"Die bürgerlichen Produktions- und Verkehrsverhältnisse, die bürgerlichen Eigentumsverhältnisse, die moderne bürgerliche Gesellschaft, die so gewaltige Produktions- und Verkehrsmittel hervorgezaubert hat, gleicht dem Hexenmeister, der die unterirdischen Gewalten nicht mehr zu beherrschen vermag, die er heraufbeschwor. Seit Dezennien ist die Geschichte der Industrie und des Handels nur die Geschichte der Empörung der modernen Produktivkräfte gegen die modernen Produktionsverhältnisse, gegen die Eigentumsverhältnisse, welche die Lebensbedingungen der Bourgeoisie und ihrer Herrschaft sind. Es genügt, die Handelskrisen zu nennen, welche in ihrer periodischen Wiederkehr immer drohender die Existenz der ganzen bürgerlichen Gesellschaft in Frage stellen. In den Handelskrisen wird ein großer Teil nicht nur der erzeugten Produkte, sondern der bereits geschaffenen Produktivkräfte regelmäßig vernichtet. In den Krisen bricht eine gesellschaftliche Epidemie aus, welche allen früheren Epochen als ein Widersinn erschienen wäre – die Epidemie der Überproduktion. Die Gesellschaft findet sich plötzlich in einen Zustand momentaner Barbarei zurückversetzt; eine Hungersnot, ein allgemeiner Vernichtungskrieg scheinen ihr alle Lebensmittel abgeschnitten zu haben; die Industrie, der Handel scheinen vernichtet, und warum? Weil sie zu viel Zivilisation, zu viel Lebensmittel, zu viel Industrie, zu viel Handel besitzt. Die Produktivkräfte, die ihr zur Verfügung stehen, dienen nicht mehr zur Beförderung der bürgerlichen Eigentumsverhältnisse; im Gegenteil, sie sind zu gewaltig für diese Verhältnisse geworden, sie werden von ihnen gehemmt; und sobald sie dies Hemmnis überwinden, bringen sie die ganze bürgerliche Gesellschaft in Unordnung, gefährden sie die Existenz des bürgerlichen Eigentums. Die bürgerlichen Verhältnisse sind zu eng geworden, um den von ihnen erzeugten Reichtum zu fassen. – Wodurch überwindet die Bourgeoisie die Krisen? Einerseits durch die erzwungene Vernichtung einer Masse von Produktivkräften; anderseits durch die Eroberung neuer Märkte und die gründlichere Ausbeutung alter Märkte. Wodurch also? Dadurch, daß sie vielseitigere und gewaltigere Krisen vorbereitet und die Mittel, den Krisen vorzubeugen, vermindert." (Manifest der Kommunistischen Partei, 1847/48, Karl Marx und Friedrich Engels in MEW 4, S. 467f) Gesellschaft ist das Zusammenwirken der Menschen einer bestimmten Kultur und von daher die allen gemeine (siehe Allgemeinheit) Gegenständlichkeit ihrer wechselseitigen Wertschätzungen durch das Recht ihrer politischen Gegenwärtigkeit einer angemessenen Form der Vergegenwärtigung ihrer wirklichen Lebensinhalte. Der Wert ihrer gesellschaftlichen Beziehung bemisst sich daher am Produkt ihrer Lebensäußerung, ob diese nur fiktiv oder auch wirklich so da ist (siehe Dasein), wie sie darin ihr Leben erkennen. Sie existierten daher immer schon mit der Sinnbildung der gesellschaftlich wirksamen Lebenszusammenhänge – gleich, warum und wie diese entstanden waren und ob sie von ästhetischer oder sachlicher Natur sind. Die Geschichte der Menschen begann mit der Entwicklung ihrer Fähigkeit, den Unsinn einer ihnen äußerlichen Kultur im Glauben an ihre Götter zu bezweifeln, aus einem an sich abwesenden Wesen zu bestimmen und von daher der Notwendigkeit zu folgen, einen Verstand über ihren individuellen Tod hinaus zu emanzipieren (siehe auch Selbstbewusstsein) und damit die Kränkung des individuellen Daseins durch einen gesellschaftlichen Sinn des Seins aufzuheben. Die menschliche Gesellschaft ist ein Gemeinwesen, weil der Mensch sich nicht auf seine Einzelheit reduzieren lassen kann, weil er darin umkommen würde, auch wenn ihm verhießen wird, dass er allein "seines Glückes Schmied" sei (siehe auch Ideologie). Gesellschaft besteht nicht aus dem Zusammenkommen von einzelnen Individuen (siehe Gemeinschaft). Sie ist das Zusammenwirken von Menschen in einem bestimmten Lebensraum zu einer bestimmten Lebenszeit und Lebenswirklichkeit, zur Bereicherung und Entfaltung des Vermögens der Bedingungen ihrer Arbeit, der Mittel und Vermittlung ihres Lebens, der Produktivkraft ihrer Lebensbedingung, ihrer Naturaneigung durch die geschichtlich gebildete Naturmacht der Menschen (siehe Historischer Materialismus). Im kulturellen, im geistigen und materiellen Reichtum ihres Lebens (siehe Zivilisation) äußert sich die durch ihr bisheriges Wirken geschaffene Geschichte der Menschen in Raum und Zeit der Verwirklichung ihres gesellschaftlichen Wesens (siehe Wirklichkeit). Ihr darin objektiv geschaffener Lebenszusammenhang, den sie subjektiv als Existenzform ihres Gattungswesen, als eine gesellschaftlich objektivierte Kraft eines allgemeinen Lebenszusammenhangs in Form und Inhalt ihres organischen Lebens in ihrem allgemeinen Dasein, so wie es als ihre äußere Natur zu gestalten vermocht hatten, bereichert sowohl ihr einzelnen wie zugleich das gesellschaftliche Vermögen ihrer Lebensubstanzen. Doch dieses ist in ihrer Entwicklung noch immer nur in der Armut und Armseligkeit ihrer gesellschaftlichen Formationen, der allgemeinen Formbestimmung der Elemente (siehe Elementarform) ihres gesellschaftlichen Reichtums aufgegangen. "Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbürger und Gesell, kurz, Unterdrücker und Unterdrückte standen in stetem Gegensatz zueinander, führten einen ununterbrochenen, bald versteckten, bald offenen Kampf, einen Kampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen." (MEW 4, S. 462).. Seit das Stammeswesen der Naturgesellschaften überwunden ist, muss eine menschliche Gesellschaft die einzelnen Menschen in einer der politischen Entwicklung ihrer Produktivkraft entsprechend verfassten Rechtsform im Großen und Ganzen so auf einander beziehen kann dass ihre objektives Lebensverhältnis in der Allgemeinheit ihrer gesellschaftlich Form auch dem entsprechend aufgehen. An sich wäre demnach Gesellschaft ein objektives Verhältnis im Verhalten von Arbeiten und Bedürfnissen, wodurch diese auf ihre Arbeit zurückkommen. Demnach wäre die Anzahl der Menschen und ihrer Bedürfnisse durch deren Befriedigung über ihre Produkte befriedet: Je mehr Menschen in einer Gesellschaft Bedürfnisse haben und hierfür arbeiten, desto zufriedener könnten sie darin sein, wenn in der Rechnung auch die Bedürfnisse ihres Bevölkerungswachstums dem Wirtschaftswachstum und auch den Sozialleistungen für Kinder und Altersrente und auch bei Arbeitslosigkeit entsprechen würde. Doch durch die Verwertung der Bedürfnisse und Arbeiten konzentriert sich der politische Wille nurmehr auf einen Mehrwert, der über den Warentausch zwischen dem Geld als Zahlungsmittel und dem Geld als Kaufmittel (siehe Kapital) entzogen wird und lediglich dessen Besitzer bereichert und die Ohnmacht der Einzahler vertieft (siehe Kapitalismus). Was die Menschen als einzelne Subjekte, als Individuen ihrer Geschichte sind, ist darin als allen gemeiner, als allgemeiner Lebensinhalt gegeben, wie sie ihn notwendig und wirklich haben müssen und erzeugen, worin sie sich in ihrem praktischen Leben erkennen und verwirklichen. Etwas Allgemeines kann aber nur das sein, was allem auch wirklich gemein ist: Ihre Natur, wie sie für sie da ist (siehe Dasein). Doch diese kann es in Wirklichkeit nur geben, wo jeder Einzelne im dem allen Gemeinen, in seiner Gesellschaft sich auch gesellschaftlich verwirklichen kann. "Indem daher überall einerseits dem Menschen in der Gesellschaft die gegenständliche Wirklichkeit als Wirklichkeit der menschlichen Wesenskräfte, als menschliche Wirklichkeit und darum als Wirklichkeit seiner eignen Wesenskräfte wird, werden ihm alle Gegenstände als die Vergegenständlichung seiner selbst, als die seine Individualität bestätigenden und verwirklichenden Gegenstände, als seine Gegenstände, d.h. Gegenstand wird er selbst. Wie sie ihm als seine werden, das hängt von der Natur des Gegenstandes und der Natur der ihr entsprechenden Wesenskraft ab; denn eben die Bestimmtheit dieses Verhältnisses bildet die besondre, wirkliche Weise der Bejahung. Dem Auge wird ein Gegenstand anders als dem Ohr, und der Gegenstand des Auges ist ein andrer als der des Ohrs. Die Eigentümlichkeit jeder Wesenskraft ist grade ihr eigentümliches Wesen, also auch die eigentümliche Weise ihrer Vergegenständlichung, ihres gegenständlich-wirklichen, lebendigen Seins. Nicht nur im Denken, sondern mit allen Sinnen wird daher der Mensch in der gegenständlichen Welt bejaht." (MEW 40, S. 541). In allen Fragen der praktischen Erkenntnisse der einzelnen Momente ihres Lebens, die zu den Problemen eines Lebenszusammenhangs der Menschen diskutiert werden, muss immer wieder der Gehalt, die Substanz ihrer allgemeinen Lebensgrundlagen als das Allgemeine ihres einzelnen Daseins hergenommen werden. Es ist die Frage nach ihrem Sein, wie sie schon von Platon gestellt war. Die Diskussionen hierüber standen oft im Kontext einer Suche nach dem "Sinn des Seins" (Martin Heidegger) oder dem allgemeinen Inhalt der menschlichen Geschichte überhaupt im Vorlauf ihres Untergangs, ihres Todes (Martin Heidegger): Verwirklicht sich darin die Schöpfung einer höheren Macht, einer göttlichen Sinnstiftung? Oder vollstreckt darin die Natur selbst ihre Logik als Geschichte der menschlichen Lebensnöte, ihre Lebensnotwendigkeiten (siehe dialektischer Materialismus)? Was treibt sie an? Woraus bezieht sie ihre Gestalt, das Ganze ihrer Teile? Woher nimmt sie ihre Energie, woraus bezieht sie ihre wesentliche Kraft? Ihren allgemeiner Wille? Die Religionen wollten dies alles beantwortet haben. "Je tiefer wir in der Geschichte zurückgehen, je mehr erscheint das Individuum, daher auch das produzierende Individuum, als unselbständig, einem größren Ganzen angehörig: erst noch in ganz natürlicher Weise in der Familie und der zum Stamm erweiterten Familie; später in dem aus dem Gegensatz und Verschmelzung der Stämme hervorgehenden Gemeinwesen in seinen verschiednen Formen." (Grundrisse, MEW 42, S. 20). Die ursprünglichen Kulturen hatten dies in der Gemeinschaft ihrer Naturaneignung als vergemeinschaftete Gewalt der Menschen, als ihre Naturgewalt im lebendigen Zusammenhang ihrer natürlichen Kraft vergegenständlicht. Doch diese Vergemeinschaftung konnte es nur geben, wo die Menschen ihre Arbeit in und mit ihren Bedürfnissen gesellschaftlich verwirklicht fanden, ihre einzelnen Kräfte als gemeinschaftliche Wirkung vermittelt hatten und ihre Produktionsmittel auch wirklich gesellschaftlich geteilt wurden. Die Entwicklung ihrer Produktivkraft konnte daher nur solange gesellschaftlich verwirklicht werden, wie ihre Arbeit sich darin auch gesellschaftlich eingefunden und entwickelt hatte. Doch dies war bisher nur in einzelnen Beziehungen möglich. Deren Verhältnisse bestanden nur aus Teilen solcher Beziehungen, nur zum Teil auch gesellschaftlich, durch die Beziehung gesellschaftlicher Einzelheiten als Vereinzelung einer gesellschaftlichen Teilung. Mit der Trennung der Einzelarbeiten in isolierten Kulturen war zwar ihre Kraft auf ihre gesellschaftliche Form konzentriert, zugleich jedoch auch nur vereinfacht, monokultiviert, ihre Beziehungen nur abstrakt allgemein verwirklicht. Die Geschichte der privat vermittelten Gesellschaften war daher eine Geschichte der Teilung der Arbeit, der Trennung der einzelnen Gesellschaftlichkeit ihrer Arbeiten im Gemenge ihrer privaten Bedürfnisse. Noch heute lassen sich solche Kulturen in kulturellen Darstellungen als romantische Geste ihrer geschichtlich nicht verwirklichten und immer noch nicht wirklichen Lebenszusammenhänge wahrnehmen, weil die Menschen in ihren Lebensbedingungen zwischen Arbeit und Konsum in Klassen zerteilt waren. Und weil in der bisherige Geschichte ihre gesellschaftlicher Zusammenhang nur in den Klassen ihrer jeweiligen Kulturen verwirklicht wurde, in denen die gesellschaftliche Existenz der Produkte nur in der Masse von privaten Bedürfnissen verwirklicht werden konnte, die einer Geldmasse der produktiven Konsumtion ihrer Arbeit unterworfen waren. Ihre bisherige Weltgeschichte war daher nur eine "Geschichte von Klassenkämpfen" (siehe historischer Materialismus), die ihre Gesellschaft nur abstrakt allgemein als eine Gemeinschaft der Abstraktionen verwirklicht haben - die also in der Logik ihrer Abstraktionen, in der Logik ihrer Abstraktionakraft entwickelt und verwirklicht werden konnte. Nach Marx entsteht Gesellschaft nicht einfach durch eine Produktionsgemeinschaft zur Erzeugung nützlicher Dinge, wie das der so genannte Realsozialismus verstanden hatte und wie es die Monetaristen aller Zeiten begreifen und das gesellschaftliche Produkt wie zum Konsum eines Kuchen auffassen, der für den genehmen Nutzen eines Jeden lediglich gerecht zu verteilen sei. Schon jedes Tier weiß, was ihm nützlich ist. Es verrichtet zum Teil auch eine Arbeit, die seine Beziehung zur Natur in sich und außer sich verändert. Und auch der Mensch, wie er sich aus der Wildnis heraus entwickelt hatte, wusste sich und sein Leben schon so zu gestalten, dass es ihm genehm und reichhaltiger werden konnte. Es war allerdings eine Arbeit, die zugleich noch den reinen naturbestimmungen des menschlichen Lebens geschuldet war. Aber auch wenn der Nutzen menschlicher Arbeit immer eine Bedingung seiner Wirtschaft ist, so ist er keine unmittelbar menschliche Arbeit und von daher kein konstituierendes Moment des Reichtums der menschlichen Verhältnisse, der menschlichen Gesellschaften zur Bereicherung und Befriedigung menschlicher Bedürfnisse. In der Frage, was den Kapitalismus ausmacht - und was ihn von seiner Grundlage, von der bürgerlichen Gesellschaft abhebt und unterscheidet - war in der Auseinandersetzung von Marx mit Lassalle über das Mehrprodukt und den Mehrwert, den Profit als Ertrag aus der Geldverwertung (Marx) bzw. als "Ertrag aus der Arbeit" (Lassalle) bei dessen Gothaer Programm zur Gründung der Sozialdemokratische Partei Deutschlands aufgekommen. Damit einher ging die Frage um das Wesen der menschlichen Gesellschaft und ihres Reichtums, mit der sich die Lassalle'sche Sozialdemokratie vom Gesellschaftsverständnis des "Kommunistischen Bundes" ablösen wollte. "Erst in dem 18. Jahrhundert, in der "bürgerlichen Gesellschaft", treten die verschiednen Formen des gesellschaftlichen Zusammenhangs dem einzelnen als bloßes Mittel für seine Privatzwecke entgegen, als äußerliche Notwendigkeit. Aber die Epoche, die diesen Standpunkt erzeugt, den des vereinzelten einzelnen, ist grade die der bisher entwickeltsten gesellschaftlichen (allgemeinen von diesem Standpunkt aus) Verhältnisse. Der Mensch ist ... nicht nur ein geselliges Tier, sondern ein Tier, das nur in der Gesellschaft sich vereinzeln kann. Die Produktion des vereinzelten Einzelnen außerhalb der Gesellschaft ... ist ein ebensolches Unding als Sprachentwicklung ohne zusammen lebende und zusammen sprechende Individuen." (Grundrisse, MEW 42, S. 20). Ihrem Sinn entsprechend ist jedes menschliche Bedürfnis ein inhärentes Moment menschlicher Arbeit, wird von dieser befriedigt und zugleich auch erzeugt. Und so kann diese Arbeit auch nicht einfach nur brauchbare Dinge, nicht irgendeinen Nutzen für die Menschen im Allgemeinen oder für ihre Wirtschaft besorgen. Durch ihre Arbeit erzeugen die Menschen ihre Sache, vergegenständlichen sich darin selbst - nicht als reproduzierbarer Mensch, nicht durch irgendeinen Nutzen, etwa für eine abstrakte Wirtschaftlichkeit der Arbeit, für deren Produktivität oder den Konsum. Sie erzeugen vor allem Sinn durch sich und für sich, sinnvollen Nutzen, der nicht einfach nur zum Verbrauch oder zur stofflichen Reproduktion ihres Leben hinreicht, sondern ihr eigenes Leben äußert und gestaltet. „Was ist „nutzbringende“ Arbeit? Doch nur die Arbeit, die den bezweckten Nutzeffekt hervorbringt. Ein Wilder - und der Mensch ist ein Wilder, nachdem er aufgehört hat, Affe zu sein - der ein Tier mit einem Stein erlegt, der Früchte sammelt etc., verrichtet „nutzbringende“ Arbeit.“ (Karl Marx, Marx-Engels-Werke 19, Seite 16) Nützliche Arbeit ist sowohl für Tiere als auch für Menschen eine unabhängige Existenzbedingung, eine naturbestimmung um den Stoffwechsel zwischen ihrem natürlichen Wesen und ihrer äußeren Natur zu vermitteln: "Als Bildnerin von Gebrauchswerten, als nützliche Arbeit, ist die Arbeit ... eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln." (MEW 23, S.57) Wesentlich für den Menschen und seine Gesellschaft ist nicht der einfache Nutzen, sondern die Universalität seiner Produktion, die sein Leben zu immer neuen und verfeinerten Lebensgenuß entwickelt. "Während der Mensch selbst frei vom physischen Bedürfnis produziert" produziert er erst wahrhaft "in der Freiheit von demselben". Seine Vielfältigkeit schafft seinen gesellschaftlichen Reichtum, seine Intelligenz bereichert er mit der Verfeinerung der Naturstoffe und der Bildung neuer Beziehungen ihrer Natur für sich (siehe auch Naturmacht) macht menschliches Leben an sich und durch sich schöner, gibt ihm einen Sinn, der über den bornierten Nutzen seiner sinnlichen Tätigkeit hinausgreift: Der Sinn für ein schönes Leben, das vermittelst der gesellschaftlichen Mitteilung, der menschlichen Sprache gebildet wird. Sprache ist selbst schon ein gesellschaftliches Gebilde, das im Lauf der Zeit, also in der Zeit ihrer Bildungsgeschichte seit tausenden von Jahren entstanden ist. Sie ist als Form der Mitteilung das lebendige Mittel der Information und zugleich das Medium der Auseinandersetzung, des auseinander Setzens von Inhalten der gesellschaftlichen Sinnbildung der Menschen und ihrer Wahrnehmung, und so auch der Kultur einer zwischenmenschlichen, einer "intersubjektiven" Mit-Teilung ihrer Beziehungen und Verhältnisse im Ganzen, Ort der Vermittlung von Wahrnehmung, Information und Wissen: politischer Ort des praktischen Bewusstseins. Mit der Bildung ihres Reichtums haben die Menschen ihre Lebensverhältnisse durch die Naturmacht ihrer Gesellschaft gegründet; - nicht weil sie darin objektiv, als objektive Natur bestimmt wären, sondern weil es ihr Reichtum als ihr gesellschaftliches Eigentum ist, durch den ihre Geschichte zu einer menschlichen, zu einer subjektiven Geschichte wurde, in der ihr Leben seine geschichtliche Form über das bloß Naturnotwendige hat, sich seiner Sinnbilung (siehe auch Kultur) entsprechend objektiviert. Soweit ihre Form durch ihren Inhalt bestimmt und noch nicht durch einen Widerspruch hiergegen zur Formbestimmung seines Gegenteils geworden ist (siehe auch Entfremdung) formuliert sie immer schon menschliche Geschichte als Gegenständlichkeit der menschlichen Natur. "Der Mensch ist unmittelbar Naturwesen ... Aber der Mensch ist nicht nur Naturwesen, sondern ist menschliches Naturwesen; d.h. für sich selbst seiendes Wesen, darum Gattungswesen, als welcher er sich sowohl in seinem Sein als in seinem Wissen bestätigen und betätigen muß" (Marx-Engels-Werke Bd.40, S. 578f) Gesellschaft ist die objektive Form des Lebenszusammenhangs von Menschen als Lebenverhältnis ihrer Geschichte, als geschichtliches Niveau ihrer Menschwerdung. Sie entsteht im Kreislauf der Naturaneignung der Menschen, im Verhältnis ihrer Bedürfnisse zu ihrer Tätigkeit, dem Sinn ihres Verlangens als Grund der Sinnbildung ihrer Kultur und dem Nutzen ihrer Arbeit. Die Geschichte der menschlichen Gesellschaft ist die Geschichte der Naturmacht des Menschen, die Geschichte der Produktivität seiner Arbeit und der Reichhaltigkeit seiner sinnlichen Beziehungen: Sinn und Nutzen der Verhältnisse des Zusammenwirkens seiner Wirtschaft und Kultur. In den Gesellschaften der Menschen vergegenständlichen sich ihre kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen als Gegenstände ihrer Wirtschaft und Kultur. Sie verwirklichen darin ihre sozialen Verhältnisse im Lebensausdruck ihrer Bedürfnisse und als Lebensäußerung ihres Arbeitsvermögens in einem: Als gesellschaftliche Existenzform der Geschichte ihrer Produktivkraft für ihre Wahrnehmung, im Nutzen ihrer Arbeit für den sinnlichen Reichtum ihre Lebens (siehe hierzu auch historischer Materialismus). Hierfür nötig ist eine gesellschaftliche Vermittlungsform der einzelnen Bedürfnisse wie der Arbeit hierfür, aus dem sich das Allgemeine ihrer Lebenszusammenhänge ergibt. Es verlangt also ein dem entsprechendes politisches Verhältnis von Inhalt und Form ihrer hieraus begründeten Beziehungen. Diese Gesellschaftform hat sich alllerdings in der bisherigen Geschichte noch nicht ergeben (siehe hierzu auch Kommunismus) Genau zu unterscheiden ist Gesellschaft von jeglicher Form bloßer Gemeinschaft. Darin verhalten sich Menschen zu einander als Lebensumstände eines bestimmten Lebenszusammenhangs. In Gesellschaft verhalten sie sich zu ihren Lebensbedingungen. Der Lebenszusammenhang einer jeden menschlichen Gesellschaft, ganz gleich, in welcher Form und welchen Verhältnissen sie sich verwirklicht, gründet auf ihrer Geschichte, in welcher sich der Nutzen ihrer Erzeugnisse mit dem Sinn vereint, den die Menschen unentwegt bilden und woraus und worin ihr Lebensreichtum substanziell entstanden ist und besteht. Gesellschaftliche Sinnbildung ist die Geschichte und die Beziehung menschlicher Lebensäußerung zu den Gegenständen ihres Lebens, Lebensproduktion, die Geschichte der menschlichen Bedürfnisse und der Arbeit, durch die sie entstehen und befriedigt werden. Sinn und Nutzen der Arbeit von Menschen gestaltet Kultur und Reichtum, ist ihre gesellschaftliche Substanz, macht ihre Wirtschaft und Sinnbildung aus (siehe hierzu historischer Materialismus). Gesellschaft ist daher immer selbst schon eine gegenständliche Bildung, ein menschliches Lebenswerk, das in den Formen der Verhältnisse ihrer bisherigen Geschichte sich auch in ihren Beziehungen und Bedingungen fortbildet. Die Menschen stellen immer nützliche Dinge her und bilden immer sinnvolle Zusammenhänge, denn sie können nur nutzen, was sinnvoll für sie ist und nur erzeugen, wofür sie einen Sinn gebildet haben - organisch geht immer das Eine aus dem Anderen hervor. Der gesellschaftliche Lebenszusammenhang ist schon vor aller Erfahrung das Lebensverhältnis menschlicher Beziehungen. Aber jede Beziehung kann nur sein, wo Eins zum Anderen zieht und dieses sich hierzu auch wirklich verhält, eine wirklich objektive Form für ihre subjektiven Inhalte ist. In den Klassenkämpfen geht es um epochale Widersprüche der Lebensformen. Wo Beziehungen keine objektive Form finden, wo sie versprengt und hierdurch gesellschaftlich isoliert werden, wo sie in sich selbst zurückfallen, sich in ihrer Verselbständigung nur noch auf sich reduzieren, wo sie von ihrem wirklichen Sinn absehen, um für die Fortexistenz einer abstrakten Gesellschaft allgemein nützlich zu sein, da wird der Zerfall zu einem gesellschaftlichen Zusammenhang, in dem das Tote lebt, weil das Leben unentwegt abgetötet werden muss, um einen gesellschaftlichen Unsinn zu verewigen. Weil in einer solchen abstrakten Allgemeinheit nur der Zusammenhang eines Zerfalls sich verwirklichen kann, kann Gesellschaft nicht wirklich gesellschaftlich sein. Sie existiert in einer Form, in der ihre Beziehungen nicht wirklich durch sich selbst wahr sein können, in der das Allgemeine ihrer Verhältnisse ihrem Inhalt vorausgesetzt ist und dessen Vermittlung abstrakt bestimmt. Wo das Allgemeine schon da sein muss, bevor es wirklich existiert, da zergehen die Notwendigkeiten schon leicht in den unzähligen Sinnfälligkeiten der Ereignisse. Alles erscheint sinnig, bevor es wirklich sein kann, weil es nur Allgemeines im Sinn hat. Davon zehrt jede Ideologie. Und sie sinkt wie eine betörende Nebelschwade in die Niederungen des Alltags. Alles, was für sich bodenlos, in jeder Beziehung nichtig und für jeden Verstand selbstverständlich ist, erscheint darin gut versichert, gut gepflegt und gut bewacht. Es weicht die Konturen auf, in denen alles in Nichts zergeht, lässt Löcher in reizvollem Glanz leuchten, neue Reflektionen sprießen. Und dieser Reiz kann auch nichts anderes sein, als der Widerschein einer Bodenlosigkeit, die nur noch sich selbst erfüllt, Verlangen nach mehr erzeugt, und damit süchtig nach nichts mehr macht, als das, was ist. Aber die Welt wird wieder rund, - und so "dreht sich alles hübsch im Kreise, wie angenagelt, rührt sich kaum" (Heinrich Heine). Und so ist es auch hier wie überall: Eine Gesellschaft besteht nicht aus einer Ansammlung von Individuen, die nebeneinander produzieren und konsumieren, auch nicht als Verein bzw. Community von Individualisten, die selbstlos und füreinander frei geschaffene Erzeugnisse hervorbringen, durch die sie einander in gleichem Recht nützlich sind. Und sie ist auch nicht ein Interessensverband von selbstorganisierten Lebensgemeinschaften oder Genossenschaften, die sich im Zweck einer günstigen Bewirtschaftung und Erwirtschaftung ihrer Lebensmittel treffen. Gesellschaft ist all dem schon durch die Verfügbarkeit des Reichtums aus ihrer bisherigen Geschichte, als Produkt der menschlichen Geschichtsbildung vorausgesetzt und setzt sich selbst fort durch das notwendige Zusammenwirken der Menschen, durch die Kraft ihrer Subjektivität, die sich gegen ihre objektiven Wesensnöte aufrichtet, ihre Bedürfnisse und ihrer Produktivität zum Zweck ihrer Emanzipation aus der Beschränktheit ihrer einzelnen Existenz, die Synergie ihrer Lebensproduktion als Naturmacht, als wirkungsmächtige Lebenserzeugung, als Lebenserhaltung durch ihre gesellschaftliche Ergänzung über die bornierte Selbsterhaltung ihrer bloßen Zivilisation hinaus, als Naturmächtigkeit ihres sozialen Verhältnisses, ihrer Lebenswirklichkeit in einer menschlichen Kultur. Die praktische Basis einer jeden menschlichen Gesellschaft ist die Selbstverständlichkeit der Lebenserhaltung der Menschen, die darin zusammenwirken, deren Aufwände für ihre Lebenserhaltung also in einem gesellschaftlichen Verhältnis auf ihre Bedürfnisse bezogen sind und in ihren Verhältnissen als Verhalten von Notwendigkeit in Freiheit entwickelt werden. Ihre natürliche Beziehung ist daher ihre Teilhabe an einem Verhältnis, in welchem sie einander ergänzen und die Synergie ihres Verhältnisses für ihre Fortbildung (siehe Sinnbildung), für ihre Geschichte nutzen (siehe auch Ergänzungswirtschaft). Ihr Auskommen als arbeitende Menschen sollte daher durch ein Einkommen bestätigt und bestärkt werden, das ihre sinnlichen Verhältnisse bewahrheitet, bewährt und bereichert (siehe Reichtum). Solange dies gelingt, sind sie einander verträglich und stehen auch ohne ausdrücklichen Vertrag in ihrem Tun und Lassen in Einklang. Doch Gesellschaft verlangt das Eingeständnis ihrer Notwendigkeit und kann nur durch sie hindurch Freiheit in ihrer Überwindung, in der Verwirklichung seiner Lebensäußerungen, in seiner Selbstvergegenständlichung finden. "Der Mensch verliert sich nur dann nicht in seinem Gegenstand, wenn dieser ihm als menschlicher Gegenstand oder gegenständlicher Mensch wird. Dies ist nur möglich, indem er ihm als gesellschaftlicher Gegenstand und er selbst sich als gesellschaftliches Wesen, wie die Gesellschaft als Wesen für ihn in diesem Gegenstand wird." (MEW 40, S. 541). Gesellschaft ist also nicht nur der wirkliche, sondern auch der notwendige Lebenszusammenhang der Menschen, wie er sich geschichtlich entwickelt hat und in welcher Form auch immer dieser da ist. Im Dasein der Menschen setzt sich ihr Sein als gesellschaftliche Wirklichkeit ins Verhältnis ihrer Lebenssubstanzen. Von daher ist jedes ihrer Verhältnisse substanziell gesellschaftlich, also immer in einem ganzen Zusammenhang, in dem sie sich ergänzen und fortentwickeln, auch wenn er gebrochen oder widersprüchlich ist (siehe hierzu auch Doppelcharakter). Wo aber der gesellschaftliche Zusammenhang nicht mehr ist, wo er durch Krise, Krieg oder Barbarei oder Selbstsucht zerstört ist, genichtet, aufgelöst oder ausgebeutet, abwesend in irgendeiner Form, die fremd bestimmt ist, da ist er negativ wirksam, weil Gesellschaft überhaupt den substanziellen Zusammenhang des menschlichen Lebens ausmacht. Wo die Menschen ihre Gesellschaft nicht wirklich haben oder erkennen können, bleibt sie dennoch ihre einzig wirkliche Lebensform und ist dann allerdings als Grundlage ihrer Wirklichkeit negativ wirksam. Wenn Menschen darin verelenden, wenn Gesellschaft für sie nicht wirklich menschlich da ist, ergibt sich aus ihrer Negation eine Totalität ihrer Abwesenheit, der Sog ihrer Zerstörung, der sich aus dem menschlichen Vakuum ergibt, in welchem sich ihr Zusammenhang nichtig macht. Ihr Elend setzt sich dann als politische Gewalt fort, indem aus dem gesellschaftlichen Elend von Individuen eine gewalttätige Kultur entsteht, Fanatismus, Rassismus und politische Macht, die sich in der Meinungsbildung verallgemeinert und durch politischen Populismus zur Wahl gelangt, um als Kulturstaat verwirklicht zu werden. Die menschliche Gesellschaft erweist sich von da her immer als ein ganzes Verhältnis der Menschen, das Verhalten zu ihrer Natur, ein Ganzes, worin sie einander ergänzen, nicht als Staat, Nation oder dergleichen, nicht politisch, sondern als Organismus, als Lebensform überhaupt und weltweit. Ihr wechselseitiges Ergänzen ist nicht Zweck sondern Tätigkeit, Ausdruck ihrer Intelligenz, die durch ihre unterschiedlichen, ihre individuellen Sinnbildungen schon ihre Synergie tätigt, durch die sie Geschichte macht. Diese Gesellschaft gibt es daher nur in und durch ihre Lebenspraxis, durch ihre Geschichte im historischen Dasein der Menschen (siehe Historischer Materialismus) und als dieses Dasein für sie, als ihr Verhältnis zu sich selbst durch andere und als Verhältnis zu anderen als Verhältnis zu sich, als Beziehung des Menschen auf sich als gesellschaftliches Naturwesen. Und das ist ein kompliziertes Verhältnis zwischen dem einzelnen Individuum und seiner menschlichen Allgemeinheit in einer gesellschaftlichen Form, die sich auch als Vertragsform verstehen lässt. Auch Tiere sind auf irgendeine Art und Weise in Gesellschaft, z.B. als Herde, Volk oder Rudel u.a.. Auch sie haben eine gesellschaftliche Intelligenz (siehe natürliche Intelligenz), auch sie haben schon Werkzeuge und einen Sinn für ihre natürlichen Gegenstände. Doch erst die Menschen müssen sich in ihrer Gesellschaft bewusst aufeinander beziehen, um einander nicht zu gefährden, denn sie vergegenständlichen ihre Natur zu einer menschlichen Gesellschaft, durch die Fähigkeit einer gedanklichen Vorfertigung, durch Denken, wodurch sie planvoll ihren Reichtum, den Lebensreichtum ihres gesellschaftlichen Lebens erzeugen, entwickeln und aneignen. Diese Gesellschaft ist eine aus ihrer Natur heraustretende und doch aus ihrer Natur entwickelte Gestaltungskraft, die sich nicht mehr innerhalb der Naturnotwendigkeiten entfaltet, sondern sich als Naturmacht selbst verhält. Sie ist aus dem objekthaften Leben in der Natur hervorgegangen und hat sich zu einem lebenden Subjekt gebildet, ist somit ein subjektives wie objektives gegenständliches Verhältnis der Menschen. Sie ist die Lebensform einer Lebensenergie, welche die Zusammenhänge und die Stoffe der Natur intelligent und planend für sich zusammenbringt und ihnen eine Entwicklungsmacht, eine Produktivkraft verleiht, die sich aus ihrer Geisteskraft heraus entwickelt und verhält. Sie entfaltet ihre Naturenergie als geistiges Verhältnis zu einem gesellschaftlichen Subjekt und erzeugt eine Gegenständlichkeit, die Natur als Kultur, als Lebenszusammenhang der menschlichen Kultur, die sich durch ihre politischen Entscheidungen zu ihrem Fortschritt oder auch zu ihrem Niedergang bestimmen kann. Gesellschaft ist das lebende Zusammenwirken der Menschen, notwendige Wirklichkeit des Menschseins, menschliche Synergie in der Erzeugung ihres Selbsterhalts und ihres Lebens. Sie beruht auf dem besonderen Verhältnis der Menschen zu ihrer Natur, die ihnen gegenständlich und also Gegenstand ihres Stoffwechsels und ihrer Arbeit, ihrer Sinnbildung und Kultur ist. Ihre Gesellschaft selbst ist die Naturmächtigkeit ihres Lebenszusammenhangs, durch welche ihr Erhalt und Fortbestand gesichert und die Entwicklung ihrer Lebensvielfalt, die Vielfältigkeit ihres sinnlichen Lebens, ihr geistiger und materieller Reichtum geschaffen und gebildet wird. Menschliche Gesellschaft gründet auf den Notwendigkeiten ihrer Naturmächtigkeit, begründet sich also immer aus ihrer Produktivkraft. Diese erfordert eine gesellschaftliche Organisation ihrer Nutzung und Fortbildung und verlangt ein hierauf gerichtetes Bewusstsein. Bevor der Mensch seine Sachen und Güter produziert, hat er sich schon im menschlichen Dasein, wie es sich als menschliche Gesellschaft in jedweder Form darstellt, in seinem Menschsein unter Menschen erkannt - wenn auch nicht immer als dies schon begriffen. Er ist nicht erst durch seine Produkte, seine gegenständlichen Veräußerungen objektiv, sondern praktisch immer schon durch sein gesellschaftliches Dasein in seiner Kultur. Diese ist daher nicht einfach ein "Überbau" über seine Lebensproduktion, sondern deren Inhalt und von daher weder Ideologie noch Widerschein (siehe Widerspiegelungstheorie), sondern praktischer Lebensinhalt. "Alles gesellschaftliche Leben ist wesentlich praktisch. Alle Mysterien, welche die Theorie zum Mystizismus veranlassen, finden ihre rationelle Lösung in der menschlichen Praxis und in dem Begreifen dieser Praxis" (MEW 3, S. 7). Das gesellschaftliche Leben ist zum einen Resultat der bisherigen Gesellschaften, welche diesen Reichtum der Menschen durch den Aufwand ihrer Naturkraft, ihrer Arbeit, geschaffen haben, Resultat der Lebensproduktion der Menschen, Produkt ihrer Sinnesgeschichte, menschliche Kultur, wie sie sich in den gegenwärtigen Verhältnissen darstellt; zum anderen sind diese Verhältnisse das gesellschaftliche Leben in der gegenwärtigen Form, worin die Menschen ihre Naturmacht reproduzieren, entwickeln und fortentwickeln, die Gestalt ihrer Lebensproduktion, ihrer Werkzeuge und ihrer Kultur. Diese Sinnbildung kann nur in Gesellschaft geschehen, weil der Mensch für sich als Einzelwesen seiner Natur nicht mächtig ist, keinen anderen Sinn haben kann als den der Selbsterhaltung, den Sinn für seine Notdurft, notdürftige Sinnlichket. Ohne Gesellschaft können Menschen nicht wirklich leben, wie auch keine Gesellschaft Bestand hat, in der sie sich als Einzelne nicht einfinden können. Gesellschaft bietet ihnen die Grundlagen ihres Daseins, wie diese zugleich der Grund ihres Daseins sind. Sie muss ihre Allgemeinheit sicherstellen, weil sie nur durch deren Sicherheit sich selbst sicher sein kann. Was über ihre einzelnes Sein hinausgeht, muss allgemein da sein, weil das Einzelne allgemein nur durch sie ein Ganzes sein kann. Gesellschaft stellt die Bedingungen ihrer Versorgung her, ihre Kindheits- und Altersversorgung, Vorsorge, Produktions- und Lebensbedingungen, Verkehrswege, Bildung, Kultur, Wohnungsbau, usw. Und es sind zugleich immer die Menschen, die hierfür da sind, arbeiten, konsumieren und verkehren. Als Ganzes stellt Gesellschaft daher die Geschichte der Menschen überhaupt oder in einem bestimmten Kulturkreis dar, wie sie auch ihr lebendes Verhältnis ist und also wiederum Gesellschaft bildend ist. In jedem Individuum ist das Ensemble seiner gesellschaftlichen Verhältnisse, wie sich auch die Individuen in der Gesellschaft individuell versammeln, als wirkliches Verhalten von Teil und Ganzem ihres Zusammenhangs. Die Geschichte der gesellschaftlichen Gestaltung ist durch die Entwicklung ihrer Produktivität bestimmt, weil diese - anders als bei anderen natürlichen Spezies - die Verfügung über Natur, also die Naturmächtigkeit des Menschen ausmacht. In den bisherigen Formen der menschlichen Gesellschaft war die Bildung und Ausbildung der menschlichen Sinne wesentlich durch die Entwicklung ihrer Bedürfnisse bestimmt, die davon abhängig war, wie die Mittel zu ihrer Befriedigung verteilt waren, wie sich also Produktivkraft in den Produktionsverhältnissen entwickeln konnte. In dieser Geschichte haben die Menschen ihre Wirtschaft, ihre Kultur und ihre sozialen Beziehungen als gesellschaftliche Form, also als Art und Weise, worin die Inhalte ihres geschichtlichen Menschseins als Geschichte ihres Gattungswesens stattgefunden hat, zu bestimmten Formen ihres Gemeinwesen gebildet, welche ihre jeweilige Produktionsepoche ausmacht und heute als bürgerliche Ordung, als Staat historische Existenzformen ihrer Gemeinform ist. Die gesellschaftliche Form selbst stelt den Entwicklungsstand der Produktivkräfte dar, auch wenn sich darin ein Widerspruch zwischen Produktivvermögen und Produktionsverhältnis entfaltet (siehe Sozialprodukt). "Was ist die Gesellschaft, welches immer auch ihre Form sei? Das Produkt des wechselseitigen Handelns der Menschen. Steht es den Menschen frei, diese oder jene Gesellschaftsform zu wählen? Keineswegs. Setzen Sie (Adressat des Schreibens, Annenkow) einen bestimmten Entwicklungsstand der Produktivkräfte der Menschen voraus, und Sie erhalten eine bestimmte Form des Verkehrs ... und der Konsumtion. Setzen Sie bestimmte Stufen der Entwicklung der Produktion, des Verkehrs und der Konsumtion voraus, und Sie erhalten eine entsprechende soziale Ordnung, eine entsprechende Organisation der Familie, der Stände oder der Klassen, mit einem Wort eine entsprechende Gesellschaft ... Setzen Sie eine solche Gesellschaft voraus, und Sie erhalten eine entsprechende politische Ordnung (Staatsapparat), die nur der offizielle Ausdruck der Gesellschaft ist." (K. Marx, Brief an Annenkow (1846), MEW 4, 548.) Subjektiv, also im menschlichen Subjekt begriffen, ist Gesellschaft die wirkliche Beziehung seines Leidens und seiner Tätigkeit, die sich objektiv als Gegenständlichkeit seines Werdens, als seine bestimmte menschliche Geschichte äußert. Von daher ist das Private auch immer ein Raub an gesellschaftlicher Gegenständlichkeit, am menschlichen Vermögen, weil es sich aus der Vermittlung von Individuum und Gesellschaft herausnimmt und sich das Produkt gesellschaftlichen Zusammenwirkens aneignet, ohne dessen Wirkung als Form des menschlichen Reichtums zurückzugeben. Zerstörung von Gesellschaft entwickelt sich aus der politischen Macht des Besitzums, das in der bürgerlichen Gesellschaft sich über den Warenmarkt durchsetzt (siehe auch Kritik der politischen Ökonomie). Diese vollzieht sich in der Realabstraktion von gesellschaftlichen Lebenszusammenhängen, indem sie deren Vielfalt reduziert und deren Einfalt quantifiziert (siehe hierzu auch Wert). Von da her ist die bürgerliche Gesellschaft auch in der Lage, die bisherige Bildungsgeschichte der Menschen in die Barbarei des immer absoluter werdenden Privatinteresses umzukehren. Die Gesellschaftlichkeit der Menschen zeigt sich nicht losgelöst in überhistorischen Inhalten, z.B. Kultur an sich, Natur an sich, Trieb, Arbeit an sich usw.. Sie drückt sich immer in der historischen Gestaltung des ganzen Menschseins, in der Bewältigungsform der natürlichen Not der Menschen als gesellschaftliche Basis ihres Zusammenhangs (Stoffwechsel), also in der jeweiligen historischen Form aus, in der Form, worin sich die Aneignung und Entfaltung ihrer Natur ereignet, worin sich ihre Arbeit auf ihre Bedürfnisse, ihre Sinnesäußerung auf ihre Selbstwahrnehmung und ihr geschichtlich gewordenes Sein sich auf ihren Willen bezieht (siehe hierzu auch bürgerliche Gesellschaft). In diesem Sinne vesteht sich der historischer Materialismus und begreift sich selbst als Moment der bestimmten Lebensform im Bewusstsein der gesellschaftlichen Geschichte dieses Lebens. Geselschaft kann erst wirklich werden, ihr adäquates Dasein finden, wenn die konkreten Lebensverhältnisse der Menschen ihre Wirklichkeit ausmachen. Eine Vorstellung hiervon bietet der Kommunalismus (siehe auch Kommunismus). Das gesellschaftliche Zusammenwirken der Menschen ist also niemals grundlos, weil es in sich nicht einfach positiv gesellschaftlich bestimmt sein kann. Es müssen die Aufwände nicht nur durch ihre Bedürfnisse entwickelt werden, sondern auch Bedürfnisse durch die Wirklichkeit ihres Aufwands an Arbeit, durch das menschenmögliche Verhältnis von Sinn und Nutzen bemessen sein. Gesellschaft muss immer wieder die Notwendigkeit ihrer Natur aufheben indem sie Vorsorge und Reichtum zu einer gesellschaftlich Existenz bringt, die Ressourcen, Stoffe und Energien hierfür verfügbar macht, Verkehr, Kommunikation und Produktion zur rechten Zeit am rechten Ort zusammentreffen lässt und die ökonomischen Aufwände politisch auf ihre wirklichen Notwendigkeiten und Bedürfnisse bezieht und zur Entscheidung bringt. Gesellschaftlihe Entwicklung der Menschen ist daher immer zugleich auch Entwicklung ihrer Natur, die Sinnbildung als Emanzipation ihrer Lebensnotwendigkeiten. Jede Gesellschaft ist also in ihrer Geschichte auch begrenzt durch ein Gebiet, auf dem sie sich definiert und das Fläche, Raum und Natur, also auch Bodenschätze bietet. Aber sie ist zugleich Teil der Weltbevölkerung, also einer allen Menschen gemeinen Gesellschaft, hat also auch Teil aller Schätze, die Menschen und Natur zur Erwirtschaftung des gesellschaftlichen Reichtums der Weltbevölkerung zur Verfügung haben. Wie sich diese verschiedenen Ebenen und Beziehungen und Wechselwirkungen, also die Wirklichkeit der menschlichen Verhältnisse auf der Welt so gliedern können, dass alle Teile widerspruchfrei existieren können, das ist die große Frage einer humanen Politik, die nur durch die Form einer Ergänzungswirtschaft aufzulösen sein wird (siehe hierzu auch internationale Kommunalwirtschaft). Die Geschichte der Menschheit ist die Geschichte ihrer Gesellschaftsformen, das ineinander Übergehen einer Form in eine andere als Form der Produktionsweise des Lebens der Menschen (z.B. Stammeskulturen, Sklavenhaltergesellschaft, Feudalismus, Kapitalismus). Allein diese Form macht den Begriff einer bestimmten Gesellschaft aus. Die Begriffssubstanz der Gesellschaftsform begreift das Wesen ihres Zusammenhangs, in welchem die Wirklichkeit dieser Form sich begründet. So ist im Kapitalismus die Arbeitszeit zur Substanz aller menschlichen Beziehungen, zur Wertsubstanz geworden (siehe Arbeitswerttheorie). Der menschliche Reichtum hat darin Wertform, existiert gesellschaftlich also nur als Aufhäufung von Arbeitszeit dar, gleichgültig, wieviel Sinn diese für die einzelnen Menschen wirklich hat. Was sie in dieser Gesellschaftsform an Gütern des Lebens erhalten, wird ihnen durch das Einbringen und Verwerten ihrer Arbeitszeit gewährt. Jenseits der gesellschaftlichen Form ist Kultur die lebendige Substanz einer Gesellschaft, welche diese Form ausfüllt, Inhalt und Sinn des menschlichen Zusammenwirkens. Dies bringt angesichts gesellschaftlicher Krisen die populistische Rechte dazu, an die Kultur wie an einen selbständigen Träger des Gemeinwesens zu appellieren und dieses mit dem Nationalstaat gleichzusetzen, aus ihm einen Kulturstaat zu fordern und die Staatskultur zur Gesinnungskultur schlechthin zu machen. Diese hat aber nichts mehr mit einem Gemeinwesen zu tun, da es sich hierbei um eine Verkehrung des menschlichen Zusammenwirkens zu einer Kulturmacht der Staatsgewalt handelt (siehe hierzu auch Faschismus). Auch ist der Nationalstaat keine Gesellschaft. Er hat immer nur die politische Form bürgerlicher Produktionsweisen zu institutionalisieren und gründet auf den Befestigungsinteressen des Marktgeschehens (siehe auch Bürger). Indem der Nationalsozialismus behauptet, Gesellschaft durch den Staat wieder herzustellen, hat er eine Selektion von Menschen als Staatsbürger und "lebensunwertem Leben" (sihe Euthanasie) schon dem Begriff nach nötig (siehe Hitler-Formel). Inzwischen gibt es auch Kulturen, die sich nicht in einer Gesellschaft darstellen, sondern als entzweite Gesellschaften einer Produktionsform, der kapitalistischen Produktionsform. Dies hat die Globalisierung, die weltweite Ausweitung des Warenmarktes ergeben: Zur einen Seite die Dienstleistungsgesellschaft, in der sich vorwiegend die Geldbesitzer zueinander verhalten, und zur anderen die geldlose Gesellschaft, in der die Besitzer von Bodenschätzen (z.B. Gold, Silber, Öl, Kupfer usw.), Arbeitskräften (Familienarbeit z.B. für transnationale Konzerne) und Natur (z.B. Regenwald) nach Maßgabe des Weltmarktes existieren: die sogenannte Dritte Welt. Aus diesem Gegensatz von Geldbesitz und Naturbesitz ergeben sich die kulturellen Verzerrungen der Fremdarbeit, die zur gesellschaftlichen Eigenständigkeit der bürgerlichen Kultur, zur Kultur der Bürger als eigenständige Gesellschaftsform führt (siehe zwischenmenschliche Verhältnisse). | ![]() |
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