"Das Privateigentum hat uns so dumm und einseitig gemacht, daß ein Gegenstand erst der unsrige ist, wenn wir ihn haben, also als Kapital für uns existiert oder von uns unmittelbar besessen, gegessen, getrunken, an unsrem Leib getragen, von uns bewohnt etc., kurz, gebraucht wird. Obgleich das Privateigentum alte diese unmittelbaren Verwirklichungen des Besitzes selbst wieder nur als Lebensmittel faßt und das Leben, zu dessen Mittel sie dienen, ist das Leben des Privateigentums Arbeit und Kapitalisierung. An die Stelle aller physischen und geistigen Sinne ist daher die einfache Entfremdung aller dieser Sinne, der Sinn des Habens getreten. Auf diese absolute Armut mußte das menschliche Wesen reduziert werden, damit es seinen innern Reichtum aus sich herausgebäre." Karl Marx in Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844) Im Prinzip der Nützlichkeit (siehe auch Nutzen) entwickelt sich wie von selbst der Sinn des Habens. Das Haben setzt allerdings eine allgemeine Gültigkeit des Privateigentums voraus, eine Geltung als bloßes Besitzen-Müssen. Es ist eine allgemeine Bestimmung, als etwas oder jemand anders zu gelten, als es durch sich selbst ist, als etwas sich nur gerecht werden kann (siehe hierzu Recht), wenn es außer sich ist. Man kann es daher nur haben, indem man sich selbst veräußert, um es zu besitzen. Und für dies Andere muss es zugleich gleichgültig sein, ob es besessen wird, weil es selbst schon besessen, für sich selbst entäußert ist. Weil es also seinen Grund nicht in sich hat, weil es davon abstrahiert, als etwas nur außer sich für sich ist (siehe Dialektik), muss das Begehren hiernach abstrakt bleiben. Weil es als Objekt der Begierde ausschließlich nur in seiner Abstraktion allgemein in Beziehung ist (siehe Geldbesitz) kann es sich subjektiv nur beziehen, indem es seinem Subjekt überhaupt nur objektiv und also äußerlich bleibt. Der Sinn des Habens ist daher die Reduktion einer Beziehung zu einem Gegenstand auf die Form des Besitzes und ist bestrebt, ihn als Privateigentum zu haben, als Gut und Haben oder auch als Guthaben. Wer dem Sinn des Habens folgt, ist bestrebt, alles zu seinem Mittel zu machen, worauf und wodurch er sein Leben bezieht. Es ist die Grundlage einer objektiven Lebensvermittlung (siehe auch Lebensmittel). Haben unterstellt negiertes Sein: Was man nicht ist, das muss man haben, um sein zu können, was man nicht ist. Es beruht auf negiertem Eigenen. Die Objekte des Habens werden besessen und sind subjektiv besessen, wenn sie sich in ihrem Konsum verwirklicht finden (siehe auch Kulturkonsum). In zwischenmenschlichen Beziehungen löst das Haben das Eigene auf; einverleibt sich Fremdes als Eigentum. Weil solche Beziehungen sich leiblich aufbrauchen, sich letztlich selbst aufzehren, entwickeln sie eine innere Leere, die sich durch rein leiblich substanzialsierte Anwesenheit in einem durch Lebensbergung bestimmten Lebensraum zu einer symbiotischen Dichte entfaltet. "Die Aufhebung des Privateigentums ist daher die vollständige Emanzipation aller menschlichen Sinne und Eigenschaften; aber sie ist diese Emanzipation grade dadurch, daß diese Sinne und Eigenschaften menschlich, sowohl subjektiv als objektiv, geworden sind. Das Auge ist zum menschlichen Auge geworden, wie sein Gegenstand zu einem gesellschaftlichen, menschlichen, vom Menschen für den Menschen herrührenden Gegenstand geworden ist. Die Sinne sind daher unmittelbar in ihrer Praxis Theoretiker geworden. Sie verhalten sich zu der Sache um der Sache willen, aber die Sache selbst ist ein gegenständliches menschliches Verhalten zu sich selbst und zum Menschen und umgekehrt. Das Bedürfnis oder der Genuß haben darum ihre egoistische Natur und die Natur ihre bloße Nützlichkeit verloren, indem der Nutzen zum menschlichen Nutzen geworden ist." Karl Marx in Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844) | ![]() |