Gebrauswert, der auf einem Markt feilgeboten wird. Dies ist ein Produkt der b�rgerlichen Kultur, welche sich als Kampf der Geschlechter �u�ert. |
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