Die urspr�nglichste geistige, sittliche und soziale Allgemeinheit der Kulturen war und ist zum Teil noch der Geist, den die Menschen von Natur aus walten sehen: Gott. Seine Wohlgesonnenheit erschien den Menschen als Lebensgrundlage f�r alles, besonders f�r die Fruchtbarkeit von Natur und Mensch, Jagd- und Sammlergl�ck und f�r die kriegerische Selbstbehauptung der Gemeinschaft, dem Stammeswesen. In dem Ma�e, wie der Kampf der St�mme sich befriedete in abgegrenzten Stammesgebiete, entstanden Gemeinschaftswesen, die auf dieser Befriedung (Entwicklungs- und Verteidigungsbereitschaft) gr�ndeten - Vorformen des Staates. Grund und Boden waren hierin die Machtgrundlagen und die kriegerische Ausstattung die Machtmittel. Das Kriegergl�ck war die Grundlage des Feudalismus und unterwarf die arbeitende Bev�lkerung der Waffengewalt ihrer F�rsten und K�nige, die sich durch ihr Gl�ck im Gottesgnadentum ihrer L�ndereien und Eigent�mer (F�rstent�mer, Herzugtum usw.) sonnten. Bis zur S�kularisierung war der Staat von da her ein Gottesstaat, sein Oberhaupt "von Gottes Gnaden" - meist durch Geburt, also Geschlecht, Stamm oder Sippe. Mit dem Ende des Feudalismus war die Einbeziehung und Aneignung der Natur in das menschliche Selbstbewusstsein soweit fortgeschritten, dass es f�r das Verst�ndnis seines Sozialwesens nicht mehr notwendig eines Gottes bedurfte. Es begann das Zeitalter der Aufkl�rung, das zugleich das Zeitalter einer Gesellschaft war, in welcher die Menschen ihre Produkte als Verarbeitung von Natur und als Lebensmittel ihrer Natur ansahen. Was sie zuvor als durch Gott begr�ndetes Eigentum an Grund und Boden verstanden hatten und was ihnen aus Gottesfurcht die Abgabe ihrer Arbeit beim Lehnsherrn abverlangte, war zu Privateigentum, zu Besitz geworden, den sich jeder Mensch unabh�ngig von seinem Gottesglauben erwerben k�nnen sollte. Im Abendland war die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion mit der Abl�sung vom Gottesstaat gleichf�rmig, weil dort die Entwicklung der Produktionsmittel mit der Entwicklung der Produktion und der Eigentumsverh�ltnisse �berhaupt gleich war. Das Morgenland ist wesentlich unfruchbarer, weitl�ufiger und war daher von vorn herein auch d�nner besiedelt, so dass Eigentum an Grund und Boden dort keine so gro�e Rolle spielte. Seine Gottesstaaten waren Stammeswesen, die auf verschiedene Gottheiten bezogen waren und sich mehr als Sozialwesen selbst, denn durch Eigentum an Grund und Boden unterschieden. Ihnen ging es unmittelbar um ihre Kultur, um die ihnen unmittelbare n�tige Lebensweise - besonders im Verh�ltnis von nomadischen Kulturen und sesshaften. Diese waren auch existentiell wesentlich bedeutsamer als ihr Boden. F�r ihre Entwicklung war die soziale Ausrichtung als Verhalten in allen unmittelbar sinnlichen Verh�ltnissen (Arbeit, Konsum, Geschlecht) machtentscheidend: Wissen und Kenntnisse �ber Land und Leben, Widerstand gegen Auszehrung, Bek�mpfung der Krankheiten. So bekriegten sich diese St�mme um ihre Gottheiten, um ihre Glaubensrichtungen, und sammelten sich innerhalb derselben Landschaften oft mit Gegensinnigkeiten. Von da her war das Morgenland, besonders um die Gebiete des "heiligen Landes", mit Ausnahme des Buddhismus die naturw�chsige Geburtst�tte der gr��ten Weltreligionen: Christentum, Judentum und Islam. Allen gemein wurde der Glaube an die Abstammung von Abraham und an den Gott des Alten Testaments: Das gro�e Kriegs- und Friedenskonkordat um die Zeit der Geburt eines Jesus von Nazareth, in welchem sich das Morgenland gegen das R�mische Reich sammelte. Die Religionen best�rkten sich in den verschiedenen Wirtschaftsweisen auch verschieden: Das Christentum in der N�chstenliebe der Kleinh�ndler, das Judentum als Kulturdynastie und der Islam als Sozialwesen. Ob Israel sich als Gottesstaat ansieht, ist strittig, vor allem, weil das Judentum als Weltreligion l�nderunabh�ngig ist. Jedenfalls gilt es - trotz anderer Auffassung orthodoxer Juden - weltweit als demokratischer Rechtsstaat, der allerdings gerade wegen seiner Selbstbegr�ndung als "auserw�hltes Volk", das zugleich seine Existenz im "gelobten Land" religi�s begr�ndet, in einem gigantischen Widerspruch steht. Der islamische Gottesstaat steht eindeutig hiergegen und empfindet die Westkultur als Eindringling, besonders in der Gestalt von Israel. Es ist eigentlich ein innersemitisches Problem, das mit der Vertreibung der Juden (siehe Judentum) begonnen hatte und ihre Vermengung in der Welt zu ihrer St�rke werden lie�. Das macht die Weltnomaden gewandt und m�chtig gegen den Traditionsreichtum des Islams, besonders wo sie sesshaft werden. Es handelt sich dagegen beim islamischen Gottesstaat um das Problem eines Staates, der sich als Sozialwesen Gottes ansieht und seine existentielle Kraft auch nur hier�ber best�tigt wei�. Das macht den schier unl�sbaren "Nahost-Konflikt" zum Weltkonflikt, besonders in der Vemengung von kapitalistischer Krisenpolitik mit orthodoxen Rechtsvorstellungen. Die Ausrufung des Dschihad formuliert den Widerstand der Gotteskrieger gegen das Eindringen der Westm�chte. Indem aber der Westen dies mit dem Kriegsprogramm "Kampf der Kulturen" beantwortet und den islamischen Gottesstaat als "Islamo-Faschismus" denunziert, erhebt er offen und aggressiv einen Weltmachtanspruch, der dem Terrorismus der Gotteskrieger vorausgeht und ihm in nichts nachsteht. | ![]() |