"Die Gleichgültigkeit gegen die bestimmte Arbeit entspricht einer Gesellschaftsform, worin die Individuen mit Leichtigkeit aus einer Arbeit in die andere übergehen und die bestimmte Art der Arbeit ihnen zufällig, daher gleichgültig ist. Die Arbeit ... hat aufgehört als Bestimmung mit den Individuen in einer Besonderheit verwachsen zu sein. (K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, S. 25) Dass etwas eine gleich geltende Wirkung haben soll (siehe hierzu auch Geld), ergeht aus einer gesellschaftlichen Macht, die dem Vergleich im Zweck der Austauschbarkeit (siehe auch Tausch) dienstbar ist (siehe auch Täuschung), weil sie einen gesellschaftlichen Wert als Subjekt ihrer Geschichtsbildung verstanden wissen will (siehe politischer Wille). Sie unterwirft damit allerdings alle darin vermittelte einzeln und also privat bestimmte Beziehung – ihre unmittelbare sinnliche Gewissheit – der Macht einer abstrakten Selbstbegründung (siehe Ohnmacht). Im abstrakt Allgemeinen (siehe hierzu auch Masse) erlangt alles eine gleiche Geltung, weil darin das Verallgemeinerte selbst gleichgültig gegen seine bestimmte Inhalte ist. Es hat eine eigene Wirkung auf das Einzelne, weil es deren letztliche Substanz ganz allgemein von ihren Inhalten als allen gemeine Form ihrer Substanz für sich abscheidet und abtrennt, so dass es durch sich selbst schon hier und dort und da sein kann (siehe Dasein). Gleichgültigkeit entsteht im Dazwischensein von vielem, das sich nurmehr durch eine stetige Angleichung verallgemeinert, mitteilt und vermittelt. Sie abstrahiert von allen Unterschieden, reduziert ihren bestimmten Sinn auf eine unbestimmte, auf eine abstrakte Beziehung, wiewohl sie auf einem Verhältnis von bestimmten Beziehungen gründet. Von daher geht das Bestimmte dieser Beziehung in der Gleichgültigkeit unter, obwohl die nur durch jene sein kann und sich nur durch sie erhalten kann. Gleichgültigkeit ensteht im Vergleich, in dem die darin ins Verhältnis gesetzten Objekte zu gleicher Gültigkeit genommen werden, also jenseits ihrer qualitativen Unterschiedlichkeit bestimmt werden und in ihrer unbestimmten Bestimmtheit bewertet werden. Gleichgültigkeit ist daher die Bestimmtheit eines Wertes, der sich aus gleich geltenden Beziehungen ergibt und durch den Vergleich diese auch in ihrem Verhältnis praktisch begründet. Darin sind sie zwar inhaltlich nach wie vor unterschiedlich, gelten aber in ihrer Beziehung gleich, sind "bestimmt, aber gleichgültig gegen ihre Bestimmtheit", so hatte dies Hegel begriffen und als Ausdruck eines abstralten Verhältnises formuliert, so wie dies auch von Karl Marx übernommen wurde. Und so bestimmt dies dann auch Wirklichkeit ihrer Beziehungen, ihr gesellschaftliches Verhältnis, das sich sowohl persönlich als auch in seiner sachlichen Wirklichkeit entwickelt (siehe hierzu auch Wertbildung), die sich im permanetnen Vergleich nur im Streit um das Maß der Geltung gegeneinander - eben als Konkurrenzverhältnis - subjektiv im Geltungsstreben, objektiv in seiner Bewertungslogik durchsetzen kann. Die Substanz dieser Beziehung ist darin allerdings abwesend als das bloß abstrakte Sein als "stillschweigende" Bedingung der Menschen und ihrer Lebenswelt (siehe abstrakt menschliche Arbeit, abstrakt menschlicher Sinn), die begrifflich auch ihre abstrakte Entfaltung erklärt: als Wertsubstanz, die nur quantitaiv als Wertgröße einer endlosen Vertauschung ihrer konkreten Substanzen (siehe auch Täuschung) sich verwirklichen kann (siehe auch Tauschwert) und hierbei das Verhältnis von Form und Inhalt ihrer Beziehung verkehren, das Mittel selbst zum Zweck machen, ihre Beziehung im Verhältnis ihrer wirkliche Vermittlung in der Wirklichkeit ihrer Mittel unentwecgt auflösen, während sie deren Wertgröße vermehren, während sie diese zugleich erzeugen müssen, um in Gesellschaft zu sein. So ist Gleichgültigkeit nichts anderes als der Begriff eines abstrakt Allgemeinen, einer Entfremdung einer jeden Besonderheit. Sich selbst fremd gewordene Verhältnisse bestehen aus gleichgültigen Beziehungen. Gleichgültigkeit macht alles gleich geltend, abstrahiert also von den unterschiedlichen Inhalten, die das Leben ausmachen, es auf das reduzieren, was sich gleich bleibt, im Grunde also leblos ist (siehe z.B. abstrakt menschlicher Sinn, abstrakt menschliche Arbeit, abstrakt menschliche Gesellschaft). In der Gleichgültigkeit wiederholt sich das Gewöhnliche, dem das Besondere, der besondere Unterschied entzogen ist. Jede Kenntnis hiervon wird durch die Verdopplung der Gewohnheiten ausgeschlossen, die Wahrnehmung zum bloßen "Echo" eines darin gleich bleibenden Wesens und somit ihrer Neugierde beraubt und jeder bestimmten Beziehung enthoben. Alles Bestimmte verschwindet in der Unterschiedslosigkeit eines unbestimmten Verhältnisses, in einer allgemeinen Abstraktion der Wahrnehmung, die meist auch den abstrakten Verhältnissen ihres Gegenstand ausgesetzt ist, weil sie sich an die Gleichförmigkeit ihrer Lebensverhältnisse gewöhnt hat (siehe auch Realabstraktion). Weder der wirkliche Gegenstand noch der bestimmte Inhalt der Wahrnehmung lassen sich in dieser Form erkennen, wenn sie nur als Ereignis für wahr genommen wird und somit auch für das Denken die Wahrnehmung als eine bloße Vorstellung des Erlebens ihrer Zusammenhängen gleichförmig geworden ist, seine Inhalte nur noch idealisiert erinnert werden können. Ohne die Kritik dieser Gewohnheiten bleibt nur das, was die "Macht der Gewohnheit" ist, was von allen Unterschieden schon abgesehen hat, bevor es wahrgenommen wird (siehe auch Gedankenabstraktion). Was also der Wahrnehmung verbleibt, ist eine bloße Interpretation des ewig Gleichen, einer abstrakt allgemeinen Substanz, die nur ideell wahr ist, z.B. als abstrakt menschliche Arbeit oder als abstrakt menschlicher Sinn, die also nur noch so bewusst, wie sie auch real ist, eben weil sie nur noch der Interpretation einer gedanklichen Logik des Realen folgt, bloße Ideologie ist. Diese Logik kann sich objektiv - und meist auch subjektiv durch die Absichten der Menschen in ihren abstrakt allgemeinen Verhältnissen, in den Lebensverhältnissen einer abstrakt menschlichen Gesellschaft - nur als das entwickeln, was jenseits von ihrer Wirklichkeit bestimmt ist, - was sowohl durch seine sachliche (siehe Realabstraktion) als auch seine ideologische (siehe auch Gedankenabstraktion) Beziehung nur so da sein kann (siehe auch Dasein), wie sie nicht wirklich wahr ist, weil sie in ihren Lebensverhältnissen beziehungslos bleibt, unentwegt entschwindet, mal anwesend und mal abwesend für die Wahrnehmung ist, in Wahrheit ganz allgemein also unwirklich bleibt. Das macht Wahrnehmung kompliziert, ihre Inhalte austauschbar, so dass sie diese ebenso leicht vertauschen wie auch als Täuschung für sich wahrmachen und verrückt werden kann. So wie etwas nämlich subjektiv für die Wahrnehmung als Material einer voraussetzungslosen Erkenntnis ist, wie es sich anfühlt, wo es zu finden ist, wie es also für die Empfindung ist, kann es auch objektiv gleichgültig bestimmt sein. Wo bestimmte Verhältnisse sich "gleichgültig gegen ihre Bestimmtheit" (Hegel) entwickeln, bestimmen sie sich durch eine Abstraktion, reduzieren sie ihre Beziehungen auch wirklich auf ihre objektive Substanz, die darin sich gleich bleibt, sich in ihrer bloßen Allgemeinheit als abstrakt Allgemeines in Form hält (siehe Elementarform) und sich im Allgemeinen nur abstrakt bewahren und bewähren kann. Subjektiv wie objektiv wird hierbei von der bestimmten Gewissheit ihrer Wahrheit und Wahrnehmung abgesehen, und damit auch in ihrer Wirklichkeit zugleich eine Absicht verwirklicht, durch die der Gegenstand der Erkenntnis als etwas Drittes zu begreifen ist, das weder das eine, noch das andere, aber doch beides in einem ist (siehe auch Dialektik). Dies Dritte muss für den Menschen Gegenstand der Abweisung, der Kritik sein, denn soweit er objektiv - also außer sich - auf eine allem gleich geltende Form, auf eine ihrer Beziehung äußerlich bleibenden Substanz reduziert ist und sich auch als diese verhält und sich nur darin ins Verhältnis bringt, betreibt Gleichgültigkeit subjektiv den Ausschluss der Erkenntnis von unterschiedlichen Inhalten, die Abweisung von bestimmter Bezogenheit durch die Ausschließlichkeit einer formellen, einer sich gleichbleibenden, einer selbstbezogenen Identität. Da diese aber nur unwirklich, also nicht wirklich wahr, nicht lebendige Wahrheit sein kann, beschreibt der Begriff nur eine gleiche Geltung (siehe hierzu auch Geltungsstreben), also eine objektive Abstraktion in einer wirklichen Beziehung. Sie formuliert das "Herausgenommene", das Abwesende aus ihrem Leben als darin sich gleichbleibende Form (siehe Gleichheit) Substanz, in deren Gleichförmigkeit sie nicht wirklich sein kann und sich von daher der Endlichkeit ihrer Verhältnisse entzieht, ein unendliches Verhalten beschreibt, das sich gegen die Vielfalt seiner Sinne verhält, sich also aus reichhaltiger Sinnlichkeit heraus-setzt, körperlich überhaupt nur als ein entäußertes Quantum ihrer Substanz existieren kann (siehe hierzu auch Begriffssubstanz). Reichtum besteht aber nicht aus einem bloßen Quantum, sondern aus der Vielfalt des Lebens und der Lebensmittel, dem Potenzial einer jeden Entwicklung und Geschichte, den Unterschieden seiner Beziehungen und .den ihnen entsprechenden Möglichkeiten, hieraus Substanz für Neues zu schöpfen. Im bloßen Quantum werden diese gleichgültig, abstrakt füreinander, und sehen gerade von dem ab, was sie wesentlich ausmacht und sie in ihrer Beziehung auch wirklich erst ergänzt, zum Ganzen vieler Eigenschaften wird, das wiederum in der Lage ist, sich auf anderes durch seine Bildung und Geschichte ergänzend zu beziehen und fortzubilden. In der Gleichgültigkeit geht dieses Potenzial der Geschichte unter, wird zu einer fixen Abstraktion, zu einem abstrakt Allgemeinen, das seinen Stoff nicht für sich entwickeln kann, sondern nach ihm getrieben ist und als Trieb einer Geschichte lediglich seine Negation als Gedankenabstraktion oder Realabstraktion verwirklicht. Was darin gleich gilt oder sogar gleich geschaltet wird erwirkt Macht über das Unterschiedene, von dem abgesehen wird, und das sich nur hinterrücks durch seinen Trieb fortentwickelt und eine ihm fremde Geschichte bestimmt, sich seiner Herkunft und Bezogenheit ermächtigen muss, indem er diese hinter seiner Gleichgültigkeit verbirgt (siehe Entfremdung). Macht über das Leben kann überhaupt nur durch Gleichgültigkeit zum Tragen kommen. Mit Gleichgültigkeit wird daher auch meist Beziehungslosigkeit gemeint. Martin Heidegger machte sie als Seinsvergessenheit den Menschen zum Vorwurf. Doch Gleichgültigkeit ist selbst die Form einer Beziehung, - denn nichts kann wirklich gleich gelten, ohne dass von seiner Verschiedenheit abstrahiert und diese zugleich unterstellt wird. An sich kann nichts und niemand gleichgültig sein, weil jede Beziehung nur aus Unterschieden bestehen kann und Gleiches nur gültig wird, wo es in dieser Beziehung verglichen und dadurch erst vergleichbar gemacht ist. Es ist die Form einer durch diese selbst bestimmten Beziehung, einer Beziehung, die eine Formbestimmung enthält, die Bestimmung eines Vergleichs, dem gleiche Geltung in der Form seines Verhältnisses abverlangt ist. Diese muss in einer Bestimmung gleichgesetzt werden, die von diesem Unterschied absieht und mit dieser Abstraktion zugleich allgemein gelten, als abstrakt Allgemeines wirksam sein soll. Dieses mag wirklich sein, kann aber auch nicht die ganze Wirklichkeit bestimmen, wo Menschen in der Lage sind, ihr Leben auch wirklich zu begreifen und solche Wirkung zu kritisieren, sich aus dieser durch ihre Kritik selbst zu unterscheiden. Jedes Leben bildet und entwickelt sich durch seine sinnlichen Gestaltungen, durch die Inhalte seiner Sinnbildungen. Diese können gerade deshalb nicht gleich sein, weil sie sich in ihrer Verschiedenheit ergänzen und erst hierdurch ganz werden, ein Ganzes vieler Eigenschaften, ihren Lebensreichtum erzeugen. Dies ist die Grundlage einer menschlichen Gesellschaft überhaupt, die es daher immer nötig hat, dass ihre Lebensform ihren Inhalten entspricht. Gleichsetzung totalisiert dieses Ganze zu einer Abstraktion von ihren Unterschieden, von ihrer Natur. Gleichgültigkeit einsteht durch den Schmerz paradoxer Verhältnisse, worin Menschen sich nicht durch ihre Lebensinhalte zur Bildung ihres Lebensreichtums aufeinander ergänzend beziehen können, sondern sich hierin ausschließen müssen, um in Beziehung zu sein, um in sinnwidrigen, also widersprüchlichen Verhältnissen leben zu können, die von daher in einem ihnen äußerlichen Grund existieren müssen, sich durch ihre Lebensverhältnisse voneinander entfremden, um sich verhalten zu können. Gleichgültigkeit ist die Existenzform eines widersprüchlichen Lebens - sowohl im Materiellen wie auch im Geistigen. Ein Widerspruch ist die Einheit von Gegensätzen, die sich auf eine Absehung ihrer Inhalte reduzieren, auf eine Abstraktion einigen. Die Menschen müssen in solchen Verhältnissen in ihrem Verhalten der Gleichheit aller Bestimmtheiten, also in der allgemein gleichen Gültigkeit ihrer Beziehungen entsprechen. Dies ist eine allgemein bezügliche Bezugslosigkeit, also ein Widerspruch, in welchem eine Beziehung durch Unbezogenheit realisiert wird. Das Verhalten zu den Objekten dieser Beziehung nimmt diese in ihrer Unterschiedenheit gleich geltend, also abstrakt von ihren konkreten Inhalten - so, wie sich z.B. Geld auf alle anderen Waren verhält. Das Subjekt verhält sich hierbei in Wirklichkeit nur zu sich selbst, allerdings nur durch den Stoff, den ihm seine Objekte als Mittel und Vermittlung bieten, ohne dass sie in eine wirkliche Beziehung zum Subjekt treten können. Indem Gleichgültigkeit auf diese Weise eine Beziehung ihrer Wirklichkeit enthebt, ist sie überhaupt das Phänomen eines Widerspruchs, worin sich Wesen und Erscheinung entgegenstellen und ist von daher auch als Prozess die substanzielle Aufhebung jeder Bezogenheit (siehe hierzu auch Dialektik). Was sich darin vermittelt, tauscht sich zugleich aus und wird zur Täuschung einer Identität, die nicht sein kann, zur Erscheinung eines Wesens, das nur in seiner Unwesentlichkeit Wirkung haben kann, indem es sich von seiner Substanz löst, indem es diese vertauscht und sich darauf bezieht, indem sie also das darin erscheinende Verhältnis dadurch wahrmacht, dass ihr ihre Täuschung gleichgültig ist. In diesem Verhältnis wird das Fremde zu Eigenem und das Eigene zugleich enteignet, sein Lebensgrund zum Mittel einer Entfremdung. Es ist das Verhältnis einer angeigneten Enteignung, einer Unwirklichkeit, welche die Wirklichkeit bestimmt, indem sie darin wirkende Beziehung von ihrem Sinn enthebt (siehe auch Mystifikation). In der Gleichgültigkeit erscheint die Getrenntheit einer Beziehung von ihrer Existenzform versachlicht, in einer Sache, die zu einem ihr fremden Dasein bestimmt ist. Marx hat dies am Gebrauchswert dargestellt, der die Nützlichkeit eines Dings äußert, das in seiner einzelnen Form für den Gebrauch als Sache noch seinen organischen Inhalt zeigt, allgemein jedoch diesen im Warentausch nur gleichgültig auf andere Waren beziehen kann: "Am Diamant ist nicht wahrzunehmen, daß er Ware ist. Wo er als Gebrauchswert dient, ästhetisch oder mechanisch, am Busen der Lorette oder in der Hand des Glasschleifers, ist er Diamant und nicht Ware. Gebrauchswert zu sein scheint notwendige Voraussetzung für die Ware, aber Ware zu sein gleichgültige Bestimmung für den Gebrauchswert. Der Gebrauchswert in dieser Gleichgültigkeit gegen die ökonomische Formbestimmung, d.h. der Gebrauchswert als Gebrauchswert, liegt jenseits des Betrachtungskreises der politischen Ökonomie. In ihren Kreis fällt er nur, wo er selbst Formbestimmung. Unmittelbar ist er die stoffliche Basis, woran sich ein bestimmtes ökonomisches Verhältnis darstellt, der Tauschwert." (MEW Band 13 Seite 16) Auf die Sachwelt bezogen stellt die Gleichgültigkeit gegen die "stoffliche Basis" der Sache eine Entfremdung zu den Gegenständen der Menschen dar, die immer in einer bestimmten Geschichte und Beziehung zu ihnen existieren. In der Gleichgültigkeit sind sie bloße Gegebenheiten, die nicht als Gegenstände von und für bestimmte Bedürfnissen bestehen, also notwendiges Verlangen implizieren, sondern als Befriedigungsmittel einer Bedürftigkeit, die hiergegen abstrakt ist. Deren Gegenstände werden nicht als solche wahrgenommen, sondern als Selbstverständlichkeit wahrgehabt, ohne gegenständlich, also durch sich selbst bestimmt, sondern als abstrakter Stoff irgendeiner Bedürftigkeit zu sein (siehe Konsum). Solche Bedürfnisse sind selbst schon in der Gleichgültigkeit vermittelt, weil darin den Menschen jede Gegenständlichkeit selbst schon gleichgültig ist, ihre Bedürftigkeit also auch kein bestimmtes Verlangen enthält, sondern reine Notwendigkeit des Habens ist, um zu sein, um in aller Dürftigkeit fortzubestehen. Da durch solche Bedürfnisse Menschen auf alles bezogen sich selbst gleichgültig werden, werden ihnen ihre Bedürfnisse auch zur Gewohnheit. Es sind unendlich gleiche Bedürfnisse, welche sich in der Gleichgültigkeit zu nichts verhalten, weil sie auf alles nur durch sich selbst bezogen, Bedarf der Selbstbezogenheit sind. Das setzt ein Verhältnis von Sache und Mensch voraus, in welchem etwas eben deshalb gleichgültig sein kann, weil es wirklich gleichgültig ist, wie man sich damit oder dadurch verhält, weil es also wirklich gleich gilt. Materiell ist dies Geldbesitz. Wo dieser total entwickelt ist, also als gesellschaftliche Totalität wirksam ist, wird jedes konkrete Verhältnis hiergegen abgelöst, zufällig, bestimmt zum Spielball von Kräften, die den Markt wie die "unsichtbare Hand" von Adam Smith regeln, aber sehr wohl in der Lage sind, gerade dadurch, dass zur Produktion von Waren jede Arbeit, also "Arbeit überhaupt", wertbildend ist, sofern ihre Produkte auf dem Markt erscheinen, - selbst wenn sie nicht verkauft werden und ihr Wert in den Finanzmarkt abgeht. "Werden die Waren aber zu ihren Werten verkauft, so entstehn, wie ent- wickelt, sehr verschiedne Profitraten in den verschiednen Produktionssphären, je nach der verschiednen organischen Zusammensetzung der darin angelegten Kapitalmassen. Das Kapital entzieht sich aber einer Sphäre mit niedriger Profitrate und wirft sich auf die andre, die höheren Profit abwirft. Durch diese beständige Aus- und Einwandrung, mit einem Wort, durch seine Verteilung zwischen den verschiednen Sphären, je nachdem dort die Profitrate sinkt, hier steigt, bewirkt es solches Verhältnis der Zufuhr zur Nachfrage, daß der Durchschnittsprofit in den verschiednen Produktionssphären derselbe wird und daher die Werte sich in Produktionspreise verwandeln. Diese Ausgleichung gelingt dem Kapital mehr oder minder, je höher die kapitalistische Entwicklung in einer gegebnen nationalen Gesellschaft ist: d.h. je mehr die Zustände des betreffenden Landes der kapitalistischen Produktionsweise angepaßt sind. Mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion entwickeln sich auch ihre Bedingungen, unterwirft sie das Ganze der gesellschaftlichen Voraussetzungen, innerhalb deren der Produktionsprozeß vor sich geht, ihrem spezifischen Charakter und ihren immanenten Gesetzen." (Karl Marx, MEW 25, Seite 204 f) l Diesen Ausdruck einer abstrakten Allgemeinheit durch die Gleichgültigkeit ihrer konkreten Erscheinung hat Karl Marx in den "Grundrissen näher erläutert: "Die Gleichgültigkeit gegen eine bestimmte Art der Arbeit setzt eine sehr entwickelte Totalität wirklicher Arbeitsarten voraus, von denen keine mehr die alles beherrschende ist. So entstehn die allgemeinsten Abstraktionen überhaupt nur bei der reichsten konkreten Entwicklung, wo eines vielen gemeinsam erscheint, allen gemein. Dann hört es auf, nur in besonderer Form gedacht werden zu können. Andrerseits ist diese Abstraktion der Arbeit überhaupt nicht nur das geistige Resultat einer konkreten Totalität von Arbeiten. Die Gleichgültigkeit gegen die bestimmte Arbeit entspricht einer Gesellschaftsform, worin die Individuen mit Leichtigkeit aus einer Arbeit in die andre Übergehn und die bestimmte Art der Arbeit ihnen zufällig, daher gleichgültig ist. Die Arbeit ist hier nicht nur in der Kategorie, sondern in der Wirklichkeit als Mittel zum Schaffen des Reichtums überhaupt geworden und hat aufgehört, als Bestimmung mit den Individuen in einer Besonderheit verwachsen zu sein. Ein solcher Zustand ist am entwickeltsten in der modernsten Daseinsform der bürgerlichen Gesellschaften – den Vereinigten Staaten. Hier also wird die Abstraktion der Kategorie "Arbeit", "Arbeit überhaupt", Arbeit sans phrase, der Ausgangspunkt der modernen Ökonomie, erst praktisch wahr. Die einfachste Abstraktion also, welche die moderne Ökonomie an die Spitze stellt und die eine uralte und für alle Gesellschaftsformen gültige Beziehung ausdrückt, erscheint doch nur in dieser Abstraktion praktisch wahr als Kategorie der modernsten Gesellschaft." (K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW Bd. 42, S. 38, 39) Alles Bestimmte geht in der Abstraktion dadurch unter, dass es besessen wird oder besessen sein oder werden kann. Wäre es unerreichbar, so wäre es unendlich bestimmt; in der Gleichgültigkeit liegt die Unendlichkeit in der Bestimmung selbst, als Formbestimmung einer Sache, die alles sein kann, ein Unding, das bestimmt und gleichgültig gegen seine Bestimmtheit ist. Als Lebensverhältnis ist dies die Form einer mächtigen Selbstentfremdung, da sich in solcher Beziehung jeder Mensch in allem und nirgendwo wiederfindet. Und ebenso verhält er sich: Da er sich auf alles gleichgültig bezieht, verschwindet es in ihm (siehe Tittytainment). Er ist die Ganzheit gleichgültiger Beziehungen und da die Beziehung darin nicht aufgehoben, sondern vollendet ist, ist er gegen jedes Einzelne mächtig. Die Einzelheiten bestehen nur in ihm als Teile von ihm und sind füreinander isoliert. Die vollständige Isolation ist die Wirklichkeit der Gleichgültigkeit, das Wirken ihrer Macht. Denn sie ist nichts anderes als die wirklich abstrakte Beziehung, in der sich alles nur aufhebt, weil es durch ihre abstrakte Totalität aufgehoben wird. Der in solcher Bezogenheit sich selbst entfremdete Mensch kann sich hiergegen emanzipieren, wenn er seine Beziehung selbst bezweifelt und sie als seinen Zwiespalt wahrnimmt, darin seinen Schmerz erkennt und sich gegen die Gleichgültigkeit kritisch verhält. Als erstes ist dies das Verhalten gegen Geldbesitz und gegen die Macht, die darauf gründet, dass es als Kapital funktioniert. Dies hierin geweckte Bedürfnis ist das erste menschliche Bedürfnis im Geldbesitz und zugleich die Erkenntnis menschlicher Kultur und der Notwendigkeit zur Kritik der politischen Kultur. |
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